Loe raamatut: «Schlagzart»

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Lilly An Parker

Schlagzart

eine erotische Office-Escort-Novelle


Lilly An Parker

Lilly An Parker ist das Pseudonym einer deutschen Autorin, die sich bisher hauptsächlich im Liebesromanbereich einen (anderen) Namen gemacht hat. Neben Wollmäusen und Staubratten züchtet sie seltene Pflanzen wie die Wollustlilie oder die Aphrodisiaka.

Bei Elysion sind bislang erschienen:

»Heiß«, 2010

»Office-Escort: Das Sekretärinnenspiel«, 2012

Novelle: »Schlagfest«, 2014

Novelle: »Merry XXX-Mas«, 2015

Sie ist in den Anthologien »Süßer die Glocken«, »Türchen öffne dich« und »Alles Liebe – zum Fest der Hiebe« vertreten. Für 2015 ist eine Fortsetzung von »Office-Escort« in Planung und zwei weitere Novellen aus dem sinnlichen Escort.

Lilly An Parker

Schlagzart

eine erotische Office-Escort Novelle


Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 1

Der hübsche, ja irgendwie sogar aufdringlich hübsche Po schob sich ohne ihr aktives Zutun in ihr Blickfeld. Er bannte ihren Blick und ließ kurz ihren Atem stocken. Doch noch während sie sich selbst stumm eine »Sexistin« schimpfte, weil irgendein Teil ihrer Persönlichkeit den Rest des männlichen Körpers ausgeblendet hatte, waren beide auch schon wieder verschwunden: Po wie Körper.

Dieses Mal bewusst und sich mit ihrer Libido herrlich einig reckte Melissa den Hals, um das Hinterteil wieder erspähen zu können. Doch im Inneren des Frühstücksbistros war es zu dunkel, um den Po – und den wahrscheinlich dranhängenden attraktiven Kerl – zu entdecken. Zumindest wenn man draußen und in der Sonne saß.

»Hast du das gesehen?« Melissa fuhr mit ihren Händen in der Luft eine imaginäre Linie nach und zusammen mit ihrem Gesichtsausdruck hätte auch der letzte Naivling begriffen, was sie dort gestikulierte.

»Habe ich was gesehen?« Geistesabwesend nippte Joanna an ihrem Latte Macchiato. Mit einem kleinen Milchbart auf der Oberlippe sah sie auf und versuchte zu ergründen, was ihre Kollegin und beste Freundin in Verzückung gesetzt hatte.

»Diese Eleganz, diese Linie. Hast du den Schwung bemerkt, der den Gesamteindruck noch unterstrichen hat?«

Ihre Augen folgten dem Blick, den Melissa jetzt fest auf das Objekt ihrer Begierde gerichtet hatte. Es stand in einem Lichtstreifen, der durch das Ostfenster nach innen fiel. Schon durch diese Beleuchtung wirkte der Kerl wie das blühende Leben. Genau wie ihre hormongeplagte Freundin.

»Ist schon wieder Frühling?«, kommentierte Joanna trocken und leckte sich den Milchschaum von den Lippen.

Melissa schnaubte und sah weiter auf die prachtvolle Rückenansicht des Mannes. Da ihre Freundin in einer festen Beziehung steckte, meinte sie wohl, die Heilige herauskehren zu müssen. Dabei würde ihr doch ein wenig Sündhaftigkeit gut zu Gesicht stehen. Melissa seufzte leise. Mit dem gesträhnten Blondhaar und dem hellblauen Oberteil zu einer Bluejeans war der Kerl selbst aus dieser Perspektive beinahe zu gut, um wahr zu sein. Als er einen Schritt näher Richtung Theke machte, kam sie nicht umhin, abermals seinen knackigen Po zu bemerken, dessen Bewegungen unter dem perfekt sitzenden Stoff einer Offenbarung gleich kamen.

»Wahrscheinlich eh schwul.« Joanna schlug das Magazin auf und begutachtete das Ergebnis von Melissas Arbeit. Gut recherchierte und noch besser aufbereitete Artikel, kleine Klatschkolumnen und heitere Berichte schmückten die ersten Seiten. Ihre Freundin hatte wirklich ganze Arbeit geleistet und innerhalb eines Jahres ein komplett neues, hippes Magazin aus dem Boden gestampft. Mit Insiderinformationen für die andere töten würden.

