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Vorwort

Der Apostel Paulus schreibt nach Jesu Tod und Auferstehung einen Brief an die Gemeinde in Korinth. Darin betont er, dass Gott die Gläubigen in der Kirche oft zu ganz unterschiedlichen Aufgaben befähige, zum Beispiel zu der des Propheten.

Propheten: Das sind nicht, wie oft verstanden, Wahrsager oder Hellseher, sondern es sind berufene Menschen, die ausgezeichnet sind durch eine besondere Nähe zu Gott und die deshalb auch besonders Orientierung geben können. Paulus nennt diese Gabe „Charisma“, eine eigene Geistesgabe, die ausdrückt: Das kann längst nicht jeder!

Wer Pastor Georg Koch zeitlebens begegnet ist, seine Botschaften gehört und in verschiedenen Lebenssituationen für sich hat wirksam werden lassen, ahnt, dass dieses Verständnis von Prophetie tatsächlich ein Teil von Seelsorge sein kann – auch und vor allem in unserer Zeit.

Seelsorge zeichnete sich für Pastor Georg Koch vor allem darin aus, sich unermüdlich dafür einzusetzen, dass jeder einzelne Mensch in Glück leben kann. Wenn er das Glück des Menschen gefährdet sah, dann musste er das Wort ergreifen und Gottes Wort auslegen: frei, manchmal provozierend, immer mutig und kraftvoll. Manchmal wehte dann ein heftiger Windzug durch die Kirche, als ob alle Türen und Fenster weit offen stünden.

Georg Kochs Botschaften sind bis heute von seiner ungebrochenen Fähigkeit geprägt, nicht zu richten, nicht anzuklagen, sondern dem einzelnen menschlichen Leben wieder Richtung zu geben. Menschen aufrichten, den Blick schärfen und so neue Sichtweisen eröffnen: Georg Koch konnte in schwierigen Situationen neue Kräfte mobilisieren, indem er einen gnädigen, den Menschen zugewandten Gott verkündigte und Jesus Christus zum Maßstab der Dinge erklärte.

Christus hat alle Gläubigen zur Freiheit befreit (Gal 5,1) und somit den königlichen Weg der Freiheit für alle Menschen geebnet. Von diesem Grundsatz war Georg Koch nicht nur zutiefst geprägt, er war seine Handlungsmaxime. Freiheit war dabei für ihn weder eine Gefahr, noch war sie für ihn willkürlich. Pastor Koch wurde nicht müde, auf das große Ziel des Evangeliums hinzuweisen, das die Menschen dazu anleiten wolle, freiheitliche und mündige Christen zu werden. Gläubige, die einen eigenen Standpunkt haben, die eigene Akzente setzen, die aber in all ihrem Tun biblisch verwurzelt sind. In seinen Texten gibt Georg Koch für ein gelingendes Leben als Christ zusammenfassend drei Instanzen an die Hand: den maßgebenden Mann Jesus Christus, die Bibel sowie das eigene menschliche Gewissen.

Pastor Georg Koch hätte zu Lebzeiten gerne selbst ein Buch veröffentlicht. Leider ist es dazu aufgrund seiner Erkrankung nicht mehr gekommen. Mit dem vorliegenden Buch „Zwischenrufe – Briefe an eine E-Mail-Gemeinde“ wird der Versuch unternommen, in kompakter Form darzustellen, wie Georg Koch Glaube und Christentum verstanden hat.

Das Redaktionsteam hat dafür über Monate hinweg alle Briefe und viele weitere Texte zusammengetragen, die Georg Koch von 2002 bis kurz vor seinem Tod im Juni 2016 verfasst und an die von ihm ins Leben gerufene E-Mail-Gemeinde versendet hat.

Mein Dank gebührt daher in besonderer Weise Ursula Löcherbach, Georg Kochs Schwester, Peter Löcherbach sowie Anna Lena Jung, die mit großer Expertise und außerordentlichem Engagement maßgeblich dazu beigetragen haben, dass dieses Buch entstehen konnte. Es ist ihr Anliegen, zugleich auch ihr Verdienst, dass Kochs Botschaften und Gedanken nachhaltig wirken können.

