Das große Still-Kompendium

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Als ich als Entdecker auszog, entdeckte ich Medikamente in Flaschen und Töpfen weit oben und unten auf den Regalen, nicht so sichtbar wie die von allgemeiner Nachfrage. Aber eine nähere Studie zeigte mir, dass jene sich mit allen anderen Medikamenten vermischen würden und die ersehnte Erleichterung erbrächten.

So habe ich die Reise von Meer zu Meer fortgesetzt, bis ich herausfand, dass die Natur nie ohne alle notwendigen Medikamente daher kommt. Heute, nach 20 Jahren der Reise und genauer Beobachtung, bin ich besser vorbereitet, um zu erklären, dass Gott oder die Natur die einzigen Ärzte sind, die der Mensch respektieren sollte. Die Menschheit sollte die medikamentösen Verbindungen in ihrem eigenen Körper studieren und nutzen.

KAPITEL VII

Als Erfinder – Der müde Arm – Schneide- und Mähmaschinen – Der Rechen – Die Stahlfinger – Eine verlorene Erfindung – Auf einem Bauernhof – Eine kluge Frau – Buttern – Die Philosophie der Butter – Eine weitere Erfindung – Die treibenden Kräfte der Natur studieren – Die Wissenschaft der Osteopathie entwickelt sich

Da Osteopathie auf dem Prinzip aufbaut, dass der Mensch eine Maschine ist, muss ich die Aufmerksamkeit des Lesers auf die Tatsache richten, dass ich bereits 1855 begann, Maschinen zu studieren und dies bis 1870 fortsetzte. Wir besaßen Millionen von Hektar Weizen Hafer und Roggen, die wuchsen, reiften und geerntet werden mussten. Dabei war der schwache rechte Arm eines Mannes der einzige Helfer, von dem das Brot der Nation abhing. In diesem Jahr begann ich die Frage zu untersuchen, wie dieser Arm beschaffen sein sollte, um gegebenenfalls den Nutzen der großen und glorreichen Worte ‚für immer frei ohne Unterschied der Farbe oder Rasse‘ genießen zu können.

Seit meinem vierzehnten Lebensjahr war mein Arm ein williger, wenn auch müder und wunder Helfer an meiner Seite. Mein Vater, meine Brüder und die angeheuerten Erntehelfer schienen ihre hoffnungslosen Rufe nach Erleichterung gemeinsam mit allen Bauern des ganzen Landes an den Himmel zu richten. Jedes Jahr schien dem Arm aufs Neue anzuzeigen, dass er und seine Nachkommen auf immer Diener blieben und die Sense von morgens bis abends schwingen oder mit den Ihren hungrig zu Bett gehen mussten.

Damals hatten kunstfertige Künste27 eine handgemachte Mähmaschine mit einem Schneideblatt von etwa 1,20 Meter Länge ersonnen und gebaut, das zwischen 1 – 2 Meter weit im rechten Winkel über das rechte Rad der Maschine hinaus stand. Die Maschine besaß einen Holm mit vielen Sicheln daran, die in Schlitzen an der Hauptsichel steckten und Heu, Einwohner oder Wild schneiden konnten.

Bis zu dieser Zeit war so etwas wie eine Spule auf der Maschine montiert, welche das Gras nach hinten beförderte, nachdem es geschnitten war. Dann wurde es von jemandem mit einem Rechen in Bündeln auf den Boden geworfen.

Diese Erfindung brachte dem menschlichen Arm einige Erleichterung, aber die Arbeit blieb für denjenigen noch immer hart, der das Korn aufsammeln musste. Das Ganze war profitabel, da ein Mann das Korn so in einer Geschwindigkeit aufgabeln konnte, mit der zwei Pferde in einer Mahd von 2 Meter vorankamen. So begann ich über Mähmaschinen Schlüsse zu ziehen. Ich dachte mir einen Plan aus, indem ich zwei lange Stahlfinger erbaute, die das herabfallende Korn auffingen. Sie waren so stark, dass sie ohne nachzugeben 50 Pfund halten konnten. Wenn genug Korn auf die Finger fiel, um ein Bündel zu machen, betätigte sich ein Hebel, der die zwei Stahlfinger löste und das Korn für den Binder auf den Boden fallen ließ.

