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Die Weltallschiffer

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Die Weltallschiffer
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

Auszug aus der erklärenden Einleitung zum ersten Bändchen

Richard ist bis zum zwölften Jahre ein kräftiger, lebensfroher Knabe gewesen, als er durch ein Unglück gelähmt wird.

Am Abend seines vierzehnten Geburtstages sitzt der sieche Knabe allein in der Stube, traurig und freudlos, kein Ziel mehr im Leben kennend. Da erscheint ihm eine Fee. Sie nennt sich die Phantasie, will ihm ihr Geburtstagsgeschenk bringen und sagt ungefähr Folgendes:

In Richards Schlafzimmer befindet sich eine Kammerthür. Jede Nacht wird er erwachen (das heißt nur scheinbar), er soll aufstehen, jene Thür öffnen, und er wird sich stets dort befinden, wohin versetzt zu sein er sich gewünscht hat. Er kann sich also wünschen, was er will, er kann allein sein oder mit Freunden, er kann auch den Gang seiner Abenteuer ungefähr im voraus bestimmen; hat er aber einmal die Schwelle der Thür überschritten, dann ist an dem Laufe der Erlebnisse nichts mehr zu ändern. Alles soll folgerichtig geschehen, der Traum nichts an Wirklichkeit einbüßen. –

Die Erscheinung verschwindet, Richard erwacht aus dem Halbschlummer. Aber die gütige Fee hält Wort, und so findet der arme Knabe im Traume einen Ersatz für sein unglückliches Leben.

Jede Erzählung schildert nun eins seiner wunderbaren Erlebnisse, wie sie ihm die Phantasie eingiebt.

IV
Die Weltallschiffer

Das Weltallschiff

Alle Rechte vorbehalten.

In dem großen Saale, der hin und wieder verdunkelt wurde, um die auf eine weiße Wand geworfenen Lichtzeichnungen sichtbar zu machen, drängte sich eine Menge von Männern, die meist Brillen trugen und kahlköpfig waren. An einem erhöhten Rednerpult stand Richard, neben ihm gewahrte man einen Experimentiertisch, auf dem wunderliche Apparate aufgebaut waren, und hinter ihm hing eine große Wandtafel.

Richard erklärte vor den berühmtesten Gelehrten der ganzen Erde sein von ihm bereits fix und fertig hergestelltes Luftschiff, an dessen theoretischer Konstruktion sein ingeniöser Vater ein ganzes Menschenalter in einsamer Studierkammer gearbeitet hatte.

Nannte er aber im Gegensatz zu sich seinen Vater ingeniös, und behauptete er nur der einfache Handlanger für dessen geistreiche Ideen zu sein, so war das sicherlich nichts anderes als Bescheidenheit. Was er da den Gelehrten erzählte und vorrechnete, das war ja so fabelhaft, daß diese kein einziges Wort verstanden, es war ungefähr so, als wenn ein alter Mathematiker einem an der großen Zehe lutschenden Säugling die Richtigkeit des pythagoräischen Lehrsatzes beweisen wollte.

Richard schrieb nämlich auf die Wandtafel endlose Zahlenreihen, warf mit trigonometrischen Formeln und Wurzeln nur so um sich und bediente sich einer ganz unbekannten Rechnungsart aus der vierten Dimension, bei der noch das Einfachste war, daß er die vierzehnstelligen Logarithmen sämtlicher Zahlen im Kopfe hatte. Alle bisherigen Errungenschaften in den Naturwissenschaften, in der Physik, Chemie und Elektrotechnik schienen ihm schon längst überwundene Kinderspielereien zu sein, in der Sternenwelt war er zu Hause wie ein Droschkenkutscher in seiner Vaterstadt, und die Gelehrten drückten ihre Bewunderung um so mehr durch Applaudieren aus, als sie gar nichts von alledem verstanden.

Wirklich interessant aber wurde es erst, als Richard zu den demonstrierenden Experimenten überging. Da konnte man doch mit seinen eigenen Sinnen prüfen und beurteilen. Aber das Staunen wurde schließlich noch größer als vorhin.

