Stolz und Vorurteil

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Stolz und Vorurteil
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Jane Austen



Stolz und Vorurteil




Jane Austen



Stolz und Vorurteil





(Pride and Prejudice)

Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2021

Übersetzung: Karin von Schwab

 4. Auflage, ISBN 978-3-954180-15-8



www.null-papier.de/stolzundvorurteil










null-papier.de/katalog




Inhaltsverzeichnis





Zum Buch







Au­to­rin und Werk







1. KAPITEL







2. KAPITEL







3. KAPITEL







4. KAPITEL







5. KAPITEL







6. KAPITEL







7. KAPITEL







8. KAPITEL







9. KAPITEL







10. KAPITEL







11. KAPITEL







12. KAPITEL







13. KAPITEL







14. KAPITEL







15. KAPITEL







16. KAPITEL







17. KAPITEL







18. KAPITEL







19. KAPITEL







20. KAPITEL







21. KAPITEL







22. KAPITEL







23. KAPITEL







24. KAPITEL







25. KAPITEL







26. KAPITEL







27. KAPITEL







28. KAPITEL







29. KAPITEL







30. KAPITEL







31. KAPITEL







32. KAPITEL







33. KAPITEL







34. KAPITEL







35. KAPITEL







36. KAPITEL







37. KAPITEL







38. KAPITEL







39. KAPITEL







40. KAPITEL







41. KAPITEL







42. KAPITEL







43. KAPITEL







44. KAPITEL







45. KAPITEL







46. KAPITEL







47. KAPITEL







48. KAPITEL







49. KAPITEL







50. KAPITEL







51. KAPITEL







52. KAPITEL







53. KAPITEL







54. KAPITEL







55. KAPITEL







56. KAPITEL







57. KAPITEL







58. KAPITEL







59. KAPITEL







60. KAPITEL







61. KAPITEL






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Anna Ka­re­ni­na – Il­lus­trier­te Fas­sung







Ju­li­an der Ab­trün­ni­ge







Die Fahr­ten Bin­ja­mins des Drit­ten







Dom­bey und Sohn







Der Graf von Mon­te Chri­sto







Eine Ge­schich­te von zwei Städ­ten







Der Irr­geist des Schlos­ses







Der Stern des Glücks







Der ver­lo­re­ne Sohn







Die Bä­ren von Ho­hen-Esp







Die Erl­kö­ni­gin







Früh­lings­stür­me







Die Schat­zin­sel







Gän­se­lie­sel







Ha­zard







Hofluft







Jung ge­freit







Katz’ und Maus







und wei­te­re …




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Zum Buch



»Es ist eine Wahr­heit, über die sich alle Welt ei­nig ist, dass ein un­be­weib­ter Mann von ei­ni­gem Ver­mö­gen un­be­dingt auf der Su­che nach ei­ner Le­bens­ge­fähr­tin sein muss.« so be­ginnt die­se groß­ar­ti­ge Er­zäh­lung aus der Zeit des eng­li­schen Re­gen­cy.



Frau­en sind ab­hän­gig, in je­der Be­zie­hung. Eine ei­ge­ne Mei­nung wird ih­nen nicht zu­ge­bil­ligt. Ihr Le­ben lang blei­ben sie fremd­be­stimmt, erst durch die El­tern, spä­ter durch den Ehe­part­ner.



In die­se kon­ser­va­ti­ve Um­ge­bung hin­ein ent­wirft, die selbst mit Stan­des­dün­kel und falscher Moral kämp­fen­de Au­to­rin Jane Aus­ten ihre Ge­schich­te um fünf Töch­ter ei­ner Fa­mi­lie, die mög­lichst stan­des­ge­mäß un­ter die Hau­be ge­bracht wer­den müs­sen.

 



Die Au­to­rin er­zählt hier meh­re­re Lie­bes­ge­schich­ten, in­dem sie Hand­lungs­strän­ge in­ein­an­der webt. Da­bei hält sie ihre Pro­tago­nis­ten im Rah­men ge­sell­schaft­li­cher Kon­ven­tio­nen, wenn­gleich vor al­lem die zwei­t­äl­tes­te Toch­ter Eli­z­abeth das ge­ra­de noch Schick­li­che arg stra­pa­ziert.



