Loe raamatut: «Mit dem E-Bike auf der Seidenstrasse»
Mit dem E-Bike auf der Seidenstrasse
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© 2020 – CC-BY-NC-ND (Werk), CC-BY-SA (Texte)
Verlag & Produktion: buch & netz (buchundnetz.com) Umschlaggestaltung: buch & netz (buchundnetz.com) ISBN: 978-3-03805-296-8 (Print – Softcover) 978-3-03805-333-0 (PDF) 978-3-03805-334-7 (ePub) 978-3-03805-335-4 (mobi/Kindle) Version: 0.91-20201013
Dieses Werk ist als buch & netz Online-Buch und als eBook in verschiedenen Formaten sowie als gedrucktes Buch verfügbar. Weitere Informationen finden Sie unter der URL: http://buchundnetz.com/werke/mit-dem-e-bike-auf-der-seidenstrasse/.
Inhalt
Vorwort
Meine Mission
Ein E-Bike, 16 000 Kilometer und viel Angst
Von Pässen und Pannen
Hochmut kommt vor dem Elektromotor
So ein E-Bike bietet viele Vorteile
China beginnt in Montenegro
Der Kosovo heilt Vorurteile
Die Digitalisierung macht das Radreisen leicht
Unterschätztes Bulgarien
SchweizMobil in Bulgarien?
Frauenpower auf dem Fahrrad
Allein am Schwarzen Meer
In Transkaukasien
Doch nicht ganz allein im Iran
Unter Zeitdruck in Armenien
Angriff im Gottesstaat
Einmaleins für Reisen in Persien
Zwei Radfahrerinnen im Iran
Iran - so schaurig und so schön
Mit Transitvisa durch Turkmenistan
Aus Peking wird nichts
Hühnerfüsse in Shanghai
Die Wiege meiner Akkus
China auf dem Flyer
Sechs Mythen zum E-Bikereisen
Mit Geduld zum Hotelzimmer
Die letzte grosse Herausforderung
Mit dem E-Bike auf dem Pamir Highway
Zum Tag der Menschenrechte: Reisen in Xinjiang
Die Rückkehr ist Teil der Reise
Meine Partner
1
Vorwort
«Die Reise hat mich Demut und Gelassenheit gelehrt.»
Andrea Freiermuth, Journalistin und Velofahrerin (*1972)
Was hat die Reise mit dir gemacht? Und was nimmst du davon mit?, das fragen die Leute oft, wenn sie von meiner E-Bike-Reise über die Seidenstrasse hören. Wenn ich meine Erfahrungen in einem Satz zusammenfassen soll, dann sage ich: «Die Reise hat mich Demut und Gelassenheit gelehrt.»
Ich bin kein besonders mutiger Mensch. Es ist relativ einfach, Zweifel in mir zu säen und mir Angst zu machen. «Chauf dr es Gwehr und lern zerscht nu schiesse!», foppte mich mein grosser Bruder, als ich ihm meine Reisepläne offenbarte. Heute weiss ich: Die Welt da draussen ist viel besser als das, was wir auf dem Sofa sitzend in den Nachrichten sehen. Die Menschen sind grundsätzlich gut. Sie tun in der Regel alles, um eine Frau, die alleine mit dem Velo daherkommt, maximal zu unterstützen. Gerade in muslimischen Ländern ist die Gastfreundschaft unglaublich gross. Und die Iraner, bin ich überzeugt, sind die gastfreundlichsten Menschen überhaupt.
«Da kommst du mit deinem E-Bike nicht hin», meinten einige Kritiker auf Facebook, als ich mich entschloss, den Pamir Highway in Angriff zu nehmen. Heute weiss ich: Es geht eben doch. Und egal bei welchem Thema: «Geht nicht» kann man nur sagen, wenn man etwas selbst probiert hat – und tatsächlich gescheitert ist.
Auf meiner Reise wusste ich morgens oft nicht, wo ich abends enden würde. Aber es kam immer gut. Ich durfte so viele tolle Menschen kennenlernen, spannende Erfahrungen machen und schöne Momente erleben. Klar gab es schwierige Tage, wie etwa, als ich erfuhr, dass ich meine Reiseroute wegen Einreisebestimmungen würde ändern müssen. Es kam anders als geplant, aber dadurch vielleicht sogar besser.
