Loslassen ... und heilen

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Loslassen ... und heilen
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Clif Sanderson
Loslassen … und heilen
Deep Field Relaxation (DFR)
– die Tiefenfeldentspannung


VAK Verlags GmbH Kirchzarten bei Freiburg
Titel der Originalausgabe:

Inhalt

Vorwort

Einführung

1. Leicht ver-rückt

2. Der Pilot und sein Logbuch

3. Unerforschte Gewässer

4. Der Versicherungsvertreter

5. Das Mantra

6. Die englische Ärztin

7. Das Geschenk

8. Spiritualität [Being Spiritual – Spiritual Being]

9. „Heiler?“

10. Wie unser Schiff gelotst wird – der kosmische Plan

11. Der burmesische Mönch

12. Das Feld

13. Pflanzen und Tiere tun es

14. Bienen tun es auch

15. Die Delfine von Hawaii

16. Der Matai

17. Wir wissen (es) nicht

18. Deep Field Relaxation (DFR)

19. Der Film

20. Der tibetische Lama

21. Die Freude, Ja zu sagen

22. Der Moskauer Chirurg

23. Was möglich ist und was nicht

24. Mehr als wahr-scheinlich

25. Wieder in Russland

26. Tschernobyl

27. Eine unmögliche Hochzeit

28. Ich tue mein Bestes, so gut ich kann

29. Atmen

30. Freiheit von Meditation

31. Die Angst überwinden

32. Der Mittlere Weg

33. Am Ende … – Leben und Sterben

34. Sterben und nicht gehen

35. Das Überleben [Survival of the Fittest]

36. Erfahrungsberichte

37. Fragen und Antworten zu DFR

38. Fallgeschichten

39. Das A und O von DFR

40. DFR praktizieren – aber wie?

41. Merkposten

42. Danksagungen

Anhang:

Literatur

Anmerkungen

Stimmen zum Buch

Weiterführende Informationen und Adressen zur DFR-Methode

Über den Autor

Hinweis des Verlags

Dieses Buch informiert über DFR, die Tiefenfeldentspannung. Sie hat sich in der Praxis als sicher und effektiv bewährt. Wer sie anwendet, tut dies in eigener Verantwortung. Autor und Verlag beabsichtigen nicht, individuelle Diagnosen zu stellen oder Therapieempfehlungen zu geben. Die hier beschriebenen Verfahrensweisen sind nicht als Ersatz für professionelle Behandlung bei ernsten gesundheitlichen Problemen zu verstehen.

Die Aufgabe des

Trägers der Weisheit

besteht darin, den Verstand in

den Augenblick der Stille zu leiten,

in dem Wunder möglich sind.

Unmittelbare Ergebnisse werden nicht angestrebt,

obwohl sie oft genug auftreten.

Denn es kann Jahre dauern

oder gar mehrere Generationen,

bis die Veränderungen von heute

heranreifen.

Deshalb hält der Weise

an der Zuversicht fest und

bleibt im stillen Wissen des Zulassens.

Denn Zulassen ist ein Ausdruck wirklicher Verbundenheit

mit dem Ewigen, eine lebendige Teilnahme an dem

großen Plan, der über eine Lebensspanne hinausreicht.

So getröstet

macht der Verstand

in einem Augenblick

ruhigen Verstehens die Erfahrung

einer schwingenden, begreifenden Gewissheit

des spirituellen Universums.

Clif Sanderson

Ein untrügliches Zeichen

spiritueller Bewusstheit ist es,

freudig sagen zu können:

„Ich habe mich geirrt.“

Und wir ersparen uns viele Schwierigkeiten im Leben,

wenn wir diese kühne Aussage wagen:

„Wir wissen es nicht.“

Eknath Eswaran

Vorwort

Am majestätischen pazifischen Ozean sagt man zur Begrüßung einen feierlichen persönlichen Segensspruch, sein Karanga. Er schließt den Respekt für die Erde ein, auf der ich stehe, besonders wenn ich fremd bin. Er drückt meine Achtung für die Ahnen aus und weist auf meine Abstammung hin.

Erst dann kann ich gehört werden.

Meine eigene Begrüßung, mein Karanga, besteht darin,

… alle Kräfte des Lebens zu rufen,

… sich mit uns zu vereinen und

… unsere sprechenden Lieder, unsere Geschichten miteinander zu teilen.

Haere mai ra

nau mai ra

hau mai ra.

