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Was kommt in den Napf? Zwischen den Interessen der Futtermittelindustrie und den Hundebedürfnissen

Der Hundespeiseplan sorgt für Meinungsverschiedenheiten und hitzige, dogmatisch gefärbte Diskussionen. Bei meinen Recherchen habe ich Vertreter aller Glaubensrichtungen getroffen: Bio-Hersteller, die extrudiertes Trockenfutter anbieten, ganzheitlich – also auch alternativ – behandelnde Tierärzte, die große Futtermarken der berühmt-berüchtigten Weltkonzerne akzeptieren, vegane Manufakturen, die verstärkt auf synthetische Vitamine setzen, überzeugte Barfer, die das erbärmliche Leben der Nutztiere in der Massentierhaltung ausblenden, und solche, die veganes Hundefutter für ein großes Missverständnis halten.


Gesunder Menschenverstand hilft

Im Laufe meiner Recherche ist mir klar geworden, dass es verschiedene gute Möglichkeiten gibt, den eigenen Hund gesund, artgerecht und mit Respekt für Nutztiere zu ernähren. Deswegen möchte ich kein Konzept bevorzugen und keine Methode an den Pranger stellen. Stattdessen gebe ich sinnvolle Informationen weiter, die hoffentlich zum Nachdenken zwingen und im besten Fall eine Änderung der festgefahrenen Fütterungsgewohnheiten herbeiführen. Ich lasse Menschen zu Wort kommen, die sich seit Jahren mit der Thematik beschäftigen und den Mut haben, gegen den Strom der Weltkonzerne und der milliardenschweren Werbung zu schwimmen.

Die Futtermittel-Potentaten

Den heutigen Heimtierfuttermarkt teilen sich Ableger der riesigen Nahrungsmittel-Konzerne Mars und Nestlé. Nestlé mit Sitz in Vevey im Südwesten der Schweiz ist der größte Nahrungsmittel-Konzern der Welt. Nestlé betreibt 447 Produktionsstätten in 189 Ländern und beschäftigt insgesamt rund 335.000 Mitarbeiter. Zu der Nestlé-Familie gehören 19 verschiedene Hunde- und Katzenfuttermarken, darunter Beneful, Bonzo, Felix, Gourmet, Pro Plan, Purina und seit April 2017 auch Terra Canis.

Mars – bis 2007 noch als Masterfoods und im Bereich der Tiernahrung als Effem bekannt – mit Sitz in Tacoma (Washington) ist an 421 Standorten in 78 Ländern vertreten und beschäftigt 75.000 Mitarbeiter. Der Jahresumsatz 2016 betrug 35 Milliarden US-Dollar. Zu Mars gehören mehrere bekannte Hunde- und Katzenfuttermarken: Cesar, Chappi, Dreamies, Eukunaba, Frolic, Greenies, IAMS, James Wellbeloved, Kitekat, Loyal, Nutro, Pedigree, Perfect Fit, Royal Canin, Sheba Trill, Whiskas und Winergy.


Hundenapf – ein begehrtes Objekt für Unternehmen weltweit

Jährlich stecken beide Konzerne mehrere Milliarden Euro in die Werbung, um maximale Marktdurchdringung zu erreichen. Trotz vieler Skandale wegen Kinderarbeit auf den Kakaoplantagen an der Elfenbeinküste oder als Vorreiter der Wasserprivatisierung hat Nestlé nichts von seinen Umsätzen eingebüßt. Der Verbraucher hat die Macht dies zu ändern, indem er solche Produkte nicht mehr kauft.

Tierfutter: Zwischen Werbung und Wahrheit

Spätestens seit der Veröffentlichung des Schwarzbuchs Tierfutter von Hans-Ulrich Grimm24 müssen einem breiten Publikum die Praktiken der Futtermittel-Potentaten bekannt sein: Verwertung des Abfalls aus der eigenen Nahrungsmittelproduktion für Menschen, inklusive Tierkadaver, Schimmelpilz oder Frostschutzmittel, die im Hundefutter landen. Doch unabhängig von dem Einfallsreichtum der Tierfutterproduzenten – selbst die obskurste Praxis ist von solch aggressiver Medienpräsenz und Guerilla-Marketingmaßnahmen flankiert, dass jegliche Kritik verblasst und jeder noch so kritische Artikel in Vergessenheit gerät.

