Extra Krimi Paket Sommer 2021

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Am nächsten Morgen trafen wir uns in Mister McKees Büro zu einer allgemeinen Lagebesprechung. Außer Milo und mir war noch eine Reihe weiterer G-men anwesend. Darunter Clive, Orry, Leslie und Jay. Außerdem noch unser Innendienstler Max Carter sowie Sam Folder, einer unserer Erkennungsdienstler. Normalerweise nutzen wir zwar den Service der Scientific Research Division, dem zentralen Erkennungsdienst sämtlicher New Yorker Polizeieinheiten. Allerdings haben wir darüber hinaus auch eigene Spurensicherer mit entsprechenden Labors zur Verfügung.



Als Gast war Lieutenant Ray Grogan von der DEA zugegen.



Zunächst berichtete Jay Kronburg über die Bilanz des gestrigen Einsatzes am Pier 41.



Der Drogendeal war auf Grund des Einsatzes von Abhörtechnik sehr gut dokumentiert. Lieutenant Grogan von der DEA führte uns auf einem Projektor einige Videoszenen vor, auf denen genau das zu sehen war, was ein District Attorney zur Anklageerhebung brauchte. Ein Koffer voll Geld wurde gegen die Papiere für mehrere Container mit Landmaschinen getauscht. Die Landmaschinen wiederum waren von einer Firma bestellt worden, die Aranjuez gehörte. Die Drogenspezialisten der DEA hatten fast eine halbe Tonne Kokain in den Landmaschinencontainern sichergestellt. Der Stoff hatte eine hohe Reinheitsstufe. Im Verhältnis eins zu zehn mit Mehl aufgekocht hätte man dieses Gift bald an jeder Straßenecke der Bronx als Crack kaufen können. Der Gewinn, der sich damit erzielen ließ, war astronomisch.



Der Geldkoffer hatte von Tauchern der Hafenpolizei sichergestellt werden können. Ebenso wie die Papiere und die Drogenprobe, deren chemische Analyse vermutlich exakt dieselbe Zusammensetzung ergeben würde wie der Stoff, der in den Landmaschinen versteckt gewesen war. So gab es eine lückenlose Kette von Sachbeweisen.



"Gute Arbeit", lobte Mister McKee den Einsatz. Er wandte sich an Grogan. "Insbesondere möchte ich mich für die gute Zusammenarbeit mit Ihren Leuten bedanken, Lieutenant Grogan."



"Aranjuez wird seinen Kopf kaum aus der Schlinge ziehen können", ergänzte Jay Kronburg. "Die nächsten Jahrzehnte verbringt er mit Sicherheit auf Riker's Island. Aber vielleicht arbeitet er ja mit uns zusammen und wir bekommen endlich eine Handhabe gegen Montalban. Schließlich ist Aranjuez ja nichts anderes als ein gut bezahlter Strohmann."



"Wer war der Informant, der den Tipp gegeben hat?", fragte ich.



"Was spielt das für eine Rolle?", fragte Grogan. "Der Tipp war richtig, das ist das Einzige, was zählt."



"Der Mann heißt Gregory Raquino", gab Mister McKee bereitwillig Auskunft. "Er hat uns seit Jahren zuverlässig mit Informationen versorgt. Ihm gehören drei Frisörläden in Yorkville und Spanish Harlem."



Den Namen Raquino hatte ich schon im Zusammenhang mit anderen Fällen gehört.



Allerdings war ich nie mit ihm persönlich zusammengetroffen.



Ich brachte meinen Verdacht vor, dass in diesem Fall der Tipp vielleicht bewusst lanciert worden war und mit der missglückten Entführung in Zusammenhang stand, der Dolores Montalban unserer Vermutung nach zum Opfer gefallen war.



"Vielleicht weiß dieser Raquino mehr darüber, als er uns bislang verraten hat", vermutete ich. "Und selbst wenn das nicht zutrifft, muss er verdammt gut über das informiert sein, was im Montalban-Clan so hinter den Kulissen vor sich geht. Der Tipp mit dem Deal an Pier 41 ist der beste Beweis dafür. Kann doch sein, dass er das eine oder andere aufgeschnappt hat, was für uns wichtig wäre."



"Zum Beispiel, ob Rick Montalban irgendeine Art von Kopfgeld ausgesetzt hat!", ergänzte Milo.



