Ewiges Seelenband | Erotischer Roman

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Loe katkendit
Märgi loetuks
Kuidas lugeda raamatut pärast ostmist
Šrift:Väiksem АаSuurem Aa

»Du hast recht, Jerrik. Du bist verheiratet und ich bin die Freundin von Carolin und …«

»Nein! Das ist es nicht. Ich mag dich wirklich sehr, doch ich möchte nicht, dass einer von uns beiden verletzt wird. Wir sollten uns erst mal kennenlernen, um zu erfahren, was der andere für Wünsche und Vorstellungen hat«, erklärte er mit etwas ernsterer Miene.

»Okay«, erwiderte Mila mit einem unsicheren Lächeln, welches Jerrik wegküsste.

***

In den nächsten Stunden unterhielten sie sich über unzählige Themen und Dinge, die sie mochten und hassten. Je länger sie miteinander sprachen, umso entspannter und ausgelassener wurden beide. Jerrik neckte Mila, worüber sie sich ärgerte oder schlapplachte, bis sie sich wieder leidenschaftlich küssten. Schnell hatte Jerrik bemerkt, dass sie an der ein oder anderen Stelle sehr kitzlig war und konnte es einfach nicht lassen, sie zu berühren und zum Lachen zu bringen. Sie war so süß und wunderschön. Jerrik küsste Mila und sog den Duft ihrer Haare ein, sie biss ungeniert in sein Ohrläppchen.

Bei alldem hörten sie nicht, dass ein Auto vorfuhr und wenig später das Schloss der Haustür mit einem Klacken geöffnet wurde.

Plötzlich stand Agatha in der Wohnzimmertür und fragte emotionslos: »Was macht ihr da?«

Kapitel 5

Jerrik und Mila schnellten abrupt von der Couch hoch, als hätten sie etwas zu verbergen. Beide ahnten, dass das für Agatha ziemlich merkwürdig aussehen musste. Wie versteinert standen sie zwischen Couch und Tisch und starrten sie an.

»Ist der Braten schon im Ofen?«, wollte Agatha wissen und musterte die beiden fragend.

»Braten?«, fragte Jerrik verdutzt und schaute abwechselnd Agatha und seine Kinder, die inzwischen hinter ihrer Mutter standen, an. Mila spitzte die Lippen, als wollte sie pfeifen, und riss die Augen auf. Beim Frühstück hatte Agatha ihn gebeten, die Weihnachtsgans in den Ofen zu stellen.

»Du solltest die Gans in den Ofen schieben, damit sie bis zum frühen Abend fertig wird«, sagte Agatha verärgert.

»Oh, das hab ich ganz vergessen, tut mir leid«, meinte Jerrik kleinlaut.

»Na, dann essen wir eben später«, teilte seine Frau mit nun ruhigerer Stimme mit und brachte die Einkäufe in die Küche. Scheinbar hatte sie nicht gesehen, was Mila und Jerrik gerade gemacht hatten. Zum Glück!

***

Der Weihnachtsabend verlief harmonisch. Zuerst kochten alle gemeinsam, um dann später das Festmahl zu sich zu nehmen. Aus Angst, dass jemand etwas bemerken könnte, ignorierten sich Mila und Jerrik weitgehend.

Jerrik nahm sich vor, Mila so schnell wie möglich zu sagen, wie es um seine Ehe stand. Die Liebe, die er für Mila empfand, war bereits so stark, dass er alles für sie aufgeben würde. Als bekannter Schauspieler konnte er es sich jedoch nicht leisten, Schlagzeilen zu machen, weshalb er die Sache mit Bedacht angehen musste.

Mila und Caro waren satt und müde und gingen nach dem Essen sofort ins Bett. Auch Agatha war erschöpft von all dem Weihnachtstrubel und legte sich früher als sonst schlafen. Nur Jerrik und sein Sohn Lars saßen noch im Wohnzimmer. Der Weihnachtsbaum funkelte in vielen bunten Lichtern, die an den Ästen angebracht waren und sich in den goldenen Kugeln spiegelten.

Lars nippte an seinem Bier und schaute seinen Vater an. »Sie ist süß«, sagte er.

»Wer?«

»Mila. Ich finde sie total süß. Sie ist echt hübsch. Meinst du, ich hätte eine Chance bei ihr?«, fragte er seinen Vater und erwartete einen aufbauenden Rat.

»Äh … keine Ahnung. Hat sie denn keinen Freund?«, hakte er nach.

»Nein, ich glaube nicht.« Lars nahm einen großen Schluck von seinem Bier.

»Dann solltest du vielleicht mit Caro darüber reden? Ich meine … sie kennt sie ja besser«, ermutigte er seinen Sohn.