Trockenfutter am meisten gekauft

Im Jahr 2015 gehörte Trockenfutter für Hunde zu den meist gekauften Futtersorten25 in Deutschland. 45,4 Prozent der Hundehalter griffen zu extrudierten oder kaltgepressten Brocken. Zwei Jahre früher fiel der Anteil mit 47,3 Prozent noch höher aus. Nassfutter in Dosen oder Schalen wählten 2013 über 40,3 Prozent der Hundehalter und die Zahl blieb mit -0,3 Prozent auch zwei Jahre später beinahe konstant. Frischfleisch oder Selbstgekochtes berücksichtigte die Umfrage leider nicht, doch gerade diese Fütterungsmethoden gewinnen an Anhängern. Googelt man nach BARF26-Läden in Berlin, kommen mindestens 60 verschiedene Verkaufspunkte in allen Bezirken der Hauptstadt zum Vorschein. Auch Ernährungsberatungsangebote sprießen aus dem virtuellen Boden: Der Bedarf an Seminaren rund um den optimalen Inhalt des Hundenapfes scheint enorm zu sein. Um dieses Thema – neben der Hundeerziehung – werden auch die meisten verbalen Kämpfe ausgefochten.

Schlechte Wahl

Trockenfutter ist aufgrund seiner hoch temperierten Herstellungsmethoden, aber auch wegen der meist minderwertigen Bestandteile die schlechteste aller Fütterungsmöglichkeiten. Ich bin sicher, das Leben meiner geliebten Hündin Baba durch das – vermeintlich hochwertige und auch teure – Trockenfutter drastisch verkürzt zu haben. Es hat die rassetypischen Veranlagungen, die genetisch bedingten Schwächen ans Tageslicht befördert. Was mit Arthrose und Hüftdysplasie angefangen hat, endete im akuten Nieren- und Leberversagen. Hätte ich Baba klonen können, und den Klon komplett anders ernährt, hätte ich heute den medienwirksamen Beweis für die Schädlichkeit des Trockenfutters.

Die Nähe zur Natur zählt

Seitdem meine beiden Hündinnen frisches, industriell unverarbeitetes Futter bekommen – neben Wildfleisch und Knorpel auch Obst, Gemüse, vollwertige Kohlenhydrate sowie Kräuter und Öle – haben sie keine gesundheitlichen Probleme mehr. Nicht mit Ekzemen, nicht mit Allergien, nicht mit Gelenkschmerzen oder Durchfall. Je näher an der Natur, desto besser. In dieses undogmatische Fütterungskonzept gehören für mich auch regelmäßige vegetarische oder vegane Tage, an denen die Näpfe genauso inbrünstig ausgeleckt werden wie bei fleischhaltigen Mahlzeiten. Dazu gehört in meinen Augen auch ein möglichst langes, glückliches und stressfreies Leben der Nutz- oder auch Wildtiere, die später im Hundenapf landen. Einerseits aus Tierschutzgründen. Andererseits aber auch aus gesundheitlichen Gründen: Fleisch, das mit Antibiotika, Anabolika und Stresshormonen zersetzt ist und anschließend noch eine industrielle Verarbeitung erfährt, kann nicht gesund sein. Das sagt mir meine innere Stimme, mein antibiotikafreier, gesunder Menschenverstand. Und Ärzte betonen: Zu viel Fleisch – auch unbelastetes – kann wegen Übereiweißung auch schnell krank machen.

Insekten: Nahrung der Zukunft?

Auch die Umweltbelastung durch den hohen Fleischgehalt im Tierfutter spielt eine große Rolle. Während der Mensch im Schnitt 60 Kilogramm Fleisch pro Jahr verzehrt, landen im Napf eines mittelgroßen Hundes stolze 164 Kilo. Ein neuer kulinarischer Trend könnte den tiefen ökologischen Fußabdruck, den Hunde (und Katzen) hinterlassen, deutlich reduzieren: Insekten. Die kleinen Tierchen leben minimalistisch und kommen mit wenig aus: Sie können sich von Agrarabfällen und Lebensmittelresten ernähren, brauchen kaum Wasser und sehr wenig Platz. Für ein Kilogramm Insektenprotein benötigt man einen Quadratmeter und etwa acht Liter Wasser – gegenüber 15.000 Liter Wasser, die die Produktion von einem Kilogramm Rindfleisch verbraucht. Insekten produzieren über 90 % Treibhausgase weniger als Schweine oder Rinder und lieben es kuschelig: Hier ist Massentierhaltung wirklich artgerecht. Auch ernährungstechnisch sind sie konkurrenzfähig: Sie liefern hochwertiges Eiweiß, etwa 150-fache Menge an Protein im Vergleich zu Soja und darüber hinaus auch viele Vitamine und Aminosäuren. Larven der Schwarzen Soldatenfliege beispielsweise enthalten bei gleichem Gewichtsanteil mehr Eiweiß, mehr Kalzium und mehr Eisen als jedes andere Fleisch und haben genauso viel essentielles Vitamin B12. Das Potenzial der Krabbler haben mittlerweile mehrere Firmen erkannt: Im Handel gibt es neben insektenbasiertem Nass- und Trockenfutter auch eine breite Auswahl von Hundekeksen und Leckerli.

