Loe raamatut: «Der Moment des Einschlags»

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Der Moment des Einschlags

von Karen Stivali

Aus dem Englischen von Elian Mayes

Impressum

© dead soft verlag, Mettingen

http://www.deadsoft.de

© the author

Titel der Originalausgabe: Moment of Impact

Übersetzung: Elian Mayes

Cover: Irene Repp

http://www.daylinart.webnode.com

Bildrechte:

© theartofphoto – www.stock.adobe.com

1. Auflage

ISBN 978-3-96089-411-7

Inhalt:

Für Collin Fitzpatrick ist die Welt außerhalb seiner Studentenbude ein gefährlicher Ort. Denn hinter dieser Tür denken seine Mitstudenten, er sei hetero, genauso wie das seine streng katholische Familie annimmt.

In seinen vier Wänden ist er sicher, zusammen mit seinem sexy Mitbewohner Tanner D’Amico. Der perfekte Ort, um sich zu verstecken und zu verlieben.

Doch während Collin fürchtet, dass ein Coming-out alles zerstören würde, möchte Tanner der Welt draußen gern zeigen, wie sehr er Collin liebt.

Widmung

Dieses Buch ist Karen Booth gewidmet, meiner großartigen Kritikpartnerin,

dafür, dass sie mich und meine Ideen immer unterstützt,

selbst dann, wenn ich sie für verrückt halte.

Kapitel eins

Ich hatte nicht vor, Tanner D’Amicos Schwanz zu sehen. Wirklich nicht. Als ich seinen Schlüssel in der Tür hörte, nahm ich an, er würde mit Wendy hereinkommen. Sie blieb montagabends immer, weil sie dienstags früh Unterricht im Gebäude direkt neben unserer Unterkunft hatte. Daher gab ich jeden Montag vor, bereits zu schlafen, und versuchte, zu überhören, wie die beiden vögelten. Nicht, dass das jemals funktioniert hätte. Je mehr er ihr zuflüsterte, sie sollte leise sein, umso mehr Geräusche machte sie. Was mich vermutlich nicht mal gestört hätte, wenn es mich nicht so eifersüchtig gemacht hätte.

Sobald die Schlüssel im Flur klimperten, schaltete ich die Nachttischlampe aus und legte mich aufs Bett. Da es früher als gewöhnlich war, war ich noch nicht unter der Decke und in meiner Eile landete ich auf dem Bauch, mit Blick auf Tanners Hälfte des Zimmers. Das war nicht der Plan gewesen. Auf meiner Seite, der Wand zugewandt, war die optimale Position – am einfachsten war es, die Augen zu schließen, mich auf etwas Zufälliges zu konzentrieren und zu versuchen, das Gehörte zu vergessen.

Das Licht aus dem Flur erfüllte den Raum für einige Sekunden, dann verblasste er wieder im Halbdunkel. Kein Raum, der auf den Innenhof gerichtet war, war nachts jemals völlig dunkel. Ich hielt meine Augen geschlossen und fragte mich, ob ich mit einem Herumrollen davonkommen würde, ohne zu verraten, dass ich noch wach war.

Tanner ließ das Licht aus. Sein Rucksack plumpste auf den Teppich. Seine Schuhe knallten gegen die Kommode, als er sie wegtrat. Kleidung raschelte und sein Rücken knackte, wie immer, wenn er sein Hemd auszog. Das Geräusch des Reißverschlusses ließ meine Schwanzwurzel kribbeln. Er ließ sich mit genügend Kraft auf sein Bett fallen, damit die Federn aus Protest stöhnten. Ich schloss meine Augen fester und dachte über meine Wirtschaftsprüfung nach. Das war genug, um jede Art von Ständer zu töten. Normalerweise.

Es funktionierte, bis ich merkte, dass ich kein einziges Geräusch von Wendy gehört hatte, und den Fehler machte, die Augen zu öffnen.

