Das große Still-Kompendium

KAPITEL XIX

Vorlesung von A. T. Still im Krankenhaus, 20. Januar 1895 – Warum er die farbigen Leute ins Krankenhaus eingeladen hat – Memorial Hall – Chinin und faserige Tumoren – Dover Puder, Kalomel und Rizinusöl – Kein christlicher Wissenschaftler – Kein Mesmerist – Sauerstoff und Gesundheit – Für Patienten – Der Gegenstand der Osteopathie – 75 % aller Fälle profitieren – 50 % geheilt – Osteopathie

Ich habe Euch hierher eingeladen, weil unter Euch Männer sind, die geholfen haben dieses Haus zu erbauen. Ich wünschte, es wären noch mehr gekommen, um unter dem Schutz des Daches zu stehen, das Ihr zu errichten geholfen habt. Zweifellos haben die Abwesenden nur die Dollars im Kopf, die sie für ihre Arbeit erhalten haben und verschwenden keinen Gedanken an die Mission des hier errichteten Gebäudes. Dies ist das große Still-Haus, um hier mit Nüchternheit statt mit Trunksucht zu stillen, um mit Prinzipien statt mit Ratespielen zu stillen.⁷⁵

Letzten Donnerstag wurden hier im Hause interessante Übungen abgehalten. Es war bis zum Überlaufen gefüllt, ein guter Teil der Leute musste nach Hause zurückkehren, da sie keinen Einlass gewährt bekamen.

Der hier von Euch besetzte Raum ist die Memorial Hall, sie wurde meinem Sohn Fred zu Ehren so genannt, dessen Portrait Ihr dort an der Wand seht. Er war ein glänzender, intelligenter, Euch allen bekannter Junge, einer, der keine Ringe an den Fingern trug in der Annahme, die von Gott gegebene Haut sei ein selteneres Juwel als jene, die man mit Geld kaufen kann. Er hatte gehofft, das Banner der Osteopathie weit in die Zukunft tragen zu können, aber seine Gesundheit war durch einen Unfall beeinträchtigt und er verließ uns als Antwort auf den Ruf der Natur.

Ihr seht diese Gemälde, diese Flagge unserer Nation aus Seide und mit wertvollen Stickereien. Dies sind Schenkungen von Freunden, die das freundliche Gefühl der Menschen für uns zeigen.

Seit den Tagen Äskulaps hat die Selbsttäuschung dazu geführt, dass der Mensch Medizin schlucken muss, um sich selbst von einer Krankheit zu befreien. Die Menschen tauschten ihre Urteilsfähigkeit gegen Gottes Intelligenz und generierten so Alkoholiker und Verrückte.

Der große Erfinder des Universums hat durch die Vereinigung von Verstand und Materie die wunderbarste aller Maschinen, den Menschen erbaut, und die Osteopathie zeigt genau, dass er in der Lage ist, sie ohne die Hilfe von Whisky, Opium oder anderen Giften zum Laufen zu bringen. Seit der Einführung von Chinin vor etwa 60 Jahren hat die Anzahl der faserigen Tumoren alarmierend zugenommen, was einen dazu veranlasst, zu glauben, dass diese tödliche Substanz in das System eindringt und die Bildung einer durch die Blutgefäße unterstützte Wucherung verursacht. Wenn die Arterien diese nicht mehr versorgen, beginnt es Blut in die Bauchhöhle abzusondern.

Was dann? Die medizinische Welt sagt, dass sie durch das Messer des Chirurgen entfernt werden muss. Das Ergebnis ist der Tod einer großen Zahl solcher Patienten.

Die Osteopathie, eine Wissenschaft ohne Medikamente, hat herausgefunden, dass die uterogenitalen Nerven irritiert sind. Sie dreht die Reihenfolge der Dinge um, aktiviert die Nerven, die vor der Wiederherstellung die Unreinheiten weg befördern oder erneuern. Wähle zwischen den beiden Möglichkeiten: Ein Tumoren hervorrufendes System oder eines, das sie zerstört.

In den Tagen der Sklaverei, als Ihr Farbigen nur die einfachen Medikamente der Plantagen zur Verfügung hatten wie Pferdeminztee, erholtet Ihr Euch von den Krankheiten. Der Tod war ein seltener Gast in Eurer Rasse. Nun spielt Ihr verrückt wie die weißen Brüder, nehmt starke Medikamente und sterbt wie die Ratten. Werft Eure Tabletten weg und lernt von der Osteopathie die Prinzipien, die das menschliche Leben bestimmen. Lernt, dass Ihr eine Maschine seid, Eure Lungen ein Fächer und ein Sieb, euer Gehirn mit seinen zwei Lappen die elektrische Batterie.

