Loe raamatut: «21/12/12 - Der Sommer der Schwalbe und die Maya Apokalypse»
Hans-Peter Vogt
24/12/12
Der Sommer der Schwalbe
und die Maya Apokalyse
Roman / Essay
Die Mayas sagen den Weltuntergang für den 21.12.2017 voraus. Ein weiterer schwarzer Freitag in der langen Geschichte der Menschheit, oder (viel schlimmer) der Untergang der Welt?
Ein Roman über Hoffnungen, Ängste, verpasste Chancen im Leben, und ein völlig unerwartetes Ende
Impressum, rechtliche Angaben:
Hans-Peter Vogt: 21/12/12 - Der Sommer der Schwalbe und die Maya Apokalypse
Deutschsprachige Ausgabe, Fassung für e-book überarbeitet
ISBN 978-3-94265243-8 / FSK 14 Jahre
© vogt multimedia verlag, Dr. Hans-Peter Vogt, Erlenweg 18, D - 64354 Reinheim / Umschlagentwurf und e-book-Optimierung: © vogt multimedia design (Reinheim)
eBook-Format: EPUB. Zum konvertieren in andere Formate (z.B. für Kindle oder Sony) empfehle ich das Programm Calibre (erhältlich per Download)
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Empfohlene Schriftart für den Reader: Verdana
Inhaltsangabe
Cover
Titel, Autor, Impressum, rechtliche Angaben
Inhaltsangabe
Vorab: Einleitung / zum Verständnis
Kapitel 1. Der Maya Kalender
Kapitel 2. Freak Wave
Kapitel 3. Das Schattendasein
Kapitel 4. Grenzüberschreitung
Kapitel 5. Weites Land
Kapitel 6. Die Befreiung aus dem nicht immer goldenen Käfig
Kapitel 7. Wie Bonni und Clyde
Kapitel 8. Yin und Yang
Kapitel 9. Klausur
Kapitel 10. Der Sommer der Schwalbe
Kapitel 11. Die Stonehenge Spiritualisten
Kapitel 12. Die Zuspitzung der Ereignisse
Kapitel 13. Unerwartete Wendung
Anhang:
(A) Die Kapitel und ihre Charaktere
(B) Über den Autoren
Einleitung / zum Verständnis
Der 2000-jährige Kalender der Maya Indianer hat eine völlig neue und unbekannte Sternenkonstellation für den 21. Dezember 2012 vorausgesagt die einem Weltuntergang gleichkommen könnte. Manche sagen, der Kalender habe nur aufgehört weiterzurechnen.
Die Vorhersagen wurden von vielen belächelt oder nicht weiter wahrgenommen. Andere glauben an solche mystischen Daten die einer völlig fremden Kultur entstammen. In der historischen Rückschau hat sich immerhin gezeigt, dass der Kalender sehr genau Vorhersagen getroffen hat.
Das Buch beschäftigt sich mit dem Vorfeld dieser Vorhersage für den 21.12.2012 und widmet sich dann dem eigentlichen Geschehen. Im Nachhinein wissen wir, dass es in den Tagen nach dem 21.12.2012 zu einem kleinen Sonnensturm gekommen ist, völlig harmlos.
Das Buch nähert sich vorsichtig dem Thema des Einflusses von Gestirnen auf die Erde und den Menschen. Es versucht verschiedene Aspekte aufzuzeichnen. Bruchstellen und menschliche Schicksale, ökonomische Einflüsse und Veränderungen der Natur.
Im Mittelpunkt stehen verschiedene Charaktere, die sich entweder bewusst entscheiden, neue Wege zu beschreiten, oder die das Opfer von Ereignissen werden.
Da ist das Ehepaar, das beschließt auszusteigen, um das vielleicht letzte Jahr ihres Lebens als ein großes Abenteuer zu beschließen. Wenn es anders kommt, ist das auch Ok. Da gibt es die jugendlichen Aussteiger, die aus der wirtschaftlichen und sozialen Hoffnungslosigkeit ausbrechen. Da gibt es den Anwalt, der Arbeitsgruppen bildet, um die aus seiner Sicht immer mehr verworrene Rechtslage aufzuarbeiten und zu ändern. Da gibt es die Ehefrau, die aus dem goldenen Käfig ihrer langweiligen Ehe aussteigt und moralisch ziemlich verwerfliche Dinge tut. Es sind Brüche und Abgründe, die sich da auftun, und die an zehn sehr unterschiedlichen Schicksalen aufgezeichnet werden.
