Zukunftsflashs

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Es gab natürlich auch Skeptiker, die bezweifelten, dass sich der finanzielle und zeitliche Aufwand für die Realisierung eines so innovativen Projekts tatsächlich lohnte. Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, dass es Leute geben sollte, die zuhause am Computer Gesundheitstipps und medizinische Informationen auf einer CD nachlesen.

Doch es lohnte sich und zwar gewaltig. Die CD kostete 100 USDollar, und schon im ersten Jahr wurden 670 000 Exemplare verkauft, was der Mayo Clinic demnach einen Bruttoumsatz von 67 Millionen Dollar in nur einem Jahr bescherte – das war definitiv ein sehr profitabler Zukunftsflash.

Die Klinik profitierte nicht nur in finanzieller Hinsicht. Mit der Erweitung ihres Leistungsspektrums um ein wissensbasiertes Produkt etablierte sich die Mayo Clinic nach und nach als innovative, zeitgemäße Marke, die hohes Ansehen genießt. Die Sammlung und Bereitstellung von Wissen stellten nicht nur einen neuen Wert und eine neue Einkommensquelle dar, sondern verhalfen der Klinik im Zuge der zunehmenden Informationsverbreitung über das Internet in den folgenden Jahren weltweit zu einem hervorragenden Ruf.

Die heute auf der Webseite der Organisation zugänglichen Informationen stellen das gesammelte Fachwissen der rund 2500 in Mayo-Einrichtungen tätigen Mediziner und Wissenschaftler dar und können über einen Index und andere Tools bequem durchsucht werden. Die Mayo Clinic hat sich neu erfunden und in eine Organisation verwandelt, die neben der stationären Behandlung von Patienten einen medizinischen Wissenspool aufbaut, pflegt und bereitstellt, auf den jeder Mensch an jedem Ort der Welt zu jeder Zeit zugreifen kann.

Wie sich mit harten Trends Geld verdienen lässt, zeigt auch das nächste Beispiel über den Erfinder Dale Morgen, von dem bereits in der Einleitung die Rede war.

Eines der Schwerpunkthemen, über das sich Anfang der 1990er Jahre Forscher und Entwickler die Köpfe zerbrachen, war, ausgereifte, erschwingliche LCD-Bildschirme auf den Markt zu bringen. Das größte Problem dabei war die viel zu niedrige Bildwiederholfrequenz, mit der die Bildpunkte – oder Pixel – auf dem Flüssigkristallbildschirm aktualisiert wurden, und eine Lösung war nicht in Sicht. Der Bildschirm funktionierte zwar, für die kommerzielle Nutzung war die LCD-Technik jedoch noch nicht geeignet.

Zu dieser Zeit hatte Dale Morgen wieder einmal einen seiner Geistesblitze: Was wäre, wenn man die Pixel mit einem kleinen Speicher ausstattete? Darin ließen sich Bildinformationen zwischenspeichern und der Datenfluss zwischen den Bildpunkten regeln. Dadurch käme es zwar zu einer Sekunde Verzögerung zwischen dem Empfang der Signale und ihrer Ausgabe auf dem Bildschirm, aber wem würde das schon auffallen?

Wieder hielten alle Dales Idee für völlig verrückt, unrealistisch und schlicht unmöglich. Speicherplatz war teuer, und wenn man jeden Bildpunkt mit Speicher ausstatten wollte, müsste man Zehntausende von Dollar für so einen LCD-Fernseher verlangen! Dale ließ sich davon nicht beirren. Er hatte einen harten Trend erkannt: Der Preis für Speicherplatz würde drastisch sinken.

Und genau so kam es. Dale musste sich zwar noch rund 15 Jahre gedulden, doch als der Preis dann fiel, ließ er sich seine Idee sofort patentieren. Heute liegt der Marktanteil von LCD-Fernsehern bei 50 Prozent, das heißt, pro Jahr werden weltweit mehr als 100 Millionen Geräte mit Dales Matrixsteuerung verkauft, die sich übrigens auch für den Einsatz in Plasmafernsehern eignet. Mit dieser Idee hat Dale ein kleines Vermögen verdient. Der harte Trend des technologischen Fortschritts gab ihm die Sicherheit, dass er mit seinem Patent ins Schwarze treffen würde, sobald die Zeit reif dafür wäre.