»Ja, aber ich könnte ihn bekehren.« Melissa schenkte ihrer Freundin einen intensiven Blick. Gekonnt durch die langen Wimpern und leicht von unten herauf. Unschuldig und verführerisch zugleich.

»Hör auf an mir zu üben«, tadelte Joanna. Seit sie für die Begleitagentur »Office-Escort« arbeitete, war sie in dieser Hinsicht deutlich abgebrühter als ihre beste Freundin.

»Ich dachte nur, falls das Magazin floppt …«, flirtete Melissa weiter und überlegte, ob sie Joanna trotz ihrer Beziehung mal wieder ins Bett bekommen könnte. Schließlich war sie eine Frau und Joanna mit einem Mann zusammen … streng genommen zählte das sicher nicht als Fremdgehen. Ihretwegen konnte Joannas Freund Ruben sogar zusehen.

»Erstens wird es nicht floppen und zweitens weißt du doch, dass du bei uns sofort anfangen kannst.«

»Ja, hat mir dein Chef auch schon angeboten!«, neckte Melissa.

»Bist du denn eher »S« oder »M«?«, erkundigte sich Joanna im selben Tonfall.

»Nennst du Ruben privat Chef oder Beziehung?«, konterte Melissa, die sich stets strikt an die Regel hielt: Arbeit und Privatleben müssen getrennt sein.

»Du bist doof!«, meinte Joanna und zog ein Schnütchen, weil der Punkt eindeutig an ihre Freundin ging.

Melissa lachte und blickte wieder zur Theke. Der entzückende Rücken war verschwunden.

»Na, Ladies?«

Schwungvoll wurde ein Stuhl vom Nachbartisch neben Melissa gezogen und mit demselben Schwung setzte sich jemand neben sie.

Nach einer Schrecksekunde begann Joanna ungeniert zu lachen.

»Oh mein Gott!« Melissa starrte ihren Fotografen John an, der – durch Joanna angeworben – ebenfalls ab und zu als gebuchter Begleiter arbeitete. Schließlich rang sie sich unter Joannas Grinsen ein »Du warst beim Friseur?« ab.

»Es gefällt euch nicht?« Er fuhr sich mit den Fingern durch die unordentlichen Strähnen. Leicht gebräunt und athletisch sah er mehr denn je aus wie ein typischer amerikanischer Surfer. Nur dass seine Wellen in Deutschland beheimatet waren. Meistens jedenfalls. Genau wie Joanna ließ er keine Gelegenheit aus, sich in den Grenzen des Escort-Jobs zu vergnügen. Notfalls eben auch sportlich.

»Doch, sieht sehr gut aus.« Melissa gab dem Verlangen nach und wuschelte ebenfalls durch das frisch gesträhnte Haar. Es schien noch weicher geworden zu sein. Immer noch unverschämt dick, immer noch unverschämt seidig.

»Und dass die Jeans klasse ist, ist ihr auch schon aufgefallen«, half Joanna hilfsbereit nach.

»Nein, das war der Hintern unter der Jeans«, korrigierte Melissa zuckersüß. Wenn ihre Freundin glaubte, sie so schnell aus der Fassung oder in Verlegenheit zu bringen, dann hatte sie sich aber geschnitten. Nur weil sie mal mit John in der Kiste gelandet war … also … bevor sie begriffen hatte, dass John bereits für sie arbeitete …

»Mei, Mei, Mei. Bezahlt Ruben euch das extra oder wollt ihr nur meinem Ego schmeicheln?«

»Deinem Ego schmeicheln«, meinten die beiden unisono, machten aber mit ihrem Lachen den Effekt kaputt.

»Ihr seid sooo böse.« John zog das Magazin zu sich und schlug die erste Seite auf. Dabei gab er sich Mühe, seine beleidigte Miene beizubehalten. Es gelang ihm nur bedingt.

»Ja, du bist ein guter Fotograf«, witzelte Joanna und versuchte, ebenfalls in das Magazin zu blicken. Doch Melissa saß zwischen ihr und John und machte es beinahe unmöglich, zu sehen, was Melissas »Haus und Hof«-Fotograf betrachtete.

