Loe raamatut: «Superpower für die Wechseljahre», lehekülg 3

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Das urogenitale Menopausensyndrom

Das urogenitale Menopausensyndrom (auch GSM für engl. Genitourinary Syndrome of Menopause) beschreibt die menopausalen Anzeichen und Symptome von Vulva, Vagina und unteren Harnwegen. Zu den Letzteren zählen Blase, Harnröhre (die Röhre, die den Urin von der Blase zur Öffnung transportiert, durch die er dann austritt) und die Schließmuskeln, mit denen sie Urin zurückhalten oder fließen lassen. Das Menopausensyndrom umfasst die Anzeichen und Symptome, die mit dem Östrogenverlust zur Zeit der Menopause verbunden sind. Dazu zählen:

• Genitale Symptome wie Brennen, Trockenheit und Reizung

• Sexuelle Symptome wie mangelnde Feuchte, Beschwerden und Schmerzen

• Urinale Symptome wie Harndrang, häufiges Wasserlassen, Schmerzen oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen und Infektionen der Harnwege

Gebärmutterhals

Am oberen Ende der Scheide befindet sich der Eingang zur Gebärmutter, der Gebärmutterhals. Er trägt den Namen „Hals“, weil es der tiefstliegende und engste Teil des Uterus ist. Er ist ein bisschen wie ein Tor, da sein Job die meiste Zeit Ihres Lebens darin besteht, geschlossen zu bleiben. Er öffnet sich nur zur Zeit des Eisprungs, um das Eindringen von Spermien zu ermöglichen, bei der Menstruation zum Abfluss des Blutes und während der Geburt, damit ein Baby das Licht der Welt erblicken kann.

Nach der Menopause wird der Gebärmutterhals dünner und weicher. Die Transformationszone – der Bereich des Gebärmutterhalses, der am anfälligsten ist für Krebserkrankungen und von dem daher bei Untersuchungen Abstriche genommen werden – verschiebt sich leicht nach oben, was eine Sichtprüfung des Gebärmutterhalses, auch Kolposkopie genannt, schwieriger macht. Das sollte jedoch kein Hinderungsgrund für Vorsorgeuntersuchungen sein. Die Hauptursache, warum die Untersuchung während und nach der Menopause unangenehmer sein kann, sind die hormonellen Veränderungen in der Vagina. Hier hilft es, wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin ein kleineres Spekulum und ein wenig Gleitmittel verwendet. Es kann auch angenehmer sein, wenn Sie bei der Untersuchung auf der Seite liegen. Zögern Sie nicht, dieses Thema anzusprechen. Ärztinnen und Ärzte kennen das Problem und können Ihnen helfen, sich gut und geschützt zu fühlen.

Nach der Menopause führt der Mangel an Östrogen zu einer Reduzierung oder dem gänzlichen Versiegen des Zervixschleims. Ursächlich hierfür sind Veränderungen an den Verbindungen zwischen den Zellen, die den Gebärmutterhals auskleiden12, und der verringerten Durchblutung der Zervix.13

Gebärmutter

Während der Jahre, in denen Sie einen Zyklus haben, ähnelt Ihre Gebärmutter (Uterus) in Größe und Form einer auf dem Kopf stehenden Birne. Nach der Menopause schrumpft sie um etwa 20 Prozent.14 An Bändern, Muskeln und anderem Gewebe, das den Uterus stützt, finden ebenfalls Veränderungen statt, die dazu führen können, dass er seine Lage ändert. Diese sogenannte Gebärmuttersenkung ist keinesfalls etwas, das Sie als Teil des Alterungsprozesses akzeptieren sollten. Man kann eine Menge tun, um einer Senkung vorzubeugen und sie zu behandeln. Mehr dazu in Kapitel 2.

