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4.

Mir schmerzt der Nacken und meine Füsse sind eisig kalt. Vorsichtig setzte ich mich auf und reibe meinen Hals, der ganz steif zu sein scheint. Verwirrt strecke ich mich auf dem Sofa aus und blicke auf den laufenden Fernseher, in dem gerade irgendein Krimi gezeigt wird, in dem ein FBI Agent und seine Partnerin versuchen einen Mord zu lösen.

Am Boden entdecke ich die Fernbedienung, die mir aus den Händen gefallen sein muss. Ich hebe sie auf und drücke ungefähr zwei Sekunden auf den roten Knopf, um die grausige Szene, die im Flimmerkasten zu sehen ist, wegzudrücken.

Das ist mir schon seit langem nicht mehr passiert, dass ich vor dem Fernseher eingeschlafen bin. Ich muss erschöpfter gewesen sein, als dass ich angenommen habe.

Aber was hat mich geweckt. Der Fernseher war auf stumm geschaltet. Habe ich nur geträumt oder war vielleicht irgendwas vor meiner Wohnungstür? Ich glaube, mich an ein Geräusch zu erinnern, dass mich aus dem Schlaf gerissen haben muss. Es klang, als würde jemand an der Wohnungstür kratzen. Mit verspannten Gliedern erhebe ich mich aus dem Sofa, um einen Blick aus meinem Spion zu werfen.

Es herrscht absolute Stille und Dunkelheit im Flur. Ein erleichtertes Lächeln huscht über mein Gesicht, als mir bewusst wird, dass ich alles nur geträumt habe.

Aber diese Erleichterung hält nur für einen kurzen Augenblick. Ein eigenartiges Gefühl beschleicht mich, dass jemand oder etwas da draussen war. Ich taste nach dem Türschloss und versichere mich, dass es auch wirklich verschlossen ist.

Ich schalle mich als eine ängstliche Kuh und begebe mich in das Schlafzimmer, um in meinem bequemen, breiten Bett die wenigen Nachtstunden, die mir noch bleiben, zu verbringen.

Whitney Houston weckt mich mit ihrer starken und klarer Stimme und singt mir etwas von ewiger Liebe vor. Wann wird mir endlich die ewige Liebe über den Weg laufen? Frage ich mich selbst mit einem feinen Spott, bevor ich den Wecker ausstelle. Ich reibe mir die Müdigkeit aus den Augen und schleppe mich aus dem Bett in das angrenzende Bad.

In einer guten Stunde muss ich im Büro sein. Es bleibt also noch genug Zeit für einen Kaffee und etwas gerösteten Toast.

Nachdem ich mich in ein senfgelbes Kostüm geworfen habe, kann ich endlich an dem dunklen, heissen Getränk schnuppern, das in einer Porzellantasse auf dem Küchentisch auf mich wartet. Kaum dass der erste Schluck meinen Hals hinunter rinnt und ich nach einer bestrichenen Toastscheibe greife, klingelt es an der Tür. Erstaunt über diese frühe Störung, gehe ich an die Tür. Tina grinst mir durch das Guckloch, als ich nachsehen möchte, wer vor meiner Wohnung steht.

„Hallo Schwesterchen. Mach schon auf. Ich brauche einen Kaffee.“

„Warum bist du hier?“ frage ich sie, nachdem ich ihr geöffnet habe. „Wir sehen uns doch gleich im Büro.“

„Sorry, Schwesterherz, aber ich habe ganz vergessen, dir mitzuteilen, dass du heute mit einer Frau Wermelinger verabredet bist.“ Tina geht an mir vorbei in die Küche.

Ich schliesse die Tür und folge ihr. Gerade als ich in den Raum trete, schnappt sie sich meinen Kaffee und trinkt genüsslich davon. „Du könntest wenigstens selbst eine Tasse aus dem Schrank nehmen.“

„Könnte ich.“ Sie grinst mich über den Rand der Tasse an. „Aber diese schrie förmlich nach mir.“

Also hole ich mir einen weiteren Becher und fülle sie mit Kaffee. „Wann soll ich diese Frau... Wie hiess Sie doch gleich?“

„Wermelinger.“ hilft mir Tina auf die Sprünge.

„Wann soll ich sie treffen?“

„Schon in weniger als einer halben Stunde. Ich habe dich gestern Nachmittag einige Male versucht zu erreichen, aber du hattest dein Smartphone ausgeschaltet. Danach habe ich es vergessen.“ Tina greift nach meinem Toast und beisst genussvoll hinein.

