Loe raamatut: «Bewegungsförderung - Grundlagen und mehr als 80 Spiele - eBook»
JUTTA BLÄSIUS
BEWEGUNGSFÖRDERUNG
GRUNDLAGEN UND
MEHR ALS 80 SPIELE
Inhalt
Einleitung
Spiele für eine gute Koordination
Spiele für ein sicheres Gleichgewicht
Spiele für eine bessere Kondition
Spiele für eine bewusstere Wahrnehmung der Sinne
Spiele für mehr soziale Kompetenz
Verzeichnis der Spiele
Einleitung
Kinder brauchen Bewegung, Sport und Spiel für eine gesunde körperliche, seelische, soziale und kognitive Entwicklung. Da im häuslichen Umfeld heute kaum noch geeignete Spiel- und Bewegungsräume zur Verfügung stehen, in denen Kinder genügend Bewegungserfahrungen sozusagen aus erster Hand machen können, muss im pädagogischen Bereich eine vielseitige Bewegungsförderung ein selbstverständlicher und fester Bestandteil des Alltags sein.
Möglichkeiten ergeben sich hier sowohl im Freispiel als auch in freien und angeleiteten Bewegungsangeboten. Der Wechsel von frei zu gestaltenden und vorbereiteten, strukturierten Bewegungszeiten ermöglicht es den pädagogischen Fachkräften, die Kinder in ihrer gesamten Entwicklung im Blick zu haben. In gezielten Bewegungseinheiten können die Kinder ihren oft unbändigen Bewegungsdrang in geordnete Bahnen lenken. Sie werden mit einem breit gefächerten, abwechslungsreichen Angebot vertraut gemacht, in dem die folgenden Förderschwerpunkte eine wichtige Rolle spielen:
Schulung der koordinativen Fähigkeiten
Förderung des Gleichgewichts
Förderung der Kondition
Entwicklung der Wahrnehmung
Ausbildung sozialer Kompetenzen
Bewegungsangebote zu den einzelnen Schwerpunkten sollten in jeder Bewegungseinheit miteinander kombiniert werden. Dabei werden gezielt bestimmte Reize gesetzt, die die Kinder in ihrer Entwicklung fördern, vor allem dann, wenn Themen aufgegriffen werden, die sie interessieren und die vielleicht gerade aktuell für sie von Bedeutung sind.
In einer Reflektionsrunde am Ende des Spiels haben alle zusammen die Gelegenheit, über ihre Erfahrungen zu sprechen, Konsequenzen für das eigene Denken und Handeln daraus zu ziehen und den Bezug zum Alltag herzustellen.
Die Spiele können in der Kita (K) und/oder in der Grundschule (G) angeboten werden. Mit kleinen Abwandlungen passen sie sich in der Regel dem Alter, den Fähigkeiten, Vorlieben und Interessen der jeweiligen Gruppe an.
Jutta Bläsius
Spiele für eine gute Koordination
Damit wir uns sicher, harmonisch und den gegebenen Umständen entsprechend bewegen können, bedarf es einer gut ausgebildeten Koordination. Sie ist dem Menschen nicht angeboren. Koordinative Fähigkeiten müssen stattdessen erlernt, geübt und gefestigt werden, damit sich Handlungen automatisieren und immer mehr verfeinern können.
In dem Begriff „koordinative Fähigkeiten“ sind mehrere unterschiedliche Kategorien gebündelt, die wesentlichsten davon sind:
Die Orientierungsfähigkeit ist hilfreich, damit wir uns im Raum orientieren können, z. B. auch ohne optische Kontrolle. Merkmale und Dimensionen eines Raumes, Raumwege, die eigene Position im Raum, Begriffe, wie „rechts – links“, „oben – unten“, „Enge – Weite“ usw., werden dabei erfahren und bewusst gemacht.
Die Reaktionsfähigkeit sichert unsere Handlungsfähigkeit in den unterschiedlichsten und vor allem auch in unerwarteten Situationen.
