Loe raamatut: «Eine Vision für Heilungsräume»
CAL PIERCE
Eine Vision für Heilungsräume
WENN HEILUNG DURCH GEBET SO NORMAL WIRD WIE EIN ARZTBESUCH
DIE PACKENDE GESCHICHTE DER WIEDERERÖFFNUNG DER HEILUNGSRÄUME VON JOHN G. LAKE UND DEREN WELTWEITE VERBREITUNG
GLORYWORLD-MEDIEN
1. E-Book-Auflage 2011
© 2001 by Cal Pierce
Die Originalausgabe erschien unter dem Titel „Preparing the Way“
bei McDougal Publishing, Hagerstown, MD, USA.
© der deutschen Ausgabe 2002 GloryWorld-Medien, www.gloryworld.de
Alle Rechte vorbehalten
Bibelzitate sind, falls nicht anders gekennzeichnet, der Luther-Bibel,
Revidierte Fassung von 1984, entnommen.
Weitere Bibelübersetzung:
[Elb]: Elberfelder Bibel, Revidierte Fassung von 1985
Das Buch folgt den Regeln der Deutschen Rechtschreibreform. Die Bibelzitate wurden diesen Rechtschreibregeln angepasst.
Übersetzung: Tina Pompe / Manfred Mayer
Umschlaggestaltung: Kerstin & Karl Gerd Striepecke, www.vision-c.de
Foto: istockphoto
ISBN (epub): 978-3-95578-154-5
ISBN (Druck): 978-3-936322-54-5
Stimmen zum Buch
Die Wiedereröffnung der Heilungsräume von Spokane hat mit den Weg geebnet für das, was zur größten Heilungserweckung der Geschichte führen könnte. Dieses Buch zu lesen ist ein absolutes Muss.
Bill Johnson, Bethel Church
Dadurch dass die Brunnen der heilenden Gegenwart Gottes wieder ausgehoben wurden, öffnete sich eine strategische Tür, die das Wirken des Geistes Gottes weltweit beeinflussen wird. Es wird ein reiner Strom von Zeichen und Wundern werden, der den Herrn Jesus Christus verherrlichen wird.
Jim W. Goll, Ministry to the Nations
Als jemand, der selbst auf wunderbare Weise geheilt wurde, glaube ich, dass die Liebe und Vision der Heilungsräume in den Plänen Gottes heute eine wesentliche Rolle spielen. Wenn wir im Westen und in der übrigen Welt das Reich Gottes wirklich erleben wollen, müssen wir diese Vision aktiv unterstützen.
Mickey Robinson, Seagate Ministries
Die Heilungsräume von John G. Lake bezeugen mit am deutlichsten, wie prophetische Fürbitte die alten Brunnen der Erweckung wieder zum Sprudeln bringen kann. Was Cal Pierce dabei erlebte, ist eine gewaltige Ermutigung für alle, die das Bundeserbe der Glaubensväter einnehmen wollen.
Lou Engle, Co-Pastor, Harvest Rock Church
Für unseren Sohn David,
der jetzt beim Herrn ist.
Durch ihn wurde unser Herz entzündet,
Gott mit einer Leidenschaft nachzufolgen,
die die Welt verändern kann.
