Beim nächsten Klick: Liebe?

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Beim nächsten Klick: Liebe?
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Kathrin Noreikat

Beim nächsten Klick: Liebe?

Dieses ebook wurde erstellt bei

Inhaltsverzeichnis

Titel

Über das Buch

Über die Autorin

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

Danksagung

Impressum neobooks

Über das Buch

Kathrin Noreikat

Beim nächsten Klick: Liebe?

Die Bibliothekarin Lena ist schon seit einer Weile wieder Single. Nach einer Silvesterfeier, auf der sie sich zwischen lauter Pärchen, wie das fünfte Rad am Wagen vorkommt, fasst sie einen Neujahrsvorsatz:

Bis zur nächsten Silvesterparty wird sie einen passenden Mann finden.

Daraufhin meldet sie sich auf einer Singlebörse im Internet an. Im Laufe des Jahres dated Lena u.a. den Verlagsmitarbeiter Mats, den promovierten Physiker Wolfram und den Hobbyfotografen Lennart. Sie lernt den Amerikaner James kennen und plötzlich flattern in ihrem Bauch Schmetterlinge. Als er in eine Notlage gerät und sie um Unterstützung bittet, ist Lena sich aber nicht mehr so sicher, ob er es ehrlich mit ihr meint. Enttäuscht vom Online-Dating glaubt Lena nicht mehr ihren Mr. Right zu finden. Doch als sie auf einer Zugfahrt dem Galeristen Vincent begegnet, schöpft sie wieder Hoffnung.

Aber ist Lena schon wieder bereit, einem Mann zu erlauben, ihr Herz zu erobern?

Über die Autorin

Kathrin Noreikat wurde 1976 in Esslingen geboren. Sie machte eine Ausbildung zur Sortimentsbuchhändlerin. Danach arbeitete sie einige Jahre in einer Buchhandlung in Freudenstadt. Nach einer Weiterbildung zur staatlich geprüften Betriebswirtin war sie bei einem Kinder- und Jugendbuchverlag in München. Seit einigen Jahren lebt sie in Aachen und arbeitet bei einem Institut der RWTH Aachen University im Bereich PR.

1. Kapitel

Kleine weiße Schneeflocken fielen vom Himmel, als ich meine beste Freundin Karla in einem Café im Studentenviertel traf. Sie erinnerte mich immer ein wenig an Schneewittchen mit ihren glatten, schulterlangen, schwarzen Haaren, den roten Lippen und dem hellen Teint. Im Café war nicht viel Betrieb, da es erst der zweite Tag des neuen Jahres war. Eine müde aussehende Serviererin kam an unseren Tisch und nahm die Bestellung auf: zwei Tassen Cappuccino und zwei Oreo Cup Cakes. Ich schaute meine Freundin an und fragte: „Wie gefiel dir die Silvesterparty bei Steffen und Marion?“

Karla verdrehte die Augen. „Langweilig. Ich war echt froh, dass Flo bei mir war, sonst wäre ich noch eingeschlafen.“

„Mir hat die Party auch nicht gefallen. Es waren nur Paare eingeladen. Ich war die einzige Singlefrau und kam mir wie das fünfte Rad am Wagen vor“, grummelte ich.

Die Kellnerin brachte die Tassen mit Cappuccino und die Cup Cakes. Karla biss sofort in das kleine Gebäck. „Mmh! Ist der lecker!“

Ich konnte ihr nur zustimmen.

„Das tut mir leid“, meinte Karla. „Du hättest doch jemanden zur Party mitbringen können.“

Ich sah sie mit großen Augen an. „Wen denn?“

Sie schwieg und begann stattdessen von ihrem Freund Flo zu erzählen, der eigentlich Florian heißt. „Der Flo ist so süß! Hatte ich dir erzählt, dass er mir neulich einen riesigen Strauß roter Rosen geschenkt hat?“

„Ja, das hast du schon erwähnt“, erwiderte ich. „Hat er die Rosen eigentlich günstiger bekommen?“

Karla machte ein beleidigtes Gesicht. „Nein, natürlich nicht!“

„Entschuldigung“, murmelte ich und trank schnell einen Schluck aus meiner Tasse. Doch diese Bemerkung konnte ich mir nicht verkneifen, da Florian schließlich in einem Blumenladen arbeitete. „Die Rosen dufteten ganz herrlich und hielten sich auch lange“, schwärmte Karla. „Am kommenden Sonntag wollen Flo und ich nach ...“

Ich hörte gar nicht mehr richtig zu, sondern schaute aus dem Fenster. Die Schneeflocken waren größer geworden. Es war schon eine ganze Weile her, dass mir ein Mann rote Rosen geschenkt hatte. War es Frederic oder Mark gewesen?