Womit sich zukünftig Millionen machen lassen

Werfen wir gemeinsam einen Blick in die Zukunft und lassen unserer Kreativität freien Lauf. Nehmen wir an, unser sicherer Ausgangspunkt ist der demografische Wandel, genauer gesagt der wachsende Anteil älterer Menschen in unserer Gesellschaft, und auf dieser Basis entwickeln wir eine zukunftsfähige Geschäftsidee. Lassen Sie uns ein erfolgreiches Unternehmen gründen, das uns zu Millionären machen wird. Die Frage ist nur, wo wir die Inspiration zu einer zündenden Geschäftsidee finden. Nach guten Ideen sucht man am besten zuerst einmal in der unmittelbaren Nähe, in unserem Fall im Kreis der Familie.

Mit 75 Jahren behauptete meine Mutter immer, das dauernde treppauf und treppab über die drei Etagen ihres Hauses hielte sie fit. Bevor sie im Alter von 82 Jahren starb, sprachen wir oft darüber, dass die vielen Treppenstufen ihr irgendwann zu beschwerlich würden und sie früher oder später umziehen müsste. Der Umzug blieb ihr glücklicherweise erspart, denn obwohl sie wusste, dass es das Vernünftigste war, wollte sie nicht umziehen. Sie liebte ihr Haus. Einen Treppenlift einzubauen, war keine Lösung, denn dafür fehlte es an Platz, und je älter und gebrechlicher sie wurde, umso schwerer fiel ihr das Treppensteigen.

Millionen von Menschen sehen sich bereits heute oder in naher Zukunft mit demselben Problem konfrontiert. Sie wohnen in zweigeschossigen Häusern, in denen sie den Rest ihres Lebens verbringen möchten. Und wenn man bedenkt, dass nicht nur 78 Millionen Babyboomer in die Jahre kommen, sondern auch deren Kinder immer älter werden, bekommt dieses Problem eine ganz neue Dimension, in der sich aber auch neue Geschäftsoptionen abzeichnen.

Eine Geschäftsidee mit immensem Zukunftspotenzial sehe ich darin, Aufzüge zu entwickeln, die sich individuell an die baulichen Gegebenheiten anpassen lassen.

Maßgeschneiderte Individuallösungen sind für diejenigen, die viel Platz haben und es sich leisten können, natürlich schon seit Jahren erhältlich, aber eine für jeden erschwingliche Liftkonstruktion, die sich für jedes Haus eignet, wäre etwas Neues. Diese Erfindung als Innenlift zu konstruieren, wäre kompliziert, teuer und aufgrund oft enger Flure und Treppenaufgänge unpraktisch. Wir könnten uns ein Beispiel an Hotels nehmen und die Richtung umkehren: Statt eines Innenlifts bauen wir einen Außenlift an der Fassade. Das ist wesentlich günstiger und äußerst praktisch, befördert Ihre Eltern bequem in jedes Stockwerk und dabei haben sie noch einen guten Überblick über das, was sich in der Nachbarschaft so tut.

Fein. Jetzt haben wir einen kostengünstigen, leichtgewichtigen und robusten Außenlift, der sich problemlos an jedes Haus anbauen lässt, um älteren Menschen das mühsame Treppensteigen zu ersparen. Aber lässt sich damit auch Geld verdienen? Da bin ich mir sicher. Die Generation 50 plus hat Eltern, die sich mit demselben Problem konfrontiert sehen, wie damals meine Mutter. Diese Lifte werden jetzt gebraucht – und in Zukunft noch viel dringender, denn auch meine Generation wird immer älter und gebrechlicher.

Ich werde in diesem Buch noch auf viele andere Geschäftsideen zu sprechen kommen, denen harte technologische Trends zugrunde liegen. Vorläufig aber bleiben wir beim demografischen Wandel, da ich Ihnen noch einige weitere Beispiele liefern möchte, mit denen Sie ein Millionengeschäft machen könnten.

