Loe raamatut: «Kurdische Märchen und Volkserzählungen», lehekülg 3

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Der arme Märchenerzähler wusste nicht, wie ihm geschehen war und sagte beschämt: "Ich habe heute Nacht geträumt, dass ein Teufel mich in die Lüfte gehoben hat."

Der Pascha sah immer noch kopfschüttelnd um sich. Nicht lange und man wurde gewahr, dass alle kostbaren Gegenstände aus dem Palast verschwunden waren und dass man in der Küche die Gans gebraten hatte. "Das hat bestimmt auch der Teufel getan!", rief Hama aus. Aber der Pascha erinnerte sich jetzt an den Mann, der von einer Gans geredet hatte und wusste sogleich, dass dieser der Dieb gewesen sein musste.

"Das ist ein Mann! Ein Meister seines Faches!" rief er voller Bewunderung und schickte seine Ausrufer in die Stadt, um in allen Straßen verkünden zu lassen, dass er dem Dieb verzeihen werde, wenn er öffentlich beichte.

Als der Nachtdieb das vernahm, begab er sich zum Pascha, wurde freundlich von ihm empfangen und erzählte ihm sein ganzes Leben, auch die Geschichte von der Frau, die er mit dem Tagesdieb teilen musste. Da sagte der Pascha voller Mitgefühl: "Lasst euch doch beide von dieser schrecklichen Frau scheiden und gebt das Stehlen auf! Wenn ihr Dienste bei mir annehmen wollt, werde ich euch gut bezahlen, damit ihr als ehrliche Menschen leben könnt." Die beiden Diebe überlegten sich diesen Vorschlag und nahmen ihn voller Dankbarkeit für die Güte ihres Herrschers an. Sie versprachen ihm beim Grab ihrer Ahnen, niemals wieder zu stehlen oder zu der schlauen Witwe Gultschin zurückzukehren, und sie haben dieses Versprechen auch treulich gehalten.



~ Wie man böse Geister los wird ~

Vor einer Handvoll von Jahrhunderten, als das Band der Generationen noch nicht so lang war und die Schatten der Vergangenheit noch nicht so weit fielen, lebte ein kurdischer Schäfer, der eine Schafherde besaß und außerdem eine Frau namens Gulee, die der böse Geist seines Hauses war. Jeden Abend nach einem Tag voller Mühen zog er mit seiner Herde nach Hause, wo seine Frau mit einem Stock in der Hand auf ihn wartete. Kehrte er früh heim, schlug sie ihn, weil er früh gekommen war, kehrte er spät heim, schlug sie ihn, weil er spät gekommen war.

Im Laufe der Zeit breitete sich Trübsinn über die Seele des armen Mannes aus. So hatte er ein, zwei Jahre zugebracht. Da sprach eines Tages ein Freund zu ihm: "Lieber Bruder, ich sehe dich das ganze Jahr in Traurigkeit versunken, was ist mit dir los?" "Was soll ich dir erzählen, lieber Freund? Daran ist nur mein Weib schuld. Ich bin schon ganz durcheinander. Sie hat mir den lichten Tag verfinstert und mein Herz vergiftet, denn ihr Wesen ist wie das Gift einer Schlange. Ich habe nie und nirgends vor ihr Ruhe." Und er erzählte ihm die ganze Geschichte. Sein Freund tröstete ihn: "Nichts einfacher als das! Ich gebe Dir einen Rat, wenn du ihn befolgst, wirst du vor ihr sicher sein." - "Oh, bitte, verrate ihn mir schnell! Was ist das für ein Rat? Sag es mir - beim Grabe deines Vaters!" - "Höre, treibe morgen Abend die Herde früh heim. Deine Frau wird bestimmt böse sein und mit dir zanken, weil du so früh kommst. Dann sage: 'Liebe Frau, beruhige dich! Ich habe heute in einer Höhle einen Goldschatz gefunden und die Herde schnell nach Hause getrieben, damit ich früh schlafen gehen kann, um bei Morgengrauen aufzustehen und unbemerkt den Schatz auszugraben.' Wenn deine Frau etwas von Gold hört, wird sie bestimmt sagen: 'Lass uns zusammen hingehen!' Du nimmst sie mit, lässt sie in die Höhle hinabsteigen und machst dich dann schleunigst fort. Auf diese Weise wirst du sie los!"