„Hat sie dir ihr Anliegen anvertraut? Wo soll ich hin?“

„Sie sucht ihre alte Schulfreundin und wartet im Schwanen auf dich.“

„Wenigstens ist es gleich um die Ecke.“

„Ach ja,“ Sie macht eine kunstvolle Pause. „wie lief es gestern?“

Ich atme tief ein, als ich an die Unterhaltung mit der krebskranken Frau denke. Was soll ich nur meiner Schwester erzählen? Ich habe der armen Frau versprochen, dass ich mit niemandem darüber spreche, was sie mir anvertraut hat. Darüber hinaus gehört es zu meiner Schweigepflicht, genaue Details für mich zu behalten. Alles, was mir meine Kunden erzählen, bleibt unter uns. Nur hatte ich bisher nicht halbwegs so einen Fall, wie den von Frau Kyssen und ihrem Sohn.

„Leider nicht so glücklich. Der Fussballstar hat mit seiner Vergangenheit abgeschlossen. Er möchte seine Mutter keinesfalls treffen und er liess mich keinen Augenblick daran zweifeln, dass er es nicht auch wirklich so meint. Frau Kyssen hingegen gibt nicht so klein bei.“

„Und was machst du nun?“

„Ich habe ihr gesagt, dass es an ihrem Sohn liegt. Er ist der, der bestimmt, ob sie sich jemals begegnen werden oder nicht. Wenn er sich anders entscheidet, werde ich ihnen zur Seite stehen. Aber momentan ist meine Arbeit getan.“

„Wie hat sie es aufgenommen?“

„Was glaubst du?“

Tina zuckt nur mit den Schultern und schaut mich mitleidig an.

Das Gespräch mit Frau Wermelinger verspricht eine einfache Angelegenheit zu werden. Es ist genau das, was ich jetzt brauche. Etwas, das ich auch lösen kann. Denn es ist geradezu deprimierend, wenn einem die aufgetragene Aufgabe nicht gelingt.

Seit beinahe zwei Stunden bin ich zurück in meinem Büro, nachdem ich mich im Schwanen mit Frau Wermelinger getroffen habe und versuche die ehemalige Schulfreundin von meiner neusten Kundin zu erreichen. Es war ein Leichtes sie ausfindig zu machen, aber nicht einfach mit ihr in Verbindung zu treten.

Ich wähle ein viertes Mal eine Nummer und genau in dem Augenblick, als eine Stimme durch den Telefonhörer an mein Ohr dringt, höre ich Tina durch die offene Tür, wie sie sich draussen mit jemandem unterhält und sich von ihrem Platz erhebt, um zu mir herüberzukommen.

„Verena, da ist jemand für dich.“ In ihrem Blick liegt etwas wie Überraschung.

Meine Neugierde ist schon geweckt und da es wieder nur der Telefonbeantworter von einer gewissen Frau Schulz ist, der auf der anderen Seite des Hörers spricht, lege ich umgehend auf und folge meiner Schwester nach draussen.

„Frau Rapone.“

Meine Verwunderung und Verwirrung kann nicht grösser sein und muss mir ins Gesicht geschrieben sein, denn der Mann vor mir sieht mich mit hochgezogenen Augenbrauen an und wartet wahrscheinlich auf irgendeine höfliche Begrüssung von mir, die nicht aus meinem Mund rutschen möchte.

„Was tun Sie hier, Herr...?“

„Mitchell.“ antwortet er mir sofort. „Ich möchte Sie abholen.“

„Abholen? Wozu?“

„Mein Boss möchte sich mit Ihnen unterhalten.“

„Er hat mir seine Meinung klipp und klar mitgeteilt. Also was möchte er nun noch von mir?“

„Ich habe nur den Auftrag erhalten, Sie abzuholen.“

„Und jetzt soll ich gleich springen, nur weil ihr Chef das wünscht?“

„Es ist allein Ihnen überlassen, ob Sie mich begleiten möchten oder nicht. Ich würde mir jedoch wünschen, dass Sie mit mir kommen.“ Mit einem abwartendem Blick sieht er mich an.

Was soll ich nur davon halten, dass der attraktive Fussballer wünscht, mich zu sehen. Vor zwei Tagen hat er mir eindeutig klar gemacht, dass er nichts von seiner Mutter hören möchten, geschweige denn sie sehen. Hat er seine Meinung etwa geändert? „Na gut. Bringen Sie mich zu ihm.“

„Darf ich Sie dann bitten?“

„Einen Moment noch. Ich hole nur kurz meine Handtasche. Ich komme gleich nach.“

Ich sehe dem Bodyguard von Oliver Falk nach, der beabsichtigt, mich zu seinem Chef zu bringen.

