Loe raamatut: «MC Gladius», lehekülg 3

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Rache 7

Nach dem der große Biker mit seinem alten Kumpel noch über Gott und die Welt geredet hatte, verabschiedete er sich und machte sich auf den Weg zu seiner Wohnung. Dort vor seinem Wohnhaus angekommen piepste sein Handy. 22:04 Uhr eine eingegangene SMS seines Pres.

Komm sofort zum Stadtplatz!“ lass Mike leise.

Als Mike gut zehn Minuten später am Stadtplatz eintraf war niemand zu sehen. Er lenkte seine Harley über Kopfsteinpflaster zu einem eigens für Motorräder abgetrennten Parkplatz und stellte den Motor ab. Dann ging er ein paar Schritte in Richtung der Gastronomie Zeile. Weiter war niemand zu sehen, er kontrollierte sein Handy, keine Nachricht. Mike ging einige Meter weiter an den Restaurants entlang, dann leuchtete eine Lichthupe, gegenüber kurz auf.

Schnellen Schrittes lief er quer rüber, auf halbem Weg erkannte er den T4 und fünf Personen die darin warteten. Als er die Schiebetür auf schob, war die Innenbeleuchtung ausgeschaltet.

„He, alles ok bei dir?“ fragte sein Pres.

„Ja alles gut!“ Mike sah sich um, im T4 saßen noch Bernd, Tom, Boris und immer noch schwer lädiert Andy. Alle trugen schwarze Einwegoveralls. „Zieh dich um.“ Mario drehte den Kopf halb zu Mike um „beeil dich!“ fügte er hinzu. Der große Biker zog seine Dockers Boots aus und entledigte sich seiner schweren HD-Lederjacke, samt Kutte. Dann schlupfte er etwas umständlich in den Overall, und zurück in seine Schuhe.

Boris reichte ihm schwarze Überziehschuhe und eine schwarze Bomberjacke. Boris war seit einem Jahr Fullmember, damit hatte er seine Probezeit erfolgreich abgelegt. Vor seiner Zeit beim MC Gladius war er kurz Prospect bei den Brown Bears, die ihn allerdings ohne ersichtlichen Grund nach wenigen Monaten rauswarfen. Boris war gebürtiger Pole, aber schon mit zwei Jahren mit seinen Eltern nach Deutschland ausgewandert.

Die Bomberjacke war etwas eng für Mikes Größe. Jetzt gab ihm Boris noch eine Sturmhaube, einen Teleskopschlagstock, eine kleine Dose Pfefferspray sowie schwarze Lederhandschuhe mit geriffeltem Plastikblättchen auf den Fingergliedern. Der MC ließ diese Handschuhe in Asien produzieren und verkaufte sie über eine Webseite als „Sicherheitshandschuhe für Motorradfahrer“. Die Marge und der Verkauf waren eher zu vernachlässigen, aber die Handschuhe hatten einen Vorteil gegenüber z.B.: sandgefüllten Handschuhen. Wenn man damit von der Polizei angehalten wurde, konnte man immer behaupten die Dinger zum Motorradfahren zu brauchen. Doch wenn ein Ex-Boxer wie Tom oder ein Kampfsportler wie Mike damit zuschlugen war das mindestens genau so verheerend.

„Die Jungs die Andy aufgemischt haben sind drüben im Griechen. Wenn Peppi uns Bescheid gibt, geht’s los.“ lies Mario die Anderen wissen.

„Was machen wir!“ wollte Mike von Mario wissen.

„Gleiches mit Gleichem vergelten. Ein bisschen Angst einjagen. Mehr nicht!“ gab Mario allen zu verstehen. Sie nickten.

„Für alle Fälle habe ich die noch.“ Mario hielt eine alte Walther P1 hoch.

Drüben auf der anderen Straßenseite zündete sich Peppi eine Zigarette an. Ging dann zwei Schritte und winkte zweimal, ehe er noch einmal kräftig zog und schließlich weiter ging. Mario startete den Motor und setzte den T4 einige Meter, ohne Licht, zurück.

