Loe raamatut: «Erste Hilfe am Pferd»

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ZUR AUTORIN

Anke Rüsbüldt lebt mit ihren Pferden, Katzen und Heinrich, dem Pudel, in der Gemeinde Nienwohld im Kreis Stormarn − das ist ein wenig nördlich von Hamburg. Sie reitet seit der Grundschulzeit und engagiert sich in vielen tierischen Projekten.

Nach dem Studium der Veterinärmedizin erwarb sie den Titel der Fachtierärztin für Pferde. Zusätzlich machte sie eine mehrjährige Ausbildung in Osteopathie für Pferde. Im Rahmen ihrer Praxistätigkeit und anderen Engagements legt sie großen Wert darauf, Mitmenschen und Tiere darin zu bestärken und zu unterstützen, ihr Leben möglichst frei und entsprechend der jeweils eigenen erreichbaren Ziele zu gestalten. Respekt, Achtsamkeit und Dankbarkeit sind Werte, die ihr wichtig sind.

Anke Rüsbüldt ist Autorin mehrerer Bücher und Publikationen. Sie gibt Seminare für Reiter und präsentiert Vorträge zu verschiedenen Themen rund ums Pferd.

ERSTE

HILFE

AM PFERD

Haftungsausschluss

Autorin und Verlag haben den Inhalt dieses Buches mit großer Sorgfalt und nach bestem Wissen und Gewissen zusammengestellt. Für eventuelle Schäden an Mensch und Tier, die als Folge von Handlungen und/oder gefassten Beschlüssen aufgrund der gegebenen Informationen entstehen, kann dennoch keine Haftung übernommen werden.

Copyright © 2015 by Crystal Verlag, Wentorf

Gestaltung und Satz: Crystal Design, Wentorf

Titelfoto: Julia van Loo

Fotos im Innenteil: Ilka Hoppe, Julia van Loo, Anke Rüsbüldt

Lektorat: Alessandra Kreibaum

Druck: Westermann Druck Zwickau GmbH, Zwickau

Deutsche Nationalbibliothek – CIP-Einheitsaufnahme

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten.

Abdruck oder Speicherung in elektronischen Medien nur nach vorheriger schriftlicher Genehmigung durch den Verlag.

ISBN: 978-3-95847-004-0

ERSTE
HILFE
AM PFERD

ANKE RÜSBÜLDT

Notfälle beherrschen

und vermeiden


(Foto: Julia van Loo)

INHALT
Wie lässt sich das Verletzungsrisiko minimieren?
Sichere Haltung
Auf der Weide
Keine Kaltstarts
Sicheres Reiten
Checkliste zum Verhalten im Notfall
Verletzungen
Verletzungen der Haut
Gelenkverletzungen
Starke Blutungen
Fleischwunden
Verletzungen mit Fremdkörpern
Verletzungen der Hornkapsel und Fremdkörper im Huf
Verletzungen von Sehnen und Bändern
Verletzungen der Muskulatur
Augenverletzungen
Verletzungen der Zunge
Überbeine
Offene Überbeine
Frakturen
Verschiedene Frakturen
Frakturen des Hufbeins
Frakturen des Strahlbeins
Frakturen des Kronbeins
Frakturen des Fesselbeins
Frakturen der Gleichbeine
Frakturen des Röhrbeins
Frakturen der Griffelbeine
Frakturen im Bereich der Vorderfußwurzel- und Sprunggelenke
Frakturen an Unterarm und Unterschenkel
Frakturen am Ellenbogen
Frakturen des Oberarms und der Schulter
Frakturen des Oberschenkels und des Beckens
Frakturen an den Halswirbeln
Frakturen an den Dornfortsätzen der Brustwirbel
Frakturen am Kiefer


(Foto: Julia van Loo)

Veränderungen des Magen- und Darm-Trakts

NOTFALLVERMEIDUNG
und ERSTE HILFE


(Foto: Julia van Loo)