Gesagt, getan. Wie sein Freund ihm geraten hatte, trieb der Schäfer seine Herde früher am Abend zurück. Seine Frau schrie ihn wütend an: "Warum kommst du nicht später, du blöder Kerl?" Der Mann erzählte ihr die Geschichte. Da schalt sie von neuem: "Du Lump! Willst du etwa allein gehen?" "Aber nein, liebe Frau, du kannst ruhig mitkommen - was sollte ich dagegen haben?"

Sogleich machten sie sich zusammen daran, alles einzupacken, was sie an Stricken fanden, und vor dem Morgengrauen machten sie sich auf den Weg. Als sie bei der Höhle anlangten, sprach die Frau: "Ich steige hinunter und hole so viel Gold, wie ich mag. Du verstehst ja doch nichts davon! Du bist viel zu dumm!"

Der Mann knüpfte einige Hanfseile zusammen, band sie seiner Frau um die Lenden und ließ sie in die Tiefe hinab. Bevor sie den Grund erreicht hatte, schnitt er den Strick mit seinem Dolch durch, und die Frau landete auf dem Boden. Da schrie sie von unten herauf: "Ach, lieber Gott! Am Ende habe ich dich schlecht behandelt, vergilt es mir nicht!" - "Du Scheusal!" rief der Mann zurück, "du hast mich jahrelang gepeinigt! Nun lebe wohl!" Damit trat er den Rückweg an.

Die Höhle aber gehörte einem Geist. Der kam am Abend heim und fing alsbald an, schauerlich zu brüllen. Aus Furcht nahm die Frau Zuflucht zu einer List. Sie empfing ihn mit überschwänglicher Höflichkeit. Und wirklich - der Unmensch ließ sich besänftigen, und Gulee zähmte ihn nach und nach völlig. Schließlich willigte er ein, sie zu heiraten.

Aber schon nach kurzer Zeit hatte sie den Geist in ihre Gewalt gebracht und quälte und peinigte ihn genauso wie zuvor den Hirten. Der Geist hätte manchmal vor Wut zerspringen mögen.

Nun hatte der König dieses Landes eine Tochter. Sie war sein einziges Kind, und er liebte sie über alles. Um diese Zeit verbreitete sich das Gerücht, die Prinzessin habe den Verstand verloren. Der König ließ landauf und landab verkünden, welchem Arzt auch immer es gelänge, die Prinzessin zu heilen, der solle zur Belohnung ihre Hand erhalten. Mache sich allerdings jemand daran, das Mädchen zu heilen, und bringe es dann nicht fertig, so werde ihm der Kopf abgeschlagen.

Eines Tages nun erschien bei dem Schäfer, Gulees ehemaligem Mann, der Geist und sagte zu ihm: "Lieber Freund, du hast einige Zeit unter dem Joch der bösen Gulee gelitten, dann hast du dich aus dem Staub gemacht. Dabei hast du sie mir angehängt. Jetzt werde ich von ihr heimgesucht. Aber ich halte es nicht länger bei ihr aus und bin in die Wüste geflohen. Dass die Prinzessin den Verstand verloren hat, liegt daran, dass ich ihr erschienen bin. Jetzt aber werde ich wegen der bösen Gulee das Land verlassen, und die Königstochter wird wieder gesund werden, weil sie mich nicht mehr zu sehen bekommt. Das ist eine günstige Gelegenheit für dich. Geh auf dem schnellsten Wege zum König und sage ihm, dass du seine Tochter heilen kannst. Dann wird sie deine Frau, und du kannst auch einmal ein bisschen glücklich sein. Ich weiß, was du durch Gulee erdulden musstest! Aber wisse: ich kann dir nur einmal helfen. Wenn du ein zweites Mal versuchen solltest, jemanden zu heilen, der den Verstand verloren hat, bringe ich dich um!"