All diese Ereignisse finden am Schluss des Buches eine völlig unerwartete Wendung, die dazu anregt, sich über den sich über den eigenen Lebensweg einmal Gedanken zu machen. All das wird romanhaft dargestellt. Auch die beschriebenen Charaktere machen sich ihre Gedanken. Manche planen und handeln bewusst, andere unfreiwillig und nicht selbst bestimmt.
Sowohl negativ, wie positiv besetzte Helden haben ihre Facetten. Es gibt nicht das eindeutige Gute und Böse.
„Der Mensch ist unvollkommen“ (ein alter Bibelspruch), „wir Menschen machen Fehler“, oder „der Mensch ist der Fehler, aber manchmal macht er auch etwas richtig“. Das wird in den verschiedenen Variationen behandelt, und so wird sich der Voraussage einer „völligen Veränderung der Sternenkonstellationen“ genähert, wie sie im Maja Kalender prognostiziert wird und die oft fälschlich als Weltuntergangsprognose gedeutet wird.
Ein Thema, das auch über das Datum des 21.12.2012 hinaus stets aktuell bleibt.
Kapitel 1. Der Maya Kalender
1.
Die Hochkultur der Maya Indianer ist im 1. Jahrtausend nach christlicher Zeitrechnung entstanden und sie hat erstaunliches zustande gebracht.
Vieles wurde durch spätere Kulturen überlagert, wie von den Azteken, anderes wurde zerstört, insbesondere nach der Eroberung Mittelamerikas durch die Spanier und Portugiesen in ihrer unendlichen Gier nach Reichtum und Macht.
Geblieben sind verschiedene Tempelanlagen, Bilder und Skulpturen. In mühevoller Kleinarbeit haben Wissenschaftler im 20. Jahrhundert versucht, die Bildersprache zu entziffern.
Nicht alles ist gelungen, aber man hat einen 2000-jährigen Kalender gefunden, der den Weltuntergang exakt für den 21.12.2012 voraussagt.
Man kann darüber lächeln.
Man weiß, dass in der damaligen Zeit viele Völker die Sonne angebetet haben, und dass sie die Sterne beobachtet haben.
Man weiß, dass sich die Sternenkonstellationen verändern, und man weiß auch, dass es Dinge im All gibt, die auf die Erde einen gewaltigen Einfluss ausüben können. Alleine der kleine Mond, der um die Erde kreist, bewirkt bei uns Ebbe und Flut. Sommer und Winter werden durch den Einfluss der Sonne hervorgerufen. Warum dann nicht auch Jupiter, Saturn, Pluto und all die anderen?
Vor vielen vielen Jahren hat es einmal Urkontinente gegeben, wie Pangaea, Rodinia oder Kenorland, oder auch kleinere wie Godwana oder Nena, die irgendwann einmal zusammengewachsen sind, zu noch größeren Kontinenten. Irgendwann einmal sind Kontinente auseinandergebrochen. Die einzelnen Teile sind auseinandergedriftet und bilden nun die heutigen Kontinente einschließlich der Pole. Die Landmassen sind auch heute noch in Bewegung und das besonders stark an den sogenannten Erdbruchstellen oder auch Erdplatten, die gegeneinander stoßen, oder auseinandertriften. Warum das damals im Einzelnen geschehen ist, das ist bis heute nicht genau bestimmbar. Natürlich weiß man, das vulkanische Aktivitäten solche Bewegungen auslösen können, aber es gibt vermutlich auch andere Faktoren.
Weil kein Ereignis eben nur mal so passiert, sondern weil es für jede Wirkung auch eine Ursache gibt, so muss es also etwas sehr Einschneidendes gegeben haben, das diese gewaltigen Erdbewegungen ausgelöst hat, egal ob es aus in dem Inneren der Erde oder aus dem All gekommen ist.