Erste Hilfe für Pferde ist zweifellos ein wichtiges Gebiet, auf dem der Pferdehalter, der Reiter oder der Pferdefreund sich auskennen sollte. Erste Hilfe ist immer praktisch und lässt sich nicht nur theoretisch aus einem Buch lernen. Mein Ziel ist es, den Lesern die wichtigsten theoretischen Grundlagen der Ersten Hilfe verständlich zu vermitteln und Anregungen zu geben, praktische Fertigkeiten zu üben. Zudem ist es mein ausdrückliches Anliegen, Ihnen die Gefahren für unsere Pferde so deutlich zu machen, damit Sie Vorsorge treffen können und Ihre frisch erworbenen Ersthelferkenntnisse nicht zur Anwendung kommen müssen. Über mehrere Jahre habe ich Kurse angeboten mit den Titeln „Erste Hilfe für Pferde“ und „Gefahren für mein Pferd erkennen und vermeiden“. Aber nur der erstgenannte Kurs stieß auf Interesse. Dennoch entstehen die allermeisten Notfälle durch Umstände, die hätten vermieden werden können. Aus Leichtsinn, Übermut, Unaufmerksamkeit, Faulheit, Geiz oder eben Unkenntnis oder Ignoranz. Notfallvermeidung ist daher wichtiger und leichter als Erste Hilfe. Erste Hilfe wird dennoch immer gebraucht − auch bei größter Umsicht geschehen Unfälle und dumme Zufälle.

Sie werden lernen, Situationen richtig einzuschätzen, sorgfältig und sachkundig die Dinge zu tun, die im Einzelfall nötig sind, und Unnötiges zu unterlassen. Übertriebener Aktionismus und blinder Eifer schaden mehr, als sie nützen. Sie werden in der Vorstellung trainieren, souverän zu bleiben und Ihren Kopf nicht auszuschalten − wenngleich es Situationen gibt, in denen man lieber schreiend davonlaufen möchte.

Trainieren Sie, Ihre Sicherheit und die Ihrer Helfer im Auge zu behalten, in die Ecke gedrückt nützen Sie keinem. Üben Sie, Situationen zu beschreiben − zum Beispiel am Telefon für Tierarzt und Feuerwehr. Schaffen Sie sich und Ihrem Pferd gute Bedingungen und lassen Sie in Ihrem Bemühen nie nach.

Natürlich können Sie einiges selbst machen. Jetzt schon und nach dem Lesen noch mehr oder besser. In echten Notfällen werden Sie dennoch immer die Hilfe eines Tierarztes benötigen. Ihre Aufgabe ist die Betreuung des Patienten bis zu seinem Eintreffen, die Unterstützung seiner Arbeit und die liebevolle Nachsorge − am Patienten, nicht am Tierarzt.


Gesund für Pferde ist es, so pferdegerecht wie möglich zu leben − bei jedem Wetter mit Freunden draußen! (Foto: Julia van Loo)

Apropos Tierarzt: Ich selbst bin Fachtierärztin für Pferde und überzeugt, dass es in der fachlichen und menschlichen Eignung für diesen Beruf keine grundsätzlichen Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt. Ich werde der Lesbarkeit halber im Text weiter „der Tierarzt“ als Oberbegriff für alle Tierärzte und Tierärztinnen benutzen. Ebenso verhält es sich mit dem Pferdehalter, dem Tierheilpraktiker und dem Stallbesitzer. Des Weiteren werde ich die Patienten nicht nach Stockmaß oder Nutzung unterscheiden. Ein verletzter „wertloser“ Ponywallach empfindet die gleiche Panik und den gleichen Schmerz wie sein großer Bruder mit sportlichem Erfolg. Das Pferd ist der Oberbegriff für ein oder mehrere Pferde oder Ponys.

