Loe raamatut: «Fjodor Dostojewski: Hauptwerke», lehekülg 4
»Oho! In was für Subtilitäten geraten Sie da hinein!« rief der General lachend. »Sie sind ja gar kein gewöhnlicher Kalligraph, mein Bester; Sie sind ein Künstler! Nicht wahr, Ganja?«
»Es ist zum Erstaunen!« sagte Ganja. »Und Sie sind sich auch dessen bewußt, wozu Sie berufen sind«, fügte er spöttisch lachend hinzu.
»Lache du nur, lache du nur!« sagte der General; »aber diese Fähigkeit eröffnet dem Fürsten eine gute Laufbahn. Wissen Sie, Fürst, an was für hohe Persönlichkeiten wir Sie jetzt werden Briefe schreiben lassen? Fünfunddreißig Rubel kann man Ihnen gleich von vornherein monatlich geben. Aber es ist schon halb eins«, unterbrach er sich mit einem Blick auf die Uhr. »Also schnell zur Sache, Fürst; denn ich muß mich beeilen, und wir werden uns heute vielleicht nicht mehr sehen. Nehmen Sie einen Augenblick Platz; ich habe Ihnen schon gesagt, daß ich nicht in der Lage bin, Sie sehr oft zu empfangen; aber ich wünsche von Herzen, Ihnen ein klein wenig behilflich zu sein, selbstverständlich nur ein klein wenig, das heißt, was das Notwendigste anlangt; dann werden Sie sich ja selbst nach eigenem Belieben weiterhelfen. Eine kleine Stelle auf einem Bureau werde ich Ihnen beschaffen, keine sehr anstrengende, aber sie wird Pünktlichkeit verlangen. Jetzt ein Wort über das Weitere: In dem Hause, das heißt in der Familie Gawrila Ardalionowitsch Iwolgins, eben dieses meines jungen Freundes, mit dem ich mir erlaube Sie bekanntzumachen, haben seine Mutter und seine Schwester von ihrer Wohnung zwei oder drei möblierte Zimmer abgezweigt und geben sie an gut empfohlene Mieter mit Beköstigung und Bedienung ab. Auf meine Empfehlung hin wird, wie ich nicht zweifle, Nina Alexandrowna Sie aufnehmen. Für Sie, Fürst, wird das von außerordentlich hohem Wert sein, schon weil Sie dann nicht allein sein, sondern sich sozusagen im Schoß einer Familie befinden werden, und meiner Ansicht nach dürfen Sie bei den ersten Schritten in einer solchen Hauptstadt wie Petersburg nicht allein sein. Nina Alexandrowna, Gawrila Ardalionowitschs Mutter, und Warwara Ardalionowna, seine Schwester, sind Damen, die ich sehr hochschätze. Nina Alexandrowna ist die Gemahlin Ardalion Alexandrowitschs, eines pensionierten Generals, der zu Beginn meiner Dienstzeit mein Kamerad war, mit dem ich aber wegen gewisser Umstände die Beziehungen abgebrochen habe, was mich übrigens nicht hindert, ihn gebührendermaßen hochzuachten. Ich setze Ihnen dies alles auseinander, Fürst, damit Sie sehen, daß ich Sie sozusagen persönlich empfehle und folglich mich für Sie gewissermaßen verbürge. Der Preis ist ein sehr mäßiger, und ich hoffe, daß Ihr Gehalt bald völlig dazu ausreichen wird. Allerdings braucht man auch Taschengeld, wenigstens etwas; aber nehmen Sie es mir nicht übel, Fürst, wenn ich Ihnen bemerke, daß Sie am besten tun, auf Taschengeld zu verzichten und überhaupt kein Geld in der Tasche bei sich zu führen. Das ist meine Ansicht über Sie, und darum sage ich es Ihnen. Aber da jetzt Ihr Geldbeutel ganz leer ist, so gestatten Sie mir, Ihnen diese fünfundzwanzig Rubel hier anzubieten. Wir werden schon miteinander abrechnen, und wenn Sie wirklich ein so aufrichtiger, treuherziger Mensch sind, wie es nach Ihren Worten scheint, so können sich auch in dieser Hinsicht zwischen uns keinerlei Schwierigkeiten ergeben.
Wenn ich mich so für Sie interessiere, so habe ich in bezug auf Sie sogar eine bestimmte Absicht; Sie werden diese später noch kennenlernen. Sie sehen, ich verkehre mit Ihnen ganz zwanglos; ich hoffe, Ganja, du hast nichts dagegen, daß sich der Fürst in eurer Wohnung mit einquartiert?«
»Oh, ganz im Gegenteil! Auch meine Mutter wird sich sehr freuen ...«, versicherte Ganja freundlich und zuvorkommend.
