Loe raamatut: «Der Nachsuchenführer»
Helmut Huber
Der Nachsuchenführer
Von der Arbeit mit dem Schweißhund
Umschlaggestaltung: Werbeagentur Rypka GmbH, 8143 Dobl/Graz,
Bildnachweis: Foto Umschlag-Vorderseite
und Fotos auf den Seiten 5, 18, 23, 26, 34, 35, 90, 143: Desiree Schweers
Alle übrigen Fotos wurden vom Autor zur Verfügung gestellt.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Hinweis: Dieses Buch wurde auf chlorfrei gebleichtem Papier gedruckt. Die zum Schutz vor Verschmutzung verwendete Einschweißfolie ist aus Polyethylen chlor- und schwefelfrei hergestellt. Diese umweltfreundliche Folie verhält sich grundwasserneutral, ist voll recyclingfähig und verbrennt in Müllverbrennungsanlagen völlig ungiftig.
Auf Wunsch senden wir Ihnen gerne kostenlos unser Verlagsverzeichnis zu.
Leopold Stocker Verlag GmbH
Hofgasse 5/Postfach 438
A-8011 Graz
Tel.: +43 (0)316/82 16 36
Fax: +43 (0)316/83 56 12
E-Mail: stocker-verlag@stocker-verlag.com
ISBN 978-3-7020-1888-7
eISBN 978-3-7020-1988-4
Alle Rechte der Verbreitung, auch durch Film, Funk und Fernsehen, fotomechanische Wiedergabe, Tonträger jeder Art, auszugsweisen Nachdruck oder Einspeicherung und Rückgewinnung in Datenverarbeitungsanlagen aller Art, sind vorbehalten.
© Copyright by Leopold Stocker Verlag, Graz 2020
Layout und Repro: Ecotext-Verlag Mag. G. Schneeweiß-Arnoldstein, Wien
Inhalt
Vorwort
Die gerechte Ausbildung und Führung eines Schweißhundes
Das erwartet Sie als Nachsuchenführer
Welche Rasse?
Besonders geeignete Hunde für erschwerte Nachsuchen
Vom Welpen zum guten Nachsuchenhund
Welpenerziehung – Grundlegendes
Regeln sind wichtig
Bindung schaffen
Das Wesen
Gesundheit
Ausrüstung für den Nachsuchenführer
Ausrüstung für den Nachsuchenhund
Erfahrung macht den Meister
Nachsuchen – eine Herausforderung
Wie werden Sie „anerkannter Nachsuchenführer“?
Voraussetzungen, Prüfungen & Jagdhundeorganisationen
Aus den Augen, aber nicht aus dem Sinn
Vom Junghund zum erwachsenen Hund
Undank ist des Menschen Lohn
Die „Talibanhütte“
Total verzwickt!
Fichtennadelbad
Von Stolz und Überheblichkeit
Nachträgliche Gedanken
Hauptsaison
Gedanken
Anhang – Jagdhundewesen in D, A, CH
DEUTSCHLAND
Jagdgebrauchshundeverband e.V. (JGHV e.V.)
Prüfungen
ÖSTERREICH
Österreichischer Jagdgebrauchshunde-Verband (ÖJGV)
Prüfungen
SCHWEIZ
Arbeitsgemeinschaft für das Jagdhundewesen (AGJ)
Vorwort
„Wenn Dein Mut sich Dir verweigert, geh über Deinen Mut hinweg!“
(Emily Dickinson)
Ich brauchte für dieses Buch viel Zeit, sehr viel Zeit, unzählige Male löschte ich, fing wieder an, um schließlich zu erkennen, dass alles nur Quatsch war, was da stand. Worte, die keine Sätze ergaben, Sätze, die so verdreht waren, dass sie keinen Sinn hatten.
Erlebnisse und Erinnerungen hatte ich genügend, die Leichtigkeit aber, sie in Worte zu fassen, war nicht mehr abrufbar.
Ich bat meine Frau, meine Kinder, aber auch Freunde, die überhaupt nichts mit der Jagd am Hut haben, meine Geschichten zu lesen. Ihr Nachfragen setzte mich nur unter Druck, es half mir nicht.
