Loe raamatut: «Amerikanische Reise 1799-1804»
Über den Autor
Professor Dr. Hanno Beck, Professor für die Geschichte der Naturwissenschaften an der Universität Bonn und Leiter des Amtes für Forschung der Humboldt-Gesellschaft, gilt als bedeutendster Humboldt-Forscher der Gegenwart. Er hat sich durch zahlreiche Publikationen auf dem Gebiet der Geschichte der Geographie und der Reisen international einen Namen gemacht. Er ist Träger der Goldenen Humboldt Medaille.
Zum Buch
Der Begründer der neueren Humboldt-Forschung, Professor Hanno Beck, hat hier die gesamte amerikanische Forschungsreise Humboldts rekonstruiert. Dies ist umso bemerkenswerter, als Humboldt seine berühmte Reise nur zu einem Drittel selbst geschildert hat. Der Leser wird deshalb bei der Lektüre eine große Überraschung erleben, da er nun die maßgebende Forschungsreise der Neuzeit in einem Zug nachvollziehen kann. Er erlebt das Abenteuer der sechsjährigen Vorbereitung und der fünfjährigen Forschungsreise Humboldts auf den Kanarischen Inseln und im Gebiet der heutigen Staaten Venezuela, Kuba, Kolumbien, Ecuador, Peru, Ecuador (2. Aufenthalt) und der Vereinigten Staaten von Amerika. Ein faszinierendes Leseabenteuer.
Viele von Humboldts wissenschaftlichen Forschungsergebnissen haben Eingang in die moderne Geographie gefunden: so zum Beispiel seine Beschreibung der Vegetation des tropischen Südamerikas, der Schwarz- und Weißwasserflüsse, des Casiquiare, der natürlichen Verbindung zwischen Orinoko und Rio Negro, seine Profile und Pflanzengeographie. Humboldt war vielseitiger Geograph und Forschungsreisender. Auch den Menschen sah er immer als Teil seiner Physikalischen Geographie, und von seinem Reisewerk gingen geographische und politische Impulse aus. So brandmarkte er die Menschenschinderei in den Bergwerken und Manufakturen Mexikos, verteidigt die menschliche Würde der tropischen Indianer oder schildert das Leben der Gesellschaft und den Stand der Wissenschaften in den Hauptstädten Lateinamerikas. Es ist ein farbiger Bericht aus einem Guß entstanden, der dem Leser Vergnügen bereitet und ihn gleichzeitig mit dem neuesten Stand der Humboldtforschung vertraut macht.
ALTE ABENTEUERLICHE REISEBERICHTE
Alexander von Humboldt nach einem Porzellanrelief von Friedrich Christian Tieck
Alexander von Humboldt
AMERIKANISCHE REISE
Rekonstruiert und kommentiert
von
Hanno Beck
Mit 36 Illustrationen
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Der Text wurde behutsam aktualisiert und revidiert nach der Ausgabe Beck, Hanno: Alexander von Humboldts Amerikanische Reise/ aufgezeichnet von Hanno Beck – Lenningen: Edition Erdmann, 1999 (Alte, abenteuerliche Reiseberichte)
Korrekturen : Dietmar Urmes, Bottrop
Covergestaltung: Nicole Ehlers, marixverlag GmbH, nach der Gestaltung von Nele Schütz Design, München
Bildnachweis: akg-images GmbH, Berlin
eBook-Bearbeitung: Bookwire GmbH, Frankfurt am Main
ISBN: 978-3-8438-0072-3
INHALT
Inhalt
Alexander v. Humboldts amerikanische Forschungsreise 1799 bis 1804
Eine Einführung
Die fragmentarischen Ausgaben des unvollendeten Humboldtschen Reiseberichtes und die einzige vollständige deutsche Übersetzung
Kurzer Blick auf Humboldts Leben und das Werden seiner Leitwissenschaft
Kurze Hinweise zur Forschungsreise A. v. Humboldts
Alexander v. Humboldts Vorbereitung einer Forschungsreise in die Tropen Amerikas
1. Die Gestalt des Forschungsreisenden
