Loe raamatut: «Superpower für die Wechseljahre», lehekülg 7

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Niedriger Östrogenspiegel

Zu Beginn der Perimenopause schlägt das Östrogen häufig Kapriolen und Ihr Zyklus verwandelt sich möglicherweise in eine Achterbahnfahrt mit buchstäblichen Höhen und Tiefen. Die Symptome in dieser Zeit sind heftig: Verkürzte Zyklen, starke Blutungen, Reizbarkeit, Wut, Brustspannen und Berührungsempfindlichkeit, Aufgeblähtheit usw. In der späten Phase der Perimenopause beginnt der Östrogenspiegel hingegen zu sinken, und es zeigen sich Symptome, die eher als Mangelerscheinungen einzustufen sind. Zu den Symptomen eines niedrigen Östrogenspiegels zählen:

• Ausbleibende oder unregelmäßige Periode

• Lethargie

• Depression

• Ängste

• Nachlassende emotionale Stabilität

• Gelenkschmerzen

• Schlechtes Gedächtnis

• Scheidentrockenheit oder Gefühlsverlust

• Schmerzen beim Sex

• Geringeres sexuelles Verlangen

• Nachtschweiß oder Hitzewallungen

• Schlaflosigkeit

• Nächtliches oder viel zu frühes Aufwachen

• Blasenschwäche oder verstärkter Harndrang

• Blasenentzündungen

• Falten

• Trockene Haut und Augen

• Pigmentflecken (durch Sonneneinstrahlung)

• Geringere Knochendichte

• Haarausfall

Diese Symptome werden üblicherweise mit der Menopause in Verbindung gebracht, aber es ist wichtig zu wissen, dass sie auch schon früher auftreten können. Sie müssen also nicht unbedingt in den Wechseljahren sein. Ich hatte viele Klientinnen in ihren Dreißigern, die Anzeichen und Symptome eines Östrogenmangels zeigten, und in einem Fall handelte es sich auch um eine vorzeitige Ovarialinsuffizienz – eine Störung, bei der die Ovarialfunktion frühzeitig nachlässt. Ein Östrogenmangel kann zum Beispiel nach dem Absetzen der Pille auftreten oder nach einer Geburt und dem Stillen. Ein hoher Stresspegel, exzessiver Sport, Essstörungen, fettarme Ernährung, Nährstoffmangel, Störungen der Schilddrüsenfunktion und einige Medikamente können ebenfalls die Östrogenproduktion beeinflussen, sodass es auch außerhalb der Wechseljahre genügend Gründe für einen Östrogenmangel geben kann.

Wenn Sie unter den oben genannten Symptomen leiden, bevor Sie 45 sind, dann sollten Sie mithilfe von Blutuntersuchungen versuchen, die Ursachen hierfür herauszufinden. Sind Sie älter als 45, dann ist es sehr wahrscheinlich, dass die Wechseljahre eingesetzt haben. In der Postmenopause befinden Sie sich, wenn Sie älter als 45 sind, ein Jahr lang keine Periode mehr hatten und die obigen Symptome auftreten.

Während der Zyklusjahre ist die dominante Östrogenform, die durch den Körper zirkuliert, das Östradiol (E2), das von Ihren Eierstöcken gebildet wird. Es ist die Art von Östrogen, über die wir in Zusammenhang mit dem Zyklus reden. Sobald Ihre Eierstöcke aufhören, auf diese Weise Östrogen zu produzieren, geben sie immer noch Androgene ab, die in eine andere Östrogenform namens Östron (E1) umgewandelt werden können. Auch die Nebennieren bilden Androgene, die umgewandelt werden können.

In der Postmenopause spielt das Östron (E1) eine wichtige Rolle, auch wenn es eine wesentlich schwächere Form von Östrogen ist. E1 wird aus anderen Hormonen gebildet, die sich in Leber, Herz, Knochen, Muskeln, Gehirn, Körperfett und Haut finden, und rund 5 Prozent davon können in Östradiol (E2) umgewandelt werden. Fettgewebe ist die Hauptquelle für postmenopausales E2, weshalb ein höherer Östrogenspiegel häufig mit höherem Körpergewicht einhergeht. Erhöhte Östronwerte werden mit dem Wachstum von Brust- und Gebärmutterkrebs in Verbindung gebracht, niedrigere mit Osteoporose.