"Lieber Geist, "sagte der Schäfer, "das ist gut gemeint von dir! Aber was habe ich mit der Heilkunde zu schaffen? Lass mich bei meiner Schäferei bleiben. Es ist mir Glücks genug, dass ich Gulee losgeworden bin. Ich brauche nichts weiter. Warum willst Du mir Schwierigkeiten bereiten? Wenn du dich an mir rächen willst, dann töte mich gleich hier und schicke mich nicht erst zum König!"

"Hab keine Angst, "knurrte der Geist, "ich will dir nur Gutes tun! Steh auf und mach dich auf den Weg! Nur, hüte dich, noch einmal zu versuchen, jemanden zu heilen, der den Verstand verloren hat! Sei sicher, dass ich dich dann töten werde!" Immer noch widerstrebend besorgte sich der Schäfer einige Tonkrüglein, füllte sie mit Staub und Sand und steckte sie in einen Beutel. Mit zitternden Knien und Besorgnis im Herzen ging er zum Palast und stellte sich vor: "Ich bin Arzt und will versuchen, die Prinzessin zu heilen."

Der König ließ ihn zu sich rufen, warnte ihn und sprach: "Wenn du meiner Tochter nicht helfen kannst, wirst du deinen Kopf verlieren." Der Schäfer erklärte sich dennoch bereit. Man brachte ihn in das Zimmer des Mädchens. Gleich beim Eintreten sah er den Geist in einer Ecke stehen. Der vermeintliche Arzt machte sich sogleich ans Werk, entnahm zum Schein dem Tonkrüglein etwas Staub und rieb den Körper des Mädchens damit ein. Gleichzeitig bewegte er die Lippen, als ob er Gebete spräche.

Da raunte der Geist ihm "Auf Wiedersehen!" zu und verschwand.

Die Prinzessin war auf der Stelle geheilt. Allenthalben brach großer Jubel aus, und man tanzte vor Glück und Freude sieben Tage und sieben Nächte lang.

Der König gab dem Schäfer die Prinzessin zur Frau, und sie wurden sehr glücklich miteinander.

Einige Zeit später erkrankte die Tochter eines Nachbarkönigs, der ebenfalls nur eine, über alles geliebte Tochter besaß. Auch ihr war der Geist erschienen, nachdem er auf der Flucht vor Gule in dieses Land gekommen war. Ihr Vater, der von dem berühmten Arzt gehört hatte, sandte seine Minister mit einem kostbaren Geschenk zum Nachbarkönig und ließ bitten, der Herr Schwiegersohn möge doch versuchen, seine Tochter zu heilen, wie er seine eigene gesund gemacht habe.

Der König sprach zu dem Schäfer: "Bitte geh und behandle seine Tochter! Sie sind unsere Nachbarn. Es wäre sehr vorteilhaft für uns, diese Gelegenheit für die Gründung einer dauerhaften Freundschaft zu nutzen."

Der Schäfer antwortete: "Verzeiht, königlicher Vater! Ich bin für diese Dinge nicht geeignet, ich bitt' Euch, lasst mich damit zufrieden!" Der Schäfer redete viel, aber der König wollte wenig hören und bestand darauf, dass sein Schwiegersohn unbedingt gehen sollte.

Der arme Schäfer ging gesenkten Hauptes heim und schrieb sein Testament. Dann nahm er seinen Beutel und machte sich auf den Weg zum Palast des Nachbarkönigs. Als er in das Gemach des Mädchens eintrat, erblickte er den Geist, der drohend grollte: "Oh du erbärmlicher Wicht! Habe ich dich nicht gewarnt, dass es dein Leben kosten würde, wenn du ein zweites Mal als Arzt aufträtest? Wie konntest du es wagen, hierher zu kommen?" "Verzeiht, Herr!" sagte der Schäfer demütig. "Ich bin nicht gekommen, das Mädchen zu heilen." - "Warum also dann?", schnaubte der Geist. "Ich bin gekommen", antwortete der Schäfer ruhig, "um meinem Herrn zu sagen, dass Gule vor der Türe steht!" Als der Geist diesen Namen hörte, schnaufte er ängstlich: "Wo ist sie? Um Gottes willen! Nur das nicht!" So sprach er und eilte blitzschnell von dannen.