»Es ist bei euch, soviel ich weiß, erst ein Zimmer vermietet. An diesen, wie heißt er doch gleich? Ferd ... Fer ...«
»Ferdyschtschenko.«
»Na ja; er gefällt mir nicht, dieser euer Herr Ferdyschtschenko. Ein vulgärer Possenreißer. Ich begreife nicht, warum Nastasja Filippowna sich seiner so annimmt. Ist er denn wirklich mit ihr verwandt?«
»Oh nein, das ist alles nur Scherz! Von Verwandtschaft keine Idee!«
»Na, hol ihn der Teufel! Na, sind Sie denn nun also zufrieden, Fürst, oder nicht?«
»Ich danke Ihnen, General; Sie haben an mir als ein herzensguter Mensch gehandelt, was um so mehr anzuerkennen ist, als ich Sie gar nicht gebeten hatte. Ich sage das nicht aus Stolz; ich wußte tatsächlich nicht, wohin ich mein Haupt legen sollte. Allerdings hat mich vorhin Rogoschin zu sich eingeladen.«
»Rogoschin? Aber nein; da möchte ich Ihnen doch den väterlichen oder, wenn Sie lieber wollen, den freundschaftlichen Rat geben, diesen Herrn Rogoschin ganz zu vergessen. Und überhaupt würde ich Ihnen raten, sich an die Familie zu halten, in die Sie eintreten werden.«
»Da Sie mir schon so viel Güte erweisen«, begann der Fürst, »so möchte ich Ihnen noch eine Angelegenheit, die mich beschäftigt, vorlegen. Ich habe die Nachricht erhalten ...«
»Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn der General, »jetzt habe ich wirklich keine Minute Zeit mehr. Ich werde sofort meiner Frau von Ihnen sagen. Wenn sie Sie jetzt gleich zu empfangen wünscht (meinerseits werde ich mich bemühen, sie durch meine Empfehlung dazu zu bewegen), so rate ich Ihnen, die Gelegenheit auszunutzen und sich ihre Gunst zu erwerben, da Lisaweta Prokofjewna Ihnen von großem Nutzen sein kann. Sie sind ja ihr Namensvetter. Und sollte sie es jetzt nicht wünschen, so nehmen Sie ihr das weiter nicht übel, sondern kommen Sie zu anderer Zeit wieder! Und du, Ganja, sieh doch unterdessen diese Rechnung durch, mit der Fedosjejew und ich uns vorhin abgequält haben! Vergiß aber nicht, sie nachher wegzuschließen!«
Der General ging hinaus, und so kam der Fürst nicht dazu, seine Angelegenheit vorzubringen, von der er etwa zum vierten Mal zu reden angefangen hatte. Ganja begann eine Zigarette zu rauchen und bot auch dem Fürsten eine an; dieser nahm sie an, versuchte aber nicht, ein Gespräch in Gang zu bringen, um nicht zu stören, sondern betrachtete das Arbeitszimmer. Ganja aber warf kaum einen Blick auf das mit Zahlen bedeckte Papier, auf das ihn der General hingewiesen hatte. Er war zerstreut; sein Lächeln, sein Blick, sein nachdenkliches Wesen machten nach des Fürsten Ansicht jetzt, wo sie beide allein geblieben waren, einen noch unangenehmeren Eindruck. Plötzlich trat er an den Fürsten heran, der sich gerade über Nastasja Filippownas Porträt gebeugt hatte und es betrachtete.
»Also gefällt Ihnen eine Frau von dieser Art, Fürst?« fragte er, indem er ihn durchdringend ansah, wie wenn er irgendwelche besondere Absicht hätte.
»Ein wunderbar schönes Gesicht!« antwortete der Fürst. »Und ich bin überzeugt, daß sie ungewöhnliche Schicksale erlebt hat. Das Gesicht sieht ja heiter aus; aber sie hat wohl früher furchtbar gelitten, nicht? Davon reden die Augen, dort die beiden Knöchelchen, die beiden Punkte unter den Augen, wo die Wangen anfangen. Es ist ein stolzes Gesicht, ein schrecklich stolzes Gesicht, und ich weiß nicht, ob sie ein gutes Herz hat. Ach, wenn sie das doch hätte! Dann wäre alles gerettet!«
»Würden Sie denn ein solches Weib heiraten?« fragte Ganja weiter, ohne seinen brennenden Blick abzuwenden.
»Ich kann überhaupt nicht heiraten; ich bin krank«, versetzte der Fürst.
»Aber Rogoschin würde sie heiraten? Was meinen Sie?«
»Gewiß, womöglich gleich morgen, denke ich. Er würde sie heiraten und sie eine Woche darauf vielleicht ermorden.«
Kaum hatte der Fürst dies gesagt, als Ganja plötzlich so zusammenfuhr, daß der Fürst beinah aufschrie.
»Was ist Ihnen?« fragte er, indem er ihn bei der Hand ergriff.