Während der Entwicklung meiner Erfindung wurde ich von einem Vertreter der Wood Mowing Machine Company aus Illinois besucht. In der kommenden Saison sandte die Company Mäher mit Stahlfingern aus, die das Korn auffingen und es zusammenhielten, bis genug anfiel, um ein Bündel zu binden. Dann ließ der Fahrer das Bündel fallen. Wood hatte den finanziellen Nutzen meiner Idee und ich die Erfahrung. Die Welt befand sich am Anfang einer Mährevolution. Kein Schwingen der Sensen und Sicheln mehr. Große Mähmaschinen nahmen ihren Platz ein. Soweit zu meinen Maschinenstudien auf dem Erntefeld.

Bald nachdem der schmerzende Arm durch die verbesserten Maschinen befreit worden war, kaufte ich eine Farm und bevölkerte sie mit Pferden, Rindern, Schweinen, Hühnern und den nötigen Gegenständen, um alles am Laufen zu halten. Wir hatten eine Menge Kühe und damit sehr viel Milch. Meine Familie war klein, meine Frau war beschäftigt und ich musste buttern. Ich butterte und knallte oft für Stunden drauflos. Ich öffnete früh die Augen, aß einen Happen und kümmerte mich um das ganze Prozedere des morgendlichen Melkens. Ich butterte und butterte und butterte, rieb meinen Arm und butterte immer weiter, bis mir klar wurde, dass Buttern genauso harte Arbeit wie die Getreideernte mit der Sense war. Das Buttern brachte mich dazu, mich so lange mit der Chemie von Milch, Sahne, Käse, Margarine und Buttersäuren auseinanderzusetzen, bis ich verstand, dass jedes Buttermolekül ähnlich einem Hühnerei von einer käsigen Hülle umschlossen war. Nun ging es darum, wie man das Ei kaputt und die Butter heraus bekam. Ich erbaute ein Schwungrad mit 20 Zentimeter Durchmesser, das den Rand eines Ausgleichsrades berührte, welches am oberen Rand einer Stange von etwas über einem Zentimeter befestigt war und die in der Mitte der Buttertrommel steckte. An dieser Stange gab es einen beweglichen Arm mit einem Loch und einer Schraube, mit der man sie je nach vorhandener Milchmenge am Bottich fixieren konnte. Zinnrohre wurden an den äußeren Enden dieses Armes montiert und sobald man sie absenkte, nahmen sie die Milch auf. Das aufnehmende Ende war knapp 3 Zentimeter breit und verjüngte sich zum ausgießenden Ende auf einen Durchmesser von etwas über einen Zentimeter. Mit dem Schwungrad, dem Ausgleichsrad und der in einem Eisensockel steckenden Stange konnte ich die Becher auf 500 und mehr Umdrehungen pro Minute bringen. Diese Geschwindigkeit schleuderte Milch und Sahne mit einer Geschwindigkeit von 5 – 8 km/h an die Wand des Bottichs.

Vorausgesetzt die Temperatur stimmte, gelang es mir, das Ei zu zerbrechen, die Butter heraus zu holen und damit im Handumdrehen die Kinder zu ernähren. Ich brauchte nur noch drei bis zehn Minuten für das Buttern mit dieser neuen Maschine.

Dies war das erste Mal, dass ich über einen argen Feind (das Buttern) triumphierte und es war mir eine echte Freude. Bis zum Sommer 1874 verbrachte ich einige Zeit damit, meine Erfindung bekannt zu machen. In diesem Jahr begann ich eine genaue Studie über die Schwungräder, Ausgleichsräder, Becher, Arme des menschlichen Lebens, seine Kräfte, sein Zubehör, seinen Rahmen, die Befestigungen durch Ligamente, Muskeln, ihren Ursprung und ihren Ansatz; die Nerven, ihren Ursprung und ihr Angebot, das Blutangebot vom und zum Herzen, wie und woher die motorischen Nerven ihre Kraft und Bewegung bekamen, wie die sensorischen Nerven agierten und funktionierten, die willkürlichen und unwillkürlichen Nerven sowie ihre Aufgaben, die Quelle ihres Angebots und ihre Arbeit zum Erhalt der Gesundheit – oder ihrer Blockierung an den Orten, durch welche sie zogen, um ihre Rolle in der Ökonomie des Lebens zu spielen. Dies erweckte alles neues Interesse in mir. Ich glaubte, dass etwas Anormales in einigen Teilen des Nervensystems zu finden sei, und dass dies eine zeitweise oder permanente Zurückhaltung des Blutes in Arterien oder Venen verursachen und Krankheiten hervorrufen könne.