»Ja, das sollte ich wohl. Ist mir nur etwas peinlich, weil sie halt ihre Freundin ist«, erklärte Lars, während er an seinen schwarzen Lederarmbändern herumfummelte.

»Das verstehe ich.« Jerrik räusperte sich. Es war ihm sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu reden.

»Äh … ich geh noch ein paar Drehbücher durch. Gute Nacht, mein Sohn.«

»Gute Nacht, Papa.«

***

Der Herr des Hauses nahm seinen Drink und schlenderte ins Arbeitszimmer, wo er sich eine Zigarette anzündete. In den anderen Räumen des Hauses hatte ihm seine Frau verboten zu rauchen. Hier in seinem Büro hatte er seine Ruhe und konnte machen, was er wollte. Er öffnete die kleine Bar, die zwischen zwei Bücherregalen platziert war, und goss sich noch etwas Whisky ein. Warum trank er so viel? Ja, sicherlich war er oft gestresst und die Streitigkeiten mit seiner Frau veranlassten ihn dazu, vermehrt zur Flasche zu greifen, doch er war nie wirklich betrunken. Er mochte den Geschmack des hochprozentigen Alkohols und die heiße, süßliche Schärfe, wenn dieser seine Speiseröhre hinunterglitt. Nach etlichen Gläsern Whisky, Hunderten Seiten von Lesestoff und einer halben Schachtel Zigaretten, stand er auf und verließ das Büro. Das Haus war still und dunkel. Auf dem Weg zur Küche blickte er nach draußen. Große Schneeflocken fielen stumm zu Boden. Er trank etwas Wasser und stellte die Flasche zurück in den Kühlschrank. Als er zur Badtür sah, traute er seinen Augen nicht. Was machte denn der Hund da? Oder … war es ein Wolf? Seine grünen Augen starrten ihn an. Das Tier mit gräulich-braunem Fell bewegte sich nicht. Es hatte ihn anvisiert, doch Jerrik verspürte keine Angst und auch kein schlechtes Gefühl dem Tier gegenüber. Plötzlich vernahm er ein Poltern aus seinem Arbeitszimmer und spähte erschrocken hinein. Anscheinend war nur ein Buch aus dem Regal gefallen. Sein Herz raste. Langsam wanderten seine Augen zurück zum Gäste-WC, doch der Wolf war verschwunden.

Wenige Sekunden später hörte er Mila aus Caros Zimmer humpeln. Er lief die Treppe hinauf. »Jerrik?«, sagte sie erschrocken, als er plötzlich neben ihr stand. »Warum bist du noch wach? Kannst du nicht schlafen?«

»Nein, ich … ich hab grad einen Wolf gesehen, glaube ich.«

»Einen Wolf?«, fragte sie verdutzt. Er nickte. »Einen grau-braunen Wolf mit grünen Augen vielleicht?«, hakte das Mädchen nach und versuchte ihr Gewicht auf den Gehhilfen zu balancieren.

»Ja, ich …« Er strich sich verlegen über die grauen Bartstoppeln am Kinn.

»Das war bestimmt Lunis, mein Seelentier«, murmelte sie.

»Wovon redest du?«, fragte er verdattert.

»Ach, nichts. Du würdest es ja eh nicht glauben.« Sie machte eine abfällige Handbewegung und wandte sich zum Gehen. Doch Jerrik hielt sie am Handgelenk fest, zog sie zu sich heran und legte seine Lippen auf ihre. Sie waren heiß und zart. Sein Herz hämmerte so wild, dass sie ihn mit Sicherheit hören konnte, doch es war ihm egal. Er wollte sie berühren. Jetzt.

Und wenn nun jemand kam und sie so sah? Es war ihm egal.

Mila genoss den Kuss und fand es sehr aufregend, dass er es inmitten des Flures tat. Jeden Moment könnte jemand die Tür öffnen und sie sehen. Sie lächelte zufrieden, als er sich von ihr löste. Ihre Wangen glühten und ihr war schwindelig. Verliebtsein fühlte sich an wie ein schlimmes Fieber. Mila leckte sich über die Lippen, grinste Jerrik glücklich an und schloss sich dann im Bad ein.

Jerrik dachte immer noch an Milas Worte. Seelentier? Wolf? Er ging zurück in sein Büro und suchte im Internet nach dem Begriff.

***

Wie jeden Morgen saß Jerrik am Küchentisch, las die Tageszeitung und trank schwarzen Kaffee ohne Zucker aus seiner großen, weißen Mutmachtasse. Caro war bereits am Fuße der Treppe angelangt, während Mila noch vorsichtig Schritt für Schritt hinunterstakste.

