Loe raamatut: «Louisianas Eskorts»
Imprint
Louisianas Eskorts
Georg von Rotthausen
published by epubli GmbH, Berlin
Copyright: © by Georg von Rotthausen
ISBN:
Inhaltsverzeichnis:
Imprint
Inhaltsverzeichnis
Wie alles begann …
Danksagung
Kontakt zum Autor
Georg von Rotthausen
Louisianas Eskorts
19.10.2001: Sittenwidrigkeit der Prostitution in Deutschland abgeschafft
Der Deutsche Bundestag im Reichstag zu Berlin schafft mit großer Mehrheit die Sittenwidrigkeit der Prostitution ab: Der Gesetzentwurf zur Verbesserung der rechtlichen und sozialen Situation der Prostituierten wird verabschiedet.
“Genießen und genießen lassen, ohne sich noch sonst jemandem zu schaden - das ist die ganze Moral.” Nicolas Chamfort
Wie alles begann …
Heiß war es im Sommer 2003, sehr heiß. Es starben mehr alte und kranke Menschen als üblich. Für die jungen, gesunden und kräftigen aller Altersgruppen war es einer der schönsten Sommer überhaupt. Und in den Urlaubsgebieten von Nord bis Süd klingelten die Kassen, daß es eine Freude war. Große Probleme hatten wiederum die Winzer, da ihnen vielfach das Weinlaub an den Reben verdorrte und die Trauben sich nicht gut entwickeln. Schon bald würde man ihn als Jahrhundertsommer bezeichnen.
Die Semesterferien hatten gerade begonnen. Der Himmel war wolkenlos saphirblau, die Sonne brannte herunter was das Zeug hielt − ein weiterer brüllendheißer Tag. Außer einer sanften Brise, die die Haut einiger junger Menschen am Ort der Handlung umspielte, bewegte sich nichts. Es war seltsam still.
Konstantin von Seesenheim und seine Freunde lagen mit glänzenden Körpern im Poolbereich des Landhauses seiner Eltern. Kein einziger Sonnenschirm war aufgespannt worden. Sie wollten alle tiefbraun werden, wenn es ihnen schon verwehrt war, in die Karibik zu fliegen. Bei einem von ihnen würde es allerdings etwas schwierig werden, denn er neigte eher zur Hummerfärbung nach einem Kochtopfbad.
Der Landsitz der Seesenheims war riesig und im Zentrum nicht einsehbar. Er hatte einen guten Baumbestand und zahlreiche schöne Zierbüsche um den fast parkähnlichen Gartenbereich am Herrenhaus boten vollständigen Sichtschutz. Die jungen Männer konnten sich in jeder Beziehung frei bewegen, so wie es ihnen gerade beliebte. Das galt für die Kleiderordnung oder wenn ihnen nach altrömischem Benehmen zumute war.
Zu ihnen gesellt hatte sich Louisiana Freiin von Tantzow-Lerchenbach, deren Familie das Nachbargrundstück besaß, das ebenfalls an die fünfzigtausend Quadratmeter umfaßte. Sie hatte keine Last mit anwesenden Geschwistern, was sie gut fand, denn sie gingen ihr in ihrer Spießigkeit auf die Nerven, und nach einigen Erfahrungen mit titeltragenden Extremdummköpfen keinen Freund, obwohl sie eine feengleich schöne Erscheinung war.
Lou, wie sie kurz genannt wurde, war 1,72 m groß, wog gerade einmal 52 kg, und entgegen der Vorurteile gegenüber echten Blondinen eines der gescheitesten Mädchen, das die am Pool lagernden jungen Männer kannten.
Die dichten, dabei weichen goldblonden Haare der feschen Dreiundzwanzigjährigen reichten bis zu ihrem formvollendeten Po herunter. An jenem herrlichen Tag trug sie einen knappen, wie fast immer auf ihre Haarfarbe abgestimmten Bikini. Er war hellblau. Beinahe alle ihre Bikinis waren in Blau gehalten, in den verschiedensten Abstufungen, verstand sich.
Das Halbschrägschalenoberteil brachte ihre schönen Brüste vorteilhaft zur Geltung, das schmale Höschen zierte auf der Vorderseite ein siebengezackter goldener Stern. Eine Einladung mit Qualitätsangabe, die aber nicht den anwesenden Kommilitonen galt − zumindest behauptete sie das, und so unterblieben nach anfänglich vergeblichen Versuchen weitere Avancen der jungen Männer. Lou wurde als Kumpel betrachtet, zumindest behaupteten sie es.
