Loe raamatut: «Wirkerei und Strickerei», lehekülg 4

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Zusätzliche Nadelbetten können oberhalb der vorderen und unteren Nadelbetten für Umhängevorgänge angebracht sein (Bild 4.21). Insbesondere für Komplettteilfertigung sind hier Vorteile in der Fertigung.


Bild 4.21: Nadelbettenanordnung mit zusätzlichen Umhänge-Nadelbetten, 1 = Zusatznadelbett, 2 = Standardnadelbett

Mit Muster- und CAD-Anlagen können Design- und Strickprogramme erstellt werden. Vorprogrammierte Module für Strukturen oder Farbjacquards lassen sich in Maschinenprogrammen für die Erstellung und Archivierung von verschiedenen Strickteilen nutzen. Für die Ein- und Ausgabe von Muster- und Programmdaten können Zusatzgeräte wie Scanner (optische Erfassung von Farbvorlagen), Fotokamera, Graphik-Tablett (Übernahme von Schnitten, Skizzen und Programmdaten) sowie Drucker für farbige Ausdrucke und Strickprogramme eingesetzt werden.

4.2 Maschenbildungsvorgänge der Flachstrickmaschinen

Zur Herstellung von RR-Gestricken ist in der RR-Flachstrickmaschine eine gemeinsame Maschenbildung der Zungennadeln in den beiden Nadelbetten notwendig (Bilder 4.9, 4.22). Die Zungennadeln stehen sich in den beiden Nadelbetten versetzt gegenüber (Bild 4.23) und werden von den Schlossteilen durch die Schlittenbewegung entsprechend bewegt. In Bild 4.24 ist der Bewegungsablauf in einem Schloss während der Maschenbildung dargestellt.


Bild 4.22: Maschenbildungsvorgang der RR-Flachstrickmaschine


Bild 4.23: Anordnung der Nadeln mit Maschenschleifen


Bild 4.24: Maschenbildungsvorgang einer Flachstrickmaschine mit einem Nadelsystem, 1 = unteres Austriebsteil, 2 = oberes Austriebsteil, 3 = Abzugsteil

Das Schloss (Bild 4.6, 4.7) bewegt sich von rechts nach links, sodass die in den Nadelkanälen gleitenden Zungennadeln mit den Füßen von links auf das untere Austriebsteil treffen. So werden sie zunächst von dem unteren und anschließend von dem oberen Austriebsteil in die Position gebracht, in der die Maschenschleife bereits aus dem Nadelkopf über die Zunge auf den Nadelschaft gelangt ist. Das rechte Abzugsteil zieht die Zungennadeln in die Nadelkanäle zurück, nachdem zuvor ein Faden in den Nadelkopf gelegt wurde.

Die Abzugsteile können in der gekennzeichneten Weise verstellt werden (Bild 4.24), sodass sie die Nadeln mehr oder weniger weit ziehen und dadurch größere oder kleinere Maschen bilden. Die unteren und oberen Austriebsteile können ebenfalls geschaltet werden, um Musterungen (Henkel, Flottungen und Transfer) zu ermöglichen.

Um bei der Maschenbildung zu vermeiden, dass das Gestrick mit dem Nadelaustrieb nach oben geschoben wird, werden Niederhalteplatinen (Bild 4.25) eingesetzt. Mit Niederhalteplatinen lässt sich auch ein Gestrickanfang ohne Trennreihe, d. h. mit Gestrickauswurf realisieren.


Bild 4.25: Niederhalteplatinen

Extreme Strukturmusterungen mit lokaler Überproduktion von Maschen oder Henkeln können nur mit Niederhalteplatinen entstehen, die den Warenabzug unterstützen und so überhaupt die Nadelfunktion während des Strickens sichern. Diese Platinen schließen den Warenraum zwischen den Nadelbetten vor dem Nadelaustrieb.