Inhalt
Vorwort
Einführung
1 Der Vorhang hebt sich
2 Der Ursprung der Last: Davids Herz
3 Unsere geistlichen Wurzeln
4 Stagnation
5 Erweckung!
6 Erste Anfänge im Heilungsdienst
7 Lebe wohl, Ruhestand!
8 Lebe wohl, Redding!
9 Einen festen Stand gewinnen
10 Die erste Heilung in Spokane
11 Auch andere haben den Weg bereitet
12 Die Brunnen wieder ausheben
13 Die Wiedereröffnung der Räume
14 Die Last für die Innenstadt von Spokane
15 Die Vision erweitert sich auf andere Städte und Länder
16 Die Finanzierung der Heilungsräume
17 Heilung und das Erlösungswerk Jesu
18 Der Samen der Heilung
19 Unser festes Fundament
20 Steh auf, Gemeinde
Nachwort
Vorwort
Cal Pierce begegnete ich zum ersten Mal, als ich vor einigen Jahren zusammen mit Bill Johnson eingeladen war, auf einer Konferenz anlässlich der Einweihung der Heilungsräume in Spokane mitzuwirken. Schon damals waren mir einige der Ereignisse, über die im vorliegenden Buch berichtet wird, zu Ohren gekommen. Ich hörte mit Begeisterung, wie klar Cal von Gott geführt worden war, die Heilungsräume von John G. Lake wieder zu eröffnen, und es war begeisternd, diese Geschichte dann in diesem wunderbaren Buch nachlesen zu können. Ich glaube, dass Gott Cal gebraucht, um die Gemeinde im Westen mit einem unüberhörbaren Weckruf aufzurütteln, damit sie endlich den Auftrag wahrnimmt, zu dem uns Jesus im Missionsbefehl aufruft. Zu diesem Auftrag gehört eindeutig auch der Heilungsdienst durch die Gemeinde. Matthäus 28,18-20 ist sicherlich auch eine Rückblende auf Matthäus 10,7-8 und schließt das dort Gesagte mit ein.
Nur wenige Tage, bevor ich dieses Manuskript las, war Cal in meiner Gemeinde, der Vineyard Christian Fellowship von St. Louis, zu Gast. Ich gestehe, dass Teile seiner Lehre auch für meine Frau und mich eine große Herausforderung darstellten, doch waren wir davon überzeugt, dass es eine gute Herausforderung war. Auch wir waren, was den Heilungsdienst angeht, in eine passive Haltung zurückgefallen. Gerade wenn man bedenkt, dass Heilung in meinem eigenen Dienst wahrscheinlich die Hauptrolle spielt, gewinnt die Aussage, dass Cal mich herausgefordert hat, noch zusätzlich an Bedeutung.
Ich dachte zwar, dass seine Lehre einige seelsorgerische Fragen aufwerfen würde (insbesondere, falls man sie nicht richtig anwendet), versuchte aber nicht, das Gesagte abzuschwächen. Ich glaubte bereits damals, dass seine Erkenntnisse biblisch waren, und schätzte ganz besonders, dass er betonte, wir müssten so lange im Gebet ausharren, bis eine Heilung offenbar wird. Ich stimmte auch darin mit ihm überein, dass die Bibel Heilung als einen Teil des Erlösungswerks Jesu lehrt.
Es ist sehr bezeichnend, dass fast alle Männer und Frauen, die der Herr in der Vergangenheit mächtig im Heilungsdienst gebraucht hat, dieser Meinung waren. Schon vor langer Zeit entdeckte ich, dass meine Gründe, diese Ansicht früher abzulehnen, mit persönlichen Erfahrungen zu tun hatten, aber nicht biblisch begründet waren. Es war beim Lesen des Buches Christus unser Heiler von F.F. Bosworth, dass ich erkannte, dass meine Einstellung nicht biblisch war. Seitdem halte ich an der Überzeugung fest, dass Heilung wirklich ein Teil des Erlösungswerks Jesu ist. Und nun half Cal mir dabei, einige der restlichen Ungereimtheiten in der Praxis meiner Theologie zu erkennen.
Als Cal und sein Team in meiner Gemeinde dienten, erlebten zwei Frauen, die lange Jahre an Fibromyalgie gelitten hatten, eine umfassende Heilung. Für beide war in der Vergangenheit schon oft gebetet worden, ohne dass sie geheilt worden waren.