Hui mai ra

whakatau mai ra.

Koutou nga tipuna

kua kore kitea

tatou te kanohi ora

kei te tipu tonu

rangona mai tatou

me te reo rangatira

nga wai korero

kia hui e

kia taiki e!

Komm herbei,

willkommen,

pulsierende Lebenskraft.

In dieser Versammlung

lass dich nieder, hier, jetzt.

Ihr, die Vorfahren,

nicht mehr gesehen.

Wir, das sichtbare Antlitz,

noch in der Entwicklung.

Lasst gemeinsam erklingen

mit prachtvoller Stimme

die sprechenden Lieder,

damit wir uns verbinden,

damit unser Licht aufgeht.

Wenn wir reden und Geschichten erzählen, finden und erfinden wir uns zuweilen selbst – in erlebten, wirklichen und in ausgedachten Geschichten. Manche lehren durch Metaphern etwas Neues, andere sind wie gute Gedichte, die erheitern und Spaß machen, über die Freude und Liebe in den Familien

Vielleicht handeln sie von der Kraft und Macht des Nicht-Wissens oder vom Geheimnis einer persönlichen Veränderung, vielleicht entdecken wir darin nebenbei, warum wir geboren wurden, wozu wir hier sind und was wir mit dem größten aller Geschenke, dem Leben, anfangen können. Vor allem dürfen wir Geschichten nicht zu ernst nehmen.

Ein gut erzählter Witz ist ebenso viel wert wie ein Jahr Philosophiestudium.

Einführung

Liebe Leserin, lieber Leser, wenn ich Ihnen dieses Buch vorstelle, wünsche ich mir zutiefst, es möge Ihnen Mut und Freude vermitteln, damit Sie Ihre Träume und Sehnsüchte leben, damit Sie die Schranken von Körper und Verstand hinter sich lassen und sofort mit Ihrer Heilertätigkeit anfangen. Seien Sie überzeugt davon, dass Sie dann sicher weiter gehen können als ich.

Einen guten Lehrer kann man daran messen, dass seine Schüler seine Lehre aufnehmen, sie vertiefen und weiterführen und einem größeren Publikum übermitteln.

 

Deep Field Relaxation, wie ich es unterrichte, unterscheidet sich stark von Handbüchern und Lehrbüchern über das Heilen. Sie haben einen ganz anderen Aufbau. Die Methode ist für mich nicht „meine Arbeit“, sondern vielmehr eine Lebensweise im Licht der Liebe. Sie öffnet unser Leben für das Feld, eigentlich in das Feld der Tiefenentspannung hinein.

Und wie könnte man die Kräfte, die das Leben einen und vereinen, besser teilen und mitteilen als in einer Geschichte?

Warum also erzählen wir Geschichten? Warum können wir uns an Märchen so gut erinnern und warum erzählen wir unsere Lieblingsmärchen gern weiter? Welche historische Erinnerung drückt sich in den überlieferten Geschichten aus? Nun, solange es Menschen gibt, haben alte Gesellschaften und Stammeskulturen ihr Wissen durch die Überlieferung bewahrt, auf diese Weise ihre Entdeckungen und Vorstellungen verbreitet und dadurch besondere Bewusstseinszustände hervorgerufen; doch nicht nur das. Geschichtenerzählen öffnet die Türen zur Fantasie, umreißt den Sinn unseres Seins, unsere Ziele und Zukunftsaussichten. Geschichtenerzählen macht „Zauberei“ und Veränderung für jeden von uns möglich. Ich mag diese mühelose Art und Weise, Ihnen, liebe Leserin, lieber Leser, Informationen und Erfahrungen „herunterzuladen“, die ich auf Reisen und in meinen Studien gesammelt habe

Wie zur Bestätigung, dass ich damit richtig liege, hören Sie vielleicht mit Interesse die Worte von Paracelsus, dem berühmten Schweizer Arzt des beginnenden 16. Jahrhunderts, der einmal sagte: „Der Heiler sollte nicht die nackte Wahrheit sagen. Er soll Bilder benutzen, Allegorien, Figuren, wundersame Sprache und andere verborgene Umwege.“ Genau das meine ich mit Geschichtenerzählen.