4.3 Musterungstechniken der Flachstrickmaschinen

Grundsätzlich lassen sich die Produktionstechniken in der Flachstrickerei folgendermaßen einteilen:

• Meterware

• Abgepasste Ware

• Konventionelles Stricken für Pullover (26 Arbeitsschritte): Vorder- und Rückenteil stricken, dämpfen, trennen, zuschneiden (8), Ärmel stricken, dämpfen, trennen, zuschneiden (8), Kragen stricken, dämpfen, trennen (3), Schulternähte schließen, Ärmel einsetzen, Seitennähte schließen, Kragen anketteln, Fäden vernähen, Etikett, Endkontrolle (7)

• Formstricken, Fully Fashion oder Regulär (22 Arbeitsschritte), Zuschnitt entfällt

• Komplettteilstricken (4 Arbeitsschritte): Komplettteil stricken, Fäden vernähen, Etikett, dämpfen, Endkontrolle, z. B. für Pullover, Oberteile, Mützen, Schals, Fertigbezüge

• Spezialmaschinen für Kragen, Handschuhe oder Zehensocken

Die Techniken zur Nadelauswahl zu Musterzwecken an Flachstrickmaschinen beschränken sich zurzeit auf folgende wesentliche Techniken:

Nadelauswahltechniken in der Flachstrickerei

1. Nadelzug

2. Nadelgruppenauswahl, z. B. durch Hoch-/ Tieffußtechnik (z. B. für Hand-Flachstrickmaschinen)

3. 2-Wege-Jacquard

Stricken/nicht stricken (Farbjacquard)

Stricken/fangen (Fangjacquard)

Fangen/nicht stricken (Futterjacquard)

4. 3-Wege-Jacquard

Stricken/fangen/nicht stricken

5. 5-Wege-Jacquard

Stricken/fangen/nicht stricken und übergeben/übernehmen

Musterungen mit und ohne Nadelauswahl und weitere Musterungstechniken werden im Folgenden beschrieben. Aufgrund der zahlreichen Mustereinrichtungen – Schlossschaltungen mit Nadelgruppen- bzw. Einzelnadelauswahl, Nadelbettenversatz, Umhängen von Maschen, Fadenwechsel usw. – ergeben sich viele Musterkombinationen. Die Mustereinrichtungen sowie die Musterungen können im Rahmen dieser Ausführungen nicht umfassend behandelt werden, sondern sollen lediglich beispielhaft und durch Prinzip-Darstellungen erläutert werden.

4.3.1 Strickübergänge / Bündchen

Zu Strickbeginn und im weiteren Stricken ist eine Abzugskraft notwendig, um die Maschen auf Flachstrickmaschinen einwandfrei ausbilden zu können. Das bedeutet, dass sich entweder zu Beginn eines Strickvorganges bereits Maschenschleifen auf den Nadeln (notfalls Ware aufstoßen) befinden müssen oder dass nach einer Netzreihe (Bild 4.26) ein Kamm in die Fadenschleifen geschoben und mit einem Draht über den Fadenschleifen verriegelt wird (Bild 4.27, Anschlag). Der Einsatz von Niederhalteplatinen kann auch den Kammanschlag ersetzen.


Bild 4.26: Netzreihe


Bild 4.27: Netzreihe mit Anschlagkamm

Um eine Trennung der Waren zu ermöglichen, kann ein glatter, fester Faden (Trennfaden) in zwei lockeren RL-Maschenreihen nacheinander auf den beiden Nadelbetten verarbeitet werden (Bild 4.29).


Bild 4.29: Trennverfahren für zwei Gestricke, 1: letzte Gestrickreihe, 2, 3: Trennreihen, 4: Netzreihe neues Gestrick, 5, 6 Schlauchreihen, 7: neues Gestrick

Nach zwei weiteren Reihen in RL-Technik (Schlauchreihen, Bild 4.28) kann dann die Maschenbildung in der RR-Technik fortgesetzt werden. Um den Produktionsablauf an Motor-Flachstrickmaschinen nicht nach der Fertigung eines Pulloverteiles durch den Beginn mit einem Kamm zu unterbrechen, können die abgepassten Warenlängen auch durch eine Trennreihe miteinander verbunden werden, sodass zunächst eine Meterware entsteht, die nach der Fertigung außerhalb der Maschine durch Herausziehen eines Trennfadens getrennt werden kann (Trennverfahren).