Ich seufzte. „Hörst du mir überhaupt noch zu?“, wollte meine Freundin wissen.

„Doch.“

Sie schüttelte den Kopf. „Ach, Lena! Was ist denn mit dir los?“

„Diese Silvesterparty war so ätzend“, begann ich. „Um Mitternacht küssten sich all diese Pärchen und ich stand nur mit meinem Glas Sekt alleine in der Hand da.“

Karla legte behutsam ihre Hand auf meine. „Und ich erzähle dir auch noch vom Flo. Sorry.“ „Ist schon gut“, sagte ich.

„Du brauchst einen Flo“, bestimmte meine Freundin.

Auf meinem Gesicht bildete sich ein Fragezeichen. Schnell sprach Karla weiter: „Natürlich nicht meinen Flo. Ich meine, du brauchst einen neuen Freund. Dann hast du auch wieder für die nächste Party eine Begleitung.“

Nun breitete sich Erleichterung auf meinem Gesicht aus, denn ihren Flo wollte ich nun ganz und gar nicht haben. Ich stand nicht auf den Naturbursche-Typ.

„Ist es nicht seltsam? Da arbeiten Flo und ich im gleichen Einkaufszentrum, ich im Untergeschoss im Naturkostladen und er im Blumenladen im ersten Stock und trotzdem sind wir uns dort nie begegnet. Noch nicht einmal um die Mittagszeit in dem Food Corner. Erst durch das Internet haben wir uns kennengelernt. Warum meldest du dich nicht auch auf einer dieser Singlebörsen an?“, schlug Karla vor.

Ich zuckte mit den Schultern. Meine bisherigen Partner hatte ich in der Tanzschule, bei einem Fotokurs in der Volkshochschule und über Freunde kennengelernt. Ob es eine gute Idee war, einen Mann im World Wide Web zu suchen?

„Einen Versuch ist es wert. Du hast doch nichts zu verlieren“, ermutigte mich Karla.

Zögernd antwortete ich: „Ich überlege es mir.“

Die Stille in meiner Wohnung erdrückte mich fast, daher schaltete ich den Fernseher an. Es lief eine amerikanische Krankenhausserie, die immer wieder durch Werbeblocks unterbrochen wurde. Die Serienfolge langweilte mich, daher begann ich nebenher Staub zu wischen. Auch musste ich den Teppichboden saugen. Als ich den Staubsauger ausmachte, hörte ich eine fröhliche Männerstimme sagen: „Ich parshippe jetzt.“

Es war ein Werbespot von Parship, einer Partnervermittlung aus dem Internet. Musik und Gesang ertönte: „Feel good! Jetzt Neujahrsvorsätze wahr werden lassen. Mit dem neuen Programm von weight watchers erreichen Sie Ihr Wunschgewicht. Sofort anmelden und 50 % sparen.“

Sollte ich auch einen Neujahrsvorsatz fassen?

Andere Leute wollten mit dem Rauchen aufhören, abnehmen und mehr Sport machen oder mehr Zeit mit der Familie verbringen. Sollte mein Neujahrsvorsatz, wie Karla vorgeschlagen hatte, das Finden eines neuen Partners im Internet sein?