Auch solche Einflüsse von außen sind bekannt. So wird stark angenommen, dass das Aussterben der Dinosaurer durch einen gewaltigen Meteoriteneinschlag ausgelöst wurde, der eine Explosion und eine Druckwelle ausgelöst hat, die vielen Megatonnen einer Atom-bombenexplosion entspricht. Es gab damals Feuerstürme, welche die Wälder in Amerika verbrannt haben. Vieles kann man tatsächlich nachweisen.
Die Geologen haben Erdschichten und Gesteinsproben untersucht und sie haben Nachweise gefunden, die genau mit der Zeit des Untergangs dieser Riesen zusammenhängen.
Natürlich hat es einmal Eiszeiten gegeben oder Zeitzonen mit besonders starken Stürmen oder Regengüssen. Man weiß, dass es schon in früheren Zeiten klimatische Verschiebungen gegeben hat, die Trockenperioden, Missernten und Hungersnöte ausgelöst haben.
Der Einschlag eines „Killermeteoriten“, könnte die Erde sogar aus ihrer Umlaufbahn um die Sonne katapultieren, mit Folgen, die gar nicht abschätzbar sind, je nachdem, ob die Erde dann mehr in Richtung der Sonne gedrückt wird, oder die Bahn des Umlaufes größer wird, was ein dramatisches Absinken der Temperatur zur Folge haben würde. Das vielleicht schlimmste Szenario wäre, wenn die Erde ins Trudeln gerät, und die Erdachse verschoben wird. Das wäre dann der klassische „Tipping Point“ mit unabsehbaren Folgen. Ein Phänomen, das in der Wissenschaft ausführlich beschrieben wird.
Es gibt viele denkbare Katastrophenszenarien. Die Erde ist nun mal kein statischer Klumpen, sondern ständig in Bewegung, und damit meine ich nicht nur die Umkreisung der Sonne. Die Zeitläufe, von denen wir hier reden, sind aber meist sehr lang. Viel länger als ein Menschenleben, deshalb machen wir uns um vieles im Alltag auch keine Gedanken. Es hat für uns keine primäre Bedeutung.
Anderes ist zeitlich absehbar. Die derzeitige Klimaerwärmung wird aller Voraussicht nach noch zu unseren Lebzeiten das völlige Abschmelzen der Pole bewirken und den Meeresspiegel um einen oder gar zwei Meter anheben. Wir werden gigantische Flutwellen erleben und Wirbelstürme in nie gekanntem Ausmaß. Vieles ist diesmal vom Menschen gemacht, wie die Zerstörung der Ozonschicht durch Killergase, die systematische Abholzung der Regenwälder oder die Umwandlung bäuerlicher Anbaumethoden in Monokulturen. Wir tun uns schwer, in die Zukunft zu denken. Es ist eben naheliegend, in Zeiträumen zu denken, die in Tagen und Jahren bemessen sind, oder allenfalls bis zur eigenen Verrentung.
In den alten Zeiten war das einmal anders, weil die Menschen den direkten Zusammenhang von Gestirnen, Klima, Jagd und Ackerbau erkannt haben, und weil der Lebenszyklus direkt davon betroffen war. In unserer technologisch bestimmten Welt sind hingegen andere Dinge in den Focus unseres Denkens gerückt.
Viele dieser außerirdischen Einflüsse sind nicht bekannt, vor allem seit die Sternendeuter bei Mayas, Inkas, oder Chinesen ausgestorben sind, oder seit dem die Sternenleser des Mittelalters durch die „beweisbaren“ logischen Wissenschaften abgelöst wurden. Heute gibt es nicht wirklich Nachweise über den Einfluss von fremden Gestirnen auf die Erde, wenn man einmal von den direkten Einflüssen von Sonne, Mond oder Meteoriten absieht. Man unterscheidet deshalb auch zwischen der wissenschaftlich betriebenen Astronomie mit Hilfe von gigantischen Sternwarten und Teleskopen und der unwissenschaftlichen Astrologie, die versucht, den Einfluss der Gestirne auf den Menschen, seinen Charakter und seine Anlagen vorherzusagen, etwa gar mit Hilfe von Horoskopen.
Es gibt aber solche Menschen, die sich ganz und gar der Astrologie verschrieben haben.