Wendy war nirgends in Sicht. Aber er war da. Sein Schwanz. Er zeigte an die Decke wie ein gottverdammter Pfeil. Zuerst dachte ich, es wäre Wunschdenken. In den sieben Monaten, in denen wir zusammenwohnten, hatte ich mehr Fantasien über Tanners Schwanz gehabt, als ich zählen konnte, und viele davon begannen damit, dass er flach auf dem Rücken lag und sein Schwanz gerade in der Luft zeigte. Genau wie jetzt. Mein Puls schoss in die Höhe. Mein Mund wurde trocken. Ich blinzelte etwa ein Dutzend Mal und dachte, wenn ich die Augen nur noch einmal öffnete, wäre das Bild verschwunden, ersetzt durch den unerwünschten Anblick von Wendy auf ihm. Aber dieses Mal war er allein und so sehr ich auch blinzelte, es änderte sich nichts.

Bis er begann, sich zu bewegen.

Heilige Mutter Gottes.

Ich wusste, ich sollte nicht zusehen. Irgendwie fühlte es sich nach einem noch größeren Eindringen in seine Privatsphäre an, nur ihm zuzusehen, als wenn ich ihn und Wendy gehört hätte.

Wirtschaft. Wirtschaft. Wirtschaft. O Gott, er fasst sich an.

Ich hätte nicht schneller hart werden können, wenn seine Hand meinen Schwanz statt seinen eigenen gewichst hätte. Nur wichste er nicht wirklich. Ich hatte mir immer vorgestellt, wie er mit der um seinen Schwanz geschlossenen Faust aussehen würde, aber das war nicht das, was er tat. Seine Hand war offen, seine Fingerspitzen glitten in völliger Stille an der Unterseite auf und ab. Jegliches Blut, das in dem Teil meines Gehirns zurückbleiben sollte, der mir sagte, ich sollte wegschauen, lief direkt in meine Leiste. Mein Magen zog sich zusammen, als ich mich in die Matratze drückte und verzweifelt versuchte, irgendeine Art von Reibung zu spüren.

Tanner bewegte sich, die Bezüge raschelten. Bitte verschwinde nicht unter die Decke. Ich schluckte heftig und hoffte, er könne nicht hören, wie sich der blockgroße Klumpen in meiner Kehle bewegte. Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und strich langsam hinunter zur Schulter, über das Schlüsselbein und über die Brust. Währenddessen machte ich eine Bestandsaufnahme und wünschte mir, der Schein der Straßenlaternen würde den Raum ein wenig heller machen. Tanner drehte eine seiner Brustwarzen. Meine eigene kratzte mit jedem Atemzug an meinem T-Shirt. Scheiße! Mein Schwanz ragte nun über den Bund meiner Hose hinaus, sodass sowohl die Bettdecke als auch mein Bauch nass waren. Mich zu bewegen machte mir Angst, aber ich konnte nicht anders. Ich hob und senkte meine Hüften ein winzig kleines Stück und erstickte fast an dem Seufzer, den ich nicht herauslassen konnte.

Als seine Hand wieder bei seinem Schwanz ankam, war meiner bereit, zu explodieren. Jeder Muskel in meinem Unterkörper war angespannt, vorbereitet und bettelte um Erlösung. Komm nicht. Du darfst nicht kommen. Er wird dich hören. Du kannst nicht so leise sein, dass er dich nicht hört.

Nicht hinzusehen schien die beste Idee zu sein. Ich schloss meine Augen. Ganz fest. So fest, dass ich Farben statt Dunkelheit sah. Strudel von Blau und Violett tanzten hinter meinen Augenlidern und ich beobachtete jeden einzelnen in der Hoffnung auf Ablenkung.

Dann stöhnte er. Es war nicht laut oder so. Nur ein kleines Keuchen, wirklich. Nur das erotischste Geräusch, das ich je gehört hatte. Mein Schwanz hörte es auch und pochte in stiller Antwort. Zumindest hoffte ich, dass es still war. Mein Puls hämmerte an so vielen Stellen, dass es mich nicht überrascht hätte, wenn Tanner sich im Bett aufgesetzt und mir gesagt hätte, ich solle verdammt noch mal leise sein. Er schien zu beschäftigt zu sein, um es zu bemerken. In der Sekunde, in der ich meine Augen öffnete, zoomte mein Blick geradewegs zurück zu seinem Schwanz. Er hatte angefangen, ihn zu wichsen. Zwei Finger oder vielleicht drei, die immer noch die Unterseite massierten, sich aber auf den besonderen Punkt direkt unter der Eichel konzentrierten. Als ich mich bewegte, war das derselbe Fleck, der an meiner jetzt nassen Bettdecke hin und her rutschte. Ich hätte alles dafür gegeben, das Gefühl einer feuchten Baumwoll-Polyester-Mischung gegen die Berührung seiner Fingerspitzen einzutauschen.

