Madame Missou lernt, fair zu streiten

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Madame Missou lernt, fair zu streiten
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Madame Missou

LERNT, FAIR ZU STREITEN


Unsere Themen

Der Streit – Ursachen, Hintergründe und Teufelskreise

• Die vier Seiten einer Nachricht

• Acht zentrale Kommunikationsstile

• Lebensentfremdende Kommunikation

Fair streiten – Wie Kommunikation gelingt

• Gewaltfreie Kommunikation

• Aktives Zuhören

Drei Übungen mit Musterlösungen

• Übung 1: Nachricht entschlüsseln

• Übung 2: Kommunikationstyp erkennen

• Übung 3: Eskalation vermeiden

• Lösungsvorschläge

A la fin!


C‘est la vie

Ein Wort gibt das andere und schon ist man mittendrin in einem handfesten Streitgespräch. Die Emotionen kochen hoch, man fühlt sich angegriffen oder kritisiert und reagiert ablehnend und aggressiv. Ich muss zugeben, dass auch mir das manchmal passiert, obwohl ich doch eigentlich ein freundliches Wesen habe und Konflikte konstruktiv lösen möchte. Warum ist es so schwer, fair zu streiten? Und wie kann es doch gelingen?

Um das herauszufinden, habe ich mich mit dem Thema Kommunikation befasst, denn genau daran hapert es in den meisten Fällen: Die Ursachen für lautstarke Wortwechsel und Auseinandersetzungen sind meistens keine weltbewegenden Themen, sondern schlicht Missverständnisse. Wir sagen etwas, das wir eigentlich gar nicht so meinen, oder meinen etwas, sagen es aber nicht.

Wer fair streiten möchte, muss also erkennen, was der Gesprächspartner tatsächlich sagen will, und sich dann so ausdrücken, dass der andere die Worte nicht „in den falschen Hals“ bekommt. Hier hilft ein Blick auf verschiedene Kommunikationstheorien. Die Beschäftigung mit diesen hat mir einige Aha-Erlebnisse beschert!

Pardon, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt: Mein Name ist Madame Missou. Mehr als einen guten Café au lait und einen Plausch mit meiner besten Freundin brauche ich nicht, um glücklich zu sein!

Nun wird es Zeit, dass Streitgespräche ihren Schrecken verlieren. Ich zeige dir, wie du selbst mit schwierigen Menschen fair streiten kannst.

Deine Madame Missou


Der Streit – Ursachen, Hintergründe und Teufelskreise

Immer wieder kommt es zu Streitigkeiten, weil wir einander nicht richtig verstehen. Aussagen wie „Ihnen scheint Ihre Arbeit nicht besonders wichtig zu sein, schließlich kommen Sie schon wieder zu spät“ oder auch die Frage „Liebst du mich noch?“ sind emotionsgeladen und mehrdeutig. Missverständnisse und Ärger sind hier vorprogrammiert!

Damit du nicht in diese Falle tappst, möchte ich dich mit einigen Grundlagen der Kommunikation vertraut machen. Das mag nach trockener Theorie klingen, aber für mich waren diese Modelle echte Augenöffner. Erst dadurch habe ich verstanden, warum es in bestimmten Situationen überhaupt zum Streit gekommen ist.


Die vier Seiten einer Nachricht

Immer wieder bin ich bei meinen Recherchen auf das Vier-Seiten-Modell des Kommunikationswissenschaftlers Friedemann Schulz von Thun gestoßen. Ich versuche, den Grundgedanken für dich zusammenzufassen.

Jede unserer Aussagen transportiert mehr als nur informationen. Sätze wie „In der Küche steht schon wieder dein dreckiges Geschirr!“, „Liebst du mich noch?“ oder „Frau Müller, ich habe Ihr Anschreiben noch einmal überarbeitet, jetzt kann es zu dem Kunden“ beinhalten vielschichtige Auskünfte über die Gesprächspartner, ihr Verhältnis zueinander und die angestrebte Wirkung der jeweiligen Aussage. Werden diese Ebenen miteinander vermischt oder eine zu stark betont, entstehen Missverständnisse und es kommt zum Streit. Das könnte in etwa so verlaufen:


Gerade wer in einer längeren Partnerschaft ist oder häufiger mit Kollegen aneinandergerät, weiß: Eine ungünstige Wortwahl oder der unbedachte Tonfall genügen, damit das Gesagte beim Gegenüber „falsch ankommt“ und kleinste Auslöser zu Auseinandersetzungen führen. Deshalb gilt es, sich die einzelnen Ebenen einer Nachricht anzusehen, um ihren wahren Inhalt zu verstehen und in Zukunft klarer zu kommunizieren:

Sprich Klartext!

Die einfachste Ebene einer Nachricht ist der Sachinhalt. Bei dem oben genannten ersten Beispiel des Liebespaares – bei dem das Konfliktpotenzial der Botschaft besonders deutlich wird – ist diese Sachebene sehr gering ausgeprägt. L‘amour, die Liebe, ist nun mal ein schwer definierbarer Begriff!


Möchte der Empfänger auf die Frage „Liebst du mich noch?“ möglichst sachlich antworten, könnte er Aussagen treffen wie: „Ja, mein Dopamin- und Oxytocinspiegel steigt in deiner Anwesenheit.“ Eine ziemlich absurde Vorstellung, oder?

Du siehst: Die Sachebene spielt bei unserer täglichen Kommunikation eine untergeordnete Rolle.

Komplizierter wird es dagegen auf der Ebene der selbstoffenbarung: Jede einzelne Aussage verrät auch etwas über uns selbst. Schweigen ist deshalb die wirksamste Methode, nichts von sich preiszugeben und sich nicht angreifbar zu machen. Das Beispiel des Liebespaares zeigt dagegen, wie viel Verletzlichkeit eine Frage offenbaren kann – „Liebst du mich noch?“ kann auf dieser Ebene aussagen: „Ich fühle mich ungeliebt“, oder: „Ich brauche mehr Zuneigung.“



Neben Sachinhalt und Selbstoffenbarung bildet die Appellebene die dritte Dimension einer Botschaft: Mit jeder Nachricht, die wir aussenden, möchten wir etwas bewirken. Manchmal ist dieser Appell direkt formuliert („Schatz, hol mir ein Bier!“) oder auch nur indirekt („Schatz, das Bier ist alle!“). Die Frage „Liebst du mich noch?“ beinhaltet den Appell „Zeig mir deine Liebe!“.

Schließlich vervollständigt die Beziehungsebene einer Nachricht die Darstellung ihrer vier Ebenen: Alles, was wir zu einem anderen sagen, sagt auch etwas über unser Verhältnis zu diesem Menschen aus. Diese Ebene umschließt vor allem die sogenannten Du- und Wir-Botschaften und zeigt, wie Sender und Empfänger zueinander stehen. In unserem Beispiel sagt die Beziehungsebene aus: „Wir sind ein Paar und sollten uns unsere Liebe zeigen.“