Dose, Glas oder Tüte?

Denkt man etwas globaler, so ist nicht nur der Inhalt des Hundenapfes, sondern auch die Verpackung von ökologischer Relevanz. Selbstverständlich wäre wohl ein mehrfach verwendbares Behältnis am sinnvollsten, leider ist das weder im Falle von Dosen oder Gläsern noch im Falle von Kunststoff-Hüllen realisierbar. Doch welche Futterverpackung hat die beste Ökobilanz? Studien, die sich speziell mit Hundefutterverpackungen und den besonderen produktbezogenen Funktionalitäten beschäftigen, gibt es offenbar nicht. Nach Auskunft des Umweltbundesamts kann man lediglich auf allgemeine Erfahrungen mit Verpackungen zurückgreifen. "Aus unserer Sicht empfehlen wir, zunächst zum Zweck der Vermeidung von Abfällen, einfache Verpackungen27 aus wiederverwendbarem Monomaterial zu verwenden", erklärt Dr. Petra Weißhaupt vom Umweltbundesamt. Dies wäre in allen drei genannten Verpackungen der Fall: Dose, Glas und Tüte. "Glas ist einerseits schwer und benötigt gegenüber Folie mehr Energie bei der Herstellung. Aluminium ist wiederum leichter als Glas, hat jedoch eine deutlich höhere Energieintensität. Bezüglich der verwendeten Beispielmaterialien ist zu erwarten, dass die Folie ökobilanziell am besten abschneidet, da sie einerseits leicht und materialsparend ist und andererseits eine vergleichsweise geringe Energieintensität aufweist. Grundsätzlich sind in abfallwirtschaftlichen Ökobilanzen die Entsorgungswege mit zu betrachten. Zudem ist es ökologisch vorteilhaft, durch den Kauf regionaler Produkte lange Vertriebs- und Transportwege zu verhindern.

 

Anke Jobi führt nicht nur einen Blog zum Thema Hundeernährung, sondern hat auch ein Buch herausgegeben.

Eine saubere Sache

"Clean Feeding" plädiert für einen reinen Hundenapf

Anke Jobi steht in der Hundeszene für etwas, was für Menschen schon längst etabliert ist: Clean Eating. Der Begriff bedeutet eine gesunde und vollwertige Ernährung, in der man verarbeitete Lebensmittel meidet und den Speiseplan aus möglichst frischen Nahrungsmitteln zusammenstellt. Ein Clean-Eating-Fan achtet auf die Nachhaltigkeit, die Umwelt und die Qualität, bevorzugt Nahrungsmittel aus Bio-Anbau und von artgerecht gehaltenen Tieren. In Anlehnung an "Clean Eating" hat Anke Jobi den Begriff "Clean Feeding" kreiert. Die Naturheilkundlerin und zertifizierte Ernährungsberaterin für Hunde ist nämlich überzeugt: Was für Menschen gilt, gilt gleichermaßen auch für Hunde. Je mehr frische, unverarbeitete Nahrungsmittel der Hund bekommt, desto besser stehen seine Chancen, gesund alt zu werden.


Seit Anfang 2014 führst du einen Blog für Hundehalter. Den Namen "Clean Feeding" trägt dein Blog aber erst seit Mitte 2016 – warum hast du ihn geändert? Bist du zu einem anderen Konzept übergegangen?

Angefangen habe ich mit einem Hundegesundheitsblog, später habe ich mich mehr auf Futter fokussiert und die Webseite in Hundefutterblog umbenannt. Die Namensänderung in "Clean Feeding" war einerseits der Ausdruck meiner wachsenden Erfahrung – ich habe mich beruflich weiter entwickelt, verstanden, dass sowohl die Qualität als auch das Thema Massentierhaltung besonders wichtig sind. Andererseits wollte ich aber auch ernster genommen werden. Mit "Lucys Hundefutterblog" war das weniger möglich. Die Auswirkungen habe ich sehr schnell zu spüren bekommen: Viele Menschen und Medien kommen jetzt auf mich zu und wollen mehr über "Clean Feeding" erfahren.

