Der Werwolf Band 2
Raamatust
Wie lange schon ist's her, seit die Klosterglocken von Lehnin verstummten! Seitdem der Hirt,
wenn er die Abendmette hörte, den Hut abriss, die Hände faltete und aufs Knie sank, sein
Angesicht im halblauten Gebet dahin wendend, von wo der Glocken Klang durch den Frieden
der Wälder zitterte. Wie weit schallte der Ton, wie lieblich, lockend, tröstend dem verspäteten
Wanderer. Wenn nun die dunklen Kiefern sich lichteten, und über den Dampf des Lugs die
hundert bunten Giebel und Türme mit ihren goldenen Wetterfahnen, angerötet vom
Abendschein, ihn gastlich anblickten, hörten die bangen Herzschläge auf; Unholde, Wölfe
und Räuber hatten ihre Macht verloren. Vor dem Hirten, dem Wanderer, dem Handelsmann
öffneten sich die Pforten in den dicken Mauern von festgebranntem roten Steine, und drinnen
dampfte der Kessel über dem Herde den Hungernden; ein weiches Lager war für den
Erschöpften gestreut, für jeden je nach Stand und Würden, für alle Frieden und Ruhe.