Die Zeilen und Seiten, die Sie hier zunächst lesen werden, bereiten Sie darauf vor, die Grundlagen meiner DFR-Methode mit Leichtigkeit aufzunehmen; DFR steht für Deep Field Relaxation, das ist die „Heilmethode“, die ich vor 40 Jahren begründet habe. Zum Glück brauchen Sie keine 40 Jahre zum Lernen, das ganze Wissen ist in diesem Buch wie in einer guten zip-Datei für Sie komprimiert worden, aber nehmen Sie sich bitte die Zeit, langsam voranzugehen, kosten Sie die Erfahrung aus, führen Sie die vorgeschlagenen Übungen mit dem Logbuch durch. Es geht hier darum, Ihre eigene Geschichte neu zu erzählen. Dabei entwickeln Sie auch die Disziplin, bestimmte Übungen jeden Tag auszuführen, und Ihre Selbstsicherheit, ein erfolgreicher DFR-Anwender zu werden, nimmt zu.

Ich lade Sie ein, zuerst die Geschichten zu lesen und sich dann mit der DFR-Methode zu befassen und damit zu experimentieren, also erst in Kapitel 18 und in den Kapiteln 36 bis 41.

Der Grund dafür ist folgender: Hinter jeder unbeschwert erzählten Geschichte verbirgt sich eine subtile Botschaft der Weisheit, die sich Ihnen erschließt, wenn Sie über die Grundlagen von DFR lesen. Sie stimmen sich also erst in die Frequenz des Neuen ein, dann – immer noch entspannt und lächelnd – lassen Sie sich auf die neuen Möglichkeiten ein, hegen und pflegen Sie die Samen Ihrer neuen Bewusstheit und kommen zu neuen Schlussfolgerungen. Dann können Sie getrost die Wahrheiten von DFR erkennen und sofort anwenden.

Lassen Sie Erfahrungen und Gefühle kommen und gehen.

Erkennen Sie an, dass wir nicht wissen. Wenn wir zugeben, dass es so vieles gibt, was wir nicht wissen, und vieles, was wir auch nicht wissen müssen, dann können wir die klare Absicht entwickeln: „Ich möchte lernen, mich und andere zu heilen. Ich bin bereit, in der Heilkunst zu dienen.“

Kleben Sie nicht an der Erwartung eines bestimmten Ergebnisses und übernehmen Sie trotzdem die Verantwortung für das, was Sie tun. Dann wird es uns gelingen, anderen die Freiheit zu lassen, den Veränderungsprozess zu wählen, an den sie selbst glauben.

Eine kleine Warnung: Die Nachwirkungen unserer gemeinsamen Reise werden lange anhalten – eine tiefgreifende Erweiterung des Bewusstseins und veränderte Wahrnehmung, eine ausgelassene Heiterkeit und die Bereitschaft, aus den Beschränkungen herauszutreten, die andere die Wirklichkeit nennen. Sind Sie bereit? Los geht’s!

Möge Ihr Leben immer erfüllt sein von Liebe, Licht und Lachen!

Aroha Nui

Clif

1. Leicht ver-rückt

Ich höre unheimlich gern Geschichten und ich erzähle Geschichten mit Begeisterung. Ich hatte nie einen Guru; Avatare lassen mich kalt; akademischer Sprache kann ich nichts abgewinnen. Hochtrabende Formulierungen und überhebliche Standpunkte sind nichts für mich.

Wir leben, damit wir lieben; wir atmen, um zu hüpfen und zu tanzen, um die Ängste zu überwinden, die durch die Nachrichtenmacher künstlich geschürt werden. Lehrbücher lenken unsere Aufmerksamkeit ab von dem Vergnügen, der Morgendämmerung zuzuschauen, sie lenken uns ab von dem himmlischen Gefühl bei einem tiefroten Sonnenuntergang; von der unglaublich überwältigenden Farbe eines Blümchens.

„Optimismus“ hat keinen Platz in meinem Leben – er lenkt uns ab von der Wahrheit, dass wir jetzt lebendig und bewusst sind. Einatmen … ausatmen. Ah!

Alle Geschichten sollten anfangen mit:

Es war einmal …

Der dreijährige Sasha lebte mit seiner Mutter, seinem alkoholkranken Vater und ungefähr 150 Verwandten, zusammengepfercht in einer winzigen Wohnung in einer Moskauer Arbeitersiedlung.

Er litt an Kinderlähmung und seine Muskeln waren zu schwach zum Sitzen und erst recht zum Laufen. Ansonsten war er ein aufgeweckter, fröhlicher Junge.