Der Schäfer seufzte tief: "O du meine Güte! Wer hätte das gedacht, dass der bloße Name dieser bösen Frau genügen würde, einen wilden und furchtlosen Geist in die Flucht zu schlagen!"

Und er war sehr froh, dass er beide losgeworden war.



~ Die Schlauheit der Frauen ~

Ein kurdischer Geistlicher hatte mit den Frauen viele schlechte Erfahrungen gemacht. Deshalb beschloss er, ein dickes Buch über ihre Schlauheit zu schreiben. Er machte sich auf und ritt von einer Stadt zur anderen und von einem Dorf zum anderen, um sich Erzählungen über die Frauen anzuhören und Stoff für sein Buch zu sammeln.

So kam er auch in eine Stadt, wo die Frau eines reichen Kaufmanns lebte, der sein Plan, ein solches Buch zu schreiben, zu Ohren gekommen war. Sie schickte nach ihm und lud ihn ein, sie zu besuchen. Als der Malla am Nachmittag desselben Tages zu ihr kam, empfing sie ihn mit erlesener Höflichkeit und erkundigte sich scheinheilig: "Malla, habt Ihr schon etwas über die Schlauheit der Frauen in Erfahrung gebracht und aufgeschrieben?"

Der Geistliche warf sich in die Brust und prahlte: "Allah schütze Euch! Was sagt Ihr da, liebe Frau! Es gibt nichts mehr, was ich ihnen nicht schon aufgeschrieben hätte!" Die Frau bat ihn, ihr doch einige Erzählungen vorzulesen, worum er sich auch nicht lange bitten ließ. Sie hörte ihm mit großer Aufmerksamkeit zu. Am Schluss lobte sie ihn eifrig und sprach: "Es ist wirklich so, wie Ihr sagt! Ihr habt nichts vergessen. Ihr seid ein kluger Mann. Und da Ihr so gebildet seid, habt Ihr bestimmt auch eine schöne Schrift. Deshalb möchte ich Euch um etwas bitten."

Der Geistliche fühlte sich geschmeichelt: "Ich habe in der Tat eine sehr schöne Handschrift! Was befehlt Ihr?" - "Ich bin leider Gottes des Schreibens und Lesens unkundig. Und mein Bruder wohnt in einer anderen Stadt. Wollt Ihr ihm, um Gottes Lohn, ein paar Zeilen schreiben?" - "Bei meinen Augen!", antwortete der Malla bereitwillig. Die Frau schlug vor, dass er am folgenden Tag zum Mittagessen kommen solle, danach könne er den Brief schreiben. Der Malla war hocherfreut, bedankte sich und sagte: "Allah sei mit Euch bis morgen!"

Am Abend kehrte der Kaufmann nach Hause zurück, und nach kurzer Zeit brach die Frau einen kleinen Streit vom Zaun. Sie behauptete, er sei schrecklich vergesslich, was er heftig bestritt. Das ging so ein Weilchen hin und her, und schließlich beschlossen sie, eine Probe zu machen und die Wette "Talamischkena"(1) einzugehen. Der Kaufmann sagte: "Wenn ich verliere, sollst du von mir ein schönes Kleid bekommen!"

Am nächsten Morgen ging der Kaufmann wie jeden Tag ins Geschäft. Die Frau indessen machte sich daran, ein Huhn zu braten und kochte einen Topf Pilaw. Pünktlich zur Mittagszeit erschien der Geistliche zum Essen. Die Frau hieß ihn herzlich willkommen und bat ihn, schon immer mit dem Brief anzufangen, während sie das Essen fertigmache. Sie schilderte ihm, was er schreiben solle und ging dann aus dem Zimmer. Kaum war sie draußen, winkte sie heimlich das Kind des Nachbarn heran und bat es: "Lauf schnell zu meinem Mann und sag ihm, es sei etwas sehr Unangenehmes geschehen. Er soll so schnell wie ein Pfeil nach Haus kommen!" Das Kind rannte los, und die Frau trat wieder ins Zimmer und setzte sich neben den Malla. Sie waren mitten in der schönsten Unterhaltung, als es laut und heftig an die Tür klopfte. "Wer ist da?" rief die Frau. "Ich bin es", antwortete der Mann. "Mach schnell auf!"