Seine Hüften neigten sich und sein Oberschenkel bog sich zur Seite. Scheiße! Er kam näher. Meine Augen klebten an ihm. Sein Nacken wölbte sich, als er den Kopf zurückwarf, sein dunkles Haar legte sich über den bleichen Kissenbezug. Die Rillen seiner gebräunten Bauchmuskeln traten hervor, als sich seine Hand schneller bewegte. Die Geräuschlosigkeit erstaunte mich. Hatte er das schon einmal getan, in völliger Stille, während ich hier lag? Hatte ich es einfach verpasst? Ich hätte jede Nacht zugesehen, wenn ich gewusst hätte, dass es die Möglichkeit gab.

Hitze erfüllte mein Gesicht. Verdammter Voyeur. Er will nicht, dass du zuschaust. Er denkt, du schläfst. Die Scham durchströmte mich, mein Magen drehte sich um. Das hielt mich nicht davon ab, zuzusehen. Diese Finger hoch und runter, hoch und runter, die bei jeder dritten Bewegung über die Eichel strichen. Er sog einen sanften Atemzug ein. Das ist es. O Gott. Er kommt.

Meine Eier zogen so fest nach oben, als würden sie in meinem Körper verschwinden. Ich drückte meine Beine zusammen und versuchte, still zu halten. Ich zitterte vor Verlangen, mich zu bewegen, etwas gegen die unmögliche Härte zu unternehmen, die meine Gedanken verzehrte.

Tanners Hüften ruckten von der Matratze, sein Kopf hob sich vom Kissen und schließlich nahm er seinen Schwanz in die Faust, wurde härter und schneller. Mit drei Schlussbewegungen, die mir wie die wichtigsten Bewegungen erschienen, die ich je erlebt hatte, kam er. Ich sah den ersten Schuss nicht, aber ich hörte, wie er gegen das Poster klatschte, das hinter seinem Bett hing. Fuck. Die nächsten beiden spritzten über seine Brust. Er pumpte weiter, weiße Streifen überzogen ihn. Vier. Fünf. Sechs.

Meine Hüften bewegten sich wie von selbst und rieben meinen Schwanz am Bettlaken. Scheiße! Ich muss aufhören, sonst komme ich. Ich komme und schreie, dann weiß er Bescheid. Ich presste die Bettdecke so fest zusammen, dass meine Hände schmerzten, und versuchte, den Anschein von Kontrolle zu bewahren, aber ich konnte mich immer noch nicht dazu zwingen, von Tanner wegzusehen. Perfekt. Wunderschön. Friedlich. Bewegungslos bis auf das sanfte Auf und Ab seiner Brust. Ich fragte mich, ob er vielleicht eingeschlafen war.

Dann drehte er sich zu mir um und öffnete seine Augen.

Kapitel zwei

Ich erstarrte, was mir angemessen vorkam, da mein Körper von Kopf bis Fuß kalt geworden war. Er kann mich gerade nicht wirklich anschauen. Seine Augen sind wahrscheinlich nicht an die Dunkelheit gewöhnt. Ich wette, nach diesem Orgasmus kann er sich nicht einmal mehr konzentrieren. Mein Herz klopfte so hart und schnell gegen das Bett, dass ich dachte, ich müsste mich übergeben.

Tanner neigte den Kopf und seine Augen blitzten im Licht, das durch das Fenster drang. Er griff nach dem T-Shirt an der Bettkante und wischte sich Brust und Schwanz ab, dann wischte er über das Poster.