Beide Frauen waren durch ihre Krankheit in ihrem täglichen Leben ziemlich eingeschränkt und litten unter den bei dieser Krankheit üblichen chronischen Schmerzen. Eine von ihnen konnte noch nicht einmal unsere Anbetungsgottesdienste besuchen, weil ihr die Schallwellen so intensive Schmerzen bereiteten, dass sie jedes Mal zwei Tage benötigte, um sich davon zu erholen.
Als sie am darauffolgenden Sonntag dann beide aufstanden, um von ihrer Heilung Zeugnis zu geben, freuten sich alle unsere Leute mit ihnen. Der Chiropraktiker der einen Frau, bei dem auch andere Mitglieder unserer Gemeinde in Behandlung sind, war begeistert von den Veränderungen in ihrem Körper und verordnete ihr, regelmäßig für sich beten zu lassen, da es ja ganz offensichtlich Wirkung zeigte.
Cal Pierce ist ein hingegebener Christ – demütig, aufrichtig und sehr belesen. Er macht nicht viel Aufhebens um seine eigene Person und ist voller Liebe und Glaube. Gott hat sich einmal mehr das Schwache und Törichte in den Augen der Welt erwählt, um die Starken und Weisen zu beschämen. Er hat sich einen weiteren einfachen Menschen erwählt, durch den er alle Ehre bekommt. Danke, Cal, für deinen wichtigen Beitrag im Leib Christi, und danke für die wunderbaren, Glauben fördernden Zeugnisse in diesem Buch.
An dieser Stelle möchte ich an alle Leser noch eine Warnung aussprechen. Dieses Buch wird Ihre Ansichten über Heilung und über die Praxis des Heilungsdienstes herausfordern. Dies gilt insbesondere für jegliche Ihrer Vorbehalte gegenüber dem Heilungsdienst, der im Wirken Jesu und seiner Jünger sowie deren Nachfolger eine so bedeutende Rolle spielte. Heilung war ein wesentlicher Bestandteil des Dienstes der frühen nachapostolischen Gemeinde, und auch für das 21. Jahrhundert gilt, dass Heilung ein wichtiger Bestandteil des Dienstes unseres Herrn Jesus Christus durch seine Gemeinde ist.
Ich lege dieses Buch allen ganz dringend ans Herz, die ihren Glauben für Heilung stärken wollen.
Randy Clark,
Hauptpastor der Vineyard Christian Fellowship,
St. Louis/Missouri/USA
Einführung
Der gebürtige Kanadier John G. Lake wurde etwa im Jahr 1914 von Gott nach Spokane im amerikanischen Bundesstaat Washington gesandt. Es war dies nicht sein erster Auftrag. Bereits zuvor war er ein sehr erfolgreicher Missionar in Südafrika gewesen. Nun aber hatte er eine Last für die Kranken in Amerika und war sich sicher, dass Gott ihm in den USA einen Heilungsdienst geben würde.
Unter der Leitung des Heiligen Geistes stellte er ein Team von Männern und Frauen zusammen, die er „Heilungsfachleute“ nannte, und eröffnete in der Innenstadt von Spokane mehrere nebeneinander liegende Räume, in denen diese Männer und Frauen des Glaubens den Kranken dienen konnten. Was im Folgenden in den Räumen des sogenannten Rookery Building (Rookery-Gebäude) geschah, war so erstaunlich, dass sie schließlich „Healing Rooms“ (Heilungsräume) genannt wurden.
Bereits fünf Jahre nach ihrer Eröffnung gab es einhunderttausend bestätigte Heilungen in diesen Räumen. Daraufhin erklärte ein Vertreter der US-Regierung Spokane zur „gesündesten Stadt der Welt“. Die Verantwortlichen des damals einzigen Krankenhauses von Spokane waren von John G. Lake und seinem Dienst nicht gerade begeistert, da ihnen durch die Wunder, die Gott in den Heilungsräumen tat, ihre Patienten abhandenkamen.