»Kann ich dir helfen?« Lars’ Stimme klang heute äußerst charmant und etwas rauer als die vorherigen Tage, bemerkte Mila. Der junge Mann packte sie sanft an den Oberarmen und half ihr die Treppe hinunter. Er zog den Stuhl, auf dem sie die letzten Tage immer gesessen hatte, hervor und bat sie, Platz zu nehmen, bevor er ihr eine Tasse mit Kaffee, Zucker und viel Milch reichte, so wie sie es am liebsten mochte. Warum war er heute so aufmerksam? Mila war verwundert, auch wenn sie eine Ahnung hatte.

Am ersten Weihnachtsfeiertag hing Lars die ganze Zeit bei den beiden Freundinnen ab. Caro war schon etwas genervt, weil ihr kleiner Bruder so aufdringlich war, und stellte ihn zur Rede, als Mila kurz zur Toilette humpelte.

»Was soll das, Lars? Kannst du uns nicht mal allein lassen?«, fragte sie schnippisch.

»Mir ist langweilig. Was stört dich daran, wenn ich bei euch sitze?«, hakte er nach. Caro rollte mit den Augen.

»Stehst du etwa auf Mila oder was?«

»Selbst wenn … was geht dich das an?«, erwiderte er frech.

»Hallo? Sie ist meine Freundin, kapiert?« Caros Stimme klang nun ziemlich genervt, denn sie wollte die Zeit mit ihrer besten Freundin allein verbringen, damit sie in Ruhe über Jungs und Weiberkram tratschen konnten.

»Mann, Caro, bitte hilf mir!«, flehte er seine große Schwester an.

»Ja, wie denn?«, wollte sie wissen. Na ja, eigentlich wollte sie es nicht wissen, weil sie gar nicht vorhatte, ihm zu helfen.

»Weiß nicht. Hat sie einen Freund oder ist sie verliebt oder dergleichen?«, bat er seine Schwester um Auskunft.

»Einen Freund hat sie nicht, soweit ich weiß. Mehr kann ich dir nicht sagen«, teilte ihm Caro mit und erklärte das Thema damit für beendet.

***

Am Abend saßen die drei zusammen auf der Couch im Wohnzimmer und schauten einen Horrorfilm. Caro war bereits eingeschlafen, sie hatte wohl etwas zu viel Glühwein getrunken. Ihr Kopf lag auf einem der roten Sofakissen und sie sabberte im Schlaf.

Agatha hatte nach dem Abendbrot das Haus verlassen, um ihre Großtante im Altersheim zu besuchen. Die alte Dame war mit ihren 98 Jahren nicht der einfachste Umgang, weshalb sie sie auch immer allein besuchte, denn zu viele Leute auf einmal verwirrten die Rentnerin. Jerrik hatte sich in sein Büro zurückgezogen und ging weiterhin Drehbücher durch.

 

Als er in die Küche schlich, um sich einen kleinen Snack zu holen, schaute er auf dem Rückweg zum Wohnzimmer hinüber. Durch die breite, offene Flügeltür konnte er auf die Rückseite des Sofas blicken. Mila und Lars saßen dort und starrten auf den großen Flachbildfernseher, der gegenüber an der Wand hing. Tosendes Geschrei ertönte, denn die Hauptperson im Film wurde von einem Geist verfolgt. Lars schaute zu Mila, beugte sich zu ihr hinüber und küsste sie. Jerriks Brust schnürte sich zusammen und sein Herzschlag stieg rapide an. Verstört starrte er Lars und Mila an. Er hoffte, Mila würde ihn angewidert von sich wegstoßen. – Moment mal, das war immer noch sein Sohn, der sie da gerade küsste. War er etwa so dermaßen in sie verliebt, dass er wegen ihr sogar seinen Sohn schlechtredete? Er konnte sich nicht erinnern, in seinem ganzen Leben jemals so eifersüchtig gewesen zu sein wie in diesem Augenblick.

Jerrik hatte das Gefühl, der Moment würde ewig dauern, doch plötzlich stieß Mila den jungen Mann, der sie gerade ohne Vorwarnung geküsst hatte, von sich.

»Tut mir leid, Lars, aber … ich hab schon einen Freund.« Hastig wischte sie sich mit dem Handrücken über den Mund.

Jerrik traute seinen Ohren nicht. Hatte Mila etwa doch einen Freund? Wie konnte er nur so töricht gewesen sein? Natürlich hatte so ein hübsches Mädchen einen Freund! Er kam sich so dumm vor. Während er einen Schritt vorwärts machte, hörte er Mila fortfahren: »Lars, du bist wirklich toll, aber eigentlich stehe ich auf ältere Männer.«

»Was hat ein alter Opa, was ich nicht habe? Siehst du in deinem Freund etwa deinen Vater?«, fragte er mit einem gekränkten, aber auch fiesen Unterton.