Bild 4.28: Schlauchreihen (RL-Reihen)


Bild 4.30: Trennverfahren für zwei Gestricke, 1: letzte Gestrickreihe, 2: Schutzreihen, 3: letzte Schutzreihe mit Trennfaden, 4: Trennreihe, 5: Abwerfen vorne, 6: Strickreihe mit Henkeln auf vorderen, leeren Nadeln, 7, 8: Schlauchreihe, 9: neues Gestrick

Nach diesen zwei Maschenreihen folgt für den nächsten Artikel wieder der übliche Beginn, der mit dem Anschlagkamm erläutert wurde. Zur Trennung wird der Trennfaden aufgeschnitten und herausgezogen.

Ein weiteres häufig verwendetes Trennverfahren zeigt die Fadenlaufdarstellung des Bildes 4.30. Nach der letzten Reihe des vorangegangenen Warenstückes folgen auf einem Nadelbett 4–5 Schutz-Maschenreihen (RL-Technik), während die Nadeln des anderen Nadelbettes nicht stricken und dadurch die Maschenschleifen halten.

Dann wird der Trennfaden beiden Nadeln zugeführt und bildet in beiden Nadelbetten Maschenschleifen.

Die Nadeln, die zuvor Schutzreihen gearbeitet haben, werfen jetzt die Maschenschleifen ab, wobei diese Maschenschleifen durch die Nadeln des anderen Nadelbettes herausgezogen und zur Bildung einer langen RL-Maschenreihe verwendet werden (Bild 4.31). Anschließend beginnt mit einer Netzreihe und zwei RL-Reihen (Schlauchreihen) das neue Gestrick. Da die Schutzreihen des in den Bildern 4.30 und 4.31 dargestellten Trennverfahrens von der Warenabzugskraft kaum beeinflusst werden, sind nur wenige Reihen zum Laufmaschenschutz des zuvor hergestellten Gestrickes nötig.


Bild 4.31: Trennreihen zwischen 2 Gestricken, 1 = Trennfaden, 2 = RL-Maschenreihen (Schutzreihen)

In der Fadenlaufdarstellung (Bild 4.32) ist der Übergang von einem RR-Gestrick zu einem RR-Gestrick 2:1 dargestellt. Dabei bedeutet 2:1, dass zwei Nadeln stricken und eine Nadel nicht strickt.


Bild 4.32: Trennverfahren beim Übergang von RR nach 2:1, 1: letzte Gestrickreihe, 2: Schutzreihen hinten, 3: Trennreihe, 4: Abwerfen hinteres Nadelbett, 5: Strickreihe mit Nadelselektion hinten und Henkelbildung hinten 2:1, 6: Schutzreihen vorne, 7: Trennreihe, 8: Abwerfen vorderes Nadelbett, 9: Nadelbettenversatz und Nadelselektion vorne Henkelbildung vorne, 10, 11: Schlauchreihen mit Nadelselektion, 12: neues Gestrick

Nach der letzten RR-Reihe (1) werden zwei Schlauchreihen (2, 3) gebildet, die Maschenschleifen von vorn nach hinten umgehängt (4) und hinten abgestrickt (5).

Nach dem Umhängen der Maschenschleifen wird mit versetztem Nadelbett (6) und Nadelauswahl (2:1) beidseitig gestrickt und vorn abgeworfen (7). Auf den hinteren Nadeln wird mit Trennfaden (2:1) gestrickt (8) und anschließend eine Netzreihe und zwei Schlauchreihen (2:1) gearbeitet (10, 11). Nach dem Nadelbettenversatz in die Grundstellung wird mit einem neuen Gestrick (Bündchen 2:1) begonnen (12).

Verschiedene Gestrickanfänge sind für Bündchen üblich (Bilder 4.33 – 4.40).

Die Bindungen in Bild 4.40 sind durch Nadelzug entstanden. Durch nicht stricken verschiedener Nadeln im Gestrick können Rippstrukturen verschiedener Breite entstehen. Das Bild gibt eine ungefähre Dimensionierung in der Breite wieder.


