Loe raamatut: «Natürliche Arzneien»
Natürliche Arzneien
von
John Wesley
Originaltitel:
Primitive Physic: An Easy and Natural Method Curing Most Diseases (1785)
Aus dem Englischen von
Nicole Janke
bearbeitet von
Christian Hartmann
JOHN WESLEY (1703 – 1791)
… begründete mit der methodistischen Bewegung eine der einflussreichsten Reformationskirchen im angelsächsischen Bereich. Neben theologischen Schriften verfasste er auch einige medizinische Texte und gilt zudem als einer der Mitbegründer der modernen Elektrotherapie. Im Alter von 25 Jahren erhielt er die Priesterweihe und lehrte am Lincoln College der Oxford University. Dort gründete er zusammen mit seinem Bruder Charles den Holy Club und beide entschlossen sich 1735 nach Amerika zu übersiedeln, um dort ihre umfassende Missionarstätigkeit auszuüben. Während dieser Zeit verfasste er auch einige kleinere Bücher zur Volksmedizin, darunter das erste über ‚sanfte‘ Elektromedizin und das vorliegende Handbuch. John Wesley starb 1791 im Alter von 88 Jahren in London.
Einer der glühendsten Anhänger des Methodismus sollte A. T. Stills Vater, Abram Still werden, der sich v.als methodistischer Wanderprediger im Grenzland verdient machte und seinen Sohn nachhaltig beeinflusst haben dürfte.
Englischer Originaltitel
Primitive Physic: An Easy and Natural Method Curing Most Diseases
Paramore, at the Foundry, Moorfields, 1785.
Natürliche Arzneien von John Wesley
2. überarb. Auflage
© 2014, JOLANDOS
Am Gasteig 6 – 82396 Pähl
978-3-95712-001-4 (Buch)
978-3-941523-76-0 (mobi)
978-3-941523-77-7 (epub)
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ÜBERSETZUNG
Nicole Janke
BEARBEITET VON
Christian Hartmann
LEKTORAT
Martin Ingenfeld
COVERENTWURF, SATZ UND LAYOUT
Christian Hartmann
TITELBILD: ©, 2014 JOLANDOS
DRUCK
Buchproduktion Thomas Ebertin
Goethestra.e 9, 78333 Stockach
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Schwarzburger Chaussee 74 – 07407 Rudolstadt
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ERKLÄRUNG
Beim vorliegenden Werk handelt es sich um ein historisches Dokument. Die darin enthaltenen mediznischen Informationen ersetzen keine aktuelle medizinischen Versorgung. Keinesfalls haftet der Herausgeber für direkte oder indirekte Folgeschäden aufgrund von Informationen bzw. Anwendungen aus dem vorliegenden Werk.
INHALTSVERZEICHNIS
Cover
Titel
Über den Autor
Impressum
Erklärung
Masseinheiten
VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE
VORWORT ZUR ENGLISCHEN AUSGABE
An die Mitglieder der Methodisten-Kirchengemeinde
§1. Fehlgeburt (verhindern)
§2. Schüttelfrost
§3. Tertiärer Schüttelfrost
§4. Doppelt-tertiärer Schüttelfrost
§5. Quartärer Schüttelfrost
§6. St.-Antonius-Feuer
§7. Der Schlaganfall
§8. Heißhunger
§9. Asthma
§10. Trockenes oder krampfartiges Asthma
§11. Zur Heilung von Haarausfall
§12. Nasenbluten (verhindern)
§13. Wundblutung
§14. Blut spucken
§15. Blut erbrechen
§16. Um geronnenes Blut aufzulösen
§17. Blasen
§18. Furunkel
§19. Harte Brüste
§20. Wunde und geschwollene Brüste
§21. Blutergüsse
§22. Schwellungen bei Blutergüssen (vermeiden)
§23. Schwellungen bei Blutergüssen (heilen)
§24. Verbrennungen oder Verbrühungen
§25. Schwere Verbrennungen oder Verbrühungen
§26. Brustkrebs
§27. Krebserkrankungen in allen anderen Bereichen