Auf ihren schönen Schultern hatten sich durch viele Sonnenbäder zahlreiche helle Sommersprossen versammelt. Es wirkte bei ihr sehr sinnlich. Eine freche Note gaben ihr die Sommersprossen auf der Stirn und quer über ihre süße Nase. Ihre zauberhaft kleinen Ohren konnte man unter der Haarflut nicht ohne weiteres sehen. Im übrigen vermochte kein Betrachter auf ihrer samtigen Haut einen Makel zu entdecken. Ihr piercingfreier Bauchnabel war eine erotische Sensation. Ihre schlanken zarten Hände zierte am rechten Ringfinger ein Siegelring mit dem Wappen derer von Tantzow. Den Saphirring ihrer verstorbenen Großmutter hatte sie links nicht angelegt, wie sonst üblich.
Konstantin war ein vierundzwanzigjähriger Leutnant der Reserve und Student der Politikwissenschaften. Er wurde von seinem Vater, einem Generalleutnant, ziemlich kurz gehalten, was die finanzielle Ausstattung anbelangte − der Beruf „Sohn“ war ihm streng untersagt worden −, weshalb es mit dem schon lange gewünschten Urlaub auf den Bahamas in jenem Jahr ein ums andere Mal nichts geworden war. Seine Mutter steckte ihm immer mal wieder einen Schein zu, war aber ohne eigenes Gehalt auf ihren Mann angewiesen. Sie hatte nur die Zinsen aus ihrem eigenen kleinen, ererbten Vermögen zur freien Verfügung.
Ihr Ältester war ein schwarzhaariger Typ, mit dunkelbraunen Augen, 1,85 m groß, gertenschlank, durchtrainiert, mit einem perfekten Körperbau. Sein schön ausdefinierter Oberkörper war unbehaart, wenn man von einer deutlichen Naht absah, die von seinem wohlgeformten Bauchnabel hinabführte, dorthin sich verbreiternd, wo seine schmale, rote Badehose einen dichten schwarzen Pelz so gerade eben verhüllte und sein beachtliches Geschlecht verbarg, das heißt, so ganz dann doch wieder nicht. Er war ein deutlich sichtbarer Rechtsträger.
Seit drei Wochen war „Kon”, wie ihn seine Freunde kurz nannten, erotisch unterbeschäftigt. Seine nicht mehr aktuelle Freundin hatte die Universität gewechselt, genauer gesagt, sie war in die USA gegangen, nach Berkeley, und da machte er sich keinerlei Illusionen über ihren weiteren Verbleib. Er würde sie ohne Zweifel bereits in jenem Moment an einen Californian Dream Boy verloren haben, bestens ausgestattet mit Geld, körperlichen Vorzügen und vermutlich sogar Geist. Ihre letzte gemeinsame Liebesnacht hatte er besonders lang und wild gestaltet − sozusagen auf Vorrat, so das überhaupt ging, denn Lust hatte er jederzeit. Er war von einer unglaublich virilen Ausdauer.
Neben ihm lag Alexander Nikolajewitsch Kurijakin, ein echter Prinz aus einer ursprünglich russischen Fürstenfamilie, die es 1917 noch geschafft hatte das untergehende Zarenreich über das Schwarze Meer zu verlassen. Auf abenteuerlichen Wegen waren sie mit zehn Personen schließlich nach Großbritannien gekommen, wo Alexanders Ururgroßvater auf der Bank von England ein beachtliches Vermögen deponiert hatte. In der Weltwirtschaftskrise der Zwanziger Jahre des 20. Jahrhunderts löste es sich in Nichts auf. Ein fürstliches Nichts, aber eben ein Nichts.
Verwandtschaftliche Beziehungen hatten sie ins Deutsche Reich geführt, wo sein Urgroßvater und einer seiner Söhne im Hotelbereich Arbeit fanden und deutsche Staatsbürger wurden. Durch den verlorenen Zweiten Weltkrieg hatten sie wieder alles eingebüßt und dabei noch Glück gehabt, daß sie im britischen Besatzungsbereich lebten und so vor dem Zugriff der Roten Armee einigermaßen sicher waren.
Auf diese Weise waren die Kurijakins zumindest körperlich unbeschadet durch die Zeitenstürme gekommen, und auf dem Gymnasium hatten Alexander und Konstantin sich kennengelernt, waren bald dicke Freunde geworden. „Dick” bezog sich aber nur auf die Tiefe ihrer Freundschaft. Alexander war ein wunderbar schlanker Mensch von 1,86 m, schon immer sehr sportlich, in der Bundeswehr ebenfalls zum Leutnant der Reserve avanciert und perfekt durchtrainiert.