Anke Jobi mit ihren Hunden

Was empfiehlst du Menschen, die dich nach der optimalen Ernährungsmethode für einen gesunden, normal aktiven Hund fragen? Gibt es überhaupt die ultimative Fütterungsmethode?

Aus meiner Position und nach meiner Erfahrung sind frische, unbelastete Nahrungsmittel in abwechslungsreicher, ausgewogener Zusammenstellung optimal. Allerdings spielen hier auch andere Faktoren eine Rolle: Der Ernährungsstil muss zum Lebensstil des Hundehalters passen. Deswegen kann ich in den Gesprächen zwar Vorteile vom frischen Futter aufzählen, will die Menschen aber weder überzeugen noch missionieren. Mit meinem Blog breche ich die Lanze für frische Nahrungsmittel aus verantwortungsvollen Quellen.

Was entgegnest du Menschen, die alles außer Fertigfutter ablehnen, weil sie einen hohen Aufwand und hohe Kosten scheuen?

Selbstverständlich kann man "Clean Feeding" nicht mit einem Discounter-Futter vergleichen. Wir selbst erwarten aber auch nicht, uns für 20 Euro in der Woche gesund ernähren zu können, oder? Wir müssen uns endlich von der Vorstellung lösen, den Hund billig zu ernähren. Das rächt sich meist hinterher. Ein bisschen Know-how braucht man natürlich schon, aber einen Futterplan eigentlich nicht. Der Hund ist ein Lebewesen und Fressen ist ein natürlicher Vorgang. Das müssen wir nicht komplizierter machen als es ist. Ich empfehle gerne Bio-Nahrungsmittel für den Hund, weil sie definitiv gesünder sind. Man kann aber auch einen guten Kompromiss finden, in dem man einen Teil bio und einen Teil konventionell aus der Region zusammenstellt.

Nachdem billiges, minderwertiges Industrie-Fertigfutter seit Jahren den Markt dominiert, nimmt seit einiger Zeit ein entgegengesetzter Trend massiv zu: viel Fleisch. Egal ob in Frischform oder verarbeitet in einer Dose oder im Sack, Hauptsache mit hohem Fleischanteil. Was hältst du von dieser Tendenz?

Mit dem Thema Fleisch befasse ich mich schon viele Jahren. Anfangs lernte ich, BARFEN sei die beste Alternative, die mir allerdings nie so richtig zugesagt hat, weil man sehr viel Fleisch füttert. Nachdem ich angefangen habe, eine Fütterung von sehr viel Fleisch zu hinterfragen, mich mit den Bedarfswerten zu beschäftigen, bin ich zu dem Schluss gekommen: So viel Fleisch muss nicht sein. Hunde haben in ihrer Geschichte selten solche großen Mengen von Fleisch bekommen. Diese würden uns auch nie zur Verfügung stehen, wenn wir nicht die Massentierhaltung hätten. Ich finde es auch nicht natürlich, sich krampfhaft auf bestimmte Komponenten zu konzentrieren. Man kann ja auch nur füttern, was zur Verfügung steht. Auch die Herkunft der Hunde spielt eine Rolle. Es gibt Hunderassen, wie etwa Huskys, die hauptsächlich mit Robbenfleisch und Fisch ernährt worden sind. Andere, wie Hirten- oder Windhunde wurden mit sehr viel Kohlenhydraten gefüttert und die brauchen sie meist auch.

In einem der Blogbeiträge führst du einige Gründe an, warum du gegen BARF bist. Ich gewinne allerdings den Eindruck, dass du vor allem dagegen bist, die Hundemahlzeiten nach einem Dogma zusammen zu stellen?

Grundsätzlich glaube ich einfach nicht, dass es generell notwendig ist, nach einem Konzept zu füttern. Es gibt auch Menschen, die auf paleo oder vegan schwören. In meinen Augen ist das aber ein Hype. Extreme sind ja eher nicht auf Masse umlegbar. In Bezug auf BARF bin ich eindeutig der Überzeugung, dass man den Wolf nicht mit dem Hund gleichsetzen kann. Es gibt verschiedene Rassen mit individuellen Bedürfnissen. Auch die Umwelt und das Leid der Nutztiere, die verfüttert werden, spielen in meinen Überlegungen eine große Rolle.