Es ent­steht ein bun­ter Rei­gen aus Ir­run­gen, Ver­wechs­lun­gen und Miss­ver­ständ­nis­sen. Ein Schau­spiel be­son­de­re Art, auf­ge­zeich­net mit fei­ner Fe­der und ei­nem frü­hen Ge­spür für auf­kom­men­de so­zia­le Ver­wer­fun­gen.



Bis heu­te ist die­ser Ro­man das be­lieb­tes­te Werk der Au­to­rin, de­ren weib­li­che Ur­he­ber­schaft bei Ers­ter­schei­nen tat­säch­lich noch von ei­ni­gen (männ­li­chen) Re­zen­sen­ten an­ge­zwei­felt wur­de.



Las­sen Sie sich von dem Klas­si­ker der ro­man­ti­schen Li­te­ra­tur un­ter­hal­ten.




Autorin und Werk



Ste­ven­ton in Hamps­hi­re, eine gute Wo­che vor dem Weih­nachts­fest des Jah­res 1775: Fuß­stap­fen füh­ren über den ver­schnei­ten Ra­sen zum zwei­stö­cki­gen Pfarr­haus der Ort­schaft. Dort le­ben Wil­liam Ge­or­ge Aus­ten, sei­ne Frau Cas­san­dra und die sechs Kin­der. Die Brü­der wer­fen Schnee­bäl­le in die frost­glit­zern­den Baum­kro­nen vor dem Haus. Kom­men die Kin­der fröh­lich und ver­fro­ren zur Tür her­ein, emp­fängt sie der Duft des Holz­feu­ers – aber heu­te müs­sen sie still sein. Va­ter Wil­liam kann sich nicht auf sei­ne Ge­dan­ken zur Weih­nachtspre­digt kon­zen­trie­ren, denn Mut­ter Cas­san­dra liegt in den We­hen.








Be­co­ming Jane



Jane Aus­ten wird am 16. De­zem­ber 1775 ge­bo­ren, als sie­ben­tes Kind der Pfar­rers­fa­mi­lie. Sie ist das zwei­te Mäd­chen und wird ih­rer Schwes­ter Cas­san­dra le­bens­lang eng ver­bun­den sein. Lei­der ver­nich­tet Cas­san­dra die meis­ten Brie­fe ih­rer jün­ge­ren Schwes­ter nach de­ren frü­hem Tod, wes­halb über die große Dame der eng­li­schen Li­te­ra­tur nicht all­zu viel be­kannt ist.



Die El­tern le­gen viel Wert auf Bil­dung; das Haus be­her­bergt eine große Biblio­thek, die stän­dig er­wei­tert wird und den Kin­dern zu­gäng­lich ist. Jane ist be­reits recht be­le­sen, als sie im Al­ter von zwölf Jah­ren selbst zu schrei­ben be­ginnt. Die jun­ge Dame ver­fasst be­vor­zugt scharf­zün­gi­ge Kurz­ro­ma­ne und Thea­ter­stücke, lässt ei­ni­ge Ar­bei­ten je­doch un­voll­en­det oder wird sie spä­ter wie­der auf­grei­fen. The­ma­tisch ist sie von Be­ginn an ih­rer Sa­che si­cher: Das Eng­land des Re­gen­cy mit sei­nen so­zia­len Sit­ten, ins­be­son­de­re mit der ab­hän­gi­gen Stel­lung der Frau, wird von ihr sa­ti­risch kri­ti­siert.



Nach dem Um­zug nach Bath, wo die Fa­mi­lie bis 1805 lebt, ent­ste­hen we­ni­ge Wer­ke – zu­min­dest wird das an­ge­nom­men. Als der Va­ter ver­stor­ben ist, las­sen sich Mut­ter Aus­ten und die bei­den Schwes­tern in Southamp­ton nie­der, be­vor sie 1809 nach Chaw­ton zie­hen. In dem dor­ti­gen Land­haus wohnt Jane Aus­ten, ge­mein­sam mit ih­rer Schwes­ter und ei­ner Freun­din, bis zu ih­rem Tod.