Der Forschungsreisende: ein von der Vernunft legitimierter Abenteurer der Aufklärung
2. Humboldts Reiseziel »Westindien«: Die Tropen der Neuen Welt
Sechsjährige Vorbereitung
3. Spezielle und allgemeine Vorbereitung in Jena
Zur Übung wird die Höhe jedes Hügels gemessen
4. Begegnung mit Amalie v. Imhoff
»Schön, klug und talentvoll«
5. Reisevorbereitungen in Dresden
Wagen – Kinder – Gepäck
6. Aufenthalt in Wien 1797
Prof. Barth, »das genialischste Wesen in ganz Wien«
7. Schönbrunn und die österreichischen Forschungsreisenden
Österreich kommt um einen Bonpland
8. Wissenschaftliche Arbeiten in Salzburg
Humboldt wachsen tausend Hände
9. Die »Versuche über die gereizte Muskel- und Nervenfaser«
Gegen jede Tierquälerei
10. Die Abkehr von der »Lebenskraft«
Erfahrung, keine Spekulation
11. Pasigraphische Ideen und Schillers Kritik
Humboldts drittes Forschungsprogramm
12. Der innere Zweck der Wissenschaft
Rechtfertigung reiner Forschung
13. Anregungen für Forschungsreisen in den »Versuchen«
Umriss einer medizinischen Geographie
14. Der Plan der ägyptischen Reise
Der Sinn einer »Zwischenzeit« – »Die Ausrottung des Feudalsystems«
15. Humboldt in Paris
Die wissenschaftliche Hauptstadt der Welt
16. Aimé Bonpland. Reisepläne nach Nordafrika
Ein Mann mit einer zerbeulten Botanisiertrommel
17. Grundlegende geographische Forschungen auf der Reise nach Spanien
Humboldt profiliert erstmals ein europäisches Land
18. Die Verwirklichung der Forschungsreise in Madrid
Humboldt spricht spanisch und erreicht alles
19. Letzte Vorbereitungen in Madrid
Leistungen spanischer Forscher
20. Die letzten Tage in Europa. Ausblick
»Der Mensch muß das Große und Gute wollen!«
Alexander v. Humboldts Forschungsreise in den Tropen Amerikas
1. Geschichte und wissenschaftliche Erschließung Südamerikas im Überblick
Oft kompromisslose Schärfe der Urteile
DER ERSTE ABSCHNITT DER REISE
2. Die Kanarischen Inseln und die Überfahrt
Erstmals auf außereuropäischem Boden
3. Humboldts Ankunft in Südamerika: Cumaná
Erstes Erlebnis tropischen Landes: Tanz mit Negerinnen
4. Die Kapuziner-Missionen bei Cumaná
Bei christianisierten Indianern
5. Publizistische Wirksamkeit Humboldts in Reisebriefen
Publicity – Jägerlatein – Abenteuer
6. Caracas und die Täler von Aragua
Blick aus der Theaterloge in den Sternenhimmel
7. Fahrt zum Orinoco
Zitteraale sind »lebendige elektrische Batterien«
8. Auf dem Orinoco zur brasilianischen Grenze
Ernte von Schildkröteneiern – Die Leiden einer indianischen Mutter
9. Rückreise vom Casiquiare über Nueva Barcelona
Moskitoplage – Schwüle – Curare
10. »Skizze einer geologischen Schilderung des südlichen Amerika«
»Ein Riß vom Gezimmer der Erde«
11. Abreise von Cumaná
Französische Soldaten verbreiten revolutionären Geist
DER ZWEITE ABSCHNITT DER REISE
12. Der Aufenthalt in Kuba
Begegnung mit John Fraser und seinem Sohn
13. Cartagena. Humboldts Vermessungsmethode
»Barbarisches Schauspiel« in Cartagena
14. Auf dem Magdalenenstrom nach Bogotá
»Eine schreckliche Tragödie« – »Schneekoppe plus Brocken«
15. José Celestino Mutis. Die Lage der Wissenschaft in Bogotá
Der größte Gelehrte Südamerikas
16. Humboldts Forschertätigkeit in Bogotá
Geograph und Forschungsreisender
17. Überquerung der Anden von Popayán nach Quito
Ablehnung des Missbrauchs der Menschenwürde
18. Treffen mit Caldas und Aufenthalt in Quito
Der begabteste junge Naturforscher Südamerikas