»Und wer von euch wird mir beim nächsten Job zur Hand gehen, mh?«

Während Joanna rot wurde, weil sie Dank des gemeinsamen Jobs beim »Office-Escort« sofort in eine erotische Richtung dachte, schenkte Melissa ihrem Untergebenen genau den Blick, den sie vorher an ihrer Freundin geübt hatte. Als sie sich sicher war, John zumindest ein bisschen aus der Fassung gebracht zu haben, lehnte sie sich so vor, dass ihr Gesicht nur noch Zentimeter von seinem entfernt war und hauchte: »Fürs zur Hand gehen brauchen wir doch keinen gemeinsamen Job, oder?«

Johns Gesichtsausdruck wechselte von frech zu ungläubig zu verlangend. Trotzdem gelang es ihm, ein Stückchen nach hinten und außer Melissas Reichweite zu rutschen. »Du willst doch nur spielen.«

»Will ich das nicht immer?«

John warf einen Blick in die Runde und sein Ausdruck sprach Bände. Wenn sie nicht in der Öffentlichkeit wären, würde Melissa vermutlich ihren unverschämten Flirt bereuen. Zumindest bis sie seinen Namen stöhnte. Wahlweise auch seufzte oder keuchte. Aber sie waren in der Öffentlichkeit, und so blieb John nur ein Mitspielen. Er rückte wieder näher und kehrte in die Ausgangssituation zurück. Jetzt war er derjenige, der mit gefasstem Gesichtsausdruck hauchte: »Du bist ein Biest.«

»Der Punkt geht trotzdem an Melissa.« Joanna hatte sich wieder das Magazin geschnappt und das Geschehen nur aus dem Augenwinkel betrachtet. Doch zum Schiedsrichter reichte es.

»Ein Punkt für Melissa«, gab John zu, nicht ohne die Beule in seinem Schritt so langsam zu verbergen, dass die beiden sie auf jeden Fall entdecken mussten.

»Wir gehen dann schon mal vor.« Melissa stand mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck auf und Joanna klappte das Magazin zusammen. Mit gespielt bedauernden Blick auf ihren Teilzeit-Kollegen stand sie auf. »Punkt zwei für Melissa.«

»Ich weiß nicht wer, aber eine von euch wird das in nächster Zeit bezahlen«, grummelte John mit zusammengebissenen Zähnen. Dass ihm die Erektion in der engen Jeans auf lustvolle Art Schmerzen bereitete, war ihm deutlich anzusehen.

Melissa ließ ihren Blick zu der Kellnerin schweifen, die das Geplänkel neugierig verfolgt hatte. Dass auch sie einen Narren an dem hübschen Fotografen gefressen hatte, war offensichtlich. Wahrscheinlich würde John doch noch auf seine Kosten kommen. Da konnte er auch noch einen weiteren Spruch vertragen.

»In welcher Währung?«, lachte sie und brachte sich gerade noch in Sicherheit, als er das rasch gerollte Magazin hinter ihr herwarf.

Zielsicher schnappte Joanna das Machtwerk noch in der Luft. Noch bevor sie aus Johns Blickfeld traten, versetzte sie ihrer Freundin einen Klaps mit dem Papier und tadelte: »Jetzt wirst du beim nächsten Termin wieder auf jedem zweiten seiner Fotos zu sehen sein …

Melissa strahlte geschmeichelt. Dann verdunkelte sich ihr Gesicht. »Wärst du lieber auf den Fotos?«

»Nö, wieso?«

»Wenn du was Ernstes mit John willst …«

»Ne, lass mal.« Joanna hakte sich bei ihrer Freundin unter. »Ich bin mit Ruben glücklich. Er akzeptiert mich wie ich bin und zwar als ›S‹ und als ›M‹.«

Melissa kicherte, da sie sich ihre Freundin kaum als devote Lustsklavin vorstellen konnte. Das war beinahe so abwegig, wie selbst zu einer zu werden.