Vor dem Hintergrund dieses Gedankens fragte ich mich: Was ist Fieber? Ist es eine Wirkung oder eine eigentliche Erkrankung – wie es allgemein von medizinischen Autoren beschrieben wird? Ich erschloss, es sei einfach eine Wirkung, überprüfte diese Hypothese experimentell und wunderbarer Weise bestätigte die Natur ihre Wahrheit. Nach 25 Jahren genauer Beobachtung und Experimente schloss ich, dass es keine Krankheiten wie Fieber, Erkältung, Diphtherie, Typhus, Paratyphus, Lungenfieber oder alle anderen Erkrankungen, die man unter dem allgemeinen Begriff Fieber, wie Rheumatismus, Gicht, Ischias, Koliken, Lebererkrankungen, Nesselausschlag oder Pseudokrupp bis hin zum Ende dieser Liste zusammenfasst, gibt. Es gibt sie als Krankheiten einfach nicht. Es handelt sich bei diesen nur um einzelne oder kombinierte Wirkungen. Die Ursache kann gefunden werden und sie besteht in der verringerten oder verstärkten Nervenaktion, welche die Flüssigkeiten in Teilen oder im Ganzen des Körpers steuert. Es erscheint völlig verständlich für jeden, der mit mehr als den Fähigkeiten eines Narren geboren wurde und der sich mit der Anatomie und der Funktion des Lebensmechanismus vertraut gemacht hat, dass alle derartigen Krankheiten nur Wirkungen sind, deren Ursache im teilweisen oder ganzen Versagen der Nerven liegt, die Lebensflüssigkeiten vernünftig zu leiten.

Auf diesem Stein habe ich die Osteopathie seit 25 Jahren errichtet und erhalten. Jeden Tag wurde es immer offensichtlicher, dass diese Philosophie zutrifft.

Am 22. Juni 1874 pflanzte ich schließlich das Banner der Osteopathie in die Brise. 25 Jahre lang widerstand es Stürmen, Zyklonen und Blizzards seitens der Opposition. Seine Fäden sind heute fester als das Banner gewoben wurde. Seine Farben haben so zu leuchten begonnen, dass nun Millionen es sehen und bewundern und in seinen Falten Schutz vor Krankheit und Tod suchen. Mütter und Väter kommen in Scharen und fragen, warum das Banner nicht früher gehisst wurde. Ich möchte mit den Worten antworten, dass es viele Jahre gebraucht hat, um den Boden für die Aussaat dieser Wissenschaft vorzubereiten, wie dies für alle Wahrheiten gilt, welche dem Menschen zugute kommen. Sei geduldig, vertraue auf Gott als Architekten und dem schließlichen Triumph der Wahrheit, und alles wird gut werden.

 

KAPITEL VIII

Die Anstrengung, die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Osteopathie zu richten – Irrtum in Baldwin, Kansas – Die Geschichte der Baker Universität – Gebete für den Besessenen – Bruder Jims Zweifel – Das Vertrauen meiner guten Frau – Ein umherziehender Osteopath – Meine Geschichte in Clinton County – Asthma behandeln – Meine Untersuchungen – Ein Hypnotiseur

Nachdem ich das große Problem der Osteopathie gelöst und diese Wissenschaft in meinem eigenen Kopf bestätigt hatte, beschloss ich mein Glück in der Einführung dessen zu versuchen, was sich als eine neue Entdeckung und eine Medizin gegen die menschlichen Krankheiten erwiesen hatte. Meine erste Anstrengung bestand darin, die Aufmerksamkeit der denkenden Menschen meiner Heimatstadt Baldwin, Kansas, zu wecken. Baldwin beheimatet die Baldwin und Baker Universität. Sie wurden dort durch drei Bevollmächtigte eingerichtet und waren von der allgemeinen Versammlung der Methodistenkirche zwischen 1854 und 1865 genehmigt worden. Mein Vater Abraham Still, L. B. Dennis und der Älteste Hood waren die drei Bevollmächtigten und konnten so das Gelände erwerben. Sie suchten nach Angeboten von Städten, Dörfern und anderen Orten, an denen eine große Universität unter der Schirmherrschaft der Methodistenkirche willkommen war. Palmyra (später in Baldwin umbenannt) machte das beste Angebot und wurde vom Findungskomitee ausgewählt.

