Die Entscheidung näherte sich. Ob es zum Aufstand kommen sollte oder nicht, hing von der Junta ab, aber die Junta befand sich in großer Verlegenheit. Der Geldbedarf war größer als je, und dabei wurde es immer schwerer, Geld zu beschaffen. Die Patrioten hatten ihren letzten Cent hergegeben und besaßen nichts mehr. Die in der Verbannung lebenden Arbeiter gaben die Hälfte ihres kargen Lohnes ab. Aber man brauchte mehr. Die jahrelange, anstrengende Arbeit der Revolutionäre sollte bald Früchte tragen. Die Zeit war gekommen. Noch ein Stoß, noch eine letzte, heldenmütige Anstrengung, und der Sieg war sicher. Sie kannten ihr Mexiko. Einmal in Gang gebracht, nahm die Revolution von selber ihren Lauf. Die Grenzgebiete waren zum Aufstand bereit. Ein Amerikaner wartete mit hundert Mann auf ein Wort, um die Grenze zu überschreiten. Aber er brauchte Gewehre. Im ganzen Lande bis zum Atlantischen Ozean unterhielt die Junta Verbindungen, und alle brauchten sie Gewehre: Abenteurer, Glücksritter, Banditen, enttäuschte amerikanische Unionisten und die vielen mexikanischen Verbannten, der Sklaverei entflohene Peonen, Minenarbeiter, die man in den Gefängnissen von Coeur d’Alene und Kolorado ausgepeitscht hatte und die deshalb besonders rachgierig und kampflustig waren – Wracks und Strandgut wirrer Geister aus der toll gewordenen Welt. Gewehre und Munition! Gewehre und Munition! Danach riefen sie alle unaufhörlich.
Wurde diese bankrotte, rachgierige Bande über die Grenze geworfen, war die Revolution sofort im Gange. Die Zollämter, die nördlichen Einfuhrhäfen wurden erobert. Diaz musste die Hauptmacht seines Heeres im Süden des Landes halten, denn auch im Süden würde der Aufruhr beginnen. Stadt auf Stadt musste sich ergeben, Staat auf Staat wanken und zusammenstürzen. Und zuletzt kam der Marsch der siegreichen Revolution nach der Hauptstadt Mexiko. Aber das Geld! Die Männer hatten sie, und die warteten ungeduldig auf die Gewehre. Sie kannten die Händler, die ihnen die Gewehre verkaufen und liefern sollten. Aber die Junta hatte ihre Kräfte erschöpft. Der letzte Dollar war ausgegeben, die letzte Hilfsquelle, der letzte hungernde Patriot ausgesogen, und die große Sache schwebte immer noch zitternd auf der Waagschale der Entscheidung. Gewehre und Munition! Die zerlumpten Bataillone mussten bewaffnet werden. Aber wie? Ramos wehklagte über sein konfisziertes Eigentum. Arrellano bejammerte die Verschwendung, die er in seiner Jugend betrieben hatte. May Sethby grübelte, ob nicht alles besser gegangen wäre, wenn die Mitglieder der Junta früher sparsamer gewesen wären.
»Der Gedanke macht mich wahnsinnig, dass die Freiheit Mexikos mit ein paar Tausend elenden Dollars stehen und fallen soll!« sagte Paulino Vera.
Die Gesichter aller drückten Verzweiflung aus. José Amarillo, ihre letzte Hoffnung, ein erst jüngst Bekehrter, der ihnen Geld versprochen hatte, war auf seiner Hazienda in Chihuahua ergriffen und an seiner eigenen Stallmauer erschossen worden. Die Nachricht war gerade gekommen.
Rivera, der auf den Knien lag und den Fußboden scheuerte, blickte auf, den Scheuerlappen in der Hand und die bloßen, von schmutzigem Seifenwasser bespritzten Arme ausgestreckt.
»Würden fünftausend genügen?« fragte er.
Sie starrten ihn an. Vera nickte und schluckte. Er konnte kein Wort hervorbringen, aber eine neue Hoffnung belebte ihn.
»Bestellen Sie die Gewehre«, sagte Rivera, und dann leistete er sich die längste Rede, die sie je von ihm gehört hatten. »Es ist nicht viel Zeit. In drei Wochen bringe ich euch die fünftausend. Das ist früh genug. Dann ist es wärmer für die, welche kämpfen sollen. Und schneller kann ich es auch nicht machen.«
Vera kämpfte mit sich selbst. Allzu viele Hoffnungen waren schon zerschellt, seit er dabei war, aber er glaubte an diesen abgerissenen Scheuerjungen der Revolution und wagte es doch nicht, an ihn zu glauben.