Wenn das Kleinhirn seinen Dynamo in Bewegung setzt, wird Sauerstoff durch das System geleitet und vitalisiert das Blut, den Bauch, das Auge und den ganzen Menschen. Die Natur hat die Batterie in Euch gelagert, um das Blut gesund zu halten und mit Sauerstoff zu salzen.

Ihr nutzt nicht mehr als eine Unze Eures Gehirns zum Denken, der Rest wird in der Lebenskraft gebraucht. Nutzt diese Unze Gehirn, um Euch von den Fesseln der alten medizinischen Gesetze zu befreien.

Mein Vater war Arzt, ich folgte seinen Fußstapfen und galt als sehr erfolgreich in der Behandlung von Cholera, Pocken und anderen Krankheiten. Als diese schreckliche Krankheit Zerebrospinale Meningitis ihre Opfer zu Tausenden umbrachte, vereinten alle medizinischen Schulen ihre Kräfte, um sie zu besiegen, aber sie blieben erfolglos. Sie brach in meine Familie ein, der Tod forderte trotz aller medizinischen Kunstfertigkeiten vier Opfer und unser Heim war verwaist.

In meinem Gram kam mir der Gedanke, statt Gott um die Segnung unserer Mittel zu bitten, sei es viel besser, die richtigen Methoden zu finden und der Annahme zu folgen, dass sie wirken werden, wenn sie nur wahrhaftig sind.

Ich begann den Menschen zu studieren und fand keinen Fehler in Gottes Werk. Die göttliche Intelligenz steht außer Frage: Sein Gesetz ist unveränderlich. Auf diesem Gesetz baut die Osteopathie auf und triumphiert heute nach Jahren des Kampfes unter den ungünstigsten Bedingungen.

Wenn ich heute gebeten würde ein Medikament zu verabreichen, hätte ich so viel Angst vor Dovers Puder wie ein Schwarzer⁷⁶ vor einem Skelett.

Wenn ich Kalomel geben sollte, würde ich es mit geschlossenen Augen tun und sie neun Tage lang geschlossen halten, so unsicher wäre ich mir über das Ergebnis.

Wenn Ihr mich wegen meiner Verleumdung von Medikamenten einen christlichen Wissenschaftler nennt, geht nach Hause und nehmt eine Dosis vernünftiges Schließen zu Euch, um Euch von dieser Wahrnehmung zu befreien.

Wenn Ihr mich für einen Mesmeristen haltet, mag Euch eine große Dosis Anatomie davon abbringen.

Ich versuche Euch nur zu lehren, was Ihr seid; dass Ihr Euer Recht auf Gesundheit erkennt. Wenn Ihr die Heilungen seht, die hier durchgeführt werden, nachdem alle anderen Methoden versagt haben, werdet Ihr wissen, dass meine Arbeit auf dem Fels der Natur steht.

Was sind das für Fälle, die zu uns kommen? Kennt Ihr noch Lazarus?⁷⁷ Wenn ja, werdet Ihr Euch sicher daran erinnern, dass er sich von Brotkrumen ernährte, von aufgeweichten Krumen. Nun, in dieser Hinsicht sind wir wie Lazarus; wir bekommen das, was die Mediziner übrig lassen, die unheilbaren Fälle.

Wir bekommen Menschen, deren Mägen Tanks waren, die Säure, Eisen und Quecksilber enthielten – Quecksilber, das ihre Leber in Zinnober verwandelte und aus ihnen rheumatische Barometer machte, die auf jeden Wetterumschwung sensibel reagierten.

Das gleiche Quecksilber ist in bestimmten Formen der große Freund der Zahnärzte; wenn es in das System gelangt, jagt es nach kalkigen Substanzen, macht sich über die Zähne her und bringt ein 17-jähriges Mädchen dazu, ihre perlweißen Schneide-, die kleinen und großen Backenzähne, die von der Natur für das ganze Leben angelegt waren, gegen Zahnersatz aus China einzutauschen.

Ich habe einen jungen Hund zu Hause, dem ich zur Erinnerung bei seinen Ungehorsamkeiten einen Klaps gebe. So gibt die Natur Euch einen Klaps in der Form von Schmerz, wenn ihre Vorgaben missachtet werden. Wenn Ihr den Schmerz des Klapses spürt, pumpt keine Medikamente in Eure Mägen, sondern lasst einen kunstfertigen Ingenieur Eure menschliche Maschine anpassen, sodass jeder Teil in Übereinstimmung mit den Bedürfnissen der Natur arbeitet.