Gleich Konstantin studierte er Politik-, dazu Staatswissenschaften. Die Schönheit seiner Erscheinung zeigte sich nicht nur in einem ebenmäßig geschnittenen Gesicht, betont durch hohe Wangenknochen, und einen leicht dunkleren Ton seiner makellosen Haut, sondern durch ein perfektes Waschbrett, das er durch ständiges, wenn auch nicht übertriebenes Training in bester Form hielt. Seine kurzen Haare waren dunkelbraun, seine kaum einmal nicht lachenden Augen strahlten dagegen in einem schönen Dunkelblau. Alexanders Brustmuskeln wölbten sich ausgeprägt, was im Moment nicht sehen war, da er seine Arme unter dem Kopf verschränkt hatte; seine Brustwarzen, wie die seines Freundes Konstantin, waren eine perfekt geformte, ständige erotische Einladung für jedes weibliche Wesen, daran knabbern zu wollen.
Seine knappe weiße Badehose war prall gefüllt, denn er tagträumte gerade etwas sehr Schönes. Bemerkenswert an ihm war neben seiner hervorstechenden Optik seine ruhige, tiefe Stimme. Wenn er russische Kirchenlieder im Original sang, ging es allen Zuhörern durch und durch.
Direkt am Poolrand hatte sich Damian von Pintowitz ausgestreckt. Auch er war 24 Jahre alt, 1,83 m groß, gertenschlank und ein Feuerkopf. Nicht nur vom Temperament her, sondern auch optisch: Er hatte feuerrote Haare, war ein entsprechend heller Hauttyp und über und über mit einem Meer von hellen Sommersprossen bedeckt. Sein Spitzname war nicht von ungefähr Freckles. So nannte ihn von je her seine irische Mutter und seit der frühen Schulzeit hatten das Klassenkameraden und Freunde übernommen. Es machte ihm nichts aus. Mit seinem „Dachstuhlbrand” hätte ihm Opposition dagegen keinen Nutzen gebracht. So lachte er darüber und war streßfrei.
Nur, daß ihn kurz vor den Semesterferien seine Freundin aus heiterem Himmel verlassen hatte, das machte ihm zu schaffen, und er war froh, daß die Freunde ihn allein schon durch ihre Anwesenheit auffingen.
Er hatte bislang nicht ergründen können, warum seine bildhübsche Selina ihn nicht mehr wollte. An seinen Qualitäten im Bett konnte es nicht gelegen haben, denn er wußte mit seinem aus einer Feuerwolke erblühenden „treuen Freund” einiges anzufangen. Mit seiner flinken Zunge vermochte er bei weiblichen Wesen Wunderdinge zu vollbringen. Dessen war er sich in unerschütterlichem Selbstbewußtsein sicher und die Mädchen-Nachrichtenbörse bestätigte es ihm ohne Einschränkungen − direkt und indirekt. Und er war im Liebesdienst kein Egoist. Daß sein Mädchen einfach gegangen war, war ihm ein Rätsel. Vielleicht hätte er sie einfach mal beim Ausleben einer ihrer Launen übers Knie legen sollen, aber mit diesen Überlegungen war er dummerweise zu spät dran. Beim Onanieren dachte er nur an sie.
Und seine Untreue, die er immer noch liebte, spukte ihm wieder im Kopf herum, als er plötzlich zusammenzuckte. Wasserspritzer hatten ihn getroffen, störten seine Ruhe und lasziven Gedanken. Er blickte auf und sah in das lachende Gesicht von Michael, dem letzten Grafen von Adlersthal.
„Na, Druck?”, fragte Michael kess, denn er hatte gesehen, daß Damian mit geschlossenen Augen seinen Schoß gestreichelt hatte und er dabei gewachsen war.
„Wie kommst Du darauf?” Damian sah Michael verwundert an und blinzelte.
„Geh’ ins Haus, Freckles, und schaffe Dir Abhilfe, sonst platzt Dir doch gleich alles”, grinste Michael ihn an. „Oder soll ich Dir behilflich sein?” Michael fragte das nicht ganz ernsthaft, obschon − als Freundschaftsdienst, aber Damian fuhr ihn gleich an: „Du spinnst wohl, und Lou ist doch auch da. Willst Du mich blamieren?”
„Ach so, wenn Lou nicht hier wäre, dann würdest Du …?”