„Es geht los! Masken auf und alle raus.“ Die Innenbeleuchtung war immer noch ausgeschaltete als sich die Türen des VW öffneten. Alle Biker, bis auf Andy, stiegen aus. Gingen auf der rechten Seite zwischen Transporter und Hauswand in Deckung.

Drei Jugendliche liefen in bester Laune und laut grölend quer über die Straße, als sie dem Bus näher kamen gab Mario seinen Brüdern ein Handzeichen. Bernd und Mike spannten ihre Muskeln, sie waren die ersten die die Jungs sahen als sie um die Ecke kamen hinter der die Biker warteten. Bis die Jugendlichen merkten was los war, war es zu spät. Mike sprang als erster auf einen der Jungs zu. Schnell und mit starkem Griff schnappte er sich den ersten an der Jacke. Unmittelbar danach schnellte der Teleskopschlagstock hervor und traf den Jungen dahinter am Oberschenkel. Sein Bruder Bernd griff sich den Dritten. Einen normal gebauten Jungen der vielleicht 64 Kg wog und für den Bodybilder keine große Herausforderung darstellte. Nach dem Schlag mit dem Schlagstock ging der Getroffene schreiend zu Boden. Während Mike die Waffe blitzschnell in der Hand drehte, so dass der Schlagstock nach unten zeigte und er den Griff in der geschlossenen Faust hielt. Der heftige Faustschlag brach das Jochbein, des Jungen den er an der Jacke gepackt hatte. Tom ließ seinen Schlagstock auf die rechte Schulter des am Oberschenkel getroffenen Jugendlichen nieder. Dann drehte er sich hinter ihn und hielt ihm der freien Hand den Mund zu, setzte einen Fuß ihn die Kniekehle seines Opfers und drückte ihn zu Boden. Mike schlug seinen Gegner den er am Jochbein getroffen hatte ein zweites Mal, so dass er endgültig K.O. ging und das Bewusstsein verlor. Bernd hob das Leichtgewicht das er sich krallte hoch und drückte ihn gegen die Hauswand.

Mario stellte sich neben Bernd sah den verängstigen Jungen durch die Sehschlitze seiner Sturmhaube an. Mit der rechten Hand packte er das SVMC T-Shirt dann sagte er ruhig: „Wo habt ihr die her?“

Der Kleine zitterte vor Angst und war so verstört dass er nicht einen Ton von sich gab. Bernd ohrfeigte sein Opfer. „Nochmal, wo habt ihr die Shirts her?“ setzte Mario nach.

„D…die…einige von den Vikings haben die uns gegeben. Die haben gesagt sie suchen Supporter, die haben uns auf eine Party eingeladen…Und die….“ seine Augen füllten sich mit Tränen. „Sie haben gesagt wir stehen unter ihrem Schutz. Wir gehören jetzt dazu!“ Der kleine wurde etwas mutiger.

„Ach ihr gehört jetzt dazu. Ihr steht unter dem Schutz der Vikings? Nun siehst du hier einen?“ Mario sah sich demonstrativ um. „Wer beschützt euch?“ Er gab Bernd ein Zeichen, der daraufhin dem Jungen eine weitere Ohrfeige verpasste.

„Haben sie euch auch gesagt ihr sollt einen von uns Verprügeln?“ rief Mike über die Schulter seines Pres.

„Ja genau, haben die euch das gesagt?“ fragte Mario

„Wir sollten einem von euch die Harley oder gar die Kutte klauen, das haben wir probiert, hat aber nicht geklappt.“ Jetzt weinte der Kleine fast hemmungslos. Bernd merke dass er verdammte Angst hatte und kurz davor war sich voll zu pinkeln.

„Wer war noch dabei, ihr wart zu fünft?“ wollte Bernd wissen

„Dvorgart der Serbe und Michalsky aus dem Jungendtreff!“ dem Jungen lief eine warme Flüssigkeit die Schenkel runter.

„Michalsky der kleine Fette,… verdammt!“ Mike grinste so breit das es selbst unter der Sturmhaube zu erkennen sein musste.

„Zieht die Shirts aus.“ sagte Mario zu dem Jungen den Bernd immer noch hochhielt.

„Was?“ fragte der Junge.

„Ausziehen!“ brüllte Mario.