»Stimmt, John ist mehr ein Leckerlie zwischendurch«, stimmte Melissa zu. Sie hatte den One-Night-Stand mit ihrem Fotografen zwar genossen, aber das Besondere hatte gefehlt. Das, was man unbedingt und unter allen Umständen noch einmal erleben wollte. Nicht, dass sie es bereits einmal erlebt hatte … aber irgendwo musste es ihn geben. Den Life-Changing-Sex.

»Du bist unmöglich«, meinte Joanna.

»Stets zu Diensten.«

»Und du kannst nicht einmal fünf Minuten ohne sexuelle Anspielung leben.« Die Blondine schüttelte den Kopf, ohne zu bemerken, dass sie durch diese Geste die Aufmerksamkeit zahlreicher Männer auf sich zog.

»Aber ich kann fünf Minuten ohne Sex … ist doch schon einmal ein Anfang, oder?«

Joanna versetzte Melissa einen weiteren Klaps.

»Hei, lass das. Die Leute denken nachher noch, ich stehe auf devot.«

»Ein bisschen devot würde dir mal ganz gut tun.«

Lachend sprang Melissa zur Seite, als Joanna abermals mit der Zeitung drohte.

»Reicht fürs erste ernst?«

»Ich nehme, was ich kriegen kann.«

»Tue ich auch.«

Joanna verdrehte die Augen. »Wieso arbeitest du doch gleich noch mal nicht für uns?«

»Weil mir der Job zu gut bezahlt ist?«

»Ist ein Argument. Wer will schon viel Geld verdienen?«

»Genau!« Melissa hakte sich wieder bei Joanna unter, nahm ihr aber sicherheitshalber das zusammengerollte Magazin ab.

»Aber mal ehrlich: Vielleicht komme ich irgendwann darauf zurück.«

»Wenn du deinen Traummann nicht findest?«

»Wenn ich meinen Traummann nicht innerhalb … sagen wir des nächsten Jahres finde?«

Joanna blieb stehen und wirkte mit einem Mal ernst. »Du weißt, dass das gegen unsere Regeln ist?«, erkundigte sie sich.

Melissa nickte. »War nur ein Spaß. Ich will das Magazin, das wollte ich schon …«

»… seit ich sieben Jahre alt bin«, vervollständigte Joanna. Denn seit die beiden sechs Jahre alt waren, kannten sie sich, und seit Melissa mit sieben ihren Wunsch ein eigenes Magazin zu besitzen, gegen alle Mitschüler verteidigt hatte, waren sie beste Freundinnen.

»Nächste Woche, selbe Zeit, selbe Stelle?«, erkundigte sich Melissa, nur um sich beinahe zeitgleich an den Kopf zu fassen. »Geht ja gar nicht, ich bin ja in Rom.«

»Ohh …«, machte Joanna. »Rom ist toll.«

»Möchtest du mit?«, erkundigte sich Melissa. Jemand von Joannas Format war überall gerne gesehen und könnte rasch an intime Hintergrundinformationen gelangen. Sogar noch deutlich rascher als sie selbst. »Hochzeit, Formalitäten, Adel …«, lockte die Journalistin ihre Freundin. »Spiel, Spaß und Spannung …«

»Menschenaufläufe, Stress und Interviews …«, konterte Joanna. »Und alles ohne Office-Escort-SM oder echten Sex – ohne mich.«

»Du kannst aber auch eine Spaßbremse sein!«

»Immer zu Diensten.« Joanna deutete einen Knicks an.

»ICH freue mich!« betonte Melissa. Unwillkürlich seufzte sie und befeuchtete mit der Zunge ihre vollen Lippen. Rom, verführerisch und aufregend. Sie warf ihrer Freundin einen Seitenblick zu und auf einmal konnte sie kaum erwarten, dass es endlich losging. Mit oder ohne SM oder Sex oder Vanilla-Sex oder was auch immer …

Kapitel 2

Melissa starrte das Handy an, als sei es an ihrem Dilemma schuld.

»Was heißt hier, er hat abgesagt?«, brüllte sie dann wieder jede Vernunft. »Er kann doch nicht einfach absagen!«

»Hat er aber«, erklärte John, der sofort erriet, um was es ging, und trug kein bisschen dazu bei, Melissas Stimmung abzukühlen.