Michael schwang sich aus dem Becken und stand in seiner beachtlichen Größe von 1,90 m tropfnaß neben Damian − splitterfasernackt und grinste wie ein Lausbub.
Michael war ein schöner Mensch. Knapp 25 Jahre alt, ebenfalls Leutnant der Reserve, so wie es sich standesgemäß gehörte, und studierte Physik und Mathematik, im Nebenfach Chemie. Seine Eltern waren bereits gestorben und seine jüngere Schwester Amélie studierte im Ausland. Ihnen beiden war außer dem Titel nicht viel hinterlassen worden, wenn man von der hervorragenden Erziehung einmal absah, die sie beide genossen hatten.
Michael lebte erotisch in beiden Welten, weil es ihm so in den Kram paßte; war kein schönes Mädchen für ihn da, nahm er auch einen schönen jungen Burschen − er mußte nur perfekt aussehen und sollte auch Mädchen mögen.
Er hatte gerade eine einjährige Beziehung mit einem einundzwanzigjährigen Kommilitonen hinter sich und erst einmal genug von einem festen Verhältnis − und ihm war zur Abwechslung nach weiblicher Gesellschaft. Michael wollte aber wieder à la carte leben. Seine Freunde wußten es, und es störte sie nicht. Nur auf eines waren sie durchaus neidisch. Michael besaß einen Fleischpenis von der Abmessung seiner schlanken Hände bis zur Handwurzel. Keiner von ihnen hatte derartiges je vorher gesehen, ja nicht einmal für möglich gehalten. Ein aufblühender Blutpenis dieser Größe, das mochte angehen, den hatten sie alle selbst, aber solch eine Ausstattung war schon extraordinär. Und wenn er in Erregung kam, legte Michael gar noch etwas zu. Aber zu seiner Freude waren sie alle großzügig in ihrem nicht bösartigen Neidempfinden. Man(n) hatte eben was man hatte, kein Anlaß, nun durch überflüssige Mißgunst die Atmosphäre zu vergiften. Und da Louisiana nicht die Absicht hatte, mit irgendeinem von ihnen etwas anzufangen − zumindest schien es so −, was die Clique vielleicht nicht gleich zerstört hätte, aber heftig beunruhigen könnte, waren Hengst-Konkurrenzkämpfe untereinander nicht angesagt.
„Wenn man nichts zu tun hat, nimmt man, was man kriegen kann”, grinste Damian ihn an, aber er wollte Michael nur necken. Er stand nicht auf Männer. Noch nicht.
„Du weißt, wo Du mich findest, Alter”, grinste Michael zurück und ging zu Konstantin hinüber.
Damian, der sich auf seine Ellenbogen aufgestützt und leicht erhoben hatte, legte sich wieder hin, verschränkte die Arme unter seinem Kopf, dachte an seine Verflossene und genoß es, daß sein heißes Blut den Weg dorthin gefunden hatte, wo es ihm in diesem Moment besonders gut gefiel.
Naß und nackt wie er war, setzte Michael sich neben Konstantin ins Gras. Er sah ihn einen Moment ruhig an und bedauerte …, aber Sex innerhalb der Clique war nun einmal, trotz seines nicht wirklich ernsthaften Angebots an Damian, von ihnen stillschweigend ausgeschlossen worden − bislang.
Konstantin bemerkte, daß ihn jemand ansah. Er sog kurz die Luft ein und noch ehe er die Augen öffnete, sagte er:
„Na, Cheval, wie ist das Wasser?”
„Oh, großartig, Kon, hüpf auch mal ‘rein. Sehr erfrischend.”
Damit streckte er sich neben Konstantin aus und verschränkte die Arme unter seinem Kopf. Seine Bizeps quollen dabei deutlich auf. Die Wassertropfen glitzerten im Sonnenlicht auf seiner schönen Haut.
Konstantin wandte seinen Kopf nach rechts und sah Michael an, den er wegen seines Schwanzes einfach nur „Pferd” nannte. Auf Französisch klang es aber nicht so bäuerlich, vornehm eben. Der junge Graf fühlte sich deswegen äußerst geschmeichelt und angenommen, nicht wie einst auf seinen diversen Schulen, wo ihm stets neidgesteuerter Spott entgegengeschlagen war.
Eine Ausnahme waren die letzten drei Schuljahre auf einem englischen Internat gewesen. Dort wurde er bewundert, was ihn sehr erstaunte, hatte er doch arge Ressentiments gegenüber einem Deutschen befürchtet, auch so viele Jahre nach dem verhängnisvollen Krieg, obschon die Engländer Deutschland den Krieg erklärt hatten, nicht umgekehrt.