Bild 4.33: RR-Farbjacquard ohne Bündchen


Bild 4.34: Bündchen 1 : 1 (Nadelbett im Halbversatz)


Bild 4.35: Bündchen 2 : 1


Bild 4.36: Bündchen 2 : 2 (Nadelbett im Halbversatz)

Bild 4.37: Maschenbild für 2 : 2-Bindung


Bild 4.38: Schlauch bzw. Hohlbund


Bild 4.39: Bündchen 2 : 1 (links) und 2 : 2 (rechts)

Nadelzug 5:4 bedeutet beispielsweise 5 Nadeln stricken, 4 stricken nicht und analog bei anderen Bindungen. Im Halbversatz können gegenüberliegende Nadeln nicht stricken.

4.3.2 Musterung durch Schlossschaltung

Viele Bindungen lassen sich in der Flachstricktechnik auch ohne Nadelauswahl herstellen. Durch geeignete Wahl der Bindungselemente oder durch Nadelzug und Nadelbettenversatz lassen sich verschiedenste Musterungen erstellen. Die nachfolgenden Musterungen stellen eine kleine Auswahl an Bindungen als mögliche Bausteine einer kompletten Musterung dar.


Bild 4.40: Gestrick mit Bindungswechsel von oben nach unten: Rechts/Rechts (alle Nadeln), Schlauch, 5 : 4, 3 : 2, 2 : 2 (Nadelbett im Halbversatz), 2 : 1, 1 : 1 (Nadelbett im Halbversatz), 100 Nadeln je Nadelbett breit

Musterungen ohne Nadelauswahl

Unter Fang-Gestrick (Cardigan) versteht man ein RR-Gestrick, in dem über jeder Masche ein Henkel liegt (Bilder 4.41, 4.42, 4.43, 4.47, 4.48). Dadurch enthält dieses Gestrick sehr viel Material. Herstellbar ist es mit über Kreuz ausgeschalteten oberen Austriebsteilen (Bild 4.49).

Bei der Schlittenbewegung von links nach rechts bilden die vorderen Nadeln Henkel und die hinteren Maschen (Bild 4.50) und in der nächsten Schlittenreihe die vorderen Nadeln Maschen und die hinteren Nadeln Henkel.

Bild 4.41: Maschenbild „Fang“


Bild 4.42: Patrone „Fang“


Bild 4.43: Fadenlaufdarstellung „Fang“


Bild 4.44: Maschenbild „Perlfang“


Bild 4.45: Patrone „Perlfang“


Bild 4.46: Fadenlaufdarstellung „Perlfang“


Bild 4.47: Fang-Gestrick Vorderseite (quer gedehnt), 1 = rechte Masche, 2 = Henkel


Bild 4.48: Fang-Gestrick Rückseite (quer gedehnt), 1 = linke Masche, 2 = Henkel

Bild 4.49: Schlossschaltung für „Fang“, = eingeschaltetes Schlossteil, = ausgeschaltetes Schlossteil


Bild 4.50: Bildung von Maschen (hinten) und Henkeln (vorne)

Das Perlfang-Gestrick (Half Cardigan) zeigt auf einer Seite nur Maschen und auf der anderen Seite reihenweise wechselnd Maschen und Henkel (Bilder 4.44, 4,45, 4,46, 4.51, 4.52).


Bild 4.51: Perlfang-Gestrick Vorderseite (quer gedehnt), 1 = rechte Masche in rot, kleine rechte Masche in blau (kaum sichtbar), 2 = linke Masche


Bild 4.52: Perlfang-Gestrick Rückseite, (quer gedehnt) 1 = rechte Masche, 2 = linker Maschenkopf, 3 = linke Maschenfüße, 4 = rechte Maschenschenkel

Durch die Henkelbildung bzw. die damit verbundene Längung einer Masche entsteht auf der anderen Gestrickseite eine sehr kleine Masche und darüber eine große breite (perlenartige) Masche (Bild 4.51), die dieser Bindung die Bezeichnung gibt.

Die Schlossschaltung ist in Bild 4.53 dargestellt und zeigt, dass alle Nadeln im vorderen Nadelbett in jeder Reihe Maschen bilden und dass bei der Schlittenbewegung von links nach rechts hinten Maschen und umgekehrt Henkel entstehen.