Im Einzelfall kann eine Unterscheidung wichtig sein, wenn man beurteilen muss, welche Zukunft der Patient hat und ob jemand bereit ist, Geld und Zeit in ihn zu investieren. Dazu kommt aus dem Tierschutz der Gedanke, ob eine Therapie sinnvoll und für das Pferd zumutbar ist. Das müssen Sie aber nicht allein entscheiden. Geholfen werden sollte erst einmal jedem verletzten Pferd.

Ärger kann es immer geben, wenn Besitzer die Kosten nicht tragen wollen oder können, die sie durch Anrufen des möglicherweise „falschen“ Tierarztes hervorgerufen haben. Solcher Ärger ist aber selten, und die Vorwürfe, die Sie sich machen, wenn Sie etwas für das Pferd zu tun versäumen, sind erheblich. In erster Linie geht es darum, Leben zu erhalten, Schmerzen zu nehmen und Schaden zu minimieren. Alles andere ist „nur“ Geld. Ich hoffe, Sie profitieren von diesem Buch, und Ihr Pferd erlebt den echten Notfall nie.

Eigene Voraussetzungen

Ruhig zu bleiben ist das Wichtigste. Verschaffen Sie sich zuerst einen Überblick:

+ Was ist passiert?

+ Was wird schlimmstenfalls gleich passieren?

+ Sind Menschen verletzt oder unmittelbar in Gefahr?

+ Sind Tiere verletzt oder unmittelbar in Gefahr?

+ Wann in etwa ist es passiert?

+ Wer kann helfen?

+ Was kann ich tun?

+ Was benötige ich?

+ Habe ich mein Handy dabei, habe ich Empfang oder wo kann ich telefonieren?

Beantworten Sie diese Fragen am besten noch während der Schrecksekunde. Werden Sie nicht hysterisch. Damit haben Sie die wichtigste persönliche Voraussetzung erfüllt. Sie sind gelassen, souverän und bleiben Herr der Lage. Machen Sie sich vorher klar, was Sie können. Wenn Sie zum Beispiel kein Blut sehen können, telefonieren Sie und delegieren die Versorgung des Patienten. Sollten Sie unter Stress stottern, telefonieren Sie besser nicht, sondern delegieren das. Sind Sie klein, weiblich und verfügen über wenig Körpermasse, lassen Sie andere an den Leinen ziehen. Sind Sie groß und stark, dann seien Sie nicht feige. Sie werden gebraucht. Es geht nicht darum, jemanden zu diskriminieren, aber das, was man zu mehreren erreichen kann, wird besser, wenn jeder tut, was er am besten kann: Einer muss telefonieren, jemand sollte sich um die betroffenen Menschen kümmern, einer muss das Pferd zu beruhigen versuchen, noch einer soll an der Straße als Posten stehen, um Zeitverzögerung beim Auffinden zu vermeiden. Wenn Sie allein sind, verlassen Sie das Pferd nach Möglichkeit nicht, entfernen Sie auch nicht alle anderen Pferde. Entfernen Sie Sattelgurt oder Ähnliches nur, wenn Sie es nicht eventuell noch brauchen können. Hoffentlich haben Sie ein funktionstüchtiges Handy.

Bringen Sie sich nicht in Gefahr. Auch wenn das Pferd Sie kennt und normalerweise nicht ausschlägt, ist dies doch ein Ausnahmezustand und das Pferd hat Angst oder gar Panik und Schmerzen. Es reagiert plötzlich und unkontrollierbar. Wenn Sie verletzt werden, können Sie nicht mehr helfen, und die nächsten Helfer bemühen sich zunächst um Sie. Vergessen Sie nie, über welche Kräfte ein Pferd verfügt.