„Was soll das bedeuten?“ Die Stimme von meiner Schwester reisst mich aus meinen wirren Gedanken.

„Wenn ich das wüsste. Aber ich werde es in wenigen Minuten erfahren.“

„Du gehst also mit?“

„Na klar. Warum nicht? Wahrscheinlich hat der weltweit bekannte Sportler seine Meinung geändert.“

„Warum kommt er dann nicht hierher?“

„Das habe ich mich auch schon gefragt, hingegen ist es mir egal. Ich werde jetzt meine Sachen holen und mit diesem Muskelprotz mitgehen.“ und zeige auf die Tür, durch der Bodyguard soeben gegangen ist.

Mitchell wartet direkt vor meinem Büro. Er steht stramm vor dem Offroader, den ich schon das letzte Mal gesehen habe, als Oliver Falk mich aufgesucht hat. Sobald ich am Ende der Treppe angelangt bin, dreht er sich zur Wagentür und öffnet sie mir. Galant setzte ich mich auf den hinteren Rücksitze und versuche mir meine Nervosität nicht anmerken zu lassen, während er mich bittet mich anzugurten. Danach begibt er sich hinter das Steuer und setzt sich einen Stöpsel ins Ohr, bevor er den Motor startet und aufs Gaspedal drückt.

Konzentriert schaut er auf die Strasse, ohne sich ein einziges Mal zu mir umzudrehen oder auch nur ein Wort mit mir zu wechseln. Mein Pulsschlag erhöht sich leicht, als er in Richtung Zuzwil fährt, wo sich meine Wohnung befindet und verlangsamt sich wieder, als wir nach einer knapp zehnminütigen Fahrt vor dem imposanten Fünfsternehotel von Zuzwil halten und nicht vor meinem zu Hause, wie ich schon befürchtet habe. Von aussen kenne ich jeden Zentimeter des Hotels, aber das Innere ist mir vollkommen fremd.

Als Mitchell aussteigt und mir die Tür aufhält, sehe ich ihn verständnislos an. „Was soll ich hier?“

„Herr Falk wartet bereits auf Sie. Er möchte mit Ihnen zu Mittagessen.“

Dieser Fussballer denkt wohl, er kann jeden herumkommandieren, wie es ihm gerade beliebt, rasen meine Worte durch den Kopf, spreche sie jedoch nicht laut aus. Widerstandslos lasse ich mich von Falks Bodyguard hineinführen. Allerdings werde ich diesem reichen Angeber meine Meinung noch ganz offen sagen. Darauf kann er Gift nehmen.

 

Wir betreten eine helle Lobby, die mit elfenbeinfarbenen Marmorsäulen unterteilt ist. Die Theke scheint aus dem gleichen wunderbaren Gestein zu bestehen. Der Boden schimmert weiss, auf dem meine hohen Schuhe bei jedem Schritt ein lautes Klacken erzeugen, was mir überaus unangenehm ist, da ich jeden Blick auch so schon auf mir spüren kann.

Gegenüber der Rezeption sehe ich einige teure Ledersessel, die um passende, polierte Holztische stehen. Auf einem dieser bequemen Sessel sitzt ein Mann mit kurzen schwarzen Haaren, der mich mit seinen Blicken einzufangen scheint. Ich erkenne ihn sofort. Er sieht unglaublich sexy aus, in seinem dunkelgrauen Anzug und weissem Hemd. Wie er lässig dasitzt und mich mit seinen atemberaubenden Augen taxiert. Ich stelle erschrocken fest, wie sich ein schwaches Kribbeln in meiner Bauchgegend ausbreitet, während ich auf ihn zugehe.

„Ich bin sehr erfreut, dass Sie meine Einladung angenommen haben.“ Er erhebt sich geschmeidig aus seinem Sessel und begrüsst mich mit einem umwerfenden Lächeln, als ich nur noch zwei Schritte von ihm entfernt bin. Noch bevor ich seine Hand berühre, vollführt mein Herz einen Salto, was mich beinahe aus der Fassung bringt.