Nachdem die Biker den Halbstarken die T-Shirts ausgezogen hatten, schmissen sie die Bomberjacken in den Kofferraum und die Einwegoveralls sowie die Sturmhauben und Überziehschuhe in einen Plastikmüllbeutel.

„Bernd werd das Zeug los!“ befahl Mario.

Bernd nickte kurz. Mike teilte seinen Brüdern mit dass er morgen früh einen vollen Tisch im Clubraum braucht, ehe er sich verabschiedete und zurück zu seiner Wohnung fuhr.

Endlich in seiner Bude angekommen, öffnete Mike den Kühlschrank und griff sich zwei Becher Joghurt und einen Löffel, ließ sich auf sein Sofa fallen und schaltete den Fernseher ein. Beim löffeln des Joghurts schweiften seine Gedanken in Richtung Gabi ab, dabei spürte er leichte Erregung in sich aufsteigen.

00:07 zeigte die Uhr auf N-TV. Nachrichten, über ein Erdbeben in Asien. Im Ticker band liefen die Börsenkurse. Mike verstand nicht viel davon, aber seit er Tom kannte verstand er zumindest das Nötigste.

Knast 8

07:56 Uhr Mike war früh aufgestanden und bereits in voller Motorradmontur. Locker schwang er sich auf seine Harley. Die Sonne schien und der Sitz seines Bikes fühlte sich warm und bequem an. Sein erster Stop war die Tankstelle um sein Motorrad zu betanken, dann lenkte er die Maschine weiter zu einem Einfamilienhaus mit kleinem Vorgarten, blauen Fensterrahmen und weißem Holzzaun.

Auf dem Klingelschild stand „Fam. Huber“, er drückte zweimal, weil er sich das komischer Weiße so angewohnt hatte. An der Sprechanlage meldete sich eine Frau: „Hallo!“

„Ich bin´s Mike!“ Er drückte gegen die Tür und sobald der elektrische Türöffner surrte, sprang sie auf.

„Ich bin im Wohnzimmer!“ hörte er die Stimme der Frau.

Mike entledigte sich seiner Schuhe und seiner Lederjacke. Anschließend nahm er seine Kutte ab und betrachtete sie einen Augenblick, bevor er sie ablegte. Er kannte sich in dem Haus gut aus. Im Wohnzimmer wartete die Frau die er durch die Sprechanlage gehört hatte. Sie trug einen weißen Bademantel, war barfüßig und unfrisiert. 31 Jahre jung, brünett und immer noch mit sehr guter Figur ausgestattet. Er setzte sich neben sie auf die schwarze Ledercouch.

„Guten Morgen, Mike.“ begrüßte sie ihn mit einem Kuss auf die Wange. „Hi wie geht’s?“ war Mikes Antwort. „Ich hab den Jungen fertig gemacht für die Schule und hab jetzt auch Zeit zum Frühstücken. Ansonsten geht’s ganz gut.“ sie lächelte.

„Brauchst du irgendetwas?“ wollte Mike direkt wissen.

„Nun ja das Auto war in der Werkstatt und die Waschmaschine ist nicht mehr die Neuste. Das Haus wird auch immer älter.“ antwortete sie ohne große Regung.

„Brauchst du Geld, der Club hilft dir gern!“ Mike sah ihr in die Augen.

„Ein bisschen, aber das Finanzamt und die Polizei sieht es nicht so gern wenn die Frau eines JVA Insassen mit viel Geld um sich wirft.“ sie faste seine Hand.

„Was wäre wenn ich dir eine halbe Million besorgen könnte?“ fragte sie Mike immer noch fest ihn ihre Augen blickend. „Und es nicht auffallen würde?“

„Was wird das? Mike ich hab Angst. “ antwortete sie ihm. Er merkte dass sie sich unsicher fühlte.