»Du bist verrückt«, sagte er.
»In drei Wochen«, sagte Rivera. »Bestellt die Gewehre.«
Er stand auf, krempelte sich die Hemdsärmel herunter und zog sich die Jacke an.
»Bestellt die Gewehre«, sagte er. »Ich gehe jetzt.«
Nach vielem Hin und Her, zahllosen Telefongesprächen und unendlicher Schimpferei wurde eine Nachtsitzung in Kellys Kontor abgehalten. Kelly steckte bis über die Ohren in Geschäften, und überdies hatte er Pech. Er hatte sich Danny Ward aus New York verschrieben und einen Boxkampf zwischen ihm und Billy Carthey arrangiert, der in drei Wochen stattfinden sollte, und jetzt musste Carthey seit zwei Tagen, sorgsam versteckt vor den Sportreportern, wegen einer argen Verletzung das Bett hüten. Es gab keinen anderen, der für ihn eintreten konnte. Kelly hatte wie verrückt nach jedem annehmbaren Boxer der Leichtgewichtsklasse im Osten telegrafiert, aber alle waren durch Vereinbarungen und Kontrakte gebunden. Aber jetzt hatte er eine Hoffnung, wenn auch nur eine schwache.
»Sie haben viel Mut!« sagte Kelly zu Rivera.
In Riveras Augen blitzte es boshaft auf, aber das Gesicht bewahrte seinen unerschütterlichen, kalten Ausdruck.
»Ich kann Ward erledigen«, war alles, was er sagte.
»Wie können Sie das wissen? Haben Sie ihn je boxen sehen?«
Rivera schüttelte den Kopf.
»Mit einer Hand und mit geschlossenen Augen macht er Quetschkartoffeln aus Ihnen.«
Rivera zuckte die Achseln.
»Haben Sie nichts dazu zu sagen?« knurrte der Veranstalter.
»Ich kann ihn erledigen.«
»Haben Sie überhaupt je gekämpft?« fragte Michael Kelly. Michael war der Bruder des Veranstalters, betrieb das Yellowstone-Wettbüro und verdiente viel Geld an den Boxkämpfen.
Rivera knurrte ihn grimmig an.
Der Sekretär, ein junger Mann von ausgeprägtem Sportlertyp, räusperte sich höhnisch.
»Nun, Sie kennen ja Roberts«, brach Kelly das peinliche Schweigen. »Er hätte schon hier sein können. Aber setzen Sie sich und warten Sie, wenn Sie auch Ihrem Aussehen nach nicht viele Chancen haben. Ich kann dem Publikum keinen faulen Kampf bieten. Die Plätze vorn am Ring werden mit fünfzehn Dollar bezahlt, wie Sie vielleicht wissen.«
Als Roberts kam, war er offensichtlich angesäuselt. Er war ein großer, schlanker, schlottriger Mensch, und sein Gang war wie seine Rede, ruhig und schleppend.
Kelly ging gleich auf den Kern der Sache los.
»Sagen Sie mal, Roberts, Sie haben doch mit der Entdeckung dieses kleinen Mexikaners geprahlt. Wie Sie wissen, hat Carthey sich den Arm gebrochen. Und nun hat dieser kleine gelbe Bursche die Dreistigkeit, heut herzukommen und zu sagen, dass er für Carthey in den Ring gehen will. Was meinen Sie dazu?«
»Schon in Ordnung, Kelly«, lautete die schleppende Antwort. »Er kann boxen.«
»Sie wollen mir doch nicht einreden, dass er mit Ward fertig werden kann«, sagte Kelly bissig.
Roberts dachte nach.
»Nein, das will ich nicht behaupten. Ward ist überhaupt nicht zu schlagen. Aber er wird auch nicht im Handumdrehen mit Rivera fertig. Ich kenne Rivera. Er gibt sich nie eine Blöße, ich hab’s jedenfalls noch nicht gesehen. Und er boxt mit beiden Händen gleich gut. In jeder Stellung kann er betäubende Schläge austeilen.«
»Na schön. Aber welche Chance hat er? Sie haben Ihr ganzes Leben lang Boxer trainiert. Ich ziehe meinen Hut vor ihrer Sachkenntnis. Kann er dem Publikum etwas fürs Geld geben?«
»Das kann er bestimmt, und dazu wird er Ward tüchtig zu schaffen machen. Sie kennen den Jungen nicht, aber ich kenne ihn. Ich habe ihn entdeckt. Er hat keine schwache Stelle. Er ist der reine Teufel. Wenn jemand Sie fragt, können Sie sagen, dass er ein Hexenmeister ist. Ward und euch allen werden die Augen übergehen. Ich will nicht behaupten, dass er Ward besiegt, aber auf alle Fälle wird er etwas leisten, dass ihr alle den neuen Mann in ihm seht.«
»Schön.« Kelly wandte sich an seinen Sekretär. »Rufen Sie Ward an. Ich hab’ es ihm versprochen, wenn ich es der Mühe wert hielte. Er ist gerade gegenüber im Yellowstone-Büro und setzt wie gewöhnlich.« Kelly wandte sich wieder an Roberts.