Orgo auf einer Wundfährte
„Dieses Buch gehört mit zu den besten Jagderzählungen, die es gibt!“ Mit solchen und vielen anderen Kritiken wurde ich für mein erstes Buch mit Lob überhäuft. Aber was hilft alles Lob und Wollen, wenn die Inspiration fehlt, wenn man nächtelang auf ein leeres Blatt Papier starrt und den Glauben an sein Können verloren hat. Hatte ich mit meinem ersten Buch nur ein Strohfeuer entfacht? Ich wollte keinen „One-Night-Stand“, ich dachte, dass ich Talent hätte, und jetzt war alles weg.
Lob war nie meine Motivation. Es hilft zwar, sich in einem nie dagewesenen Selbstbewusstsein als jemand Besonderes zu fühlen, aber ich wollte gar nicht jemand Besonderes sein. Ich wollte authentisch sein, jemand, mit dem man sich identifizieren kann, der anders schreibt, nämlich einfach.
So banal es klingen mag, der Verlust eines lieben Menschen, die Erinnerungen an ihn und die Verarbeitung des Schmerzes halfen mir, wieder den Glauben an mich selbst zu finden. Stundenlange spirituelle Gespräche mit meiner Frau fachten wieder ein Feuer in mir an.
Es öffneten sich Tore, die verschlossen gewesen waren, geistige Blockaden, die mir wie riesige Hindernisse meinen Geist nahmen, waren wie weggeblasen.
Ich fand wieder meine Inspiration.
So schrieb ich wieder über die alltägliche Arbeit als anerkannter Nachsuchenführer, über die Arbeit mit dem „roten Hund“, die viele meiner Kollegen tagtäglich tun.
Für mich ging schon mit meinem ersten Buch ein Traum in Erfüllung, ich wollte die Jägerschaft für die Nachsuche sensibilisieren. Und das will ich auch mit diesem zweiten Band. Jäger sollen nicht wegschauen, nicht sagen: „Ach, das Stück hat ja nur einen Kratzer!“
Nein, Jäger sollen Rückgrat zeigen, Achtung vor der Kreatur haben und sagen: „Jetzt brauchen wir einen Spezialisten, das sind wir dieser Kreatur schuldig.“
Mit meinem ersten Buch ist mir dies offensichtlich gelungen, es gab viele, die mich anriefen und sagten: „Ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen, ich habe es an einem Tag gelesen, schade, dass es nur 144 Seiten hat!“
Ich bedanke mich an dieser Stelle bei allen Lesern und ihren zahlreichen begeisterten Rückmeldungen, denn sie waren der Grund für dieses weitere Buch.
Seit 15 Jahren bin ich anerkannter Nachsuchenführer in Bayern. Mit meinem Hannoverschen Schweißhund „Orgo“ habe ich jedes Jahr 100 bis 150 Nachsucheneinsätze (hauptsächlich Sauen und Rotwild). Mein Arbeitgeber hat für meine ehrenamtliche Tätigkeit im Sinne des Tierschutzes sehr großes Verständnis, hinzu kommt, dass mein Chef selbst Jäger ist. So habe ich die Möglichkeit, fast alle anfallenden Nachsuchen annehmen zu können. Mein Einsatzgebiet erstreckt sich vom Truppenübungsplatz Hohenfels in der Oberpfalz über die Bayerischen Forstbetriebe Allersberg und Rothenburg in Mittelfranken bis an die Weinberge in Unterfranken. In den „Schonzeitmonaten“ halte ich Referate in den Jägervereinigungen, Hegeringen und Jagdschulen zum Thema Nachsuche sowie zur Auswahl und Ausbildung von Nachsuchehunden.
Ich bin also ein Praktiker durch und durch, ich arbeite bereits mit dem zweiten Hannoverschen Schweißhund, davor habe ich einen Bayerischen Gebirgsschweißhund geführt. Von meinen Erfahrungen bei Nachsuchen, aber auch bei der Erziehung und Führung von Nachsuchehunden handeln meine Empfehlungen, Anregungen und Erzählungen.
Manche Geschichten mögen etwas übertrieben klingen, aber sie sind alle wahr. Selbst auf die Gefahr hin, dass eine Suche wie die andere klingt, ist jede für sich einzigartig und etwas Besonderes, denn es geht immer um ein Tier, das mit großen Schmerzen und Leid alleine in irgendeiner Dickung qualvoll sterben muss – oder noch schlimmer, nicht sterben kann.
Ich schreibe meine Erfahrungen und Erlebnisse auf, nicht weil ich ein Buch schreiben oder den Finger heben will, sondern weil ich zum Glück die Gabe habe, einen Hund so auszubilden, dass er unter extremen Bedingungen seine Fährte halten kann und wir beide als „Gefährten“ im Auftrag des Tierschutzes arbeiten. Nichts anderes treibt mich an als die Achtung vor der Kreatur und Weidgerechtigkeit!