Mister McKee nickte nachdenklich. "Wenn Sie meinen, dass dieser Informant uns im Mordfall Dolores Montalban weiter bringt, habe ich nichts dagegen, wenn Sie ihn kontaktieren, Jesse", erklärte er nach kurzer Pause. "Allerdings nur unter Einhaltung aller nur denkbaren Sicherheitsvorkehrungen. Wenn Raquinos Zusammenarbeit mit uns bekannt wird, ist er ein toter Mann."



"Natürlich, Sir", sagte ich. Anschließend berichtete ich von dem Gespräch, dass Milo und ich mit Montalban gehabt hatten.



Danach fassten Clive und Orry die Geschehnisse rund um Dolores' Wohnung zusammen.



Es lag inzwischen eine erste Einschätzung der Scientific Research Division und des Fire Service vor.



"Sofern der flüchtige Einbrecher nicht Selbstmord begehen wollte, gibt es nur eine andere Möglichkeit", berichtete Orry. "Im Keller befinden sich Heizungsanlagen. Der Kerl könnte ein Taschentuch oder dergleichen angezündet haben. Dann hat er ein Gasventil geöffnet und ist über einen Zugang zu den Abwasserkanälen geflüchtet."



"Das einzige, was wir sicher wissen ist, dass es eine derartige Fluchtmöglichkeit über die Kanäle gibt", ergänzte Clive. "Außerdem ist die Gasanlage erst vor einer Woche gewartet worden und wir können unterstellen, dass sie in Ordnung war. Tatsache ist, dass es trotzdem zu einer Explosion kam und die Kollegen der SRD keinerlei Spuren sichern konnten. Weder sterbliche Überreste noch irgendetwas anderes."



"Trotz der Explosion hätte man erwarten können, dass etwas übrig bleibt", sagte Mister McKee. "Knochenfragmente vielleicht oder eine Gürtelschnalle aus Metall! Der Mann trug eine Pistole. Auch davon hätte etwas zurückbleiben müssen!"



Orry konnte dem nur zustimmen. "Deshalb halte ich die Variante, dass er über das Abwassersystem geflohen ist, für nicht ausgeschlossen. Zur Stunde sind Spezialisten des SRD dabei, um in den Kanälen nach ihm zu suchen. Das Ganze ist nämlich in jedem Fall ein Vabanquespiel für den Kerl gewesen. Wenn er nicht schnell genug flüchten konnte, ist es nicht ausgeschlossen, dass er in den Kanalröhren bei lebendigem Leib gegrillt wurde."



Max Carter aus der Fahndungsabteilung meldete sich jetzt zu Wort. Anhand von Orrys und Clives Personenbeschreibung war ein Phantombild erstellt worden, das natürlich durch alle in Frage kommenden elektronischen Suchprogramme geschickt worden war.



Dasselbe war mit den Daten des MPi-Schützen geschehen, der bei der Schießerei in der Wohnung ums Leben gekommen war.



Wir erlebten eine Überraschung.



"Bei dem MPi-Schützen handelt es sich um Nate McGovern", erklärte Max. "Was den zweiten Täter angeht, so gibt es eine 90prozentige Übereinstimmung zwischen Phantombild und den bei der letzten Verhaftung erstellten Fotos von Brett Nolan. Beide wurden zusammen mit Dolores Montalban wegen Kirchenschändung und Verwüstung von Grabstätten angezeigt."



"Wenn das kein Volltreffer ist", raunte Milo mir zu.



"Die beiden waren Teil derselben Satanisten-Szene, in der auch Dolores Montalban sich zu Hause fühlte", ergänzte Max Carter.



"Dann wollten die offenbar verhindern, dass irgendjemand von Dolores die Spur in ihre Richtung aufnehmen kann", sagte Orry. "Dürfte gründlich daneben gegangen sein."



"Habe ich das falsch verstanden oder waren diese Satansjünger bislang nur an relativ harmlosen Vergehen beteiligt?", hakte ich nach.



"Die Betonung liegt auf relativ", erwiderte Max.



"Ist doch trotzdem merkwürdig, dass die jetzt so rabiat zur Sache gehen", griff Clive meinen Gedanken auf. "Gleich mit der MPi loszuballern - und dann der Tote in der Badewanne."



"Ein gutes Stichwort", fand Max. Er zeigte uns mit dem Projektor ein Bild des Toten. "Der Mann heißt Ernesto Estevez und ist ein guter Bekannter. Vorbestraft wegen Körperverletzung und einmal hatte er sogar eine Mordanklage am Hals, die aber niedergeschlagen werden konnte. Er gilt als einer von Montalbans Männern fürs Grobe."