»Was trinken?«
Roberts nippte an seinem Glas und schüttete sein Herz aus. »Ich hab’ Ihnen noch gar nicht erzählt, wie ich den kleinen Burschen entdeckt habe. Vor ein paar Jahren tauchte er im Quartier auf. Ich trainierte gerade Prayne für seinen Kampf mit Delaney. Prayne ist ein schlechter Kerl. Es steckt nicht ein Funken Mitleid in ihm. Er hatte seinen Partner furchtbar zugerichtet, und ich konnte keinen finden, der Lust hatte, mit ihm zu trainieren. Da bemerkte ich diesen kleinen, ausgehungerten Mexikaner, der immer herumschlich und zusah. Ich war verzweifelt und wusste nicht, was ich tun sollte. Da holte ich ihn mir, zog ihm die Handschuhe an und puffte ihn hinein. Er war zäher als ungegerbtes Leder, aber schwach. Und dabei kannte er nicht einen Buchstaben vom Alphabet der Boxkunst. Prayne machte Apfelmus aus ihm. Aber er hielt doch zwei Runden durch, ehe er schlapp machte. Es war ausschließlich der Hunger. Ob er zerschlagen war? Sie hätten ihn nicht wiedererkannt. Ich gab ihm einen halben Dollar und was Ordentliches zu essen. Sie hätten seinen Wolfshunger sehen sollen, als er es verschlang. Er hatte seit Tagen keinen Bissen in den Leib gekriegt. Jetzt hat er genug davon, dachte ich. Aber am nächsten Tage kam er wieder, steif und wund, aber darauf versessen, sich wieder einen halben Dollar und ein gutes Mittagessen zu verdienen. Und mit der Zeit wurde er immer tüchtiger. Er ist der geborene Boxer und unglaublich zäh. Er hat kein Herz. Er ist der reine Eiszapfen. Und in der ganzen Zeit, die ich ihn jetzt kenne, hat er keine zehn zusammenhängenden Worte gesprochen. Er schwatzt nicht, aber er tut seine Arbeit.«
»Ich hab’ ihn gesehen«, sagte der Sekretär. »Er hat ziemlich viel für Sie gearbeitet.«
»All die großen Bürschlein haben es mit ihm versucht«, antwortete Roberts. »Und er hat von ihnen gelernt. Ich hab’ manches liebe Mal gesehen, wie er sie vertobakte. Aber er hat nie seine ganze Seele hineingelegt. Ich glaube, er hat das Spiel nie so recht geliebt. Es sieht jedenfalls so aus.«
»Er hat in den letzten Monaten ziemlich viel in den kleinen Klubs gekämpft.«
»Das stimmt. Ich weiß gar nicht, was in ihn gefahren ist. Plötzlich hat er sein Herz dafür entdeckt. Er ging mächtig drauflos und schlug sämtliche lokale Größen. Schien Geld zu brauchen und gewann auch eine ganze Menge, wenn man es seiner Kleidung auch nicht ansehen kann. Ein merkwürdiger Mensch! Niemand weiß, was er treibt. Niemand weiß, wo er seine Zeit verbringt. Mitten in der Arbeit läuft er plötzlich weg und verschwindet für den Rest des Tages. Manchmal bleibt er wochenlang weg. Aber man kann sagen, was man will, er hört nicht darauf. Ein Vermögen wartet auf den Mann, der ihn richtig zurechtstutzt, aber er will sich nichts sagen lassen.