Das bedeutet vor allem eins: Nach der Menopause ist der Östrogenspiegel wesentlich niedriger als in den fruchtbaren Jahren, auch wenn immer noch eine geringe Menge Östrogen durch die Umwandlung anderer Hormone gebildet wird.

Hautsache

Ihre Haut ist das größte Organ Ihres Körpers, und Östrogen unterstützt das Haarwachstum, die Hautfärbung, die Blutzufuhr, die Elastizität und die Fähigkeit, Feuchtigkeit zu speichern. Während des Menstruationszyklus durchläuft die Haut aufgrund des wechselnden Östrogenspiegels verschiedene Phasen: Zu Beginn des Zyklus, wenn die Östrogenwerte niedrig sind, ist sie dünner und trockener. Mit steigenden Werten nimmt sie an Dicke zu.28 Ist der Östrogenspiegel dauerhaft niedrig, hat dies deutliche Auswirkungen auf Ihre Haut:

• Feine Fältchen

• Verdünnung der Epidermis (Oberhaut)

• Verdünnung der Dermis (Lederhaut), was dazu führt, dass sich leichter Blutergüsse bilden und blaue Flecken wie aus dem Nichts auftauchen können

• Weniger Kollagen

• Weniger Feuchtigkeit

• Trockene Haut

• Schlaffere Haut

• Schlechtere Wundheilung

• Haarausfall

• Hirsutismus – das Auftreten unerwünschter Gesichtsbehaarung29 – obwohl dies auch andere Gründe haben kann (siehe Seite 365).

In der Chinesischen Medizin wird auch Gesichtsakupunktur eingesetzt, um die Produktion von Kollagen zu stimulieren und so das Erscheinungsbild von Falten zu verbessern. Gua Sha ist eine Technik, bei der kleine Massageroller (häufig aus Jade oder Rosenquarz) eingesetzt werden, um Hautspannungen zu beseitigen, die Durchblutung zu verbessern und Linderung bei Schwellungen im Augenbereich und an anderen Problemstellen zu bringen. Manche berichten auch von guten Erfahrungen mit Mikrostrom-Geräten, die eine straffende und hautverjüngende Wirkung haben sollen. Finden Sie eine Hautpflege, die zu Ihnen passt, idealerweise keine hormonaktiven Substanzen enthält und einen Lichtschutzfaktor hat. Neben der äußeren Hautpflege sollten Sie nährstoffreiche Lebensmittel verzehren, viele gesunde Fette zu sich nehmen (siehe Seite 343), Zucker meiden und für eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr sorgen.

In den ersten fünf Jahren des menopausalen Lebens gehen etwa 30 Prozent des Kollagens in Ihrer Haut verloren30, mit einer durchschnittlichen Abnahme von 1–2 Prozent pro Jahr. Forscher stellten auch einen Zusammenhang her zwischen abnehmendem Kollagengehalt der Haut und brüchigen Knochen31 und schlossen daraus, dass das Beobachten von Hautveränderungen wertvolle Rückschlüsse auf mögliche Knochenveränderungen geben kann. Zu sagen, dass das Auftreten einer postmenopausalen Osteoporose umso wahrscheinlicher ist, je mehr Falten Sie haben, wäre allerdings zu simpel, auch wenn im Kern etwas Wahres daran sein kann.

Trockenzeit

Der sinkende Östrogenspiegel verändert nicht nur Ihre Haut, sondern bewirkt auch ein Austrocknen von Augen, Nase und Mund. Als wenn das nicht schon reichen würde, durchlaufen auch Vulva, Vagina und die unteren Harnwege Veränderungen. Das hängt damit zusammen, dass die Zellschichten, die sie auskleiden, eine hohe Anzahl an Östrogenrezeptoren besitzen, weshalb sich sinkende Östrogenwerte auf sie alle auswirken. In der fröhlichen Welt der medizinischen Terminologie gibt es dafür den netten Begriff der vulvovaginalen Atrophie – was nichts anderes bedeutet, als dass die Organe „verkümmern“.