Abnorme uterine Blutungen treten während der Perimenopause häufiger auf. Die Gründe dafür sind vielfältig, und es gibt ebenso viele Möglichkeiten hier Abhilfe zu schaffen, ohne dass die Gebärmutter im Rahmen einer Hysterektomie operativ entfernt werden muss (siehe Seite 267). Hysterektomien liegt oft der Gedanke zugrunde, dass der Uterus seine Schuldigkeit getan hat, sobald die fruchtbaren Jahre vorbei sind – also kann man ihn auch gleich entfernen. Natürlich gibt es durchaus medizinische Indikationen, bei denen solch ein Eingriff sinnvoll ist. Jüngste Forschungsergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass der Uterus neben der Rolle, die er in der Schwangerschaft spielt, auch noch andere Funktionen erfüllt. Forscher haben im Rahmen von Tierversuchen herausgefunden, dass Hysterektomien Bereiche des Kurzzeitgedächtnisses beeinflussen können, was darauf hindeutet, dass Eierstöcke und Gebärmutter Teil eines Systems sind, das mit dem Gehirn kommuniziert und an kognitiven Funktionen beteiligt ist. Sie schlossen daraus, dass der nicht unübliche operative Eingriff dieses Kommunikationssystem unterbrechen und zu Veränderungen der Gehirnfunktion führen kann.15

Eierstöcke

Die Eierstöcke sind zwei perlfarbene Drüsen, die sich an beiden Seiten der Gebärmutter befinden, unmittelbar unter den Enden der Eileiter. Sie werden durch Bänder, die mit der Gebärmutter und der Beckenwand verbunden sind, an Ort und Stelle gehalten. Die Eierstöcke erfüllen zwei Funktionen: In jedem Menstruationszyklus erzeugen sie ein reifes Ei, das beim Eisprung freigesetzt wird, und sie erzeugen Hormone wie Östradiol (die Form des Östrogens, die wir am besten kennen), Testosteron, Progesteron und Inhibin, die alle eine Rolle beim Tanz der Hormone im Menstruationszyklus spielen und zudem für Ihre Gesundheit und Ihr Wohlbefinden wichtig sind.

Im Gegensatz zu Spermien, die von der Pubertät an regelmäßig produziert werden, ist die Anzahl an Follikeln begrenzt. Sie werden bereits mit der vollen Anzahl an Eizellen geboren, die Sie jemals besitzen werden. Mit abnehmender Anzahl an Follikeln sinkt auch die Fähigkeit Ihrer Zellen, Östrogen (Östradiol), Progesteron, Testosteron und einen Teil des „Mutterhormons“ DHEA zu produzieren, aus dem einige andere Hormone hergestellt werden. Das Progesteron sinkt häufig schneller ab als die anderen Hormone, weil seine Produktion davon abhängt, dass ein Eisprung stattfindet. Mit zunehmendem Alter nimmt die Anzahl der Zyklen ohne Eisprung zu, in denen dann natürlich auch kein Progesteron gebildet wird.

Es ist zudem wahrscheinlich, dass die Follikelzellen im Alter weniger aufnahmebereit für die Signale der HHO-Hormonachse (Hypothalamus-Hypophyse-Ovar, engl. auch HPO für Hypothalamic-Pituitary-Ovarian) werden. Neben der nachlassenden Eierstockfunktion spielt also auch das zentrale Nervensystem eine Rolle oder, anders gesagt, Ihr famoses Gehirn.

Die Eierstöcke schrumpfen im Übrigen auch. Vor der Menopause haben sie in etwa die Größe von ungeschälten Mandeln (3–4 Zentimeter). Nach der Menopause bewegen wir uns eher im Blaubeerbereich (0,5–1 Zentimeter). Je älter Sie werden, umso kleiner werden Ihre Eierstöcke – was natürlich nicht heißt, dass sie sich irgendwann komplett auflösen. Auch erfüllen sie nach Ausbleiben eines Eisprungs durchaus noch eine Funktion. Während der Menopause geben Ihre Eierstöcke weiterhin Testosteron und Androstendion ab, die beide in Östrogene umgewandelt werden können. Ihre Eierstöcke produzieren nach der Menopause noch etwa 10 Jahre lang Androgene. Wenn es also keinen eindeutigen medizinischen Grund gibt, sie zu entfernen, dann sollten Sie sie besser behalten.16

Und als wäre all das noch nicht genug, können die Muskeln, die Ihren Beckenboden bilden, ebenfalls an Tonus verlieren, sodass Vagina, Uterus oder Blase aus ihrer gewohnten Position fallen, was man dann als Senkung oder Prolaps bezeichnet. Ich weiß, das klingt ganz schön hart, aber ich kann Ihnen gleichzeitig versichern, dass man eine Menge tun kann, um die unangenehmen Symptome zu verbessern; mehr dazu finden Sie in den jeweiligen Kapiteln. Nachdem wir uns nun angesehen haben, was anatomisch so passiert, schauen wir uns als Nächstes bei den Hormonen um.