Was ist bloss in mich gefahren? Warum flattert mein Herz, beim Anblick dieses Mannes? Warum werden meine Knie weich, während er mir ein herrliches Lächeln schenkt? Solche Gefühle habe ich schon lange nicht mehr erlebt. Warum dann gerade jetzt und warum bei diesem arroganten Fussballer?

Ich versuche meine Verwirrung nicht anmerken zu lassen und antworte ihm so unverkrampft wie möglich. „Ich habe keine Einladung angenommen. Man hat mir gesagt, dass Sie sich mit mir unterhalten möchten. Da bin ich nun. Also, was wollen Sie mit mir besprechen?“ Die Worte, die ich ihm vorhin noch an den Kopf werfen wollte, sind wie aus meinem Gedächtnis gelöscht, als hätten sie nie existiert. Ich muss mich ziemlich anstrengen, ihn nicht zu fest anzustarren und versuche einen kühlen Kopf zu bewahren, während er meine Hand weiterhin in seiner hält.

„Aber Sie haben doch bestimmt Hunger?“

„Nein.“ Wie auf ein Kommando fängt mein Magen fürchterlich an zu knurren. Dieser Verräter. „Warum bin ich hier? Warum konnten Sie nicht in mein Büro kommen, sondern mussten ihren Beschützer schicken, um mich zu holen?“

„Ich hatte noch andere Angelegenheiten zu erledigen.“ lautet seine knappe Antwort. „Lassen Sie uns doch in den Speisesaal gehen. Dort lässt es sich besser unterhalten.“

Wie von einer Geisterhand geführt, gehe ich neben Oliver Falk in den angrenzenden Saal, überaus bewusst, dass seine Hand die meine immer noch umfängt.

In diskretem Abstand folgt uns sein Bodyguard und setzt sich zwei Tische von uns entfernt hin. Die Umgebung stets im Blick.

Kaum sitzen wir an unserem Tisch, kommt schon der Kellner mit einer Flasche Rotwein und füllt unsere Gläser damit auf.

„Mögen Sie Rotwein?“ fragt mich der Mann, der mich immer noch unverhohlen mustert.

„Eigentlich schon. Aber...“

„Er passt hervorragend zu unserem Essen.“ fällt er mir ins Wort.

„Zu unserem Essen?“

„Ich habe mir die Freiheit genommen, schon etwas zu bestellen.“ und lächelt mich charmant an.

„Sie haben doch gar keine Ahnung, was ich gerne esse und bis vor wenigen Minuten wussten Sie nicht einmal, ob ich mit Ihnen speisen würde.“

„Letzteres habe ich gehofft und was Ihre Vorlieben anbelangen, so hoffe ich doch, diese noch genauer kennenlernen zu dürfen.“

Ein wohliger und gleichzeitig kühler Schauer überlauft mich. „Warum bin ich hier? Sie wollen gar nicht über Ihre Mutter sprechen, erst recht nicht ein Treffen mit Ihr planen, stimmt's?“

„Sie sind clever. Das habe ich vom ersten Moment an bemerkt. Sie haben recht. Ich möchte nicht mit Ihnen über meine Mutter sprechen. Alles was ich zu diesem Thema zu sagen habe, wissen Sie bereits. Sie sind hier, weil ich Sie besser kennenlernen möchte.“

Mein Herz setzt einen Herzschlag aus. Habe ich ihn recht verstanden? Er will mich besser kennenlernen? Auf einer Seite bin ich froh, dass er nicht über seine Mutter sprechen möchte, denn ich wusste bis zu diesem Moment nicht, wie ich mich gegenüber ihm verhalten werde, wenn er nach ihr fragen würde. Ob ich ihm anvertrauen würde, dass ich seine Kindheit, die er bei seinen Eltern verbracht hat, bis ins kleinste Detail kenne oder ob ich es vor ihm verschweigen würde. Aber auf der anderen Seite empfinde ich Mitleid mit meiner Kundin. Ihr grösster Wunsch ist es, noch einmal ihren Sohn zu sehen und ihn um Verzeihung zu bitten, bevor sie nicht mehr in der Lage dazu sein wird.