Be­legt ist, dass Jane im Jahr 1802 einen Hei­rats­an­trag ab­lehnt; ob ihr wei­te­re Avan­cen ge­macht wer­den, ist un­be­kannt. Mög­li­cher­wei­se ist es ihre be­wuss­te Ent­schei­dung, un­ver­hei­ra­tet zu blei­ben. Dass sie ihre ganz ei­ge­ne Sicht­wei­se be­züg­lich die­ser Fra­ge hat, be­le­gen ihre Ro­ma­ne, in de­nen die Pro­tago­nis­tin­nen zwar letzt­end­lich die Ehe ein­ge­hen, sich den Ent­schluss je­doch nie­mals leicht ma­chen. Die Her­aus­for­de­rung ist in der Ab­hän­gig­keit be­grün­det, worin Frau­en ent­we­der durch einen Ehe­gat­ten ver­sorgt wer­den oder le­bens­lang auf wohl­mei­nen­de Ver­wand­te an­ge­wie­sen sind. Jane und ihre Schwes­ter, die eben­falls un­ver­hei­ra­tet ist, er­fah­ren das selbst, als sie nach Chaw­ton zie­hen. Ihr dor­ti­ges Wohn­haus ge­hört ei­nem ih­rer Brü­der. Für ge­ach­te­te Bür­ge­rin­nen aus wohl­ha­ben­dem Hau­se ist es zu je­ner Zeit un­denk­bar, den ei­ge­nen Le­bens­un­ter­halt zu er­ar­bei­ten – Ja­nes Exis­tenz als Schrift­stel­le­rin be­fin­det sich in ei­ner Grau­zo­ne und ist ten­den­zi­ell an­rü­chig.



By a Lady



In­so­fern nimmt es nicht Wun­der, dass ihre Ro­ma­ne un­ter dem Pseud­onym »by a Lady« (»von ei­ner Dame«) er­schei­nen, wenn­gleich mit wach­sen­der Aner­ken­nung die wah­re Iden­ti­tät der Au­to­rin be­kannt wird. Jane Aus­ten hät­te ein in­di­vi­du­el­les, viel­leicht männ­li­ches, Pseud­onym wäh­len kön­nen. Dass sie sich da­für ent­schei­det, Ge­schlecht und un­ge­fäh­re Stan­des­zu­ge­hö­rig­keit mit­zu­tei­len, darf wohl als Stel­lung­nah­me ver­stan­den wer­den, pas­send zum In­halt ih­rer Wer­ke. Ob­wohl sie sich dar­in als klar­sich­ti­ge Beo­b­ach­te­rin er­weist, mensch­li­che Schwä­chen hu­mor­voll be­leuch­tet und vor Ge­sell­schafts­kri­tik kei­nes­wegs zu­rück­schreckt, wer­den vor al­lem die spä­ten Ro­ma­ne po­si­tiv auf­ge­nom­men. Dass der all­seits ge­ach­te­te Wal­ter Scott ihr größ­te Ach­tung zollt, wird da­bei nicht ohne Wir­kung ge­blie­ben sein.



Jane Aus­tens Werk gilt als rich­tung­wei­send für die eng­li­sche Li­te­ra­tur, so­wohl sti­lis­tisch als auch in­halt­lich. Die dar­in ge­üb­te Kri­tik be­fasst sich mit der Lage le­di­ger Frau­en des ge­ho­be­nen Bür­ger­tums, in sacht-iro­ni­schem Stil. Der Lie­bes­ro­man, in des­sen Zen­trum eine un­ver­hei­ra­te­te Frau steht, dient der Au­to­rin stets als Rah­men so­zia­ler Be­trach­tun­gen. Spä­te­re Ro­ma­ne, die zum Teil aus frü­hen Ent­wür­fen ent­ste­hen, sind eben­so ge­nau be­ob­ach­tet, je­doch er­zäh­le­ri­scher ver­fasst. So be­schäf­tigt sich Jane Aus­ten 1809 mit dem be­reits 1796 ent­stan­de­nen »Eli­nor and Ma­ri­an­ne«, das schließ­lich 1811 un­ter dem Ti­tel »Sen­se and Sen­si­bi­li­ty« (Ver­stand und Ge­fühl) er­scheint. In dem­sel­ben Jahr über­ar­bei­tet sie »First Im­pres­si­ons«, das 1813 als »Pri­de and Pre­ju­di­ce« (Stolz und Vor­ur­teil) ver­öf­fent­licht wird.