„Du erinnerst dich an den Görheimer Fall?“ sie nickte, und blickte auf ein Foto an der Wand, das ihr Kind zeigte. „Gut. Der Mörder und Kinderentführer der das getan hat sitzt in der gleichen JVA wie dein Mann. Der Anwalt der Familie hat über eine Vertrauensperson Kontakt zu mir aufgenommen. Er bitte dir eine halbe Million und dem Club auch wenn Ralph das erledigt. Ich kann dir sagen dass dein Mann aufgrund seiner Erkrankung auch nach einer weiteren Straftat Hafterleichterung bekommen kann, allerdings würde es trotzdem einige Jahre dauern bis er wieder zuhause ist. Der Anwalt sagt eine halbe Million wäre für Steuerfahnder nicht leicht zu entdecken, und Tom würde sicher dabei helfen dass es nicht auffällt, dass du zu Geld gekommen bist.“

„Ich vermisse ihn.“ flüsterte sie, „aber das muss er entscheiden! Der Kerl, der dem armen Kind das angetan hat, hat es sicher verdient.“

„Schön, ich fahr ins Clubhaus. Melde dich bei mir wenn du was brauchst.“ Mike tätschelte liebevoll ihren Oberschenkel. Dann stand er auf, legte seine Jacke und Schuhe an, kramte seine Schlüssel aus der Tasche hervor, ehe er sich nochmal von ihr verabschiedete.

Das Tor zum Gelände des MC stand bei Mikes Ankunft schon offen, normalerweise wurde das Metallschiebetor immer erst um 16:00 Uhr nachmittags zu Geschäftszeiten des Wellnessbordels und des Laufhauses geöffnet. Das Fitnessstudio war über eine andere Einfahrt ohne Schranken zu erreichen. Mike fuhr zügig bis zum Clubhaus durch. Auf dem Parkplatz angekommen erkannte er an der Anzahl der Bikes dass fast alle seine Brüder wie gewünscht da waren.

Der Barraum war von seinen Brüdern bereits in Beschlag genommen worden, trotz der frühen Morgenstunden gönnten sich einige Biker schon ein Bier, statt Kaffee. Punkt 8:30 rief Mario alle Member in den Clubraum.

Als alle an ihren Plätzen waren, richtete der Presi seinen Blick auf Mike. „Du wolltest einen vollen Tisch? Jetzt hast du ihn, was gibt’s?“

„Gestern habe ich meinen alten Kumpel Rocky getroffen. Er hat Kontakt mit mir aufgenommen weil der Anwalt der Familie Görheimer mit mir reden wollte. Der Herr Anwalt erklärte mir in wenigen Worten dass der Verlust seines Sohnes dem Vater keine Ruhe lässt. Der Mann will Rache. Ralph sitzt in der gleichen Vollzugsanstalt wie der Kindermörder Markus Stöcker. Wenn unser Bruder das für die Familie Görheimer erledigt, dann ist das dem Vater eine Million Euro wert. Eine Halbe für uns, eine Halbe für Ralphs Frau.“ endete Mike.

„Eine halbe Mille ist jetzt nicht gerade ein Vermögen.“ stellte Mario fest.

„Der Anwalt meinte eine Million fällt im Vermögen der Görheimer nicht auf, und jeweils eine halbe fällt bei uns und Ralphs Frau nicht auf!“ setzte Mike nach.

„Der Anwalt hat recht!“ rief Tom der Mike am Tisch gegenüber saß. „Eine halbe Million lässt sich relativ leicht verstecken. Sabrina, Ralphs Frau, könnte z.B.: mit einigen unserer Brüder ins Casino gehen. Alle tauschen ein paar Hunderter, spielen ein bisschen, geben ihr alle Jetons und sie tauscht es in Bargeld. Sie muss nur die Eintrittskarte aufheben. Sie kann angeben, bei einer Steuerprüfung Tausend Euro Trinkgeld bekommen zu haben. Wir können ihr offiziell einen 450,- Euro Job geben, zusätzlich zu ihrem Halbtagsjob, wobei sie natürlich nicht arbeitet. Scheiße sie könnte sogar zur Polizei gehen und behaupten sie hat 3000 Euro gefunden und wenn keiner das Geld abholt, was nicht passieren wird, kann sie es behalten.“

„Pres?“ fragte Mike

Mario rieb sich mit der linken Hand übers Kinn. „Ihr kennt alle den Fall des Görheimer Jungen. Dieser Kindsmörder hat sicherlich den Tod verdient. Also Stimmen wir ab, hat Ralph die ganze Unterstützung des MC´s, wenn er sich entscheidet das durchzuziehen?“

Mike hob als erster die Hand. Dann folgten Tom und Andy gleichzeitig, der Rest der Brüder Stimmte nach und nach zu.