Jeder in Spokane hatte die Wahl, was er im Krankheitsfall tun wollte. Er konnte entweder ins Krankenhaus gehen, um medikamentös oder operativ behandelt zu werden und dafür teuer bezahlen zu müssen – auch wenn ihm dort unter Umständen gar nicht geholfen werden konnte –, oder er konnte die Heilungsräume im Rookery Building aufsuchen (was die meisten bevorzugten), um dort von den „Heilungsfachleuten“ für sich beten zu lassen. Meist wurde der Patient dort geheilt, und zwar ohne dafür bezahlen zu müssen.
Als Gott meine Frau und mich etwa 80 Jahre nach der Schließung der ursprünglichen Heilungsräume nach Spokane sandte, waren wir gewiss, dass er (Gott) immer noch derselbe war. Noch immer rettet er die Verlorenen, und er heilt auch immer noch die Kranken. In Redding in Nordkalifornien hatten wir bereits selbst erste Erfahrungen mit seiner Heilungskraft gemacht und wussten daher, dass seine Macht immer noch die gleiche war wie zur Zeit von John G. Lake, ja sogar wie zur Zeit der Apostel.
Aber es war auch klar, dass Gottes Heilungskraft in Spokane nicht mehr so stark am Wirken war wie damals. Als wir beteten und den Herrn nach dem Grund dafür fragten, zeigte er uns, dass die Brunnen der Heilung durch Zweifel, Unglauben und menschliche Traditionen verstopft worden waren. Wir mussten diese Brunnen erst wieder „ausheben“, durch die in der Vergangenheit die Kranken in Spokane so viele Wunder erlebt hatten. Die Geschichte, wie es gelang, die Heilungsräume am selben Ort wie zuvor wieder zu eröffnen, und wie Gott begann, die gleichen Wunder wie zuvor zu tun, war in den letzten Jahren für viele im Land eine echte Herausforderung. Viele Männer und Frauen wurden angeregt, in ihren Heimatorten selbst Heilungsräume zu eröffnen, nachdem sie den Erfolg der Heilungsräume in Spokane entweder selbst gesehen oder davon gehört hatten. Inzwischen breiten sich solche Dienste sehr schnell in den ganzen USA und auch in einigen anderen Ländern aus.
Mit dem vorliegenden Buch wird nun zum ersten Mal veröffentlicht, wie es in Spokane dazu kam und wie es auch in Ihrer Stadt so weit kommen kann. Es ist mein Gebet, dass auch Sie gesegnet und herausgefordert werden, während Sie dieses Buch lesen.
Cal Pierce
Heilt die Kranken, die dort sind, und sagt ihnen:
Das Reich Gottes ist nahe zu euch gekommen.
Lukas 10,9
1 Der Vorhang hebt sich
Andy Butcher von der amerikanischen Zeitschrift Charisma schrieb einen wunderbaren Artikel über die Wiedereröffnung der Heilungsräume. Lassen Sie uns die Geschichte mit seinen Worten beginnen (Leitartikel des Charisma News Service vom 6. November 2000):
Heilungsdienst öffnet nach 80 Jahren
wieder seine Pforten
In den ehemaligen Heilungsräumen des Pioniers John G. Lake
in Spokane wird wieder für Kranke gebetet.