Videospiele für die ältere Generation

Für Jugendliche und Kinder gibt es eine riesige Auswahl an interaktiven, aufwändig gemachten Action-, Kriegs-, Science-Fiction-, Fantasy- und Lern-Videospielen, in denen in allen nur erdenklichen Szenarien Schlachten geschlagen, Kriege gewonnen, ferne Welten erkundet, geballert und gezaubert werden kann. Was es aber nicht gibt, sind Videospiele für die Alt-Achtundsechziger und die Ex-Hippie-Generation. Ein interaktives Mehrplayer-Videospiel, das die Spieler in das legendäre Woodstock-Festival oder eine Anti-Vietnamkriegs-Demonstration versetzt, wäre sicherlich ein Renner.

Finanzberatung speziell für Ältere

Für frühere Generationen war die Finanzplanung üblicherweise ganz einfach. Man arbeitete, um Geld zu verdienen, sparte, um sich auch einmal etwas leisten zu können, und den Rest vererbte man den Kindern. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung ist in Zukunft eine zunehmend langfristigere Planung erforderlich. Anders als ihre Eltern und Großeltern planen die heute 60- bis 65-Jährigen nach ihrem Ruhestand nicht schon ihre Beerdigung, sondern die vielen schönen Jahre, die noch vor ihnen liegen. Viel wichtiger als dass die Kinder nach ihrem Ableben gut versorgt sind, ist für diese Generation, dass sie selbst gut versorgt ist – dass ihr Geld so sicher und gewinnbringend angelegt ist, dass es für die nächsten Jahre oder gar Jahrzehnte reicht.

In Amerika verfügt die Generation 50 plus heute über gut 80 Prozent des Privatvermögens. In etwa zehn Jahren beginnt für diese Menschen mit dem Ruhestand ein neuer Lebensabschnitt – mit Betonung auf Leben. Sie werden Bedarf an konservativen Anlagemöglichkeiten haben, an sicheren Aktien oder Fonds mit stabilen Dividenden, denn eines ist diesen Menschen klar: Die Zeit, um Verluste aus spekulativen Risikoanlagen wieder wettzumachen, haben sie nicht, hohe Lebenserwartung hin oder her.

Wird sich das auf den Finanzmarkt auswirken? Bestimmt. Ist das schlecht? Nur wenn man den Trend nicht rechtzeitig erkennt. Aber ein Finanzberater, der sich auf diese neue Zielgruppe spezialisiert, könnte sich damit eine goldene Nase verdienen.

Seniorenresidenzen für »Unruheständler«

Das Konzept der Altenpflege ist reif für radikale Veränderungen. Die große Mehrheit der zukünftigen Ruheständler wird auch nach dem Austritt aus dem Arbeitsleben aktiv bleiben. Zu den üblichen »Rentnerkarrieren« zählen die Übernahme ehrenamtlicher Aufgaben und die Mitarbeit bei sozialen Hilfsprojekten, aber in Zukunft werden sich mehr frisch gebackene Ruheständler als heute den Traum von der eigenen Firma verwirklichen oder Kooperativen gründen. Und dank der guten medizinischen Versorgung, der zahlreichen Wellness-Angebote und der immer höheren Lebenserwartung werden die Älteren sehr lange aktiv bleiben. Dadurch entsteht eine große Nachfrage nach neuen, andersartigen Einrichtungen, die mit einer Kombination aus Gesundheitsfürsorge und ansprechend gestalteten Lebens- und Wohnräumen auf die Bedürfnisse älterer, aber sehr aktiver Menschen zugeschnitten sind. Mir gefällt die Bezeichnung »Seniorenresidenzen für Unruheständler«.