Stellt Euch selbst als eine elektrische Batterie vor. Elektrizität hat die Kraft zu explodieren oder Sauerstoff zu verbreiten, von dem wir die vitalisierenden Kräfte erhalten. Wenn sie frei durch Euer ganzes System fließt, fühlt Ihr Euch wohl. Stellt sie an einer Stelle ab, dann bekommt Ihr eine Stauung. In diesem Fall verstärkt ein Dr. med. durch die Gabe von Medikamenten die Stauung, bis sie in einem Zusammenbruch endet. Er ist wie der Franzose, der seine Ente vergammeln lässt, damit sie schneller kocht. Nicht so ein Osteopath. Er behebt das Hindernis, lässt die Leben spendenden Flüsse wieder fließen und stellt die Gesundheit wieder her.

Die eine Weise ist des Menschen unsicherer Weg, die andere ist die unfehlbare Methode Gottes. Entscheidet Euch heute, wem Ihr dienen wollt.

Lasst uns unten beginnen und eine Weile aufwärts schließen. Wie oft hat ein Beobachter eine kranke Gans auf dem Wasser gesehen, obwohl das Wasser schmutzig war? Wenn eine Gans das nötige Futter zum Lebenserhalt findet, werden ihr Arzt, das Wasser, und die Elemente ihrer Art es ihr immer wohl ergehen lassen. Eine tote Gans, ein Schwan, ein Pelikan, ein Haubentaucher oder ein Wasservogel wird selten, wenn überhaupt, tot auf der Wasseroberfläche gefunden – es sei denn der Tod trat gewaltsam ein.

Unsere ältesten Pioniere werden Euch sagen, dass während der Besiedlungszeiten Krankheit unter Schweinen unbekannt war. Die Schweine wurden frei in der Natur gelassen, um zu fressen, zu trinken, zu wachsen und glücklich zu sein. Wenn sie sich überfressen hatten oder unter etwas anderem litten, nahm man an, dass sie genug Verstand besaßen, um einen Flusslauf aufzusuchen, bis das Fieber verschwunden war und es ihnen wieder besser ging.

Keines Jägers Messer hat je die Haut eines kranken Bocks, Bären, Wolfs oder Panthers gehäutet, es sei denn, er hatte zuvor im Fell Zeichen einer vorherigen körperlichen Verletzung gefunden. Wir glauben, dass die Ursache für das Fehlen von Krankheiten unter Tieren und Vögeln aller Art eine strenge Befolgung der Gesetze ist, unter denen sie in die Natur entlassen wurden. Wenn sie müde sind, ruhen sie, wenn sie hungrig sind, fressen sie, sie leben in strengem Gehorsam gegenüber allen Forderungen ihrer Bedürfnisse. Wir glauben, dass der Mensch davon keine Ausnahme macht. Unserer Meinung ist eine der häufigsten Ursachen für menschliche Krankheiten die Missachtung dieser großen Tatsachen. In diesem Sinne zeigt er nicht einmal so viel Verstand wie eine Gans.

Osteopathie

Die folgenden Zeilen sind dem Gründer der Osteopathie mit der Liebe und dem Respekt der Autorin gewidmet.⁷⁸

Der Baumeister des Universums

Gab das Leben zum Segen, nicht zum Fluch.

Und des Menschen letzte, höchste Leistung

Enthält schimmernd sein Geist,

Seine Lebensenergie und Lebenskraft

Beschleunigt die Lebensmaschine im Lebenslauf.

Im Körper, zuverlässig und sicher,

lagert für immer die Heilung des Körpers.

So sprach der Mann mit eisernem Willen

Und unerschütterlichem Vertrauen,

der tapfere A. T. Still.

Alle Ehre gilt dem ernsten Herzen,

Das ganz alleine, trotz bitterer Gewieftheit

Von höhnischen Lippen und grauenhaftem Hohn

Und dunkelster und trostlosester Armut

Zum großen Zweck stand

Von dem er fühlte, er läge in seiner Hand:

Der Zweck, den Plan zu entfalten,

Gemäß: ‚Nach seinem Bild machte er den Menschen.‘

Wie das Geschöpf der schöpferischen Liebe

Seine Grenzen nach oben ausdehnen konnte.

Es war ein gewagtes Bekenntnis, geschleudert

In den alten Ring der Konservativen.