Ein sehr kluger Mann, den ich nicht persönlich kenne, aber sehr schätze, sagte einmal: „Um ein Amt brauchst du dich nicht bewerben, es kommt auf dich zu!“ So ist dieses Amt auf mich zugekommen, nicht, weil ich mich darum beworben hätte, nein, einfach so. Jeder von uns hat eine Einzigartigkeit, und jeder hat ein Talent. Es liegt an jedem selbst, sein Talent herauszufinden und es zu fördern. Nicht was wir beruflich tun, spielt eine Rolle im Leben, sondern nur das, was wir aus freiem Antrieb tun, aus Überzeugung. Das Leben wird durch ein Wertesystem, ein Ethos bestimmt. Ich habe das Glück, so von meinem Wertesystem überzeugt zu sein, dass ich es auch lebe.
Ich bin nichts Besonderes, einfach nur einer von Ihnen. Auf jeden Fall ist eines meiner Talente der Hund, ich bin ein Rudelführer, der keine Worte braucht, um mit Hunden zu sprechen.
Ich werde Ihnen Geschichten erzählen, die ich mit meinem HS-Rüden Orgo in vielen Revieren erlebt habe, ich werde aber auch Tipps geben, wie Sie mit Ihrem Hund arbeiten können. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, welche Rasse Sie führen: Jeder von Ihnen, egal ob jung oder alt, ob Mann oder Frau, kann einen Hund ausbilden, wie Sie ihn haben wollen, Sie brauchen nur GEDULD!
Damit meine ich nicht, dem Hund irgendwelche Kunststücke beizubringen, nein, ausbilden bedeutet zusammenzuwachsen, sich zu vertrauen.
Sollte mir entgegengehalten werden, dass ein Buch niemals die Praxis ersetzen kann, so kann ich dem nur zustimmen. Aber mit meinen Erfahrungen möchte ich jene unterstützen, die bereits einen Welpen haben und sich manchmal fragen, ob sie alles richtig machen oder ob es auch andere Ansätze und Möglichkeiten gibt, seinen künftigen Nachsuchenhund bestmöglich auszubilden. Und für jene, die mit dem Gedanken spielen, sich einen Welpen zuzulegen oder Nachsuchenführer zu werden, kann es ein erster Einblick und eine Hilfe und Stütze sein.
Eines jedoch kann es auf jeden Fall: Mein Buch erzählt von der Praxis, und lernen kann man auch aus der Erfahrung und aus der Praxis anderer! Und es zeigt hoffentlich eindrucksvoll, dass die Ausbildung eines Nachsuchenhundes/Schweißhundes etwas völlig anderes ist als die eines Hühnerhundes.
In diesem Buch steckt unendlich viel Zeit, nehmen Sie sich die Zeit, um es aufmerksam zu lesen. Ohne meine Familie, meine beiden Jungs und meine Frau, die mir immer den Rücken freigehalten haben, damit ich seit Jahrzehnten meine Berufung leben darf, würde es dieses Buch nicht geben.
„Im Leben gibt es zwei Dinge, die man nicht vorhersagen kann, wie sie enden: eine Nachsuche und eine Ehe!“
Helmut Schock-Huber
Merkendorf, Sommer 2020
Die gerechte Ausbildung und Führung eines Schweißhundes
Was bedeutet eigentlich „gerechte Ausbildung?“ Ich verstehe im überlieferten Sinn darunter die artgerechte Führung eines Hundes, der intensiv als Jagdhund eingesetzt wird. Ein guter Jagdhund ist einer, der gesund ernährt wird, einer, der „sportlich“ topfit ist, einer, der auch mal in einer Winternacht nicht vor dem Ofen liegt, einer, der seinem Instinkt folgen kann, einer, der einen ausgeprägten Beutetrieb und Finderwillen hat, und einer, der scharf und anhaltend stellt. Vieles bringt er bereits bei seiner Geburt mit, das muss ich nur aus ihm herauslocken und fördern. Für das Übrige, wie Gesundheit, Sport und Vertrauen zueinander, bin ich verantwortlich.
