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Raamatust
Louis Spohr, 1784 in Braunschweig geboren, verkörperte den romantischen Universalmusiker: gefeierter Geiger, fruchtbarer Komponist, wegweisender Dirigent und engagierter Pädagoge. Ludwig Nohls Biographie «Louis Spohr» folgt dieser vielschichtigen Laufbahn von den frühen Wanderjahren durch Deutschland, Frankreich und Italien bis zu den prägenden Kapellmeisterämtern in Wien, Frankfurt, Dresden und vor allem Kassel, wo Spohr über drei Jahrzehnte das Musikleben modernisierte. Nohl schildert die Entstehung der neun Sinfonien, der vier Klarinettenkonzerte, der 18 Violinkonzerte – darunter das populäre «Gesangsszene» D‑Dur – sowie der Opern «Faust», «Jessonda» und «Die letzten Dinge», in denen Spohr eine lyrisch‑dramatische Tonsprache zwischen Klassik und Frühromantik kultivierte.
Besonderes Gewicht legt der Autor auf Spohrs Pionierrolle: Er entwickelte die Violintechnik mit der Schulterstütze weiter, führte den Taktstock als präzises Dirigierwerkzeug ein und propagierte das Konzept der Programmsymphonie vor Berlioz. Seine Kammermusik prägte Mendelssohn, Schumann und Brahms; seine Oratorien beeinflussten die englische Chortradition. Nohl verknüpft akribische Quellenarbeit mit lebendigen Anekdoten und zeigt, wie Spohrs humanistische Ideale, sein Einsatz für Musikerrechte und sein europäisches Netzwerk ein progressives Künstlerbild vorwegnahmen. So wird der oft unterschätzte Meister als Brückenfigur sichtbar, deren elegante Klangwelt und organisatorische Impulse bis heute nachwirken. Das Buch empfiehlt sich als Schlüssel zur Wiederentdeckung eines bedeutenden, doch selten gewürdigten Romantikers aufs Neue.