Ich stellte den Staubsauger zurück in die Abstellkammer und beschloss: Bis zur nächsten Silvesterparty werde ich einen Mann finden! Ich machte den Fernseher aus, setzte mich an meinen Schreibtisch und schaltete das Notebook an. „Singlebörse“ tippte ich in die Suchmaschine und wurde sofort auf eine Website verwiesen, die Singlebörsen verglich. Es gibt über 530 Datingbörsen, die entweder kostenlos oder kostenpflichtig sind, sowie Partnervermittlungen und sogar Erotik-Dating-Websites. Mir wurde ganz schwindelig bei dieser großen Auswahl. Bei welcher Börse sollte ich mich anmelden? Es gab Dating-Portale für kurze, lange oder mollige Singles, für spirituelle oder religiöse Singles. Aber auch regionale Plattformen, wie die rhein-liebe.de, MünchnerSingles.de, Saarsex.de und Spaetzlessuche.de. Die Website Harzlove.de gab es nicht mehr, da der Anbieter verstorben war, wie ich auf der Vergleichswebseite erfuhr. Portale wie richtigwild.de und poppen.de kamen für mich nicht in Frage, weil ich einen Mann für eine langfristige und ernsthafte Beziehung suchte. Nach minutenlanger Recherche entschied ich mich schließlich für die kostenpflichtige Singlebörse www.findlove.de. Ich schloss ein Ein-Jahres-Abo ab. Daraufhin öffnete sich eine Seite: „Bitte erstellen Sie ein Profil“. Zunächst musste man seinen Namen eingeben. Sollte ich hier meinen echten Namen eingeben oder ein Pseudonym verwenden? Ich machte einen Kompromiss, da Lena die Kurzform von Helena war, entschied ich mich für Helena als Pseudonym. In dem Feld „persönliche Beschreibung“ tippte ich: „Ich bin vielseitig interessiert, mag Bücher und schreibe Kurzgeschichten in meiner Freizeit, gehe gerne in Museen und Musicals. Ich schwimme und fahre Fahrrad. Solltest du dich da wiederfinden, freue ich mich auf deine Nachricht!“

 

Danach füllte ich die Felder mit den Fragen zur Persönlichkeit, dem Aussehen und dem Lebensstil aus. „Sind Sie bereit, sich auf eine Beziehung einzulassen?“.

Ich klickte „Ja“. „Wie romantisch sind Sie?“, „Sehr romantisch“, „Ehe ist für mich“, „wichtig“. Bei Alter gab ich 42 Jahre an, bei Größe 1,76 Meter, mein Kleidungsstil war modisch und mein Äußeres war angenehm. Meine Haare waren lang und haselnussbraun, die Augen grünbraun und als attraktivstes Merkmal nannte ich mein Lächeln. Dann klickte ich Nichtraucher und ledig, sowie bei Essgewohnheiten „alles“ an. Zuletzt füllte ich den Bereich, in dem ich meine Wunschvorstellung des Mannes angeben musste, aus. Ich suchte einen Mann zwischen 36 und 49 Jahren, er sollte keine Kinder aus früheren Beziehungen und auch keine Haustiere haben, Nichtraucher und zwischen 170 und 185 Zentimeter groß sein. Somit hatte ich mein Profil fast fertig ausgefüllt. Jetzt fehlte nur noch ein Foto. Im Badezimmer kämmte ich mich und legte noch etwas Make-up auf. Das Oberteil wechselte ich und stellte mich anschließend in einer dunkelblauen Bluse vor die weiß gestrichene Wohnzimmertür, lächelte und machte ein Selfie mit dem Handy. Das lud ich auf die Plattform hoch. Nun war ich mit meinem Profil fertig und ich konnte die Website genauer betrachten. Oben gab es eine Menüleiste, in der ich erfahren würde, wer mein Profil aufgesucht hatte. Außerdem würde ich erkennen, wer mir ein Smiley zugeschickt und unter „Nachrichten“ würde ich sehen, wer mir geschrieben hatte. Dort stand bereits die Ziffer Eins in einem kleinen orangefarbenen Kreis. Mein Herz machte einen kleinen Hüpfer, denn ich war nicht einmal eine halbe Stunde online und schon hatte mir jemand eine Nachricht geschickt. Gespannt klickte ich auf die Eins.

StephanAC:

Hallo Helena,

wie geht es dir? Wie ich in deinem Profil lesen kann, bist du auch aus Aachen. Ich wohne im Stadtteil Laurensberg. Was für Kurzgeschichten schreibst du? Und was machst du beruflich?

Liebe Grüße

Stephan

Bevor ich antwortete, schaute ich mir das Profil von StephanAC an. 41 Jahre alt, aus Aachen, wie das Kürzel AC schon verriet. Er war Nichtraucher und ledig. Bei Kinderwunsch stand „vielleicht“ und bei Romantik „nicht sehr romantisch“. Mir wurde angezeigt, dass wir drei gemeinsame Interessen hatten: Musik hören, lesen und Kino. Eine Porträtaufnahme zeigte einen Mann in einem Sport-T-Shirt. Sein Kopf war leicht rundlich, er hatte eine hohe Stirn und schütteres Haar. Sein Lächeln wirkte, als ob er gerade bei einem Sportwettbewerb gewonnen hätte.