Georg Koch fängt in seinen kurzen, auf den Glauben bezogenen Texten das Leben ein – mal religiös, mal heiter, mal bissig, mal fordernd. Schon ein erster Blick ins Buch zeigt die Vielfalt der vorliegenden Themen. Und so müssen die Zwischenrufe nicht von Anfang bis Ende durchgearbeitet werden, sondern das Buch darf vielmehr als Lesebuch verstanden werden. Jeder einzelne Brief behält für sich stets das Große und Ganze des Glaubens im Blick, verzettelt sich nicht in Banalitäten, sondern sucht vor allem auch den Dialog mit der Person, die gerade den ausgewählten Brief liest. Das heißt, die Briefe ermöglichen vor allem zufällige Begegnungen und laden ein, bei dem stehenzubleiben, was in der persönlichen Lebenssituation gerade bewegt und anspricht.

Wenn die „Zwischenrufe – Briefe an eine E-Mail-Gemeinde“ von Pastor Georg Koch dazu beitragen, dass Hindernisse und Schwierigkeiten des Augenblicks zurücktreten, neue Perspektiven sich eröffnen, Christen in ihrem Glauben mündig und frei werden und unser Leben neu vom Glauben an Jesus Christus berührt wird, sorgen sie und sein bleibendes Charisma dafür, „dass wir mit Gottes Hilfe jeden Tag einen Schritt weiterkommen“. Dann haben auch unser Glaube und unsere Kirche eine Zukunft.

Für das Redaktionsteam

Fabian Bodora

Vorsitzender des Pfarrgemeinderates St. Ignatius

Betzdorf/Sieg, im Juni 2018

Inhaltsverzeichnis

Mit den Zwischenrufen durch das Leben


Bibel Leben13, 16
Freiheitliches Leben15, 62, 66, 67, 87, 108
Gelingendes Christsein5, 11, 14, 23, 24, 27, 29, 30, 31,34, 35, 36, 40, 43, 47, 51, 53, 57, 59, 65, 74, 77, 82, 89, 90, 92, 98, 109, 117
Gelingendes Leben7, 18, 21, 26, 32, 33, 38, 39, 41, 46, 48, 50, 54, 55, 58, 60, 61, 63, 70, 71, 72, 73, 78, 81, 83, 84, 85, 86, 88, 91, 93, 94, 96, 97, 99, 100, 101, 103, 104, 106, 110, 111, 112
Gesellschaftliches Leben45, 116
Glauben Leben1, 3, 6, 9, 10, 12, 20, 25, 37, 42, 44, 64, 68, 75, 95, 102, 105, 107, 113, 114, 115
Jesus (er) Leben2, 4, 17, 49, 79
Liebes Leben56
Verantwortung Leben69
Vorbildliches Leben8, 19, 22, 28, 52, 76, 80

Mit den Zwischenrufen durch das kirchliche Jahr

 

FesttagZwischenrufFesttagZwischenruf
Advent23, 28, 35, 60, 71, 87, 97, 105Weißer Sonntag30, 43
Weihnachten10, 24Pfingsten5, 19, 25, 31, 91, 102
Neujahr11, 36, 40, 46, 47, 61, 72, 81, 88, 99Christi Himmelfahrt51, 65, 77
Dreikönigsfest55Dreifaltigkeitssonntag6
Maria Lichtmess74Fronleichnam115
Aschermittwoch75Peter und Paul66
Fastenzeit14, 15, 16, 29, 41, 57, 63, 73, 82, 106Kreuzerhöhung20
Palmsonntag2, 17Erzengelfest8
Karwoche90Erntedankfest9
Gründonnerstag84Schutzengelfest8, 95
Karfreitag49Allerheiligen22, 86, 104
Ostern42, 64, 107Firmung21

1 Glauben Leben

Am 22.02.02, 09:42 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Unmittelbar vor Gott stehen

Wenn du betest, dann schließe die Tür zu: dann bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist – dieses Vorgehen legt Jesus seinen Zuhörern nahe. Wie ein Prophet befreit Jesus das Gebet von allem Äußerlichen! Es ist nicht an Zeiten gebunden, keine Pflicht oder Leistung, es muss nicht in einer Kirche oder einem Gottesdienst verrichtet werden, kein Formalismus ist nötig. Zieh Dich in Dich selbst zurück! Verriegele dich vor jeder Störung! Menschen sollen nicht mehr für Dich maßgebend sein. Stehe unmittelbar vor Gott! Sprich mit ihm wie mit einem Liebenden.