 

In Anlehnung an die erfolgreiche Geschäftsidee von Themenhotels könnte man Themen-Seniorenresidenzen errichten, in denen sich Gleichgesinnte zusammenfinden. Zum Beispiel im Stil von Kommunen gestaltete Senioren-Wohngemeinschaften, in denen Selbstversorgung, Umweltfreundlichkeit und das Leben im Einklang mit der Natur im Vordergrund stehen. Ob Musikliebhaber, Gourmets, Kunst-, Literatur- und Theaterfreunde oder Bastler und Tüftler, all diesen Unruheständlern könnte man speziell auf ihre Interessen zugeschnittene Lebens- und Wohnräume anbieten.

Und noch eine Idee: Wie wäre es mit einer Online-Partnervermittlung der etwas anderen Art für Senioren? Nicht, um im Alter noch einmal den richtigen Lebenspartner zu finden, sondern den richtigen Zimmergenossen in Pflegeeinrichtungen. Erst kürzlich habe ich in den Nachrichten gehört, dass eine Seniorin des Mordes angeklagt wurde. Sie hatte die Dame, mit der sie sich in einem Pflegeheim das Zimmer teilen musste, erwürgt, weil sie sie einfach nicht mehr ertragen konnte.

Zeitgemäße Bestattungsinstitute und Friedhöfe

Ganz gleich, wie hoch die durchschnittliche Lebenserwartung derzeit und künftig auch sein mag, irgendwann schlägt jedem die letzte Stunde. Wenn sie den Zigmillionen Babyboomern schlägt, rollt eine Sterbewelle auf uns zu, auf die die Bestattungsinstitute ebenso wenig vorbereitet sind wie früher die Krankhäuser, Kindergärten und Schulen. Mit dem Tod Geschäfte zu machen, hat vielleicht etwas Makabres an sich, das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Bestattungsbranche eine äußerst lukrative Wachstumsnische darstellt. Der Boom wird die gesamte Branche, nun ja, beleben, denn gestorben wird bald massenweise, und unsere Toten müssen beerdigt oder verbrannt werden.

Die absehbare Sterbewelle wirft zum einen Platzfragen auf, zum anderen müssen sich Bestattungsinstitute und Friedhofsbetreiber auch auf neue Ansprüche einstellen. Wie sieht ein nach ökologischen Gesichtspunkten gestalteter Friedhof im 21. Jahrhundert aus? Welche Art von Leistungen und Beratungen erwartet sich die Boom-Generation bei der Planung ihres endgültigen Abschieds? Wie lassen sich Bestattungszeremonien so gestalten, dass sie den Verblichenen würdigen, sein Andenken ehren und einen bleibenden Eindruck auf die Nachwelt hinterlassen? Mit genau dieser Art von Erfahrungen lassen sich künftig gute Geschäfte machen.

Zukunftsplanung des amerikanischen Autobauers

Wir wechseln die Branche, bleiben aber beim Thema, nur dass es diesmal um die erfolgreiche Zukunft eines bestehenden Unternehmens geht. Schlüpfen Sie einmal in die Rolle eines amerikanischen Autobauers, der sein Unternehmen auf die sichtbare Zukunft ausrichten möchte, indem er sich an harten Trends orientiert und Elvis-Trugschlüsse aller Art meidet. Womit beginnen Sie Ihre Zukunftsplanung?

Wie wäre es mit der Frage: Wo ist mein größter Absatzmarkt? China ist derzeit das gelobte Land der Automobilindustrie, und den größten Exportanteil der amerikanischen Hersteller hat GM. Nehmen wir an, Sie sind der Chef von GM. Dann wissen Sie etwas, das Rick Wagoner 2004 ganz offenbar entgangen war (obwohl er es hätte wissen können): Wenn Sie Ihre Spitzenposition auf dem chinesischen Markt behalten möchten, müssen Sie möglichst schnell auf neue Fahrzeugtypen umstellen, sonst hat Sie die Konkurrenz in spätestens zehn Jahren überholt. Diese Entwicklung ist nicht eine Möglichkeit von vielen, sondern steht absolut sicher fest.

Warum? Weil Kraftstoffe auf Rohölbasis in ökologischer und ökonomischer Hinsicht auf Dauer nicht tragbar sind.