„Es tut mir leid, Herr Falk. Wir können das nicht tun.“

„Was? Uns unterhalten?“

„Ihre Mutter ist meine Kundin. Meine Aufgabe ist es, sie zueinander zu führen und da Sie Ihren Standpunkt zu diesem Thema klipp und klar dargelegt haben, darf ich nicht hier sein. Es ist falsch....“

„Falsch?“ fällt er mir erzürnt ins Wort. „Ich möchte nur mit Ihnen zu Mittagessen. Sonst nichts.“ Er streckt seine Hand über den Tisch und legt sie auf meine. „Lassen Sie uns dieses Mahl gemeinsam zu uns nehmen. Danach lasse ich Sie gehen.“

Seine Wärme, die sich auf meiner Hand ausbreitet, gefällt mir. Seine Finger fühlen sich geschmeidig und stark an. Ich bin hin- und hergerissen von meinen Gefühlen. „Ich weiss nicht, ob ich mir das erlauben kann.“

„Es gibt kein Zurück mehr. Unser Essen ist bereits auf dem Weg zu uns.“ Er nimmt seine Hand von meiner, setzt sich gerade hin und lächelt mich mit einem stillen, spitzbübischen Lächeln an.

„Ein gemischter Salat als Vorspeise.“ lässt der Kellner neben mir verlauten. Stellt die Teller vor uns hin und verschwindet so lautlos, wie er gekommen ist, wieder in der Küche.

Das Essen schmeckte ausgezeichnet und mein Tischnachbar hätte ich gerne zum Dessert verzerrt, wenn er nicht der Sohn von einer meiner Kunden wäre und nicht Oliver Falk heissen würde.

Ich hätte nie gedacht, dass der weltbekannte Fussballer so ausgelassen und fröhlich sein kann, wenn man seine Vergangenheit bedenkt.

Wir unterhielten uns über alles Mögliche, ohne dass er etwas über die Jahre bei seinen Eltern, oder über das Leben in den Kinderheimen verlor. Obwohl ich mehr als einmal versucht habe, ihm etwas zu entlocken, lenkte er geschickt ab.

Es ist jetzt bereits später Nachmittag, als ich endlich ins Büro zurückkehre. Tina wird sicherlich nicht erfreut sein, dass ich so lange weg war und mich nicht gemeldet habe.

Eigentlich hätte ich gleich in meine Wohnung gehen können, die sich nur wenige Meter vom Hotel entfernt befindet, statt mich von Mitchell nach Wil zurück chauffieren zu lassen. Aber ich wollte nicht, dass Oliver erfährt, wo ich wohne.

„Danke fürs bringen.“

„Keine Ursache.“ erwidert der Bodyguard, nachdem er mir die Wagentür geöffnet hat und ich auf mein Büro zugehe.

Kaum betrete ich das Gebäude, kommt mir schon meine Schwester entgegen.

„Wo hast du gesteckt? Ich habe mir schon langsam Sorgen gemacht.“

„Hast du gedacht, ich würde irgendwo im Strassengraben liegen?“

„Hör auf mit diesen makaberen Witzen.“

„Sorry.“

„Na sag schon, wo hast du so lange gesteckt?“

„Ich war mit Oliver Falk essen.“

Sie sieht mich verwirrt und zugleich erfreut an. „Das war aber ein langes Essen. Und wann trifft er seine Mutter?“

„Er möchte sie nicht sehen.“ Ich muss meinen Blick abwenden, um meine Schwester nicht ansehen zu müssen.“

„Ich kann dir nicht folgen. Warum warst du dann so lange weg und warum siehst du zur Seite?“

„Er wollte nie über seine Mutter sprechen, sondern mich besser kennenlernen.“ flüstere ich beinahe.

„Wow, das ist ja der Hammer.“

„Ja, nicht wahr?“

„Endlich ist da wieder jemand, der dich berührt. Der dich aus deiner umzingelten Mauer, die du um dich herum aufgerichtet hast, reisst.“ Sie strahlt mich bis über beide Ohren an und klatscht in die Hände.

„Nein Tina, nein.“ Ich schüttle den Kopf und sehe sie resigniert an. „Es ist nicht so, wie du denkst.“

„Ach nein?“ Sie hebt eine Augenbraue. „Das sehe ich ganz anders. Denn meine Schwester steht vor mir und ihre Augen glänzen vor freudiger Erregung. Ihr Mund zuckt, sobald sie von diesem Fussballer mit seinem bestechend sexy Körper spricht. Diesen Ausdruck auf deinem Gesicht sah ich schon seit...“ Sie hält kurz inne. „seit drei Jahren nicht mehr.“

„Das stimmt nicht.“

„Du kannst versuchen es abzustreiten, aber es wird dir nicht gelingen, mich zu täuschen und schon gar nicht dich selbst in die Irre zu führen.“

„Tina, es wird nie etwas zwischen Oliver und mir geschehen. Er ist der Sohn von einer meiner Kunden. Du weisst ganz genau, was das bedeutet.“

„Ach, weiss ich das?“ Sie sieht mich fragend an.