Doch die tiefblickenden Augen des starken Manns

Lasen das Buch der Natur, von den Schwachen niemals durchsucht.

Treue Freunde in ihrem großen Herzen

Fand er, um seine Aktion zu stärken.

Denn wahre Gefährten sind nicht die

Mit sehenden Augen und sprechenden Zungen

Aus Fleisch und Blut, sondern mit dem stillen Drang,

der in den tiefen Orten der Seele wohnt.

Und sie offenbarten ihm die Wahrheit:

Die Heilung des Körpers ist dort versiegelt.

Nun er, der diese Wahrheit zu proklamieren wagte,

unter drohenden Verlust von Haus und Freunden und gutem Namen,

Steht gekrönt heute auf dem Ehrenthron,

und nennt ihre schönsten Lorbeeren sein Eigen.

Er steht da mit bescheidener Dankbarkeit,

während Lahme und Blinde vieler Länder

täglich um seine Fußstapfen herumschleichen

und alle bestätigen sein wundersames Werk.

Möge das Himmelslicht über sein treues Haupt

Viele Jahre seinen Segen ausgießen

Und in seiner Lebenszeit soll niemand beschränken

Das königliche Geschenk aus reinstem Gold,

Das schönste Geschenk für einen wahren Verstand,

die ehrfürchtige Ehre seiner Art.

Fargo, N. D. Helen de Lendrecie

KAPITEL XX

Vorlesung gehalten in der Memorial Hall, 12. März 1958 – Eine reife Frau – Was ist der Mensch? – Das Unerkennbare – Leben ist ein Geheimnis – Die Stufe, die wir gehen – Die Maschine, mit der wir arbeiten

Meine Damen und Herren: Ich bin heute Abend auf Euren Wunsch hier, auf dieser Versammlung, wo jeder Mann ein Richter ist und für sich selbst entscheidet, wo jede Dame als Richterin beiwohnt, eine Versammlung, die einen Mann untersucht und eine gerechte Entscheidung trifft. Sie soll Antworten geben und daraus Schlussfolgerungen, die für sie selbst, ihre Familie und ihre Freunde von Belang sind. Eine Frau kann 45 oder 50 Jahre ein aktives Leben führen. Dann wird sie als reife Frau betrachtet und von den Nachbarn um Rat gefragt. Sie geht zur Kirche, in die Rathäuser, zu politischen und nationalen Festveranstaltungen, um ein paar Brocken Wissen aufzuschnappen und es zurück zu ihren Kindern, Enkeln, ihrem Mann, Nachbarn und Freunden zu bringen.

Erlaubt mir in der Einleitung zur Osteopathie zu bemerken, dass ich sehr stolz bin. Ich weiß nicht, warum die Natur oder der Gott der Natur auch nur eines meiner Augen geöffnet hat und mich eine kleine Ecke seiner Arbeit sehen ließ. Über 20 Jahre habe ich im Gerichtshof Gottes als Anwalt gestanden. Ich habe gefragt und Kreuzverhöre geführt und meine Fragen zu allen Teilen des Themas gestellt, das ich untersuchen wollte. Die Fragen, die ich mir selber stellte, waren solche: ‚Habe ich einen Verstand, der in der Lage ist durch Philosophie die große Frage ‚Was ist der Mensch‘ zu verstehen oder zu lösen?‘ Ihr erinnert Euch, dass ich damals als ein Mann gesprochen habe, dessen Mund nicht durch Furcht verschlossen war. Diese Frage ‚Was ist der Mensch?‘ deckt alle im Universum enthaltenen Fragen, keine bleibt übrig: ‚Wer ist Gott?‘, ‚Was ist Tod?‘, ‚Was ist gesund?‘, ‚Was ist Liebe?‘, ‚Was ist Hass?‘ Jedes einzelne dieser Wunder kann in dieser großartigen Kombination Mensch gefunden werden.⁷⁹Ist irgendetwas übrig? Nichts? Findest Du nicht alle Prinzipien im Himmel auf der Erde im Verstand, in der Materie oder in der Bewegung durch Art und Qualität im Menschen ausgedrückt? Ihr findet im Menschen sogar die Planeten des Himmels repräsentiert. Ihr findet die Bewegungen dieser schweren himmlischen Körper in dem Euren. Ihr findet in Miniatur die Bewegung durch den Verstand kontrolliert. Ihr werdet die Vernunft als Ergebnis eines Schlussfolgerungsprozesses erfassen, der sich vor dem Hintergrund der als Wissen bekannten Macht vollzieht. Als die Maschine entstand, wurde ihr die Fähigkeit zur Bewegung, zum Selbstschutz, alle animalischen Leidenschaften der Tiere des Feldes und alle Bestrebungen Gottes gegeben. Diese Qualitäten finden sich alle im Mann. Die gleichen Qualitäten findet Ihr in feinerer Form auch in der Frau; sie ist der verständige Teil der gesamten Menschheit. Sie verkörpert ein feineres Prinzip als der Mann. Sie ist sensorisch, der Mann motorisch. Er ist motorisch, sie ist intellektuell.⁸⁰