»Durchlaucht, Seine Exzellenz lassen Sie bitten, sich zu Ihrer Exzellenz zu bemühen«, meldete ein Diener, der in der Tür erschien. Der Fürst ging hinter dem Diener her.
IV
Die Jepantschinschen Töchter waren alle drei gesunde, blühende, wohlgewachsene junge Damen mit schöner, gutentwickelter Brust und kräftigen, beinah männerartigen Armen, und infolge ihrer Kraft und Gesundheit liebten sie es natürlich auch, manchmal tüchtig zu essen, was sie ganz und gar nicht zu verbergen suchten. Ihre Mama, die Generalin Lisaweta Prokofjewna, schnitt über den unverhohlenen Appetit der Töchter mitunter ein Gesicht; aber da viele ihrer Ansichten trotz alles äußeren Respekts, mit dem sie von den Kindern aufgenommen wurden, schon längst ihre ursprüngliche, unbestrittene Autorität bei diesen verloren hatten, und zwar in dem Maße, daß ein sich konstituierendes einmütiges Konklave der drei Töchter jedesmal den Sieg davontrug, so fand auch die Generalin im Interesse ihrer eigenen Würde es zweckmäßiger, nicht erst zu streiten, sondern gleich nachzugeben. Allerdings hatte sie nach ihrem ganzen Charakter oft keine Neigung, sich den Geboten der Vernunft unterzuordnen und zu fügen; denn Lisaweta Prokofjewna wurde von Jahr zu Jahr launischer und ungeduldiger, ja sogar ein wenig wunderlich; aber da doch immer noch der sehr gehorsame und wohldressierte Ehemann unter ihrer Herrschaft blieb, so ergoß sich, was an überschüssigem Mißmut sich bei ihr aufgesammelt hatte, gewöhnlich über sein Haupt, und damit war dann die Harmonie in der Familie wiederhergestellt, und alles ging den denkbar besten Gang.
Übrigens erfreute sich auch die Generalin selbst eines guten Appetits und nahm gewöhnlich um halb eins mit ihren Töchtern zusammen an einem reichlichen déjeuner dînatoire teil. Eine Tasse Kaffee tranken die jungen Damen schon vorher, Punkt zehn Uhr, im Bett, gleich nach dem Aufwachen. Das war ihnen eine liebe Gewohnheit und ein für allemal so festgesetzt. Um halb eins aber wurde der Tisch in dem kleinen Eßzimmer, neben den Zimmern der Mutter, gedeckt, und zu diesem Frühstück im engsten Familienkreis erschien manchmal auch der General selbst, wenn seine Zeit es erlaubte. Außer Tee, Kaffee, Käse, Honig, Butter, Koteletts und einer besonderen Art von Pfannkuchen, die die Generalin selbst sehr gern aß, wurde auch starke, heiße Bouillon serviert. An dem Morgen, an dem unsere Erzählung begonnen hat, war die ganze Familie im Eßzimmer versammelt und wartete auf den General, der versprochen hatte, um halb eins zu erscheinen. Hätte er sich auch nur eine Minute verspätet, so wäre sofort nach ihm geschickt worden; aber er erschien pünktlich. Als er an seine Frau herantrat, um sie zu begrüßen und ihr die Hand zu küssen, bemerkte er diesmal in ihrem Gesicht etwas ganz Besonderes. Und obgleich er schon am vorhergehenden Abend ein Vorgefühl gehabt hatte, daß es heute wegen einer gewissen »Geschichte« (so pflegte er selbst sich auszudrücken) so kommen werde, und sich schon gestern beim Einschlafen darüber beunruhigt hatte, so bekam er es doch jetzt wieder mit der Angst zu tun. Die Töchter traten an ihn heran, um ihn zu küssen; und wiewohl diese ihm keine bösen Manieren machten, so glaubte er doch auch in ihren Gesichtern einen eigentümlichen Ausdruck wahrzunehmen. Allerdings war der General infolge gewisser früherer Vorfälle allzu argwöhnisch geworden; aber als erfahrener und lebenskluger Vater und Gatte ergriff er sofort seine Maßregeln.