Das erwartet Sie als Nachsuchenführer
Wenn Wild von einem Jäger angeschossen wird, so ist dieser verpflichtet, eine Nachsuche zu veranlassen, d. h. das Wild im Idealfall mithilfe eines Hundeführers mit einem gut ausgebildeten Nachsuchenhund zu verfolgen, zu finden und zur Strecke zu bringen. Ziel ist es, das verletzte Wild vor langem Leiden zu bewahren und möglichst rasch zu erlösen. Es geht aber auch um die Bergung von bereits verendetem Wild. Jagdgesetze sind zwar Ländersache und variieren von Bundesland zu Bundesland (egal ob in Deutschland oder Österreich), die Verpflichtung (bzw. das Gebot) für den Jäger zur Nachsuche ist jedoch überall enthalten.
In Deutschland gibt es den Begriff „anerkannter Nachsuchenführer“, in Österreich sind es die „Jagdgebrauchshundeführer“, die im Ehrenamt mit ihren ausgebildeten und vom jeweiligen Jagdhundeverband geprüften Hunden verletztes Wild suchen und tierschutzgerecht von seinem Leid erlösen. Und wie das so bei Ehrenämtern ist: Ohne Ihre absolute Begeisterung für die Sache brauchen Sie erst gar nicht mit dem Gedanken spielen, Nachsuchenführer zu werden.
Nachsuche – dieses Wort ist ein recht allgemeiner Begriff, der jedoch verschiedenste Facetten haben kann. Die Nachsuchen, die ich durchführe und in diesem Buch beschreibe, sind meistens solche auf Wildschweine und auf Rotwild. Manche Nachsuchen sind einfach, und das verwundete Wild ist bald gefunden. Es gibt aber auch immer wieder erschwerte Nachsuchen, und zwar meist, wenn es um Sauen geht. Diese sind das einzige wirklich wehrhafte Wild in Europa, und zwar besonders dann, wenn sie verletzt sind! Das kann nicht nur für Ihren Hund gefährlich werden, sondern auch für Sie!
Extrem lange dauernde Nachsuchen durch Dickicht und Dornengestrüpp können Sie als Nachsuchenführer schon mal an die Grenzen Ihrer physischen Leistungsfähigkeit bringen! Und vergessen Sie nicht, selbst nach solchen physischen Anstrengungen müssen Sie psychisch noch in der Lage sein, das leidende Tier zu erlösen bzw. im schlimmsten Fall mit einer annehmenden Sau zu kämpfen!
Als Nachsuchenführer bzw. Jagdgebrauchshundeführer in einer Gebirgsregion werden Sie zwar nicht das Problem mit Sauen haben (zumindest nicht häufig), bei Ihnen können jedoch andere Umstände zu erschwerten Nachsuchen führen: Kilometerlange Märsche bergauf und bergab, steiles oder gar felsiges Gelände oder auch extreme Wetterverhältnisse wie meterhoher Schnee oder plötzlich einsetzender Nebel u. Ä. sind für Gebirgsjäger Herausforderungen, die eine Nachsuche enorm erschweren können.
Wo Sie auch leben und jagen: Auf keinen Fall dürfen Sie sich diese zukünftige Aufgabe zu leicht vorstellen. Nachsuche bedeutet meistens nicht nur schnell 100 Meter im Wald für einen Freund ein angeschossenes Stück Wild zu suchen, um mehr oder weniger Bergehilfe zu leisten. Nachsuche kann auch oft totale Erschöpfung bedeuten. Kilometerlanges Durchschlagen in unwegsamem Gelände, durchgeschwitzte Klamotten, zerfetzte Jacken sind keine Seltenheit. Manchmal ist Ihr Gesicht wochenlang dornenzerkratzt, und Ihre Frau schämt sich, wenn sie mit Ihnen irgendwo hingehen will. Manchmal müssen Sie sogar mit Verletzungen oder Blutergüssen am ganzen Körper rechnen, weil Sie in steilem Gelände gestürzt sind oder ein Wildschwein Sie überrascht und durch die Büsche geworfen hat.
Nachsuchenführer zu sein kann Streit und Ärger mit Ihrer Frau bedeuten, weil Sie nie sagen können, wann Sie wieder nach Hause kommen. Und bedenken Sie bitte: Ein guter Nachsuchenführer wird zu vielen Nachsuchen gerufen werden!
Als guter Nachsuchenführer werden Sie dieser Sucht total verfallen, nach spätestens fünf erschwerten Nachsuchen werden Sie diesen Urinstinkt aufgesogen haben und sich danach sehnen, dass Ihr Handy klingelt und Sie zur Nachsuche gerufen werden.