Die Rhythmusfähigkeit garantiert, dass wir einen von außen oder von innen vorgegebenen Rhythmus erkennen und in Bewegung umsetzen können.
Die kinästhetische Differenzierungsfähigkeit bezieht sich auf die Genauigkeit und Ökonomie einzelner Bewegungen und auf die Abstimmung eines Bewegungsablaufs. Durch die Rückmeldung des Bewegungsapparates (Muskeln, Bänder, Gelenke) können wir unsere Bewegungen differenziert, angemessen und ökonomisch ausführen.
Die Gleichgewichtsfähigkeit ist die Voraussetzung dafür, dass wir innerlich und äußerlich nicht aus dem Lot geraten.
Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen den einzelnen Fähigkeiten ist es kaum möglich und zudem wenig sinnvoll, nur eine Kategorie innerhalb einer Bewegungsaufgabe isoliert zu üben. Es kann jedoch eine Aufgabe so akzentuiert werden, dass ein Bereich in besonderem Maße angesprochen wird.
Spiele zur Gleichgewichtsförderung sind an dieser Stelle nicht aufgeführt. Da eine gut entwickelte vestibuläre Wahrnehmung immer wichtiger wird, z. B. durch die negativen Veränderungen der kindlichen Bewegungswelt, wird in einem eigenen Kapitel darauf eingegangen.
Der Schlangenbiss
Ziele: schnelles Reagieren, sicheres Orientieren im Raum
Ein Kind verwandelt sich in eine Schlange. Es legt sich auf den Boden und stellt sich schlafend. Die Kinder versuchen nun vorsichtig, möglichst nahe an die Schlange heranzukommen, vielleicht sogar sie zu berühren. Die Schlange kann jedoch jederzeit aufwachen und ein Kind beißen (abschlagen). Wer von der Schlange erwischt wird, der übernimmt in der nächsten Spielrunde deren Rolle.
Reflektion:
Worauf hat die „Schlange“ reagiert?
Welche Strategien wurden ausprobiert, um nicht von der Schlange gebissen zu werden?
In welchen Alltagssituationen kommt es auf schnelles Reagieren an?
„Zicke, zacke, Vogelkacke!“
Ziele: schnelles und geschicktes Reagieren, sich in einem abgegrenzten Bereich orientieren
Material: Tischtennisbälle
Jedes Kind bekommt von der Spielleiterin einen Tischtennisball überreicht. Die Kinder suchen sich nun einen Platz im Raum. Die Gruppe sollte aber möglichst nicht zu weit auseinanderstehen, und das Spielfeld sollte zudem durch Markierungen oder Bodenlinien begrenzt werden. Alle sprechen nun den Spruch:
„Zicke, zacke, Vogelkacke!“
Danach werfen die Kinder gleichzeitig ihren Tischtennisball möglichst hoch in die Luft. Wer schafft es, den von oben und kurz darauf von unten kommenden Bällen geschickt auszuweichen? Wer getroffen wird, setzt sich auf den Boden.
Reflektion:
Wie haben die Kinder auf die Bälle reagiert?
Was hat ihre Reaktion beeinflusst?
Welche Taktiken haben sie entwickelt, um den Bällen auszuweichen?
Welche Situationen aus dem Alltag, die dem Spiel ähneln, kennen die Kinder (z. B. Platzregen)?
Die Straßensperre
Ziele: schnelles Reagieren, schnelle Richtungswechsel durchführen, sich sicher im Raum bewegen
Material: Gymnastikstab
Ein Kind schlüpft in die Rolle eines Bauarbeiters. Die restlichen Kinder verkörpern Autofahrer und bewegen sich durch den Raum.