Vielleicht verderben wir das Relief unserer Erzählung nicht allzu sehr, wenn wir jetzt haltmachen und durch einige hilfreiche Bemerkungen eine wahrhafte und genaue Erklärung der wechselseitigen Beziehungen und der Verhältnisse geben, in denen wir die Familie des Generals Jepantschin beim Beginn unserer Geschichte vorfinden. Wir haben bereits oben gesagt, daß der General zwar kein sehr gebildeter, sondern, wie er selbst sich ausdrückte, nur ein »selbstunterrichteter« Mann, aber dabei doch ein erfahrener Gatte und ein lebenskluger Vater war. Unter anderm hatte er es sich zum Grundsatz gemacht, seine Töchter nicht zum Heiraten zu drängen, also ihnen nicht beständig zuzusetzen und sie mit seiner väterlichen Sorge für ihr Lebensglück zu quälen, wie das unwillkürlich und natürlicherweise fortwährend selbst in den verständigsten Familien geschieht, in denen sich erwachsene Töchter ansammeln. Er hatte es sogar erreicht, daß Lisaweta Prokofjewna seinen Grundsatz adoptierte, obgleich es ihm schwer genug geworden war, schwer deswegen, weil dieses Verfahren eben ein unnatürliches ist; aber die Gründe des Generals waren doch überzeugend und stützten sich auf greifbare Tatsachen. Er sagte, Mädchen, die man in dieser Hinsicht völlig unbehelligt lasse, müßten naturgemäß einmal zu ernstem Nachdenken kommen, und dann gehe die Sache schnell vonstatten, weil sie sie mit Eifer betrieben und alle Launen und alle überflüssige Mäkelei beiseite ließen. Die Eltern hätten dann weiter nichts zu tun, als unablässig und möglichst unmerkbar darüber zu wachen, daß es nicht zu einer absonderlichen Wahl oder zu einer unnatürlichen Neigung komme, und dann nach Abpassung des richtigen Augenblicks mit einemmal aus aller Kraft zu helfen und die Sache mit Aufbietung aller Hilfsmittel in Ordnung zu bringen. Schließlich war auch zu erwägen, daß das Vermögen und die gesellschaftliche Stellung der Generalsfamilie von Jahr zu Jahr in geometrischer Proportion stieg: je mehr Zeit also verging, um so günstiger gestalteten sich auch die Heiratsaussichten der Töchter. Aber mitten unter all diese unbestreitbaren Tatsachen trat noch eine andere Tatsache: die älteste Tochter Alexandra vollendete plötzlich und fast ganz unerwartet (wie das immer so zu geschehen pflegt) das fünfundzwanzigste Lebensjahr. Fast zu derselben Zeit sprach Afanasi Iwanowitsch Tozki, ein Mann aus den höchsten Gesellschaftskreisen, mit vortrefflichen Verbindungen und außerordentlich reich, wieder seinen langgehegten Wunsch aus, sich zu verheiraten. Er war fünfundfünfzig Jahre alt und besaß einen ausgezeichneten Charakter und einen ungewöhnlich feinen Geschmack. Er wollte sich gut verheiraten; er war ein vorzüglicher Kenner weiblicher Schönheit. Da er seit einiger Zeit mit dem General Jepantschin eng befreundet war, wozu ihre beiderseitige Teilnahme an gewissen finanziellen Unternehmungen wesentlich mit beitrug, so richtete er an diesen, gewissermaßen mit der Bitte um freundschaftlichen Rat und Anleitung, die Frage, ob er einer seiner Töchter einen Heiratsantrag machen dürfe. Dies führte in dem bisher so still und schön verlaufenen Familienleben des Generals Jepantschin einen starken Umschwung herbei.
Unbestritten die Schönste in der Familie war, wie schon gesagt, die Jüngste, Aglaja. Aber sogar Tozki selbst mußte sich trotz seines starken Selbstgefühls sagen, daß er hier nicht anklopfen dürfe und daß Aglaja nicht für ihn vom Schicksal bestimmt sei. Vielleicht ließ sich die blinde Liebe und allzu glühende Freundschaft der Schwestern zu einer Übertreibung hinreißen; aber darüber waren sie schon im voraus aus aufrichtiger Überzeugung derselben Ansicht, daß Aglajas Schicksal nicht von gewöhnlicher Art, sondern das denkbar schönste Ideal eines irdischen Paradieses sein müsse. Aglajas künftiger Mann müsse, vom Reichtum ganz abgesehen, alle möglichen Vorzüge in sich vereinigen und die größten Erfolge aufzuweisen haben. Die Schwestern hatten sich sogar, und zwar ohne zu viel unnütze Worte, dahin geeinigt, wenn es nötig sein sollte, ihrerseits zu Aglajas Gunsten ein Opfer zu bringen: Aglaja sollte eine gewaltige Mitgift erhalten, eine erheblich größere als sie beide. Die Eltern wußten von dieser Übereinkunft der beiden älteren Schwestern und hegten daher, als Tozki jene Bitte um Rat aussprach, fast keinen Zweifel, daß eine der beiden älteren Schwestern die elterlichen Wünsche erfüllen werde, um so mehr, da von Afanasi Iwanowitschs Seite Schwierigkeiten in betreff der Mitgift unmöglich zu erwarten waren. Tozkis Antrag hatte der General selbst mit der ihm eigenen Lebensklugkeit sofort als einen außerordentlich wertvollen erkannt. Da aber Tozki selbst vorläufig aus gewissen besonderen Gründen in seinem Vorgehen die allergrößte Vorsicht beobachtete und zunächst nur den Boden sondierte, so hatten auch die Eltern den Töchtern bisher nur ganz entfernte Andeutungen gemacht. Als Antwort hatten sie von ihnen die gleichfalls nicht in ganz bestimmte Ausdrücke gekleidete, aber doch wenigstens beruhigende Erklärung erhalten, daß die älteste, Alexandra, wohl nicht nein sagen werde. Sie war ein zwar charakterfestes, aber dabei doch gutherziges, verständiges und sehr verträgliches Mädchen; sie wäre sogar ganz gern Tozkis Frau geworden, und wenn sie einmal ihr Wort gegeben hätte, so hätte sie es ehrlich gehalten. Glanz und Pracht liebte sie nicht; ihr Mann hatte von ihr keine steten Sorgen, keine schroffe Sinnesänderung zu befürchten; sie konnte ihm sogar ein angenehmes, ruhiges Leben verschaffen. Ihre äußere Erscheinung war sehr hübsch, wenn auch nicht gerade Aufsehen erregend. Wo konnte es für Tozki eine bessere Frau geben?