Die Frau tat zu Tode erschrocken, schlug sich an die Brust und fing an zu jammern: "Du lieber Gott, jetzt ist mein Mann gekommen! Gott allein weiß, wie rasend eifersüchtig er ist. Er verliert schon den Kopf, wenn er mich mit einem Knaben sieht. Euch wird er bestimmt mit einem Dolch zu Leibe gehen!" - "Um Gottes Willen!", stammelte der Malla zitternd. "Ich habe keine Angst vor dem Sterben, aber es wäre eine große Schande für mich und auch für meine Familie, wenn ich unter solchen Umständen umkäme! Bitte, denkt Euch schnell etwas aus!"

Die Frau blickte angstvoll im Zimmer umher: "Es gibt nur eine Rettung! Geht da in den Schrank und verhaltet Euch ganz still. Aber Ihr dürft auch nur ganz leise atmen!" Der Malla stand auf und versteckte sich, so schnell er konnte, in dem Schrank. Die Frau brachte ein Schloss daran an und steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann lief sie rasch und öffnete die Tür.

Der Mann stürzte aufgeregt herein: "Um Himmelswillen, was ist geschehen? Sag's doch schnell!" - "Was kann Schlimmeres geschehen als dies?" klagte die Frau laut, "Ach Gott wie soll ich meine Ehre zurückerhalten? Bist du mein Mann oder ein Zuhälter?" Der Mann starrte sie entgeistert an, dann schüttelte er sie an den Schultern: "Was ist los? Nun sag's schon endlich, sonst platze ich auf der Stelle!"

"Also gestern kam ein Malla zu mir, der vorgab, ein Buch über die Schlauheit der Frauen schreiben zu wollen. Ich hatte Mitleid mit ihm und schenkte ihm ein bisschen Geld. Aber er besaß die Frechheit, heute wiederzukommen. Und er ist mir bis in mein Zimmer gefolgt. Ich bekam es mit der Angst, denn er ist ein starker Kerl, und ich merkte, dass er nichts Gutes im Schilde führte. Deshalb wollte ich davonlaufen. Aber er packte mich stürmisch, riss sich den Turban vom Kopf, schleuderte ihn in die Ecke und warf mich zu Boden. ... er hat dabei alle meine Unterröcke zerrissen!" schluchzte die Frau. "Ich habe laut geschrien, und das Kind unseres Nachbarn hörte es zum Glück und lief gleich zu Dir. Du musst mich rächen, wenn die Haare deines Schnurrbartes die Haare eines Mannes sind! Sonst bin ich nicht länger Deine Frau!"

Der Mann riss grimmig den Dolch aus dem Gürtel und brüllte, vor Wut zitternd: "Wo steckt das Schwein?" - "Als du an die Türe klopftest, ließ er von mir ab und versteckte sich in dem Schrank dort. Ich hängte schnell ein Schloss davor und sperrte zu!" - "Wo ist der Schlüssel? Her damit!"

Die Frau hielt ihm den Schlüssel hin. Als der Mann das Schloss öffnen wollte, packte sie seine Hand und lachte aus vollem Halse: "Ha, ha, ha! Habe ich gewonnen oder nicht? Du hast den Schlüssel von mir genommen, ohne zu sagen, dass du dich erinnerst, und du musst mir ein schönes Kleid schenken!" Der Mann warf den Schlüssel in die Ecke und starrte sie an: "Soll das heißen, Du hast dieses Theater nur gemacht, um die Wette zu gewinnen?"

"Ja, ja, was denkst du denn sonst? Ich habe dir ja gleich gesagt, dass ich gewinnen werde!" - "Ist das eine Art und Weise? Was hast du mir angetan! Ich könnte in tausend Stücke zerspringen!" - "Komm", sagte sie zärtlich, "sei nicht böse, ich habe etwas Gutes für dich gekocht. Wir essen zusammen, und dann gehst du wieder an deine Arbeit!" - "Lieber esse ich Gift!", rief der Mann mit zornrotem Kopf und verließ hastig das Haus.