Helena:

Hallo Stephan,

ich heiße eigentlich Lena und wohne im Süden der Stadt. Ich arbeite in der Universitätsbibliothek. Die Handlungen meiner Kurzgeschichten spielen oft in der Vergangenheit. Die Titel sind „Kaiser Karl in Aachen“, „Die letzte Nacht in Versailles“ und „Die Suche nach dem Gold“. In meiner Schublade liegt ein angefangenes Manuskript eines historischen Romans.

Viele Grüße

Lena

StephanAC:

Hallo Lena,

oh, das klingt interessant. In welcher Zeit spielt der historische Roman? Ich habe künstlerisch eher mit der Musik zu tun. Es tut sehr gut irgendwas zu erschaffen. ;)

Gruß

Stephan

Helena:

Hallo Stephan,

der Roman ist eine Liebesgeschichte, die sich im Hintergrund des Amerikanischen Bürgerkrieges abspielt. Ein Nordstaatler verliebt sich in eine Südstaatenschönheit. Die ersten Kapitel habe ich bereits geschrieben. Doch ich muss noch viel über diese Zeit recherchieren, um weiter schreiben zu können. Spielst du ein Instrument oder komponierst du selbst die Musik?

Viele Grüße

Lena

StephanAC:

Ich mache elektronische Musik. Ich habe sozusagen ein Orchester am Computer mit allen möglichen Instrumenten. Ich kann sagen, welche Noten gespielt werden sollen. Macht wirklich viel Spaß, aber leider habe ich seit einigen Jahren nichts mehr herausgebracht. Was machst du denn sonst gerne? Ich liebe Sport (spiele Tischtennis und fahre gerne Fahrrad). Bin gerne draußen und interessiere mich für Politik usw. Ich arbeite als Programmierer, deshalb brauche ich viel Ausgleich draußen. ;)

Helena:

Ich fahre auch gerne Fahrrad. Jede Woche gehe ich in die Schwimmhalle Süd zum Aquafitness. Der Kurs wird von der Volkshochschule angeboten

Wir schickten uns noch einige Nachrichten hin und her, bis ich Stephan fragte, ob wir uns nicht treffen könnten, denn eine Dating-Regel besagte, dass man seinen Chatpartner möglichst schnell persönlich an einem öffentlichen Ort treffen sollte. Da Stephan in der gleichen Stadt wohnte wie ich, sollte ein Treffen unproblematisch sein.

StephanAC:

Ja, das können wir machen. Also gerne auch schon morgen, wenn du magst. Ansonsten ist diese Woche recht voll, sodass ich erst wieder am Freitag könnte. Was meinst du?

Helena:

Wir können uns morgen treffen. Sehr gerne. 18 Uhr am Rathaus?

StephanAC:

Ja, in Ordnung. Bis morgen.

Helena:

Bis morgen.

Ich konnte es kaum glauben, denn ich hatte mich vor nicht einmal zwei Stunden auf dieser Singlebörse angemeldet und hatte schon morgen mein erstes Date. Vielleicht wäre die Suche nach Mr. Right schon schneller beendet als gedacht. Rasch tippte ich eine WhatsApp-Nachricht an meine Freundin Karla.

Sie antwortete mit einem „WAS?“. Natürlich wünschte sie mir viel Glück.

Ich traf schon um 17:55 Uhr am Aachener Rathaus ein, weil ich gerne pünktlich war. Ob Stephan einer war, der notorisch zu spät kam? Nein, da wartete er schon, denn mit seinen fast zwei Metern war er nicht zu übersehen.

„Hallo Stephan.“

„Hallo Lena, schön, dass es geklappt hat. Es ist schon lange her, dass ich ein Blind Date hatte“, murmelte er.

Ich nickte.

Stephan trug eine Winterjacke, um seinen Hals war ein dicker Wollschal gewickelt.

„Ich habe etwas Halsschmerzen und muss etwas Warmes trinken. Lass uns doch gleich hier in den Mexikaner gehen“, schlug er vor und wies mit einem ausgestreckten Arm dorthin.