von Andy Butcher
Nach fast 80 Jahren Unterbrechung wurde ein wegweisender Heilungsdienst zu neuem Leben erweckt. In den Heilungsräumen in Spokane im Bundesstaat Washington, die an derselben Stelle eröffnet wurden, an der sich die Räume des bekannten Heilungsevangelisten John G. Lake im frühen 20. Jahrhundert befunden hatten, häufen sich die Berichte von körperlichen und psychischen Heilungen. Die Heilungsräume werden von ehrenamtlichen Betern aus den örtlichen Gemeinden betreut, die unter der Leitung des früheren Immobilienmaklers Cal Pierce stehen, der angibt, Gott habe ihn geführt, die Brunnen von Lakes Dienst „wieder auszuheben“. Pierce glaubt, dass eine neue Heilungswelle über das Land schwappen wird, um die Christen auf eine große Ernte vorzubereiten: „Wenn wir als Armee in den Kampf ziehen sollen, dann sicher nicht auf Krücken.“
Seit die Heilungsräume vor fast 18 Monaten ihren Dienst wieder aufgenommen haben, kamen über 5000 Menschen, um für sich beten zu lassen, einige sogar aus Übersee. Die Ärzte der Stadt haben bereits begonnen, Patienten an diesen Dienst zu überweisen. Die Mitarbeiter haben auch Hunderte von Tüchern versandt, für die gebetet worden war. In etwa einem Dutzend anderer Städte wurden weitere Heilungsräume eröffnet oder sind solche geplant.
„Wir sind hier weder gut als Seelsorger ausgebildet noch Spezialisten für den Befreiungsdienst. Unser Ansatz dreht sich vielmehr darum, dass wir darin geschult sind, die Gegenwart des Heiligen Geistes zu empfangen, der dann kommt und das Werk selbst in die Hand nimmt“, beschreibt Pierce die Arbeit. „Wenn er kommt, dann muss alles verschwinden, was nicht gesund ist. Demut und Einheit sind die Grundvoraussetzung, um die Gegenwart des Heiligen Geistes zu empfangen und ihn wirken zu lassen.“
Nachdem er 1996 in seiner vorherigen Gemeinde in Kalifornien eine prägende Begegnung mit Gott erlebt hatte, fühlte sich Pierce berufen, nach Spokane zu ziehen. Später gab er dann sein Geschäft auf, um in den vollzeitigen Dienst zu treten. Er suchte häufig das Grab von John Lake auf, um dort zu beten. „Es hatte mit dem Heiligen Geist zu tun und mit der Vollmacht dieses Mannes. Ich wusste, dass diese Kraft dem Leib Christi auch heute noch zur Verfügung steht.“ Er glaubte dann, er solle die Heilungsräume wieder eröffnen.
Zu seiner großen Verwunderung entdeckte Pierce, dass in der dritten Etage des Rookery Buildings in der Innenstadt von Spokane noch Räume frei waren – genau dort, wo Lake von 1914 bis 1920 gedient hatte. Der Dienst von Lake, der vorher Missionar in Afrika gewesen war, war zeitweise so erfolgreich, dass Spokane „die gesündeste Stadt Amerikas“ genannt wurde. Er träumte von einer ganzen Kette ähnlicher Heilungszentren in Amerika und hatte bereits ein weiteres in Portland/Oregon eröffnet, starb aber im Jahr 1935 an einem Schlaganfall.
Steve Goodenberger, der Kantor der Presbyterianer-Gemeinde aus Spokane hat heute noch Tränen in den Augen, wenn er erzählt, welchen Einfluss die neuen Heilungsräume auf seine Familie hatten. Die Schulausbildung von Keith, seinem Sohn im Teenageralter, litt stark unter dessen seit Jahren immer wieder auftretenden Migräneanfällen, gegen die es scheinbar keinerlei ärztliche Hilfe gab. Schließlich entschlossen sie sich, es mit den Heilungsräumen zu versuchen, und nach einigen Besuchen waren die Beschwerden vollständig verschwunden. „Seit dieser Zeit ist er wie neugeboren“, erzählt sein Vater. „Es hat unser Leben verändert.“
Ehe er die Heilungsräume aufsuchte, hatten die Ärzte Todd Callaghan aus Coeur d’Alene in Idaho nur noch eine sehr geringe Lebenserwartung eingeräumt, da er an einem äußerst seltenen genetischen Defekt litt. Seit aber regelmäßig für ihn gebetet werde, sagt er, seien die Schmerzen deutlich zurückgegangen. Mehrere krebsartige Geschwüre seien vollständig verschwunden oder zumindest geschrumpft. „Es hat mein Leben total verändert. Ich weiß nicht, ob ich sonst noch am Leben wäre.“
Zur Zeit sind die Heilungsräume vier Tage in der Woche geöffnet. Die acht separaten Räume werden von jeweils drei Mitarbeitern betreut, die Besucher empfangen und für sie beten. An den Wänden hängen Berichte über Heilungen. „Wir beten für die Einzelnen so lange, wie es nötig ist“, sagt Pierce. „Viele wurden sozusagen auch schon ‚im Gehen‘ geheilt.“
2 Der Ursprung der Last: Davids Herz
Oft werde ich gefragt, wie es überhaupt dazu kam, dass ich den Ruf verspürte, die Heilungsräume wieder zu eröffnen. Ich muss dann zugeben, dass dieser Ruf eigentlich nicht in meinem eigenen Herzen begann, sondern im Herzen von David, unserem jüngsten Sohn.
