(Die Wirthin kommt herein und meldet dem Prinzen, daß ein Herr von Hofe da sey, der auf Befehl des Königs mit ihm sprechen wolle.
Falstaff wird abgeschikt zu hören was er wolle.)
(Falstaff kommt zurük, und bringt die Zeitung von dem Aufstand, den Percy, Northumberland, Douglas, und Glendower, im Norden von England erregt, und daß der Prinz auf morgen zum König, seinem Vater, beschieden sey. Dieses giebt zu einer kleinen Comödie von der pöbelhaftest-bürlesken Art Anlas, worinn Falstaff den König macht, und den Prinzen wegen seiner unanständigen Lebensart und lüderlichen Gesellschaft ausschilt, jedoch mit Ausnahme des einzigen Falstaff, von dem er viel Gutes sagt. Der Prinz behauptet, Falstaff habe den König nicht recht gemacht, übernimmt diese Rolle selbst, läßt Falstaffen den Prinzen seyn, und sagt alsdann eben so viel böses von Falstaff als dieser vorhin Gutes von sich selbst gesagt hatte. Folgendes mag zur Probe dienen:)
Ich höre grosse Klagen über dich.
Sakerlot! Gnädigster Herr, sie sind alle erlogen —
Du schwörst, unartiger Bube? Von nun an komm nimmer vor meine Augen! Du gehst einen verderblichen Weg; es ist ein Teufel, der dich jagt, ein Teufel in Gestalt eines fetten alten Manns; eine Tonne von einem Mann ist deine Gesellschaft. Wie, schämst du dich nicht mit diesem Weinfasse umzugehen, mit diesem zusammengeballten Klumpen von Bestialität, mit diesem ungeheuren Kessel voll Sect, mit diesem ausgestoßen Felleisen von Kutteln, – diesem ehrwürdigen Laster, dieser grauen Büberey, diesem Vater Spizbuben, dieser bejahrten Eitelkeit? Wozu ist er gut, als Sect zu kosten und auszutrinken? Worinn ist er nett und manierlich, als einen Capaunen zu zerlegen und aufzuessen? Worinn hat er Verstand als in Ränken? Wozu braucht er seine Ränke als zu Bubenstüken? Worinn ist er ein Lotterbube als in allen Dingen? Und worinn ist er löblich als in nichts?
Wen meynt Euer Majestät?
Diesen ruchlosen schändlichen Verführer der Jugend, Falstaff, diesen alten weißbartigen Satan.
Milord, den Mann kenn' ich.
Das weiß ich wol.
Aber wenn ich sagte, daß er ein schlimmerer Mann sey als ich selbst, so sagt' ich mehr als ich weiß. Daß er alt ist, davon zeugen leider! seine weissen Haare; aber daß er, mit Respect vor euch zu sagen, ein H**jäger sey, das läugne ich schlechterdings. Wenn Sect und Zuker etwas unrechtes ist, so helf G** den Schlimmen! Wenn alt und aufgeräumt seyn, eine Sünde ist, so kenn' ich manchen alten Wirth, der verdammt werden müßte; wenn fett seyn, Haß verdient, so müßten Pharaons magre Kühe liebenswürdig seyn. Nein, Gnädigster Herr, verbannet Peto, verbannet Bardolph, verbannet Poins; aber den guten alten Jak Falstaff, den wakern Jak Falstaff, den ehrlichen Jak Falstaff, den tapfern Jak Falstaff, und desto tapfrer, da er, wie man nicht läugnen kan, der alte Jak Falstaff ist, den verbannt nicht aus Harry's Gesellschaft: Wolltet ihr den guten diken Jak von mir verbannen, so verbannet eben so mehr die ganze Welt von mir – ([Diese unvollkommne Probe, (denn man hat dennoch einige Blümchen auslassen müssen) wird den Leser vermuthlich geneigt machen, dem Uebersezer in Absicht der Falstaffischen Scenen Vollmacht zu geben, darüber nach eignem Belieben zu schalten. Man muß ein Engländer seyn, diese Scenen von Engländern spielen sehen, und eine gute Portion Pounsch dazu im Kopfe haben, um den Geschmak daran zu finden, den Shakespears Landsleute gröstentheils noch heutiges Tages an diesen Gemählden des untersten Grads von pöbelhafter Ausgelassenheit des Humors und der Sitten finden sollen.])