Achten Sie mal besonders darauf, wie sehr er auf das Geld aus ist, wenn Sie die Bedingungen mit ihm abmachen.«
Soweit war die Unterhaltung gediehen, als Danny Ward eintrat. Jetzt war es eine ganze Gesellschaft. Sein Manager und sein Trainer waren mit ihm gekommen, und überströmend liebenswürdig, gutherzig und gewinnend, wie er war, brachte er einen frischen Hauch mit herein. Danny begrüßte alle, hatte für jeden einen Scherz, eine witzige Antwort, ein Lächeln oder ein Lachen. Das war nun einmal seine Art und Weise, aber sie war nicht ganz echt. Er war ein guter Schauspieler, und er hatte entdeckt, dass Liebenswürdigkeit nicht zu verachten ist, wenn man in dieser Welt weiterkommen will. Aber auf dem Grunde seiner Seele war er ein nüchterner, kaltblütiger Raufbruder und Geschäftsmann. Alles andere war Maske. Wer ihn kannte oder Geschäfte mit ihm gemacht hatte, sagte, dass Danny sich nichts vormachen ließe, wenn es darauf ankäme. Er war unweigerlich bei allen geschäftlichen Unterredungen dabei, und manche behaupteten, dass sein Manager nur ein Strohmann wäre, dessen Aufgabe es sei, als Sprachrohr zu dienen.
Rivera war ganz anders. In seinen Adern floss das Blut von Indianern und von Spaniern. Er saß stumm und unbeweglich in einer Ecke im Hintergrund, und nur seine Augen glitten von Gesicht zu Gesicht und beobachteten alles.
»Das ist also das Jüngelchen«, sagte Danny und ließ seinen Blick abschätzend über seinen künftigen Gegner schweifen. »Wie geht’s, Alterchen?«
Riveras Augen funkelten boshaft, aber er rührte sich nicht. Er konnte keinen Gringo leiden, aber diesen Gringo hasste er so unmittelbar, wie es selbst bei ihm ungewöhnlich war.
»Mein Gott!« protestierte Danny lustig, an Kelly gewandt. »Sie wollen mich doch nicht mit einem Taubstummen kämpfen lassen.« Als das Gelächter sich gelegt hatte, machte er einen neuen Ausfall. »Mit Los Angeles muss es schlecht stehen, wenn das das Beste ist, was ihr aufzuweisen habt. Aus was für einem Kindergarten habt ihr ihn aufgelesen?«
»Er ist ein braver kleiner Junge, Danny, verlass dich drauf«, sagte Roberts. »Nicht so leicht mit ihm fertig zu werden, wie es aussieht.«
»Und das Haus ist schon halb ausverkauft«, sagte Kelly eindringlich. »Du wirst es mit ihm versuchen müssen, Danny. Wir können nicht mehr tun.«
Danny warf abermals einen nachlässigen und nicht gerade schmeichelhaften Blick auf Rivera und seufzte. »Ich muss ein bisschen vorsichtig mit ihm umgehen, glaube ich. Wenn er nur nicht ganz kaputt dabei geht.«
Roberts lachte laut.
»Du musst dich in acht nehmen«, warnte Dannys Manager. »Man kann bei so ’nem Neuling nie wissen, was er auf der Pfanne hat.«
»Oh, ich werde mich schon in acht nehmen«, lächelte Danny. »Ich werde mich seiner gleich richtig annehmen, dass das liebe Publikum was davon hat. Was meinst du zu fünfzehn Runden, Kelly – und ich will ihn schon tummeln.«
»Das genügt«, lautete die Antwort. »Du musst es nur ein bisschen realistisch machen.«
»Also dann wollen wir das Geschäftliche besprechen.«
Danny hielt inne und rechnete nach. »Selbstverständlich fünfundsechzig Prozent wie gegen Carthey. Aber andere Verteilung. Achtzig Prozent für mich – so wird’s in Ordnung sein.« Und zu seinem Manager gewandt: »Ist’s nicht so?« – Der nickte.
»Sie da, haben Sie verstanden?« fragte Kelly Rivera. Rivera schüttelte den Kopf.
»Also die Sache ist so«, erklärte Kelly. »Die Kampfbörse beträgt fünfundsechzig Prozent von der Bruttoeinnahme. Sie sind ein Neuling und ganz unbekannt. Sie und Danny teilen, zwanzig Prozent kriegen Sie und achtzig Danny. Das ist doch gerecht, nicht wahr, Roberts?«
»Das genügt«, lautete die Antwort. »Sie müssen es«, räumte Roberts ein. »Sie haben ja noch keinen Namen, wissen Sie.«
»Wie viel kommen bei fünfundsechzig Prozent von der Einnahme heraus?« fragte Rivera.
»Na, vielleicht fünftausend, vielleicht sogar acht«, warf Danny ein. »So ungefähr wohl. Ihr Anteil wird etwa tausend bis sechzehnhundert betragen. Ganz nette Bezahlung für eine Tracht Prügel von einem Mann wie mir. Was meinen Sie dazu?«
Riveras Antwort ließ die anderen nach Luft schnappen. »Der Sieger bekommt alles«, sagte er entschieden. Es wurde totenstill.