Als David sieben Jahre alt war, stellten die Ärzte bei ihm eine gewisse Form von Muskelschwund (Muskeldystrophie Duchenne) fest. Bei dieser Krankheit wird das gesunde Muskelgewebe immer schwächer und auch immer weniger. Duchenne tritt dabei hauptsächlich bei Kindern auf, und die davon Betroffenen erreichen das Erwachsenenalter meist nicht. Mit zehn Jahren war David bereits an den Rollstuhl gebunden und benötigte für die meisten täglichen Verrichtungen unsere Hilfe.
Michelle und ich teilten uns die dadurch anfallende Arbeit auf. So war es zum Beispiel ihre Aufgabe, David morgens zu wecken und für die Schule vorzubereiten, während ich ihn abends zu Bett brachte. Er hatte einen elektrischen Rollstuhl, sodass er sowohl in der Schule als auch zu Hause mobil war. Nachts wechselten wir uns damit ab, alle zwei Stunden aufzustehen, um ihn neu zu lagern, damit er sich nicht wund lag. Als er sechzehn war, konnte David nur noch seinen Hände und seinen Kopf bewegen.
Je schlechter sein körperlicher Zustand wurde, desto hungriger wurde David allerdings nach Gott. Das ist besonders deshalb interessant, weil meine Frau und ich zu dieser Zeit in einer religiösen Routine steckengeblieben waren. Wir waren zwar Christen, brannten aber nicht sonderlich für den Herrn, und wir beteten auch nicht so, wie wir es hätten tun sollen. Sonntagmorgens besuchten wir regelmäßig den Gottesdienst und nahmen auch David mit, aber an weiteren Veranstaltungen hatten wir kein Interesse. Mit einem Mal aber wollte David in jeden Gottesdienst gehen. Er wollte weder den Gottesdienst am Sonntagabend noch den Jugendgottesdienst verpassen. Ich lud ihn dann immer in unseren Kleinbus und setzte ihn in der Gemeinde ab, ging aber dann einen Kaffee trinken, einkaufen oder einen Spaziergang machen, bis der Gottesdienst vorbei war. Dann holte ich ihn wieder ab, und wir fuhren nach Hause.
Davids Begeisterung für Gott nahm schließlich solche Ausmaße an, dass er mich jeden Abend in sein Zimmer rief, weil er wollte, dass ich ihm half, seine Bibel zu lesen. Ich hatte ihm einen Spezialtisch gebaut, unter den er seinen Rollstuhl fahren konnte. Sobald er bereit war, half ich ihm, seine Arme und Hände auf den Tisch zu legen. Dann platzierte ich die Bibel so zwischen seine Hände, dass er selbstständig umblättern konnte. Die nächsten Stunden saß er dann da und studierte die Bibel.