Mila lächelte sanft und erinnerte sich an ihren Vater. »Mein Vater ist schon lange nicht mehr auf dieser Welt. Und mein Freund erinnert mich auch nicht an ihn, aber … dennoch bietet er mir diese Wärme, die ich immer vermisst habe«, sagte sie, während ihre Augen an Lars vorbeiwanderten in den Flur, wo Jerrik stand. Ganz verliebt lächelte sie ihn an, als hätte sie gewusst, dass er dort verweilte und ihnen lauschte.

»Wohin schaust du? Ist ja voll gruselig«, sagte Lars kratzbürstig und drehte sich um. Jerrik war allerdings schon in seinem Büro verschwunden.

»Siehst du Geister, oder was?«, feixte Lars.

Ihre kalten Hände reibend drehte sich Mila wieder zurück. Sie fühlte sich so gut in Jerriks Nähe, doch war es nicht auch ein bisschen bizarr? Um all die Zweifel zu verscheuchen, schüttelte sie sachte den Kopf.

Unterdessen wachte Caro wieder auf. Im Fernsehen lief bereits der Abspann des Films und ihr Bruder stand auf, nahm den letzten Schluck seines Biers und ging, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in sein Zimmer.

»Sollen wir auch ins Bett gehen?«, schlug Caro vor, streckte sich und gähnte so laut, dass es durch das ganze Haus hallte.

»Ja, lass uns schlafen gehen.«

Kapitel 6

Am zweiten Weihnachtsfeiertag frühstückte Mila zum letzten Mal im Hause der Anderssons, was sie ziemlich traurig machte. Sicherlich konnte sie Caro jederzeit besuchen, doch es wäre nicht dasselbe. Sie vermisste Jerrik jetzt schon. Es hatte sich beinah so angefühlt, als würden sie zusammen wohnen. Noch kannten sie sich nicht richtig, aber trotzdem war bei beiden von Anfang an dieses vertraute Gefühl da gewesen. Ihre gemeinsamen Träume hatten natürlich auch dazu beigetragen. Dadurch wusste Mila, die an solche Dinge glaubte, nun sicher, dass Jerrik ihr Seelenverwandter war.

Nach dem Frühstück packte Mila ihre Sachen zusammen und half ihrer Freundin dabei, das Zimmer aufzuräumen. Als sie fast fertig waren, kam Jerrik vorbei und teilte ihnen mit, dass er die deutsche Studentin nach Hause fahren würde.

»Ach, das ist aber lieb von dir, Papa. Mit dem Auto zu fahren ist weitaus bequemer. Dann muss ich Milas Sachen nur vom Auto zu ihrer Wohnung tragen. Die Busse und Bahnen sind immer so überfüllt. Und danach können wir ja zusammen zum traditionellen Familientreffen in unser Stammrestaurant fahren«, schlug Caro vor.

»Ähm, tut mir leid. Ich habe noch viel zu tun und werde deshalb nicht am Weihnachtsessen teilnehmen.«, erklärte Jerrik.

»Was? Echt jetzt?«, fragte seine Tochter enttäuscht.

»Ich werde Mila nach Hause fahren und mich dann mit meinem Manager treffen«, erläuterte er.

»Am zweiten Weihnachtsfeiertag? Wieso das denn plötzlich?«, entgegnete Caro schnippisch.

»Sei nicht sauer, Kleines.« Jerrik gab seiner Tochter einen sanften Kuss auf die Stirn und brachte Milas Gepäck zum Auto.

»Meine Güte, warum muss er gerade immer so viel arbeiten? Das nervt total«, murrte Caro enttäuscht und wütend. Mila tätschelte ihr die Schultern und versuchte, sie mit einem Lächeln zu beruhigen. Die Freundinnen verabschiedeten sich mit einer liebevollen Umarmung und Küsschen, nachdem sie ausgemacht hatten, gemeinsam Silvester zu feiern.

***

Mila saß auf der Beifahrerseite des schwarzen Porsche, klammerte sich an ihren Krücken fest. Weder sie noch Jerrik bekamen ein Wort heraus. Der Motor schnurrte wie ein zahmes Kätzchen, während sie durch die Stadt zum Studentenwohnheim fuhren. Beide waren sichtlich angespannt und starrten durch den leichten Schneefall geradeaus auf die Straße, bis Jerrik das Auto vor dem Hochhaus parkte. Über Weihnachten waren die meisten Studenten zu ihren Familien gefahren, weshalb das Gebäude und die Umgebung wie verlassen wirkten. Jerrik stellte den Motor ab und die beiden saßen reglos im Auto und ließen Minute um Minute verstreichen. Sie waren in Gedanken versunken und versuchten, Sätze zu formulieren, die sie dann doch nicht laut aussprachen.