Diese Erfahrung hat mir geholfen, als ich nach meiner Rückkehr in die Schweiz einen Moment des Stillstandes erlebte. Ich habe heute die Gewissheit, dass man manchmal einfach etwas Geduld und Zuversicht haben muss – und dass es dann schon gut kommt.
Demut hat mich die Reise gelehrt, weil ich erkannt habe, welch grosses Glück es ist, in der Schweiz geboren worden zu sein. In einem direkt demokratisch regierten Staat zu leben, ist ein unglaubliches Privileg. Von Meinungsfreiheit, Gleichberechtigung und Mitsprache können viele Menschen entlang der Seidenstrasse nur träumen. Ihre Realität ist Diktatur, Korruption und Unterdrückung.
Demokratie ist das eine, Wohlstand das andere: Beides ist eine Laune der Geschichte. Schweizer sind nicht besser und fleissiger als andere, auch wenn das einige Landsleute aus dem rechten Lager gerne behaupten. Wir hatten bloss etwas mehr Glück im 20. Jahrhundert. Reichtum kommt und geht. Das weiss man spätestens dann, wenn man die Paläste der Osmanen oder der Perser besichtigt hat, beziehungsweise das, was davon übriggeblieben ist. Und wer weiss: Vielleicht werden wir in ein paar Jahren mit Neid nach China blicken – zumindest was Reichtum und technischen Fortschritt betrifft.
Meine Mission
«Zeigen Sie mir ein Problem dieser Welt
und ich gebe Ihnen das Fahrrad
als Teil der Lösung.»
Mike Sinyard, US-amerikanischer Fahrradbauer (*1950)
Foto: Marc Böhler
Ich fahre nach China, mit einem E-Bike. Theoretisch wäre ich noch fit genug, um diese Reise mit einem normalen Tourenvelo anzutreten. Aber mit elektrischer Unterstützung hat der Trip einen zusätzlichen Reiz: Noch nie ist jemand mit einem handelsüblichen E-Bike von Europa nach Asien gefahren. Einmal im Leben der Erste sein, und die Erste sowieso.
Warum nicht mit dem E-Bike nach China flyern? Es gibt wahrlich Anstrengenderes – etwa über den Pazifik schwimmen, zum Mars fliegen oder auf den Mount Everest biken.
Meine Herausforderung besteht darin, immer rechtzeitig eine Steckdose zu finden. Auch bin ich gespannt, wie sich meine beiden 630-Wattstunden-Akkus bei Hitze und Kälte verhalten. Und ob ich als Technikbanause mit diesem Hightech-Gerät tatsächlich nie eine Panne haben werde, die mich an meine Grenzen bringt.
Meine Mission: Ich möchte beweisen, dass die heutigen E-Bikes fit für ein solches Abenteuer sind. Das Pedelec ist eine geniale Erfindung – und wenn ich unter Strom nach China fahren kann, schaffen es andere damit doch sicher auch an den Arbeitsplatz oder zum Supermarkt.
Wenn sich Herr und Frau Schweizer in ein Auto setzen, tun sie das in fast der Hälfte aller Fälle für eine Fahrt von weniger als 5 Kilometer. In Deutschland und Österreich dürften die Zahlen ähnlich sein. Mit einem E-Bike, das mit einer Unterstützung bis 25 Kilometer pro Stunde fährt, benötigt man folglich für solche Fahrten weniger als eine Viertelstunde – und das ganz ohne Stress bei der Parkplatzsuche.
Das E-Bike ist ein Heilmittel gegen fast alle Krankheiten der modernen Welt: Es hilft gegen Stau, Lärm, Luftverschmutzung, Klimaerwärmung, Bewegungsmangel und damit auch gegen Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und kardiovaskuläre Erkrankungen. Darum haben E-Bikes mehr Aufmerksamkeit verdient – und dafür will ich mit meiner Reise über die Seidenstrasse sorgen.
Ein E-Bike,
16 000 Kilometer
und viel Angst
«Es ist gut zu wissen, dass man eigentlich alles machen kann. Man muss nur damit anfangen.»