§28. Krebsgeschwüre im Mund
§29. Frostbeulen (verhindern)
§30. Frostbeulen (heilen)
§31. Kinder
§32. Keuchhusten
§33. Tödliche Cholera – Durchfall und Erbrechen
§34. Wunde weibliche Brustwarzen
§35. Wunde Hände (vermeiden und heilen)
§36. Offene Lippen
§37. Erkältung
§38. Kopfkatarrh
§39. Akute Koliken
§40. Trockene Kolik (verhindern)
§41. Koliken bei Kindern
§42. Gallenkolik
§43. Habituelle Kolik
§44. Hysterische Kolik
§45. Nervöse Kolik
§46. Kolik durch den Dampf von Blei, Bleiweiß, Grünspan etc
§47. Kolik mit Blähungen
§48. Die Folgen einer Erkältung verhindern
§49. Schwindsucht
§50. Schüttelkrämpfe
§51. Schüttelkrämpfe bei Kindern
§52. Darmkrämpfe bei Kindern
§53. Hühneraugen (verhindern)
§54. Hühneraugen (heilen)
§55. Verstopfung
§56. Husten
§57. Asthmatischer Husten
§58. Schwindsüchtiger Husten
§59. Krampfartiger Husten
§60. Hartnäckiger Husten
§61. Husten bei Brustfellentzündung
§62. Reizhusten
§63. Schmerzhafter Husten aufgrund schneidenden dünnen Rheumas
§64. Das Krampfen (verhindern)
§65. Das Krampfen (heilen)
§66. Schnittwunden
§67. Taubheit
§68. Taubheit durch Ohrenschmalz
§69. Taubheit bei einem trockenen Ohr
§70. Taubheit bei Kopfschmerzen und Kopfbrummen
§71. Chronische Taubheit
§72. Niederkunft
§73. Diabetes
§74. Wassersucht
§75. Beim Ertrinken
§76. Ohrenschmerz
§77. Ohrenschmerz durch Erkältung
§78. Ohrenschmerz durch Hitze
§79. Ohrenschmerz durch Würmer
§80. Geräusche im Ohr
§81. Hartes Ohrenschmalz
§82. Trübe Augen
§83. Blutunterlaufene Augen
§84. Augenquetschung
§85. Vor den Augen fliegende Wolken
§86. Blindheit
§87. Schwachsichtigkeit
§88. Schleier
§89. Heiße oder scharfe Körpersäfte
§90. Entzündete Augen oder Augenlider
§91. Fistelung des Tränenkanals
§92. Gerstenkorn am Auge
§93. Wunde Augen
§94. Weiße Flecken im Auge
§95. Ein vorzügliches Augenwasser
§96. Ein weiteres Augenwasser
§97. Noch ein weiteres Augenwasser
§98. Augenwasser, von Sir Stephen Fox angewandt
§99. Müde Augen
§100. Ohnmacht beim Aderlass
§101. Fallsucht
§102. Beckensenkung
§103. Gebärmuttervorfall
§104. Extreme Fettleibigkeit
§105. Fieber
§106. Hohes Fieber
§107. Periodisch auftretendes Fieber
§108. Fieber mit Gliederschmerzen
§109. Schnelles Fieber
§110. Langsames Fieber
§111. Wurmfieber
§112. Fistel
§113. Flöhe und Wanzen beseitigen
§114. Phlegma
§115. Blutsturz
§116. Durchfall
§117. Blutiger Durchfall
§118. Wundbrand (bzw. einen beginnenden stoppen)
§119. Gicht im Magen
§120. Gicht an Füßen oder Händen
§121. Gicht an allen Gelenken
§122. Nierengries
§123. Grüne Krankheit
§124. Mikroskopische Tierchen töten, die Zahnfleischschwund verursachen
§125. Haare wachsen lassen
§126. Kopfschmerz
§127. Chronischer Kopfschmerz
§128. Kopfschmerzen durch Hitze
§129. Nervöser Kopfschmerz
§130. Heftiger Kopfschmerz
§131. Einseitiger Kopfschmerz
§132. Ausfälle im Kopf
§133. Bei Herzbrennen
§134. Schluckauf (verhindern und heilen)
§135. Heiserkeit
§136. Hypochondrie und hysterische Erkrankungen
§137. Die Gelbsucht
§138. Gelbsucht bei Kindern
§139. Stuhl erbrechen
§140. Abszess
§141. Juckreiz
§142. Die ‚Königskrankheit‘
§143. Lähmungen durch Kontraktion eines Körperteils
§144. Entzündete Beine
§145. Wunde und nässende Beine
§146. Lepra
§147. Lethargie
§148. Läuse (töten)
§149. Falls jemand scheinbar durch Blitzschlag, Ertrinken oder Ersticken getötet wurde