Er warf das T-Shirt auf den Boden und stützte sich auf den Ellbogen. »Bist du schon gekommen?«

Hätte sich das Bett öffnen und mich ganz verschlucken können, wäre ich verzückt gewesen. Scheiße, verdammt. Er wusste, dass ich wach war. Er wusste, dass ich ihn beobachtet hatte. Er wusste, dass ich kurz davor war zu kommen, nur weil ich ihn ansah. Die Erniedrigung brannte so sehr in mir, es hätte mich nicht überrascht, wenn der ganze Raum in Flammen aufgegangen wäre. Dann traf mich die Erkenntnis – er hatte nicht aufgehört. Er hatte sich einen runtergeholt, obwohl er wusste, dass er Publikum hatte. Eine Audienz mit einem sehr begeisterten Mitglied. Mir.

Tanner atmete tief ein, atmete langsam aus und starrte mich durch das Halbdunkel weiter an. »Ich weiß, dass du wach bist, Collin. Ich hab gesehen, wie du das Bett gevögelt hast. Es ist okay.«

Okay? Welcher Teil davon ist für ihn okay? Der Teil, in dem ich spontan verbrenne, oder der Teil, in dem ich vor Scham sterbe und in einem extra hohen Sarg begraben werden muss, weil ich meine Erektion nicht zum Abklingen bringen kann, egal wie viele Balkendiagramme mir in den Sinn kommen? Ich öffnete meinen Mund, aber es kamen keine Worte heraus. Ich drückte meine Stirn in das Kissen, in der Hoffnung, irgendwie aufzuwachen und festzustellen, dass das alles ein seltsamer Traum gewesen war, ausgelöst durch zu viel Pizza zu später Stunde und nicht genug Sex zu jeder Zeit.

Tanners Bett quietschte und seine Füße kamen auf dem Boden auf. »Mann. Du musst etwas sagen. Allmählich verlier ich die Nerven.«

Allmählich? Es gab kein Wort, um zu beschreiben, wie sehr ich gerade die Nerven verlor. »Es tut mir leid.«

»Was tut dir leid?« Er klang nicht wütend oder verärgert, nur neugierig.

Mein Kiefer schmerzte, weil ich ihn so fest zusammendrückte. »Es tut mir alles leid. Ich hätte irgendein Geräusch von mir geben sollen, damit du weißt, dass ich wach bin, oder den Raum verlassen oder so.«

Tanner fuhr sich mit der Hand durch die Haare, wischte es aus seiner Stirn. Es fiel dorthin zurück, sobald er losließ. Hat er gerade geschmunzelt?

»Ich wusste, dass du wach bist.«

Meine Augen wurden groß. »Wie das?«

»Zum einen ist es gerade mal halb elf. Du gehst niemals vor Mitternacht schlafen, nicht mal an den Tagen, an denen Wendy hierbleibt. Und wo wir gerade dabei sind: Ich weiß, dass du auch sonst normalerweise nicht schläfst, wenn sie hier ist.«

Scheiße.

»Zum anderen hab ich das Licht in unserem Zimmer brennen sehen, als ich über den Hof gegangen bin. Also hast du es wohl ausgemacht, als du mich gehört hast.«

Verdammt. Hätte ich noch offensichtlicher sein können? Ich schloss meine Augen wieder und wünschte, die Farben würden zurückkommen, sodass ich nichts anderes sehen oder fühlen konnte als meine eigene Dummheit.

»Mir war nur nicht ganz klar, wieso du meiner Seite des Zimmers zugewandt warst. Du hattest dich sonst immer an die Wand gequetscht, wenn du vorgegeben hast zu schlafen, also dachte ich …« Tanner machte eine Pause und strich sich das Haar noch einmal auf dem Gesicht. »Ich weiß nicht. Ich dachte, du willst diesmal vielleicht zusehen. Also hab ich’s drauf angelegt.«

Drauf angelegt? »Wolltest du, dass ich zusehe?«

»Wenn es dich anmachen würde, ja.« Er sah auf den Boden, dann wieder zu mir. »Hat es?«

Meine Hände und Füße kribbelten. »Ja.«

Seine Lippen kräuselten sich zu einem schiefen Lächeln. Er studierte mich eine Sekunde länger, stand auf, überbrückte die knapp zwei Meter, die unsere Betten trennten, und setzte sich auf den Rand meines Bettes. Er war immer noch nackt, sein Körper war straff bemuskelt, aber schlank, sein Schwanz immer noch lang und dick.