Die Zyklushormone

Wahrscheinlich ist Ihnen bewusst, dass Ihre Hormone einen großen Einfluss auf Ihren Energiepegel und Ihre Stimmung haben, und dass es Zeiten im Monat gibt, an denen dies besonders stark spürbar ist. Zu anderen Zeiten wiederum denken Sie gar nicht erst darüber nach, weil Sie sich großartig fühlen und mit Freude und Elan Ihr Leben führen. Die Wahrheit ist, dass die Hormone des Menstruationszyklus einen beständigen Einfluss auf Energie, Stimmung und Verhalten haben. Wie stark diese Hormone in den Wechseljahren schwanken, wird Ihr Erleben dieser Zeit stark prägen – ebenso wie Ihre mentale Einstellung dazu und Ihre Lebensumstände. Schauen wir uns also die Hauptdarsteller in Ihrem Zyklus an.

Gonadotropin-freisetzendes Hormon (GnRH)

Das GnRH, auch Gonadoliberin genannt, ist in Ihrem Zyklus so etwas wie der Boss. Es wird pulsatil (stoßweise) vom Hypothalamus im Gehirn freigesetzt und dann zu seinem Nachbarn transportiert, der Hypophyse. Diese nimmt die Meldungen des GnRH auf und schüttet dann zwei andere Hormone aus: das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). Wie viel von diesen beiden jeweils ausgeschüttet wird, hängt von der Frequenz und Stärke der GnRH-Impulse ab. Langsame Impulse scheinen das FSH zu fördern, während das LH eher auf höhere Frequenzen anspringt. Das GnRH kann man mit Meryl Streeps Rolle in dem Film Der Teufel trägt Prada vergleichen – ihre Präsenz ist überall spürbar, nichts geschieht ohne ihr Zutun, und trotzdem sind es ihre Mitarbeiter, die die eigentliche Arbeit verrichten.

Mit zunehmendem Alter verändern sich Koordination und Muster der GnRH-Impulse. Die Geschwindigkeit verlangsamt sich, Meldungen werden nicht immer ausgesendet oder kommen manchmal nicht an. Diese Veränderungen sind ein Indiz dafür, dass es bei der Menopause nicht allein um die nachlassende Qualität oder Quantität von Eizellen geht. Das GnRH hat sozusagen einfach an Glamour verloren.


Follikelstimulierendes Hormon (FSH)

Das follikelstimulierende Hormon macht genau das, was sein Name vermuten lässt – es stimuliert die Follikel, um den darin enthaltenen Eizellen zur Reife zu verhelfen und letztlich eine Zelle beim Eisprung auf die Reise zu schicken. Gegen Ende jedes Zyklus, kurz vor Eintritt der Periode, rekrutiert es eine Gruppe von Follikeln aus Ihren Eierstöcken, von denen dann eines für den Eisprung „gekrönt“ wird. Sobald das führende Follikel ausgewählt wurde und damit beginnt, Östrogen zu produzieren, verabschiedet sich das FSH erst einmal, denn nun sendet ein anderes Hormon namens Inhibin B das Signal, dass in diesem Zyklus keine weiteren Follikel benötigt werden. Zu einem späteren Zeitpunkt im Zyklus, kurz vor dem Eisprung, taucht das FSH wieder auf und wechselt sich mit dem luteinisierenden Hormon (LH) ab. Die beiden schaukeln sich gegenseitig immer weiter hoch, bis am höchsten Punkt der Eisprung stattfindet. Sie können sich die Rolle des FSH in etwa so vorstellen wie die von Heidi Klum in Germany’s Next Top Model. Zu Beginn baut sie die Teilnehmer auf und hilft ihnen dabei, sich gut zu fühlen. Dann nimmt sie sich zurück und schaut zu, wem es tatsächlich gelingt, voll aufzublühen. Und am Ende verleiht sie der Gewinnerin den Preis.