»So ein Arschloch, Chauvinist, Blödmann, unsozialer Fuzzi …«, maulte Melissa.

»Vielleicht können wir eine Art Backgroundstory über ihn bringen?«, schlug John vor und fummelte nervös an seiner Kamera herum. Wenn Melissa in dieser Stimmung war, war es vielleicht doch besser, ihr Alternativen anzubieten – oder besser ganz zu verschwinden.

»Backgroundstorys über Hagen Taylor haben alle.« Melissa raufte sich die langen, blonden Locken. »Jeder verdammte Journalist wird auf der Ausstellung sein.«

»Es kann doch nicht so schwer sein, ihn zu erkennen?«, gab John zu bedenken. »Schließlich ist er mal Kinderstar in dieser seltsamen Sci-Fi-Serie gewesen … Und wenn wir ihn gefunden haben, dann kannst du ihn mit deinem Charme umstimmen.«

»Willst du mich verarschen?«, fauchte Melissa. »Wenn es so einfach wäre, hätten das schon ganz andere geschafft.« Sie stand auf und begann im Büro auf und ab zu gehen. Eine Angewohnheit, die John nervös machte. Vor allem, weil Melissa dabei hinter ihm war.

»Weißt du eigentlich, wie lange ich an Taylors Agenten gebaggert habe, damit wir das Interview bekommen? Der Typ hat sich seit Jahren – J.A.H.R.E.N. – vollkommen abgeschottet.«

»So abgeschottet kann er sich nicht haben, wenn er seine Weltausstellung begleitet.«

»Bei der Ausstellung hat er insgesamt wechselnde 69 Gastkünstler dabei, unzählige Agenten und Mäzene und Gott allein weiß, wie viele weiblichen Fans!«

»Apropos weibliche Fans … frag doch mal Joanna.«

»Was bitteschön hat denn Joanna damit zu tun?«

»Die Ausstellung geht um die Sinnlichkeit von SM und wenn dieser Hagen Taylor so eine Ausstellung macht …«

Die Schritte hinter ihm stoppten endlich und zum ersten Mal traute sich John einen Blick auf seine Chefin zu werfen. Sie wirkte nicht glücklich, aber auch noch lange nicht mehr so unglücklich wie zuvor. Und langsam, ganz ganz langsam, so als benötigten Johns Worte eine Weile, um vollends zum Tragen zu kommen, breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus.

»Du bist der Wahnsinn, John!«

Sie umarmte ihn kurz aber heftig, bevor sie aus dem Raum stürmte und einen verwirrten Fotografen zurückließ.


Melissa verfluchte sich selbst im Stillen, weil sie in die Begleitagentur gestürmt war, statt Joanna anzurufen. Ihre Freundin auszuhorchen wäre ein Leichtes gewesen, doch nun musste sie sich mit Ruben herumschlagen. Und der lebte strikt nach dem Motto »Quit pro quo«. Was er in ihrem Fall damit verband, hatte er ihr noch nicht verraten, verließ sich aber anscheinend darauf, dass sie neugierig genug war, um seiner Forderung Folge zu leisten. Was sie auch getan hatte. Sie hatte ertragen, dass ihre Knie zu schmerzen und ihre Unterschenkel zu prickeln begannen und langsam einschliefen, doch so langsam begann es unerträglich zu werden. Dabei brauchte sie doch nur eine klitzekleine Information – einen Hauch Hilfe.

»Wie lange willst du mich noch knien lassen?«, erkundigte sich Melissa und warf Ruben einen bösen Blick zu.

»Solange, bis ich mir sicher bin, dass du nicht der größte Fehlgriff in meiner Karriere bist!«, gab der Leiter der Office-Escort-Agentur zurück und ignorierte seine kichernde Freundin, die schräg hinter Melissa stand.

»Fehlgriff?«, erkundigte sich Melissa, nahm aber Rubens Hand als Hilfe zum Aufstehen an. »Ich will doch nur einen Tipp, wo ich Hagen Taylor treffen kann – oder überhaupt eine Info, ob er überhaupt irgendwas mit euch zu tun hat.«

»Taylor ist ein Kunde und als Kunde kann er sich auf unsere Diskretion verlassen!«, gab Ruben an und nur das kurze Blinzeln ließ Melissa wissen, dass Joannas Freund genau wusste, dass allein diese Information mehr war, als er hätte preisgeben dürfen.