Zum Glück erkannten die International Society for the Study of Women’s Sexual Health und die North American Menopause Society im Jahr 2014 die Notwendigkeit, eine inklusivere und treffendere Bezeichnung zu finden – und eine, die weniger alarmierend klingt. Das Ergebnis nannte sich urogenitales Menopausensyndrom (GMS), das die menopausalen Anzeichen und Symptome von Vulva, Vagina und unteren Harnwegen (Blase, Harnröhre und der Ringmuskel, der sich beim Wasserlassen öffnet) umfasst. Das GSM deckt alle Symptome ab, die der sinkende Östrogenspiegel in der Menopause mit sich bringen kann. Dazu zählen:

• Genitale Symptome wie Brennen, Trockenheit und Reizung

• Sexuelle Symptome wie mangelnde Feuchtigkeit, Unbehagen und Schmerzen

• Symptome des Harnsystems wie plötzlicher oder häufiger Harndrang, Schmerzen oder Probleme beim Wasserlassen und Harnwegsinfekte

Rund 40–54 Prozent von uns leiden unter einigen oder mehreren GSM-Symptomen32, wobei Wahrscheinlichkeit und Schwere mit dem Alter zunehmen. Doch trotz der hohen Anzahl an Betroffenen fand eine Studie heraus, dass nur 4 Prozent dieser Menschen die Symptome mit dem urogenitalen Menopausensyndrom in Verbindung bringen.33 Das ist eigentlich nicht weiter verwunderlich, wenn man bedenkt, wie wenig Wissen über die Menopause vermittelt wird. Nur 25 Prozent aller von GSM Betroffenen besprechen ihre Symptome mit Ärzten oder Heilpraktikern.34 Nur ein Viertel! Auch wenn 25 Prozent im Vergleich zu der hohen Anzahl all jener, die still vor sich hin leiden, verschwindend gering ist, ist sie andererseits auch nicht erstaunlich, denn es müssen einige Hürden überwunden werden, bevor man medizinische Hilfe sucht.

Die häufigsten Gründe dafür, bei GSM keine Hilfe zu suchen, haben damit zu tun, dass es einem peinlich ist oder man glaubt, das Ganze sei sowieso nicht zu ändern oder unpassend, diese Symptome mit einem Mediziner zu besprechen. Zu glauben, Ihre Ärztin oder Ihr Arzt sei zu beschäftigt oder das Thema wäre zu peinlich, führen – zusammen mit der Hoffnung, jemand anderes würde das Thema vielleicht anschneiden – dazu, dass wichtige Gespräche über die Gesundheit von Geschlechtsorganen, Sexualität und Harntrakt gar nicht erst stattfinden.35 Bitte lassen Sie sich von den oben genannten Gründen oder auch anderen nicht davon abhalten, sich Hilfe zu suchen. Das GSM kann Selbstwertgefühl, die Nähe in Beziehungen und die Lebensfreude beeinträchtigen – selbst ein Spaziergang kann im Zweifelsfall Schmerzen verursachen.

Gibt es Abhilfe?

Die schlechte Nachricht ist, dass die in diesem Kapitel angesprochenen Veränderungen höchstwahrscheinlich eintreten werden. Die gute wiederum, dass Sie etwas tun können. Selbst wenn der Gedanke an weniger Sex Sie nicht weiter schreckt, sollten Sie sich dennoch über die Pflege von Vulva und Vagina Gedanken machen, weil die Veränderungen, die sie durchlaufen, nicht nur Ihr Sexualleben betreffen, sondern auch andere Bereiche. Dazu zählen beispielsweise die Produkte, die Sie während der Menstruation verwenden, Unterwäsche und Kleidung sowie Aktivitäten wie Fahrradfahren und Wandern. Auch worauf Sie am besten sitzen können und für wie lange, könnte betroffen sein.