§150. Syphilis
§151. Wahnsinn
§152. Verrücktheit
§153. Der Biss eines verrückten Hundes
§154. Die Masern
§155. Ausbleibende Monatsblutung
§156. Heftige Monatsblutungen
§157. Auflösen geronnener Muttermilch
§158. Fördern der Muttermilchproduktion
§159. Milch für den Magen verträglich machen
§160. Wundbrand (stoppen)
§161. Nervöse Erkrankungen
§162. Nesselausschlag
§163. Hohes Alter
§164. Alter, hartnäckiger Rückenschmerz
§165. Lähmungen
§166. Lähmungserscheinungen an den Händen
§167. Lähmungserscheinungen am Mund
§168. Lähmungserscheinungen durch die Arbeit mit weißem Blei oder Grünspan
§169. Palpitation oder starkes Herzklopfen
§170. Phlegma
§171. Hämorrhoiden (verhindern)
§172. Hämorrhoiden (heilen)
§173. Innere Hämorrhoiden
§174. Heftig blutende Hämorrhoiden
§175. Die Pest (verhindern)
§176. Die Pest (heilen)
§177. Brustfellentzündung
§178. Bei einem Giftopfer
§179. Nasenpolypen
§180. Eiternde Stich- oder Schnittwunden
§181. Starker Speichelfluss
§182. Leichte Verstopfung
§183. Stärkere Verstopfung
§184. Mandelentzündung
§185. Brustentzündung
§186. Rheumatismus
§187. Die Kraft nach einer Rheumaerkrankung wieder erlangen
§188. Rachitis (verhindern und heilen)
§189. Ringwürmer
§190. Wenn die Nase läuft
§191. Brüche (der Weichteile)
§192. Brüche (der Weichteile) bei Kindern
§193. Brüche (der Weichteile) mit Blähungen
§194. Verbrühungen am Kopf
§195. Hexenschuss
§196. Schwellungen oder Entzündungen des Hodensacks
§197. Atrophie durch Skorbut
§198. Skorbut am Zahnfleisch
§199. Durch Skorbut entstandenes Wundgefühl
§200. Skorbut
§201. Gebrochenes Schienbein
§202. Gürtelrose
§203. Morgendliche Übelkeit
§204. Verkürzte Sehnen
§205. Abpellende Haut
§206. Pocken
§207. Langgezogenes Wundgefühl am Rücken
§208. Wundes Bein
§209. Wunder Mund
§210. Wunder Rachen
§211. Entzündlicher und wunder Rachen
§212. Eitriger und wunder Rachen
§213. Verstauchung
§214. Giftiger Insektenstich
§215. Bienenstich
§216. Nesselstich
§217. Wespenstich
§218. Bienen- oder Wespenstich ins Auge
§219. Insektenstich in die Speiseröhre
§220. Insektenstich in die Seite
§221. Gelegentliches Krankheitsgefühl oder Schmerzen im Magen
§222. Magenschmerzen durch schlechte Verdauung
§223. Kolikartige heiße Magenschmerzen
§224. Magenverkühlung
§225. Magenschmerzen in Verbindung mit Kältegefühl und Blähungen
§226. Steine vermeiden
§227. Akutanfall
§228. Steine (erleichtern oder heilen)
§229. Nierensteine
§230. Nierenstauungen
§231. Schmerzen beim Wasserlassen
§232. Sonnenbrand (juckend)
§233. Übersättigung
§234. Starkes Schwitzen stoppen
§235. Schwitzen (verhindern)
§236. Nachtschweiß (heilen)
§237. Geschwollenen Lymphknoten am Hals
§238. Schmerzfreie Schwellungen
§239. Weiche und schwammige Schwellungen
§240. Weiße Schwellungen (auf den Gelenken)
§241. Weiße oder harte Schwellungen auflösen
§242. Festigung der Zähne
§243. Zähneputzen
§244. Zahnschmerz (vermeiden)
§245. Zahnschmerz (heilen)
§246. Zahnschmerz durch kalte Luft
§247. Zähne in Fehlstellung
§248. Extremer Durst (ohne Fieber)
§249. Schmerzhafte Hoden
§251. Wie man Dornen, Splitter oder Knochenstücke entfernt
§252. Soor
§253. Geschwollene Mandeln
§254. Benommenheit oder Taubheit der Gliedmaßen
§255. Verdrehung der Eingeweide
§256. Tympanische oder flüchtige Wassersucht