(Bardolph und die Wirthin lauffen erschroken herein, und melden, daß der Scheriff mit der Wache vor der Thüre sey, und das Haus durchsuchen wolle. Prinz Heinrich übernimmt es ihn abzufertigen, nachdem er Falstaffen und den übrigen befohlen, sich zu verbergen.)
(Der Scheriff kommt mit einem von den Fuhrleuten der Beraubten, und fragt nach Falstaffen, welchen er beschuldigt, den Raub begangen zu haben. Der Prinz antwortet ihm ganz ernsthaft, und also in reimlosen Versen (denn Shakespear ist, wie wir wissen, ein genauer Beobachter des Decorum,) der Mann sey nicht hier, indem er ihn Geschäfte halber ausgeschikt habe; er giebt aber dem Scheriff sein Ehrenwort, daß er ihn bis morgen Mittags stellen, und wenn es sich finde, daß er den Raub begangen, der Justiz überlassen wolle. Der Scheriff nimmt hierauf seinen demüthigen Abschied, und der Prinz erklärt sich gegen Peto, daß er den Beraubten ihr Geld mit Wucher wieder zurükgeben, morgen nach Hofe und von da zu Felde gehen, sie aber allerseits mit sich nehmen, und bey der Armee anständig unterbringen wolle.)
(Des Archi-Diaconus von Bangor Haus in Wales.)
(Hot-Spur, Worcester, Mortimer und Owen Glendower treten auf.)
Diese Versprechungen sind schön, die Partheyen zuverläßig, und unser Vorhaben voller Hoffnung eines glüklichen Ausgangs.
Milord Mortimer, und Vetter Glendower, wollt ihr nicht Plaz nehmen?
Und ihr, Oheim Worcester – Der Henker hol' es! ich habe die Land Carte vergessen.
Nein, hier ist sie. Sezt euch, Vetter Percy, sezt euch, guter Vetter Hot-Spur: Denn wenn Lancaster euch bey diesem Namen nennen hört, dann erblassen seine Wangen, und mit einem emporsteigenden Seufzer wünscht er, daß ihr im Himmel seyn möchtet.
Und ihr in der Hölle, so oft er von Owen Glendower reden hört.
Ich tadle ihn nicht; in meiner Geburts-Stunde erfüllte sich die Stirne des Himmels mit feurigen Gestalten und brennenden Meteoren; wißt, der ganze Erdball zitterte in seinen innersten Gewölben, wie eine Memme, als ich gebohren ward.
Das würd' er gethan haben, wenn in der nemlichen Stunde eurer Mutter Kaze Junge gehabt hätte, und ihr nie gebohren worden wäret.
Ich sage, die Erde bebte wie ich gebohren ward.
Und ich sage, wenn die Erde das that, so dachte sie nicht wie ich, in so fern ihr euch einbildet, sie zitterte aus Furcht vor euch.
Die Himmel waren lauter Feuer, und die Erde bebte.
Die Erde bebte also, weil sie den Himmel in Feuer sah, und nicht weil ihr gebohren wurdet. Die kranke Natur bricht oft in seltsame Paroxismen aus; die Erde wird zuweilen von dem unbändigen Wind, der in ihren Leib eingekerkert ist, mit einer Art von Colik gequält; er sträubt sich durchzubrechen, und schüttelt die gute alte Mutter so stark, daß hohe Schlösser und bemooßte Glokenthürme umstürzen. Wie ihr gebohren wurdet, so hatte unsre Groß-Mutter Erde eben einen solchen Anstoß von Bauchweh, und das war alles.
Vetter, diese Reden würde ich nicht von vielen andern ertragen. Erlaubt mir euch noch einmal zu sagen, daß bey meiner Geburt die Stirne des Himmels voller feuriger Gestalten war; die Geissen rennten von den Bergen herab, und die Heerden auf den Feldern brüllten auf eine unnatürliche Art vor Schreken. Diese Zeichen deuteten an daß ich ausserordentlich seyn würde, und der ganze Lauf meines Lebens hat bewiesen, daß ich nicht in die Classe der gewöhnlichen Menschen gehöre. Wo lebt, innert den seebespühlten Grenzen von England, Wales und Schottland, der Mann der sich rühmen kan, mein Lehrmeister gewesen zu seyn? Und dennoch hab ich den Sohn eines Weibs noch nicht gesehen, der es in irgend einer Wissenschaft oder Kunst mit mir aufnehmen könnte.
Ich glaube selbst, daß niemand besser welsch redt – ich will zum Mittag-Essen.
Ruhig, Vetter Percy; ihr macht ihn noch böse.