Zweierlei war es, was Richard ermöglichte, nicht nur ein Luftschiff, sondern ein Weltallschiff so in seiner Gewalt zu haben, daß er mit ihm in der Sternenwelt herumsegeln konnte: erstens die beliebige Benutzung der beständig in der Luft befindlichen Elektricität, zweitens die willkürliche Aufhebung und Wiederherbeiführung der Schwerkraft.

Zur Gewinnung der Elektricität aus der Atmosphäre hatte er eine chemische Masse präpariert, die er Elektrik nannte. Er zeigte eine Probe davon vor, eine dünne Platte, nicht stärker als eine Pappe, von dunkelrotem Aussehen, die er nur an die Fensterscheibe lehnte, um dann, nachdem er Draht daran befestigt hatte, im stande zu sein, beliebig viel Funken von beliebiger Länge zu erzeugen. Und um auch einmal eine kleine Probe von wirklicher Kraft zu geben, isolierte er sich, nahm eine Platinstange von Armeslänge zwischen die ausgestreckten Hände, leitete den Strom hindurch, und – die Platinstange zerfloß in Tropfen.

„Wenn aber das Elektrik direkt den Sonnenstrahlen ausgesetzt wird, vermag es noch ganz andere Kräfte zu entfalten,“ meinte er schließlich leichthin.

Dem Experimente mit dem Almit, wie er das Metall genannt hatte, das nicht der Schwerkraft unterlag – sein Hauptbestandteil war Aluminium – ging erst wieder eine stundenlange theoretische Erklärung voraus. Denn hierbei handelte es sich nicht etwa um eine Masse, die den Naturgesetzen ungehorsam war – eine solche giebt es bekanntlich nicht – sondern das, was wir Schwer- oder Anziehungspunkt nennen, beruhte nach der Ansicht Richards einfach auf der Erscheinung einer ganz besonderen Art von Aetherwellen, die Richard Anziehungsschwingungen nannte. Ebenso wie Glas die Lichtwellen durchläßt, so bot Almit den Anziehungsschwingungen kein Hindernis, sobald es positiv elektrisch gemacht wurde.

Keuchend wälzten soeben zehn Männer mit Hebebäumen einen gar nicht allzu großen, silbergrauen Block herein. Das sollte der gewichtlose Almit sein. Richard leitete, um den Beweis seiner Behauptungen anzutreten, nunmehr einen elektrischen Strom hindurch, und in der That, als er darauf den Block an einer Ecke nur mit zwei Fingerspitzen anfaßte, hob er ihn wie eine Feder empor, und als er zurücktrat, schwebte der Block sogar frei in der Luft. Der elektrische Strom wurde darauf ausgeschaltet. Nun schlug der Block donnernd auf die Grunddiele nieder, sprang dann wieder hoch, schlug abermals donnernd nieder, und so ging das fort und fort, denn der Block war elastischer als ein Gummiball – die Elastizität war also eine zweite Eigenschaft des Almits, das außerdem unzerbrechlich war.

Richard beobachtete den springenden Block durch ein Instrument und entwarf eine schnelle Berechnung.

„Hielte ich die Bewegung jetzt nicht auf,“ erklärte er, „würde er ungefähr 846 Stunden, 25 Minuten, 0,32 Sekunden so weiter springen, ehe er vollkommen zur Ruhe käme. Nun werde ich den Herren zeigen, welche Wirkung negative Elektricität auf Almit ausübt.“

Er hob die Schwerkraft des hüpfenden Blockes auf und legte ihn, die Drähte der Elektrikbatterie daran lassend, wie ein Federkissen auf ein Fensterbrett. Dann zog er die Uhr und sagte:

„Jetzt ist der Block noch positiv elektrisch. Wollen die Herrschaften nun scharf auf den Block sehen. In dem Moment, wenn ich ‚jetzt‘ sage, schalte ich den positiven Strom aus und lasse dafür den negativen Strom hindurchgehen. Achtung – jetzt!“

Da war plötzlich der Block spurlos von der Fensterbank verschwunden, und man hörte dafür nur ein sausendes Pfeifen, das aber schnell verklang.