„Ja, gerne.“

Mit großen Schritten ging er voran. Im Mexikaner setzten wir uns an einen Tisch am Fenster. Ich hätte mich gar nicht so schick mit dem hellbraunen Kordkleid machen müssen, denn Stephan hatte ein Sweatshirt mit einem Aufdruck des lokalen Fußballvereins an. Den Wollschal ließ er um den Hals gewickelt. Als die Kellnerin mit der Speisekarte an unseren Tisch kam, erklärte er: „Wir wollen nur was trinken. Ich nehme eine heiße Schokolade. Und du?“

„Einen Pfefferminztee“, antwortete ich spontan, da ich keine Gelegenheit hatte, die Getränkekarte zu studieren. Die Kellnerin tippte die Bestellung in ein kleines elektronisches Gerät. „In Ordnung. Vielen Dank.“

Sie wandte sich schon zum Gehen, da ergänzte Stephan mit Nachdruck: „Die heiße Schokolade bitte ohne Sahne.“

„Okay“, sie tippte wieder in das Gerät und ging. Eine Schweigeminute stellte sich zwischen Stephan und mir ein. Ich lächelte und überlegte dabei fieberhaft, welche Fragen ich stellen könnte. Schließlich fragte ich: „Bist du in Aachen geboren worden?“

Bevor er antwortete, putzte er sich geräuschvoll die Nase. „Ja. Und du?“

„Nein. Ich bin aus München. Dort habe ich Bibliotheks- und Informationsmanagement studiert und einige Jahre in verschiedenen Bibliotheken in Deutschland gearbeitet, bis ich die Stelle an der RWTH Universitätsbibliothek annahm.“

Stephan rückte den Salz- und Pfefferstreuer zurecht, schaute mich an.

„Also, ich habe Informatik studiert und arbeite jetzt bei einer kleinen Softwarefirma. Nach der Arbeit schaue ich oft noch bei meinen Eltern vorbei, denn sie wohnen nur 500 Meter von meiner Wohnung entfernt.“

Die Kellnerin kam mit den Getränken an unseren Tisch. Erst als sie wieder fort war, begann ich zu sprechen: „Meine Eltern und mein älterer Bruder Lars wohnen in München. Ich sehe sie nur ein paar Mal im Jahr, doch wir telefonieren oft miteinander.“

„Das ist blöd, dass deine Familie so weit weg wohnt“, meinte er und trank einen Schluck aus seiner Tasse mit heißer Schokolade ohne Sahne. „In den letzten zwei Monaten habe ich zehn Kilogramm abgenommen. Ich will aber noch mindestens fünf Kilogramm verlieren, denn dann passe ich wieder in meine Lieblingsjeans.“

„Ich wünsche dir viel Erfolg!“, sagte ich.

Das Foto im Internet musste also schon etwas älter sein, denn darauf wirkte Stephans Gesicht wesentlich fülliger, überlegte ich.

In der nächsten dreiviertel Stunde unterhielten wir uns weiter über unsere Familien, unsere Freizeitbeschäftigungen, über Musik, Bücher und Filme. Nach anfänglichen Schwierigkeiten gestaltete sich das Gespräch als unterhaltsam, bis Stephan erklärte: „Du, … also ich würde dann gerne gehen, weil ich Halsschmerzen habe.“

„Kein Problem“, versicherte ich ihm. Allerdings war ich schon etwas über den plötzlichen Abbruch der Unterhaltung überrascht.

Stephan gab der Kellnerin ein Zeichen, dass er bezahlen wollte. Den Tee spendierte er mir und ich bedankte mich. Draußen auf der Straße verabschiedeten wir uns mit einem „Schön dich kennengelernt zu haben. Bis bald! Tschüss!“ und gingen jeweils in die entgegengesetzte Richtung. Nach einigen Schritten holte ich mein Smartphone aus der Handtasche heraus und sah, dass meine Freundin mir geschrieben hatte.