Schön, wenn jederzeit zweckmäßige Kleidung getragen wird … (Foto: Anke Rüsbüldt)

Um sinnvoll helfen zu können, benötigen Sie die Kompetenz, den Zustand des Pferdes richtig einschätzen zu können und in Ihrem Handeln Prioritäten zu setzen. Diese Kompetenz erwerben Sie zum Teil eben jetzt durch Lesen, zum Teil durch Erfahrungen und zum Teil durch gezielte praktische Übungen. Um Erste Hilfe leisten zu können, brauchen Sie einige technische Fertigkeiten, die Sie üben können und sollten − beispielsweise das Anlegen von Verbänden oder das Handhaben nötiger Zwangsmittel. Vielleicht organisieren Sie einmal einen speziellen Erste-Hilfe-Kurs mit Ihrem Tierarzt, einem ausgebildeten Pferdesanitäter oder einem Tierheilpraktiker.

Sie sollten feste und rutschfeste Schuhe und lange Hosen tragen. Eventuell benötigen Sie Handschuhe. Im Sommer in Shorts und Sandalen zu laufen, ist angenehm und hübsch, aber im Zweifelsfall unbrauchbar. Gewöhnen Sie sich im Alltag bei den Pferden an, Kleidung und Schuhe zu benutzen, die auch außergewöhnlichen Belastungen gewachsen sind.

Was wird benötigt?

In fast jedem Stall gibt es eine Stallapothekenkiste oder einen Erste-Hilfe-Schrank. Leider enthält dieser häufig nur eine Sammlung von ange-brochenen und/oder abgelaufenen Salbenresten, ausgelaufenen Augensalben und Verbandsresten.

Disziplinieren Sie sich im notfallfreien Alltag und legen Sie eine brauchbare Stallapotheke an. Wenn Sie etwas entnehmen, ersetzen Sie es unmittelbar. Kontrollieren Sie den Inhalt und die Verwendbarkeit der Arzneien regelmäßig. Die Stall-apotheke dient allen und soll für alle zugänglich sein – eben nicht im abgeschlossenen Schrank oder beim Pferdehalter zu Hause. Zusätzlich hat es sich bewährt, ein kleines Notfallpäckchen für unterwegs anzulegen, damit man auch beim Turnier oder auf dem Wanderritt das Nötigste dabeihaben kann, ohne die allgemeine Apotheke plündern zu müssen. In größeren Ställen ist es sinnvoll, einen verantwortlichen Menschen zu benennen, der sich um die Instandhaltung kümmert, den Bestand regelmäßig überprüft und notwendigen Austausch vornimmt.

Was die Stallapotheke enthalten sollte:

+ sterile Wundauflagen (am besten nicht haftende)

+ Polstermaterial: Watte, Synthetikwatte (zum Beispiel Rolta)oder Fertigverbände (zum Beispiel Equimoll)

+ selbsthaftende elastische Bandagen (zum Beispiel Alflex, Coflex, Vetrap)

+ Klebeband (zum Beispiel fünf Zentimeter breites Textilklebeband, Isolierband für Hufverbände)

+ Verbandsschere und gebogene Schere

+ desinfizierende Lösung (zum Beispiel Octenisept)

+ Wundsalbe zum Abdecken kleiner oberflächlicher Wunden

+ Fieberthermometer

Zusätzlich brauchbar können folgende Dinge sein:

+ Stethoskop (mit ein wenig Übung können Sie selbst Herz und Atmung abhören)

+ Oberlippenbremse (sehr selten als Überzeugungsinstrument und zu unserer Sicherheit einzusetzen, Anlegen auch mal üben, Anziehen aber nicht üben)

+ Seitenschneider (Wie sonst bekommt man die Beine aus dem Draht?)