Keiner, mit dem Sie darüber sprechen, wird Sie verstehen, jeder wird sagen, dass es keinen Spaß machen kann, mit einer angeschossenen Wildsau irgendwo in einer Dickung zu raufen oder über Stock und Stein eine angeschossene Gämse zu verfolgen.
Und ob das Spaß machen kann, wenn Sie es wollen! Nicht nur ein bisschen, nein, ein bisschen Nachsuchenführer zu sein, das gibt es nicht.
Deshalb rate ich Ihnen eindringlich: Bevor Sie mit Ihrer Familie die Entscheidung treffen, sich einen Nachsuchenhund zuzulegen und Nachsuchenführer zu werden, müssen Sie bereit sein, das alles auf sich zu nehmen.
Wenn nicht, holen Sie sich einen kleinen süßen Welpen, der einfach nur Ihr Jagdbegleiter wird. Daran ist nichts Negatives, nicht jeder Mensch kann und will das auf sich nehmen. Für ein angeschossenes Wildschwein in einer Dickung geht es um Leben und Tod. Es kostet schon Überwindung, auf allen Vieren in eine Brombeerhecke zu kriechen, in der Ihr Hund eine 60 Kilogramm schwere Sau stellt. Mut ist das sicher nicht, es ist das Wollen, es ist der uralte Trieb, Beute zu machen. Es geht um Gemeinsamkeit, es geht darum, Gefährten zu sein, miteinander zu jagen und miteinander Beute zu machen. Ihr Hund wird alles für Sie tun, wenn er weiß, dass Sie sein Gefährte sind.
Worte zu lesen, die spannend geschrieben sind, ist einfach. Aber können Sie sich auch vorstellen, in diese Dickung hineinzukriechen? Ja? Na, dann kann es losgehen, werden Sie Nachsuchenführer!
Welche Rasse?
Grundsätzlich ist es völlig egal, welche Hunderasse Sie führen! Mit Ihrer Leidenschaft und Ihrem unbedingten Willen bringen Sie jeden Welpen dazu, nach einer langen Ausbildung eine erschwerte Nachsuche zu meistern.
Ich schreibe bewusst nicht über den Schweißhund, sondern über Nachsuchenhunde, ich schreibe über Nachsuchenführer, nicht über Schweißhundeführer. Ganz bewusst stelle ich mich nicht hin und halte, wie Sie es so oft lesen oder hören, das Fähnlein der etablierten Schweißhundefraktion hoch, obwohl ich überzeugter Hannoverscher Schweißhundemann im Verein Hirschmann bin.
Ob Sie einen Dackel oder einen Wachtelhund, einen Deutsch Drahthaar oder Retriever führen, ist völlig egal. Wichtig ist, er muss gültige Papiere haben!
Ohne diese elementare Voraussetzung können Sie nie ein anerkannter Nachsuchenführer (bzw. Gebrauchshundeführer in Österreich, diese sind dann regionsweise sogenannten Bereichshundestationen zugeteilt) werden. Sie werden nie die Möglichkeit haben, Ihrem Hund die Anzahl an Suchen zu bieten, die er braucht, um firm zu werden und zu bleiben. In den meisten Bundesländern können Sie mit einer „Schwarzzucht“ nicht einmal die Brauchbarkeitsprüfung (Anlagenprüfung in Österreich) ablegen, geschweige denn eine Verbands-Schweißprüfung.
Das ist leider so, in Deutschland braucht man unbedingt einen „Zettel“, auch wenn dieser an und für sich noch nichts über die zukünftige Qualität des Nachsuchenhundes aussagt. In Österreich ist es ähnlich, zwar können auch Hunde ohne Papiere zu hervorragenden Nachsuchenhunden ausgebildet werden, eine Gebrauchshunde-Prüfung oder gar die Zucht für den Verband, also damit man Papiere für die Welpen bekommt, ist allerdings auch nur „mit Zettel“ möglich.
Ein gutes Beispiel sind die sogenannten „Heideterrier“, diese sind von keinem Jagdhundeverband anerkannt, sind aber gefragte Meute- und Stöberhunde bei Jägern, die viel auf Wildschweine jagen.