In Teilbereichen hat China die Treibhausgasemissionen schon heute auf das Maß reduziert, das man sich in Kalifornien, dem umweltfreundlichsten der amerikanischen Bundesstaaten, als Zehnjahresziel gesetzt hat. Das heißt, in punkto Schadstoffreduktion hinkt Amerika den Ansprüchen des chinesischen Markts mindestens zehn Jahre hinterher. Da China an den eigenen Abgasen zu ersticken droht, ringt es sich langsam, aber sicher dazu durch, der Realität ins Gesicht zu sehen, vor der man in Amerika noch immer die Augen verschließt. Hier scheitern striktere Vorgaben zum Schadstoffausstoß und Kraftstoffverbrauch an den Milliarden Dollar, die die Autobauer in ihre Produktionsanlagen investieren müssten. Vorausschauende Planung sieht anders aus. Wenn nicht jetzt damit begonnen wird, die Fahrzeuge zu bauen, die in Zukunft gefragt sein werden, kommt die Branche mitsamt ihren Millionen sowieso unter die Räder.

Was würden Sie also tun? Mit festem Blick auf die sichtbare Zukunft versuchen Sie nicht, den neuen Standards und Ansprüchen zähneknirschend gerecht zu werden, Sie geben vielmehr Gas und versuchen, neue Standards zu setzen, die die Erwartungen des Markts übertreffen.

Schätzungen zufolge gibt es in den aufstrebenden Wirtschaftsmächten derzeit rund eine Milliarde Jugendlicher, aus denen in den nächsten fünf bis acht Jahren kaufkräftige Marktteilnehmer werden. Hinzu kommen natürlich noch viele Hundert Millionen Erwachsener, die sich jetzt Autos kaufen. Angesichts der demografischen Entwicklung lässt sich vorhersagen, dass die Nachfrage nach Neuwagen in diesen Ländern in den nächsten zehn Jahren um knapp eine Milliarde steigen wird. Das ist ein harter Trend, der sich bewahrheiten wird. Ein weicher Trend hingegen ist, wer diese Autos baut und die Gewinne einstreicht. Der Ausgang des Rennens ist noch offen und jeder Mitbewerber kann den Verlauf zu seinen Gunsten beeinflussen. Aber nur, wenn er sich eine andere Frage stellt, deren Antwort schon feststeht: Welche Fahrzeugtypen werden diese Märkte erobern?

Die Antwort lautet: kleine und wendige Stadtflitzer, die umweltfreundlich sowie kostengünstig in der Anschaffung und Wartung sind und einen kombinierten Elektro- und Verbrennungsantrieb haben. Sogenannte »Hybridantriebe« sind ein harter Trend, der sich in den fortgesetzten Bemühungen um Alternativen zur Abhängigkeit von Erdöl als Primärkraftstoff zeigt. Werden in Amerika solche Autos gebaut? Eher nicht. Aber genau solche Fahrzeuge werden in Afrika, im Nahen Osten, in Indien, China und vielen anderen Ländern Asiens reißenden Absatz finden.

Wenn Sie sich nicht auf den Märkten der aufstrebenden Wirtschaftsmächte etablieren, überlassen Sie das Feld der Konkurrenz. Der indische Automobilhersteller Tata Motors baut bereits Miniautos, die sich durch die engen Straßen und Gassen indischer Städte gut manövrieren lassen. Wie das Unternehmen verkündete, ist ein Hybridmodell des kleinsten (und billigsten) Autos der Welt, das den passenden Namen Nano trägt, in Arbeit. In Europa und Amerika sollten spätestens seit dem Verkauf von Jaguar und Land Rover an Tata Motors die Alarmglocken schrillen.