"Wir nehmen an, dass dieser Estevez McGovern und Nolan auf den Fersen war", erläuterte Clive. Er ist den beiden Einbrechern wahrscheinlich schon länger gefolgt und versuchte, sie in der Wohnung zu stellen, was offenbar daneben ging. McGovern und Nolan haben ihn mit der Waffe ins Bad bugsiert. Weil keiner von ihnen einen Schalldämpfer hatte, mussten sie Estevez auf andere Weise töten..."



Max Carter zeigte eine Vergrößerung des Bildes, das den toten Estevez zeigte. Eine Stelle am Hals war besonders markiert.



"Hier ist ein Einstich", erklärte Max.



"Genau wie bei Dolores", stellte Milo fest.



"Die Obduktion von Dolores Montalban hat erste Ergebnisse erbracht", fuhr Max fort. "Wir wissen jetzt, dass der jungen Frau tatsächlich ein muskellähmendes Gift verabreicht wurde. Den lateinischen Namen erspare ich euch. Es handelt sich um eine Substanz, die verschiedenen Schlangengiften sehr ähnlich ist. Man verfällt dabei bei vollem Bewusstsein in eine Art Totenstarre. Bei besonders disponierten Personen kann es den Herzmuskel angreifen oder die Atmung lahm legen. Das ist vielleicht mit Dolores passiert. Allerdings wurde ihr diese Substanz nicht durch eine Injektion verabreicht, sondern oral."



"Und der Einstich?", hakte Clive nach.



"Stellt wohl den missglückten Versuch dar, ihr das Gegengift zu geben."



"Würde zu einer fehlgeschlagenen Entführung, bei der das Opfer unbeabsichtigterweise starb, passen", meinte Milo.



Max Carter fuhr fort. "Estevez erhielt seine Dosis des muskellähmenden Gifts allerdings über die Injektion am Hals. Das steht nach ersten Untersuchungen fest. Der Mann wurde in völlig hilflosem Zustand in die Wanne gelegt. Dann haben die beiden Satanisten das Wasser angestellt. Das Opfer ist jämmerlich ertrunken und konnte noch nicht einmal schreien."



"Eine selten grausame Mordmethode", musste selbst Mister McKee zugestehen, der in seinem langen Dienstleben beim FBI mehr Grausamkeiten miterlebt hatte, als alle anderen im Raum.



Einige Augenblicke lang herrschte Schweigen im Besprechungszimmer.

 



"Die Satanistenspur ist also wieder heiß", schloss unser Chef schließlich ein Resümee. "Ich möchte, dass wir weiterhin in wirklich alle möglichen Richtungen ermitteln. Noch wissen wir nicht, ob tatsächlich eine missglückte Entführung dahintersteht, die irgendetwas mit einem uns bisher verborgenen Machtkampf im Montalban-Syndikat zu tun hat oder ob Dolores Montalban einfach ein Opfer ihrer satanistischen Freunde wurde, die mit irgendwelchen Giften herumexperimentierten!" Mister McKee wandte sich an Milo und mich. "Sie treffen sich heute mit José Montalban?"



Ich nickte. "Hoffentlich ist er uns gegenüber offener als in Anwesenheit seines Vaters."



"José betreibt unseren Erkenntnissen nach eine Immobilienfirma, die bislang komplett im weißen Sektor der Wirtschaft operiert", sagte Max Carter. Er hob die Schultern. "Sieht man vielleicht von dem kleinen Schönheitsfehler ab, dass diese Firma eine Anschubfinanzierung durch die Drogengelder des Vaters bekam."



"Trotzdem wäre es äußerst ungewöhnlich, wenn sich José von seinem Vater in irgendeiner Form distanzieren würde", gab unser Chef seiner Auffassung Ausdruck. "Jesse, Milo, versuchen Sie aus ihm herauszuholen, was möglich ist."



"In Ordnung, Sir", gab ich zurück. Milo nickte.



"Für wann haben Sie sich mit José Montalban verabredet?", fragte Mister McKee genauer nach.



"11 Uhr. Er hat mir das heute Morgen sogar per Fax bestätigt", sagte ich.



"Ganz der korrekte Geschäftsmann!", kommentierte Milo.