Erfahrungsbericht

Juliana war überrascht von den Auswirkungen der Perimenopause. Während ihre Freundinnen darüber klagten, dass sie zunehmend keine Lust mehr auf Sex hatten, schoss ihr sexuelles Verlangen in die Höhe. Lächelnd berichtete sie mir, dass nach Jahren, in denen sie nahezu nichts empfunden habe, nun ein neues Feuer in ihr entfacht sei, wodurch viel Freude und Spaß in ihre Beziehung kam. Dann hielt sie inne, bevor sie mir stirnrunzelnd erzählte, dass die Penetration schmerzhaft sei. Sie war frustriert darüber, dass nun, da sie wieder Lust auf Sex hatte und sich nach dem Auszug ihres Sohnes beim Sex mit ihrem Mann freier fühlte, ihr Körper scheinbar nicht „mitzog“. Die Scheidentrockenheit, unter der sie litt, belastete auch ihren Mann, weil er sie für ein Zeichen hielt, dass sie nicht erregt war.

Juliane und ich sprachen lange darüber, dass feucht zu werden nicht das Gleiche ist, wie erregt zu sein. Es kann sein, dass Zervixschleim nur so aus Ihnen herausfließt und sie trotzdem keine Lust auf Sex haben. Genauso können Sie wirklich erregt sein, ohne jedoch feucht zu sein. Als wir über Cremes gegen Scheidentrockenheit sprachen und die Wichtigkeit von Gleitmittel, sank Juliana förmlich in sich zusammen und brach in Tränen aus. Sie sagte, sie schäme sich, dass sie so etwas brauchen würde. Als ich ihr erzählte, dass ich Zwanzigjährige kenne, die mit Begeisterung Gleitmittel benutzten, war sie sehr erstaunt und plötzlich sehr neugierig. Ich schlug ihr außerdem vor, mit ihrer Ärztin über den Einsatz einer lokalen Östrogentherapie zu sprechen, die direkt auf der Vulva und in der Vagina eingesetzt wird und bei Scheidentrockenheit sowie anderen urogenitalen Symptomen hilft.

Beunruhigt fragte Juliana mich nach dem Krebsrisiko. Ich schaute sie fragend an, woraufhin sie mir erzählte, dass sie immer gedacht habe, künstlich hergestelltes Östrogen würde Brustkrebs verursachen. Ich erklärte ihr, dass die Östrogendosis in Cremes sehr gering sei und daher die Verwendung nur ein sehr geringes Risiko berge. Außerdem sei dieses Östrogen bioidentisch, was nichts anderes bedeutet, als dass es das gleiche Östrogen ist wie jenes, das der Körper selbst herstellt. Juliana war sehr erleichtert von dieser Alternative zu erfahren, und eine Stunde nach unserem Termin schickte sie mir eine E-Mail mit der Nachricht, dass sie am folgenden Tag einen Arzttermin habe. Ich bat sie, mich auf dem Laufenden zu halten. Rund drei Monate später erhielt ich eine weitere E-Mail, in der sie schrieb, dass ihre Symptome sich erheblich verbessert hatten und sie nun viel Spaß mit ihrem Mann habe.

Gleitmittel

Ich bin ein Fan von Gleitmitteln – unabhängig vom Alter –, denn es macht so einen Unterschied für unser Lustempfinden! Auch in jungen Jahren gibt es Zyklusphasen, in denen es mehr ist als nur ein spaßiges Extra, und das gilt auch für die Wechseljahre. Es gibt Gleitmittel auf Öl- und Wasserbasis, die sich unterschiedlich anfühlen. Wasserbasierte Gleitmittel wirken weniger lang als ölbasierte. Andererseits können Gleitmittel auf Ölbasis nicht zusammen mit Kondomen eingesetzt werden. Fernhalten sollten Sie sich von Gleitmitteln, die Glyzerin oder Glykol enthalten, da diese mit vaginalen Infektionen wie Soor in Verbindung gebracht werden. Es gibt zahlreiche Hersteller von Gleitmitteln und Scheidencremes, deren Produkte einen gesunden pH-Wert aufweisen, hypoallergen sind, auf Pflanzenbasis hergestellt werden und ein Bio-Zertifikat haben. Sie können sie sich auch ärztlich verschreiben lassen.