Ihr zu­rück­ge­zo­ge­nes Le­ben in Chaw­ton ver­bringt Jane Aus­ten schrei­bend. Wäh­rend die­ser Zeit ent­ste­hen »Mans­field Park«, »Emma« und »Per­sua­si­on«, das spä­ter in der deut­schen Über­set­zung un­ter den Ti­teln »Über­re­dung« und »Anne El­li­ot« pu­bli­ziert wird.



Im Mai 1817 be­gibt sich Jane Aus­ten, ge­mein­sam mit ih­rer Schwes­ter, zur ärzt­li­chen Be­hand­lung nach Win­che­s­ter, wo sie am 18. Juli des Jah­res stirbt. Ihre Grab­stät­te be­fin­det sich in der Ka­the­dra­le von Win­che­s­ter.



Stolz und Vor­ur­teil



Jane Aus­ten schil­dert in die­sem Ro­man ein Jahr im Le­ben der wohl­ha­ben­den eng­li­schen Fa­mi­lie Ben­net, wo­bei im Mit­tel­punkt die fünf Töch­ter ste­hen. In­ner­halb die­ser Zeit hei­ra­ten drei der jun­gen Da­men, nach­dem jede von ih­nen di­ver­se Er­kennt­nis­se und Ein­sich­ten ge­won­nen hat. Die Part­ner­wahl ist von ei­ni­ger Bri­sanz, denn ei­ner­seits steht die Fa­mi­lie un­ter Druck, weil ihr Be­sitz aus­schließ­lich in der männ­li­chen Li­nie ver­erbt wer­den kann, un­ver­hei­ra­te­te Töch­ter also mit­tel­los wä­ren. An­de­rer­seits müs­sen sie nicht nur wirt­schaft­lich ver­sorgt sein, son­dern ihre Ent­schei­dung auch hin­sicht­lich der Stan­des­zu­ge­hö­rig­keit tref­fen. Fehl­in­ter­pre­ta­tio­nen von Ver­hal­tens­wei­sen, Int­ri­gen im Freun­des­kreis so­wie die Ein­wir­kung frem­der In­ter­es­sen ge­stal­ten die Wahl ei­nes lie­bens­wer­ten Man­nes höchst ver­wi­ckelt.



Die Au­to­rin er­zählt hier meh­re­re Lie­bes­ge­schich­ten, in­dem sie Hand­lungs­strän­ge in­ein­an­der webt. Da­bei hält sie ihre Pro­tago­nis­ten im Rah­men ge­sell­schaft­li­cher Kon­ven­tio­nen, wenn­gleich vor al­lem die zwei­t­äl­tes­te Toch­ter Eli­z­abeth das ge­ra­de noch Schick­li­che arg stra­pa­ziert. Der stol­ze Dar­cy fin­det sie zu­nächst unat­trak­tiv, be­ginnt sich je­doch für sie zu er­wär­men, als sie ihm geist­reich zu­setzt. Wäh­rend Eli­z­abeth von Dar­cys De­s­in­ter­es­se über­zeugt ist, ver­ehrt er sie heim­lich und in­tri­giert im Hin­ter­grund ge­gen die Be­zie­hung ei­nes Freun­des zu Eli­z­abeths Schwes­ter, weil er meint, jene wür­de die­sen nicht lie­ben. Erst als Dar­cy und Eli­z­abeth ih­ren Stolz über­win­den, ihre ge­gen­sei­ti­gen Vor­ur­tei­le ab­le­gen und Miss­ver­ständ­nis­se be­sei­ti­gen, kom­men sich bei­de Paa­re nä­her.