Darauf sperrte die Frau den Schrank auf. Dort kauerte der Malla ganz blass und von Angstschweiß bedeckt in der Ecke. "Kommt heraus, Malla, damit wir unser Mittagessen in Ruhe verspeisen können! Ich habe nämlich etwas Gutes für Euch gekocht." - "Bei der Barmherzigkeit Allahs", stotterte dieser. "Bitte öffnet mir die Tür! Ich kann jetzt nichts essen."

Die Frau versuchte vergeblich, ihn zum Bleiben zu bewegen. "Lieber Malla, es tut mir leid, dass ich Euch erzürnt habe. Bitte, betet nicht, dass ich bestraft werden möge! Auch hätte ich noch eine Bitte an Euch!", sagte die Frau. "Macht schnell", drängte der Malla. "Ich will ganz schnell gehen!" Unverzüglich trug sie ihm ihre Bitte vor: "Schreibt diese Geschichte auch in Euer Buch!"

Da rief der Geistliche erschrocken aus: "Widerrufung! Ich widerrufe und werde mich daran halten. Ich werde nichts mehr über die Frauen schreiben. Mögen sie allesamt mit ihrer Schlauheit in den Trichter der Mühle fallen!"



~ Firr und Tirr ~

Einst lebte in Kurdistan ein Mann, der Tag für Tag auf die Spatzenjagd ging. Am Morgen machte er sich auf den Weg, und am Nachmittag kehrte er, meistens mit reicher Beute, wieder in die Stadt zurück, wo er im Basar einen Rost besaß. Er rupfte die Spatzen, steckte sie auf Eisenspieße, briet sie über dem Feuer und bot sie den Leuten zum Kauf an. Von dem Erlös konnte er mit seiner Familie ganz gut leben.

Eines Tages nun geschah es, dass ein armer alter Mann an seinen Stand kam und lange Zeit sehnsüchtig auf die gebratenen Spatzen starrte, wobei er ab und zu das Wasser, das ihm der appetitliche Bratenduft im Munde zusammenlaufen ließ, hinunterschlucken musste.

Der Jäger sah ihm eine Weile zu, wie er so andächtig dastand, dann trat er an ihn heran: "Nun, Onkel, willst du einen schönen fetten Spatzen kaufen?"

Der alte Mann blickte verlegen auf und murmelte schüchtern: "Wie du siehst, bin ich ein armer Mann. Früher war ich Träger und musste viele schwere Sachen heben. Einmal fiel dabei eine riesige Kiste auf meinen Fuß und verletzte mich so schwer, dass ich meinen Beruf nicht mehr ausüben konnte. Außerdem sind meine Augen durch das Alter schwach geworden. Sonst würde ich mich schämen, hier tatenlos herumzustehen anstatt zu arbeiten. Zu essen bekomme ich immer etwas geschenkt. In der Bäckerei da gegenüber hat man mir dieses Fladenbrot geschenkt. Wenn du mir jetzt noch einen gebratenen Spatzen geben würdest, hätte ich heute das Mittagessen beisammen."

Der Jäger schüttelte ärgerlich den Kopf: "Du bist gut! Ich soll auf die Jagd gehen, mich abplagen, Holz kaufen und dann das Ergebnis meiner Mühe verschenken!"

"Gib mir nur einen einzigen Spatzen, um Gottes Lohn!", bat verschämt der arme Alte, "ich habe nämlich den Geruch in die Nase bekommen, und nun läuft mir das Wasser im Mund zusammen."

"Ich weiß wohl, dass meine Spatzen delikat sind", sagte der Jäger abwehrend und geschmeichelt zugleich, "aber wenn du einen essen willst, musst du ihn mir bezahlen!" Der arme Mann sprach traurig: "Ich sage nur: um Gottes Lohn! Niemand hat mich bisher mit leeren Händen gehen lassen."