Vaginale Feuchtigkeitscremes

Im Gegensatz zu Gleitmitteln werden vaginale Feuchtigkeitscremes nicht beim Sex verwendet, sondern dienen der Befeuchtung der Vagina, was gegen Jucken, Wundsein und Trockenheit helfen kann. Häufig höre ich von Betroffenen, dass sie zur Abhilfe gerne Kokosöl verwenden. Hier sollte man jedoch vorsichtig sein, da Kokosöl antimikrobiell wirksam ist und somit das Mikrobiom von Vulva und Scheide beeinträchtigen kann.

Lokal anzuwendendes Östrogen

Oral eingenommenes oder lokal aufgetragenes Östrogen kann viele GSM-Symptome lindern oder beheben, die Durchblutung verbessern und die Produktion von Scheidenflüssigkeit ankurbeln. Wenn Sie unter GSM-Symptomen leiden, ohne weitere Anzeichen für einen Östrogenmangel, dann benötigen Sie vielleicht lediglich ein wenig lokal wirkendes Östrogen, das der Vagina in Form einer sich langsam auflösenden Tablette, einer Creme oder eines hormonabsondernden Rings zugeführt wird, der drei Monate am Stück vor Ort verbleibt. Bekannte Präparate sind hier beispielsweise Vagifem und Ovestin.

Wenn Östrogen auf den vulvovaginalen Bereich aufgetragen wird, gelangt das Östrogen gezielt in das Gewebe, in dem es benötigt wird. Lokal aufgetragenes Östrogen kann von den meisten Betroffenen problemlos verwendet werden, und dennoch weigern sich viele, dies auch zu tun, weil sie „natürlich“ vorgehen wollen. Wie bereits gesagt, die letzte Entscheidung über das, was Sie tun, liegt immer bei Ihnen, aber bitte lassen Sie die Angst nicht Ihr Ratgeber sein. Ein Jahresvorrat an lokal anzuwendendem Östrogen entspricht gerade einmal einer Tablette einer menopausalen Hormontherapie (MHT). Überlegen Sie also, ob Sie nicht gerade aus einer Mücke einen Elefanten machen.

Wenn Ihr Arzt oder Ihre Ärztin sich weigert, Ihnen lokales Östrogen zu verschreiben oder, schlimmer noch, Ihnen sagt, Sie sollen zur Entspannung einfach ein Glas Wein trinken (wie es vielen meiner Klientinnen empfohlen wurde), dann lassen Sie sich nicht damit abspeisen. Machen Sie Ihrem Gegenüber klar, dass Sie das nicht für eine adäquate Antwort halten. Wenn Sie akut von Brustkrebs betroffen sind oder unter ungeklärten vaginalen oder uterinen Blutungen leiden, ist der Einsatz von lokalem Östrogen nicht möglich. Sollten Sie aufgrund einer früheren Diagnose Tamoxifen einnehmen, dann sollte Ihre Ärztin oder Ihr Arzt Rücksprache mit dem behandelnden Onkologen halten, bevor eine lokale Östrogentherapie verschrieben wird.

Systemisches Östrogen

Es lohnt sich, mit Ihrer Ärztin über systemisches Östrogen zu sprechen, wenn sich zu den GSM-Symptomen weitere zeigen, etwa Hitzewallungen, Nachtschweiß, Schlafstörungen, Gelenkschmerzen und Vergesslichkeit. Etwa 10–15 Prozent aller Betroffenen, die eine systemische Hormontherapie nutzen, leiden dennoch unter vulvovaginaler Trockenheit36; in diesen Fällen kann lokales Östrogen zusätzlich verwendet werden. In Kapitel 3 werde ich ausführlicher auf diese Art der Hormontherapie eingehen.

Vaginales DHEA

Wie Sie sich vielleicht erinnern, ist DHEA (Dehydroepiandrosteron) ein sogenanntes Mutterhormon, weil es die Vorstufe zu anderen Hormonen darstellt, wie Östrogen, Progesteron, Testosteron und Cortisol. Vaginales DHEA wird in Form eines Zäpfchens verabreicht. Sobald es sich in der Scheide befindet, wandelt Ihr Körper es in Östrogen und Testosteron um.