»Das ist ja, wie wenn man einem Kind einen Bonbon wegnehmen wollte«, erklärte Dannys Manager.
Danny schüttelte den Kopf. »Ich bin zu lange beim Bau«, meinte er. »Ich will weder den Schiedsrichter noch die Anwesenden irgendwie verdächtigen. Ich will nicht von Buchmachern sprechen und von gewissen Dingen, die hin und wieder vorkommen. Aber ich darf wohl sagen, dass es ein schlechtes Geschäft für einen Boxer wie mich ist. Ich weiß, dass ich siege. Daran ist gar kein Zweifel. Aber ich kann mir den Arm brechen, nicht wahr? Oder irgendein Taugenichts lässt mich in Wagenschmiere ausgleiten?« Er schüttelte feierlich den Kopf. »Ob ich gewinne oder verliere – ich kriege achtzig Prozent. Wie steht’s, Mexikaner?«
Rivera schüttelte den Kopf.
Danny explodierte – jetzt wurde es ihm zu viel.
»Was, du dreckiger kleiner Schmutzfink! Ich hätte Lust, dir gleich jetzt den Hintern zu verhauen.«
Roberts legte sich auf seine langsame, zögernde Art dazwischen, um Feindseligkeiten zu verhindern.
»Der Sieger bekommt alles«, wiederholte Rivera mürrisch.
»Warum willst du das durchaus?« fragte Danny.
»Ich kann dich schlagen«, lautete die offenherzige Antwort.
Danny sprang auf und machte Miene, den Rock abzuwerfen. Aber das war, wie sein Manager wusste, nur Bluff und Pose. Der Rock kam nicht herunter, und Danny ließ sich von den anderen beruhigen. Alle sympathisierten mit ihm. Rivera stand allein da.
»Sehen Sie mal, Sie kleiner Narr«, mischte sich jetzt Kelly hinein. »Sie sind nichts. Wir wissen, was Sie in den letzten Monaten getrieben haben – Sie haben einige kleine Boxer besiegt. Aber Danny ist Klasse. Wenn man ihn das nächste Mal nach diesem Kampf wieder im Ring sieht, geht es um die Meisterschaft. Aber Sie sind ganz unbekannt. Außerhalb von Los Angeles hat noch nie jemand etwas von Ihnen gehört.«
»Dann werden Sie es hören«, antwortete Rivera achselzuckend. »Nach diesem Kampf.«
»Du glaubst doch nicht einen Augenblick, dass du mich schlagen kannst?« brauste Danny auf. Rivera nickte.
»Nun hören Sie doch, nehmen Sie Vernunft an«, sagte Kelly eindringlich. »Denken Sie an die Reklame!«
»Ich will das Geld«, antwortete Rivera.
»Du kannst mich nicht besiegen, und wenn du tausend Jahre alt würdest«, tobte Danny.
»Weshalb bist du dann so eigensinnig?« fragte Rivera. »Wenn das Geld so leicht zu gewinnen ist, warum willst du es dann nicht gewinnen?«
»Ich will, Gott helfe mir!« rief Danny plötzlich mit Überzeugung. »Ich werde dich totschlagen im Ring, mein Junge – wenn du solche Possen mit mir treibst. Setzen Sie den Kontrakt auf, Kelly, der Sieger bekommt alles. Machen Sie tüchtig Reklame in den Zeitungen. Erzählen Sie den Leuten, dass es ein Kampf zwischen zwei persönlichen Feinden ist. Ich will es diesem Gelbschnabel zeigen.«
Kellys Sekretär begann zu schreiben, aber Danny unterbrach ihn.
»Einen Augenblick!« Er wandte sich an Rivera. »Das Wiegen?«
»Im Ring«, lautete die Antwort.
»Nicht zu machen, Gelbschnabel. Wenn der Sieger alles kriegen soll, wird morgens um zehn gewogen.«
»Und der Sieger bekommt alles?« fragte Rivera.
Danny nickte. Das entschied die Sache. Er würde in seiner höchsten Form den Ring betreten.
»Sie sind ein Esel«, sagte Roberts zu Rivera. »Danny wird Sie ganz sicher schlagen. Sie haben gerade so viel Chance wie ein Tautropfen in der Hölle.«
Riveras Antwort war ein wohlberechneter, hasserfüllter Blick. Selbst diesen Gringo verachtete er, und dabei hatte er in Roberts doch den besten von allen Gringos gefunden.