„Sehr schön, sieht einer Ralph heute oder morgen?“ der Pres blickte fragend in die Runde.

„Ich hab einen Besuchsschein.“ meldete sich Bernd „Für heute um 10:00 Uhr.“

„Mike, fahr mit und sieh zu dass auch du zu Ralph reinkommst.“ fügte Mario an, und Mike nickte.

Beide Biker trafen um 09:45 vor dem Tor der JVA ein. Stellten ihre Harleys vorschriftsmäßig auf dem Besucherparkplatz ab, und schlenderten zum Besuchertor. Sie stellten sich hinter die weiße Line, so wie es Vorschrift war, damit die Überwachungskamera sie voll erfasste. Kurze Zeit später streckte Bernd die Hand aus und drückte die Klingel. Der Summer an der hohen grünen Metalltür ertönte. Bernd zog sie rasch auf und beide betraten den mit hohen Betonwänden gesicherten Innenhof. Schnell legten sie die zwölf Meter zum „Empfang“ zurück. Hinter einer dicken Glasscheibe, die zweifelsfrei kugelsicher war, saß ein JVA Beamter mit dunkelgrünem T-Shirt auf dem Justiz stand. Der Mann war ca. 34, sportlich mit kurzen schwarzen Haaren und strengen eng zusammen stehenden Augen sowie leichtem drei Tage Bart. Er lehnte locker im Stuhl und wippte leicht mit der Lehne. Bernd schob den weißen DIN A4 Besucherschein durch die schmale Öffnung am unteren Ende des Fensters. Der Beamte nahm den Schein an sich und sah kurz später zu Bernd auf. „Hier ist nur eine Person eingetragen!“ fragend blickte der Beamte Bernd in die Augen. „Ja können wir einen zweite Eintragen oder eine zweite Besuchszeit bekommen.“ wollte Bernd wissen.

„Nicht für heute.“ die Augen des Beamten weiteten sich.

„Geh du rein!“ richtete sich Bernd an Mike.

„Dann muss ich das Umschreiben. Haben sie beide einen Personalausweis oder Reisepass dabei.“ der Mann deutete auf beide.

Mike holte seinen Personalausweis aus dem Geldbeutel und nach etwas Gefummel hatte auch Bernd den seinen in Händen. Der Mann hinter der Scheibe machte einen gelangweilten Eindruck, so als dass jetzt alles zu viel und zu überflüssig wäre, wenn es von Anfang an richtig gemacht worden wäre. Nach einer Weile reichte er den beiden ihre Ausweise und winkte Mike durch das Drehkreuz.

Mike betrat den Besucherraum durch eine einfache Holztür. Der Raum war klein, aber sehr hoch mit Gewölbedecke, schneeweißen Wänden und einer schlichten, analogen Uhr über der Tür. 10:03 Uhr. Mike musste vor dem Betreten des Besucherraums sein Handy abgeben, sowie eine Leibesvisitation über sich ergehen lassen. Es waren zweifarbige Tische und Stühle aufgestellt. Fichte für den Rahmen und schwarz gefärbtes Holz für die Sitzflächen, Lehnen und die Tischplatten. Mike setzte sich an einen Tisch für vier Personen. Er wartete, dann wurde sein Bruder auf der anderen Seite hereingeführt. Erstaunlicher Weise verblieb nur ein JVA Beamter im Raum. Die Anderen warteten wohl vor der Tür. Mike stand auf und umarmte Ralph als er den Tisch erreicht hatte.

„Wie geht es dir?“ wollte Mike von seinem Bruder wissen.

„Geht schon. Ist nicht gerade ein Hilton hier.“ stellte Ralph mit schelmischen Grinsen fest.

„Dachte ich mir schon. Brauchst du was?“ hakte Mike nach. „Nein, Danke!“ sein Bruder schüttelte den Kopf.