Ich lebte zu jener Zeit in Palmyra, nahm regen Anteil am Geschehen und wurde von den Bevollmächtigten zusammen mit meinem Bruder Thomas, J. B. Abbott, Daniel Fry, James Blood und anderen als Agent benannt, um einen guten Platz für das Universitätsgebäude auszusuchen. Wir gaben der Kirche 640 Hektar Land, alles in einem Stück. Zwei meiner Brüder und ich schenkten der Stadt Baldwin 480 Hektar Land, um die Einrichtung der Universität zu unterstützen. Wir – ich, mein Bruder und zwei Männer namens Barricklow – erwarben und errichteten eine 40 PS starke Dampfsägemühle und sägten alles Bauholz für das Universitätsgebäude und die anderen Gebäude in Baldwin (wie Palmyra nach der Errichtung des Colleges umbenannt wurde) im Umkreis von 32 km. Ich war der Bodenagent und fünf Jahre für das Sägen, Bauen und Kranke Behandeln engagiert. Es gab Pocken, Cholera und andere Krankheiten. Ich vertrat die Leute von Douglas City in der gesetzgebenden Versammlung von Kansas und während dieser Zeit wuschen wir, wie ich bereits berichtet habe, die Sklaverei bis aus dem letzten Winkel des Staates heraus. Man schätzte mich als guten Arzt, als einen loyalen Mann, einen vertrauenswürdigen Abgeordneten, welcher der Wahrheit und Gerechtigkeit verpflichtet war, einen nüchternen Menschen bei vollem Verstand, mit einem Herzen voller Liebe für alle. Aber seltsamerweise verschwand mein guter Charakter ganz plötzlich immer dann, wenn ich sagte: „Gott hat keine Verwendung für Medikamente bei Krankheiten und ich kann es an seinen Werken beweisen […]“ – oder, wenn ich behauptete: „Ich kann einen Mann in einer Weise drehen, dass Erkältung Fieber Durchfall und andere klimatisch bedingte Krankheiten heilen; ich kann ein Kind bewegen und Scharlach, Pseudokrupp, Diphtherie und Keuchhusten in drei Tagen kurieren, indem ich die Halswirbelsäule des Kindes wieder einrichte usw.“ Der Leser wäre durch und durch beschämt, wenn er die Gebete der Menschen oder Tiere mit zwei Beinen hätte hören können, die von Männern und Frauen nach oben geschickt wurden, um meine Seele vor der Hölle zu bewahren. Als ich um das Privileg bat die Osteopathie in der Baldwin Universität zu unterrichten, wurden mir die Türen der Institution zugeworfen, die ich mitgeholfen hatte zu errichten.

Ich blieb in Kansas und hörte mir alles amüsiert an, bis ich schließlich doch bereit war nach Missouri zu gehen, um bei meinem Bruder E. C. Still einzukehren. Er war einige Jahre bei schlechter Gesundheit gewesen und war dadurch so eingeschränkt, dass er kaum noch laufen konnte. Die ‚Allopathie‘ hatte ihn in die Hölle hinabgeführt und er benötigte 75 Flaschen Opium jährlich. Ich erkannte, dass schlecht noch schlimmer sein konnte, blieb drei Monate bei ihm, befreite ihn vom Opium und reiste dann weiter nach Kirksville, wobei ich annahm, dass es sich um den nächsten Ort handelte, an dem ich verflucht werden würde. Dort blieb ich drei Monate und ließ anschließend meine Frau und vier Babys nachkommen. Sie trafen im Mai 1875 ein. Meine Frau war Methodistin und konnte Beschimpfungen erstaunlich gut standhalten. Sie sagte: „Ich bleibe bei Dir, wir werden gemeinsam beschimpft werden, vielleicht wird es dann leichter!“ Sie studierte Ökonomie und war mutig wie ein Adler, der es liebt für seine Jungen zu kämpfen. Ich erzählte ihr nichts von einem an meinen Bruder Edward adressierten Brief von Reverend James M. Still aus Eudora, Kansas, den ich bei meinem Eintreffen in Missouri gefunden hatte und der bezeugte, dass ich verrückt sei und meinen Verstand und die Unterstützung der wahrheitsliebenden Männer verloren hätte. Ich las ihn und dachte, wie ein Adler seine Brut aufstört, so verstörst Du Dich auch, Jim, solange, bis Dein Kopf etwas von der Milch des vernünftigen Schließens in die verhungerten Lappen Deines Gehirns einlassen wird.28 Ich war sicher, Jims Gehirn würde mit der Zeit reifen, so ließ ich ihn beten, bis er nach 18 Jahren sagte: „Halleluja, Drew, Du hattest Recht, damit ist Geld zu machen und ich möchte auch ‚Osteopathie‘ studieren!“ Nun ist Jim in einer guten Position und tut Gutes in diesem Sinne. Wenn er sich erinnert, sagt er: „Osteopathie ist die größte wissenschaftliche Gabe Gottes an die Menschen!“ Und er bedauert, dass sein Verstand so weit unterhalb der Hochwassermarke zurücklag, er mithin ihre Vollkommenheit als Heilkunst nicht erkannte, als sie ihm unter die Nase gehalten wurde, sodass er ein mentales Festmahl nicht genoss, damals in den Siebzigern.29 Vieles von dem eben Erzählten hätte ich herauslassen können, aber da ich den Stift nun einmal in die Hand genommen habe, um die ganze Wahrheit meiner Reise mit meinem Sohn und Kind, der ‚Osteopathie‘, niederzuschreiben, muss ich es berichten.