Der „Bauarbeiter“ bekommt den Gymnastikstab und bewegt sich damit zwischen den Kindern. Solange der Stab senkrecht gehalten wird, passiert nichts. Hält ihn der „Bauarbeiter“ aber waagerecht vor sich und stellt sich damit vor ein herankommendes Kind, muss dieses seine Fahrt sofort stoppen. Eventuell müssen andere „Autofahrer“ ebenfalls bremsen oder ausweichen, damit kein Unfall passiert. Schaffen es die Kinder, ohne Zusammenstoß zu fahren?
Reflektion:
Wie haben die „Autofahrer“ die plötzliche Straßensperrung erlebt?
Wurden Taktiken entwickelt, um die Straßensperre zu umgehen?
Wann fiel es schwerer, wann leichter zu reagieren?
Der Bär ist los!
Ziele: schnelles Reagieren, sich während des Bewegens im Raum orientieren
Ein Kind übernimmt die Rolle des Bären. Passend zum Thema, wird nun eine Geschichte erzählt. Und immer, wenn das Wort „Bär“ fällt, müssen die Kinder schnell weglaufen, denn dies ist das Signal für den „Bären“, um eines der Kinder zu fangen.
Wer vom „Bären“ erwischt wird, der tauscht mit ihm die Rolle und die Geschichte geht einfach weiter.
Reflektion:
Worauf kam es in diesem Spiel besonders an?
Was haben die Kinder über sich selbst erfahren?
Gehen, laufen, hüpfen
Ziele: vorgegebene Rhythmen wiedererkennen und in Bewegung umsetzen, sicheres Bewegen im Raum in unterschiedlichen Bewegungsformen
Material: Tamburin mit Schlägel
Die Spielleiterin bespricht mit den Kindern unterschiedliche Rhythmen, die sie mit dem Tamburin vorgibt, z. B.:
Langsames Schlagen: Die Kinder gehen durch den Raum.
Schnelles Schlagen: Die Kinder laufen umher.
Zwei schnelle Schläge, kurze Pause, im Wechsel: Die Kinder hüpfen im Pferdchensprung.
Mit Schlägelgriff auf Tamburinrand schlagen: Die Kinder gehen rückwärts.
Der jeweilige Rhythmus soll erkannt und in die jeweils passende Bewegung umgesetzt werden. Zwischen den einzelnen Bewegungsarten können kleine Aufgaben gestellt werden, z. B.: „Alle setzen sich auf den Boden“, „Alle stellen sich auf ein Bein“, „Alle hüpfen als Frosch umher“.
Sind die Kinder darin geübt, die unterschiedlichen Rhythmen voneinander zu unterscheiden, zuzuordnen und in Bewegung umzusetzen, kann das Tamburin auch von einem Kind gespielt werden.
Reflektion:
Was war schwieriger: die unterschiedlichen Bewegungsarten den vorgegebenen Rhythmen zuzuordnen oder die einzelnen Rhythmen in Bewegung umzusetzen?
Welche weiteren Rhythmen kennen die Kinder (z. B. Atem-, Herzschlagrhythmus, Puls)?
Die Reifenschlange
Ziel: einen eigenen Rhythmus in unterschiedlichen Bewegungsformen finden
Material: 10 bis 12 Gymnastikreifen
Die Reifen werden dicht hintereinander auf dem Boden ausgelegt. Die Kinder bewegen sich in unterschiedlichen Fortbewegungsarten von Reifen zu Reifen. Aufgaben können sein:
Von Reifen zu Reifen gehen, ohne sie zu berühren
In unterschiedlichen Gangarten die Reifenschlange durchgehen (Zehengang, Fersengang, Storchengang, stampfen usw.)
Durch die Reifenschlange laufen, sowohl vorwärts, seitwärts als auch rückwärts
In jeden Reifen springen, sowohl auf je einem, als auch auf beiden Beinen und rückwärts
Über die Reifen krabbeln, ohne sie zu berühren
Die Kinder haben sicher noch viele weitere Ideen, die sie gerne den anderen zeigen.