Ich kan die Geister aus dem Abgrund hervorrufen.
Das kan ich auch, und das kan jedermann; aber kommen sie, wenn ihr ihnen ruft?
Wie, ich kan dich dem Teufel gebieten lehren.
Und ich kan dich den Teufel beschämen lehren; du darfst nur die Wahrheit reden: Sprich wahr, und beschäme den Teufel, sagt das
Wenn du im Stand bist ihn zu beschwören, so bring ihn her; und ich will im Stand seyn, ihn mit Schaam wieder wegzujagen.
O! sagt euer Lebenlang die Wahrheit, und beschämt den Teufel.
Kommt, kommt, wozu soll dieses Gewäsche nüzen?
Dreymal hat Heinrich Bolingbroke sich meiner Macht entgegen gestellt; dreymal hab ich ihn von den Ufern des Wye und des silbersandigen Severn, ohne Stiefel und von Gewittern verfolgt, heimgeschikt.
Hot-Spur. Heimgeschikt, ohne Stiefeln und noch dazu in schlimmem Wetter. Wie, ins T** Namen, entgieng er dem Fieber?
Kommt, hier ist die Carte; wollen wir nach unsern dreyfachen Ansprüchen unser Recht theilen?
Der Archi-Diaconus hat es schon, sehr gleich, durch drey Linien getheilt: England, vom Trent bis hier zum Severn, Süd- und Ostwärts, ist mein Antheil; alles was gegen Westen ligt, Wales, und alle diese fruchtbaren Länder innert den Ufern des Severn, sollen Owen Glendowers seyn; und, Vetter Percy, der übrige nordliche Theil, jenseits des Trent, euer. Unser dreyfacher Verglich ist bereits aufgesezt, und wenn die Instrumente gesiegelt und ausgewechselt seyn werden, welches in dieser Nacht noch geschehen kan, so wollen wir, ihr, Vetter Percy, und ich, und Mylord von Worcester, morgen ausrüken, um uns, der Abrede gemäß, zu Schrewsbury mit euerm Vater und den Schottischen Völkern zu vereinbaren. Mein Vater Glendower ist noch nicht fertig, auch haben wir in diesen vierzehn Tagen seiner noch nicht vonnöthen; und diese Zeit ist mehr als hinreichend,
(zu Glendower)
daß ihr eure Vasallen, Freunde und Nachbarn aufbieten könnet.
Glendower. Ich werde in kürzerer Frist bey euch seyn, Milords; und ich will euch eure Ladys mitbringen, von denen ihr euch izt, ohne Abschied, wegstehlen müßt; denn es wird eine Welt voll Wasser vergossen werden, wenn ihr und eure Weiber scheiden müßt.
Mich däucht, mein Antheil, Nordwärts von Burton hier, ist lange nicht so groß als der eurige. Seht, wie dieser Fluß, indem er sich hier schlangenweis zurük krümmt, mir einen grossen halben Mond von dem schönsten Theil meines ganzen Landes abschneide. Ich will den Strom hier aufgetroknet haben, und hier soll in einem neugegrabnen Canal der glatte silberne Trent schön und eben dahinfliessen; er soll sich nicht mit so tieffen Krümmungen winden, und mich hier eines so reichen Bodens berauben.
Er soll sich nicht winden? Er soll, er muß; ihr seht ja, er thut's.
Aber ihr seht ja, daß er hier auf dieser Seite euch eben so viel wieder zulegt, als er euch auf der andern abschneidet.
Ja, aber es wird nur wenig Mühe brauchen ihn hier herüber zu leiten, um auf der Nordseite diesen Strich Lands zu gewinnen, und dann fließt er gerad und eben.
Ich will es so haben, es wird bald geschehen seyn.
Ich werde keine Veränderung zugeben.
Ihr wollt nicht?
Nein, und ihr sollt keine machen.
Und wer ist der, der nein dazu sagen wird?
Der bin ich.
So sagt es auf welsch, damit ich es nicht verstehe.
Ich kan englisch reden, Lord, so gut als ihr, denn ich ward am Englischen Hof erzogen; ich habe manches englische Lied als Jüngling auf meiner Harfe begleitet, und den Beyfall der Schönsten erlangt, wenn ich meine Stimme mit ihren Accenten vermählte; eine Geschiklichkeit, die man nie an euch gesehen hat.