Ich verbrachte viel Zeit mit dem Studium der Anatomie, Physiologie, Chemie und Mineralogie. In den Wintern 1878 und 1879 wurde ich per Telegramm in meine alte Heimat Kansas gerufen, um ein Familienmitglied zu behandeln, das ich bereits 10 Jahre zuvor behandelt hatte. Ich therapierte damals noch wie früher teilweise mit Medikamenten, wandte aber auch die Osteopathie an. Der Patient genas. Ich reiste weiter nach Henry County und verbrachte dort Frühling und Sommer und erwarb in kurzer Zeit eine große Praxis. Ich hatte mein Büro bei Hauptmann Lowes, 24 Kilometer westlich von Clinton. Dort besaß ich die exzellente Gelegenheit die Wirkung der Osteopathie bei chronischen Krankheiten zu beobachten, da es sich bei den meisten um solche Fälle handelte. Mein erster Fall war eine beidseitige Lungenentzündung im fortgeschrittenen Stadium. Bei der Patientin handelte es sich um die Gattin von Hauptmann Lowe und sie erschien ernsthaft krank. Ich heilte sie und holte damit erneut Punkte für die Osteopathie.

In Wadesburg kurierte ich alle Fälle von Lungenentzündung, die mir unterkamen. Hiram Kepner kam mit eitrigen und wunden Augen der übelsten Sorte. Er war fast blind, aber nach zweimonatiger Behandlung ging es seinen Augen wieder gut, ohne dass Medikamente benutzt worden wären. Ich brachte lediglich das arterielle Blut der ernährenden Arterien zu den Augen wieder in Ordnung, um die Wiederherstellung zu leisten.

In dieser Zeit wurde mir ein Fall von Wundrose vorgeführt. Es handelte sich bei der Patientin, um die Frau von Hauptmann E. V. Stall, die durch Medikamente nicht zu heilen war. Ich untersuchte genau das System der Arterien und Venen des Gesichts, behandelte sie strikt nach den Regeln der Osteopathie und sie gesundete innerhalb von 36 Stunden. Seitdem habe ich eine große Anzahl von Wundrosefällen mit dieser Methode behandelt und sie alle geheilt.

Von Henry County aus ging es weiter nach Hannibal, wo ich ein Büro über den Herbst und Winter eröffnete. Kurz nachdem ich mich eingerichtet hatte, kam ein Mann mit einem Arm in der Schlinge zu mir. Er war hingefallen und hatte sich den Ellenbogen ausgerenkt. Vier Ärzte hatten ihn bereits chloroformiert aber es war ihnen nicht gelungen, seine Knochen wieder zu richten. Ich richtete ihn innerhalb von 10 Minuten, ohne den Einsatz von Chloroform oder anderen Hilfsmitteln, nur mit meinen Händen, wieder ein. Meine Behandlungsmethode begann Aufmerksamkeit zu erregen und ich wurde gefragt, ob ich Asthma heilen könne und so begann ich es zu behandeln. Ich habe bisher bei keinem Fall von Asthma versagt und nach diesen vielen Jahren der Erfahrung kann ich sagen, dass Osteopathie die Königin gegen Asthma ist.