Ospemifen

Ospemifen ist ein selektiver Östrogenrezeptor-Modulator (SERM), der eine Östrogenwirkung auf die Vagina hat, für ausreichend Feuchtigkeit sorgt und Schmerzen bei penetrativem Sex lindert. Es handelt sich um die erste nicht-hormonelle Behandlung bei GSM-Beschwerden; das bedeutet, dass sie auch von all jenen problemlos angewandt werden kann, die kein lokales Östrogen nutzen können37, weil sie beispielsweise akut an Brustkrebs erkrankt sind. Da einige Brustkrebsbehandlungen vaginale Atrophie und Trockenheit verursachen können, ist Ospemifen hier besonders nützlich.

Lasertherapie

Eine Lasertherapie kann helfen, die Durchblutung zu verbessern und die Produktion von Kollagen zu stimulieren, wodurch die Schamlippen an Fülle gewinnen können. Das kann wichtig sein, wenn es darum geht, sich schmerzfrei zu bewegen und bequem zu sitzen. Auch Elastizität und Feuchtigkeit der Scheide können sich verbessern. Die Kosten für solch eine Behandlung werden bislang meist nur von privaten Krankenkassen übernommen.

Schmerzen

Schmerzen beim Sex können unabhängig vom Alter auftreten. Besonders ausgeprägt sind sie aber häufig in der Perimenopause und Postmenopause. Schmerzen beim Geschlechtsverkehr können Ihr Selbstbild und Ihre intimen Beziehungen beeinträchtigen – und die Schmerzen können auch unabhängig vom Sex auftreten. Unter Umständen lösen auch Monatsbinden, Kleidung und selbst einfaches Hinsetzen extreme Schmerzen aus. Wenn Sie unter einer der folgenden Symptomatiken leiden, dann sollten Sie sich professionelle Hilfe suchen. Nimmt man Ihre Beschwerden dort nicht ernst, dann sollten Sie das keinesfalls akzeptieren. Ihre Sexualität verdient medizinische Beachtung, und zwar unabhängig von Ihrem Alter oder Beziehungsstatus.

Dyspareunie bedeutet nichts anderes als Schmerzen beim Sex. Leider bekommen allzu viele Betroffene zu hören, das wäre nur Einbildung; sie sollten sich einfach entspannen und vielleicht ein Glas Wein trinken – als ob dies wie durch Zauberhand das Problem lösen würde. Ein Mann, der bei seinem Arzt dieselbe Erfahrung beschreibt, würde vermutlich gleich ernst genommen, gründlich untersucht und mit passenden Behandlungsstrategien versorgt werden. Schmerzen beim Sex können vielerlei Gründe haben, beispielsweise die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre, Endometriose, Hormonschwankungen, Beckenbodendysfunktion, Prolaps, Verklebungen, Verwachsungen und Narben nach Operationen, Infektionen, Dammschnitte, Krebsbehandlungen oder Beckentraumata. In jedem Fall gibt es geeignete Behandlungsmöglichkeiten, beispielsweise eine Hormontherapie, eine Sexualtherapie oder das Konsultieren einer auf Beckenbodenübungen spezialisierten Physiotherapeutin. Ihr Arzt oder Ihre Ärztin kann Ihnen jemanden empfehlen. Klären Sie vorab mit der Krankenkasse, in welchem Umfang die Kosten erstattet werden.

Von Vaginismus spricht man, wenn sich die Beckenbodenmuskeln, die Scheide, Blase und Gebärmutter umgeben, bei einer Penetration unfreiwillig verkrampfen, was penetrativen Sex, vaginale Untersuchungen und den Gebrauch von Tampons schmerzhaft oder sogar unmöglich macht. Es ist ein Leiden, dessen Auswirkungen über Sex hinausgehen. Betroffene leiden oft stumm und fühlen sich isoliert. Auch Auswirkungen auf die psychische Gesundheit und das Selbstbewusstsein gehen nicht selten damit einher.