Es gibt spiritistische und spirituelle Zirkel, die versuchen, unsichtbare Kräfte aufzuspüren, wie geheimnisvolle Energieströme, die das Leben der Menschen und Tiere untereinander beeinflussen.
Es gibt viele solcher Grauzonen, die von der Wissenschaft belächelt oder gar ausgelacht werden.
Andere glauben fest an die Existenz solcher Phänomene oder schwören, dass es so etwas gibt, weil sie solche Kräfte sehen, fühlen oder sogar praktizieren. Mitunter werden Hellseher sogar in polizeiliche Ermittlungen eingeschaltet, und es soll in einigen Fällen erstaunliche Erfolge gegeben haben, über die sich die Polizei meistens ausschweigt. Denken wir auch einmal an die Zombies, jene legendären Untoten, die durch spirituelle Kräfte in eine Zwischenwelt eintreten können, so sagt man. So ganz ist das alles also nicht von der Hand zu weisen, auch wenn das als Grauzone gilt.
Die Gesellschaften dieser Erde nehmen diese letztlich auf Astrologie basierenden Theorien nicht wirklich ernst, auch wenn es Randgesellschaften gibt, die immer noch magische Zirkel bilden, Geisterbeschwörungen oder auch die regelmäßige Beobachtung der Sterne. Bei den verbliebenen Naturvölkern in den Steppen Afrikas richtet man sich nun einmal nicht nach dem Kompass, sondern nach den Gestirnen, um sich zu orientieren, und den Weg zu finden. Das ist auch bei den Nomaden im Kaukasus, bei den Indios der Anden und in anderen Splittergruppen so.
2.
Wie auch immer. Wissenschaftler haben den 2000-jährigen Mayakalender untersucht und sie haben gerechnet und beobachtet.
Der Maya Kalender hat Veränderungen auf der Erde oft auf den Tag genau vorausgesehen, und dies hat viele Naturwissenschaftler verblüfft, weil die angewandten Verfahren heute nur unzureichend bekannt sind, und man immer noch nicht weiß, wie die Mayas solche Vorhersagen eigentlich gemacht haben.
Man fragt sich, wie die Wissenschaft solche Ereignisse aus früheren Jahren heute nachzeichnen kann, die von den Mayas einmal prognostiziert wurden, doch es geht.
So hat es einmal an der damals dänischen Westküste eine Handelsstadt mit dem Namen Runghold gegeben, die von einem gewaltigen Sturm weggespült wurde. Damals ist ein ganzer Landstrich untergegangen. Das war im 12.Jahrhundert. Seither gab es nur Gerüchte um diese blühende Stadt, und niemand wusste etwas genaues, weil es keine schriftlichen Aufzeichnungen gab. Erst in neuester Zeit haben Forscher Zeugnisse gefunden, die tatsächlich und eindeutig diese Ereignisse bestätigen, und auch die Existenz dieser Stadt bewiesen. Der Untergang der Stadt ist heute sogar auf den Tag genau datierbar. Die Methoden der Wissenschaftler bei der Untersuchung von Gestein, Erde, Ablagerungen in Holz und Keramik sind da sehr genau und man hat auch anhand von Aufzeichnungen aus England (die in die damalige Zeit zurückdatiert werden können) herausgefunden, dass es genau in diesen Tagen in der Nordsee gewaltige Stürme gegeben hat, die auch an der englischen Küste viele Küstenstädte vernichtet haben. So etwas ist mit akribischer Forschungsarbeit verbunden, aber die Wissenschaft, die sich in solchen Bestimmungen versucht, die ist ist da sehr exakt, man muss nur irgendetwas finden, an dem man sich orientieren kann, und sei es noch so klein, dann kann man solche zurückliegenden Ereignisse akribisch nachberechnen.
Von Europa oder von Runghold hatten die Mayas natürlich keine Ahnung. Sie sahen globale Ereignisse voraus, aus dem Blickwinkel des Kontinents, den sie nie verließen, und aus der Konstellation der Gestirne, wie sie im heutigen Gebiet von Mexiko nur zur damaligen Zeit zu beobachten waren. Jedenfalls ist die Vorhersage von Katastrophen im Maya Kalender äußerst verblüffend genau (wobei wir nur einen kleinen Teil der Maya Schriften überhaupt gefunden haben) und deshalb ist auch nicht von der Hand zu weisen, dass der vorhergesagte Weltuntergang tatsächlich am 21.12.2012 geschieht. Wenn nicht ein Weltuntergang, so doch eine völlig unbekannte Veränderung der Sternenkonstellation mit unbekannten Folgen.