Anstatt zuzusehen, wie ein Branchenneuling innovative Ideen erfolgreich verwirklicht (wie es den Buchhändlern mit Amazon erging), würden Sie doch sicherlich sämtliche Ressourcen Ihres Unternehmens darauf bündeln, die Autos zu bauen, mit denen sich die Märkte der Zukunft erschließen lassen, nicht wahr? Oder noch besser: Wie wäre es, wenn Sie sich das Ziel setzten, die besten Autos der Welt zu bauen? Dann würden Sie mit dem Strom und nicht gegen ihn schwimmen. Stellen Sie sich nur einmal vor, welche immensen Profite Sie damit erwirtschaften könnten, welchen Imagegewinn das für Ihr Unternehmen und Ihre Marke bedeutete! Das wäre ein echter Kick, der die ganze Branche und die gesamte amerikanische Wirtschaft ankurbeln würde.

Gegenargumente wie »Mit den Preisen von Toyota kann man doch sowieso nicht konkurrieren, die sind uns mit ihrem Produktionssystem meilenweit voraus« zählen im Übrigen nicht.

Sie könnten sich schließlich ein Beispiel an dem genialen Geschäftskonzept von Dell nehmen. Als Michael Dell 1984 seine Firma gründete, hielt man das Konzept für eine Schnapsidee: Kunden, die sich ihren Wunschcomputer nach einem Baukastensystem zusammenstellen? Vorauskasse, ohne das Produkt im Laden begutachten zu können? Just-in-Time-Beschaffung entlang der Lieferkette von Dells externen Zulieferern? Das würde doch nie funktionieren! Und ob das funktionierte! Dell war seiner Zeit weit voraus und hatte durchschlagenden Erfolg. Später wurde Dell leider zu groß und selbstherrlich und begnügte sich damit, seinen Goldesel zu melken, anstatt weiter Pionierarbeit zu leisten. Just-in-Time-Beschaffung, effiziente Abläufe innerhalb der Lieferketten sowie auf Kundenwünsche maßgeschneiderte Lösungen sind heute jedoch wichtiger denn je.

Henry Ford, Gründer der Ford Motor Company, soll einmal gesagt haben, das Ford Modell T (»Tin Lizzy«) sei in jeder beliebigen Farbe zu haben, sie müsste nur schwarz sein. Ford führte die Fließbandtechnik im Automobilbau ein, ein Fertigungsprozess, dessen Effizienz auf der Gleichartigkeit der Produkte beruht. Für die damalige Zeit war industrielle Massenproduktion ein wahrhaft revolutionäres Konzept. Nach über hundert Jahren sollten die amerikanischen Autobauer aber doch langsam mal auf zeitgemäße Systeme umstellen. Stattdessen wird über die beschränkten Möglichkeiten der veralteten Fertigungsstraßen gejammert und der Kunde für jedes noch so kleine Extra ordentlich geschröpft. Stand der Fertigungstechnik ist heutzutage, dass es kaum noch einen Unterschied macht, ob 100 verschiedenartige Einzelteile oder 100 identische Teile gefertigt werden. Besinnen wir uns auf den altbekannten Spruch »Der Kunde ist König«, denn genau so will der Verbraucher im 21. Jahrhundert bedient werden.

Was spricht dagegen, kundenspezifische Autos auf Bestellung zu fertigen, die Teilefertigung an Zulieferer auszulagern und sich die massiven Betriebs- und Personalkosten eigener Produktionsstätten zu sparen? Warum entwerfen Sie nicht einfach einen Online-Katalog mit allen Bauteilen und Ausstattungsmerkmalen, aus dem sich Ihre Kunden ihr Traumauto nach dem Baukastenprinzip selbst zusammenstellen können? Bezahlt wird vorab, sodass Sie wiederum die Zulieferer bezahlen können, die das Auto nach Kundenangaben zusammenbauen. Anstatt Milliarden in eigenen Produktionskapazitäten zu binden, finanzieren Sie den Autobau über das Geld der Kunden.

Auf den Computern von Dell, IBM und Apple steht »Made in Taiwan«; in welchem Land sie gefertigt werden, spielt aber keine Rolle. Es sind trotzdem Markenprodukte, die nach den strikten Qualitäts- und Markenstandards von Dell, IBM und Apple gefertigt werden. Auch GM könnte die Produktion ins Ausland verlagern.