§257. Verletzte Gefäße oder Sehnen
§258. Schwindel oder Schwimmen im Kopf
§259. Vigilität, Unfähigkeit zu Schlafen
§260. Biss einer Viper oder Klapperschlange
§261. Biss einer Viper vermeiden
§262. Geschwüre
§263. Geschwüre in Blase oder Niere
§264. Geschwüre an Zahnfleisch oder Kiefer
§265. Fistulöse Geschwüre
§266. Blutende Geschwüre der Krampfadern am Bein
§267. Bösartige Geschwüre
§268. Geschwüre in der Harnröhre
§269. Einfach und sicher erbrechen
§270. Erbrechen stoppen
§271. Blut im Urin
§272. Wasserlassen mit Hitze und Schmerzen
§273. Inkontinenz
§274. Scharf riechender Urin
§275. Harnverhalt
§276. Entzündung des Gaumenzäpfchens
§277. Relaxiertes Gaumenzäpfchen
§278. Warzen
§279. Schwäche der Fußgelenke
§280. Weiche Schwellung
§281. Blässe
§282. Nagelbettentzündung
§283. Würmer
§284. Flache Würmer
§285. Wunden, sofern kein ehrlicher Wundarzt zur Verfügung steht
§286. Innere Verletzungen
§287. Eiternde Wunden
§288. Sehnenverletzungen
Daffy’s Elixier
Turlington’s Salbe
Stoughton’s Tropfen
Dr. James’s Puder
Kalte Bäder
Trinken von Wasser
Die Elektrifizierung
Speichel
GLOSSAR
INDEX
FUSSNOTEN
MASSEINHEITEN
1 Gill = 0,148 Liter
1 Gran = 0,0648 Gramm
1 Pint = 0,57 Liter
1 Quäntchen = 1,77 Gramm
1 Quart = 2 Pints = 1,136 Liter
1 Skrupel = 20 Gran = 1,296 Gramm
1 Unze = 28,35 Gramm
VORWORT ZUR DEUTSCHEN AUSGABE
JOHN WESLEY – LEBEN UND WERK
John Wesley wurde am 17. Juni 1703 als fünfzehntes von neunzehn Kindern in Epworth in Lincolnshire geboren. Sein Vater, Samuel Wesley, kam aus einer anglikanischen Pfarrerdynastie. Seine Mutter, Susanna Wesley, eine äußerst gebildete Pfarrerstochter und eigentliche ‚Mutter des Methodismus‘, bemühte sich intensiv um die Erziehung ihrer Kinder, die alle den gleichen Unterricht erhielten. Nach einer eigenen Lernmethode unterrichtete sie alle wichtigen Fächer und legte auch großen Wert auf Umgangsformen und Disziplin.
1726 gründete Johns Bruder Charles mit zwei Mitstudenten in Oxford den Holy Club, der sich dem vertieften geistlichen Leben verschrieb. Nachdem John sich ihnen angeschlossen hatte, avancierte er rasch zum Leiter der Gruppe. Sie studierten täglich drei Stunden das Neue Testament, fasteten zweimal wöchentlich, besuchten Gefangene, Kranke und Arme und spendeten alles Geld, das sie nicht unbedingt zum Lebensunterhalt brauchten. Wegen ihres methodisch geführten Gemeinschaftslebens wurde die Gruppe spöttisch Methodisten genannt.
Zwei Jahre nach der Gründung des Holy Club erhielt John die Priesterweihe und wirkte als Dozent am Lincoln College der Oxford University, bevor er 1735 mit seinem Bruder für zwei Jahre als Missionar nach Georgia überschiffte.
Der Einfluss des Methodismus in Amerika ist bis heute ungebrochen und hat die Entwicklung des Landes maßgeblich geprägt. Die Tatsache, dass die methodistischen Wanderprediger in entlegenen Gebieten neben ihrer seelsorgerischen Tätigkeit auch ärztliche Aufgaben zu erfüllen hatten veranlasste John Wesley schließlich zum Verfassen des vorliegenden Werkes. Insbesondere die mitfühlende Annäherung an die Patienten in der traditionellen Osteopathie Andrew Taylor Stills (1828 – 1917), dem Sohn eines der aktivsten Methodisten-Prediger Amerikas, dürfte zumindest teilweise auf das Gedankengut Wesleys zurückgehen.