Werde Dir bewusst, dass Du für ihn wichtig bist! Bringe Deine Tränen und Dein Glück vor ihn. Mach Gott nichts vor und Dir selber auch nicht. Gott ist ein Ort, an dem Du sein kannst, wie Du bist. Manchmal wünschen wir uns etwas, was uns erstrebenswert vorkommt, doch würden wir es wirklich bekommen, so wäre es vermutlich bald unsere Pein. Vor anderen Dingen möchten wir am liebsten fliehen, und doch erweisen sie sich am Ende wohlmöglich als Wohltat für uns. Es ist nicht möglich, unser Leben selbst auszurechnen.

Aber das Vertrauen, das uns etwas trägt und führt und bei der Hand nimmt, das allein genügt. So jedenfalls sieht Jesus unser ganzes Verhältnis zu Gott. Dann reifen wir zu Hörenden hin und nicht wir sprechen, sondern wir hören, wie Gott zu uns spricht. Er lebt unmittelbar in uns, und seine Worte gehen durch uns.

So möchte ich beten können und bin doch meilenweit davon entfernt. Beten und vor Gott sein, wie ich bin, das wird mir deutlich durch einen kurzen Satz: „Ich sprach zum Mandelbaum: Erzähle mir von Gott! – Und er begann zu blühen.“

2 Jesus (er-) Leben (Palmsonntag)

Am 23.02.02, 10:32 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Auf einen grünen Zweig kommen

Die Redensart spielt auf einen alten deutschen Rechtsbrauch an. Wer ein Grundstück erworben hatte, bekam vom Vorbesitzer bei der Übergabe eine kleine Rasenscholle mit einem eingesteckten grünen Zweig von einem Baum des Grundstückes. Im übertragenem Sinne war gemeint: Jemand kommt zum Glück, bringt es zu etwas. Wobei das Grün das Wachstum und die Fruchtbarkeit andeutete, kurz: den Frühling. Wenn wir am Palmsonntag mit grünen Zweigen in die Kirche einziehen, wollen wir auf eine andere Weise daran erinnern, wie wir in unserem Leben auf einen grünen Zweig kommen.

Die grünen Zweige waren die immergrünen Blätter der Palme. Und die Symbolik der Palme erschließt sich uns zu allererst von ihrem Standort und ihrer Gestalt her. Mitten in der Wüste an einer Oase wächst sie bis zu zwanzig Metern empor. Sie spendet Schatten, bringt reiche Frucht an Datteln, und ihr elastischer Stamm lässt sich vom Wind nicht brechen.

Für die Menschen der Vorzeit wurde sie so zu einem Wunder des Lebens. Nach tagelangem Wandern fanden sie: Wasser, Schatten und Früchte, Inbegriff des Lebens. Freude und Dankbarkeit erfüllte einen, gesättigt von Datteln legte man sich zum Ausruhen hin und erfuhr Frieden. So wurden die Palme und die Palmzweige zu einem weitverbreiteten Symbol für Sieg, Freude und Frieden. Die immergrünen Blätter der Palme wurden zu einem Sinnbild für ewiges Leben und für Auferstehung.

Carl-Gustav Jung sieht in der aufwärtsstrebenden Gestalt der Palme ein Symbol für unsere Seele. Jesus Christus verkörpert die Eigenart der Palme in sich. Mitten in der Wüste trockenen Gesetzesdenkens fanden Menschen in ihm eine Oase. In seiner Nähe fanden sie lebendiges Wasser, wurde ihr Leben frei und fruchtbar. Sie sagten sich: Er hat den Sieg errungen, er ist unser König, von ihm können wir leben, bei ihm ausruhen, lasst uns ihm zujubeln.