Vor Mike war noch eine Familie mit zwei Kindern im Besucherraum, die anscheinend den älteren Bruder besuchten. Nach Mike kam noch eine Frau die ihren Mann besuchte dazu. Mike war es ganz recht nicht alleine zu sein, so konnte er schnell zum wesentlichen kommen.

Er senkte seine Stimme als er Ralph fragte: „Kennst du diesen Markus Stöcker?“

„Ja, der Typ lebt hier unter falschem Namen aber jeder weiß wer er ist. Dieses Arschloch lebt hier wie ein Krösus. Der darf auch schon das Schwimmbad benutzen.“ erregte sich Ralph etwas zu laut für Mikes Geschmack. Er deutete seinem Bruder etwas die Stimme zu senken, wobei sie beide darauf achten mussten nicht zu sehr zu flüstern da es sonst auffallen könnte.

„Du wurdest nicht für ein Gewaltverbrechen verurteilt, deswegen könntest du an ihn ran kommen, oder?“ wollte Mike wissen. „Ja sicher.“ Ralph schob den Kopf leicht nach vorne. Sein massiger Schädel ruhte ohne eine Bewegung auf seinen dicken Hals. Keine Regung war zu erkennen, nicht mal ein Lied Aufschlag.

„Kannst du dir vorstellen ihn zu erledigen? Deiner Familie und dem Club zu liebe?“ fragte Mike.

„Soll das ein Witz sein?“ über Ralphs Gesicht huschte ein Lächeln, gleich nach dem er seinen Bruder Mike die Frage stellte. Sein Bruder erwiderte das Lächeln als er nach zwei Sekunden begriff dass Ralph scharf darauf war zu tun was nötig ist. Leider erregte die freudige Äußerung Ralphs den JVA Beamte an der Tür dazu dass er den Kopf zu ihnen drehte. Mike grüßte kurz in dem er den Kopf hob, den Blick aber gleich wieder senkte um keine unnötige Aufmerksamkeit zu erregen.

Dann fuhr Ralph fort: „Dieser Stöcker ist ein arrogantes Arschloch. Er fühlt sich sicher und lässt jeden spüren dass er es im Knast zu einer Freundin und halbwegs Kohle gebracht hat. Dieser Kindermörder verdient eine härtere Strafe!“

„Gut.“ Mike senkte die Stimme noch etwas. „Eine halbe Million für deine Familie.“ Mike legte einen Finger an den Mund. Nahm dann aber sofort die Hand runter um nicht aufzufallen. Der große Biker wusste wie brisant das Gespräch mit seinem Bruder war. Eine Auffälligkeit, ein zu lautes Wort und die Gelegenheit dass Ralph an Stöcker rankommt war, dahin.

Kurz darauf stand Mike auf, reichte seinem Bruder mit angewinkeltem Arm die Hand. Sein Bruder schlug ein und zog Mike an sich heran. „Etwas Abstand.“ rief der Beamte an der Tür sofort.

Die beiden Biker trennten sich, und Mike verließ den Raum während Ralph in seine Zelle zurück geführt wurde.

Bikerehre 9

Das heiße Fett spritzte von der Grillplatte auf ihre Schürze. Schnell zog die junge Frau ihre Hand zurück als ein Spritzer sie am Handrücken traf. Das Burgerpattie welches auf der heißen Platte brutzelte kräuselte sich am Rand leicht auf. Bevor sie es wendete legte sie noch Zwiebelringe und Tomatenscheiben auf den Grill. Dann griff die Frau nach einer Grillspachtel und legte ein zweites Stück Fleisch auf den Grill, sowie eine Scheibe Käse über das erste Pattie und lies ihn langsam schmelzen. Als der Pattie fast durch gebraten war hob sie ihn vom heißen Grill und bugsierte ihn auf ein Burgerbun, auf dem sie zuvor schon Senf, Ketchup und Gewürzgurken drapiert hatte. Zum Schluss legte sie die angegrillten Zwiebeln und Tomatenscheiben aufs Fleisch, steckte einen Schaschlik Spieß durch und garnierte den Teller mit Salat und Pommes. Dann fertigte sie einen zweiten Bürger auf die gleiche Weise.