Kein an­de­rer Ro­man Jane Aus­tens ist im eng­lisch­spra­chi­gen Raum be­kann­ter und be­lieb­ter. Die längst eta­blier­te Li­te­ra­tin ver­öf­fent­licht ihn 1813 nicht un­ter ih­rem üb­li­chen Pseud­onym »by a Lady«, son­dern selbst­be­wusst »by the au­t­hor of Sen­se and Sen­si­bi­li­ty«. »Pri­de and Pre­ju­di­ce« greift auf ein frü­he­res Ma­nu­skript zu­rück, auf »First Im­pres­si­on« aus dem Jahr 1796. Die ers­te Fas­sung war von ei­nem Ver­le­ger ab­ge­lehnt wor­den. Jane Aus­tens Ver­lag, der be­reits »Sen­se and Sen­si­bi­li­ty« pu­bli­ziert hat­te, pro­du­ziert 1500 Exem­pla­re der Neu­fas­sung und gibt noch im sel­ben Jahr die zwei­te Auf­la­ge her­aus. Für wie be­deu­tend das Werk bis in die Ge­gen­wart ge­hal­ten wird, be­le­gen zahl­rei­che Neu­auf­la­gen, Über­set­zun­gen und mul­ti­me­dia­le Ad­ap­tio­nen, in de­nen die Hand­lung in­ter­pre­tiert, ka­ri­kiert oder fort­ge­setzt wird.




1. KAPITEL



Es ist eine Wahr­heit, über die sich alle Welt ei­nig ist, dass ein un­be­weib­ter Mann von ei­ni­gem Ver­mö­gen un­be­dingt auf der Su­che nach ei­ner Le­bens­ge­fähr­tin sein muss.



Wel­cher Art die Ge­füh­le und Wün­sche ei­nes sol­chen Man­nes im Üb­ri­gen auch im­mer sein mö­gen, die­se Wahr­heit hat eine so un­um­stöß­li­che Gel­tung, dass er schon bei sei­nem ers­ten Auftau­chen von sämt­li­chen um­woh­nen­den Fa­mi­li­en als recht­mä­ßi­ger Be­sitz der einen oder an­de­ren ih­rer Töch­ter an­ge­se­hen wird.



»Mein lie­ber Ben­net«, sprach ei­nes Ta­ges Mrs. Ben­net zu ihm, »hast du schon ge­hört, dass Ne­ther­field Park end­lich einen Mie­ter ge­fun­den hat?«



Mr. Ben­net er­wi­der­te, er habe es noch nicht ge­hört.



»Trotz­dem ist es so, wie ich sage«, be­harr­te Mrs. Ben­net. »Mrs. Long war ge­ra­de hier und hat es mir er­zählt – Willst du denn nicht wis­sen, wer der neue Mie­ter ist?« fuhr sie mit un­ge­dul­di­ger Stim­me fort.



»Du willst es mir doch ge­ra­de er­zäh­len, und ich habe nichts da­ge­gen.«



Ei­ner deut­li­che­ren Auf­for­de­rung be­durf­te es nicht.



»Also, Mrs. Long er­zähl­te, dass Ne­ther­field von ei­nem sehr wohl­ha­ben­den jun­gen Mann aus Nor­deng­land ge­pach­tet wur­de. Er kam letz­ten Mon­tag im Vier­spän­ner an, um das Haus zu be­sich­ti­gen, und er war so ent­zückt da­von, dass er so­gleich mit Mr. Mor­ris ab­schloss. Noch vor Mi­chae­lis will er ein­zie­hen, und sei­ne Die­ner­schaft soll zum Teil schon Ende die­ser Wo­che her­kom­men.«