„Es war nur ein Essen.“ Ich lasse meine Schwester mitten im Raum stehen und gehe auf mein Büro zu.

„Ihr seid also schon beim Du angelangt.“ ruft sie mir nach, während ich in der Tür verschwinde und ihr andauerndes Schmunzeln im Rücken spüren kann.

Der heutige Nachmittag verlief nicht so produktiv, wie ich es geplant hatte. Oliver hat mich vollkommen aus dem Konzept gebracht. Ich konnte mich nicht auf meine Arbeit konzentrieren. Ständig schweiften meine Gedanken zu diesem faszinierenden Mann ab, mit dem ich zu Mittag gegessen habe. Irgendwann gab ich es auf, packte meinen Laptop ein und fuhr nach Hause.

Vielleicht kann ich noch irgendwas in meinen eigenen vier Wänden erreichen, obwohl ich das mittlerweile bezweifle, denn dauernd erscheinen die schönsten Augen, die ich je in meinem Leben gesehen habe, vor mir. Dieses tiefe Ozeanblau lässt mich einfach nicht mehr los und lässt sogar noch jetzt meine Knie weich werden.

Er strahlt eine Männlichkeit aus, aber auch eine Verletztheit, die man ihm gar nicht zutrauen würde. Liebend gerne hätte ich mit meinen Händen über seine Wange gestrichen, um die Enttäuschungen, die unter seiner Oberfläche schlummern wegzuwischen, aber ich liess meine Hände da, wo sie waren und hingehörten. Auf meinem Schoss.

Ich muss schon eine ganze Weile in der Küche sitzen, denn die Nacht bricht bereits herein, als ich meinen Kopf hebe, um aus dem Fenster zu sehen. Währenddessen ist auch mein Kaffee viel zu stark abgekühlt und giesse ihn in den Abfluss, ehe ich mich in mein Arbeitszimmer begebe. Ich wühle in meinen Akten, ohne wirklich etwas aufzunehmen und gerade als ich mich entschliesse, mich in einen Roman zu vertiefen, klingelt es an der Tür.

„Ron? Was willst du schon wieder hier?“ rufe ich durch die Eingangstür, während ich sie aufschliesse. „Ich...“ Die Worte bleiben mir im Hals stecken. Denn der Mann, um den sich meine Gedanken schon die vergangenen sieben Stunden drehen, steht vor meiner Tür.

„Was machst du hier?“ Ganz perplex starre ich ihn an. „W...wie? W...warum? W...was...?“ stottere ich herum und bringe keinen einfachen Satz mehr zustande.

„Darf ich hereinkommen oder erwartest du noch jemand anderes?“

„Woher weisst du, wo ich wohne?“

„Das war ganz einfach.“

„Hast du mir etwa nachspioniert?“

„Du stehst im Telefonbuch.“ beantwortet er ganz simpel meine Frage.

Ich schliesse meinen Mund wieder, bevor mir noch eine dämliche Erwiderung entrinnen kann. Ich zähle bis drei, dann frage ich: „Was willst du hier?“

„Ich musste die ganze Zeit an dich denken.“ Er schiebt mich zurück in die Wohnung und schliesst die Tür hinter sich.

„Es ist also doch kein Zufall, dass du nur wenige Meter von meinem zu Hause entfernt in einem Hotel logierst?“ Diese Idee ist mir schon vor einigen Stunden gekommen.

Statt einer Antwort lächelt er mich nur an, bevor er einen weiteren Schritt auf mich zumacht, mich an sich zieht und seinen Mund auf meinen legt. Völlig überrascht stemme ich meine Hände an seine Brust, ohne mich jedoch wirklich zu wehren. Ich sollte es, das weiss ich. Daran gibt es nichts zu rütteln. Aber statt dass ich mich von Oliver lösen, lasse ich meine Finger auf seinem Oberkörper ruhen, der sich unter meinen Gliedern unheimlich stark anfühlt.

Ich habe mir heute schon mehr als einmal vorgestellt, wie wohl seine Lippen schmecken, doch das hier übertrifft alles. Sein Mund ist weich und hart zugleich und obwohl ich weiss, dass ich den Kuss nicht erwidern darf, kann ich mich meinen Gefühlen, die er in mir auslöst, nicht mehr widersetzen.