Und doch kam die Sache nur äußerst langsam vom Fleck. Tozki und der General waren beiderseits in aller Freundschaft zu dem Entschluß gelangt, vorläufig jeden formellen, unwiderruflichen Schritt zu unterlassen. Selbst die Eltern sprachen mit den Töchtern immer noch nicht ganz offen über die Angelegenheit; im Gegenteil hatte sich eine Art von Dissonanz herausgebildet: die Mutter der Familie, die Generalin Jepantschina, war aus einem gewissen Grund unzufrieden geworden, und das war doch von großer Wichtigkeit. Es lag da ein hinderlicher Umstand vor, eine verwickelte, widerwärtige Sache, durch die das ganze Projekt möglicherweise unwiederbringlich zum Scheitern gebracht wurde.
Dieser verwickelte, widerwärtige »Kasus« (wie Tozki selbst sich ausdrückte) reichte in seinen Anfängen sehr weit, etwa achtzehn Jahre, zurück. Nahe bei einem sehr großen, ertragreichen Gut, das Afanasi Iwanowitsch in einem der mittleren Gouvernements besaß, lebte damals ein kleiner Gutsbesitzer höchst kümmerlich in großer Armut. Es war merkwürdig, wieviel Malheur der Mann ununterbrochen hatte; man erzählte sich darüber wunderliche Geschichten. Er war ein pensionierter Offizier aus guter Adelsfamilie, wodurch er vor Tozki sogar etwas voraus hatte, ein gewisser Filipp Alexandrowitsch Baraschkow. Obgleich er tief in Schulden gesteckt hatte und seine ganze Habe hatte verpfänden müssen, war es ihm endlich, nachdem er wie ein Bauer, ja fast wie ein Zuchthäusler gearbeitet hatte, gelungen, seine kleine Wirtschaft wieder leidlich befriedigend in Ordnung zu bringen. Auch der geringste Erfolg hatte die Wirkung, ihm neue Spannkraft zu verleihen. Guten Mutes, die Brust von froher Hoffnung geschwellt, verließ er einmal sein Gut, um auf einige Tage nach seiner Kreisstadt zu fahren, wo er einen seiner Hauptgläubiger besuchen und sich womöglich endgültig mit ihm einigen wollte. Aber am dritten Tag nach seiner Ankunft in der Stadt kam bei ihm der Schulze aus seinem Dörfchen mit verbrannter Backe und versengtem Bart angeritten und meldete ihm, daß am vorhergehenden Tag, gerade um Mittag, das Dorf und die sämtlichen Gutsgebäude abgebrannt seien; dabei sei auch die Gemahlin des Gutsbesitzers ums Leben gekommen, während die Kinderchen unversehrt geblieben seien. Diesen Blitz aus heiterem Himmel konnte auch Baraschkow, wie sehr er auch an Schicksalsschläge gewöhnt war, nicht ertragen; er verlor den Verstand und starb einen Monat nachher am hitzigen Fieber. Das abgebrannte Gut, dessen Bauern nach allen vier Winden auseinandergelaufen waren, kam unter den Hammer; was die beiden kleinen Kinder Baraschkows anlangte, ein sechsjähriges und ein siebenjähriges Mädchen, so übernahm es Afanasi Iwanowitsch Tozki großmütigerweise, sie auf seine Kosten erziehen zu lassen. Sie wurden mit den Kindern seines Verwalters zusammen erzogen, eines verabschiedeten Beamten mit zahlreicher Familie, eines Deutschen. Bald darauf blieb nur das eine der beiden Mädchen, Nastasja, übrig, indem die Jüngere am Keuchhusten starb; Tozki, der im Ausland lebte, hatte die beiden bald ganz und gar vergessen. Fünf Jahre darauf gedachte Afanasi Iwanowitsch einmal auf der Durchreise sich sein Gut anzusehen und bemerkte plötzlich in seinem Gutshaus in der Familie seines deutschen Verwalters ein reizendes Kind, ein zwölfjähriges munteres, liebenswürdiges, verständiges Mädchen, das außerordentlich schön zu werden versprach; in dieser Hinsicht war Afanasi