Mike saß am Tresen im Barraum des Clubhauses, streckte seine Beine vom Barhocker und hob seine Arme in die Luft. Dabei atmete er tief ein und wieder aus. 13:01 Uhr war auf der großen Digitaluhr hinter dem Tresen zu lesen. Die junge Frau servierte den Burger Mike und wünschte ihm: „Guten Appetit. Brauchst du noch Ketchup oder Majo zu den Pommes, Mike?“ Den zweiten Burger stellte sie für sich zur Seite.

Der Sergeant at Arms schüttelte den Kopf: „Nein danke, aber ein Becks Green Lemon wäre super.“

Die junge Frau zog die Kühlschublade unter dem Tresen hervor, holte das gewünschte Getränk heraus und öffnete den Kronverschluss. Dann stellte sie die kühle Flasche, auf der die Feuchtigkeit teilweise in Tropfen herunterlief, neben Mike auf den Tresen. „Bitte.“ sagte sie als sie ihre Hände abtrocknette. „Danke!“ antwortete Mike, streckte seine Hand aus und nahm einen großen Schluck, was die kleine 0,33l Flasche fast zur Hälfte leerte. Nachdem er sich mit der anderen Hand den Mund abgewischt hatte, zog er den Holzspieß aus dem Burger. Biss ein großes Stück heraus und schmatzte beim Kauen laut. Er hatte Hunger nach einem schnellen Frühstück hatte er heute nichts mehr gegessen.

Als der Biker mit seinem Burger fertig war, trank er den Rest des Becks und fing an die Pommes und den Salat mit den Fingern zu Essen. Plötzlich riss sein Pres die Tür zwischen Clubraum und Barraum auf.

„Mike, Bernd, Peppi, los kommt mit!“ rief er ihnen in rauem Ton zu.

Die junge Frau hinterm Tresen staunte über das grobe Auftreten des Club Präsident. Sie war noch nicht lange bei MC. Vor gut einer Woche fing sie hier an, kochen, putzen, die Bar schmeißen usw. Sie wollte weg von ihrem Vater und ihrer Mutter, vom Vater weil er mindestens genau so cholerisch war wie Mario und sie bei vielen Gelegenheiten auch schlug. Von der Mutter weil sie es einfach nicht wahr haben wollte. Mit 18, kurz vor dem Abi schmiss das junge Ding die Schule und suchte sich einen Job bei einer kleinen Firma in der Nachbarschaft. Da das aber nicht weit genug weg war, und der dortige Boss sie gerne mal am Hintern betatschte, kam sie zum MC. Sie hatte durchaus was im Köpfchen, sonst hätte sie es nicht fast bis zu Abitur geschafft, aber leider, konnte sie die Entscheidung nicht einfach rückgängig machen. Euro hatte sich ein paar Gedanken gemacht, er wolle sich um sie annehmen.

Mike ließ das Pommes, welches er sich gerade im Begriff war in den Mund zu schieben, fallen und sprang vom Barhocker hoch. „Pres, was gibt’s?“ fragte Mike als er zu Mario auf geschlossen hatte.

„Vor dem Tor!“ war die kryptische Ansage des Pres.

Mike und Bernd stiegen auf ihre Harleys, fuhren sofort die Rampe runter und setzten sich in Richtung des Tores in Bewegung, während Mario und Peppi den Weg zu Fuß auf sich nahmen.

Mario holte einen Teleskopschlagstock unter der Kutte hervor und reichte ihn Peppi. Der nahm ihn mit der rechten Hand, und steckte den Stock in die hintere rechte Tasche seiner Jeans.

Bernd erreichte als erster das Gitterrolltor, gleich dahinter kam Mike ans Tor. Die Beiden stellten ihre Harleys ab und sahen sich an, dann richteten sie ihre Kutten und schritten aufs Tor zu.

„Was wollt ihr?“ rief Bernd als sie noch vier Meter vom Tor entfernt waren den drei Männern auf der anderen Seite zu.

Die Männer auf der anderen Seite stiegen ebenfalls von ihren Motorrädern. Auch sie richteten ihre Kutten, mit den Patches der Vikings. Die Männer des MC Vikings traten unverzüglich ans Tor.