Das muss aber gar nicht sein. GM könnte auch getrost weiterhin in Amerika mit einheimischen Arbeitskräften produzieren. Toyota lässt schließlich auch den Großteil der für den amerikanischen Markt bestimmten Autos mit amerikanischen Arbeitskräften in den USA fertigen. Vielleicht ließe sich mit Toyota als Hauptproduzent Ihrer kundenspezifischen Autos ein guter Deal aushandeln. Amerikanische Arbeitskräfte fertigen die Autos Ihrer Kunden nach Toyota-Spezifikationen, das fertige Produkt wird aber als Ihre Marke verkauft. Die unzähligen Kombinationsmöglichkeiten, die Ihre Kunden dank des Baukastenprinzips haben, müssen natürlich überprüft und technisch abgesichert werden; daher brauchen Sie jede Menge Kraftfahrzeugingenieure. Und mit wachsender Beliebtheit Ihrer individuell nach Kundenwünschen gefertigten Autos wird in Ihren Betriebsstätten Belegschaft auf- statt abgebaut.

Bevor Sie die ersten konkreten Schritte unternehmen, sollten Sie sich jedoch erst einmal von der überholten Vorstellung lösen, Sie seien ein amerikanischer Autobauer. Verstehen Sie sich stattdessen als global agierendes Unternehmen, das weltweit mit Arbeitskräften vor Ort produziert und jeden Absatzmarkt bedient. Können Sie strategische Allianzen mit Mitbewerbern wie Tata Motors schließen? Oder können Sie selbst eine Produktionsstätte in Indien eröffnen? China hat akzeptiert, dass umweltschädliche Benzinschlucker keine Zukunft haben, und hat sich das Ziel gesetzt, sich weltweit als führender Anbieter von Hybridfahrzeugen zu positionieren. In China zu produzieren, wäre gewiss auch keine schlechte Idee.

Wenn Sie schon den Wandel hin zu einem globalen Autobauer vollziehen, können Sie sich auch gleich in einen umweltbewussten globalen Mitspieler verwandeln. Statt (wie bei GM bisher üblich) Ihre in China gefertigten Autos zuerst zurück nach Amerika und dann zu den Verkaufsniederlassungen zu transportieren, verkaufen Sie Ihre Autos auf den regionalen Märkten der jeweiligen Fertigungsstandorte. Das ist doch viel umweltfreundlicher und schafft Arbeitsplätze an den Standorten Ihrer Produktionsstätten.

 

Damit hätten Sie viele, aber noch nicht alle Probleme gelöst. Die größten Hürden stellten arbeitsrechtliche Fragen und die Gesundheitsfürsorge dar. Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen müssten bereit sein, der Zukunft ins Auge zu blicken, um sich zu modernisieren und Umschulungs- und Weiterbildungsmaßnahmen als Chance zu begreifen, anstatt sich an die Errungenschaften vergangener Jahrzehnte zu klammern. Auch hier gilt, dass man sich von alten Vorstellungen lösen muss: An die Stelle der lebenslangen Beschäftigung tritt die lebenslange Beschäftigungsfähigkeit. Was die unternehmerische Gesundheitsfürsorge für Arbeitnehmer angeht, sind radikal neue Ansätze erforderlich. Auf beide Themen werde ich später noch ausführlicher eingehen, mit der soeben beschriebenen Generalüberholung wären Sie als amerikanischer Autobauer aber auf alle Fälle gut beraten.

Bei einer Zukunftsstrategie auf der Basis sicherer Fakten ist der Erfolg vorprogrammiert, während die Risiken minimal bleiben. Wenn Sie die sichtbare Zukunft aus harten Trends ablesen und den Verlauf weicher Trends zu Ihren Gunsten verändern – wenn Sie diese Unterscheidung treffen und entsprechend agieren –, verschaffen Sie sich die Sicherheit, die Sie für die erfolgreiche strategische Planung Ihrer geschäftlichen Aktivitäten benötigen. Dann wird Ihr Unternehmen nicht nur überleben, sondern über viele Jahre beständiges Wachstum verzeichnen.

Hoffnung ist kein stabiles Fundament für die Zukunft, Sicherheit schon.