Als seine Mutter den Behandlungsraum betrat, sah sie sich um und wollte eigentlich schon wieder gehen, abgeschreckt von der Hitze, dem Gestank der offenen Kanalisation vor dem Fenster und dem trostlosen Ausblick auf die Ölraffinerie. „Mir bleibt nur noch die Hoffnung“, sagte sie, hoffnungslos seufzend, „weil ich schon alles versucht habe, was ich konnte, doch nichts hat geholfen“. Sasha war ganz anders drauf. Er legte sich hin mit einem breiten Lächeln, als wäre die Sonne nur für ihn erschaffen worden.

Seine strahlend blauen Augen in dem kleinen, runden Gesicht beobachteten alles, was ich machte, ganz genau. Er sprach kein Englisch und ich konnte nur ein paar Brocken Russisch, deshalb nickten wir uns oft zu, schnitten Grimassen und fanden langsam in eine Ruhe.

Dann hörte ich, wie er leise mit sich selbst sprach. Erst konnte ich ihn kaum verstehen, doch ich kannte das Wort, das er dauernd wiederholte: „Khoroshò, Khoroshò“, „so gut, soo guut, sooo guuuut.“

Im Laufe der nächsten Wochen kam er mit seiner Mutter mehrmals wieder. Allmählich trat eine Veränderung ein, bis zu dem Tag, an dem Freudentränen die Ängste der Mutter ablösten; wir erlebten, wie er sich stolz aufsetzte und dann vom Bettrand aufstand. Sein wonnevoller Gesichtsausdruck war ein Bild für die Götter – er strahlte wie ein Kleinkind im Krabbelalter, das plötzlich laufen gelernt hat.

Seine Mutter erzählte noch eine andere tolle Geschichte. Als sie eines Tages von der Behandlung bei mir nach Hause kamen, sagte er zu seiner Großmutter: „Babuschka, ich bin Clif, leg dich hin und ich heile deine Beschwerden und Schmerzen.“

Klar ist, dass wir gemeinsam der Natur die Chance gegeben hatten, das zu tun, was sie am besten kann. Die Natur will, dass sich alles zum Besten entwickelt. Einstein formulierte es ungefähr so: „Die Natur strebt immer nach Harmonie.“

Wenn wir dieses unabänderliche Gesetz nach und nach begreifen, können wir Wunder geschehen lassen, ohne unser Ego zu bemühen oder unseren vernünftigen Verstand in Aufruhr zu versetzen.

Für Sasha hat damals niemand etwas Ungewöhnliches gemacht! Niemand war jemand Besonderes! Zeit, Ort und Umgebung für Sashas Veränderung stimmten einfach, alle Faktoren passten zusammen und führten zu einem völlig angemessenen, stimmigen Ergebnis.

Wir wollen in diesem Buch genau betrachten, wie wir die Kluft überwinden können zwischen Logik und praktischer Anwendbarkeit, zwischen dem vernünftigen Verstand und der Freiheit, auch die mystische, seltsame, unerklärliche und spirituelle Seite des Lebens anzuerkennen.

Wir werden feststellen, dass jede und jeder „Wunder“ bewirken kann! Das erfordert Mut. Doch mit der festen Absicht und jeder Menge Lachen ist alles möglich! Das hört sich erst einmal an wie: völlig unmöglich. Gut! Denn Geheimnisvolles geschieht, selbst wenn wir es noch so heftig abstreiten.

Ob Sie in diesem Zug sitzen oder nicht, er fährt jedenfalls rechtzeitig ab, voller glücklicher Fahrgäste. Ihre Fahrkarte ist unbezahlbar, nicht für alles Geld der Welt zu kaufen; kein Reisebüro kann sie Ihnen verkaufen. Das Paradox ist: Sie kostet nichts.

Unsere Reise beginnt in der geheimnisvollen Welt der Geschichten.

Los geht’s!

Wie wäre es, fragen wir mitunter insgeheim, wenn wir diese Wunschträume aus unserer Kindheit („Ach, wenn doch nur …“) einfach weitergeträumt hätten?

Was wäre, wenn wir in unserer Vorstellung eine eigene Welt entstehen ließen, wie wir es als Kinder taten?

Das klingt wunderbar gefährlich! Spielen Sie mit mir?