Richard sah nach der Uhr, trat an die Tafel und rechnete:

„Der Almitblock ist von der Erde abgeschleudert worden und bewegt sich jetzt als Meteor im Weltenraum mit einer Geschwindigkeit von 303478,6588 Meter pro Sekunde.“

Dann wischte er die Berechnung ab und malte auch gleich noch die Flugbahn dieses neuen Meteors um die Sonne hin, die ganz von derjenigen der Erde abwich.

Die Eigenschaft, welche die negative Elektricität im Almit erzeugte, war es hauptsächlich, worauf das Flugvermögen des Weltallschiffes beruhte. Es wurde erst gewichtlos gemacht, und in dem Moment, da man die Elektricität wechselte, löste es sich von der Erde ab und wurde in das Weltall hinausgeschleudert, etwa wie eine Kugel von einer rotierenden Scheibe abgeschleudert wird. Dies war die erste Geschwindigkeit. Dazu kam dann noch das Gesetz des Beharrungsvermögens. Da die Erde nämlich sich um die Sonne mit einer mittleren Geschwindigkeit von 4,1 Meilen pro Sekunde bewegt, machte das abgeschleuderte Luftschiff auch noch ihre Bewegung, nur nach einer anderen Richtung hin, mit, und zwar konnte man, wie der junge Ingenieur weiter erklärte, diese Richtung ebenso wie die Geschwindigkeit ändern.

Es seien nun noch die Hauptmerkmale des Luftschiffes hervorgehoben. Die kolossale Maschinerie, die das Weltallschiff barg, wurde durch Elektricität getrieben, diese durch Elektrik erzeugt, und die Hauptkraft der letzteren lag wiederum in dem beständigem Wechsel von Erzeugen und Aufheben der Schwerkraft. Durch ein Vermindern des Schwergewichtes innerhalb des Schiffes selbst konnte ferner die Richtung der Flugbahn verändert werden. Außerdem war eine Vorrichtung vorhanden, um die vorrätige, als Bewegung von der Erde empfangene Kraft in Wärme umzuwandeln. Auf diese Weise konnte man nun sowohl die Geschwindigkeit mäßigen und sogar ganz hemmen, als auch, wenn unterdessen sich die Kraft wiederum als Wärme immer mehr aufgespeichert hatte, die Geschwindigkeit bis zu jedem beliebigen Grade steigern.

Kurz, das Problem, im Weltall herumzufliegen und an jedem beliebigen Stern zu landen, war gelöst, es fehlte nichts mehr daran, nicht einmal die Frage wegen der Proviantierung machte noch Sorge, denn Richard zeigte auch durch chemische Experimente, wie man aus den Elementen Stickstoff, Sauerstoff, Kohlenstoff und Wasserstoff die Nahrungsmittel herzustellen vermöge, die man dann nur der Kunst des Koches zu überlassen brauchte. Diese Elemente konnten mit Leichtigkeit aus der Atmosphäre gezogen oden in komprimiertem Zustande in einer Menge, die für die ganze Schiffsmannschaft auf Jahrhunderte hinreichte, mitgenommen werden – und donnernder Applaus belohnte den jungen Erfinder, zugleich den ersten Weltallkapitän, der in den nächsten Tagen die Reise nach dem Mars antreten wollte, die er in zehn bis zwölf Wochen zurückzulegen gedachte.

 

Doch bescheiden lehnte Richard jede vorzeitige Ehrung ab, er wies vielmehr darauf hin, daß auch die Weltallschifffahrt gelernt sein wolle. War er auch fest überzeugt, mit seinem Schiffe fremde Weltkörper erreichen zu können, so fehlte doch noch jede Erfahrung. Auch hier hatte man mit Schiffbruch und unbekannten Mächten zu rechnen, und er sagte von vornherein, es stehe in Frage, ob er den Mars überhaupt fände.

Vielleicht, schloß er scherzend, ginge es ihm so wie Kolumbus, der den Seeweg nach Ostindien suchen wollte und dabei Amerika entdeckte.