Kein Teil von uns berührte sich, aber die Wärme strahlte von ihm ab. »Das hat auch mich angemacht. Sehr sogar.«

Er musste zu diesem Zeitpunkt in der Lage gewesen sein, mein Herz zu hören. Ich jedenfalls konnte nichts anderes hören. Es trommelte in meinen Ohren wie der Bass in einem Tanzclub, unmöglich, es zu ignorieren. Konzentrier dich. Das ist lächerlich. Er sagt nicht wirklich, was du hörst. »Ich dachte, du wärst hetero.«

»Bi.« Er kam näher zur Kopfseite des Bettes. »Ich dachte, du wärst hetero.«

»Nicht ganz.« Meine Wangen brannten wieder, zum Teil aus Verlegenheit und zum Teil, weil meine Temperatur alarmierend schnell anstieg, wenn ich ihn so nah bei mir hatte.

Seine dunklen Augen wurden schmal. »Was genau dann? Ich weiß, dass du mit Frauen zusammen warst.«

»Zwei Frauen. Und sagen wir einfach, keine von beiden war die Art von Erfahrung, wegen der jemand nach Hause rennt, um in sein Tagebuch zu schreiben.«

Er gluckste. Das Geräusch vibrierte durch mich hindurch und machte mir noch bewusster, wie steinhart mein Schwanz immer noch war. »Und Jungs?«

»Nein.« Ich antwortete lauter, als ich beabsichtigt hatte. »Ich meine, noch nicht. Ich meine … ich dachte nicht, dass ich das wollte.«

»Oh, okay.« Tanner stemmte seinen Arm auf das Bett, um aufzustehen.

Vermassel das nicht. Nicht jetzt. Nicht, wenn er hier ist. So nah dran. So … Ich zwang mich zur Bewegung, streckte die Hand aus und klammerte mich an seine Schulter. Seine Haut war glatt und warm. Ich drückte meine Finger mit genügend Kraft in sein Fleisch, sodass er zusammenzuckte. Sein Blick huschte zu meinen Augen, wachsam.

Ich schluckte schwer und zwang mich, Augenkontakt zu halten. »Ich dachte nicht, dass ich das wollte, bis ich dich traf.«

Tanners Blick raste zwischen meiner Hand, die immer noch seine Schulter umklammerte, und meinen Augen hin und her, die sich anfühlten, als würden sie sich gleich aus meinem Schädel wölben. Ich konnte nicht blinzeln. Ich konnte nicht atmen. Konnte nicht denken. Tu etwas. Sag etwas.

Dann krachte sein Mund gegen meinen.

Ich küsste gern. Das habe ich immer getan. Auch wenn ich auf keines der Mädchen, mit denen ich zusammen gewesen war, super stand, war das Küssen das Einzige, was mir immer noch Spaß machte. Warme Münder, feuchte Zungen, sich zusammen bewegen. Es fühlte sich gut an. Ich dachte ernsthaft, ich hätte in meinem Leben schon einmal gut geküsst.

Ich hatte mich geirrt. Tanners Mund auf meinem bewies mir für eine verdammte Sekunde, dass das, was ich vorher getan hatte, vielleicht wie Küssen aussah, sich vielleicht wie Küssen anfühlte, aber wie die tiefgekühlte Pizza-Version des Küssens war. Nichts war so wie die echte Sache.

Nicht so wie das hier.

Seine Zunge glitt in meinen Mund, heiß und samtig. Seine Hand umfasste meinen Nacken und zerrte mich aufrecht. Alles löste sich auf. Verschwand. Die ganze Welt war dieser eine Kuss. Ich hätte darin ertrinken und glücklich sterben können.

Tanner zog sich zurück, atmete schwer und lehnte seine Stirn an meine. Der Raum drehte sich wie ein Karussell.

»Geht es dir gut?« Seine Stimme klang tiefer als sonst. Tief und heiser. Ich nickte zitternd und er neigte den Kopf nach hinten, um mich anzusehen.

»Bist du sicher?«

»Ja.« Mein Herz schlug doppelt so schnell, weil er immer noch seine Hände auf mir hatte. Und er war immer noch nackt. Und ich war wahrscheinlich härter als je zuvor in meinem ganzen Leben. Mein Gott.