Jerrik schaute auf die große Parkanlage vor dem mehrstöckigen Wohnhaus und seine Augen schweiften von Baum zu Baum. Plötzlich erblickte er ein großes Tier mit grau-braunem Fell, das in ihre Richtung blickte. Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Er traute seinen Augen nicht und beugte sich etwas nach vorn – in der Hoffnung, das Wesen besser erkennen zu können.

»Der Hund sieht aus wie Lunis«, sagte Mila, die das Tier ebenfalls bemerkt hatte. Zur gleichen Zeit kam eine Frau angerannt, die kurz pfiff und den Hund dann anleinte.

»Glaubst du mittlerweile doch an Übersinnliches?«, wollte Mila wissen.

»Ich weiß es nicht«, entgegnete Jerrik kurz und stieg dann aus. Er holte ihre Tasche aus dem Kofferraum, dann öffnete er die Beifahrertür und hob Mila sanft aus dem Wagen. Auf dem Weg zum Haupteingang des Hochhauses wurde das Schneegestöber stärker. Nass und durchgefroren erreichten sie die Tür und atmeten erleichtert auf, als sie den warmen Flur betraten. Sie nahmen den Aufzug ins zehnte Stockwerk. Das alte, klapprige Ding ratterte und krächzte, als es sich Etage für Etage nach oben vorarbeitete. Das Gebäude hatte schon bessere Tage gesehen und war alles andere als sauber und modern. Mila sehnte sich zurück nach Hause oder in Jerriks Haus, das gemütlich und warm war.

Sie bat Jerrik in ihre kleine Ein-Zimmer-Wohnung hinein, wo er ihre Sachen abstellte. Das Studentenapartment hatte einen schmalen, kurzen Flur, wo sie ihre Jacke aufhängte und die Schuhe abstellte. Zur linken Seite befand sich ein kleines Bad mit Dusche und weiter geradeaus kam man in den quadratischen Wohn- und Schlafbereich. Das Fenster, vor dem ein langer Schreibtisch stand, erstreckte sich über die ganze Wand. Etwa auf Höhe des Schreibtisches begann die Heizung, die Mila sofort aufdrehte, da es verdammt kalt in ihren vier Wänden war.

Auf der rechten Seite der Tür stand ein geräumiger Kleiderschrank mit einem Spiegel in der Mitte, zur linken befand sich ein großes Bett. Der kleine Kühlschrank, der zwischen Kleiderschrank und Schreibtisch platziert war, fing an leise zu surren.

»Ja, also ich geh dann mal«, sagte Jerrik, wurde aber im selben Augenblick von Mila am Ärmelsaum seiner Jacke festgehalten.

»Bitte geh nicht.« Milas Augen waren traurig und flehten ihn an, zu bleiben. Wie konnte er diesem Blick widerstehen?

»Kannst du deinen Termin nicht absagen?«, fragte sie zögerlich und lehnte sich an seine Brust, während sie ihn mit ihren großen Rehaugen fixierte. »Tut mir leid. Ich weiß, dass es ganz schön egoistisch ist, dich um so was zu bitten, aber …«, fügte sie hinzu und seufzte, ohne ihren Satz zu beenden.

»Ich habe gar keinen Termin.«

»Was? Du hast gar keinen Termin?«, hakte Mila ungläubig nach.

»Nein.«

»Aber warum hast du denn zu Caro gesagt –«

»Meine Ehe läuft schon seit langer Zeit ziemlich beschissen«, unterbrach Jerrik sie. »Agatha und ich streiten uns sehr oft. Natürlich spielen wir Lars und Caro und der Presse weiterhin die perfekte Ehe vor, aber das ist schon lange nicht mehr so.«

Jerrik setzte sich auf das Bett und schaute betrübt zu Boden. Mila trat einen Schritt auf ihn zu und hob sein Kinn etwas an. Seine Augen waren müde und rastlos. Endlich erkannte sie, dass er nicht nur von der Arbeit, sondern auch von seiner Ehe erschöpft war. Er umarmte ihre Hüfte und legte seinen Kopf mit geschlossenen Augen an ihren Bauch.

»Ich bin dabei, meine Frau zu betrügen, und bereue es nicht einmal. Dich zu lieben fühlt sich richtig an, doch mein Verstand sagt mir, dass dem nicht so ist«, murmelte er nachdenklich. Mila streichelte sein Haupt und hörte aufmerksam zu. Sie war bekümmert. Warum dachte er, dass es falsch war, sie zu lieben?