Oft sind Verstimmungen von Vergnügen begleitet. Eine irische Lady kam mit großen Schmerzen unter dem Schulterblatt zu mir und bat mich ihre Schulter zu lösen. Sie litt unter einer schlimmen Form von Asthma, war aber nur wegen der Schulterschmerzen gekommen. Ich fand bei ihr einen verrenkten oberen Wirbelkörper und beseitigte den Schmerz, indem ich den Wirbelkörper und einige Rippen wieder anpasste. Nach einigen Monaten kam sie schmerzfrei und ohne asthmatische Beschwerden wieder. Ihre abergläubische Natur war geweckt und sie fragte mich, ob ich sie verhext hätte. „Meine Schulterschmerzen sind alle weg, und seitdem ich von Ihnen behandelt wurde, habe ich nicht ein klitzekleines Bisschen Asthma gehabt!“

Dies war meine erste Asthmabehandlung mit der neuen Methode, was mich auf einen neuen Gedanken brachte. Seitdem habe ich diese Krankheit sehr genau beobachtet, und ich höre nicht auf es zu wiederholen, dass Osteopathie die Königin der Heilmittel bei Asthma ist.

Ich kann nicht behaupten, dass die Anschuldigung der irischen Dame, ich hätte sie verhext, damals einen großen Eindruck auf mich gemacht hätte. Als ich wenige Monate später beruflich übers Land reiste, begegnete ich einem Mann in großer Not, der unter einem akuten Asthmaanfall litt. Es war ein kalter Tag, aber der Mann saß draußen vor der Tür auf einem Stuhl mit dem Gesicht an der Wand; er rang nach Atem und litt so sehr, dass seine Familie hilflos um ihn herum stand und weinte.

Ich saß rasch ab und ‚verhexte‘ ihn; mit anderen Worten: Ich behandelte ihn und verschaffte ihm sofort Erleichterung. Er litt nach meiner Behandlung in den kommenden sechs Jahren, welche ich dort vorbei kam, nicht ein einziges Mal unter einem weiteren Asthmaanfall. Ich entdeckte, dass mein Kopf sich wie eine Muschelschale öffnen und einen kleinen Teil Schließen so lange aufnehmen konnte, bis ich genug Kenntnis angesammelt hatte, um die genaue Ursache zu ergründen, und ja zu sagen, wenn ich gefragt wurde, ob ich Asthma heilen könne.

Während meiner Zeit in Hannibal kam eine sehr gut gekleidete Dame mit funkelnden Augen (und Diamanten) in mein Büro und wünschte meine Behandlungsmethoden kennen zu lernen. Sie war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie ich die Menschen heilte. Sie hatte vernommen, es handele sich um eine religiöse Behandlung, christliche Wissenschaft, Spiritismus und eine Menge anderer Methoden. Nachdem sie mit ihren Fragen fertig war, sagte sie:

„Ich möchte, dass Sie mir die ganze Wahrheit sagen. Ist es nicht eigentlich alles Hypnose?“

Ich sagte: „Ja, meine Dame, ich renke täglich 17 Hüften ein.“

Sie nickte weise und ließ es dabei bewenden. Ich therapierte drei Hüften in der Anwesenheit von Dr. W. O. Torrey, Expräsident des Gesundheitsamtes von Missouri. Er hatte alle drei Fälle untersucht und völlige Dislokation des Oberschenkelkopfes diagnostiziert. Er nahm die Zeit, und ich renkte alle drei in viereinhalb Minuten ein, wobei er den Zustand vor und nach der Operation bezeugen konnte.

Ich möchte die Aufmerksamkeit des Lesers auf einen weiteren Fall während meines Aufenthaltes in Hannibal lenken und zwar auf einen Fall schmerzloser Geburtshilfe. Es handelte sich um die schmerzlose Geburt eines achtpfundigen Jungen in weniger als einer Stunde, vom ersten Moment der Wehen an. Das war etwa die zwanzigste auf diese Weise durchgeführte Geburt, von der ich denke, sie ist es Wert, dem Wissen der Geburtshilfe der alten Schulen hinzugefügt zu werden.

Da ich aber ein großer Anhänger kurzer Reden bin, werden wir Details an dieser Stelle weglassen und hier schließen.