Hatte David dann zwei oder mehr Stunden in seiner Bibel gelesen, fing er an zu beten. Wir ließen seine Tür immer einen Spalt offen, damit wir ihn hören konnten, falls er etwas brauchte. Kam ich im Verlauf des Abends ab und zu auf dem Weg vom Fernseher zur Toilette an seinem Zimmer vorbei, hörte ich ihn immer wieder beten. Er betete dabei stets für andere: für Amerika, für seine Klassenkameraden, für unsere Nachbarn und für uns, seine Eltern und Geschwister. David hatte ein Herz für Menschen, die verletzt waren. Er konnte ihre Not spüren.
Immer wenn ich ihn so beten hörte, brach es mir das Herz. Weshalb kannte ich Gott nicht so, wie mein Sohn ihn kannte? Er hatte solch ein leidenschaftliches Verlangen nach den Dingen Gottes. Weshalb war es bei mir nicht so? Er hätte auch andere Dinge tun können, aber das war, was er wollte. Ja, das war sogar das Einzige, was er wollte. Gott besser kennenzulernen, war sein alleiniger Herzenswunsch. An etwas anderem hatte er keinerlei Interesse. Nicht einmal seine eigene Krankheit interessierte ihn. Sie zehrte ihn nicht auf, wie das bei vielen Kranken der Fall ist. Er war vollständig von seiner Leidenschaft für Gott in Beschlag genommen.
Wenn ich manchmal etwas später zur Arbeit ging und an seiner Schule vorbeifuhr, konnte ich David und seine Klassenkameraden auf dem Schulhof sehen. Die meisten Kinder waren mit Spielen beschäftigt, aber David saß immer allein in seinem Rollstuhl vor der Turnhalle. Der Gedanke, dass mein Sohn sich nicht an den Spielen der anderen Kinder beteiligen konnte, war für mich schwer zu ertragen. Aber aus Davids Sicht war das überhaupt nicht schlimm. Wenn er so allein für sich war, konnte er mit dem Herrn reden. Es war sehr schwierig für mich, seine Gedankengänge nachzuvollziehen, aber durch seine tiefe Hingabe an Gott wurde mein eigenes Herz überführt.
Wir hatten eine große Sonnenterrasse, die sich rings um unser Haus zog, sodass David mit seinem Rollstuhl ins Freie fahren konnte, wenn es das Wetter zuließ. Wir konnten dann hören, wie er draußen hin und her fuhr und mit Gott redete.
Eines Abends hörten meine Frau und ich ihn weinen und wir eilten zu ihm. Er kam in den Korridor gerollt. „Was ist los?“ fragten wir. Er schluchzte, er habe einen schlechten Gedanken gehabt, und es war offensichtlich, dass ihm dies das Herz gebrochen hatte. Dieses aufrichtige Bekenntnis traf mich wie ein Hammer. Ich hatte viele schlechte Gedanken, aber mein Herz war so verhärtet, dass mich das überhaupt nicht mehr berührte. David liebte Jesus so sehr, dass ihn schon ein einziger schlechter Gedanke völlig aus der Fassung brachte. Ich war über mich selbst beschämt.
Einmal fragten wir David: „Wenn du dir etwas wünschen könntest, was wäre das?“ Ich war mir sicher, er würde sagen, er würde gerne wie die anderen Kinder aufstehen, gehen und all die Dinge tun können, die sie taten. Das wäre für jeden Jungen in Davids Alter normal gewesen. Aber er antwortete nicht vorschnell. Er blickte zur Decke und verharrte so ein paar Minuten; ganz offensichtlich prüfte er seine Seele, um die richtige Antwort zu geben. Als er schließlich antwortete, waren wir beide verdutzt. „Nichts!“, sagte er.
Ich traute meinen Ohren kaum. Mein Sohn, der praktisch hilflos war und nicht mehr viel vom Leben zu erwarten hatte, verspürte keinen Mangel an irgendetwas. Wie konnte das sein? Ich dachte an alles, was ich für mich selbst wollte, und an die vielen Dinge, um die ich vielleicht gebeten hätte, hätte ich diese Gelegenheit gehabt. Aber David war so erfüllt von der Erkenntnis Jesu und seiner Liebe zu ihm, dass er sonst nichts weiter brauchte. Wie unbegreiflich!
