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Raamatust
Die Spitzenkönigin entfaltet ein Großstadtpanorama der wilhelminischen Moderne: Im Geflecht aus Ateliers, Warenhäusern und Vergnügungsorten wird eine Frau zur «Königin» der Spitzen – zugleich Ware, Marke und Machtfigur. Hyan verknüpft Milieustudie und Gesellschaftsroman zu einer dichten Erzählung, in der Schaufenster, Stoffe und Körper als Zeichen zirkulieren. Die Sprache kombiniert reportagehafte Schärfe, Berliner Tonfall und poetische Verdichtung; intertextuell knüpft der Text an Naturalismus und frühe Massenkultur-Diskurse an. Hans Hyan, als Journalist, Satiriker und Balladendichter mit der Berliner Halbwelt aufs Engste vertraut, überführt seine Beobachtungen aus Redaktion, Tingeltangel und Hinterhöfen in Literatur. Seine Erfahrung mit Polizeiberichten, Kleingewerbe und Vergnügungsindustrie schärft den Blick für soziale Oberflächen und ihre verborgenen Ökonomien. Aus dieser Kenntnis speist sich die souveräne Fachlichkeit des Buches: die genaue Terminologie des Handwerks, das Wissen um Reklame, Modezyklen und das Zusammenspiel von Moral und Markt. Wer die Kultur- und Geschlechtergeschichte der Großstadt verstehen will, findet in Die Spitzenkönigin eine ebenso unterhaltsame wie hellwache Lektüre. Für Leserinnen und Leser von Zola bis Döblin, für Forschende der Konsum- und Mediengeschichte wie für Liebhaber pointierter Prosa ist dieses Buch eine klare Empfehlung: Es zeigt, wie aus Stoff Zeichen werden – und wie hinter glänzender Spitze die Naht der Gesellschaft sichtbar bleibt.