19. Die Besteigung des Pichincha
»Stechender Geruch von schwefliger Säure«
20. Humboldts Verhältnis zu Caldas
Caldas will Humboldts Begleiter werden
21. Besteigung des Chimborazo
»Stille Größe und Hoheit« – der Naturcharakter tropischer Landschaft
22. Spuren der Inkas auf dem Weg nach Peru
Reste der Inkastraße – Durch Páramos
23. Humboldt in Lima. Thaddäus Haenke
»Weder prunkvolle Häuser, noch überaus luxuriös gekleidete Frauen«
24. Reise über Guayaquil nach Mexiko
Erster Entwurf des »Naturgemäldes der Tropenländer«
DER DRITTE ABSCHNITT DER REISE
25. Humboldts Aufenthalt in Mexiko-Stadt
Vorzügliche wissenschaftliche Einrichtungen – Unwissenheit ist keine Folge des Klimas
26. Reisen in das nördliche Mexiko
Querétaro – Guanajuato – Menschenschinderei in Manufakturen und Bergwerken
27. Das Colegio de Minería und der »Essay de Pasigraphie«
Profile: »Höhenkarten« und »Formationskarten«
28. Humboldts Abschied von Mexiko
Messung klassischer Vulkane – Nochmals auf Kuba
29. Humboldts Aufenthalt in den Vereinigten Staaten von Amerika. Heimkehr nach Europa
Dolley Madison: »All the ladies say they are in love with him«
30. Die Bedeutung der amerikanischen Forschungsreise und ihre Auswertung
Das größte private Reisewerk der Geschichte – Der erste selbständige große deutsche Forschungsreisende
Anmerkungen
Alexander v. Humboldts Vorbereitung einer Forschungsreise in die Tropen Amerikas
Alexander v. Humboldts Forschungsreise in den Tropen Amerikas
Literatur-Ergänzung
Bildnachweis
ALEXANDER V. HUMBOLDTS AMERIKANISCHE FORSCHUNGSREISE 1799 BIS 1804
EINE EINFÜHRUNG
Nur der Naturforscher ist verehrungswert, der uns das Fremdeste, Seltsamste mit seiner Lokalität, mit aller Nachbarschaft jedes Mal in dem eigensten Elemente zu schildern und darzustellen weiß. Wie gern möchte ich nur einmal Humboldten erzählen hören! Goethe: Die Wahlverwandtschaften (1809)
Nicht zufällig begründete die amerikanische Forschungsreise von 1799 bis 1804 den Weltruhm Alexander v. Humboldts, und der Leser wird nicht mit Unrecht annehmen, dass der größte Geograph der Neuzeit, der zugleich der maßgebende Forschungsreisende seiner Epoche war, diese Unternehmung selbst vollständig dargestellt habe. Dieser Irrtum wird durch die Humboldt-Ausgaben genährt, die dem Leser den oft sogar mehrfach fragmentarischen Charakter ihrer Darstellungen verschweigen wie einst die Phönizier ihrer Mitwelt die Entdeckung ferner Welten. Es wurden z. B. stets die beiden zugehörigen Atlanten unterschlagen.
Während seine »Reise durchs Baltikum, nach Rußland und Sibirien 1829« (Edition Erdmann, Stuttgart 1983, zweite verbesserte Auflage 1984) völlig rekonstruiert werden musste, lernt der Leser der Reihe »Alte abenteuerliche Reise- und Entdeckungsberichte« nun in kurzem zeitlichen Abstand mit diesem vorliegenden Werk einen durchaus ähnlichen Versuch kennen.
Tatsächlich hat Humboldt seine klassische amerikanische Forschungsreise nur zum kleineren Teil geschildert:
nämlich den Beginn in La Coruña, in Nordwest-Spanien, am 5. Juni 1799, die Atlantik-Fahrt über die Kanarischen Inseln bis zur Landung in Cumaná (an der Küste des heutigen Venezuelas), die Fahrt zum Orinoco und Casiquiare, die Überfahrt und den ersten Aufenthalt auf Kuba, die Seereise von dort zur Küste des heutigen Kolumbiens und den anfänglichen Aufenthalt in diesem Land bis Barrancas Nuevas am Río Magdalena.