Bild 4.53: Schlossschaltung für „Perlfang“, = eingeschaltetes Schlossteil, = ausgeschaltetes Schlossteil

Hoch-/Tieffußtechnik

Der Einsatz von Hoch- und Tieffußnadeln oder Lang- und Kurzfußnadeln gestattet bei entsprechender Schlossschaltung eine Nadelgruppenauswahl, die während der Gestrickherstellung nicht verändert werden kann.

Die unteren und oberen Austriebsteile (1, 2) des in Bild 4.6 dargestellten Schlosses können in der Höhe über den Nadelfüßen verstellt werden. Da die Zungennadeln mit hohen und tiefen Nadelfüßen ausgestattet und mustermäßig in die Nadelkanäle gesetzt werden können, sind je nach Schlossschaltung und je nach Hebung/ Senkung des Schlossteiles Maschen, Henkel und Flottungen herstellbar. Die Maschen entstehen dadurch, dass die Austriebsteile die Nadeln ganz austreiben (Maschenschleifen hinter den Zungen) und die Abzugsteile die Nadeln nach der Fadenlegung wieder abziehen. Der Henkel entsteht durch Ausschaltung des oberen Austriebsteiles. Dadurch gelangt die Nadel mithilfe des unteren Austriebsteiles in die Fangstellung (Maschenschleifen noch auf der Zunge), erhält einen Faden und wird wieder abgezogen (Bild 4.54). In der nächsten Maschenreihe kann durch Schlossschaltung eine Masche oder ggf. noch ein Henkel gebildet werden.


Bild 4.54: Bildung des Henkels, 1 = Hochfußnadeln, 2 = Tieffußnadeln, = eingeschaltetes Schlossteil, = halb geschaltetes Schlossteil

Eine Musterung mit zwei oder mehreren Henkeln über der gleichen Masche nennt man eine Noppe (Bilder 4.55, 4.56, 4.57, 4.58).

Zur Bildung von Flottungen werden die unteren Austriebsteile ausgeschaltet (Bild 4.61), sodass die Nadeln nicht aus dem Nadelkanal austreten, dadurch keinen Faden erhalten und auch nicht Maschen bzw. Henkel bilden. Da andere Nadeln mit hohen Füßen möglicherweise Maschen bilden, flottiert der Faden hinter den Nadeln, die nicht ausgetrieben wurden (Bild 4.62). Um diese Vorgänge zur Bildung von Maschen, Henkeln und Flottungen noch anschaulicher zu machen, sollen zunächst die in den Bildern 4.57 und 4.62 dargestellten RL-Gestricke als Übung benutzt werden. In diesen Übungen soll eine einfache Nadelauswahl, die Hoch- und Tieffußtechnik verwendet werden.


Bild 4.55: Vier Henkel (Noppe) über einer Masche in einer RL-Einfaden-Maschenware


Bild 4.56: Mehrere Henkel über einer Masche in der RL-Einfaden-Maschenware (linke Warenseite), 1 = mehrere Henkel (Noppe), 2 = verhängte Masche


Bild 4.57: Gestrick mit Noppen, I = Hochfußnadeln, II = Tieffußnadeln, 1–4 = Maschenreihen


Bild 4.58: Noppen in einem RR-Gestrick,1 = Noppe


Bild 4.59: Nadellauf für das Maschenbild Bild 4.57


Bild 4.60: Schlossschaltungen für Maschenbild Bild 4.57

In der ersten Maschenreihe (Bild 4.57) werden von allen Nadeln (Hoch- und Tieffußnadeln) Maschen gebildet. Bei der Schlittenbewegung von rechts nach links bewegen sich die Nadeln über die eingeschalteten unteren und oberen Austriebsteile a und c (Bilder 4.59, 4.60). In der zweiten Maschenreihe sollen mit den Tieffußnadeln Henkel gebildet werden. Aus diesem Grunde wird das Schlossteil d halb ausgeschaltet, sodass die Hochfußnadeln stricken und die Tieffußnadeln fangen. In gleicher Weise wird die dritte Maschenreihe durch entsprechende Schaltung des oberen Austriebsteiles c gearbeitet. In der vierten Maschenreihe sind wieder alle Schlösser eingeschaltet, sodass alle Nadeln stricken.