Erlaubt mir vorzuschlagen, dass im Menschen die motorischen Nerven das Blut vom Herzen durch die Arterien, durch den ganzen Körper, in alle Extremitäten und durch die Venen zurückbewegen. Wenn man also im Mann das motorische oder das Vater-Prinzip sieht, findet man auch das andere bzw. die Mutterrolle in der Rückführung des Blutes zum Herzen, von wo aus es wieder in den Kampf des Lebens geschickt wird.

Ich möchte zu Euch sprechen, als wärt Ihr Osteopathen mit langjähriger Erfahrung, die mit ihrer Hand die Narbe Christi an seiner Seite berührt haben⁸¹ und die frei sind von weiteren Zweifeln. Ich bin in einer eher beschämenden Position und weiß nicht, ob ich eine Salve oder nur einen einzelnen Schuss auf Euch abschießen soll; oder wie die Baptistenprediger eine Schrotflinte nehme und so ganz viele auf einmal erreiche. Ihr müsst mir heute Abend aber keine Haubitze suchen.

Als ich das große Thema Osteopathie betrachtete und mich mit den Werken Gottes vertraut machte, des Unerkennbaren⁸², Jehova⁸³ – so andere – oder ‚Illinoywa Tapamalaqua“, wie ihn die Shawnee-Indianer nennen, und damit das Leben und den Verstand des lebendigen Gottes bezeichnen, wollte ich zuallererst, dass mein Verstand verstehen kann. Ich begann das zu untersuchen, was ich zuerst nehmen sollte, um die Wahrheiten der Natur zu begreifen und sie als wissenschaftliche Fakten niederzulegen. Wo soll ich beginnen? Das ist die Frage. Was nehme ich? Welcher ist der beste Weg? Ich erkannte, dass eine meiner Hände bereits genug für ein ganzes Leben war. Nimm die Hand eines Menschen, sein Herz, seine Lungen oder die ganze Kombination, und es geht ins Unerkennbare. Ich wollte, dass dies zu dem Erkennbaren gehörte.

Meine erste Entdeckung war diese: Jeder einzelne Streich Gottes war für mich das Unerkennbare. Der Streich des Todes, was wisst Ihr darüber? Ich weiß nichts, also ist er unerkennbar. Ich begann zu untersuchen und zu experimentieren. Der Start fiel mir zufällig zu. Ich behandelte das als Kropf bekannte Wachstum vom Hals des Menschen. Einige Stunden nach der Behandlung verschwand der Kropf vollständig. Die Philosophie dahinter war zweifelhaft und unerkennbar für mich. Zum großen Teil ist das immer noch so. Ich versuchte es mit Durchfall. Ich dachte, ich hätte den Befehl gegeben, dass der Durchfall aufhöre. Ich machte eine bestimmte Bewegung, es hörte von alleine auf. Dieses Gesetz ist bis heute für mich völlig unerkennbar. Ich traute mich an den Kopfschmerz. Was ist Kopfschmerz? Das war mir für mich ebenfalls unerkennbar. Ich nahm mir das Fieber vor; ich begegnete seinem Gegenteil, wusste aber nicht, was es war. Ich werde Euch ein Beispiel nennen. Schaut dieses leuchtende Licht an, wie es nun mit einer Temperatur von etwa 30° brennt; wenn ich die Batterie anschalte, steigert es sich auf 60°. Wenn ich die Batterie ausschalte, ist es tot. Wir haben hier das motorische bzw. das positive Prinzip, das die für das Leben notwendigen Elemente liefert. Wir zerstören das positive und lassen sich das Mutterprinzip darum kümmern. Was tut sie? Sie räumt jeden Morgen, wenn der Mann aus dem Hause geht, den Müll im Haus auf. Sie bringt den Schmutz in kürzerer Zeit hinaus, als ihr Mann ihn hinein bringt. So wird die Temperatur wieder auf 30° gebracht. Wie dieses Ergebnis erzielt wird, gehört für mich wieder zum Unerkennbaren.