Karla zuletzt online heute 15:13

Karla: Hallo Lena, wie war das Date? 18:30

Lena zuletzt online heute 14:22

Lena: Liebe Karla, für den Anfang war es nicht schlecht. Das Date war ganz nett, endete jedoch abrupt, da Stephan Halsschmerzen hatte. Er ist groß, aber er wirkte auf mich, wie ein zu groß gewordener Junge. Mal sehen, ob er sich wieder bei mir meldet. Und wenn nicht, ist es auch nicht weiter tragisch. 19:28

Karla: Halte mich auf dem Laufenden! 19:40

Lena: Logo! 19:42

Als ich mich zwei Tage später bei findlove.de wieder einloggte, sah ich unter dem Menüpunkt „Meine Besucher“, wer mein Profil aufgerufen hatte.

hundefreund, 51 aus Hückelhoven

Laubfrosch, 41 aus Stolberg

Hundepapa71, 47 aus Nettetal

Jamespapi44 aus Kelmis, Belgien

Ganz schön viele Hundeliebhaber und Väter, dachte ich. Gespannt klickte ich auf den Button „Nachrichten“. Eine kleine Zwei war sichtbar. Die eine Nachricht stammte von einem 50-Jährigen aus Eschweiler: „Hallo, ich suche eine Frau, die weiß, dass es noch mehr als Blümchensex gibt. Gruß Roland.“

Angewidert verzog ich das Gesicht und löschte die Nachricht. Ich klickte auf die andere Nachricht, die von Stephan stammte: „Hallo Lena, mich hat es erwischt.“

Was meinte er damit? Hatte er sich womöglich in mich verliebt? Liebe auf den ersten Blick?

„Ich liege mit Grippe im Bett. Ich kann nicht viel schreiben. Das Treffen war nett, aber ich muss sagen, dass du mir zu erwachsen und reif vorgekommen bist. Ich wünsche mir jemanden, mit dem ich herumalbern kann. Alles Gute! Stephan.“

Ich antwortete: „Hallo Stephan, ich wünsche dir eine gute Besserung! Mir hat das Treffen gefallen. Allerdings hatte ich auch den Eindruck, dass wir nicht auf einer Wellenlänge sind. Ich wünsche dir ebenfalls alles Gute! Lena.“

Stephan und ich passten nicht zusammen. Die Suche nach einem Partner war doch nicht so schnell beendet, wie ich es erhofft hatte. Ich lehnte mich auf meinem Schreibtischstuhl zurück. Stephan suchte eine Frau, mit der er herumalbern konnte. Roland suchte ein sexuelles Abenteuer. Ich fragte mich, was die anderen Männer so suchten.

Also las ich die Statements, die neben den Fotos standen, durch. Es waren entweder individuelle Selbstbeschreibungen der Männer oder konkrete Vorstellungen wie die Traumfrau sein sollte:

„Keine Chatpartnerin“ und „keine Schickimicki-Frau“.

HaPe, 57 aus Würselen: „Ich bin Hans-Peter. Ich bin ein jung gebliebener älterer Herr, der eine möglichst junge Frau mit mehr als einer Handvoll Ti... sucht. Melde dich!“

 

Herzblatt_17, 39 aus Oberhausen: „Suche eine vielseitig interessierte und positiv denkende Frau, die Lust auf Gespräche, Spaziergänge, Musik & Tanz, Sport, Kino usw. hat. Wenn es passt, auch sehr gerne mehr. Ich bin romantisch, treu, gepflegt und ehrlich.“

Werner, 45 aus Mainz: „Ich bin Werner, ein ruhiger, ehrlicher und schüchterner Mann. Doch ich bin mir sicher, dass mein Herz am richtigen Platz ist. Seit vier Jahren bin ich allein und möchte jemanden kennenlernen, mit dem ich eine Beziehung aufbauen kann.“

Johnny, 49 aus Hagen: „Ich bin ein lustiger, positiver, ehrlicher, zuverlässiger, romantischer, süßer Mann, der DICH sucht!“

Georg, 43 aus Essen: „Dies ist ein nicht-venenales Profil. Deshalb verzichte ich auf die Offenlegung meiner beruflichen Tätigkeit. Ich suche eine körperlich und geistig erwachsene und verantwortungsbewusste Frau, die einen langen Weg gemeinsam gehen kann. Jeder Versuch einer emotionalen Erpressung, Dominanz oder eines übermäßigen Verhaltensdrucks lehne ich grundsätzlich ab. Ich ziehe es vor, wenn du keine Kinder aus früheren Beziehungen hättest, aber wenn das deine Situation ist, lass dich davon nicht abhalten, mit mir zu reden. Eine Sache jedoch: Wenn die Liebe zu deinem Haustier wichtiger ist als die Liebe zu deinem Mann, schau dir das folgende Profil an! Alle anderen sind willkommen.“

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