Julie Deane, britische Unternehmerin (*1966)
Der Philosoph Søren Kierkegaard wusste es schon vor mehr als 160 Jahren: «Dem Weibe ist mehr angst als dem Manne.» Ich habe Bauchschmerzen und schlafe nun schon seit Tagen schlecht. Denn morgen fahre ich ab, mit dem E-Bike, über den Bernina und den Balkan, durch die Türkei und den Iran – bis nach China.
Langsam aber stetig hat sich die Idee dieser E-Bike-Reise nach Peking in meinem Kopf gefestigt. Ich träumte dabei von spannenden Begegnungen, bildgewaltigen Landschaften und absoluter Freiheit. Und von einer guten Sache: Denn Velos mit elektrischer Unterstützung sind eine super Erfindung, die mehr Aufmerksamkeit verdient. Dazu wollte ich als radelnde Reporterin beitragen. Schritt für Schritt habe ich die Vorbereitungen in Angriff genommen. Daran geglaubt, dass ich das Ganze tatsächlich mal realisieren werde, habe ich selber nicht so recht. Morgen ist es so weit und jetzt macht es mir Angst, furchtbare Angst.
Das Bargeld und die Kreditkarte trage ich auf der Haut, den Rosenkranz meiner Mutter um den Hals. Und der Schweizer Pass liegt immer griffbereit im Körbchen über dem Vorderrad. Doch mitten in der islamischen Republik helfen Gott und Vaterland wohl wenig. Und Papier und Plastik lassen sich einer abgekämpften Radfahrerin leicht abnehmen.
Abgesehen davon wird mich mein Flyer Upstreet 5 mit Tretunterstützung bis zu 25 Kilometer pro Stunde und 36-Volt-Motor als Kapitalistin entlarven. Und dann ist da auch noch ein Computer, eine Kamera und allerlei teures Camping-Material im Gepäck. Ich fahre eine Ausrüstung im Wert von rund 10 000 Franken spazieren. Notabene in Regionen dieser Welt, in denen dieser Betrag weit mehr als ein Jahreseinkommen ist.
Ganz zu schweigen von meiner Verletzlichkeit als Frau: Ich werde durch Länder reisen, in denen sich Männer nicht gewohnt sind, eine sportlich aktive Frau in der Öffentlichkeit zu sehen. In denen ich die Sprache nicht spreche und deshalb nicht erklären kann, dass ich im Fall bloss gerne Velo fahre und mein Sitzen im Sattel nicht als sexuelle Einladung zu verstehen sei.
Es ist einfach ungerecht, dass sich männliche Reisende keine solchen Gedanken machen müssen. Und darum hat Angsttheoretiker Søren Kierkegaard vielleicht doch recht, obwohl ich seine Feststellung über die Furcht des Weibes gerne als Geschwätz eines alten Mannes abtun würde. Allerdings möchte ich präzisieren: Frauen haben mehr Angst, weil sie in dieser Welt mehr Angst haben müssen.
Gleichzeitig weiss ich, dass die Wahrscheinlichkeit, einem Lüstling zu begegnen, der mir hinter einem Busch abpassen könnte, relativ gering ist. Zürich-Peking ist nicht meine erste Fahrradreise. Ich war unter anderem schon als Solo-Fahrerin auf Kuba, Korsika und an der Westküste der USA unterwegs. Belästigt wurde ich noch nie – und das trotz feurigen Latinos, gesetzlosen Separatisten und hemdsärmligen Holzfällern.
Auf den rund 12 000 Kilometern nach Peking werde ich auf mehr als der Hälfte der Strecke nicht allein sein, sondern von wechselnden Reisepartnern begleitet. Solo werde ich voraussichtlich bloss in China, Turkmenistan, Usbekistan und Tadschikistan fahren. Zudem lerne ich derzeit Chinesisch, und die Bürger der nördlichen Stan-Länder gehörten einst zur UDSSR und sollten aus dem Kommunismus zumindest theoretisch wissen, was Gleichberechtigung ist.
Wenn da diese Lust am Entdecken nicht wäre, würde ich mich wahrscheinlich von meiner Angst zu Hause festsetzen lassen. Ich habe vor jeder Reise Existenzängste und denke beim Abschiednehmen jeweils, dass ich meine Freunde und Familie vielleicht nie mehr sehen werde. Aber meine Neugier auf die Welt ist grösser, und darum habe ich gelernt, meine Angst zu managen.