Nicht geschildert hat Humboldt:
den Aufenthalt im Gebiet der heutigen Anden-Staaten Kolumbien, Ecuador, Peru, die Überfahrt von Callao (Peru) und den zweiten Aufenthalt in Ecuador, die Seereise von dort nach Mexiko, den Aufenthalt in diesem damals führenden Land Lateinamerikas, die Überfahrt von dort und den zweiten Aufenthalt auf Kuba, die Überfahrt nach den Vereinigten Staaten von Amerika, den Aufenthalt in diesem Land und die Rückfahrt über den Atlantik bis zur Landung in der Garonne bei Bordeaux am 3. August 1804.
Humboldts zum weitaus größten Teil unvollendeter Reisebericht stellte deshalb längst die lohnende Aufgabe einer erstmals reisegeschichtlich begründeten Rekonstruktion, die ich 1959 und 1961 in meiner zweibändigen Biographie ausgeführt habe (Hanno Beck: Alexander von Humboldt. Band I: Von der Bildungsreise zur Forschungsreise 1769–1804; Band II: Vom Reisewerk zum »Kosmos« 1805–1859, XVIII und 742 Seiten, 2555 Anmerkungen, Humboldt-Bibliographie, Personenregister, mit 28 Tafeln, 4 Abbildungen und 6 Karten, Franz Steiner, Wiesbaden 1959 und 1961). Diese erste zusammenhängende Darstellung habe ich 1971 für die spanische Übersetzung (Fondo de Cultura, México 1971) überarbeitet und bringe sie in dieser Ausgabe – praktisch in dritter Auflage – auf den neuesten Forschungsstand, um sie einer größeren Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Ich danke meinem Schüler Wolf-Dieter Grün für die Anregung zu diesem Unternehmen. Merkwürdigerweise hatte es bis 1959/61 einen solchen Rekonstruktionsversuch nicht gegeben.
DIE FRAGMENTARISCHEN AUSGABEN
DES UNVOLLENDETEN HUMBOLDTSCHEN
REISEBERICHTES UND DIE EINZIGE
VOLLSTÄNDIGE DEUTSCHE ÜBERSETZUNG
Einige wenige Kenner meinen, Humboldts »eigentlicher Reisebericht« fände sich in der Relation historique (3 Bde. Paris 1814–1817, 1819–1821 u. 1825–1831, Neudruck mit Einführung und Register von Hanno Beck, Stuttgart 1970), verbunden mit dem Atlas Pittoresque. Vues de Cordillères, et monumens des peuples de l’Amérique (Paris 1810–1813) sowie dem Atlas géographique et physique des régions équinoxiales du Nouveau Continent (Paris 1814–1838, zitiert nach dem von Hanno Beck herausgegebenen Neudruck: Amsterdam u. New York 1971–1973). In den genannten drei Bänden hat Humboldt seine Reise bis zur Landung und den ersten Aufenthalt im Gebiet des heutigen Kolumbiens geschildert. Noch in Amerika hatte er einen allgemeinen Reisebericht geplant, sich dann aber für die Form seiner Relation historique entschieden, in welcher der rote Faden meist regelrecht unter der physikalisch-geographischen Problemfülle verschwindet. Die Relation historique ist gewiss immer noch ein Reisebericht; dennoch hat sie dessen Form zu einem großartigen Vollzugsorgan physikalisch-geographischen Denkens ausgeweitet. Alles ist Bruchstück geblieben, wie wir schon erwähnt haben. Oft wird mit Humboldts Worten belegt, der »vierte Band« sei nicht erschienen. Diese gelegentliche Angabe entscheidet das Problem nicht, da die drei Bände der Relation historique nur ein gutes Drittel der gesamten Expedition enthalten; wenn Humboldt sein Werk in der Art der vorliegenden drei Bände vollendet hätte, wäre weit, weit mehr Raum nötig gewesen.
So ergeben sich immer neue Probleme, die nun endlich auch von einer größeren Zahl von Lesern gesehen werden sollten.