Nichts anderes haben die Mayas ja vorausgesagt, auch wenn man ihnen gerne die Vorhersage eines einmaligen Fiaskos unterstellt.
Eine Handvoll Menschen ist jedenfalls fest davon überzeugt.
Kapitel 2. Freak Wave (die Mörderwelle)
1.
Dr. Lasse Bergström war Apotheker in einer Kleinstadt in Norddeutschland. Er hatte dänische Vorfahren, die aber irgendwann einmal in dem Teil gesiedelt haben, der später dem deutschen Staatenbund zugeschlagen wurde. Man muss diese historischen Ereignisse der vergangenen Jahrhunderte nicht weiter beleuchten, aber Dr. Lasse Bergström trug dieses dänische Blut einer alten Handelsdynastie in sich und er war auch Eigner einer Segelyacht, die er gerne und oft benutzte.
Seine Frau Ingrid kannte er schon seit seinem Studium.
Damals hatten sie eine Art Geistesverwandtschaft entdeckt. Schon damals hatten sie sich für Naturmedizin interessiert. Sie waren gemeinsam ins Amazonasgebiet gefahren, um dort nach seltenen pflanzlichen Stoffen zu suchen, die Krankheiten bekämpfen können. Sie hatten vieles entdeckt, was dort nur bei den Indios bekannt war und sie hatten damals Wirkstoffe gefunden, die sie in eine Wundsalbe eingearbeitet hatten. Die Lizenz für das Rezept hatten sie dann an eine pharmazeutische Firma gegeben und hatten seither damit viel Geld verdient, weil sich diese Wundsalbe inzwischen millionenfach verkauft hatte.
Eigentlich hätten sie nie mehr arbeiten müssen. Der Verdienst aus den Lizenzen reichte für ein gutes Leben, aber nicht zu arbeiten ist letztlich langweilig, und so hatten beide zunächst gemeinsam über solche Themen promoviert, und dann eine gemeinsame Apotheke in Husum eröffnet. Bald gab es weitere in Flensburg, Rendsburg, Eckernförde, Bad Segeberg und in anderen Städten.
Weil die beiden zwei Kinder bekamen, die ebenso Pharmazie studierten, hatten sie einen Teil der Apotheken an die Familien ihrer Kinder abgegeben.
Lasse und Ingrid hatten nie ihre Begeisterung für die Naturmedizin aufgegeben. Sie experimentierten mit allerlei Substanzen, von Salbei über Melisse, Fingerhut, Schlangengift, psychogenen Pilzen und Heidekraut und irgendwann gründeten sie sogar eine kleine Fabrik, die sich mit der Einarbeitung solcher Wirkstoffe in homöopathische Salben, Tinkturen und Tropfen beschäftigte.
In ihrer Freizeit gingen sie in der Heide wandern, oder mal in der Provence, überall dort, wo es massenhaft solche Kräuter zu finden gibt, die belebende oder heilende Wirkung haben, aber sie besaßen auch seit zwei Jahrzehnten diese Segelyacht eines schwedischen Yachtbauers, die sturmerprobt und hochseefest war.
An den Wochenenden oder im Urlaub waren sie oft an Bord dieser Yacht, manchmal gaben sie das Ruder in die Hände ihrer Kinder Nils und Eva. Die konnten das genauso gut.
2.
Dr. Lasse Bergström und seine Frau Dr. Ingrid Bergström-Lindner hatten sich schon immer für die alten Mythen der Indianer Süd-und Mittelamerikas interessiert. Sie hatten Cusco und Mexiko City besucht und die alten Heiligtümer gesehen. Sie kannten solche Funde aus Ton und Gold, und sie kannten solche Schrifttafeln. Es war ein faszinierendes Thema, das noch lange nicht erforscht war.
Natürlich kannten sie diesen Maya Kalender und 2009 hatten sie beschlossen, in 2012 eine Weltumseglung zu machen.