In den Wechseljahren muss Ihr Gehirn lauter „rufen“, damit die Botschaft bei den Eierstöcken ankommt. Dazu produziert es eine größere Menge an FSH. Eine stärkere Follikelstimulation beschleunigt die Entwicklung eines Follikels oder mehrerer Follikel. Wie Sie vielleicht wissen, zieht Heidi Klum sich in der Regel zurück, sobald die Gruppe der Kandidatinnen sich versammelt hat. Etwa ab dem 35. Lebensjahr nimmt die Ausschüttung des Hormons Inhibin ab, welches das FSH hemmt, und diese Entwicklung beschleunigt sich, sobald Sie die 40 überschritten haben. Das heißt, niemand informiert Heidi darüber, dass sie gerade nicht mehr gebraucht wird, und so bleibt sie im Raum und stachelt die Kandidatinnen weiter an. In der Folge schütten die Follikel mehr Östrogen aus und die Östrogenschwelle, die zur Auslösung von LH benötigt wird, wird schneller erreicht. Aus diesem Grund findet der Eisprung zu einem früheren Zeitpunkt statt und der Zyklus verkürzt sich insgesamt.

Höhere FSH-Mengen bedeuten auch, dass mehr Follikel stimuliert werden. Das kann zu einer „Überschuss“-Reaktion führen, bei der mehr als ein Follikel gewählt wird. Obwohl die meisten davon absterben, macht man den FSH-Anstieg für den Anteil zweieiiger Zwillinge verantwortlich. Diese entstehen, wenn sich jeder Zwilling aus einer eigenen Ei- und Spermazelle entwickelt. Bei eineiigen Zwillingen hingegen teilt sich das eine befruchtete Ei. Anders gesagt: Zweieiige Zwillinge entstehen in Folge einer mehrfachen Ovulation, die mit zunehmendem Alter häufiger auftritt.


Östrogen

Östrogen ist das Hormon, das die erste Hälfte Ihres Zyklus bestimmt. Es wird von den sich entwickelnden Follikeln gebildet und sorgt dafür, dass die Gebärmutterschleimhaut in Erwartung der Ankunft einer befruchteten Eizelle in der zweiten Zyklushälfte – der sogenannten Lutealphase – anwächst. Östrogen kann Ihnen eine selbstsichere, verführerische und sinnliche Ausstrahlung verleihen. Ihre Haut wird reiner und die Gesichtszüge können sogar symmetrischer erscheinen. Es fällt Ihnen leichter, Neues zu lernen, und Sie fühlen sich insgesamt großartig. Deshalb ist Östrogen für mich auch so etwas wie die Beyoncé unter den Hormonen.

Bei der Menopause denkt man zumeist an einen sinkenden Östrogen-Spiegel – schließlich werden Symptome wie Scheidentrockenheit und schmerzende Gelenke allgemein mit einem niedrigen Östrogenspiegel in Verbindung gebracht. Aber obwohl die Östrogenmenge in den späten Wechseljahren abnimmt, sobald die Zeiträume zwischen den Perioden länger werden und sie schließlich ganz ausbleibt, erreicht der Östrogenspiegel in der Perimenopause meist einen absoluten Höchstwert. Das klingt zunächst vielleicht gut, ist aber tatsächlich eher zu viel des Guten, denn es kann Symptome auslösen wie schwere Blutungen, Aufgeblähtheit und Brustspannen.

Wir reden meist von Östrogen, als ob es sich um ein einzelnes Hormon handeln würde. Tatsächlich gibt es in Wahrheit verschiedene Arten von Östrogenen:

• Östron (E1) wird in den Eierstöcken produziert sowie durch die Umwandlung von Androgenen („männlichen“ Hormonen) in den Fettzellen des Körpers. In der Postmenopause ist es das vorherrschende Östrogen, es ist aber im Vergleich zu Östradiol schwächer.

• Östradiol (E2) hat von allen Östrogenen die größte Wirksamkeit: Es wirkt 10-mal stärker als Östron und 100-mal stärker als Östriol. Ihre Eierstöcke stellen es während der fruchtbaren Jahre her, und es ist verantwortlich für die Entwicklung von Geschlechtsmerkmalen wie Brüsten und breiteren Hüften. Auch bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung des Fortpflanzungssystems spielt es die entscheidende Rolle. Das Östradiol steigt und fällt im Verlauf des Zyklus und beeinflusst unter anderem die Gesundheit von Gehirn, Brust, Knochen und Herz-Kreislauf-System. Diese Östrogenart übernimmt mehr als 300 Aufgaben im Körper, weshalb eine Abnahme tatsächlich spürbar ist.