Ein arroganter Typ hatte anfangen wollen, ihn als den „Hunnen” zu titulieren, das alte Schimpfwort der „Tommys” aus dem Ersten Weltkrieg, aufgekommen durch die berühmt-berüchtigte Hunnen-Rede Kaiser Wilhelms II. aus dem Jahr 1900, nur zu bereitwillig durch den Kriegspremier Winston Churchill eine Katastrophe weiter wieder aufgewärmt und durch die alte Königinmutter am Leben erhalten, denn sie haßte die Deutschen. Ihr Lieblingsbruder war bei den Kämpfen in Flandern gefallen. Politisch töricht, konnte man es menschlich verstehen. Daß sie damit allerdings auch die Windsors gehaßt haben müßte, die nun einmal eine deutsche Dynastie sind, wer hinterfragte das schon. Die Namensänderung von 1917 änderte daran auch nichts, oder seit wann wird aus einem deutschen Anzug ein britischer, wenn man ihm einen englischen Binder verpaßt …? Im Familienwappen steht als Devise immer noch das deutsche „Ich dien”, aber das übersieht sich so leicht.
Michael stellte John Angus de Saint-Gabriel während des Sportunterrichts beim Ringen, rang ihn buchstäblich nieder, was ihm viel Lob einbrachte, und als er ihn beim Boxen derart verprügelte, daß das Schandmaul aus Mund und Nase blutete, war der Jubel unbeschreiblich.
Es schien so, als hätten alle darauf gewartet, daß dem üblen Lümmel endlich einmal einer zeigte, was man von ihm hielt. Es hatte sich nur niemand getraut, denn dieser John war ein guter Boxer, doch in Michael hatte er seinen Meister gefunden. Die Lehrerschaft schätzte ihn danach noch mehr, denn seine schulischen Leistungen waren ausgezeichnet, und bei den übrigen Jungs war der „German Count” fortan hoch angesehen. Niemand ließ mehr etwas auf ihn kommen.
Ein Schulkamerad hatte ihn schon immer bewundert, aber das lag auch an Michaels exquisitem Aussehen.
Maximilian Albert Maurice Lord Branbury, der älteste Sohn des 10. Earls of Litherington auf Litherington Hall, war etwas mehr als 16 Jahre alt als sie sich kennenlernten. Michael war ein halbes Jahr älter und hatte bereits sexuelle Erfahrungen mit einem hübschen Mädchen gesammelt, das es aber nur eilig gehabt hatte, seine Jungfernschaft loszuwerden. Daß Michael dabei auch seine quitt wurde, hatte es nicht bemerkt. Er war ein Naturtalent.
Drei Monate vögelte er Judith nach Strich und Faden, dann war er ihr törichtes Gehabe leid und gute Gespräche konnte er mit ihr ohnehin nicht führen. Dafür war sie zu dumm, desinteressiert und egozentrisch. Drumherum hatte die Natur allerdings einen bildschönen Körper arrangiert, und den genoß er, so lange es eben dauerte. Aber eines Tages hörte Michael zufällig ihre Angeberei gegenüber drei anderen Miezen, wie gut sie es ihm mit Fellatio besorge und ob sie sich vorstellen könnten, was für ein prächtiges Pferdegehänge er habe. Das reichte ihm, und er entschied sich, ihr einen ganz besonderen Abschied zu geben.
Bald nach dem Vorfall hatte er sie an einem zauberhaften Sommerabend in seinem Zimmer, und die erste Runde war nichts als ein weiterer Erfolg.
Sie war etwas erschöpft, und er sagte ihr, daß er, für Runde zwei, ihren gesamten Oberkörper mit exquisitem Waldhonig einschmieren und danach ablecken würde.
Sie klatschte begeistert in die Hände, und sie war so beeindruckt und berückt von seinen außergewöhnlich wundervollen Ideen, sie zu verwöhnen. Sie war ein einziges Lächeln. Und er bat sie, die Augen zu schließen und nicht heimlich zu gucken, sonst würde sie die beste Überraschung verpassen. Und sie hielt ihre Augen geschlossen − sehr zu seiner Überraschung.
Während er sie mit dem dunklen, süßen Zeug bedeckte, fragte sie ihn immer und immer wieder, wann er sie denn nun leckte und hernähme, sie könne es kaum noch erwarten.