Wenn die Welt tatsächlich am 21.12.2012 untergehen sollte, dann würden sie wenigstens noch etwas von der Welt sehen.
Sie bereiteten sich auf diese Weltumseglung vor, statteten ihre Yacht mit einem neuen Segel, mit den modernsten Instrumenten und einem neuen Motor aus, ließen in der Werft alles überprüfen, übergaben das Unternehmen an ihre Kinder Nils und Eva, und stachen am 15. Dezember 2011 in See, nicht ohne zu versprechen, sich bei den Kindern von Zeit zu Zeit zu melden.
3.
Auf der Yacht waren sie Zuhause. Sie waren ein eingespieltes Team, sie waren 58 und 57 Jahre alt, sie waren körperlich gesund und weil Ingrid aus einer alten Landarztfamilie kam, kannte sie auch viele „Rezepte“ gegen allerlei Krankheiten, die unterwegs auftreten können. Die Bordapotheke war gut gefüllt und sie hatten sich rechtzeitig gegen die verschiedenen Tropenkrankheiten impfen lassen.
Sie hatten beschlossen, zunächst der ungefähren Route zu folgen, welche die Wikinger einmal auf ihrem Weg nach Kanada eingeschlagen haben mussten. Sie fuhren durch die raue See nach Island, dann nach Grönland und Kanada. Sie machten Bekanntschaft mit Eisbergen und viel Kälte, und sie schossen wunderbare Fotos.
Sie hatten diverse Navigationsgeräte an Bord, wie Kompass, Echolot und GPS. Lasse liebte das Hochseeangeln und sie fingen unterwegs Fische, die sie frisch zubereiteten.
Manchmal ließen Sie Eimer ins Meer und fischten umhertreibende Eisschollen, die sie zum Einfrieren des Fisches nutzen konnten. Sie hatten sogar eine kleine Meerwasserentsalzungsanlage an Bord, um Trinkwasser zu filtern. Es war an alles gedacht.
Im Januar fielen mehrfach die Funkgeräte und der elektronische Kompass aus. Später hörten sie im Rundfunk, dass es Sonnenstürme gegeben hatte. Lasse und Ingrid nutzten einfach einen zweiten (mechanischen) Kompass, der manchmal wie wild kreiselte, dann orientierten sie sich nach den Sternen. Gegen die Kälte halfen Daunenjacken und gegen die Nässe halfen Ganzkörperanzüge aus einer wasserdichten synthetischen Faser.
In Kanada segelten sie die Küste entlang, erlebten in New York einen höllischen Schneesturm, so dass sie gezwungen wurden, einen sicheren Hafen anzulaufen, aber das machte ihnen nichts aus. Sie frischten ihren Trinkwasservorrat auf, bunkerten Treibstoff, nahmen Obst, Gemüse und Schwarzbrot in Dosen an Bord und gingen einmal sogar zusammen in die Oper.
Sie waren unterwegs, um etwas von der Welt zusehen.
4.
Sie segelten weiter, an Panama vorbei, in Richtung Feuerland.
Vor der Küste von Trinidad mussten sie sich gegen Seeräuber wehren. Lasse war nicht wehrlos. Sie hatten mehrere großkalibrige Waffen an Bord und vertrieben die Seeräuber. Dann segelten sie schnell weiter, bevor die vielleicht Verstärkung holen würden.
Sie segelten nach Rio und Buenos Aires, erlebten einige heftige Stürme, so dass die Takelage in Fetzen hing. Glücklicherweise brach der Mast nicht, und sie konnten mit Notbeseglung im Hafen von Porto Alegre andocken, und die Segel reparieren lassen.
Dann stachen sie wieder in See. Sie wollten die Südspitze von Südamerika umfahren, sobald der Winter die Seestrasse freigeben würde. Auf der Südhälfte ist es ja Winter, wenn in Deutschland Sommer ist, und sie umfuhren Feuerland im Oktober, statteten Santiago de Chile noch einen Besuch ab und machten sich dann auf den Weg nach Neu Seeland und Australien.
Der Pazifische Ozean ist riesig und das ist nun eine wirkliche Herausforderung.
In Santiago de Chile hatten sie alles noch einmal überprüft und sie hatten neue Vorräte gebunkert. Jetzt würde eine lange und auch gefährliche Etappe über offenes Meer folgen.