Ab dem siebten Schuljahr handelten alle Aufsätze, die David für die Schule schrieb, von Jesus. Jesus war sein Leben, und alles, was er tat, drehte sich um den Herrn.
1989 wollte David dann eine Zeit lang jeden Abend noch etwas länger aufbleiben, weil er mehr beten wollte. Obwohl er am anderen Tag zur Schule musste, wollte er diese Zeit immer länger ausdehnen. „Kann ich nicht noch ein bisschen aufbleiben?“, bat er mich dann immer. Ich glaube, er hätte auch die ganze Nacht durch gebetet, wenn ich ihn gelassen hätte; aber eine halbe Stunde vor Mitternacht bestand ich dann darauf, er brauche auch etwas Schlaf, um am nächsten Tag zur Schule gehen zu können. Nur widerwillig gab er nach.
Wenn ich ihn an diesen Abenden dann schließlich für das Bett fertig machte, sah ich, dass seine ganze Kleidung nassgeschwitzt war, weil er sich im Gebet so verausgabt hatte; sie war so nass, dass sie ihm richtiggehend am Körper klebte. Sogar seine Socken und seine Schuhe waren nass.
Nach etwa zehn Tagen fragte ich ihn dann eines Abends, weshalb er sich denn so sehr im Gebet verausgabe. Seine Antwort verblüffte mich: „In der Schule nehmen wir gerade Russland durch. Ich bete, dass die Mauern des Kommunismus einstürzen, damit das Evangelium auch in diese Länder gelangt und die Menschen gerettet werden können.“
„Mein Gott“, dachte ich, „wie kann ein so junger Mensch bloß eine solche Last tragen?“ Ich hatte noch nie dafür gebetet, dass der Eiserne Vorhang fällt, aber mein 16-jähriger Sohn betete mit aller Inbrunst dafür. Was bewegte ihn wohl?
Keine 30 Tage später war der Fall der Berliner Mauer die wichtigste Meldung in allen Nachrichtensendungen, und ich konnte mit ansehen, wie die Menschen aus Ostdeutschland durch die Mauer strömten und sie Stück für Stück niederrissen. Ich wurde von meinen Gefühlen überwältigt und begann zu weinen. Wenn die Gebete eines Teenagers solche Auswirkungen haben konnten, dann würde Gott bestimmt auch mich erhören. Wenn Davids Gebete eine Nation erschüttern und eine Mauer einreißen konnten, dann musste auch ich endlich meinen Teil dazu beitragen.
Mit einem Mal sehnte ich mich verzweifelt danach, Gott ebenso zu kennen, wie David ihn kannte. Ich schrie zu Gott: „Gott, ich möchte dich kennenlernen; ich will dich so kennen wie David.“ Die Veränderung, nach der ich mich als Folge von Davids Einfluss auf mein Leben sehnte, kam zwar nicht über Nacht, aber sie kam.
Zwei Jahre später, noch vor seinem 21. Geburtstag, ging David ganz still von uns. Er verließ uns, um bei seinem Heiland zu sein. Im einen Moment war er noch bei uns, im nächsten Augenblick war er fort. Für Michelle und mich war es auf der einen Seite ein schrecklicher Verlust, da wir ihn so geliebt hatten. Andererseits aber war unser Becher sozusagen randvoll. Wir empfanden es als großes Geschenk, David bei uns gehabt zu haben. Er war mit einer Vision von uns gegangen: der Vision, auf die Errettung Amerikas hinzuarbeiten und unserer Nation und unserem Volk Heilung zu bringen. Mit der Zeit sollte diese Vision dann klarer werden.