Was ist Elektrizität? Ich weiß nichts darüber. Ich kann Euch nur zeigen, was ich tun werde. In der menschlichen Struktur findet Ihr eines der absoluten und am gründlichsten erbauten Systeme; es ist von den Füßen bis in die Haarspitzen verdrahtet. Jede Abteilung hat ihre Drähte und Telegrafenmasten, es gibt Millionen davon im ganzen Körper, jeder genau an der Stelle, an der er sein soll, einer für das Herz, einer für die Augen, einer für die Decke, welche das Auge bedeckt. Die alte Mutter Natur sagt: „Legt die Decke hier herüber!“ – und hernieder geht euer Augenlid. Da ist Eure Decke. Darin seht Ihr die Mutter sich widerspiegeln. Ihr seht die Philosophie der Prinzipien von Vater und Mutter in den Venen und Arterien, in ihren Aktionen und Ergebnissen. Wenn wir die Prinzipien aufgreifen, begeben wir uns in die Natur. Sie ist immer bereit, sorgt für sich selbst, ernährt und beschützt sich selbst. Man kann fragen: ‚Was soll das alles bedeuten? Warum macht er so ein Aufheben? Warum spricht er über diese göttlichen Gesetze? Will er uns taufen? Will er den Hut herum gehen lassen?‘

Wir haben einen Fehler begangen und ihn, wenn man nach der Geschichte geht, über 1.000 Jahre nicht behoben. Wir haben versucht den Wirkungen, die wir Krankheiten nennen und nicht verstehen, zu begegnen und sie zu parieren. Wenn wir krank sind, nehmen wir viele Gifte zu uns; die Art und Qualität sind in ihrer Tendenz tödlich; und nicht nur das, sondern sie bleiben lange erhalten. Man sagt, eine heute eingenommene Dosis Schwefel wird noch 60 Tage später im Körper nachgewiesen. Wie lange dauert seine Wirkung an? Sie mag 60 oder 70 Jahre andauern. Als ich ein Junge war, bekam ich ein Gift in meinen Arm gespritzt, das sie Virus⁸⁴ nannten. Wie lange ist es in meinem Körper gewesen? Es hielt durch mehrere Attacken von Pocken stand, daher ist die Wirkung grenzenlos. Mit etwa 14 Jahren litt ich unter Speichelfluss. Ich nahm mehrere Dosen Kalomel und meine Zähne wurden locker. Heute habe ich teilweise Ersatzzähne, weil ich in Zeiten und Generationen lebte, in denen den Menschen nichts anderes einfiel, als Zinnober aus meinen Kieferknochen zu machen.

Die meisten von Euch sind Fremde und viele wünschen, dass ich weiter in die Details gehe und werden fragen: ‚Wofür ist Deine Osteopathie gut?‘ Sie hat bewiesen, dass sie Pseudokrupp heilen kann. Masern und Durchfall bekämpft sie erfolgreich. Wenn ein Patient gestorben ist, können wir ihn nicht mehr behandeln. Nehmt einen Patienten zu einem vernünftigen Zeitpunkt, und Osteopathie wird den Durchfall heilen. Sie hat nie einen Fall von Diphtherie verloren, wenn sie von ihr bereits in den ersten Stunden des Auftretens behandelt wurde. Sie hat nie einen Fall von Keuchhusten verloren, noch hat er mehr als drei Tage angedauert. Ist das für Euch von irgendeiner Bedeutung, die Ihr acht oder 10 Wochen vor Euren Kindern sitzt und sie husten und keuchen seht? Die Osteopathie hat die absolute Kontrolle über das Nervensystem der Lungen; wenn sich in ihnen keine Tasche oder Höhlung geformt hat, funktioniert das Gesetz vollkommen, da es die Venen öffnet und den Abfall hinausbefördert und die Arterien den Wiederaufbau beginnen können, sodass der Husten nachlässt.

Kopfschmerzen die behelligen Euch Leute wenig, die Ihr zwei oder drei Tage unter ihnen leidet. Wer kann Euch sagen, was Kopfschmerzen sind, wenn nicht ein Osteopath?