Paradoxerweise gelingt mir das am besten mit dem Gedanken an die grösste Gefahr, der ich mich aussetzen werde: Autos und Lastwagen. Das Risiko, von einem unaufmerksamen Verkehrsteilnehmer abgeschossen zu werden, ist für alle Menschen gleich gross, egal ob Mann oder Frau. Zudem fahre ich auch zu Hause Velo. Das heisst, mir könnte auch ohne diese Reise etwas passieren. Das Leben als Radfahrerin ist gefährlich. Um meiner Leidenschaft frönen zu können, habe ich mich schon vor langem an diesen Gedanken gewöhnt.
Und überhaupt: Heutzutage ist man im Notfall fast von jeder Ecke dieser Welt innerhalb von 24 Stunden wieder zu Hause. Ich fahre morgen einfach mal los, aufgeben und abbrechen kann ich dann immer noch. Mit diesem Gedankenspiel habe ich es bisher immer geschafft, mir Mut zu machen. Auch weil ich inzwischen weiss: Wenn ich erst mal auf dem Velo sitze, dann verfliegt die Angst – und die Freude am Entdecken der Welt nimmt überhand.
Von Pässen und Pannen
«Nichts ist vergleichbar mit der einfachen Freude,
Rad zu fahren.»
John F. Kennedy, 35. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika (1917 – 1963)
Die gute Nachricht zuerst: Mein Flyer fliegt problemlos über die Berge. Und die Angst vor der grossen Reise ist erst mal weg. Vieles andere läuft nicht so wie geplant. Gleich zu Beginn musste ich die Abreise um einen Tag verschieben, wegen eines fürchterlichen Hexenschusses. Ich führte die Schmerzen auf das Räumen der Wohnung verbunden mit dem Schleppen von Kisten zurück. Es gab aber auch Stimmen, die meinten, es sei wohl psychosomatisch…
Am Mittwoch vor sieben Tagen ging es dann also los. Die Stimmung war super, als ich Beat, meinen ersten Reisepartner, in Zug traf. Wir änderten dann auch gleich mal die Route und entschieden uns, die Schweiz anstatt über den Bernina via Ofenpass zu verlassen – um etwas nördlicher und damit länger in den Bergen zu bleiben.
Inzwischen liegen die Alpen bereits hinter uns, und wir sind schon richtig weit gekommen. Vielleicht sogar etwas zu weit. In sieben Tagen haben wir fast 700 Kilometer und mehr als 9000 Höhenmeter absolviert. So viel war nicht geplant. Aber es ist nicht die erste Veloreise, bei der ich es am Anfang total übertreibe.
Auch hätte ich mir eigentlich bereits früher Zeit nehmen wollen, um einen Blog zu schreiben. Aber: Zuerst stieg zu Hause der Server aus, dann mühte ich mich mit zahlreichen technischen Probleme ab, die meine gefühlt tausend Geräte, die ich mitführe, verursachten. Das Bluetooth vom Handy wollte sich nicht mit jenem vom Navigationssystem verbinden, das Outlook streikte, nachdem es sich in ein ungesichertes Netz eingeloggt hatte. Und die GoPro-Kamera habe ich überhaupt noch nicht im Griff. Ich fürchte, all diese Gadgets werden mich noch das ganze kommende Jahr vor Herausforderungen stellen. Und immer wieder das Netz: Ich vermisse das Büro wirklich nicht, aber das schnelle WLAN schon sehr.
Technische Pannen hin oder her: Wir befinden uns derzeit in San Daniele di Friuli, eine Tagesetappe vor Triest. Velotechnisch liegen einige absolute Highlights hinter uns. Etwa der rund 60 Kilometer lange Radweg von Mals nach Meran, der auch Teil der Via Claudia Augusta ist. Hier trafen wir auf zahlreiche Tourenfahrer, die auf dem Weg nach Venedig waren – oder ein Paar, das mit einem Hund im Körbchen von Füssen im Allgäu ins Südtirol radelte.
Nach Bozen folgten zwei Bergetappen in den Dolomiten: Passo Nigra (1690) unterhalb des Rosengarten-Massivs und Karerpass (1752) sowie Passo San Pellegrino (1918) und Passo Staulanza (1733). Leider mussten wir die Strassen mit Töff- und Autofahrern teilen, aber im Vergleich zu den Passstrassen in der Schweiz war der Verkehr mässig – und das, obwohl die erste der beiden Etappen auf einen Sonntag fiel.