Vorsichtig hob er seinen Kopf und fragte: »Hast du was dagegen, wenn ich heute bei dir übernachte? Ich muss mal raus.«

Ihr Herz sprang plötzlich wieder wild in ihrer Brust umher, als wüsste es nicht, wo es hingehörte. Natürlich wollte sie, dass Jerrik bei ihr blieb – am liebsten bis an ihr Lebensende. Sie hatte ohnehin schon viel zu viel von seinem Leben verpasst.

Statt einer Antwort machte sie ganz ungeniert den Anfang, zog sich bis auf die Unterwäsche aus und kuschelte sich in das warme Federbett, was Jerrik ihr gleichtat. Mit dem Kopf auf Jerriks Brust liegend, lauschte sie seinem Herzschlag. Nach einer Weile nahm sie all ihren Mut zusammen und flüsterte ihm die drei magischen Worte ins Ohr: »Ich liebe dich.«

Er lächelte sie glücklich an und küsste sie. Gleichzeitig regten sich leise Zweifel in ihm und er fragte vorsichtig: »Du liebst mich doch nicht nur, weil ich Schauspieler bin, oder?«

»Was? Nein, wie kommst du denn darauf?«, erwiderte Mila empört.

»Na ja, ich bin alt und du so jung und ich kann mir eigentlich nicht vorstellen, dass sich so ein hübsches, junges Mädchen wie du in mich verliebt. Ist es der Reiz, mal den roten Teppich zu betreten oder …«

Als er Milas zornigen Gesichtsausdruck sah, verstummte er. »Hab ich was Falsches gesagt?«

»Ja, hast du, Jerrik. Ich will weder dein Geld noch deinen Ruhm noch Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit und schon gar keinen roten Teppich. Ich will nur dich und es ist mir egal, ob du arm oder reich oder alt oder jung bist. In den letzten Tagen habe ich mich total in dich verliebt, weil ich den wahren Jerrik kennenlernen konnte.« Mit Tränen in den Augen fixierte sie seine.

»Es tut mir leid. Ich wollte nicht misstrauisch sein.«

***

Die Sonne ging gerade langsam auf, als Mila erneut – wie so oft in dieser Nacht – aus einem Traum hochschreckte. Es war acht Uhr. Ein paar Vögel flogen vor Milas Fenster umher und zwitscherten. Jerrik und sie hatten am Abend aneinandergekuschelt einen Film geschaut und der Fernseher war immer noch an. Jerrik lag ruhig atmend neben ihr. Noch nie hatte sie ihn schlafen gesehen und konnte nun ihre Augen nicht von ihm abwenden. Verliebt strich sie mit einer Hand durch sein grau meliertes Haar und seufzte zufrieden. Mila schmiegte sich an ihn und versank langsam wieder im Land der Träume.

Wenig später weckte das morgendliche Fernsehprogramm das ungleiche Paar. Jerrik gab seiner hübschen Freundin einen Kuss auf die Stirn und verschwand im Bad, bevor auch sie aufstand und die Kaffeemaschine einschaltete. Ohne Kaffee konnte keiner der beiden motiviert in den Tag starten. Noch kannten sie sich nicht richtig, aber eines wusste sie – Kaffee war auch für ihn überlebensnotwendig. Jeder mit einer Tasse bewaffnet, kehrten sie ins Bett zurück.

Eigentlich wollte Mila ihm von ihren Träumen erzählen. Immer wieder hatte sie Jerrik vor sich gesehen, wie er vor ihr weglief, verschwand oder umgebracht wurde. Doch da er an Vorahnungen und dergleichen nicht glaubte, verschwieg sie ihm ihre Sorgen. Nachdenklich starrte sie auf den Fernsehbildschirm und hielt ihre Tasse fest. Aus heiterem Himmel nahm Jerrik ihr die Tasse weg und stellte sie auf den Nachttisch. Besitzergreifend zog er sie zu sich heran, um ihr einen Kuss zu stehlen. Ihre Verwunderung verwandelte sich in einen Stromschlag, der durch ihren ganzen Körper sauste. Sie wollte mehr. Erneut entlockte er ihr einen Kuss und ließ sie auf seinem Schoß Platz nehmen.