Bild 4.61: Bildung der Flottung, 1 = Hochfußnadeln, 2 = Tieffußnadeln, = eingeschaltetes Schlossteil, = halb geschaltetes Schlossteil


Bild 4.62: Gestrick mit Flottungen, I = Hochfußnadeln, II = Tieffußnadeln, 1, 4 = Maschenreihen

Die erste Maschenreihe des Bildes 4.62 entsteht dadurch, dass wiederum alle Nadeln Maschen bilden. Die Schlossteile a und c (Bilder 4.63, 4.64) sind deshalb eingeschaltet. In der zweiten und dritten Reihe bilden die Hochfußnadeln Maschen und die Tieffußnadeln Flottungen. Dazu sind die unteren Austriebsteile b und a halb versenkt. In der vierten Maschenreihe sind die Schlösser wieder eingeschaltet.


Bild 4.63: Nadellauf für das Maschenbild Bild 4.62


Bild 4.64: Schlossschaltungen für Maschenbild Bild 4.62

Die Arbeitsweise mit Hoch-/Tieffußnadeln gestattet, dass z. B. Hochfußnadeln stricken und Tieffußnadeln fangen. Eine Umkehrung dieses Prozesses (Tieffußnadeln stricken, Hochfußnadeln fangen) ist nicht möglich. Deshalb sind die Mustereffekte von der Nadelgruppenauswahl abhängig, also nadelgebunden übereinander angeordnet (z. B. Bilder 4.65 und 4.66).

Lang/Kurzfußtechnik

Um dennoch Henkel, Flottungen oder dergleichen reihenweise versetzt arbeiten zu können, kann man Lang-/Kurzfußnadeln benutzen, die mustergemäß eingesetzt und von unabhängig schaltbaren, übereinander angeordneten Schlössern betätigt werden (Bilder 4.67, 4.68). Diese Arbeitsweise wird in der Rundstrick-Technologie mit „Zweikanaltechnik“ bezeichnet. Auch Muster mit farbigen und strukturierten Karos oder Längsstreifen (Bilder 4.69, 4.70) können mit dieser Lang-/Kurzfußtechnik (Bild 4.71) verwirklicht werden und wurden infolge der acht Schlösser (Bild 4.68) früher in der Flachstrickerei als Achtschlossmuster bezeichnet.


Bild 4.65: RR-Fangmusterung (Noppen) mit Hoch- und Tieffußnadeln im vorderen Nadelbett, H = Hochfußnadel, T = Tieffußnadel


Bild 4.66: RR-Fangmuster (Noppen) mit Hoch- und Tieffußnadeln, H = Hochfußnadel, T = Tieffußnadel


Bild 4.67: Übereinander angeordnete Schlösser mit Lang-und Kurzfußnadeln


Bild 4.68: Schlosskonstruktion zur Herstellung von Achtschlossmustern


Bild 4.69: Fadenlaufdarstellung eines Achtschlossmusters


Bild 4.70: Achtschlossmuster


Bild 4.71: Schlossanordnung und Nadeleinsatz einer Achtschloss-Flachstrickmaschine

3-Wege-Jacquard mit Transfer

In elektronisch gesteuerten Flachstrickmaschinen können einzelne Nadeln beider Nadelbetten in jedem Strickvorgang beliebig und individuell in die angegebenen Positionen gesteuert werden (Jacquard). Die Einzelnadelauswahl ermöglicht sowohl farbliche Musterungen (Bild 4.33) als auch Strukturmusterungen (Bilder 4.72 4.73). Die Programmierung erfolgt über CAD (computer aided design)-Programme (Bild 4.74).


Bild 4.72: Gestricke mit Strukturen


Bild 4.73: Strukturmuster


Bild 4.74: CAD-Arbeitsplatz

Die Bindungstechnik für Farbjacquard, Fangjacquard usw. ist im Kapitel über Rundstrickmaschinen näher erklärt und kann auf Flachstrickmaschinen übertragen werden. Die Jacquardtechnik (Einzelnadelauswahl) ermöglicht somit eine völlig freie Platzierung der Bindungselemente, wie Masche, Henkel, Flottung, bzw. eine Maschenverhängung zur Formgebung bzw. Musterung in jeder Maschenreihe. Ältere Maschinen besitzen eine mechanische und neuere Maschinen eine elektronische/ elektromagnetische Einzelnadelauswahl.