Iwanowitsch ein Kenner, der sich nicht leicht irrte. Diesmal blieb er nur einige Tage auf dem Gut, fand aber doch Zeit, allerlei Anordnungen zu treffen. In der Erziehung des jungen Mädchens fand eine wesentliche Veränderung statt: es wurde eine respektable, ältere Gouvernante angenommen, eine gebildete Schweizerin, die im höheren Mädchenunterricht Erfahrung besaß und außer in der französischen Sprache auch noch in mehreren Wissenschaften unterrichten konnte. Sie zog in das Gutshaus ein, und die geistige Ausbildung der kleinen Nastasja erhielt nun einen größeren Umfang. Nach vier Jahren war diese Ausbildung beendet, und die Gouvernante reiste wieder ab. Dafür aber kam, um Nastasja abzuholen, eine Dame an, welche ebenfalls eine Gutsnachbarin Tozkis war, aber in einem andern, entfernten Gouvernement; diese nahm, in Afanasi Iwanowitschs Auftrag und von ihm bevollmächtigt, die kleine Nastasja mit sich. Auf diesem Tozkischen Gut fand sich gleichfalls ein zwar nur kleines, aber soeben erst erbautes Holzhaus; es war außerordentlich geschmackvoll eingerichtet, und das Dörfchen führte wie absichtlich den Namen Otradnoje. Die Gutsbesitzerin brachte Nastasja direkt in dieses stille Häuschen, und da sie selbst, eine kinderlose Witwe, nur eine Werst davon entfernt wohnte, so siedelte auch sie zu Nastasja über. Auch eine alte Haushälterin und eine junge, wohlerfahrene Zofe stellten sich bei Nastasja ein. In dem Haus fanden sich Musikinstrumente, eine auserlesene Mädchenbibliothek, Gemälde, Kupferstiche, Bleistifte, Pinsel, Farben, ein wunderschönes Windspiel, und nach zwei Wochen traf auch Afanasi Iwanowitsch selbst ein ... Von der Zeit an hatte er dieses ihm gehörende Steppendörfchen ganz besonders in sein Herz geschlossen; er besuchte es jeden Sommer und wohnte dort zwei, selbst drei Monate lang. So verging eine ziemlich lange Zeit, wohl vier Jahre, ruhigen und glücklichen, schönen und genußreichen Lebens.
Eines Tages (es war Anfang des Winters, ungefähr vier Monate, nachdem Afanasi Iwanowitsch im Sommer wieder in Otradnoje zu Besuch gewesen war, wo er sich jedoch diesmal nur vierzehn Tage aufgehalten hatte) ereignete es sich, daß auf irgendeine Weise zu Nastasja Filippownas Ohren ein Gerücht drang, daß Afanasi Iwanowitsch in Petersburg im Begriff sei, eine schöne, reiche, vornehme Dame zu heiraten, kurz eine solide, glänzende Partie zu machen. Es stellte sich dann heraus, daß dieses Gerücht nicht in allen Einzelheiten mit der Wirklichkeit übereinstimmte: die Heirat war erst in Aussicht genommen und alles noch sehr unbestimmt; aber in Nastasja Filippownas Wesen ging seitdem doch eine gewaltige Wandlung vor. Sie bewies auf einmal eine große Entschlossenheit und legte eine ganz unerwartete Energie an den Tag. Ohne sich lange zu besinnen, verließ sie ihr kleines Gutshaus, reiste völlig allein nach Petersburg und begab sich dort geradewegs zu Tozki. Dieser war äußerst erstaunt und fing an, mit ihr zu reden; aber fast vom ersten Wort an stellte es sich heraus, daß er die ganze Art, in der er sonst mit ihr geredet hatte, ändern mußte: die Ausdrucksweise, den Stimmklang, die bisher so erfolgreich benutzten Themata netter, angenehmer Gespräche, die Form der logischen Schlußfolgerungen, kurz alles, alles, alles! Vor ihm saß ein ganz anderes weibliches Wesen, das keinerlei Ähnlichkeit mit demjenigen hatte, das er bisher gekannt und erst im Juli in Otradnoje verlassen hatte.