Glaubt mir, es sollte mir leid seyn, wenn es anders wäre. Ich wollte lieber eine Kaze seyn, und, Miau, schreyen! – als einer von diesen schnurrenden Reimen-Mäklern; ich will lieber einen küpfernen Kerzenstok umfallen hören, oder ein ungeschmiertes Rad in der Achse kirren, es würde mir lange nicht so weh in den Zähnen thun, als dieses läppische Geklingel von Poeterey; das ist ja nicht anders, als wie wenn man einen stolpernden Klepper zwingen will, einen guten Schritt zu gehen.
Kommt, kommt, Trent soll abgeleitet werden.
Was bekümmert mich das? Ich will dem ersten Freund der mir gute Dienste thut, dreymal so viel Land geben; aber hier, versteht mich wohl, wo es um einen Vertrag zu thun ist, wollt ich um den neunten Theil eines Haars schicaniren. Sind die Instrumente aufgesezt?
Können wir gehen?
Der Mond scheint hell, ihr könnt diese Nacht abreisen; ich will den Schreiber treiben, und indessen eure Weiber auf euern Abschied vorbereiten; ich fürchte meine Tochter wird unsinnig davon werden, so verliebt ist sie in ihren Mortimer.
(Er geht ab.)
Fy, Vetter Percy, warum könnt ihr meinen Vetter nicht unangefochten lassen?
Ich kan nicht anders; er macht mich manchmal toll, wenn er mir vom Maulwurf und der Ameise erzählt, und von den Propheceyungen des Träumer Merlins, und von einem Drachen, und von einem Fisch ohne Floßfedern, und von einem Greiffen mit beschnittnen Flügeln, und von einer hüpfenden Kaze, kurz von einer Menge solchem abgeschmaktem Hocus-Pocus, das mir die Geduld ausgehen macht. Ich will euch was sagen, er hielt mich verwichne Nacht zum wenigsten neun Stunden auf, mir die Namen der verschiednen Teufel herzurechnen, die seine Lakeyen seyn sollen; ich schrie – hum! – und – wohl, wohl! Aber ich gab ihm nicht auf ein Wort Acht. O! er ist so beschwerlich wie ein müdes Pferd, oder ein keiffendes Weib; ärger als ein rauchiges Haus. Ich wollte lieber bey Käs und Knoblauch in einer Windmühle leben, und weit von ihm seyn; als Kazen fressen, und seinem Geschrey zuhören, in irgend einem Sommerhaus in der Christenheit.
Er ist, bey allem dem, ein verdienstvoller Edelmann, ausserordentlich belesen, und in den seltsamsten Wissenschaften erfahren; tapfer wie ein Löwe; überaus leutselig, und gütig wie die Minen von Indien. Soll ich's euch sagen, Vetter; er giebt euerm Temperament ungemein viel nach, und thut sich selbst die gröste Gewalt an, wenn ihr ihn auf eine so anzügliche Art in seinem Humor durchkreuzt; ich versichre euch, der Mann lebt nicht, der ihn ohne Gefahr, so wie ihr gethan habt, hätte reizen dürfen. Aber thut es nicht oft, ich bitte euch.
In der That, Milord, ihr seyd zu tadelsüchtig, und habt, seitdem ihr hier seyd, genug gethan, um seine Geduld aufs äusserste zu bringen. Ihr müßt diesen Fehler nothwendig verbessern lernen, Herr. Ob dieses hastige Wesen gleich manchmal Grösse, Muth und Feuer anzeigt, (und das ist der größte Vortheil den ihr davon haben könnet;) so giebt es hingegen auch öfters das Ansehen einer rohen Wildheit, eines Mangels an Lebensart und Sitten, und den Schein von Stolz, Aufgeblasenheit, übertriebner Einbildung und Verachtung andrer Leute; Fehler, wodurch ein Mann, mit den grösten Verdiensten, die er sonst haben mag, die Herzen der Leute verliehrt, und die einen Fleken auf die ganze schöne Seite werfen, wodurch er sonst die Hochachtung der Welt gewonnen hätte.
Gut, ihr habt mich nun genug geschulmeistert denke ich; ich verlang' euch den Vorzug der Höflichkeit nicht streitig zu machen – hier kommen unsre Weiber, und wir wollen unsern Abschied nehmen.
(Glendower mit Lady Mortimer und Lady Percy, zu den Vorigen.)
Das ist ein Umstand, der mir oft tödtlichen Verdruß macht, mein Weib kann nicht englisch reden, und ich nicht welsch.