Sollten sich die Barfer wegen Überversorgung mit Protein Sorgen machen, wollen aber an dem Frischfleisch-Prinzip nichts ändern – würdest du sagen, dass man die Proportionen einfach verschieben könnte? Also weniger Fleisch, dafür mehr Obst, Gemüse und Kohlenhydrate, die Menge an Zusätzen unverändert?

BARF ist ein festes Konzept, das auf vorgegebener Prozentregelung basiert, in der strengen Form, soweit ich weiß, aber auch nur in Deutschland so verbreitet ist. Wenn man es aber lockerer sieht ist das durchaus zu empfehlen. Die Nährstoffe kann man jedenfalls so ebenfalls gut abdecken. Im Großen und Ganzen finde ich, dass man ruhig von dem Konzept der Rohfütterung abweichen kann. Man schaut, was zur Verfügung steht und was der Hund verträgt. Es muss nicht immer gleich sein. Den Kühlschrank einfach aufmachen und etwas zusammenstellen. Auch Quark, rohes Obst und Gemüse oder gekochte Kartoffeln.

Kann man aus deiner Sicht rohe und gekochte oder gegarte Zutaten in einer Mahlzeit mischen? Und warum?

Nach meiner Erfahrung man kann das sehr wohl. Wir essen schließlich auch rohen Salat mit gebratenem Fleisch. Es kommt ja auch nicht nur darauf an, ob roh und gegart, dabei geht es um unterschiedliche Verdauungszeiten. Rohes Gemüse und gegartes Fleisch haben beispielsweise eine ähnliche Verdauungszeit. Ich empfehle eher nicht, dass man gekochtes und rohes Fleisch vermischt. Durch das gegarte Fleisch steigt möglicherweise der pH-Wert im Magen. Die Erreger, die sich potenziell im Frischfleisch befinden, können dann nicht mehr so gut deaktiviert werden. Rohes Gemüse und gekochtes Fleisch passen aber gut zusammen. So kann man auch Fertigfutter aufwerten: einfach etwas püriertes Gemüse dazugeben.

In deinem Blog-Beitrag "Hört endlich auf Gott zu spielen" beschreibst du einen Trend, der sowohl schulmedizinisch als auch naturheilkundlich orientierte Menschen betrifft. Du bemängelst einen unbekümmerten Umgang sowohl mit Medikamenten und Impfstoffen als auch mit natürlichen Mitteln. In dem konkreten Beispiel geht es um Leinsamen, die zwar essentielle Fettsäuren liefern und die Verdauung fördern, aber auch die Aufnahme von Jod aus dem Futter mindern. Und Jodmangel kann auf Dauer einen Schilddrüsentumor hervorrufen. Müssen die Hundehalter nur noch auf professionelle Hilfe vertrauen? Wo bleibt da der gesunde Menschenverstand? Früher hat man den Speiseplan des Hundes auch nicht mit Ernährungsberatern zusammengestellt …

Ich bin nicht der Meinung, dass man sich nur noch auf Experten verlassen darf. Im Gegenteil. Früher haben sich auch die wenigsten Menschen einen Arzt leisten können, wussten aber in der Regel intuitiv, was sie tun sollen. Heute ist es anders. Viele Menschen eignen sich ein Halbwissen an, der Blick fürs große Ganze fehlt aber. Wir müssen viel mehr zurück zur Natur finden.


Blog: www.clean-feeding.de

Buch: "Clean Feeding: Hunde natürlich füttern", Anke Jobi, Kosmos Verlag

Schlecht gebarft ist immer noch besser als Fertigfutter

Über das Geschäft mit kranken Tieren

Franz Spitzer ist ein Tierarzt, der seinen Beruf anders versteht als etliche seiner Kollegen. Das veterinärmedizinische Studium nennt er ein "Pharmafeld" und die schulmedizinischen Behandlungsmethoden ein "Baukastenprinzip". Wie dieses wohl funktioniert? "Ganz einfach!", lächelt Franz Spitzer verschmitzt. "Ich verschreibe etwas und schaue, ob es wirkt. Wenn das nicht wirkt, verschreibe ich was anderes. Es ist ein Herantasten an die eigentliche Ursache mit immer wieder gleichen Bausteinen, statt Diagnostik und Ursachenbekämpfung". Tierärzte sind in seinen Augen aber auch abhängig von den Kunden: Sie können nicht das geben, was Hunde wirklich brauchen, sondern das, was die Kunden wollen: entweder einen schnellen Erfolg – mit Spritze, Kortison, Tablette oder ein bekanntes Mittel.