»Wir können aufhören.«

»Nein.« Das war nicht das, was ich wollte. Ganz und gar nicht. »Ich wollte nur … Ich meine … wir sind Mitbewohner. Was ist, wenn das nicht klappt?«

Tanners Lippen verzogen sich zu einem Grinsen, so sexy, dass sich mein Gehirn in Haferbrei verwandelte. Er rieb mir den Nacken. »Also, ein Kuss und du denkst schon daran, was passiert, wenn wir uns trennen?«

Ich schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«

»Lass uns sehen, wie wir uns nach einem weiteren Kuss fühlen.« Sein Gesicht bewegte sich wie in Zeitlupe auf meines zu. Mir lief das Wasser im Mund zusammen und ich zitterte. Hätte es noch länger gedauert, wäre ich wohl ohnmächtig geworden, verdammt. Er verharrte einen Atemzug von meinen Lippen entfernt und ich konnte nicht länger warten. Ich presste meinen Mund mit genug Kraft gegen seinen, dass er fast das Gleichgewicht verlor.

Ich hatte mir immer vorgestellt, sein dickes, dunkles Haar würde sich rau anfühlen, aber das tat es nicht. Es war wie Seide … Kaninchenfell. Ich fuhr mit den Fingern durch die Strähnen und strich immer wieder darüber. Ich konnte nicht genug bekommen von der Weichheit, vom Duft seines Shampoos – irgendwas mit Kokosnuss-Limone, das mich an den Strand denken ließ.

Je näher er mich zog, desto näher wollte ich ihm kommen. Er hielt meinen Nacken so fest, dass ich ziemlich sicher war, ich würde blaue Flecken haben. Mir war das egal. Es fühlte sich zu gut an, als dass es mich interessierte. Ich hatte mich noch nie von jemandem so gewollt gefühlt. Ich schloss meine Faust um sein Haar und versuchte, mich zu beruhigen. Meine andere Hand zitterte, aber ich musste ihn berühren.

Sie landete auf seiner Brust. Fest. Kräftig. Warme, glatte Haut, die über die Muskeln gespannt war. Ich streifte seine Brustwarze und er stöhnte, tief in seinem Hals. Verdammt sexy. Ich spürte die Vibrationen in meinem Mund und musste daran denken, weiter zu atmen. Es wäre so einfach gewesen, es nicht zu tun. Ihn einfach weiter zu küssen, bis ich ohnmächtig wurde oder starb.

Tanner riss sich wieder los, diesmal atmete er schwer. Seine Stirn blieb an meine gelehnt, sein Atem war warm und schnell auf meinen Lippen. Er zerrte an meinem Hemd, und ich griff hinter mich, riss es von mir und warf es zu Boden.

Ich zitterte, aber es hatte nichts mit Kälte zu tun. Tanner fuhr mir mit der Hand über die Brust. Meine Bauchmuskeln wurden so fest, dass sie sich fast verkrampften. Meine Hüften wölbten sich von selbst auf und die Spitze meines Schwanzes stieß gegen sein Handgelenk. Fast wäre ich sofort gekommen. Nur von diesem kleinen bisschen Kontakt. Er schlang seine Hand um mich und streichelte den ganzen Weg nach unten, langsam und bedächtig, wobei er gerade so viel Druck auf die Wurzel ausübte, dass ich mich konzentrieren konnte. Als ich meine Augen schloss, zwang ich mich, zu atmen. Komm nicht. Noch nicht. All die Male, bei denen ich mir gewünscht hatte, es würde so sein, tobten wie ein Sturm erotischer Bilder durch meinen Kopf. Ein Pornado der Fantasie. Und nicht ein einziges Mal beinhaltete diese Fantasie, dass ich meine Ladung nach einer einzigen Berührung verspritzte.

Tanner ging mit seinem Daumen zögernd an meinem Schwanz vorbei und schickte mein Blut geradewegs zurück zum Siedepunkt. »Mein Gott, bist du hart.«

Ich hatte seine Stimme noch nie so dunkel gehört. Tief und heiser. Als ob ich etwas bräuchte, das mich noch mehr erregte, als ich bereits war. Ich versuchte, mir etwas auszudenken, um darauf zu antworten, aber bevor mein Gehirn in Gang kommen konnte, war Tanners Mund wieder auf meinem und Gedanken waren nicht einmal eine Möglichkeit. Zunge. Das war das einzige Wort, an das ich mich erinnern konnte, und selbst dieses Wort verschwamm, als sich seine um meine drehte.