»Wie heißt er denn?«



»Bingley.«



»Ver­hei­ra­tet?«



»Aber nein! Un­ver­hei­ra­tet! Na­tür­lich un­ver­hei­ra­tet! Ein stein­rei­cher Jung­ge­sel­le, mit vier- oder fünf­tau­send Pfund im Jahr! Welch ein Glück für un­se­re Kin­der!«



»Wie­so? Wie­so für un­se­re Kin­der?«



»Du bist aber auch zu lang­wei­lig, mein Lie­ber. Ver­stehst du denn nicht, dass er viel­leicht eine un­se­rer Töch­ter hei­ra­ten wird?«



»Kommt er des­halb hier­her?«



»Des­halb? Was re­dest du da? Un­sinn! Aber es ist doch sehr gut

mög­lich,

 dass er sich in eine von ih­nen ver­liebt; und da­her musst du ihm einen Be­such ma­chen, so­bald er ein­ge­zo­gen ist.«



»Wes­halb denn? Du kannst ja mit den Mäd­chen hin­über­ge­hen. Oder bes­ser noch, du schickst sie al­lein; denn da du noch eben­so gut aus­siehst wie jede von dei­nen Töch­tern, wür­de sich Mr. Bingley viel­leicht gar dich aus dem Schwarm aus­su­chen.«



»Ach, du Schmeich­ler. Ge­wiss, ich bin ein­mal recht schön ge­we­sen, aber jetzt bil­de ich mir nicht mehr ein, ir­gen­det­was Be­son­de­res vor­zu­stel­len. Wenn eine Frau fünf er­wach­se­ne Töch­ter hat, tut sie gut dar­an, alle Ge­dan­ken an ihre ei­ge­ne Schön­heit fal­len zu las­sen. Du musst aber un­be­dingt Mr. Bingley auf­su­chen, so­bald er un­ser Nach­bar ist.«



»Ich gebe dir heu­te nur die Ver­si­che­rung, dass ich es dir nicht ver­spre­chen kann.«



»Aber denk doch an dei­ne Töch­ter! Denk doch an die ge­sell­schaft­li­che Stel­lung, die es für eine von ih­nen be­deu­ten mag! So­gar Sir Wil­liam und Lady Lu­cas sind fest ent­schlos­sen, ihm nur des­halb einen Be­such zu ma­chen; du weißt, wie we­nig sie sich sonst um Neu­an­kömm­lin­ge küm­mern. Du musst un­ter al­len Um­stän­den hin­ge­hen; denn wie sol­len wir ihn be­su­chen kön­nen, wenn du es nicht zu­erst tust?«

 



»Du bist viel zu kor­rekt; ich bin über­zeugt, Mr. Bingley wird sich sehr freu­en, euch bei sich be­grü­ßen zu dür­fen. Ich kann dir ja ein paar Zei­len mit­ge­ben und ihm aufs herz­lichs­te mei­ne Ein­wil­li­gung zu­si­chern für den Fall, dass er sich eine von mei­nen Töch­tern aus­su­chen und sie hei­ra­ten will. Für mei­ne klei­ne Liz­zy will ich da­bei ein be­son­ders gu­tes Wort ein­le­gen.«



»Ich will sehr hof­fen, dass du nichts der­glei­chen tust. Liz­zy ist nicht einen Deut bes­ser als die an­de­ren. Im Ge­gen­teil, ich fin­de sie nicht halb so hübsch wie Jane und nicht halb so rei­zend wie Ly­dia. Aber du musst sie ja im­mer vor­zie­hen.«



»Du hast recht. Wirk­lich emp­feh­len könn­te ich kei­ne von ih­nen«, er­wi­der­te Mr. Ben­net. »Sie sind al­bern und un­wis­send wie alle jun­gen Mäd­chen; nur Liz­zy ist we­nigs­tens et­was leb­haf­ter als ihre Schwes­tern.«



»Aber hör mal, wie kannst du dei­ne ei­ge­nen Kin­der so her­ab­set­zen! Es macht dir of­fen­bar Spaß, mich zu är­gern. Du hast eben gar kein Mit­ge­fühl mit mei­nen ar­men Ner­ven!«