• Östriol (E3) ist nur in kaum messbaren Mengen vorhanden, es sei denn, Sie sind schwanger. Genau wie Östron ist es eine eher schwach wirksame Östrogenart. In der Schwangerschaft produziert die Plazenta große Mengen davon.

• Östretol (E4) wird nur in der Schwangerschaft von der sich entwickelnden Leber des Babys produziert.

Östrogen entsteht tatsächlich durch die Umwandlung von Androgenen wie Testosteron und Androstendion mithilfe des Enzyms Aromatase. Enzyme unterstützen Tausende von Vorgängen im Körper wie Nahrungsverdauung, Muskelaufbau und Ausscheidung von Giftstoffen, indem sie die jeweiligen chemischen Reaktionen beschleunigen. Enzyme spielen also eine entscheidende Rolle – ohne sie gibt es kein Leben. Das Enzym Aromatase findet sich in Körperzellen, die Östrogen produzieren – Eierstöcke, Blutgefäße, Gehirn, Haut, Knochen und Fettzellen – und wandelt dort Androgene (sogenannte „männliche“ Hormone) in Östrogen um. Sobald Ihre Eierstöcke zunehmend weniger Östrogen produzieren, steigt die Aktivität der Aromatase im Fettgewebe und den Muskeln Ihres Körpers, um Östron (E1) herzustellen. Nun findet der Wechsel in der Östrogenproduktion statt – vom Östradiol (E2), dem Östrogentyp, der Sie durch die fruchtbaren Jahre begleitet hat, zu seiner weniger wirkungsvollen Schwester, dem Östron (E1).

Luteinisierendes Hormon

Das luteinisierende Hormon (LH) zeigt sich kurz vor der Ovulation, wenn das Östrogen seinen Höchststand erreicht. Es gibt dem Eisprung einen letzten Schubs und legt die Grundlage für die Bildung von Progesteron in der zweiten Zyklushälfte. Beyoncé (alias Östrogen) mag von außen betrachtet vielleicht der Star der Show sein, aber es ist ihr Gegenstück Solange Knowles (das LH), das den Eisprung eintreten lässt.

Im Gegensatz zu FSH und Östrogen ist die Ausschüttung von LH in den Wechseljahren relativ stabil. Ein Anstieg zeigt sich erst in den allerletzten Zyklen. Durch die sinkende Koordination der GnRH-Ausschüttung wird auch der Zeitpunkt des LH-Anstiegs kurz vor dem Eisprung beeinträchtigt und das Muster verändert sich: LH-Spitzen werden vermehrt von Plateaus abgelöst. In Bezug auf die Reaktionsfähigkeit Ihrer Eierstöcke entsteht so eine Art Kettenreaktion.

Testosteron

Testosteron ist kein männliches Hormon, denn es wird von allen Menschen hergestellt. Es erreicht ebenso wie Östrogen und LH kurz vor dem Eisprung (Ovulation) seinen Höchststand. Es macht sie aktiv, ehrgeizig, sexy und wettbewerbsorientiert oder, anders gesagt, es ist die Serena Williams der Hormone. Testosteron hilft beim Aufbau und Erhalt von Muskeln und Knochendichte und kurbelt im Vorfeld des Eisprungs Ihre Libido an.

Wer mit einem weiblichen Fortpflanzungssystem geboren wurde, bei dem wird Testosteron an zwei Orten produziert: Die Nebennieren, die auf den Nieren sitzen, stellen sowohl DHEA her (das Mutterhormon, aus dem verschiedene andere Hormone hergestellt werden), als auch Androstendion, das in Testosteron umgewandelt werden kann. Zusätzlich produzieren die Eierstöcke Testosteron.

Nach der Menopause nimmt die Testosteronproduktion zwar ab, allerdings stellen die Eierstöcke in den ersten fünf Jahren nach der Menopause meist mehr Testosteron her als während der Wechseljahre. Wenn die Eierstöcke doch mehr produzieren, warum also sinkt der Gesamtspiegel dann? Der Grund hierfür findet sich in den Nebennieren, es ist die reduzierte Umwandlung von Androstendion in Testosteron.