Lasse und Ingrid waren gebräunt von Wind und Wetter. Sie waren topfit und fühlten sich gesund. Sie schrieben ihren Kindern Postkarten und stachen in See.
Sie hatten 6000 Kilometer offenes Meer vor sich.
5.
Der Südpazifik ist seit langem bekannt dafür, dass dort heftige Unwetter auftreten können. Schlimmer sind Flauten, so dass die Segel schlapp im Mast hängen. Dann muss man Geduld haben, widmet sich dem Fischfang, sieht den Delphinschwärmen zu, die an dir vorbeiziehen, schreibt Tagebuch, oder kontrolliert alle wichtigen Teile der Segelyacht.
Der Südpazifik ist aber auch bekannt dafür, dass hier Monsterwellen auftreten können. Über viele Jahrhunderte wurde das als Seemannsgarn belächelt. Heute beweisen Sattelitenaufnahmen, dass es solche urplötzlich auftretenden Freak Waves tatsächlich gibt, die nicht selten 25 Meter Höhe erreichen, und die ganze Schiffe verschlucken können. So etwas ist aber recht selten. Naja. Man hört immer wieder mal von verschwundenen Schiffen. Was genau die Ursache dafür ist, kann man nicht herausfinden. Die Annahmen gehen von Versicherungsbetrug bis zu fehlerhaftem Verhalten von Kapitän und Mannschaft.
Jedenfalls kamen Lasse und Ingrid nie nach Neuseeland.
2000 Kilometer von der Westküste Südamerikas entfernt, fuhren sie guten Mutes bei leichter Brise durch den Atlantik.
Es gab Schönwetterwolken und sie machten acht Knoten Fahrt. Der Seegang war völlig normal. Lasse stand am Steuer. Ingrid ging in die Kajüte, um ein leichtes Mittagessen zu kochen, als sie Lasse hörte. „Komm doch mal hoch.“
Dort im Norden, da wurde der Himmel urplötzlich dunstig, dann immer dunkler. Ingrid ging in die Kajüte zurück, stellte das Gas ab, sicherte schnell ein paar umherliegende Gegenstände, sah nach dem Treibstoffstand, warf sich in den Regenanzug, schnappte sich den Anzug für Lasse und ging wieder an Bord.
Lasse hatte schon den Motor angeworfen und das Ruder herumgeworfen. Sie fuhren jetzt in Richtung dieses Dunstes, der immer schmutziger wurde. Er holte das Großsegel über die Motorwinde ein und ließ nur das Vorsegel auf halber Höhe stehen, dann drehte er den Motor leicht auf und übergab Ingrid das Ruder. Er schlüpfte in die Regenkleidung, schloss die Schotten, gab Ingrid ein Seil und knotete sich selbst am Ruder fest.
Irgendwie sah dieser Dunst gefährlich aus.
Nur wenige Minuten später wurde der Himmel schwarz, dann sahen sie die Schaumkrone.
Die Welle wurde innerhalb von Sekunden immer mächtiger und immer höher. Lasse drehte den Motor auf volle Kraft und fuhr frontal auf diese Welle zu.
Sie stieg und stieg, dann türmte sie sich vor dem Schiff auf, vielleicht 30 Meter hoch. Eine senkrechte Wasserwand. Sie prallte mit voller Wucht auf das Schiff. Der Mast brach im selben Moment, als die Welle über das Schiff brauste.
Die Welle war von einer Gewalt, dass die Yacht in all in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Sie wurde ein Stück von der Welle mitgerissen, dann war die Welle darüber hinweggerollt und die Teile versanken im Meer und mit ihnen Lasse und Ingrid, die durch den Aufprall der Welle den sofortigen Herzstillstand erlitten hatten.
Sie würden nie erfahren, ob die Prophezeiung der Mayas tatsächlich Wirklichkeit werden würde. Für sie war das Leben am 8. Dezember um 12 Uhr 11 unerwartet und endgültig vorbei.
Die Welle rollte weiter. Sie war buchstäblich aus dem Nichts gekommen und danach war das Wasser wie zuvor. Leichte Wellen, bei Windstärke fünf. Ein gutes Wetter, um zu segeln.