Er zerrte an meiner Hose, und ich half, sie so weit über meine Beine zu schieben, dass ich sie wegtreten konnte. Ich erinnere mich nicht daran, mich hingelegt zu haben, aber ich musste mich hingelegt haben, denn die kühlen Laken knitterten unter meinem Rücken, als mich Tanners Körper gegen das Bett drückte. Die Geräusche schienen gemischt zu sein – pochende Herzen, krächzende Atemzüge, Tanners leises Stöhnen. Bei jeder Bewegung antwortete klebrige Nässe. Irgendwo unter all dem hielt das schwache Quietschen des Bettes den Takt mit uns.

Tanner erhob seinen Schwanz neben meinen und drückte sich in meinen Bauch, als ich mich gegen ihn wölbte. Harte Oberschenkel umklammerten meine Hüften und er rollte uns auf die Seite, immer noch drängend.

»Scheiße, Collin. Du fühlst dich so verdammt gut an.« Sein Mund bewegte sich zu meinem Nacken, als seine Hand zwischen uns glitt und sich um uns beide schlang. Unsere Schwänze rieben aneinander, umgeben von der Wärme seiner Hand. Auf und ab und auf und ab, all die Wärme, die hin und her glitt. Seine Zähne streiften meine Kehle.

Ich wollte ihn berühren. Wollte ihn küssen. Wollte alles tun, aber ich war in den Empfindungen verloren. Mein Atem strömte in riesigen, wortlosen Zügen heraus. Ich legte meinen Kopf gegen das Kissen und kämpfte um Luft oder Kontrolle oder alles, was ich finden konnte, aber da war nichts. Nichts außer Tanners Schwanz, Mund und Hand.

Zu kommen war keine Option – es war ein Zwang. Ein Bedürfnis. Ich versuchte, mich zurückzuhalten, aber der Druck war zu groß. Ich kroch über den Punkt, an dem es kein Zurück mehr gab, wollte nicht einmal zurückblicken und sehnte mich nach Befreiung. Der erste Schuss pulsierte so hart und schnell aus mir heraus, dass ich nicht einmal sicher war, ob es wirklich passiert war, ehe das Gefühl über mir zusammenbrach. Wellen des Vergnügens warfen mich zur Seite und rissen mich um, als der Rest aus mir herausschoss.

Heiße, dicke Salven überzogen meine Brust und liefen mir die Rippen hinunter, während Tanner weiter pumpte. Mein Kopf zuckte beim letzten Ausbruch und ich erhaschte einen ersten Blick auf das Geschehen. Tanners dunkles Haar schwang tief über sein Gesicht. Er schaute zu. Er hatte mich kommen sehen. Er sah zu, wie sich unsere Schwänze zusammen bewegten, während er sie streichelte. Er öffnete seine Hand für eine Sekunde, ließ meinen Schwanz frei gleiten, als er seinen eigenen ergriff, erhöhte die Geschwindigkeit und stieß in seine Faust.

Das Stöhnen, das aus ihm flutete, ließ meine Eier wieder krampfen.

»Scheiße«, flüsterte er und warf mir einen Blick zu, der so voller Lust und Verzweiflung war, dass ich seinen Kopf packte und ihn zu mir zog.

Mein Mund prallte gegen seinen und ich fühlte, wie sein Körper sich anspannte, als der erste Schuss aus ihm herausbrach. Ich küsste ihn hart und schluckte sein Stöhnen hinunter, als er sich über uns ergoss. Die Spannung ließ von ihm ab und er lehnte sich in den Kuss hinein, die Zunge tiefer in meinem Mund, die Spirale wurde langsamer. Er löste sich einmal, zweimal, aber jedes Mal kam er zurück, wie wenn man satt war, aber noch einen Bissen wollte, weil das Essen so verdammt gut war. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich Nahrung sein. Ich wollte ein gottverdammtes Buffet sein.

Und ich wollte, dass er mich verschlang.