„Wir wollen mit eurem Pres reden.“ Antwortete der Mann in der Mitte.

„Mach das Tor auf, Mike!“ rief Mario der schnellen Schrittes näher kam.

Mike holte den Öffner aus seiner Hosentasche, drückte den Knopf und wartete geduldig bis das Tor komplett geöffnet war.

Die drei Biker der Vikings, der Präsident des hiesigen Chapters und sein Vize, sowie der Sergeant at Arms strafften sich und schritten durch das Tor direkt auf Mike und Bernd zu. Der Pres sah durchaus gefährlich aus. Er war groß, breit gebaut und fast wie jeder Biker stark tätowiert. Der Sergeant at Arms war kleiner als sein Pres aber genau so breit. Der Mann trug unter seiner Kutte ein weißes T-Shirt unter dem seine breiten Schultern und die dicken Arme deutlich zu erkennen waren. Der Vize, an seinem Aufnäher auf der Kutte zu erkennen, war dick. Sein dunkelblaues Langarmsweatshirt hatte schwer damit zu kämpfen seinen Bauch zu verdecken. Tätowierungen waren bei ihm keine zu sehen.

Als Mario und Peppi neben Mike und Bernd Aufstellung genommen hatten, streckte Mario das Kinn zu dem Pres des Vikings rüber, und schnauzte: „Wir haben was zu klären!“

„Ja, sehe ich auch so!“ war dessen Antwort. Dabei stellte er sich mit verschränkten Armen vor Mario hin.

Ohne den Viking nochmal zu Wort kommen zu lassen, fuhr Mario fort: „Ihr habt ein paar Kids angestiftet unseren VP aufzumischen. Seid ihr noch ganz dicht? Ich reiß euch kleinen Scheißern die Eier persönlich ab.“

„Ihr habt unsere Supporter vermöbelt. Glaubt ihr wirklich dass wir euch das durchgehen lassen.“ blaffte der Viking Pres heraus. Mike rückte näher an sein gegenüber heran, der Sergeant at Arms der Vikings versuchte nicht zurück zu weichen, doch nach kurzem Blickduell mit dem Hünen, setzte er einen Schritt zurück.

„Wie wollt ihr das jetzt klären?“ Mario fuhr sich mit Daumen und Zeigefinger über das Kinn.

„Wir haben ihnen nicht gesagt dass sie euren VP aufmischen sollten!“ bei seiner Antwort versuchte der Pres der Vikings ruhig und cool zu wirken, merkte aber dass sein Bodyguard und sein VP von den anderen Membern des MC Gladius durchaus leicht eingeschüchtert waren.

„Ihr habt uns nicht informiert dass ihr eine Supporter Chapter direkt vor unserer Haustür eröffnet.“ setzt Mario mit funkelenden Augen nach.

„Da ist uns wohl ein Fehler unterlaufen. Wir haben einen Prospect geschickt um euch zu informieren. Hat der sich nicht bei euch gemeldet?“

„Nein!“ schnaubte Mario.

„Sorry!“ meinte der Viking mit hochgezogenen Schultern.

„Zieht eure Supporter ab, verstanden!“ teilte Bernd ihnen mit.

„Gut, wird gemacht!“ der Pres hob seine Hände, so als wollte er sich ergeben, und ging zwei große Schritte zurück. Dann fügte er an: „Wir fahren wieder, und nehmen unsere Supporter mit!“

Der Pres der Vikings wedelte mit erhobenen Zeigefinger in der Luft, worauf sich die Beiden anderen Biker ihres MC ebenfalls zurück zogen. Kurze Zeit später stiegen alle auf ihre Motorräder und fuhren davon.

„Was hältst du davon?“ fragte Mario Mike.

„Die Vikings sind nicht ganz dicht. Die suchen einen Grund sich mit uns anzulegen.“ richtete sich Mike an Bernd.

„Kommt schon, zurück zum Clubhaus. Die fangen deswegen schon keinen Krieg an!“ Bernd klopfte Mike auf die Schulter.

Tasuta katkend on lõppenud.

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