Wir kommen also auf einen grünen Zweig in unserem Leben, wenn wir den Weg Jesu gehen, uns nach seinen Maßstäben ausrichten. Vielleicht müssen wir dann zuerst tagelang durch die Wüste wandern, Schwierigkeiten meistern, Leid bestehen, aber nur so wird unser Leben fruchtbar, beginnt der Frühling des Glaubens.

3 Glauben Leben

Am 15.04.02, 07:49 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

 

Orte und Zeiten, wo Leben sich verdichtet

„Geht und sagt meinen Brüdern, sie sollen nach Galiläa gehen, und dort werden sie mich sehen.“ (Mt 28,10)

Es gibt Orte und Zeiten, da verdichtet sich alles, da sind wir aufmerksamer und offener für das Leben. Was bis dahin dahinplätscherte, wird auf einmal zu einem lebendigen Quell. Was wir an einem Ort routinemäßig getan haben, bekommt woanders eine anrührende Tiefe.

Menschen pilgern immer wieder an bestimmte Orte, um dort Trost und Ermutigung zu finden.

In Galiläa, da kann man den Auferstandenen schauen. In Jerusalem, in der Hauptstadt des Denkens und des Wissens, dort wird man ihm kaum begegnen. In Jerusalem hatte man gesagt, dass das Gesetz das Volk zusammenhalte.

In der Provinz, in Galiläa, dort war man empfänglich für Verheißungen und Einladungen. Hier war die Religion noch jung und neu.

Man sprach von einem galiläischen Frühling Jesu, weil sich dort die Menschen in Scharen um ihn sammelten. Hier hing man an seinen Lippen: Er verkündete einen Gott, dem wir wert und würdig seien. Sein Gottesbild kannte keinen Schatten, das Richtende und Rächende hatte er aus dem Gottesbild ausgemerzt.

Hier in Galiläa also, am See, wo der Himmel sich im Wasser spiegelt, kann man dem Auferstandenen begegnen.

Wo ist bei mir die Religion noch jung? Wo sind in meinem Denken die Hauptstädte, die keinen Platz für Überraschungen haben?

Dem Lebendigen begegnen, das ist eine Erfahrung jenseits von Raum und Zeit im Herzen eines jeden Menschen, der dort Orte und Zeiten hat, wo er noch jung ist und für Überraschungen offen.

Ich wünsche Euch allen Orte und Zeiten, wo das Leben sich verdichtet und Steine von unseren Herzen weggewälzt sind.

4 Jesus (er-) Leben

Am 22.04.02, 16:44 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Der zweite Atem

Morgens laufe ich mit meinem Hund meine Runden im Wald, um den Tag zu gewinnen. Meist macht es Spaß, und ich komme gut voran. Manchmal ist es aber so, dass ich saft- und kraftlos daher trabe. Wenn ich dann in der Ferne einen anderen Läufer sehe, dann packt mich der Ehrgeiz, ich atme tief durch und will ihn einholen. Dann passiert es, und ich bekomme sprichwörtlich „den zweiten Atem“ und laufe mit neuer Kraft los.

Bei den Ostergeschichten der Bibel entdecke ich oft den „zweiten Atem“. Da ist die Geschichte am See Tiberias. Die Jünger kommen mit leeren Netzen ans Ufer und Jesus gibt ihnen den Auftrag: Werft noch einmal euer Netz auf der rechten Seite aus. Ihnen ist die Luft ausgegangen, sie resignieren, wollen nicht weiter „laufen“.

Doch da ist etwas geschehen, das den Jünger diesen „zweiten Atem“ gegeben hat, neuen Lebensmut. Die Kraft, sich aufzumachen und wider besseres Wissen aufzubrechen.