„Herr Doktor Medik⁸⁵, wollen sie den Leuten bitte erklären, was Kopfschmerzen sind?“

„Kopfschmerz ist eine besondere Situation, die mit heißen oder kalten Temperaturen am Kopf und einem verstärkten oder verminderten Blutfluss einhergeht. Ich schlage ein üppiges Erbrechen vor.“

Hier habt Ihr Eure Definition von Kopfschmerzen vom Herrn Mediz. Und was habt Ihr daraus gelernt? Geht zu einem Osteopathen:

„Was lässt das Gehirn schmerzen?“ Er wird Euch antworten:

„Was bringt ein Schwein zum Quieken, ein Kalb zum Brüllen, ein Kind zum Weinen, wenn es hungrig ist? Wenn der Kopf kalt wird, versorgen die zervikalen Arterien das Gehirn nicht mehr mit genügend Nährstoffen. Dadurch wird es sehr hungrig – und zwar miserabel hungrig. Wenn die durch die motorischen Nerven unterstützten Venen oder diejenigen, die das Blut zirkulieren lassen, behindert werden, ist Schmerz die Folge. Was ist die Folge? Kopfschmerzen.“

Dr. Sullivan, Sie sind seit Jahren Klempner. Nehmen wir an, die Wasserleitung zum nächsten Waschbecken ist kaputt. Sie würden sagen, dass die Leitung unterbrochen oder verbeult ist, nicht wahr? Wie würde es ihnen gefallen, wenn ich sie anrufen und sagen würde:

„Sullivan, was ist mit der Leitung los? Sie lässt das Wasser nicht durch. Ich kann kein Wasser heraus bekommen.“

Würden sie mit der Würde eines Doktors sagen:

„Da ist etwas Bestimmtes nicht in Ordnung. Es handelt sich möglicherweise, um eine organische Erkrankung des Herzens. Ich glaube eine Morphininjektion würde vermutlich von Hilfe sein.“

Dies ist die Art Verstand, mit der Antworten von jenen Ärzten gegeben werden, die Ihr für ihren Rat bezahlt. Je feiner der Klempner, desto besser ist er gerüstet, um einen Fall zu beurteilen. So steht es mit den Osteopathen. Lassen sie mich eine weitere Frage stellen, Dr. Sullivan:

„Ist die Osteopathie nicht ein der Arbeit des Klempners vergleichbares, wenn auch weitaus höher anzusiedelndes System?“

„Ja, mein Herr.“

Der Gott der Natur hat sich durch das nicht durch unsere Hände erbaute Haus selbst als den besten von Personen und Philosophen jemals gekannten Klempner erwiesen. Was denkt Ihr darüber? Sind die ‚Leitungen‘ alle an ihrem Platz und bereit ihre Pflichten zu übernehmen? Ich kenne Eure Antwort. Ihr werdet sagen: „Wenn Ihr hinschaut, werdet Ihr jeden Nerv finden, Ihr werdet Nerven, Venen und Arterien zwischen jeder Rippe finden und zwischen jedem Knochen der Wirbelsäule.“ Jeder menschliche Knochen hat Erhebungen, an denen Muskeln ansetzen können. Ihr findet jeden Muskel mit Venen, Arterien und Nerven versorgt. Ihr werdet eine Ursache finden, die einen Menschen schließen lässt, dass jeder Teil in gesundem Zustand ist, wenn alles an seinem Ort ist.

Ich wurde als ein Verrückter beschimpft. Wer kümmert sich um solche Schimpfnamen? Ich wurde ein gottloser Kumpan genannt. Wen interessiert das? Ich sage Euch zwei Namen, während Ihr mir einen gebt: Ich bin ein langzüngiger Schotte mit einem irischen Mundwerk und glaube ein recht gutes beobachtendes Auge zu besitzen. Ich habe 30 Jahre lang die Arbeiten lange geschützter Systeme von unglaublicher und unverzeihlicher, ja krimineller Unwissenheit beobachtet, die Allopathie, Homöopathie und Eklektizismus genannt werden und alle, ohne Ausnahme, Medikamente benutzen. Warum sind sie kriminell? Als ich einmal nicht zu Hause war, bekam eines meiner Kinder Fieber. Ein Allopath kam mit seinen Medikamenten. Er glaubte an Tonikum, Sedativa und viele andere kleine Dinge. Was macht der Eklektiker? Er glaubt an seine Abführmittel, seinen Schweiß, sein Erbrechen und seine Verbrennungen; er glaubt an seine subdermalen Spritzen. Er benutzt sie genauso wie der Homöopath.