Zurück in England intensivierte er seine evangelistische Tätigkeit. Er soll insgesamt 40.000 Predigten gehalten haben, oft vor Tausenden von Zuhörern.
John Wesley hatte zudem eine ausgeprägte Neigung zur sozial-diakonischen Tätigkeit. Er kämpfte für Reformen im Gefängniswesen und für die Abschaffung der Sklaverei, richtete Volksbibliotheken ein, sammelte Geld zum Aufbau von Schulen, richtete Darlehenskassen zur Selbsthilfe ein und kümmerte sich ferner um die Volksgesundheit, indem er eine Poliklinik und Armenapotheken gründete, Bücher über Volksmedizin verfasste und die sanfte Elektrotherapie einführte. Wesley hielt die Elektrizität dabei für die ‚Seele des Universums‘, für eine Art Feuer, das das Blut im menschlichen Körper in Wallung bringt. Er glaubte zudem fest an Gespenster und sah im Geisterglauben einen Beleg dafür, dass die menschliche Seele unsterblich sei. Seine Sozialwerke finanzierte er aus dem Erlös seiner Schriften, während er selbst sehr sparsam lebte.
John wesley starb am 2. März 1791 in London.
KERNPUNKTE DER THEOLOGIE WESLEYSi
Weder ein starres Kirchenritual noch frommes Leben und gute Taten allein machten nach Ansicht der Methodisten den wahren christlichen Glauben aus, sondern bewusste innere Umkehr (Buße) und Wiedergeburt aufgrund der Rechtfertigung durch Jesus Christus. Heiligung ist für die Methodisten kein erreichter Zustand sondern ein Ziel, verstanden als ein fortgesetztes Wachstum in der Liebe zu Gott und den Mitmenschen (für die Methodisten gibt es das eine nicht ohne das andere). Evangelisation ist ebenso wie Diakonie eine natürliche Folge dieser wachsenden Liebe, und sind für die Methodisten untrennbar verbunden.
i Quelle: www.wikipedia.org, 2014.
DIE BEDEUTUNG DES VORLIEGENDEN WERKES
Natürliche Arzneien ist eines von vielen medizinischen Hausmittel-Büchern, die v. a. seit der Erfindung des Buchdrucks so beliebt waren, dass ihre Gesamtauflagen sogar jene der Bibel übertrafen. Zumeinst handelte es sich um tradiertes Erfahrungswissen, das üblicherweise die Maßnahmen der ‚heroischen‘ (universitären) Medizin – Aderlass, Brechmittel, Alkohol und Skalpell – ergänzten.
Bei John Wesleys Natürliche Arzneien sollte man sich zudem immer wieder daran erinnern, dass es ursprünglich für seine Wanderprediger (circuit rider) geschrieben wurde. Körperärztliche Medizin wurde damit eingebettet und immer im Kontext mit der primären seelsorgerischen Tätigkeit praktiziert. Bedenkt man dies, fällt auf, dass im vorliegenden Buch nur sehr dezente Hinweise auf spirituelle bzw. metaphysische Kontexte zu finden sind. Die mag der Tatsache gschuldet sein, dass der allumfassende Einfluss der römisch-katholischen Kirche im seelsorgerischen Bereich den griechischen, an der Gesundheit orientierten (salutogenetischen) und der Natur dienenden Idealarzt der Antike, welcher zugleich Körperarzt, Seelsorger und Philosoph war, zum rein körperärztlichen Fachmann degradierte. Erst seit der Renaissance und der daraus erwachsenen Aufklärungsbewegung sollte es zu einer Aufweichung dieser strikten Trennung kommen.
Da die seit der Renaissance v. a. durch die wissenschaftlichen Erkenntnisse zunehmenden kirchlichen und weltlichen Reformbewegungen v. a. im freidenkerischen Umfeld der Vereinigten Staaten von Amerika im 18. und 19. Jahrhundert besonders gut gediehen, konnten Seelsorger auch unbehelligt Medizin praktizieren. Dies auch deshalb, da sich gerade in den entlegenen Gebieten des Grenzlandes im Westen kaum reguläre Ärzte niederließen und dieser Engpass Präsident Andrew Jacksons (1767 – 1845) zu einem Erlass erwog, der es auch Laien erlaubte im Lehrverfahren das medizinische Handwerk zu erlernen und auszuüben zu dürfen.