Dabei können wir doch nicht in Schwierigkeiten geraten, oder? Sollten dennoch Probleme oder heikle Fragen auftauchen, können Sie einfach meine Mutter zitieren. Sie nahm uns unsere kindlichen Ängste und Sorgen mit den Worten: „Es wird alles gut, keine Angst, in hundert Jahren ist das alles egal!“

Sie hatte wunderbare Redewendungen und war eine ganz erstaunliche Frau.

Jeden Abend brachte sie ihre sechs Kinder zu Bett, danach holte sie ihre alte mechanische Schreibmaschine hervor und bis tief in die Dunkelheit der Nacht hörten wir sie hämmern: zwanzig Romane, Krimis, Liebesgeschichten, Kinderbücher und viele, viele Hörspiele …

Als Kind verfolgte mich jahrelang ihre Radioserie mit dem Titel Slightly out of True [dt. etwa: Leicht ver-rückt, die Überschrift dieses Kapitels im Original; Anmerkung d. Übers.] – über unerklärliche Dinge, die sich dem Zugriff der Vernunft beinahe entziehen. Die Serie war eine Art Akte X ohne Bilder.

Endlose Geschichten strömten aus ihrer Feder und wir lernten, besser nie zu fragen, ob sie „wahr“ seien oder nicht. Welche Freiheit uns das bot! Geschichten können alles sein, was wir haben wollen.

Wir müssen kein gängiges Glaubenssystem übernehmen. Statt unseren gesunden Menschenverstand preiszugeben, damit er in die Hosentasche eines Gurus passt, bemerken wir nur: Es gibt in diesem Universum mehr, als uns bisher beigebracht wurde.

Nein, wenn wir ein spannendes Leben führen wollen, müssen wir diesen alten Kram vergessen.

Warum schwänzen wir nicht miteinander die alltägliche Welt und probieren es mit etwas „Zauberei“. Es macht doch keinen Spaß, immer in der „wissenschaftlichen“ Zwangsjacke zu stecken.

Nur weil etwas nicht erklärt ist, heißt das noch lange nicht, dass es sich nicht erklären lässt. So sind Wunder nun einmal.

Wissen Sie was? Niemand kann letztlich erklären, warum in den Leitungen Strom fließt. Aber wenn Sie bei hoher Geschwindigkeit vom Fahrrad stürzen, zweifeln Sie überhaupt nicht an der Existenz der Schwerkraft. Hier ist noch ein gutes Beispiel: Warum um alles in der Welt dreht sich dieser Planet ständig um eine mehr oder weniger feste Achse, die wir nicht sehen, anfassen, riechen oder spüren können?

Dort draußen ist niemand, der die „Räder“ ölt – Sie verstehen, was ich meine.

In Wirklichkeit wissen wir sehr wenig.

Die meiste Zeit leben wir hier auf dem Planeten wie Mieter von einem andern Stern.

2. Der Pilot und sein Logbuch

Die folgende Geschichte eröffnete ein ganz neues Kapitel in meinem Leben.

Als junger Mann hatte ich drei Leidenschaften: Fotografie, Kunst und Flugzeuge. (Klar, später kamen noch ein paar andere Leidenschaften hinzu …)

Für eine Fluglizenz musste man unter anderem vom Heimatstandort zu einem mindestens 80 Kilometer entfernten Flughafen fliegen, dort landen, eine halbe Stunde warten und dann wieder nach Hause fliegen.

Als ich um acht Uhr morgens abhob, spürte ich schon diesen Zauber der ersten Frühlingstage, mit leichtem Bodenfrost und wolkenlosem Himmel.

Ich drehte nach Süden, unter der rechten Tragfläche meiner geliebten kleinen Piper PA18 glitzerte prachtvoll der Schnee der neuseeländischen Südalpen. Zur Linken bildete das herrliche Blau des Pazifik einen Flickenteppich mit irisch-grünen Schafweiden und dem satten Schwarz frisch gepflügter Felder.

 

Dann änderte sich etwas: Nach zwanzig Minuten Flugzeit blieb meine Armbanduhr stehen.

Das stellte an sich kein Problem dar. Ich flog weiter und landete ganz normal.

Dann fiel mir auf, dass ich kein anderes Flugzeug in der Luft gesehen hatte. Auf dem Parkplatz standen keine Autos. In den Büros hätten Menschen sein sollen. Die Flugzeughallen waren wie ausgestorben – als wären alle zum Mond geflogen.

In der gespenstischen Stille erschien es mir sinnlos, die geplante halbe Stunde zu warten, deshalb flog ich nach zehn Minuten wieder los.