„Ich werde Dich mir vornehmen, wie Du noch nie hergenommen wurdest, Schätzchen”, antwortete Michael.
Ein paar Minuten später forderte er sie auf, ihre Augen wieder zu öffnen.
„Ta-ta-ta-taaa!”
Als das verwöhnte Balg seine Augen öffnete, bekam es seine Schau.
Die kleine Zicke sah einen breit grinsenden Michael mit weit geöffneten Armen und sein perfektes „Fernrohr” als horizontalen Flaggenmast für ein wedelndes kleines Banner nutzend auf dem stand „und tschüs!”.
Was für ein seltsames Spiel er spielen würde, wollte sie unangenehm überrascht wissen, und er antwortete, daß der beste Teil erst noch käme. Er bückte sich, nahm einen Beutel auf und leerte ihn über ihr aus. Irgendwie schien es plötzlich zu schneien: Michael entbot ihr Lebewohl mit einer Decke aus Daunenfedern.
Sobald sie realisierte was gerade mit ihr geschah, wurde ihr kreischendes Schreien zu einer Schau für sich. Es machte auf Michael keinen Eindruck.
Er schoß zwei Photos mit seiner Kamera, die er vorsorglich bereitgelegt hatte, und nahm seine Ex dann bei der Hand. Er zog sie aus seinem Zimmer, ohne sich um ihr Schreien oder die Tatsache zu bekümmern, daß er komplett nackt war, von dem kleinen Wimpel abgesehen, öffnete die Eingangstür des Hauses seiner Eltern − und draußen war sie.
Ein paar Augenblicke später folgten ihr ihre Klamotten mit einem guten Rat: Sollte sie jemals ein Wort der Beschwerde öffentlich äußern, würde sie ihre würzigen Aufnahmen als Gefederte am Schulaushang wiederfinden. Rums! Tür zu. Er hörte nie wieder ein einziges Wort von ihr.
Maxi, wie der junge Lord kurzerhand genannt wurde, würde eines Tages der 11. Earl sein und ein enormes Vermögen erben. Dazu wurde er auf diesem Internat vorbereitet, würde danach die Universität von Cambridge besuchen und seine Ausbildung in einer der Firmen seines Vaters vollenden, ehe ihm ein verantwortungsvoller Aufgabenbereich zur weiteren praktischen Vervollkommnung seines Könnens und seiner Persönlichkeit übertragen werden würde.
Sein jüngerer Bruder James William Henry war für die Militärkarriere vorgesehen und versah bereits Pagendienste am Königlichen Hof von St. James.
Maxi war froh darum, sich nicht durch die harte Ausbildung in Sandhurst quälen zu müssen. Er war nicht der Typ dafür und dankbar für die Familientradition, den ältesten Sohn und Erben nicht im Militärdienst in Gefahr zu bringen. Die Litheringtons hatten seit bald 300 Jahren das Glück, in jeder Generation mindestens zwei Söhne an der Spitze der Familie zu haben.
James war auch mit Fünfzehn schon sehr gutaussehend, drahtig und ein ehrgeiziger Sportler. Er fieberte dem Tag entgegen, einmal im Polo gegen einen der königlichen Prinzen antreten zu können. Einen Windsor zu schlagen, konnte dessen Aufmerksamkeit hervorrufen und das wäre später der Karriere zuträglich.
Maxi konnte dem nichts abgewinnen. Bevor er das Litherington-Vermögen hüten und vermehren mußte, wollte er sich der Kunstsammlung der Familie widmen, dabei nicht nur alte Meister sammeln und mindestens einen weiteren Gainsborough zu ergattern versuchen, sondern junge Künstler fördern, auch durch Ankäufe deren Werke.
Der junge Lord war hochintelligent, für sein Alter sehr belesen, sprach neben einem sehr schönen Englisch auch fließend Französisch und ebenso fließend, fast akzentfrei Deutsch. Und er war dabei, Italienisch zu lernen.
Er hatte sich sehr gefreut, einen intelligenten Deutschen kennengelernt zu haben, mit dem er sich in der von ihm als schön empfundenen Sprache von Goethe, Schiller und Lessing unterhalten konnte.
Und Maximilian Branbury war von einer jungmännlichen Schönheit, die Michael Adlersthal sofort für ihn eingenommen hatte. Seine geistvolle und liebenswürdige Art rundete das vorteilhaft ab.