"Gott, Gott! Wenn ich vor Armut sterbe, kommt dein Gott auch nicht zu mir, um mich zu retten!" Kaum hatte der Jäger so gesprochen, da stand plötzlich ein bärtiger Mann mit feinen, edlen Gesichtszügen vor ihm und sagte mit freundlicher Stimme: "Lieber Bruder, ich habe dich beobachtet. Dieser Mann ist arm und krank. Jeder sollte ihm helfen. Darum bitte ich dich: schenke ihm einen Spatzen!"

Der Jäger erwiderte: "Du machst zwar schöne Worte, aber wenn es dir ernst ist mit deiner Menschenliebe, warum kaufst du dann dem Alten keinen Spatzen, ohne lange zu bitten und zu betteln?"

Mit sanfter, aber fester Stimme antwortete der Bärtige: "Ich habe auch kein Geld. Außerdem möchte ich, dass du etwas Gutes tust. Wenn schon nicht aus Menschlichkeit, so doch aus Furcht vor Gott". - "Gott, Gott!", rief der Jäger und ging aufgeregt um seinen Rost herum. "Wenn Gott so barmherzig ist, warum lässt er dann den Alten so arm und schwach herumlaufen? Ich bin doch nicht für das verantwortlich, was Gott selbst getan hat!"

Der Bärtige sagte eindringlich: "Lieber Bruder, sei nicht so ungläubig. Alles, was Gott gemacht hat, birgt eine Weisheit in sich. Wir sind alle Geschöpfe Gottes. Kein Mensch ist mehr wert als irgendein anderer außer denjenigen, die den Menschen mehr dienen. Was du, ich und andere essen, trinken, anziehen, benutzen und worin wir wohnen, sind Gottes Wohltaten. Uns gehört nichts, alles kommt von ihm. Er hat uns alles geschenkt. Darum müssen wir alle untereinander rechtmäßig teilen."

"Bitte predige mir nicht wie ein Priester!", sagte der Jäger. "Wenn ich jedem Kranken und Alten und 'Gott-weiß-wem' einen Spatzen schenke, sterben wir - meine Frau, ich und die Kinder - an diesem 'um Gottes Lohn'!"

"Du irrst dich! Gott ist allbarmherzig, aber auch sehr mächtig. Deshalb sage ich dir, dass du deinem Gott gehorchen und diesem armen Mann einen Spatzen schenken sollst!" Der Jäger erwiderte trotzig: "Ich gebe ihm nichts! Du kannst Deinem Gott ruhig sagen, dass er sich an mir rächen soll!"

"Ich will meine Gebete nicht gegen dich richten", sagte der Unbekannte bestimmt, "aber wenn du ihm nichts gibst, zeige ich dir etwas im Namen Gottes." Der Jäger lachte laut und höhnisch auf: "Zeige es mir, du Betrüger!" - "Ich zeige es dir im Namen Gottes!", wiederholte der Unbekannte feierlich,"ich zähle bis drei. Wenn du dann nicht tust, was ich dir gesagt habe, wird es geschehen!"

Der Jäger drehte sich wütend um und starrte ihn an: "Jetzt spielst du aber wirklich mit meiner Geduld! Geh aus meinen Augen! Und wenn der Mann auch Hungers stirbt - von mir kriegt er keinen einzigen Spatzen!" In seiner Erregung hatte er diese Worte so laut gerufen, dass viele Leute aufmerksam geworden und herbeigeeilt waren. Sie schimpften gestikulierend auf den Jäger ein und erboten sich um die Wette, dem Alten einen Spatzen zu kaufen, so dass es fast einen Streit darüber gegeben hätte. Aber der Bärtige gebot ihnen Einhalt: "Halt, liebe Brüder! Dieser Mann muss eine Strafe bekommen!" Und er hob seine Hand, richtete sie feierlich auf die gebratenen Spatzen und sprach: "Ich gebiete euch im Namen Gottes: Firr!"

Zu wissen ist, dass 'Firr!' ganz einfach 'Fliegt!' bedeutet. Kaum hatte der Bärtige dieses Wort ausgesprochen, da erwachten die gebratenen Spatzen wieder zum Leben, sie bekamen Flügel und schwirrten hoch hinauf in die Lüfte. Dem Jäger blieb nichts anderes als sein leerer Rost.

Tasuta katkend on lõppenud.