 

Ich fühle mich in seiner Umarmung geborgen und schmiege mich noch näher an ihn. Seine Arme schliessen mich eng an seinen muskulösen Körper. Es ist schon zu lange her, seit ich das letzte Mal so empfunden habe. Mit zittrigen Händen greife ich in sein prachtvolles Haar und verkeile meine Finger darin, während der Kuss immer intensiver wird und unsere Zungen umeinander herumtanzen.

Ich schrecke zusammen, als mir ein wohliger Seufzer entschlüpft und ich seine harte Männlichkeit spüre, die er gnadenlos an meinen Unterleib drückt.

„Nein, nein.“ Ich löse mich von seinem Mund und versuche mich von ihm zu entfernen. „Wir dürfen das nicht tun.“

„Warum?“ bringt er ganz heiser heraus. Seine Augen haben einen dunklen Glanz angenommen, als er mich von oben bis unten mustert. „Weil meine ach so tolle Mutter der Grund ist, dass wir uns überhaupt kennengelernt haben?“ Seine Stimme ist eigenartig ruhig, aber ich erkenne die Wut, die sich dahinter verbirgt und die er andächtig zurückhält.

„Nein. Ja. Ach ich weiss auch nicht.“ Ich hebe die Hände in die Höhe und lasse sie gleich wieder fallen. Langsam mache ich einen Schritt nach hinten und sehe ihm direkt in die Augen. Ich hoffe, dass mein Körper mich nicht verrät, der sich in höchstem Masse nach seinen Berührungen sehnt. „Du kannst nicht einfach in meine Wohnung kommen und über mich herfallen.“

„Das sehe ich anders.“

„Ach ja?“

„Gib zu, es hat dir genau so gefallen, wie mir.“ Sein rechter Mundwinkel wandert leicht nach oben. „Vor was läufst du davon?“

„Ich laufe nicht davon.“

Er streckt die Hände nach mir aus und noch bevor ich mich ihm entziehen kann, liege ich wieder in seinen starken Armen.

„Bist du dir sicher?“ haucht er nahe an meinem Ohr, während er meinen Hals vorsichtig mit seinen Lippen berührt. Seine Hände fahren sanft über meinen Rücken und bewirkt, dass ich nicht mehr fähig bin klar zu denken. Meine Finger krallen sich in seine Schultern, um mich an ihm festzuhalten.

Plötzlich glaube ich den Boden unter meinen Füssen zu verlieren, als sich seine Lippen wieder meinem Mund nähern und er mir wunderbare Worte zuflüstert.

Ich weiss nicht, wie wir in meinem Schlafzimmer gelandet sind, aber ich glaube mich zu erinnern, dass ich Oliver mit mir gezerrt habe.

„Ich will dich nackt sehen.“ Mit geschickter Bewegung fasst er nach meinem weissen Tank Top und streift es mir über den Kopf. Ein leiser Seufzer kommt über seine Lippen, als er nach meinen Brüsten greift, die noch im Büstenhalter verborgen sind. Oliver zieht die Träger über die Schultern und befreit meine Rundungen aus dem Kleidungsstück. Er berührt sie sanft und nimmt beide in seine Hände. Sein Atem streichelt über meine Haut, während er sich mit seinem Mund meinen Brustwarzen nähert. Meine Knospen richten sich sofort auf und verlangen nach seinen feuchten Lippen. Ich kann meine Erregung nicht mehr verbergen. Ein leises, befreiendes Stöhnen entweicht sich mir und biege meinen Rücken durch, damit er mich weiterhin so wunderbar liebkost, dass ich glaube unter seinen Händen zergehen zu müssen. Seine Zunge spielt gekonnt um meine Knospen, die sich schmerzlich nach mehr verzehren.

„Gefällt dir das?“ Sein Atem geht nur noch stossweise.

„Hör nicht auf.“ bitte ich ihn und lege meine Hände auf seinen Brustkorb, der immer noch unter seinem Hemd verborgen ist. Aber ich kann deutlich fühlen, wie sein Herzschlag sich beschleunigt hat.

Ich möchte ihn spüren. Ich möchte meine Hände auf seine Haut legen. Ihn genauso schmecken, wie er mich. Mit fiebrigen Fingern taste ich unter sein Shirt und wandere über seinen trainierten Oberkörper.

Verwirrt sehe ich ihn an, als er einen Schritt von mir abweicht. Doch die Verwirrung währt nicht lange. Denn kaum haben sich meine Hände von ihm entfernt, zieht er sie wieder an seine Brust, die nun von seinem Oberteil befreit ist. Ich fahre sanft seine Muskeln mit meinen Lippen nach, selbst überrascht, zu was ich fähig bin.