»Und was nun?«

»Taylor spielt gerne Spiele und vielleicht habe ich eines für ihn – für euch beide!«, meinte Ruben und setzte sich an den Schreibtisch. Dann sah er nachdenklich das Telefon an.

»Willst du nicht anrufen?«, erkundigte sich Melissa nach fünf Minuten, weil sie die innere Anspannung nicht mehr aushielt.

»Du bist zu ungeduldig!«, tadelte der Office-Escort-Chef.

»Das höre ich öfter!«, gab die Journalistin zu.

Ruben warf Joanna einen Blick zu, doch die zuckte nur mit den Schultern. »Ich würde lügen, wenn ich Melissa an dieser Stelle widersprechen würde.«

»Ungeduldig und dominant, keine gute Kombination«, murmelte Ruben, als sei er sich immer noch nicht sicher, ob sein Angebot nicht ein Schuss nach hinten war.

»Ich will den Typen nicht heiraten«, gab Melissa zu bedenken.

»Nein, aber wenn du dich auf das Spiel einlässt, solltest du dich in Geduld üben und jeden deiner Schritte abwägen.«

»Ich brauche dieses Interview!«, erinnerte die frischgebackene Magazinchefin.

Ruben nickte, aber sein Blick galt wieder dem Telefon. Ein enervierender Ausdruck hatte sich auf seine Gesichtszüge gelegt und so langsam bekam Melissa Bedenken. Wer wusste schon, was in Rubens Kopf vorging oder welche Idee er gerade ausheckte.

»Spielt Hagen Taylor fair?«, erkundigte sich Melissa in einem Versuch, ihre plötzliche Nervosität in Worte zu fassen.

»Tun wir das nicht alle?«, konterte Ruben mit gerunzelter Stirn und einem Blick, der deutlich sagte: Fairness liegt allein in den Augen des Betrachters.


Ungeduldig rutschte Melissa auf ihrem Stuhl hin und her und ignorierte den tadelnden Blick ihrer Freundin. Seit Joanna mit Ruben zusammen war, schien sie sich in die Ruhe selbst verwandelt zu haben. Kein Wunder, wenn sie stundenlang auf Knien auf ihn warten muss, dachte Melissa und rügte sich augenblicklich selbst innerlich für ihre Vorurteile. Sie selbst mochte eher dominant sein, aber Joanna fuhr zweigleisig und es gefiel ihr sowohl den sadistischen als auch den masochistischen Part einzunehmen.

»Es macht das Spiel abwechslungsreicher«, erklärte die Blondine, als habe sie die Gedanken ihres Gegenüber gelesen und nahm einen Schluck von ihrem Tee.

»Ich habe mal gehört, dass richtige SM’ler entweder oder sind und Switcher nur für Vanillas halten, die SM nicht verstanden haben.«

Joanna zuckte mit den Schultern. »Dann müssen die richtigen SM’ler mich ja nicht buchen. Oder Ruben.«

»Muss man Switcher sein, um beim Office-Escort anzufangen?«

»Nein. Es reicht wenn man ›S‹ oder ›M‹ ist.« Obwohl Joanna nicht lachte, konnte Melissa das Lachen aus ihren Worten heraushören.

»Aber es schadet auch nicht, wenn man beides ist«, meinte eine Stimme hinter den beiden und eine Mappe wurde auf den Tisch des Cafés geworfen.

»Hallo, John!«, grüßte Joanna, ohne sich umzudrehen.

»Hi, Schatz«, John zog einen Stuhl vom Nachbartisch fort und winkte nach der Bedienung. »Für mich einen Kaffee, schwarz, bitte.«

»Was ist das?«, erkundigte sich Melissa misstrauisch und deutete auf den weißen Ordner.

»Das nennt man einen Schnellhefter und … keine Angst, er beißt nicht!«, flachste John und schob ihn in Richtung seiner Chefin.

Tasuta katkend on lõppenud.

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Žanrid ja sildid

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