Ich ahnte, dass Mister McKees Frage einen Hintergrund hatte. "Bei der Durchsuchung von Dolores Montalbans Wohnung sind wir auf eine Reihe von Adressen gestoßen. Freunde und Bekannte wahrscheinlich. Wir kommen nicht umhin, sie der Reihe nach abzuklappern, um mehr über ihre Lebensumstände zu erfahren. Können Sie beide eine davon übernehmen, bevor Sie und Milo in die Seventh Avenue fahren?"



"Wenn die betreffende Person nicht gerade am anderen Ende der Stadt wohnt!", erwiderte ich.



"Keine Sorge, Jesse. Alle anderen bekommen übrigens auch ein paar dieser Adressen aufgebrummt." Unser Chef wandte sich an Max Carter. "Haben wir von Nate McGovern und Brett Nolan den aktuellen Wohnsitz?", erkundigte sich Mister McKee bei Max Carter.



Unser Innendienstler aus der Fahndungsabteilung schüttelte den Kopf.



"Sind beide nach der letzten Verurteilung umgezogen."



"Die gegenwärtigen Wohnungen der beiden müssen durchsucht werden, gleichgültig ob Nolan nun noch lebt oder nicht", stellte Mister McKee klar. "Können Sie das in die Wege leiten, Jay?"



"Sicher", nickte der Ex-Cop.



"Brett Nolan hat als Rausschmeißer in einer Gothic-Disco gearbeitet, als er zum letzten Mal mit der Justiz in Berührung kam. Der Name des Ladens muss in den Akten zu finden sein. Vielleicht bringt Sie das weiter, Jay!"



"Ganz bestimmt."







14



"Hey, Brett, wie kommst du denn an das Ding hier?"



Brett Nolan blinzelte.



Sonnenstrahlen fielen durch das Fenster. Er musste blinzeln, drehte sich im zerwühlten Bett herum. Es roch nach Räucherstäbchen.



In der Tür zum Bad stand eine junge Frau.



Sie war vollkommen nackt.



Ihr Haar war rabenschwarz und fiel ihr bis über die Hüften.



An den Schenkeln, im Bereich des Bauchnabels und zwischen den Brüsten waren in schwarz okkulte Zeichen auf ihren Körper gemalt worden.



Zwischen Daumen und Zeigefinger der rechten Hand hielt sie einen messingfarbenen Ring. "Ey, der ist cool, Mann!", fand sie. "Woher hast du ihn?"



"Leg ihn dahin, wo du ihn hergenommen hast!", sagte Brett überraschend schroff. "Na los, Carrie!"



"Hey, bleib ganz easy, Brett! Nach der letzten Nacht könntest du eigentlich etwas entspannter reagieren. Sonst komme ich noch auf den Gedanken, dass ich irgendetwas verkehrt gemacht habe!" Sie blickte an ihrem makellosen, verführerischen Körper hinab. "Und dabei habe ich mich schon deinetwegen auf diese Sauerei mit der Farbe eingelassen!"



In ihren Augen blitzte es.



Sie steckte sich den Ring an den Mittelfinger der linken Hand.



"Carrie, lass das!"



"Steht mir doch. Was hast du?"



"Das ist kein Spaß!"



Sie stolzierte mit provozierendem Hüftschwung durch das Ein-Zimmer Apartment. Dabei hantierte sie an dem Ring herum.



Plötzlich blieb sie stehen.



"Ups, was ist das denn?"



"Carrie!"



"Scheiße, da kommt 'ne Nadel 'raus!"



Brett griff zu dem Stuhl neben dem Bett, wo seine Kleidung lag. Er holte eine Automatik hervor, richtete sie auf Carrie. "Ich habe gesagt, nimm den Ring ab!"



Carrie stierte ihn entgeistert an. "Auf was für einem Trip bist du denn, Brett?"



"Mach einfach, was ich sage!"



"Claro, claro!" Sie nahm den Ring ab, legte ihn auf ein Regal.



Brett legte die Waffe auf das Bett. Er griff nach seinen Sachen, begann sich anzuziehen.



"Bruder Maleficius hatte auch so einen Ring", stellte Carrie fest. "Ich wusste nicht, dass an dem Ding ein Mechanismus ist, der eine Nadel hervorschießen lässt..."



"Dann vergiss es auch ganz schnell wieder!", fauchte Brett.



Carrie stemmte die Arme in die geschwungenen Hüften. "Hör mal, was ist eigentlich los? Habe ich dir irgendetwas getan? Du hast mir übrigens immer noch nicht gesagt, wo du gestern gesteckt hast! Ich habe hier auf dich gewartet, verdammt noch mal!"