Der „zweite Atem“, das ist die Zumutung, die Dinge des Lebens noch einmal aus einer anderen Sichtweise anzugehen. Darauf zu vertrauen, dass sich unser Lebensnetz auf ganz andere Art und Weise füllen kann.

Unser Glaube ist ja die Botschaft der Hoffnung, der Befreiung. Bei diesem Glauben geht es nicht zuerst um Gebote, um Moralvorschriften, um Ein- oder Ausgrenzung, sondern um Mut in der Hoffnungslosigkeit, um Liebe in der Einsamkeit, um Kraft im Scheitern, um Leben, wo einem alles leer und hohl vorkommt.

Jesu Wort ist ein Wort, das leere Netze füllt. Sein Wort, seine Zumutung, können uns einen „zweiten Atem“ geben. Sein Atem, sein Geist, wollen mich beleben, das Dasein noch einmal mit anderen Augen zu wagen und hinauszufahren. Er gibt uns einen langen Atem.

5 Gelingendes Christsein (Pfingsten)

Am 10.05.02, 20:10 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Gesucht: Eine Gemeinschaft von Freien und Souveränen

Im Traum sehe ich einen Hengst, den mehrere Männer bändigen wollen. Er steht in einem Bezirk von mehreren Quadratmetern mit Balken umzäunt, eingesperrt.

Ich sehe sein Sträuben und die Mühe der Männer, ihn im Zaum zu halten und denke: Du hast Recht, Pferd, wehre dich nur. Gehörst eigentlich hinaus in die Freiheit und in die Prärie. Das Pferd bricht aus und galoppiert durch das Gelände, ich auf seinem Rücken.

Mit einem Pferd verbinde ich: frei sein, unabhängig sein, Kraft und Stärke einsetzen.

Der Traum hat mir ein Schlüsselbild und Schlüsselworte eingegeben, um das Wirken des Heiligen Geistes begreifen zu können.

Wie oft war ich eingesperrt und eingezäunt in theologische Sprachregelungen, die mir eingebläut wurden? Wann war ich souverän und habe meine eigene Glaubensmeinung formuliert? Bin ich im Glauben ein freier und souveräner Geistlicher gewesen? Hatte ich die Kraft und die Stärke, eigene Riten zu finden, um den Glauben lebensnah erfahrbar werden zu lassen?

Der Glaube hat mich frei gemacht! Der Geist dieser Freiheit Gottes wohnt in mir!

Dieses innere Überzeugtsein hat mich vor über zwanzig Jahren in einer Ruhepause zwischen zwei Saunagängen tief durchströmt.

Seitdem bin ich unterwegs, eine Gemeinschaft zu finden, wo Menschen frei und souverän und mündig im Glauben sind. Wenn ich verzagt war, gab es neben mir welche, die aufmunterten. Wenn ich mutig meinen eigenen Glauben erzählte, dann wurde ich von anderen bestärkt. So wurde ich unabhängig, souverän, von der Hierarchie, die Glauben verwaltet. Eine Gemeinschaft von Freien und Souveränen stützte mich. Oft waren es einfache Frauen und Männer.

An Pfingsten wird in uns selbst hineingelegt die Wahrheit des Glaubens. In uns wird alles wirksam. Der Geist Gottes in uns macht uns frei und unabhängig und begründet eine neue Gemeinschaft.

Die Kraft und Stärke der Glaubens-Pferde können in die Freiheit der Kinder Gottes dahin galoppieren!

Diese Freiheit der Kinder Gottes wünsche ich uns allen.

6 Glauben Leben (Dreifaltigkeitssonntag)

Am 28.05.02, 14:51 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Gott ist Gemeinschaft

Gott wird uns immer ein Geheimnis bleiben. Jeder Mensch wird uns ein Geheimnis bleiben. Ein Geheimnis aber kann uns bergen und Kraft geben. Das Geheimnis Gottes am Dreifaltigkeitssonntag wird uns in dem Satz dargelegt: Gott ist Gemeinschaft. Gott ist nicht allein, einsam, isoliert.