Erstens wußte und verstand dieses neue Weib, wie sich herausstellte, außerordentlich vieles, so vieles, daß man höchst erstaunt sein mußte, wie sie es möglich gemacht habe, sich ein solches Wissen zu erwerben und sich zu so klaren Anschauungen durchzuarbeiten. (Hatte ihr wirklich ihre Mädchenbibliothek dazu verholfen?) Und damit nicht genug: sie verstand auch sehr viel von juristischen Dingen und besaß sichere Kenntnisse, wenn auch nicht von der menschlichen Gesellschaft, so doch von dem Gang, den gewisse Dinge in der menschlichen Gesellschaft neh men. Zweitens aber hatte sich ihr Charakter gegen früher vollständig geändert: Es war da keine Rede mehr von jenem schüchternen, unsicheren Mädchentypus, der manchmal durch seine originelle Munterkeit und Naivität bezaubert und dann wieder sich trüb und melancholisch, erstaunt und mißtrauisch, unruhig und zum Weinen geneigt ist. Nein, diejenige, die ihm da ins Gesicht lachte und ihn mit beißendem Spott verwundete, war ein fremdes, überraschendes Wesen. Nastasja erklärte ihm geradezu, sie habe ihm gegenüber in ihrem Herzen nie etwas anderes empfunden als die tiefste Verachtung; dieses bis zum Ekel gesteigerte Gefühl sei bei ihr gleich nach dem ersten Erstaunen eingetreten. Dieses neue Weib erklärte ihm, es sei ihr eigentlich vollständig gleichgültig, ob er sich jetzt verheirate und mit wem; aber doch sei sie hergekommen, um ihm diese Heirat zu verbieten, und zwar einfach aus Bosheit, einzig und allein, weil es ihr so beliebe; somit müsse es nun einmal so sein. »Und war's auch nur, damit ich über dich lachen kann, soviel ich will«, sagte sie, »denn jetzt habe auch ich schließlich Lust bekommen zu lachen.«
So drückte sie sich wenigstens aus; vielleicht hatte sie damit nicht einmal alles, was sie dachte, ausgesprochen. Aber während die neue Nastasja Filippowna höhnisch lachte und ihm all dies auseinandersetzte, überdachte Afanasi Iwanowitsch diese Angelegenheit für sich und brachte nach Möglichkeit seine etwas durcheinander geworfenen Gedanken wieder in Ordnung. Diese Erwägungen dauerten ziemlich lange; er brauchte zu seinen Überlegungen und zum Fassen eines endgültigen Beschlusses fast zwei Wochen; aber als diese Zeit um war, hatte er sich auch entschieden. Afanasi Iwanowitsch war damals schon ungefähr fünfzig Jahre alt und ein höchst solider, gesetzter Mann. Seine Stellung in der Welt und in der Gesellschaft war schon seit langer Zeit auf die festesten Fundamente gegründet. Sich selbst sowie seine Ruhe und Bequemlichkeit liebte und schätzte er über alles in der Welt, wie sich das auch für einen im höchsten Grade anständigen Menschen schickt. Diesen Zustand, der sich durch sein ganzes bisheriges Leben konsolidiert und eine so schöne Form angenommen hatte, war er nicht gewillt, auch nur im geringsten stören oder ins Schwanken bringen zu lassen. Andererseits ließen ihn seine Erfahrung und sein Scharfblick für die Dinge dieser Welt sehr bald und mit völliger Klarheit erkennen, daß er es jetzt mit einem ganz ungewöhnlichen Wesen zu tun habe, daß dies eine Persönlichkeit sei, die nicht nur drohe, sondern auch unfehlbar handle und namentlich vor keinem Hindernis haltmache, um so weniger, da ihr nichts in der Welt teuer sei, so daß man sie auch durch Geschenke nicht bestechen könne. Hier lag augenscheinlich etwas anderes vor: man spürte eine Art von seelischem Ekel, eine Art von romanhafter Entrüstung über Gott weiß wen und was, eine Art von unersättlichem, alles Maß überschreitendem Gefühl der Verachtung, kurz etwas, was in anständiger Gesellschaft als im höchsten Grad lächerlich und unerlaubt gilt und womit zu tun zu haben für jeden anständigen Menschen geradezu eine Strafe Gottes ist. Selbstverständlich hätte Tozki bei seinem Reichtum und bei seinen Verbindungen ohne weiteres irgendeine kleine, ganz harmlose Freveltat begehen können, um sich diese Unannehmlichkeit vom Hals zu schaffen. Andererseits war auch Nastasja Filippowna sicherlich kaum imstande, ihm etwas Schlimmes, etwa auf gerichtlichem Weg, zuzufügen; sie konnte nicht einmal einen besonderen Skandal hervorrufen, weil man sie immer mit größter Leichtigkeit in Schranken halten konnte. Aber all das war nur für den Fall richtig, daß