+ Eisenabnahmewerkzeug (Abnehmezange und − komfortabel − Nagelziehzange)

+ saubere Tücher

+ sauberes Wasser

+ Seife

+ Sauerkraut (kein Scherz) im Glas, im Aufreißbeutel oder in der Dose

+ Heilerdepaste

+ Kühlgel

+ Notfalltropfen (Bachblüten Rescue)

+ Taschenlampe

+ Einmalhandschuhe


Stallapotheke: Mehr ist nicht notwendig. (Foto: Anke Rüsbüldt)

Ohnehin vorhanden sein sollten gute Stricke (keine Panikhaken, Führketten oder platte Nylonbänder) und feste, intakte und passende Halfter. Zum Befreien festliegender Pferde benötigt man manchmal zwei Longen.

Andere Medikamente, die von Anfang an sinnvoll sein könnten, kann man sich schon aus rechtlichen, aber auch finanziellen Gründen nicht alle im Schrank deponieren, um eine vollständige Apotheke anzulegen. Alles, was Sie zusätzlich zu der vorhandenen Stallapotheke benötigen, besorgen Sie sich im Einzelfall neu.

Beim Zusammenstellen und Erhalten einer funktionstüchtigen Stallapotheke hilft Ihnen sicher gern Ihr Tierarzt. Fallen Sie nicht auf Anbieter aus Internet und Postwurfsendungen herein, die Ihnen Medikamente zu günstigen Konditionen anbieten. Die verkaufen in der Regel nur rezeptfreie Arzneien, die Sie auch direkt erwerben können. Arzneien wie Wurmkuren und Impfstoffe, die ohne Zulassung aus dem europäischen Ausland hier angeboten werden, sind nicht geprüft. Möglicherweise kaufen Sie dort Attrappen.

Schnäppchen können Sie bei Futterzusätzen machen, wenn Sie diese in größeren Mengen einkaufen und wenn möglich direkt beim Hersteller bestellen. Verbandszeug ist meist auch günstiger, wenn Sie Packungen einkaufen statt einzelner Binden. Medikamente fallen in Deutschland unter eine Arzneimittelabgabepreisverordnung und unterscheiden sich dadurch bei unterschiedlichen Anbietern nur geringfügig. Medikamente, die etwas nützen, sind häufig verschreibungspflichtig. Sie erhalten sie bei Ihrem Tierarzt oder auf Rezept in der Apotheke.

Homöopathische Medikamente sollen auch nur nach einer Diagnose eingesetzt werden. Sie können sich aber gern Traumeel als Tabletten, Salbe und Spritzampullen anschaffen. Alle Verletzungen, Quetschungen und ähnliche Schäden lassen sich mit diesem Komplexpräparat positiv beeinflussen. Bei Pferden, die häufig Krampfkoliken haben oder Harnabsatzprobleme zeigen, kann man mit Nux vomica erfolgreich intervenieren. Besprechen Sie den Einsatz dieser Medikamente mit einem Tierheilpraktiker. Ein ganzes Arsenal von Naturmedizin anzulegen ist nicht sinnvoll, da viele der wirksamen Präparate leicht verderben und gegenüber Wärme und Licht empfindlich sind. In der akuten Notsituation benötigen Sie diese Präparate nicht. Wenn Sie sich später entscheiden, zusätzliche Medikamente einzusetzen, um den Krankheitsverlauf zu beeinflussen, können Sie diese innerhalb eines Tages in Ihrer Apotheke bekommen.


So nutzt das Vorhandensein von Hilfsmitteln nichts. (Foto: Anke Rüsbüldt)

Ein ebener und trockener, am besten noch beleuchtbarer Raum oder Platz erleichtert vieles. Wasserkocher oder Boiler erhöhen den Komfort und machen das Auflösen von Arzneien leichter. Die verwendeten Elektrogeräte und Steckdosen müssen intakt sein und regelmäßig überprüft werden. Auch in den pferdefreundlichen Haltungen, die ohne Einzelboxen auskommen, sollte eine Krankenbox vorhanden oder abtrennbar sein. Sichtkontakt zu den anderen Pferden ist dabei wünschenswert. Klären Sie untereinander Möglichkeiten ab, kranken Pferden Gesellschaft zu verschaffen. Zum Beispiel kann man verabreden, im Wechsel immer ein zweites Pferd mit im Stall zu lassen, wenn eines ruhiggestellt werden muss. Verabreden Sie das in einer Situation, wo nicht der eine in Not ist und als Bittsteller auftreten muss. Allgemeine Regeln dienen allen. Sie wissen ja nicht, wen es trifft.