 

Mila spürte seine Erregung zwischen ihren Beinen und rieb ihren Venushügel an seinem steifen Glied. Genauso musste sich ein Drogenrausch anfühlen. Alle Sinne waren geschärft, doch ihr Blick war getrübt. Ihr war heiß, ihr Herz flatterte und jede kleinste Berührung verpasste ihrem Lustzentrum einen kleinen Elektroschock. Beide konnten ihre Gier nicht zurückhalten und zerrten an den Klamotten des anderen. So eine starke sexuelle Lust hatte Mila noch nie empfunden. Es war, als würden sie sich ewig kennen, und sie war sich nun wieder ganz sicher, dass zwischen ihnen ein Seelenband verankert war. Das Schicksal hatte sie zusammengeführt, denn sie gehörten zusammen.

Sie lagen nebeneinander im Bett und liebkosten sich. Jerriks Finger streiften über ihre Haut von der Hüfte hinunter zur Innenseite ihres Oberschenkels. Er schob seine Hand in ihren Tanga und rieb ihre Klitoris. Erregt stöhnte sie auf, als er zum Eingang ihrer Vagina fuhr und mit der Fingerspitze ein Stückchen hineinglitt. Sie krallte sich an seinen Schultern fest und presste ihre Stirn gegen seine Brust. Sein Herz wummerte laut und schnell.

»Jerrik, ich will nicht mehr warten!«, stieß sie flehend hervor.

»Bist du dir sicher?« Sein Blick war glasig, der Atem hastig. Mila nickte. Zögernd schob er den Morgenmantel über die Schultern und zerrte am Höschen, das sie sich mit Freuden ausziehen ließ. Jerriks Zunge glitt fordernd in ihren Mund. Seine forsche und unbändige Art reizte sie so sehr, dass Mila sich etwas zurücknahm, um nicht schon zum Höhepunkt zu kommen, bevor sie es überhaupt richtig getan hatten.

Behutsam legte Jerrik Milas Bein auf seine Hüfte, sodass er besseren Zugang zu ihrem Lustzentrum hatte. Sein Mittelfinger glitt erneut über ihren Kitzler und dann hinunter zum Eingang ihrer feuchten Scheide. Sie sah wunderschön aus, wenn sie erregt war. Jerrik konnte seine Augen nicht von ihren rosigen Wangen abwenden. Er drang vorsichtig mit zwei Fingern in sie ein und bewegte diese langsam vor und zurück. Zufrieden seufzend leckte sie seine Lippen und küsste ihn, während sie gleichzeitig an seiner Unterhose zerrte, welche er dann auszog. Gierig umfasste ihre Hand seinen Penis und rieb daran.

Wie schön es wäre, wenn sie ihn in den Mund nehmen würde, dachte er. Kaum hatte er diesen Gedanken beendet, tastete sich ihre Zunge vom Hals über die Brust hinunter zu seinem Glied und umkreiste zärtlich die Eichel. Hingebungsvoll befeuchtete sie den Schaft, bevor sich ihre Lippen auf seine Spitze legten und sich langsam darüberstülpten. Spielerisch umschlang ihre Zunge seinen Schwanz, während ihre Lippen auf und ab glitten. Ihr saugender Mund auf seiner Eichel erregte ihn so sehr, dass er sich recht bald in einem schwachen orgasmusartigen Schub in Milas Mund ergoss, die sein Sperma lüstern mit der Zunge auf ihren Lippen verteilte und ihn dabei verrucht ansah. Diesem Blick konnte er nicht widerstehen. Sein ohnehin nur leicht erschlaffter Schwanz wurde sofort wieder steinhart.

Gierig zerrte er sie auf den Rücken und legte sich auf sie. Mila stöhnte laut vor Lust, als Jerrik vorsichtig in sie eindrang. Es dauerte nicht lange, bis sie sich an seine Größe gewöhnt hatte und ihm ihre Hüfte entgegenpresste. Schnell stellte sie fest, dass sie die Missionarsstellung liebte, denn so konnte sie ihm in die Augen schauen, während er seinen Penis ein Stückchen herauszog und wieder in sie hineinstieß. Hungrig hauchte sie seinen Namen, was ihn total verrückt machte. Der schlanke, jugendliche Körper unter ihm war so energiegeladen und sexy und brachte ihn komplett um den Verstand. Seine Zungenspitze kreiste um Milas harte Nippel und ließ ihren Körper erschaudern. Er schaute sie kurz mit einem schiefen Grinsen an, löste sich von ihr und drehte sie um. Mit einer Hand hielt er ihre Hüfte, mit der anderen seinen Penis, den er vorsichtig wieder in sie einführte. Vom Rausch der Lust ergriffen bewegte er seine Hüfte schneller und stieß seinen Penis tiefer in ihre Vagina. Ihr lustvolles Stöhnen reizte ihn so sehr, dass er sich nicht mehr beherrschen konnte.