Dies alles hat noch zu Humboldts Lebzeiten den Verleger Cotta zum Handeln veranlasst. Er beauftragte Hermann Hauff (1800–1865), den Bruder des Dichters Wilhelm Hauff, mit einer deutschen »Bearbeitung«: Alexander von Humboldt’s Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents. In deutscher Bearbeitung von Hermann Hauff. Nach der Anordnung und unter Mitwirkung des Verfassers. Einzige von A. v. Humboldt anerkannte Ausgabe in deutscher Sprache. 4 Bde. J. F. Cotta, Stuttgart 1859 u. 1860; später: 6 Bde. ebendort 1861–1862.
Wer wirklich einmal den französischen Originaltext mit der Hauffschen Bearbeitung verglichen hat, weiß, dass den sehr werbewirksamen Sprüchen des Titelblattes nicht zu trauen ist. Der Bibliothekar Hauff hat nur eine teilweise Übersetzung geliefert, ließ aber trotz der ausdrücklichen Vereinbarung mit Humboldt viel, oft einfach zu viel aus, während das Titelblatt sich schwer durchschauen ließ und dem Leser die Überzeugung aufdrängte, hier sei ein Problem mit Humboldts Einverständnis gelöst worden. Das war gewiss nicht der Fall. So brach Hauff die Schilderung der Reise einfach mit der Ankunft in Havanna auf Kuba am 19. Dezember 1800 ab, während Humboldt sie bis zum Beginn der Befahrung des Río Magdalena weiterführte. Schon vom Geist des Spezialistentums bestimmt, verstand Hauff die Reise von allen möglichen Einzelwissenschaften her und übersah Humboldts wegweisende Leitidee, ja er ließ die alles entscheidende Passage mit Humboldts „Einführung“ einfach fort und löschte sie damit im Gedächtnis der folgenden Zeit aus. Es sei hier auf ein Register seiner Untaten verzichtet, wissen wir doch ohnehin nicht, auf wen die schwersten Verstümmelungen zurückgehen: auf ihn oder seinen Verleger? Vieles mag an Hauff gelegen haben, während anderes und vielleicht sogar das meiste vom Verlag manipuliert wurde, so etwa der merkwürdige Satz am Schluss in der »Vorrede des Herausgebers«, Humboldt und er, Hauff, seien übereingekommen, »das Buch als literarisches Product möglichst unversehrt zu erhalten, nirgends auszugsweise zu verfahren, sondern im Ganzen überall dem Texte treu zu bleiben« und nur gar zu wissenschaftliche Betrachtungen »abzulösen«. So mag es vereinbart worden sein, allein der Verlag hat sich nicht daran gehalten. Humboldts Vorwort für die Ausgabe vom 26. März 1859 ist 42 Tage vor seinem Tod unterzeichnet worden, d. h. doch, dass Hauff und nicht zuletzt der Verlag »freie Hand« hatten.
Hauff setzte die einzige vollständige Übersetzung von Ferdinand Gottlieb Gmelin (Band 1) und vor allem von Paulus Usteri (Band 2 bis 6, Teil 1) sehr herab: Reise in die Aequinoctial-Gegenden des neuen Continents in den Jahren 1799, 1800, 1801, 1802, 1803 und 1804. J. G. Cotta, 6 Theile, Stuttgart u. Tübingen 1815–32). Sie ist nie sehr einflussreich gewesen und seither zu Unrecht vergessen worden, ein Vorgang, den Hauff leider sehr gefördert hat.
Von Hauff leiteten sich die meisten späteren Ausgaben ab, deren Verfassern offenbar nie bewusst war, dass ein französisches Original existierte. Erst die Darmstädter Ausgabe A. v. Humboldt Hanno Becks hat mit drei Bänden, 1306 Seiten und einem Kommentar von 119 Seiten das Problem für den Leser der Gegenwart gelöst. Insgesamt jedenfalls ein wahrhaft niederschmetterndes Ergebnis, und das 145 Jahre nach dem Tod Alexander v. Humboldts am 6. Mai 1859 in Berlin!
Um die hier vorliegende reisegeschichtliche Rekonstruktion verstehen zu können, werden die eben gewonnenen Einsichten nun zunächst mit Humboldts Leben verbunden.