Wie auch immer, manche Dinge darf man nicht hinterfragen, sie sind nicht änderbar, hier und jetzt zumindest nicht. Da das Jagdhundewesen bzw. der Einsatz von Jagdgebrauchshunden im jeweiligen Landesjagdgesetz festgelegt ist und es beinahe für jede Jagdhunderasse eigene Vereine gibt, die Prüfungs- und andere Bestimmungen für die jeweilige Rasse festlegen, informieren Sie sich am besten im jeweiligen Landesjagdverband über die zuständigen Stellen. Einen groben Überblick von Adressen und grundlegenden Informationen über die Bestimmungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz finden Sie ab S. 140.
Nach welchen Kriterien treffen Sie also Ihre Auswahl? Ich bin der Ansicht, Ihr Hund findet Sie, nicht umgekehrt. Die wichtigste Frage, die Sie sich stellen müssen, ist: Welche Rasse passt zu mir, zu meinem Revier und zu meiner Familie?
Sprechen Sie mit Ihrer Familie offen darüber, bestimmt haben Sie ja schon einen Favoriten, nehmen Sie sich Zeit, und wenn Ihre Frau oder Ihre Kinder diese Rasse nicht kennen, schauen Sie sich mit ihnen Bilder im Internet an. Glauben Sie mir, jeder Zuchtverband schreibt sich auf seine Fahne, dass diese bestimmte Rasse total familienfreundlich und kinderlieb ist. Alles Quatsch! Familienfreundlich und kinderlieb wird der Hund nur durch Ihre Erziehung. Kein Welpe wird „familienfreundlich“ geboren. Lassen Sie die Finger von Züchtern, die solche Behauptungen aufstellen, das hat nichts mit Leistungszucht zu tun. Ebenso brauchen Sie keinen Welpen, der Ihnen von einem Händler irgendwo in Europa für viel Geld vermittelt wurde. Kein Jagdhundewelpe mit anerkannten Jagdgebrauchshundeverbandspapieren darf in Deutschland mehr als 1000 € kosten (in Österreich und in der Schweiz sind die Preise für Jagdhunde erheblich höher, deshalb informieren Sie sich wiederum am besten beim Verband der jeweiligen Rasse).
Die nächste Frage ist: Was wollen Sie mit diesem Hund machen? Für ein Niederwildrevier werden Sie sich logischerweise einen Vorstehhund zulegen. Für ein Bergrevier mit Reh-, Rot- und Gamswild wird es eher ein Bayerischer Gebirgsschweißhund, eine Bracke oder ein Hannoverscher Schweißhund sein. Für die Baujagd sind natürlich Terrier oder Dachshunde besonders gut geeignet. Und wenn Sie so wie ich vorrangig Schwarz- und Rotwild nachsuchen, sollte es eine Jagdhunderasse sein, die vom Stockmaß nicht größer als 55 Zentimeter ist, denn vor allem für Nachsuchen auf Schwarzwild ist ein zu langbeiniger Hund eher nicht so gut geeignet, weil er in einer Dickung schlechter vorankommt. Er sollte aber auch nicht kleiner als 30 Zentimeter sein. Bestimmt kommt jetzt von allen Dackelführern der große Aufschrei! So gut ein Dackel auch auf der Wundfährte sein kann, hat er doch ein großes Handikap, das ihn als Nachsuchenhund für erschwerte Nachsuchen ausschließt. 80 % aller erschwerten Nachsuchen enden mit einer Hatz, allein diese Tatsache macht ihn dafür unbrauchbar. Ein Dackel kann niemals ein laufkrankes Stück Rot- oder Rehwild fangen. Das ist bei diesen Wildarten ein absolutes Muss, denn diese werden sich niemals einem Hund stellen. Durch seine kleinen Beinchen ist er beim Stellen von wehrhaftem Wild viel zu unbeweglich, ein Alttier würde ihn mit den Vorderläufen erschlagen, ein Wildschwein würde mit ihm in der Dickung kurzen Prozess machen.
Für die Nachsuche von Reh-, Rot- und vor allem Schwarzwild brauchen Sie einen vom Wesen ruhigen, von seiner Statur schlanken, nicht zu kleinen, aber auch nicht zu großen, im Kopf klaren Hund, der schnell und beweglich ist und ausdauernd jagen kann. Keinen „Killer“, wie es oft unsere Vorstehhunde sind, wobei ich diese hier nicht ausschließen will. Auch unsere Vorstehhunde können unter Umständen richtig gute Nachsuchenhunde sein, oft jedoch schießen sie durch ihre große Passion übers Ziel hinaus, aber Ausnahmen bestätigen die Regel.