»Da ver­kennst du mich ganz und gar, mei­ne Lie­be. Ich hege die größ­te Ach­tung vor dei­nen Ner­ven. Seit zwan­zig Jah­ren höre ich mir nun schon das mit dei­nen Ner­ven an; sie sind mir nun gute alte Be­kann­te ge­wor­den.«



»Ach, du ahnst nicht, wie sehr ich un­ter ih­nen lei­den muss!«



»Aber ich hof­fe, du über­stehst es auch die­ses Mal und er­lebst, dass noch vie­le an­de­re jun­ge Män­ner mit vier­tau­send Pfund im Jahr sich in un­se­rer Nach­bar­schaft nie­der­las­sen.«



»Und wenn zwan­zig kämen, was nützt es uns, wenn du sie doch nicht be­su­chen willst?«



»Ver­lass dich auf mich, mei­ne Lie­be: wenn es erst zwan­zig sind, wer­de ich sie nach­ein­an­der auf­su­chen.«



Mr. Ben­net stell­te eine so ei­gen­ar­ti­ge Mi­schung von klu­gem Ver­stand und Iro­nie, von Zu­rück­hal­tung und Schalk­haf­tig­keit dar, dass eine drei­und­zwan­zig­jäh­ri­ge Er­fah­rung nicht ge­nügt hat­te, um sei­ne Frau die­sen Cha­rak­ter ver­ste­hen zu las­sen. Ihre Ge­dan­ken­gän­ge zu er­grün­den war ein­fa­cher: sie war eine un­be­deu­ten­de Frau mit ge­rin­gem Wis­sen und un­be­re­chen­ba­rer Lau­ne. War sie mit et­was un­zu­frie­den, lieb­te sie es, die Ner­vö­se zu spie­len. Ihre Le­bens­auf­ga­be be­stand dar­in, ihre Töch­ter zu ver­hei­ra­ten. Be­su­che ma­chen und Neu­ig­kei­ten aus­tau­schen war ihre Er­ho­lung.




2. KAPITEL



Mr. Ben­net ge­hör­te zu den ers­ten, die Mr. Bingley auf Ne­ther­field be­grüß­ten. Er war von vorn­her­ein ent­schlos­sen ge­we­sen, den neu­en Nach­barn auf­zu­su­chen, so sehr er sei­ner Frau auch im­mer wie­der das Ge­gen­teil ver­si­cher­te; und so wuss­te sie noch am Abend nichts von sei­nem Be­such am Mor­gen.



Mr. Ben­net mach­te sei­ner Fa­mi­lie auf fol­gen­de Wei­se Mit­tei­lung von sei­nem An­tritts­be­such: eine Wei­le sah er sei­ner zwei­ten Toch­ter Eli­sa­beth zu, wie sie an ei­nem Hut ar­bei­te­te, und sag­te dann plötz­lich:



»Hof­fent­lich wird er Mr. Bingley ge­fal­len, Liz­zy.«



»Lei­der ist es uns ja nicht mög­lich, Mr. Bingleys Ge­schmack fest­zu­stel­len«, sag­te sei­ne Frau vor­wurfs­voll, »da wir ihn nicht be­su­chen kön­nen.«



»Du ver­gisst aber, Mama«, sag­te Eli­sa­beth, »dass wir ihn auf ei­nem von den Bäl­len tref­fen wer­den. Mrs. Long hat ver­spro­chen, ihn uns vor­zu­stel­len.«



»Mrs. Long wird sich hü­ten! Sie hat ja selbst zwei Nich­ten. Mrs. Long ist eine selbst­süch­ti­ge und falsche Per­son, ich habe kei­ne gute Mei­nung von ihr.«



»Ganz recht, ich auch nicht«, sag­te Mr. Ben­net. »Ich freue mich, dass du dich nicht auf ihre Gut­mü­tig­keit ver­las­sen willst.«



Sei­ne Frau wür­dig­te ihn kei­ner Ant­wort. Aber da nichts zu sa­gen über ihre Kraft ge­gan­gen wäre, fing sie an, eine ih­rer Töch­ter zu schel­ten:



»Hör um Him­mels wil­len mit dei­nem Hus­ten auf, Kit­ty! Nimm doch ein we­nig Rück­sicht auf mei­ne Ner­ven – du zer­reißt sie mir ja ge­ra­de­zu!«



»Kit­ty hus­tet ohne je­des Takt­ge­fühl«, mein­te ihr Va­ter, »sie hus­tet in ei­nem sehr un­pas­sen­den Au­gen­blick.«



»Ich hus­te nicht zum Ver­gnü­gen«, er­wi­der­te Kit­ty stör­risch. »Wann ist denn dein nächs­ter Ball, Liz­zy?«



»Mor­gen in vier­zehn Ta­gen.«



»Rich­tig«, rief ihre Mut­ter, »und Mrs. Long kommt erst einen Tag vor­her zu­rück; sie kann ihn euch also gar nicht vor­stel­len, denn sie wird ihn selbst noch nicht ken­nen!«



»Dann wirst du, mei­ne Lie­be, ge­gen dei­ne Freun­din groß­mü­tig sein kön­nen und Mr. Bingley ihr vor­stel­len.«



»Aus­ge­schlos­sen, Ben­net, ganz aus­ge­schlos­sen! Ich ken­ne ihn ja auch nicht. Wa­rum musst du mich im­mer är­gern?«



»Dei­ne Vor­sicht macht dir alle Ehre. Eine vier­zehn­tä­gi­ge Be­kannt­schaft ge­nügt al­ler­dings kaum, um je­mand ken­nen­zu­ler­nen; man kann einen Men­schen nach so kur­z­er Zeit noch nicht be­ur­tei­len. Aber wenn wir es nicht tun, dann tut es je­mand an­ders; Mrs. Long und ihre Nich­ten müs­sen das Ri­si­ko eben auf sich neh­men. Wenn du also glaubst, es nicht ver­ant­wor­ten zu kön­nen – Mrs. Long wird das si­cher­lich als einen be­son­de­ren Be­weis dei­ner Freund­schaft an­er­ken­nen –, dann will ich es über­neh­men.«



Die Mäd­chen starr­ten ih­ren Va­ter an. Mrs. Ben­net sag­te bloß: »Un­sinn, Un­sinn!«



»Was willst du mit dei­nem ›Un­sinn‹ sa­gen?« frag­te Mr. Ben­net. »Etwa, dass die Förm­lich­keit des Vor­stel­lens und das Ge­wicht, das man die­ser Förm­lich­keit bei­misst, Un­sinn ist? In dem einen Punkt müss­te ich dann ver­schie­de­ner Mei­nung mit dir sein. Was meinst du dazu, Mary? Du denkst doch, so viel ich weiß, tief über al­les nach und liest di­cke Bü­cher und machst dir No­ti­zen und Aus­zü­ge.«



Mary hät­te für ihr Le­ben gern et­was sehr Klu­ges ge­sagt, aber ihr fiel nichts Pas­sen­des ein.



»Wäh­rend Mary ihre Ge­dan­ken ord­net«, fuhr ihr Va­ter fort, »wol­len wir zu Mr. Bingley zu­rück­keh­ren.«



»Ich kann den Na­men nicht mehr hö­ren!« rief sei­ne Frau.



»Das täte mir wirk­lich sehr leid. Aber warum sag­test du es mir nicht eher? Hät­te ich es heu­te Mor­gen schon ge­wusst, wäre mein Be­such bei ihm be­stimmt un­ter­blie­ben. Zu scha­de –, aber nun ist es ein­mal ge­sche­hen, und wir wer­den uns sei­ner Be­kannt­schaft nicht mehr ent­zie­hen kön­nen.«



Das Er­stau­nen sei­ner Fa­mi­lie war so groß und so leb­haft, wie er es sich ge­wünscht hat­te. Mrs. Ben­net über­traf auch hier­in die an­de­ren, wenn auch nur um ein we­ni­ge