Der Allopath kam also und sagte: „Ich glaube an beides, nur ein bisschen heroischer. Als höchster in der Dreieinigkeit der Experimentierer möchte ich sagen, dass ich alles ohne Einschränkung meine, ich meine das ganz freimütig!“ Als ich nach Hause kam, schluckte mein zwölfjähriger Sohn Chinin und Whisky. Ich fragte ihn:

„Was hast Du da in der Hand?“

„Oh, ein bisschen Chinin.“

„Was ist in der Flasche?“

„Ein bisschen Whisky; ich mische mir gerade einen kleinen Chininwhisky.“

Wie lange braucht ein Junge, um herauszubekommen, dass Whisky ohne Chinin besser schmeckt? Wer hat den Tränenfluss der Mutter verursacht? Jener Kriminelle, welcher den ersten Schluck verschrieben hat. Du kannst Dich betrinken und es heilig nennen, wenn Du willst. Da haben wir den Fall der Kolik. Ein junger Mann besucht sein Mädchen. Er ist zu faul, um seiner Mutter das Feuer zu bereiten und sie zu bitten, ihm etwas zu essen zu machen. So geht er einmal die Woche aus und seine Polly füllt ihn mit Kuchen und Pastete ab. Er kommt mit einer Kolik nach Hause, geht zum Pillendoktor, der seine Spritze in den ‚solargastrischen‘ Nerv knallt – oder hätte ich besser ‚pneumogastrischen‘ gesagt? Das verschafft ihm Erleichterung. Er füllt sich nächstes Mal mit Krapfen ab und braucht eine weitere Spritze. Das Erste, was Ihr seht, ist, dass er seine eigene Spritze benutzt; Ihr kennt solche Patienten aus San Francisco und ganz Amerika und hört sie sagen: „Komme schon Tom, lasse uns einen Schuss setzen!“ Auf diese Weise haben sie keine fremde Behandlung nötig und zahlen nur dafür. Diese subdermalen Spritzen sind mittlerweile so häufig wie Heuschrecken in Ost und West. Wohin treiben wir? Vor 50 Jahren sah ich ein paar Hunde, die ich nie vergessen werde. Sie standen auf einem Mühlendamm, das Wasser floss sehr schnell und sie sprangen immer wieder rein. Ein Mann sagte: „Schaue Dir diese verd…en Köter an.“ Nun ich dachte, wenn sie noch nicht verd…t sind, werden sie es bald sein, und kaum eine Sekunde später wurden sie über den Damm gespült und waren tot. Das zeigt, dass den Hunden etwas passiert war, als sie zu dicht am Damm gegen den Strom zu schwimmen versuchten; etwas passiert Deinem Jungen; etwas passiert Deinem Ehemann.

Ein Osteopath geht nur mit seinen Händen alleine hinaus. Worauf setzt er sein Vertrauen? Vor allem anderen setzt er sein Vertrauen auf die Intelligenz und die Unveränderlichkeit Gottes. Darauf, dass die Streiche der glättenden Ebenen Gottes und die göttlich erbaute und die in den Menschen eingepflanzten Dampfkessel in Harmonie zusammenarbeiten, solange sie nicht gestört werden. Was ist Harmonie anderes als Gesundheit? Sie zeigt uns vollkommene Harmonie in Form eines jeden Nerven, jeder Vene, jeder Arterie und in allen Teilen des Körpers. Jeder sich bewegende Muskel wird von etwas angetrieben. Durch was wird beispielsweise das Herz, welches das Blut in alle Teile des Körpers transportiert, gebaut? Ein Osteopath wird Euch sagen, dass es die Arbeit der koronaren Arterien ist, die er verstehen muss, bevor er Euer Herz behandelt.

Wenn ich die Arbeit der Natur betrachte, sehe ich, dass sie nicht für anderthalb Dollar am Tag arbeitet; sie arbeitet ausschließlich für das Ergebnis. Gottes Lohn für Arbeit und Zeit ist die Wahrheit, sonst nichts. Wenn es Ihn eine Million Jahre kostet einen Stein von der Größe einer Bohne zu machen, stehen Zeit und Arbeit frei zur Verfügung und die Arbeit wird ehrenhaft vollbracht. Keine wie auch immer geartete Überredung wird diesen Mechaniker dazu bringen, von der Linie der Genauigkeit abzuweichen. Deshalb kann ich den Prinzipien trauen, von denen ich glaube, dass sie im Menschen zu finden sind. Sie sind für Gesundheit, Komfort, Glück, Leidenschaften und alles andere des Menschen vonnöten. Nichts, außer einer vollständigen, normalen Ernährung und Bewegung ist notwendig. Wir finden alle Mechanismen, Qualitäten und Prinzipien, die dem Architekt zufolge für den Menschen nötig sind. Lasst mich also mit dem Körper arbeiten, vom Gehirn bis zu den Füßen. Die Arbeit ist vollendet und vertrauenswürdig in allen ihren Teilen.