Es muss ebenso wie in der mechanisch gesteuerten Auswahl nur hier durch elektronische Impulse für jede Nadel im Bereich der unteren Austriebsteile entschieden werden, ob ein Nadelaustrieb oder kein Austrieb erfolgen soll. Kein Austrieb bedeutet, dass Flottungen entstehen oder nicht gestrickt wird, während ein Austrieb eine weitere Entscheidung im Bereich der oberen Austriebsteile erfordert, um entweder Henkel oder Maschen zu bilden.

Hinzu kommen zwei weitere Steuerungen: die Maschenschleifenübergabe und die Maschenschleifenübernahme. Bild 4.75 zeigt die 5 möglichen Positionen der Nadel in der Stricktechnologie. Die bisherige Drei-Weg-Technik (stricken = Masche, fangen = Henkel, nicht stricken = Flottung oder RL- Bindung) ist in der elektronisch gesteuerten Flachstrickmaschine zur Fünf-Weg-Technik (stricken, fangen, nicht stricken, übergeben, übernehmen) erweitert worden (Bilder 4.75, 4.76, 4.77, 4.78). Durch diese Jacquardauswahl können Henkel und Flottungen und Transfer in beliebiger mustermäßiger Folge oder farbige Maschen bei entsprechendem Fadenführerwechsel gebildet werden.


Bild 4.75: Mögliche Nadelpositionen, 1 = nicht stricken, 2 = fangen, 3 = stricken, 4 = Masche übernehmen, 5 = Masche übergeben (s. Bilder 4.76, 4.77)


Bild 4.76: Maschenschleifenübertragung von Nadelbett zu Nadelbett, 1 = Spreizfeder


Bild 4.77: Maschenübertragung von Nadelbett zu Nadelbett (a – d)


Bild 4.78: Maschenübertragung von vorn nach hinten, 1 = Nadelkopf sticht in die aufgespannte Maschenschleife, 2 = die im Nadelkopf der hinteren Nadel befindliche Maschenschleife wird von der vorderen Nadel abgeworfen

Besonders interessant ist die Jacquardtechnik in der Flachstrickerei für Strukturmusterungen, deren Oberfläche durch mustergemäße Anhäufungen von Maschen, Henkeln, Flottungen sowie verhängten Maschen sehr plastisch wirkt (Bilder 4.72, 4.73, 4.79).

Außer der Einzelnadelsteuerung (Jacquard) werden in diesen Maschinen auch alle weiteren Funktionen – Fadenführer- und Schlossschaltungen, Nadelbettenversatz – elektronisch/elektromagnetisch ausgelöst, und die erforderlichen Impulse für Einzelnadelauswahl und Funktionen werden über USB oder online eingegeben.


Bild 4.79: Mustermäßig übertragene Maschen in einem RR-Gestrick

Ein Schema einer elektronisch gesteuerten Schlossanordnung zeigen die Bilder 4.80–4.84. Das dargestellte Schloss ermöglicht für jede Nadel in jedem Strickvorgang auf beiden Nadelbetten unabhängige mustergemäße fünf Wege, sodass Färb- und Strukturmuster (mit Maschen, Henkeln, Flottungen) sowie Maschenübertragungen (Übergeben oder Übernehmen) für Musterzwecke (rechte/linke Maschenseiten, Zopfmuster u. dgl.) und Formgebung (fully fashion) in jeder Strickreihe realisiert werden können.


Bild 4.80: Schlossanordnung einer elektronischen Flachstrickmaschine, 1 = oberes Austriebsteil, 2 = Schlossteil zum Übernehmen, = feste Schlossteile, = bewegliche Schlossteile


Bild 4.81: Schlossschaltung für Masche


Bild 4.82: Schlossschaltung für Henkel


Bild 4.83: Schlossschaltung für Übergeben

Bild 4.84: Schlossschaltung für Übernehmen

Jedes Abzugsteil kann individuell für verschiedene Maschengrößen – auch innerhalb einer Maschenreihe – gemäß Strickprogramm über einen Schrittmotor eingestellt bzw. verändert werden. Auf diese Weise kann die Warenqualität über CAD-Technik im Strickprogramm festgelegt und die Musterkombinationen wesentlich erweitert werden.

