Sie konnte nicht vergessen

In diesen warmherzigen Romanen der beliebten, erfolgreichen Sophienlust-Serie wird die von allen bewunderte Denise Schoenecker als Leiterin des Kinderheims noch weiter in den Mittelpunkt gerückt.

Denise hat inzwischen aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle geformt, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.

Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

Martha Brinkmann stand am Fenster ihres Wohnzimmers und schaute in den Garten, schaute auf noch kahle Bäume, aber auch auf Krokusse, Schneeglöckchen, Winterlinge und die ersten Primeln und dachte wie so oft an früher, als sie die Bäuerin auf diesem Hof gewesen war. Und sie erinnerte sich immer noch an den Tag, als sie als sechsjähriges Mädchen an der Hand der Mutter in dieses Dorf gekommen war. Anfangs hatte man sie und die Mama schief angesehen, weil sie ein uneheliches Kind war, und damit ein Kind, das keinen Vater hatte, ein Kind, das der Esel angeblich im Galopp verloren hatte. Aber die Wogen der Entrüstung glätteten sich bald, denn Anton Meinecke, Witwer und Vater von fünf Kindern, fand Gefallen an ihrer Mutter und heiratete sie. Martha hatte nun auch einen Papa. Und Großbauer Anton war durchaus nicht schlecht zu ihr gewesen. Er erkannte nämlich recht bald, dass die Martha ein sehr fleißiges und bescheidenes Ding war und sämtliche Haustiere innig liebte, sie fütterte und pflegte und auf sie achtete. So galt sie bald als jüngstes Kind des Bauern und blieb auf dessen Hof, bis der Bauernsohn Hannes Brinkmann meinte, sie wäre die ideale Ehefrau für ihn. Mit ihren Stiefgeschwistern kam sie mehr oder weniger gut aus. Hoferbe Max kümmerte sich nur selten um sie, war jedoch nicht unfreundlich. Gerda, die älteste Tochter, hatte immer so viel im Haus und im Garten zu tun, dass sie die Martha kaum wahrnahm. Mit Ella war es ähnlich. Wenn die nicht gerade lange schlief, dann stickte und nähte sie, war aber bereit, der Martha so einiges in Sachen Handarbeit beizubringen. Mit Meta ging sie oft in den Wald und über die Wiesen und half ihr bei der Arbeit. Am liebsten war ihr jedoch die Hilde, die nur ein gutes Jahr älter war als sie selbst. So dauerte es nicht lange, dann waren Hilde und Martha unzertrennlich, spielten miteinander und halfen sich gegenseitig. Und so blieb es auch in den folgenden Jahren. Hilde konnte der Landwirtschaft zum Ärger der Eltern nichts abgewinnen und wurde Krankenschwester. Den Mann, den sie mit zwanzig heiratete, hatte sie allerdings nicht lange. Paul Ravenstein war ebenso attraktiv wie treulos und wurde von der resoluten Hilde nach zwei Jahren vor die Tür gesetzt – auf Nimmerwiedersehen.