Gott ist Gemeinschaft und Gott ist Liebe. Die Liebe sucht immer den Austausch, das Gespräch und das Mahl mit dem anderen. Gott ist also in seinem Wesen Gemeinschaft und darum Liebe. Ja wir dürfen sagen: Auch Gott ist liebesbedürftig. Er empfängt Liebe und lebt von ihr.

Diese Begegnung in Gott ist wie jede echte Begegnung schöpferisch;

Geistvoll im wahrsten Sinne des Wortes, voll des Geistes, den die Schrift nennt: Heiligen Geist.

Dieser Geist wird den Mensch und die Welt umgestalten, neu machen. Er ist die Kraft, die alles nur Allein-sein-Wollen überwindet. Er ist die Leidenschaft, die alles Miteinander-Sein bestärkt. Durch ihn gibt es Einheit – auch in Gott – bei aller Verschiedenheit.

Die Schrift sagt, dass wir Menschen Bild Gottes sind, nach diesem Gott geschaffen. Darum der Urtrieb, uns aussprechen zu wollen und Antwort zu finden. Darum dieser Hunger nach Liebe und der Drang, lieben zu dürfen.

Darum der schöpferische Funke, die Welt zu gestalten, menschlicher zu gestalten. Daum die Notwendigkeit, jede Isolation zu sprengen und auf den Mitmenschen zuzugehen.

Gott kennt keine Isolation. Gott braucht und will Gemeinschaft. Deshalb reden wir Christen nicht nur allgemein von Gott. Wir sagen bewusst: Vater, Sohn und Geist.

Gott, wir danken dir, dass du nicht allein sein kannst und willst. Wir können es noch viel weniger.

7 Gelingendes Leben

Am 31.07.02, 17:28 schrieb „Georg Koch“ unter <koch.georg@t-online.de>:

Das Leben leicht nehmen

PSALM

Ich bin vergnügt

erlöst

befreit

Gott nahm in seine Hände

Meine Zeit

Mein Fühlen Denken

Hören Sagen

Mein Triumphieren

Und Verzagen

Das Elend

Und die Zärtlichkeit

Was macht dass ich so fröhlich bin

In meinem kleinen Reich

Ich sing und tanze her und hin

Vom Kindbett bis zur Leich

Was macht dass ich so furchtlos bin

An vielen dunklen Tagen

Es kommt ein Geist in meinen Sinn

Will mich durchs Leben tragen

Was macht dass ich so unbeschwert Und mich kein Trübsinn hält

Weil mich mein Gott das Lachen lehrt

Wohl über alle Welt

Hanns Dieter Hüsch

Voller Gottvertrauen schreibt Hanns Dieter Hüsch diese Zeilen nieder. Sie wirken wie ein Testament, kommen nicht gestelzt daher. Wie schön ist es, dass vor dem Erlöst-Sein das Vergnügt-Sein kommt. Nichts spart er aus, alles kommt in die richtige Balance, weil es in Gottes Händen liegt. Ist das nicht etwas zu naiv? Oder welches große Vertrauen, das Vertrauen auf Gott, trägt diesen Text?

Das macht es aus, dass ich so fröhlich bin, ich nehme alles leicht, weil es in Gottes Händen aufgehoben ist. Das Glück und die Zärtlichkeit machen mich dann nicht verrückt, das Elend und das Verzagen drücken mich nicht nieder.

Ich sing’ und tanze bei der Geburt und bei dem Toten erzähle ich mit den Angehörigen oft noch Anekdoten, die den Verstorbenen charakterisieren. So nehmen wir den Tod nicht schwer und das Leben leicht. Ein guter Geist ist es, der mich durchs Leben trägt. Und alles wird unbeschwert, weil mich mein Gott das Lachen lehrt. Er lehrt mich das Lachen, nicht das Auslachen oder das hämische Lachen. Es scheint mir ein Lachen zu sein darüber, dass viele alles so wichtig nehmen.

So kann ich mit Hanns Dieter Hüsch diesen Psalm beten und das Leben leicht nehmen. Und Ihr werdet lachen, ich bete ihn fast jeden Morgen und er macht mich tatsächlich unbeschwert.