Dabei unterscheidet man bei der Maschenlängenanpassung (auch Kuliertiefe oder Festigkeit genannt):

Maschenfestigkeit (-länge)

– statische Festigkeit

– dynamische Festigkeit

– selektive Festigkeit

Bei statischer Festigkeit wechselt die Kulierung nach jeder Maschenreihe. Die dynamische Festigkeit kann innerhalb weniger Nadeln (halbe Schlossbreite) wechseln, und die selektive Festigkeit erlaubt eine nadelgenaue Maschenlängenanpassung.

Die Informationen und Befehle für die individuellen Nadelwege werden während des Strickens in die Schlossmagnete zur Nadelsteuerung eingespeist.

Der Schlitten muss nur in dem Nadelbereich bewegt werden, in dem jeweils gestrickt wird. So werden durch diese Hubanpassung die langen Schlittenwege vorangegangener Maschinenkonstruktionen (z. B. Bild 4.2) zum Durchschieben der Schlossriegel (Schlossschaltung) vermieden und die Leistung wesentlich erhöht. Elektronische Steuerungen mit Fünf-Wege-Technik, Splitten, Festigkeitswechsel während des Strickens, Hubanpassung, beliebige Breiten- und Höhenrapporte, flexible und sehr schnelle Datenaufbereitung zusammen mit Niederhalteplatinen haben die heutige Flachstricktechnologie gegenüber der mechanischen Steuerung so revolutioniert, dass der Mustervariation kaum noch Grenzen gesetzt sind.

Um in Hand-Flachstrickmaschinen Maschenschleifen innerhalb eines Nadelbettes zu verhängen, können Decknadeln mit einem Loch eingesetzt werden (Bilder 4.85, 4.86), die von Hand auf die Nadelköpfe gelegt werden und anschließend die Maschenschleifen übernehmen (Bild 4.87). Nach der Trennung von den Zungennadeln erfolgt ein seitlicher Versatz und anschließend die Übergabe der Maschenschleifen an die Nachbarnadeln (Bilder 4.88, 4.89, 4.90, 4.91). Die Maschenübertragung wird für die Musterung, aber auch für die Minderung und Zunahme von regulär (auf Passform, fully fashioned) gearbeiteten Gestricken benötigt (Bilder 4.92, 4.93, 4.94).


Bild 4.85: Maschenschleifenübergabe in Handstrickmaschinen, 1 = Decknadel, 2 = Decker


Bild 4.86: Maschenschleifenübergabe, 1 = Decker, 2 = Decknadel, 3 = Zungennadel (vgl. Bild 4.85)


Bild 4.87: Maschenschleifenübernahme


Bild 4.88: Maschenschleifenübergabe


Bild 4.89: Maschenschleifenübernahme


Bild 4.90: Maschenschleifenübergabe


Bild 4.91: Maschenschleifenübergabe


Bild 4.92: Minderung eines RL-Gestrickes (RL-Einfaden-Maschenware), 1 = Doppelmasche (Fashion Marker oder Deckblümchen genannt)


Bild 4.93: Schnitt für ein halbes Rückenteil


Bild 4.94: Minderung eines RL-Gestrickes, 1. = Doppelmasche

Um die spätere Naht möglichst flach ausbilden zu können, werden gleichzeitig mehrere Randmaschen verhängt, sodass die Doppelmasche nicht unmittelbar am Warenrand entsteht (Bilder 4.92, 4.95). Sie erscheint nach dem Nähen als Pünktchen (Deckblümchen) neben der Naht.


Bild 4.95: Gestricke auf Passform (fully fashioned)

Die Zunahme des Gestrickes (Bild 4.96) erfolgt gewöhnlich durch Zustoßen von Zungennadeln am Gestrickrand. Nach jeder Minderung bzw. Zunahme muss der Fadenführerstand und gegebenenfalls die Warenabzugskraft der Gestrickbreite angepasst werden.

Bild 4.96: Zunahme eines RL-Gestrickes durch Zustoßen einer Zungennadel

Tasuta katkend on lõppenud.