Wieder in der Luft und die Sonne im Rücken, schien alles wieder normal zu laufen.

Doch das tat es nicht. Nach meiner Landung kam der Chef der Flugschule in Riesenschritten quer über das Rollfeld auf mich zu. „Wo warst du denn so lange?“, wollte er wissen. „Du bist so spät dran, dass wir die Suchmannschaft und das Rettungsteam alarmiert haben. Das ist ein 90-Minuten-Flug und du bist seit mehr als einer Stunde überfällig!“

Das war meine erste persönliche Erfahrung eines „Herausrutschens“ aus der Zeit, mein persönliches „Bermudadreieck“. Daran war nichts zu deuteln.

Wie merkwürdig! Wie interessant!

Schließlich trug ich mit einem feinen Lächeln ganz selbstverständlich die „richtige“ Zeit in mein Logbuch ein!

Natürlich zögerte ich von da an, andere Personen beim Fliegen mitzunehmen!

Solche Dinge haben wir alle schon erlebt. Normalerweise ignorieren wir sie und verscheuchen sie wie Fliegen im Sommer, oder aber wir fürchten, verrückt zu werden. Manche behaupten felsenfest, ihnen sei so etwas noch nie passiert – können Sie sich das vorstellen?

Das brachte mich zwangsläufig auf die Frage: Wenn irgendetwas jemals irgendjemandem widerfahren ist, muss es dann nicht einem allgemeingültigen Gesetz folgen? Ein Gesetz kann doch nicht nur für einige gelten oder funktionieren und für andere nicht!

Es kann keine Ausnahmen von dieser Regel geben. Niemand reist erster Klasse. Wir sind alle in der Touristenklasse zusammengepfercht.

Falls Sie ausprobieren wollen, ob so etwas Ihnen auch passiert, oder wenn es Ihnen schon passiert ist und Sie das häufiger erleben wollen, schlage ich Ihnen Folgendes vor:

→ Besorgen Sie sich ein gutes Notizbuch; eines, das Sie immer bequem in Ihrer Hosentasche oder in einem Beutel bei sich tragen können.

Die Lieblingsnotizbücher von van Gogh, Matisse, Hemingway und Chatwin waren die legendären „Moleskines“. Wenn man die eigene Kreativität entwickeln will, ist man mit ihnen also in guter Gesellschaft. Sie haben ein kleines Gummiband und ein praktisches Innenfach zum Aufheben aller spontan hingekritzelten Gedankenfetzen, die einem in den Sinn kommen, wenn man über das Leben, das Universum und alles mögliche nachdenkt.

Ich gehe nie ohne ein Notizbuch aus dem Haus.

Um Ihr Notizbuch wirklich zu nutzen, müssen Sie anderen damit auf die Nerven gehen: während einer Mahlzeit, während eines Telefongesprächs, sogar im Bett. Denn Sie müssen sich angewöhnen, jederzeit Notizen zu machen. Selbst an den unpassendsten und ungeeignetsten Orten. Wehe, Sie erwischen einen Gedanken nicht sofort – am nächsten Morgen ist er weg, hat er sich in Luft aufgelöst!

Dabei ist das der Ausgangsstoff, der wahrgenommen, geordnet, neu bewertet und dann in Ihr Notizbuch geschrieben werden will.

Wir müssen ein wenig Platz für Ruhe schaffen im Gewimmel und Geplapper unseres Lebens.

Es ist nicht wichtig, was uns gerade einfällt. Keine Auseinandersetzungen, keine weltbewegenden Offenbarungen, keine Anstrengung. Sitzen Sie einfach da mit dem Notizbuch in der einen und einem Stift in der anderen Hand.

Moment! Moment! Ich habe gerade einen Gedanken … nein, er ist schon weg.

Bleiben Sie noch ein paar Minuten so sitzen.

Nichts?

Keine Sorge.

Wir haben viel Zeit.

Immer noch nichts?

Stecken Sie das Notizbuch wieder ein. Graben Sie den Garten um, machen Sie das Auto sauber, kochen Sie ein gutes Essen … Ihre Bitte ist schon im riesigen „Logbuch“ im Himmel registriert. Innerhalb von Tagen oder gar Stunden werden Sie sich an eine gute Geschichte aus Ihrem reichen Erfahrungsschatz erinnern.

Üben Sie, üben Sie! Bleiben Sie wachsam und aufgeschlossen für Neues! Es erfordert Mut, Ihren gebildeten Verstand umzukrempeln. Er wird ständig und überall dagegen aufbegehren.