Michael hatte allerdings beim ersten Kennenlernen zweimal hinsehen müssen, ob sich nicht doch ein flachbrüstiges Mädchen mit Kurzhaarfrisur an die Schule verirrt oder gar eingeschmuggelt hatte. So hatte er Maxi − das hätte auch ein abgekürzter Mädchenname sein können − bei passender Gelegenheit zu einem Saunabesuch eingeladen und erleichtert aufgeatmet, als er ihn in seiner nackten, androgynen Schönheit betrachten konnte.
Maxi hatte einen männlich-zarten, aber wohlgeformten Teenagerkörper. Es war zu sehen, daß er bei stärkerem Training ein perfektes Muskelspiel würde zeigen können. Er war damals bereits 1,76 m groß, wog 58 kg, hatte eine schöne Haut und rosafarbene Brustwarzen. Die wenigen, winzigen Leberfleckchen waren kaum zu sehen. Maxi hatte kurze, schwarze Haare, schwarze Augen, einen schönen, schlanken Hals und ein überdurchschnittlich großes, wohlgestaltetes Geschlecht, überhöht von einer mindestens zwei Zentimeter dicken, dichten schwarzen Wolle.
Seine Nase war schmal, genau richtig in der Größe; sie verlieh Maxis Gesicht eine zusätzliche edle Note. Michael würde es bald lieben, zu beobachten, wie der junge Lord seine Nasenflügel kurz blähte, zwei Sekunden bevor er sein schönes Lachen zeigte. Er hatte perfekte, strahlendweiße Zähne. Seine kleinen Ohren, bei denen die Ohrläppchen nicht angewachsen waren, wie auch Michael selbst das Glück hatte, vollendeten sein Erscheinungsbild auf das Angenehmste.
Am linken kleinen Finger seiner schmalen Klavierspielerhände trug er einen kleinen Siegelring mit seinem Wappen als Lord Branbury.
Michael war überzeugt, daß Apoll und Aphrodite bei diesem fast schon unanständig überirdisch schönen Jungen gemeinsam Pate gestanden hatten.
Maximilian war es mit Michael ähnlich gegangen. Er schätzte die guten Gespräche mit ihm, den ausgezeichneten Literaturgeschmack des Deutschen, sein allgemeines Kunst- und besonders sein Musikverständnis. Er fand es spannend, aus seinem Mund etwas zur gemeinsamen, leidvollen Geschichte zu hören und beide erlebten es als ungemein beruhigend, daß aus beider Familien in den beiden Weltkatastrophen niemand im Kampf ihrer Nationen gegeneinander gefallen, ja nicht einmal verwundet worden war, obwohl jeweils mehrere Männer dabei gewesen waren.
Sie lasen einander vor, mal auf Englisch, mal auf Deutsch. Maxi mochte die romantischen Werke von Hermann Löns und Hedwig Courths-Mahler, worüber sich lustig zu machen Michael sich verkniff. Gemeinsam amüsierten sie sich über Jerome K. Jeromes „Three Men in a Boat” und anderes mehr. Und wenn sie sich Krimis „’reinzogen”, dann wählten sie zumeist aus den Werken von Dame Agatha Christie aus. Dorothy Sayers, Dashiell Hammet und Raymond Chandler wurden nicht vernachlässigt und zuletzt wandten sie sich Georges Simenon zu. Was den Großen Krieg betraf, wie die Briten den Ersten Weltkrieg immer noch nannten − sie tun es bis zur Gegenwart −, so faszinierte Maximilian Branbury die Schilderung von Ernst Jünger in dessen „Stahlgewittern”. Er konnte es sich auf Michaels Nachfrage nicht erklären, warum.
Derjenige von ihnen, der gerade nicht lesen mußte, legte dann den Kopf auf den Bauch des anderen und lauschte gebannt dem ruhigen Ton der Lesestimme. In der warmen Jahreszeit lagerten sie dazu meist unter einer uralten Eiche im Park; regnete es oder war es kalt, so verschwanden sie irgendwo im Internatsgebäude, mal in den Weiten der Bibliothek, mal in einem der Kaminzimmer bei flackerndem Buchenholzfeuer.
Als er Michael bei ihrem ersten gemeinsamen Duschen nach dem Sport das erste Mal nackt sah, betrachtete er ihn, wenn auch noch verstohlen, einen Moment lang ganz genau, als wolle er auf keinen Fall vergessen, was er gesehen hatte.