Mila spürte seinen nahenden Höhepunkt und flehte ihn an, nicht aufzuhören. Mit letzter Kraft setzte er seine Bewegung fort und rieb ihren Knotenpunkt mit dem Finger, bis sie zum Höhepunkt kam, der wie ein gewaltiger Stromschlag durch ihren gesamten Körper rauschte. Jerrik folgte ihr kurz darauf und krallte sich keuchend an ihrer Hüfte fest.

Ihr Verstand sagte ihnen, dass es womöglich falsch war, doch ihre Herzen und ihre Körper hatten ihnen gezeigt, dass sie nichts davon bereuen sollten. Jerrik atmete schwer, er hatte sich ziemlich ausgepowert. Ein paar Haarsträhnen klebten an seiner verschwitzten Stirn und seine Lippen schmeckten nach Salz, als Mila ihn zärtlich küsste. Sein rasanter Herzschlag, der nicht zu überhören war, machte sie überglücklich.

Friedlich seufzend lächelte sie ihn an. »Ich glaub, ich sollte duschen«, sagte sie mit einem kecken Grinsen auf den Lippen.

»Komm, Prinzessin. Ich kann dich nicht allein lassen, sonst verstauchst du dir noch den anderen Fuß.« Er hob sie hoch und trug sie ins Badezimmer.

***

Nach der gemeinsamen Dusche war Jerrik gegangen. Mila fühlte sich plötzlich so einsam in ihrem kleinen Zimmer. Den ganzen Tag lang hockte sie vor dem Fernseher und wusste nichts mit sich anzufangen. Warum hatte sie Jerrik nicht nach seiner Handynummer gefragt? Caro konnte sie schließlich nicht um Auskunft bitten, denn das Verhältnis zwischen ihnen musste unbedingt geheim bleiben – zumindest, solange er verheiratet war.

Die beiden Studentinnen hatten sich für Silvester zum Feiern in der Innenstadt verabredet, doch ob dies nun möglich war mit Milas verstauchtem Fuß? In nur drei Tagen schon war das Jahr vorbei und das Mädchen aus Deutschland merkte nach langer Zeit mal wieder, wie einsam sie hier in dem fremden Land eigentlich war. Caro war ihr, seitdem sie sich das erste Mal getroffen hatten, kaum von der Seite gewichen. Aus dem Kurs »Erste Schritte an der neuen Uni« war ganz unerwartet eine enge Freundschaft zwischen ihnen entstanden, doch nun waren sie aufgrund der Ferien – also der vorlesungsfreien Zeit – seltener beisammen als zuvor.

Mila kramte gedankenversunken in den geräumigen Schubladen ihrer Kommode. In den letzten drei Monaten hatte sich so viel Zeug angesammelt, dass es an der Zeit war, mal auszumisten. Unordnung und Chaos waren ihr ein Dorn im Auge und so wollte sie all den Kleinkram schnellstens loswerden. Plötzlich entdeckte sie eine kleine helle Box mit roter Schrift darauf, die ihr bekannt vorkam. Als sie den kleinen Pappkarton unter einigen Heften und Bastelzubehör herauszog, traute sie ihren Augen nicht und ein Schauer lief ihr über den Rücken. Eine Weile starrte sie die Schachtel ungläubig an. Wie konnte es sein, dass die Tarotkarten ihres Vaters in Kopenhagen waren? Die hatte sie doch schon eine Ewigkeit nicht mehr angerührt! Ihr ganzer Körper schlotterte, das Ganze war ihr äußerst unheimlich.

***

Als Mila acht Jahre alt gewesen war, hatte ihre Mutter sie eines Tages gegen Mittag von der Schule abgeholt. Zu Hause angekommen hatte sie ihr die schlimme Nachricht überbracht, dass ihr Vater nie wieder nach Hause kommen würde. Er hatte einen Herzinfarkt erlitten und konnte nicht rechtzeitig gerettet werden. Dieser Schock traf Mila schwer, denn sie liebte ihren Vater abgöttisch. Er hatte so viel mit ihr unternommen, ihr am Abend vor dem Schlafengehen immer eine Geschichte erzählt, ihr ein neues Fahrrad besorgt und es repariert, wenn es kaputt war. An seinem Tod hatte Mila sehr stark zu knabbern. Viele Jahre lang verfolgten sie Albträume, in denen sie immer wieder erleben musste, dass ihr Vater starb und sie allein zurückließ. Oftmals erschien ihr auch ein Wolf in ihren Träumen. Der Wolf sagte nichts. Er schaute sie nur an. Etliche Male hatte sie das Gefühl, aufzuwachen und das Tier wirklich in ihrem Zimmer stehen zu sehen. Es hatte sich angefühlt, als hätte er sie aus dem schlechten Traum herausgerissen und somit gerettet.

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