Heute schliesslich noch eine schöne Überraschung: Das Garmin, das mir zu Beginn so viele Probleme mit dem Laden des Tracks machte, führte uns über einen regionalen Radweg, den Cicliovia Pedemontana e del Collio. Nur einmal wurde es dabei etwas schwierig: Als der Weg plötzlich aufhörte und wir die Räder durch ein trockenes Flussbett schieben und auf der gegenüberliegenden Uferseite hochhieven mussten – sowas, dachte ich, würde mir frühestens in Armenien begegnen.
Hochmut kommt vor dem Elektromotor
«Fahrräder mögen sich ändern, aber Radfahren ist zeitlos.»
Zapata Espinoza, US-amerikanischer Journalist (*1960)
Ich werde den Flyer bloss im Modus «Eco» fahren, also mit der tiefsten Unterstützungsstufe, dachte ich mir als passionierte Rennradfahrerin und Mountainbikerin vor der Abreise. Schliesslich habe ich gute Beine und einen starken Willen. Aber eben: Das war mal.
Hochmut kommt vor dem Elektromotor: Mit dem Flunkern habe ich schon bei meinen Testfahrten rund um Zürich begonnen. Bei diesen Ausflügen begleitete mich mein Freund auf seinem Cross-Bike. Darum fuhr ich doch meistens mit der höchsten Unterstützungsstufe «High», dem Turbo. Um mithalten zu können, musste ich im Flachen trotzdem tüchtig in die Pedale treten, denn ab 25 Kilometer pro Stunde gibts bei meinem Modell keinen Support mehr. Dafür konnte ich mich mit der höchsten Unterstützungsstufe am Berg gut erholen. Und zugegeben: Es machte mir auch Spass, locker an meinem Liebsten vorbeizuziehen und ihm dabei etwas Mut zuzusprechen.
Mit einem zweiten Akku und der Küche im Gepäck, so merkte ich schnell, würde ich wahrscheinlich konventionell reisenden Tourenfahrern im Modus «Eco» nicht wirklich nachkommen. Das Bike alleine ist mit einem Akku 29 Kilogramm schwer, dazu kommen rund 20 Kilogramm Gepäck, wovon 3.7 Kilogramm alleine der zweite Akku ausmacht. Kurz: Es ist verdammt schwer.
Okay, sagte ich mir: Du fährst nicht «Eco», sondern «Standard». Das ergibt dann bei 100 Prozent Akku immer noch eine Reichweite von 133 Kilometern. Diese Zahl gilt zwar nur in der Fläche, aber die Berge brauchen dir trotzdem keine Angst zu machen, weil du schliesslich eine zweite Batterie im Gepäck hast.
Mit dem vierten möglichen Modus «Auto» beschäftigte ich mich schon gar nicht erst: Automatik fahren doch nur Amerikaner und andere Flachfahrer, dachte ich.
Inzwischen bin ich dem Elektromotor verfallen und nutze alle vier Unterstützungsstufen. Mit der «Automatik» kann ich mich am Berg am besten auf gleicher Höhe mit meinem Reisepartner Beat halten. «Standard» kommt vor allem in der Fläche gut. Und «High» eignet sich für Anstiege über 12 Prozent oder aber wenn ich am Berg vorfahren möchte, um Zeit für Fotos zu gewinnen.
Die Angst, ungenügend Reichweite zu haben, war zumindest in den Alpen schon mal unbegründet: Am zweiten Reisetag absolvierte ich 1400 Höhenmeter mit einem Akku, gefahren bin ich meistens «Standard» und bei knackigen Anstiegen kurz «High». Am dritten haben wir den Flüela (2383) und den Ofenpass (2149) bezwungen und dabei insgesamt 1772 Höhenmeter und 88 Kilometer zurückgelegt. Am fünften folgte die Königsetappe über den Karerpass (1745) und den Passo San Pellegrino (1918), insgesamt 102 Kilometer und 2680 Höhenmeter. Ich liess den Flyer mehrheitlich im Modus «Auto» schnurren und bin ein paar Mal im Turbo für Fotos vorgefahren – am Ende des Tages zeigte der zweite Akku immer noch 40 Prozent an.
Tasuta katkend on lõppenud.