Brett atmete tief durch.



Er sah Carrie an. Sein Gesicht wirkte trotz des eigentlich recht dunklen Teints blass. Im Augenblick hatte er keinen Blick für Carries unverhüllte Schönheit. Etwas anderes beschäftigte ihn.



Carrie sammelte mit einer lässigen Bewegung ihren Slip vom Boden auf. "So einen Ring haben nur die Mitglieder des inneren Zirkels, nicht wahr?"



"Scheiße, warum fragst du Sachen, die du weißt?"



"Seit wann gehörst du dazu?"



"Lass mich in Ruhe, Carrie!"



Sie ließ nicht locker. "Und was hast du dafür tun müssen, um dir diesen Ring zu verdienen?"



Brett schluckte. "Es ist alles schief gegangen", murmelte er kaum hörbar. Seine Stimme klang belegt.



"Wovon sprichst du, Brett?"



Er kam nicht mehr dazu, ihr zu antworten.



Jemand trat die Tür zur Seite.



Holz splitterte.



Ein Mann im schwarzen Anzug stand draußen im Flur.



Mit beiden Händen hielt er eine Automatik mit Schalldämpfer.



Blutrot zuckte das Mündungsfeuer hervor, als der Killer zum ersten Mal abdrückte.



Brett warf sich zur Seite, griff dabei nach seiner Waffe. Carrie stob schreiend und in heller Panik davon. Sie geriet dem Killer dabei in die Schussbahn. Seine erste Kugel blieb in der Matratze stecken, die zweite erwischte Carrie im Bauch. Sie presste die Hände an den Körper. Blut rann ihr zwischen den Fingern hindurch. Carrie fiel getroffen zu Boden.



In dieser Sekunde feuerte Brett seine Waffe ab.



Er traf den Killer an der Schulter.



Der Kerl wurde durch die Wucht des Geschosses nach hinten gerissen. Der Schuss, der sich nur einen Augenaufschlag später aus der Schalldämpferwaffe in seiner rechten löste, fetzte in den Türrahmen hinein.



Brett schoss noch dreimal.



Der Körper des Killers zuckte unter den Einschüssen.



An der gegenüberliegenden Korridorwand rutschte er zu Boden und rührte sich nicht mehr. Der Griff seiner Rechten lockerte sich. Die Waffe rutschte ihm aus der Hand.



Brett spürte, dass ihm der Puls bis zum Hals schlug.



Die Gedanken rasten nur so in seinem Hirn.



Verdammt!, durchzuckte es ihn. Der alte Montalban schickt seine Bluthunde aus, um den Tod seiner Tochter zu rächen!



All das beschwichtigende Gerede, mit dem Bruder Maleficius ihm im Ohr gelegen hatte, konnte Brett Nolan wohl vergessen. Entgegen der Einschätzung des Narbigen wussten Montalban und seine Leute offenbar sehr gut Bescheid...



Sie sind uns näher auf den Fersen, als wir es wahrhaben wollten!, ging es Brett durch den Kopf.



Einige Augenblicke lang war der junge Mann wie erstarrt. Dann ging ein Ruck durch seinen Körper. Er musste jetzt schnell handeln, wurde ihm klar. Seine Schüsse hatte man wahrscheinlich im ganzen Haus gehört.



Brett Nolan kniete neben Carrie nieder, fühlte kurz ihren Puls. Er konnte ihr nicht mehr helfen. "Diese Schweine", murmelte er.



Er erhob sich und begann damit, ein paar Sachen in eine Sporttasche zu packen und sich vollständig anzuziehen.



Bevor er das Apartment verließ, nahm er noch den Ring mit der Injektionsnadel an sich.







15



Mister McKee hatte uns die Adresse von Severine Maragaux gegeben. Sie wohnte in einem Cast Iron-Haus in Chelsea, war Franco-Kanadierin, 23 Jahre alt und bezeichnete sich als Freundin der toten Dolores Montalban.



Severine sah sich erst eingehend unsere Ausweise an, bevor sie uns eintreten ließ. Sie trug Jeans und T-Shirt, aber an den Wänden hingen Fotos, die sie bleich geschminkt und in schwarzem Leder als Sängerin einer Gothic Metall Band zeigten. Sie gab an, ursprünglich wegen ihres Betriebswirtschaftsstudiums an der Columbia nach New York gekommen zu sein. Inzwischen hatte sie das längst an