Hallo, einen Augenblick noch, ich hatte gerade eine tolle Idee: Warum versuchen Sie nicht gleich, ein echtes Pilotenlogbuch zu finden?!


Flug Nr. 101: Flugplan, Cockpit-Check und Flugbericht

Vor jedem Flug muss jeder Pilot beim Kontrollturm einen Flugplan einreichen. Die versammelten Spezialisten dort oben geben Sturmwarnungen weiter, teilen Ihnen die geeignete Flughöhe zu und lotsen Sie durch jede erdenkliche Schwierigkeit hindurch. Als Nächstes müssen Sie vor dem Flug Ihr Cockpit überprüfen. Schließlich führt jeder Pilot nach der Landung seine „Nachbesprechung“ durch – und notiert einen kurzen Bericht der Ereignisse während des Fluges.

1. Halten Sie Ihr Logbuch und Ihren Lieblingsstift bereit.

2. Vergewissern Sie sich, dass Sie entspannt sind und sich wohlfühlen. Legen Sie in Gedanken den Sicherheitsgurt an.

3. Kopfhörer über die Ohren, damit Sie die Sphärenmusik hören oder die Anordnungen des höheren Selbst.

4. Ihre Geistführer haben ihren freien Tag, deshalb entscheiden Sie selbst, welche Richtung Sie einschlagen.

5. Klappen Sie Ihr brandneues Logbuch auf.

6. Kleben Sie auf die linke Innenseite ein Foto von sich selbst. Ein Foto von einer Situation, als Sie besonders glücklich waren. Von nun an werden Sie von Ihrem wunderbaren Selbst begrüßt, wann immer Sie Ihr Logbuch aufschlagen.

7. Lächeln Sie sich selbst zu. Gut aussehend, wunderschön. Sooo glücklich!

8. Lassen Sie zwei Seiten leer – sie erinnern Sie an den grenzenlosen Raum aller Möglichkeiten und an die Entscheidungen, die Sie treffen können.

9. Auf die nächste Seite (eine rechte) schreiben Sie Ihren Namen. Nein, nein, nicht einfach mit einem stumpfen Bleistift oder einem schmierenden Kuli. Nutzen Sie die ganze Seite und lassen Sie sich eine oder zwei Stunden dafür Zeit. Farbstifte, Wasserfarben, Ihre liebsten getrockneten Blätter, leuchtende Wollfäden. Einen Menschen, der kein Künstler ist, gibt es nicht. Niemand bewertet das, es sei denn sie selbst.. Sie tun das allein für sich selbst. Ihr Name soll die ganze Seite einnehmen.

10. Inzwischen leuchten alle Anzeigen im Cockpit startbereit auf.

11. Greifen Sie zum Stift und beginnen Sie zu schreiben.

12. Schreiben Sie das Datum und die genaue Uhrzeit auf.

13. Was hat Sie als Kind fasziniert? Ein paar seltsame Ereignisse vielleicht?

14. Schreiben Sie, soviel Sie können, und lassen Sie Ihren Stift für Sie sprechen.

15. Erinnern Sie sich an einen Ihrer Tagträume.

16. Haben Sie jemals ein Herausrutschen aus der Zeit erlebt?

17. Welche Hindernisse, Widerstände fallen Ihnen auf?

18. Irgendwelche anderen Gedanken?

19. Nehmen Sie sich so lange Zeit, wie Sie wollen, legen Sie dann Ihr Logbuch auf den Schoß, schließen Sie die Augen und lauschen Sie auf alle Geräusche in Ihrer äußeren Umgebung. Lassen Sie meine CD Mind Music laufen [Näheres dazu weiter hinten und am Schluss des Buches. Anm. d. Verlags], um Ihre Erinnerungen ins Gleichgewicht zu bringen.

20. Später, wenn Sie wieder gelandet sind, nehmen Sie Ihr Logbuch noch einmal zur Hand und notieren Sie körperliche, emotionale, spirituelle und ausgedachte Veränderungen.

Glückwunsch! Sie haben soeben zum ersten Mal erfolgreich einen Alleinflug absolviert. Heben Sie sich den Kunstflug für später auf; jeder beginnt mit seinem geschlossenen Stromkreis im Kopf und seinem Rundflug des Verstands. Noch keine internationalen Flüge, nur ein kurzer Start mit Landung.