Etwas Heu und nicht fressbare Einstreu (Späne, Hanf oder Torf) kann man gut vorrätig haben, denn sie sind zum Beispiel sonntags schlecht zu bekommen. Auch eine leichte Decke ist immer wieder hilfreich. Zudem sollte eine Transportmöglichkeit für verletzte und kranke Pferde vorhanden sein oder zumindest schnell geschaffen werden können. Absprache ist nötig. Viele Hänger am Stall nützen wenig, wenn diese abgeschlossen oder unterwegs sind, aus zwischenmenschlichen Erwägungen nicht verliehen werden können, keinen TÜV haben oder zu unsicher sind. Zudem benötigt man ein Zugfahrzeug und jemanden, der bereit und in der Lage ist zu fahren. Selbst ist man leicht zu nervös, wenn das eigene Pferd betroffen ist, oder man ist verletzt, wenn man mit seinem Pferd gemeinsam einen Unfall hatte. Das erste Mal mit Anhänger zu fahren, wenn man ein verletztes Pferd transportieren muss, ist auch nicht gut. Schaffen Sie sich einen Kontakt zu einem kommerziellen Transporteur und notieren Sie seine Handynummer. Machen Sie vorab einen Ausflug zu der Tierklinik, die für Sie infrage kommt. Sie kennen dann auch schon den Weg und wissen, was Sie erwartet.

Und wie bereits erwähnt, eine Möglichkeit zum Telefonieren sollte vorhanden sein. Wichtige Nummern notiert man am besten an zent-raler Stelle im Stall und speichert sie auch im Handy − unter Stress hat man vielleicht die Nummer der nächsten Tierklinik nicht mehr im Kopf. Die Anschrift des Stalls und die Nummer des für den Stall Verantwortlichen können Tierärzten und Feuerwehr das Auffinden erleichtern und sollten ebenfalls schnell verfügbar sein.

Zu jedem Pferd sollte eine Telefonnummer bekannt sein, unter der der Besitzer, die Reitbeteiligung oder sonst jemand Befugtes erreichbar ist. Sprechen Sie Horrormeldungen nie auf Band, bitten Sie lediglich um Rückruf. Ein dringendes, eiliges oder zittriges „Bitte, geh ran!“ macht eine ruhige und überlegte Reaktion des Angerufenen unmöglich. Dass jemand vom Stall anruft, erschreckt in aller Regel genug. Hinterlassen Sie Ihre Nummer. Hilfreich ist es, wenn über jedes Pferd Informationen über die letzte Tetanusimpfung, eventuelle Arzneimittelallergien und bevorzugte Tierärzte vorhanden sind.

Im Fall einer Kolik ist es gut, wenn man sich vorher Gedanken gemacht hat, ob das Pferd im Fall der Fälle in eine Klinik transportiert werden soll (und eventuell in welche) und ob man es operieren lassen will. Zu dieser Frage finden sich weitere Informationen im Kapitel „Kolik“.

Zu den eventuell benötigten Kliniken muss man dann auch zügig hinfinden. Deponieren Sie am besten eine Wegbeschreibung im Stall und speichern die Adresse auch möglichst in Ihrem Navigationsgerät. Die bekommen Sie in den meisten Kliniken sogar mit einem Straßenkartenauszug. Hinweisschilder zu Tierkliniken sind aufgrund der Wettbewerbsbeschränkungen leider nicht im erforderlichen Umfang erlaubt. Wenn Sie zu einer Tierklinik fahren, kündigen Sie Ihre vermutliche Ankunftszeit an.