Tiere werden systematisch krank gemacht

In seiner Doktorarbeit hat sich der gebürtige Berliner eingehend mit der Frage beschäftigt, wie man Krankheiten auf natürliche Weise verhindern kann und was die richtige Ernährung für die Tiergesundheit bedeutet. Die Frage "Wieso immer nur therapieren statt vorzubeugen?" brennt ihm unter den Nägeln, während seiner Praktika lernte er aber nur die herkömmlichen Methoden: Pharma-Mittel verschreiben und Spritzen geben", sagt der 32-Jährige. Und fügt rechtfertigend hinzu: "Die Tierärzte wissen es aber nicht anders. Ein zusammenhängendes Denken wird im Studium nicht gefördert. Studierende lernen es nur so und verdienen später ihr Hauptgeld mit Hundefutter und Impfungen. Es ist eine gut geölte Maschinerie. Unsere Tiere werden systematisch krank gemacht, dann werden sie therapiert. Der Körper ist überschwemmt mit Chemikalien. Doch solange die Industrie einen Nutzen davon hat, dass Tiere krank sind, wird sich auch nichts ändern", so sein nüchternes Urteil.

Lieber Hartz IV als das Maul zuhalten

Als Teil des Systems wäre Franz Spitzer wohl ein Tierarzt geworden, der mit Vorliebe zu Antibiotika, Schmerzmitteln oder Kortison greift. Ein Normalo eben. Doch weil er "so ein krasser Querulant" sei, stellt er viele Fragen. Und zwar sowohl sich selbst als auch den anderen. Und Fragen mag das System nicht. Fragen stören die gepflegte Harmonie. Wer zu viel fragt, muss fliegen. Eines Tages wird Franz Spitzer aus seiner Arbeit im Veterinäramt entlassen. Für das mächtige System bleibt der kleine Zwischenfall unbemerkt – für den angestellten Tierarzt bedeutet seine Entlassung eine enorm wichtige Zäsur. Und den Beginn eines ganz anderen Weges, den er bald darauf beschreiten wird. "Ich habe meinen Job verloren, weil ich den Mund aufgemacht habe", erzählt er. "Ich bin ein Warum-Mensch und wollte die Dinge nicht einfach nur hinnehmen". Stattdessen hat sich der damals 30-Jährige für eine, wie er es beiläufig formuliert, "Aschenputtelgeschichte" entschieden. "Mir war Hartz IV lieber als noch ein Job, in dem jegliche Fragen unbequem sind", sagt der Gründer von FutterPro, einem Prophylaxe-System für die Hundegesundheit.

 

Weg von Industriefutter, hin zur Natur.

Online-Ernährungsberatung

Mit seiner 2016 gestarteten Online-Ernährungsberatung liegt Franz Spitzer sehr im Trend. "Zurück zur Natur" – heißt das Motto von zahlreichen Hundehaltern, die auf Barfen oder Bio setzen und manchmal sogar auf tierleidfreies, also veganes Futter. Das webbasierte System beinhaltet verständlich aufbereitete Erklärungsvideos zum Thema Nährstoffbedarf, industrielles Fertigfutter, Krankheitsprophylaxe und Parasiten sowie Bonus-Material über Zahngesundheit, Barfen, Kochen und Impfen. "Wenn alle Welpenkäufer die Inhalte meines Kurses kennen würden, dann ließen sich viele Krankheiten wahrscheinlich verhindern. Auch bei Zecken, Würmern und Flöhen gibt es natürliche Mittel statt Chemiekeulen, das sagt den Haltern nur keiner." Aber Überzeugungsarbeit leisten oder Verschwörungstheorien verbreiten will Franz Spitzer nicht. "Hunde sind Resteverwerter und Allesfresser, ich will keine Religion aus dem Barfen machen. Aber schlecht gebarft ist immer noch besser als Fertigfutter. Es geht hier um den naturbelassenen Zustand. Wenn Menschen nach meinem Rat fragen, helfe ich gerne, in der Regel sind sie aber schwer belehrbar", erklärt der Online-Referent. "Ich weiß, dass mein Produkt gut ist – ich handle mit Ethik, Anstand und gutem Wissen."

www.franzspitzer.de

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