So kam es also, dass Natürliche Arzneien – eigentlich ein körperärztliches Handbuch – in den Satteltaschen der methodistischen Wanderprediger als treuer Wegbegleiter immer mit dabei war. Einer der berühmtesten Vertreter dieser Zunft war Abram Still (1796 – 1867), der Mitte des 19. Jahrhunderts überwiegend in den gerade entstehenden Staat Missouri und Kansas tätig war. Ihm zur Seite stand sein Sohn, Andrew Taylor Still (1828 - 1917), der spätere Entdecker der Osteopathie, der seine medizinische Grundausbildung im eben genannten Procedere bei seinem Vater erhielt. So überrascht es nicht, dass der ethische Kern von Stills Klassische Osteopathie, vollkommen entgegen der orthodoxen bzw. ‚heroischen Medizin‘ der universitären Medizin jener Zeit, einen tatsächlich ganzheitlichen Ansatz verfolgte, salutogenetisch orientiert war und sich stets im Dienst der Natur/Schöpfung verortete bzw. primär auf das Wohl der Menschheit ausgerichtet war. Lesen wir bei John:
„Die Liebe Gottes, das über allem stehende Heilmittel sämtlicher Beschwerden, verhindert sämtliche Störungen, die durch menschliche Gefühle und Leidenschaften ausgelöst werden, denn Sie sorgt dafür, dass diese Leidenschaften in einem gesunden Gleichgewicht gehalten werden. Und durch die unbeschreibliche Freude und perfekte Ruhe, Gelassenheit und Ausgeglichenheit, die Gott den Menschen gibt, bleibt die Liebe Gottes die kraftvollste Quelle für Gesundheit und ein langes Leben.“ (s. in Wesley nachfolgendem Vorwort, S. xiii)
Hier wird der Mensch einer höheren Intelligenz untergeordnet, der Fokus liegt auf der Ressource der Gesundheit (salutogenetisch) und das Wirken in Richtung Gesundheit obliegt einer inherenten Interaktion metaphysisch-pyhsischer Prozesse. Dies ist ein klarer Widerspruch zum ‚Gesund-Machen‘, so wie dies von allen nicht-naturheilkundlichen, d. h. pathogenetischen Ansätzen propagiert wird.
Natürliche Arzneien ist somit aus medizinhistorischer Sicht ein wichtiges Dokument und bedeutender Baustein im Gebäude des Paradigmawechsels weg von der heroischen mechanistsichen und hin zu einer im idealärztlichen Sinn der Antike zu definierenden tatsächlich ganzheitlich orientierteren Medizin.
ZUR GESTALTUNG DES BUCHS
Gegenüber dem Original wurden einige kleinere Änderungen im Layout vorgenommen, um die Lesbarkeit des Inhalts zu verbessern. So wurde auf die ursprüngliche Druchnummerierung der einzelnen Anwendungen verzichtet. Des Weiteren wurden die einzelnen Beschwerdebilder mit Paragraphen gekennzeichnet und in einem systematischen Index am Ende des Buchs nochmals übersichtlich aufgelistet. Zudem finden Sie ebenfalls am Ende des Haupttextes ein ergänzendes Glossar, in dem viele der heute unbekannten Mittel und Begriffe erläutert werden.
ABSCHLIESSENDE EMPFEHLUNG
Natürliche Arzneien ist ein Handbuch für Laienärzte aus dem späten 18. Jahrhundert. Viele der vorgefundenen Anwendungen erscheinen aus heutiger Sicht bestenfalls unterhaltsam und schlimmstenfalls gefährlich. Nehmen Sie sich deshalb meinen Ratschlag zu herzen und probieren Sie nicht alles aus, was Sie hier an Anwendungen finden werden. Was aber nochwichtiger ist: Beid em Buch handelt es sich um ein medizinhistorisches Dokument von allerhöchtem Unterhaltungswert. Lesen und beurteilen Sie das Buch nicht wie ein aktuelles medizinisches Nachschlagewerk, d. h. lesen Sie es nicht ‚kritisch‘. Tauchen Sie stattdessen ein in jene faszinierende Welt jener unmittelbareren Medizin, wie sie v. a. im Grenzland der Vereinigten Staaten von Amerika im 19. Jahrhundert durch Seelsorger im landärztlichen Kontext praktiziert wurde. Wenn Sie dies beherzigen, werden Sie eine Menge Freude bei der Lektüre haben. In diesem Sinne …
Viel Vergnügen beim Lesen!
Christian Hartmann
Pähl, Juni 2014