Nastasja Filippowna sich dafür entschied, so zu handeln, wie es alle anderen Frauen in ähnlichen Fällen tun, und nicht in ihrer Exzentrizität alles Maß überschritt. Aber hier kam dem klugen Tozki seine Menschenkenntnis zustatten: Er merkte, daß Nastasja Filippowna selbst sehr wohl einsah, wie wenig sie ihm durch die Gerichte schaden konnte, und daß sie ganz andere Gedanken in ihrem Kopf umherwälzte; das verrieten ihm ihre funkelnden Augen. Da ihr nichts wertvoll war und am wenigsten ihre eigene Person (es bedurfte eines sehr klaren, eindringenden Verstandes, um in diesem Augenblick zu erkennen, daß sie schon längst aufgehört hatte, ihrer eigenen Person irgendwelchen Wert beizulegen, und um als Skeptiker und zynisch denkender Weltmann doch an die Ernsthaftigkeit dieses Gefühles zu glauben), so war Nastasja Filippowna imstande, sich selbst in häßlicher Art, etwa durch Sibirien und Zuchthaus, unwiederbringlich zugrunde zu richten, nur um den Menschen zu beschimpfen, gegen den sie einen so unmenschlichen Haß nährte. Afanasi Iwanowitsch hatte nie ein Hehl daraus gemacht, daß er ein wenig feige oder, besser ausgedrückt, im höchsten Grad auf Bewahrung des Dekors bedacht war. Hätte er zum Beispiel gewußt, daß man ihn auf seiner Hochzeit ermorden werde oder sich dabei sonst etwas sehr Unpassendes, Lächerliches und in der Gesellschaft nicht Übliches begeben werde, so hätte er gewiß einen großen Schreck bekommen, aber nicht sowohl eben darüber, daß man ihn ermorden, ihn schwer verwunden oder ihm vor aller Augen ins Gesicht speien werde usw., als vielmehr darüber, daß ihm dies unter Verletzung alles Brauches und Anstandes widerfahren werde. Und gerade so etwas war von Nastasja Filippowna zu erwarten, wiewohl sie noch darüber schwieg; aber er wußte, daß sie ihn durch und durch kannte und folglich wußte, wie sie ihn am empfindlichsten treffen könne. Und da die Heirat in der Tat bisher nur in Aussicht genommen war, so gab Afanasi Iwanowitsch nach und fügte sich der Forderung Nastasja Filippownas.
An seinem Entschluß wirkte auch noch ein anderer Umstand mit: Man konnte kaum begreifen, wie unähnlich das Gesicht dieser neuen Nastasja Filippowna dem früheren geworden war. Früher war sie nur ein recht hübsches Mädchen gewesen, aber jetzt ... Tozki konnte es sich lange Zeit nicht vergeben, daß er sie vier Jahre lang angesehen hatte, ohne zu rechtem Verständnis ihres Gesichts zu gelangen. Allerdings fällt es in solchen Fällen auch sehr ins Gewicht, wenn auf beiden Seiten eine plötzliche innere Umwandlung vorgeht. Übrigens erinnerte er sich auch an einzelne Momente in der Vergangenheit, wo ihm manchmal sonderbare Gedanken gekommen waren, wenn er zum Beispiel in diese Augen hineinblickte: man konnte in ihnen sozusagen eine tiefe, geheimnisvolle Finsternis ahnen. Diese Augen blickten, als ob sie einem ein Rätsel aufgäben. In den letzten zwei Jahren hatte er sich oft über die Veränderung gewundert, die mit Nastasja Filippownas Gesichtsfarbe vorgegangen war: Das junge Mädchen war erschreckend blaß, merkwürdigerweise aber dadurch sogar noch schöner geworden. Tozki, der, wie alle Lebemänner, anfangs mit Geringschätzung daran gedacht hatte, für wie billigen Preis ihm dieses des Lebens noch unkundige Wesen zugefallen war, war in der letzten Zeit an der Richtigkeit seiner Ansicht einigermaßen irre geworden. Jedenfalls hatte er noch im letzten Frühjahr beabsichtigt, Nastasja Filippowna in Bälde mit irgendeinem verständigen, ordentlichen, in einem andern Gouvernement angestellten Beamten gut zu verheiraten und ihr eine hübsche Summe als Mitgift zu geben. (Oh, wie schrecklich und boshaft lachte Nastasja Filippowna jetzt über diesen Plan!) Aber jetzt war Afanasi Iwanowitsch, entzückt über ihren neuen Reiz, sogar auf den Gedanken gekommen, ob er von diesem Weib nicht von neuem Vorteil ziehen könne. Er beschloß, Nastasja Filippowna in Petersburg wohnen zu lassen und mit allem Komfort und Luxus zu umgeben. Konnte er das eine nicht haben, so dafür ein anderes: Mit einer Nastasja Filippowna konnte man sich schon sehen lassen und in einem gewissen Kreis sich sogar ein feines Renommee erwerben. In diesem Punkt aber legte Afanasi Iwanowitsch auf sein Renommee großen Wert.