Ist der Testosteronspiegel niedrig, kommt es häufig zu Symptomen wie Stimmungsschwankungen, Zunahme von Bauchfett, Energiemangel, Konzentrationsprobleme, Rückgang von Muskelmasse und Knochenschwund. Hohe Testosteronwerte hingegen können Akne, eine Zunahme der Gesichts- und Körperbehaarung, Haarausfall und Aggressionen fördern.

Progesteron

Progesteron wird gebildet, wenn ein Eisprung stattfindet. Es dominiert die zweite Hälfte Ihres Zyklus (Lutealphase) und sorgt dafür, dass die Gebärmutter eine ausreichend hohe Schleimhaut aufbaut, um eine befruchtete Eizelle aufnehmen zu können. Insofern ist es essenziell für den Eintritt und die Aufrechterhaltung einer Schwangerschaft. Als die Kristen Stewart ihrer Fortpflanzungshormone ist es nervös und reizbar, steht nicht gerne im Mittelpunkt und bleibt am liebsten daheim, um mit Freundinnen Apfelkuchen zu essen.

Aber das ist nicht seine einzige Rolle. Progesteron ist entscheidend für den Erhalt gesunder Knochen und zur Vorbeugung von Brust- und Gebärmutterkrebs. Für eine Hormonersatztherapie ist es unabdingbar, denn ohne Progesteron kann sich die Gebärmutterschleimhaut verdicken – ein Risikofaktor für Gebärmutterkrebs. Im Allgemeinen beruhigt Progesteron die Stimmung und fördert guten Schlaf, denn es wird in Allopregnanolon (ALLO) umgewandelt, was die Rezeptoren in Ihrem Gehirn beruhigt, die Ihnen wiederum helfen, von der Palme herunterzukommen. In einzelnen Fällen jedoch, beispielsweise bei all jenen, die unter einer Prämenstruellen Dysphorischen Störung (PMDS) leiden, reagieren Betroffene aufgrund von dysfunktionalen Rezeptoren anders auf ALLO – statt der beruhigenden Wirkung kommt es zu Stimmungsschwankungen, Ängsten, Depressionen, Reizbarkeit und quälendem Grübeln.

Mit dem Alter sinkt die Progesteronproduktion, was nicht nur Auswirkungen auf die Fruchtbarkeit hat, sondern auch auf unser Erleben des Zyklus. Der sinkende Progesteronspiegel in den Wechseljahren wird mit einem niedrigeren ALLO-Spiegel in Verbindung gebracht, was eine Erklärung für die Stimmungsveränderungen sein kann, die in der Perimenopause auftreten. Anzeichen und Symptome eines niedrigen Progesteronspiegels sind:

• Prämenstruelle Schmierblutungen

• Zwischenblutungen in der zweiten Zyklushälfte

• Schwierigkeiten, schwanger zu werden

• Schwierigkeiten, schwanger zu bleiben

• PMS

• Zyklusbedingte Kopfschmerzen

• Starke Menstruationsblutungen

• Unregelmäßige Zyklen oder kürzere Zyklen

• Aufgeblähtheit oder Wassereinlagerungen

• Geschwollene Brüste, einhergehend mit Berührungsempfindlichkeit oder Schmerzen

• Tollpatschigkeit oder Koordinationsprobleme

• Juckende oder unruhige Beine, speziell nachts

• Schlafstörungen

• Zysten an Eierstöcken, Brüsten oder in der Gebärmutter (Polypen)

Das Progesteron hält überdies das Östrogen in Schach. Nimmt es ab, steigt der Östrogenspiegel an, und Sie leiden zusätzlich unter den Symptomen eines Östrogenüberschusses. Progesteron ist in allen Bereichen der reproduktiven Gesundheit ein zu Unrecht vernachlässigtes Hormon und wird allzu oft nur als Voraussetzung für den Eintritt einer Schwangerschaft angesehen. Tatsächlich ist es sowohl während der fruchtbaren Jahre als auch danach noch von Bedeutung. In den Wechseljahren müssen wir auf das ausgeklügelte Zusammenspiel von Östrogen und Progesteron achten, denn meist ist der Östrogenspiegel hoch und der Progesteronspiegel niedrig.