Keine Ahnung woher ich den Mut nehme, einen Mann, den ich kaum kenne, auf eine Weise zu verführen, wie ich es bisher noch nie getan habe und mich befühlen lasse, wie mich noch nie jemand berührt hat.

Unsere Münder treffen sich erneut zu einem leidenschaftlichen Kuss, der unsere Erregung ins Unermessliche steigern lässt.

Seine Hände legen sich an meinen Hosenbund und öffnet sie langsam, ohne seine Augen von meinen abschweifen zu lassen. „Die wollte ich dir schon ausziehen, als du heute Mittag in die Hotellobby gekommen bist.“ Sein Blick bohrt sich tief in mich. Seine Brust hebt und senkt sich in schnellen, regelmässigen Bewegungen und mein Slip gleitet gleich mit der hellen Leinenhose zu Boden.

Obwohl ich nun völlig nackt vor ihm stehe und er mich von Kopf bis Fuss mustert, fühle ich mich wohl in meiner Haut. Zum ersten Mal, wie ich mir eingestehen muss.

Ohne grosse Eile öffnet er seinen Ledergürtel und die Knöpfe seiner Anzughose und entledigt sich seiner letzten Kleidungsstücke. Ich fange an zu schwitzen. Meine Hände fühlen sich feucht an, als ich ihn in seiner vollen Pracht betrachte und mir vorstelle, was sich hier in den nächsten Sekunden ereignen wird.

Er zieht mich eng an sich und seine Erregung drückt gegen meinen Bauch, als er uns Richtung Bett führt. Kaum berühren meine Kniekehlen die Bettkante, lasse ich mich darauf fallen und lege mich hin. Oliver kommt über mich und schenkt mir ein unwiderstehliches Lächeln.

Ich spreize meine Beine und umfasse mit zittrigen Händen seine straffen Gesässbacken.

„Vor was hast du Angst?“ Er stützt sich auf seinen Ellbogen, neben meinem Kopf, ab und sieht mir direkt in die Augen.

Zerstreut entgegne ich seinen Blick. Ich verzehre mich so sehr nach ihm, dass ich mich wie betäubt fühle. Ich möchte ihn in mir spüren und mich nicht mit ihm unterhalten. Nicht jetzt. „Ich... ich habe keine Angst.“ Meine Stimme die Verräterin. Ich kann das Beben nicht unterdrücken, das in meinen Worten mitschwingt.

„Geht es dir zu schnell?“ Seine ozeanblauen Augen versinken sich noch mehr in meinen. „Oder mache ich etwas falsch?“

„Nein. Ich...es ist...“

„Was ist es dann?“ besorgt sieht er mich an.

„Es ist schon lange her, seit ich mit jemandem so intim war, der dazu noch so wunderbare Gefühle in mir wachgerufen hat, wie du es soeben tust.“

Oliver bewegt sich ein klein wenig zur Seite. Ich bin mir seiner harten Männlichkeit, die sich gefährlich nahe an meiner Öffnung befindet, völlig bewusst. Es fällt mir schwer einen klaren Gedanken zu fassen. Aber eines weiss ich mit Sicherheit, dass ich ihn hier und jetzt sofort spüren möchte.

„Ich will dich.“ raune ich ihm zu und drücke fest seine Pobacken. „Ich will dich in mir spüren. Genau jetzt.“

Ich kann einen lauten Schrei, der sich meiner Kehle entreisst, nicht unterdrücken, als er hart in mich stösst. Langsam zieht er sich zurück, um gleich wieder tief in mich einzudringen. Wir verfallen in einen harmonischen Rhythmus und unser Stöhnen und Wimmern lässt die Begierde auf den anderen nur noch mehr steigern. Seine Hände umschliessen meine Brüste, während unsere Becken gegeneinander schlagen.

Seine Bewegungen beschleunigen sich. Er stösst schneller und fester in mich und berührt mit seinen Fingern sanft meinen heiklen Punkt. „Oh Oliver.“ stöhne ich, als er mich mit kleinen Kreisbewegungen massiert. Ich klammere mich an ihn, als er mich meinem Höhepunkt entgegenbringt. Er stösst noch ein paar Mal heftig in mich, bevor ein Feuerwerk in mir explodiert und mich in eine andere Welt hebt, während sich Oliver in mir ergiesst.