Meine Tochter weint, sie will nicht von euch scheiden, sie will auch ein Soldat werden, sie will in den Krieg.
Milord, sagt ihr, sie und meine Tante Percy sollen uns in kurzem folgen.
(Glendower spricht welsch mit ihr, und sie antwortet ihm darinn.)
Sie will sich nicht trösten lassen; eine kleine eigensinnige Hexe, bey der keine Ueberredung anschlagen will.
Ich versteh' deine Blike, ich bin ein Meister in diesem anmuthigen Welsch, das du aus diesen zween schwellenden Himmeln hervorathmest, und, wären wir nicht in Gesellschaft, ich wollte dir in der nemlichen Sprache antworten; ich verstehe deine Küsse, und du die meinige, in dieser fühlbaren Unterredung haben wir keinen Dollmetscher nöthig; aber ich will nicht ruhen, Liebe, bis ich deine Sprache gelernt habe; denn von deinen Lippen tönt das Welsche so anmuthig als aus einer Sommerlaube der süsse Gesang einer Feen- Königin, von den entzükenden Griffen ihrer goldnen Laute beseelt.
O! wenn du in Zärtlichkeit schmilzst, so wird sie gar unsinnig werden.
(Die Lady redt wieder welsch.)
Ach! hierinn bin ich die Unwissenheit selbst.
Sie bittet, daß ihr euch niederlegen und euer holdes Haupt auf ihrem Schooß ruhen lassen sollt, und sie will euch den Gesang singen, den ihr so gerne hört, und euer Blut in eine angenehme Schwermuth wiegend, den Gott des Schlafs auf euern Augliedern krönen; euch in dieses zauberische Mittel zwischen Schlaf und Wachen senken, das dem Gemische von Nacht und Tag ähnlich ist, eine Stunde eh der Gott des Lichts seinen goldnen Lauf aus Osten beginnt.
Von Herzen gerne will ich mich sezen, und sie singen hören; inzwischen, denk' ich, werden unsre Papiere fertig werden.
Thut das, und obgleich die Musicanten, die euch dazu aufspielen sollen, tausend Meilen weit von hier in der Luft hangen, so sollen sie doch in einem Wink zugegen seyn. Sezt euch, und horcht.
Komm, Käthe, du bist eine Meisterin im Niederligen; komm, geschwind, geschwind, daß ich meinen Kopf auf deine Schooß legen kan.
Geht, alberne Gans.
(Die Musik fängt an.)
Nun merk' ich, daß der Teufel welsch versteht; bey unsrer Frauen, er ist kein schlimmer Musicant; kein Wunder, daß er so wunderliche Launen hat.
Wenn es die Launen ausmachten, so müßtet ihr über und über musicalisch seyn: Ligt still, ihr Dieb', und hört die Lady welsch singen.
Ich wollte lieber meine Lady Brake auf irländisch heulen hören.
Soll ich dir deinen Kopf zerbrechen?
Nein.
Nun, so lig still.
Das auch nicht, das schikt sich nur für eine Lady.
Nun, so helf dir Gott!
In der welschen Lady Bette.
Was sagtest du?
Still, sie singt.
(Lady Mortimer singt ein welsches Lied.)
Komm, Käthe, du must mir auch eins singen.
Ich gewiß nicht, bey meiner Treu.
Hot-Spur. Bey deiner Treu? du schwörst ja wie ein Zukerbekers-Weib! Nicht du, bey deiner Treu! und, so wahr ich leb, und, hol mich Gott, und, so wahr als die Sonn am Himmel ist; wenn man dich so armselig schwören hört, so dächte man, du seyst nie weiter als bis nach Finsbury gekommen. Schwör mir wie eine Lady, Käthe, die du bist, einen hübschen den Mund ausfüllenden Schwur, und überlaß das meiner Treu und dergleichen Pfeffer- und Ingwerkrämerische Blümchen, den ehrlichen Leuten die am Sonntag ihr hübsches Kleid anziehen. – Komm, sing.
Ich will nicht singen.
Hot-Spur. Und ich will gehen; wenn die Aufsäze fertig sind, so können wir in zwo Stunden schon fort seyn. Kommt mit, wenn ihr wollt.
(Er geht ab.)
Kommt, kommt, Lord Mortimer; ihr seyd, däucht mich, so träge zum Gehen als Lord Percy feurig ist. Unsre Instrumente werden fertig seyn; wir wollen nur sigeln und dann gleich zu Pferde.
Von Herzen gerne.
(Sie gehen ab.)