Bei ihrem ersten Saunabesuch nahm er ihn bei der Hand, näherte sich seinem linken Ohr und flüsterte ihm auf Deutsch zu, daß er sich freue, mit ihm zusammen zu sein. Danach gingen sie schwitzen und schwimmen und waren fortan unzertrennlich. Selbst im Schlafbereich schafften sie es, Nachbarn zu werden. So konnten sie sich auch nach dem Lichtlöschen noch ein wenig flüsternd unterhalten.
In den ersten gemeinsamen Ferien wurde Michael nach Litherington Hall eingeladen. Er bekam sein eigenes Zimmer, das, passenderweise und nicht ohne Absicht, direkt neben Maxis Zimmer lag. Es stand sonst leer und wurde extra für diese Sommerwochen hergerichtet.
Der Earl war auf Geschäftsreisen unterwegs, Maxis Mutter hielt sich mit einer Freundin im Seebad Brighton auf und James war bei seinen Großeltern, Lord und Lady Haversham of Lameral, im schottischen Hochland auf Besuch, wo ihm sein Lieblingspferd „Dragon of Loch Ness” uneingeschränkt zur Verfügung stand, worauf der wilde Teenager sich schon Wochen zuvor ganz närrisch gefreut hatte.
So waren Maxi und Michael in jenem Sommer allein auf Litherington Hall, lediglich betreut von dem schon etwas älteren und äußerst diskreten Butler Algernon McKenzie und der liebenswürdigen und ihre eigene Werbung darstellenden Köchin Hermione Scullington, von Maxi kurz Scully gerufen. Sie war rundlich, überall, wo man bei ihr hinsah, mit einem stets rosigen Gesicht und einem allzeit fröhlichen Lachen. Es machte ihr große Freude, die beiden jungen Herren, unbeeinflußt von Seiner Lordschaft, mit ihren Kochkünsten verwöhnen zu können, die sich glücklicherweise nicht nur auf die englische Küche beschränkten, sondern sehr wohl auch kontinental orientiert waren. Sie hatte als junge Frau in einem großen Hotel in Deutschland gearbeitet und sprach immer noch ein wenig Deutsch, was sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit zum Besten gab.
Michael liebte sie auf Anhieb − und es war gegenseitig, denn sie traktierte ihn nicht mit Porridge oder Plumpudding; beides empfand er als absolutes Brechmittel − und so englisch Maxi war, es war auch nicht gerade sein Ding.
Noch mehr aber liebte Scully ihren hübschen Master Maximilian, wie sie ihn nannte. Er sei viel zu dünn, er müsse essen, teilte sie ihm regelmäßig jeden Tag mit und Maxi wurde nicht müde ihr zu versichern, er sei erst 16, er liebe es so.
Da er durch seine Mutter schottisches Blut hatte, liebte er es, zu Hause im Kilt herumzulaufen. Der Sommer ihres Kennenlernens war ungewöhnlich warm, und so trug er nur seinen Kilt in den Farben des Clans seiner Mutter, kein dazu passendes Hemd und darunter erst recht nichts. Zudem lief er für sein Leben gern barfuß. Nur bei Tisch zog er sich ein altmodisch wirkendes, aber stilmäßig passendes Rüschenhemd an, das gerade erst von einem traditionellen Herrenausstatter aus London geliefert worden war, mit dem seine Familie schon seit dem 18. Jahrhundert in Verbindung stand. Es war weiß und vorn auf der halben Oberkörperlänge unknöpfbar offen. Es gehörte sich nicht, bei aller Nonchalance, an der Tafel mit nacktem Oberkörper Platz zu nehmen. Das galt selbst bei Maxi als American behaviour − er lehnte das strikt ab.
Butler Algernon schätzte es offiziell gar nicht, daß der junge Lord halbnackt herumlief, was er beim ersten Betrachten am Morgen durch erhobene Augenbrauen anzudeuten pflegte, wohlgemerkt − an jedem Morgen, und Maxi antwortete auf diese stumme Rüge stets mit einem freundlichen Lächeln und der bestimmten Feststellung, er liebe es so. Es kam das unvermeidliche „Sehr wohl, Euer Lordschaft” und damit war es für den Rest des Tages ausgestanden. Danach hätte Maxi auch völlig nackt durch Schloß und Park springen können, beides stand der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung − Algernon McKenzie würde nichts mehr gesagt haben. Begegnete ihm Maxi morgens nackt auf dem Weg zum Bad, übersah er es völlig. Er würde nicht einmal etwas gedacht haben, denn er war so erzogen worden, daß er dazu keine fortdauernde Beurteilungserlaubnis zu haben habe. Seine eigene Meinung hatte er verbal schon gleich gar nicht zu äußern.