Vaginismus kann primär sein, was bedeutet, dass er bereits vor jeglicher Form von Penetration vorhanden war. Der sekundäre Vaginismus tritt nach einer traumatischen oder schmerzhaften Erfahrung auf, wie Geburts- oder sexuelle Traumata, Rücken- oder Hüftverletzungen oder dem wiederholten Auftreten von Soor. Nach dem Durchleben einer negativen und schmerzhaften Erfahrung, wodurch die Beckenbodenmuskeln sich verkürzen und anspannen, sorgt die Angst vor einer Wiederkehr der Schmerzen dafür, dass die Beckenbodenmuskulatur sich versteift, um weiteren Schmerzen vorzubeugen – ein Schmerz-Krampf-Kreislauf entsteht. Zur Behandlung sollte in jedem Fall der Besuch bei einer spezialisierten Physiotherapeutin gehören. Zu den weiteren Möglichkeiten zählen der Einsatz von vaginalen Dilatatoren, Vibratoren, Sexualtherapie sowie Entspannungs- und Atemtechniken. Es ist wichtig zu wissen, dass es Spezialisten für dieses Thema gibt, auch wenn Ihre Ärztin sich damit vielleicht nicht auskennt. Im Internet finden Betroffene ebenfalls vielfältige Informationen und Tipps zum Thema sowie Selbsthilfegruppen.

Vulvodynie beschreibt Schmerzen, Brennen und Beschwerden im Bereich der Vulva. Gibt es hierfür keinen bestimmten Grund, ist Vulvodynie eher ein Symptom als ein Leiden. Die Schmerzen können generalisiert sein und die gesamte Vulva betreffen oder sich auf einen Bereich konzentrieren, beispielsweise auf die Klitoris oder den Scheideneingang. Sie können ständig vorhanden sein (was man als „unprovoziert“ bezeichnet) oder als Folge einer Berührung auftreten (das ist dann die „provozierte“ Variante). Meist erleben Betroffene eine Mischung aus beiden Formen. Bei einigen dehnen sich die Schmerzen auf den Analbereich, die Innenseite der Schenkel und die Oberschenkel aus. Die Hypersensitivität kann durch Reize ausgelöst werden (Sex, die Benutzung von Tampons oder Menstruationstassen, das Abwischen nach dem Toilettenbesuch, eine vaginale Untersuchung) oder auch ohne äußere Einwirkung auftreten (Schmerzen bei jeder Form von Berührung, durch Bekleidung oder einfaches Hinsetzen). Wenn sich die Symptome auf den Scheideneingang beschränken, nennt man dies Vestibulodynie.

Hilfreich kann das Verschreiben von Salben und Gels sein, die ein lokales Anästhetikum enthalten, sowie eines trizyklischen Antidepressivums, aber in der Regel ist eine fachübergreifende Behandlung am sinnvollsten. Dazu kann gehören: Besuch eines auf Beckenbodenprobleme spezialisierten Physiotherapeuten, der einen speziell auf das individuelle Empfinden abgestimmten Behandlungsplan entwickelt (Menschen, die unter Vulvodynie leiden, haben oft einen hypertonen Beckenboden, die Muskeln sind also zu stark angespannt); Akupunktur; Einsatz einer Hormontherapie, um die Ursache für eine verringerte Scheidenfeuchtigkeit zu beheben; Beruhigung des Nervensystems und verbesserter Schlaf (auch hier können Hormone helfen); Reduzieren von Infektionen, seelischem Stress und entzündungsfördernden Nahrungsmitteln; Befolgen einer Eliminationsdiät, um herauszufinden, ob es unverträgliche Lebensmittel gibt; Verbesserung der Darmfunktion und Beheben möglicher Ernährungsfehler; therapeutische Unterstützung für Probleme wie Erschöpfung, Missbrauch und Geburts- oder sexuelle Traumata.

Von einer vulvovaginalen Atrophie spricht man, wenn das Gewebe rund um den Scheideneingang und die Scheide selbst „dünner“ wird (atrophiert) und sich aufgrund eines niedrigen Östrogenspiegels entzündet. Eine vulvovaginale Atrophie kann sich nach der Geburt eines Kindes entwickeln, durch Stillen, durch die Einnahme östrogensenkender Medikamente zur Linderung von Gebärmuttermyomen und Endometriose, nach der chirurgischen Entfernung der Eierstöcke (was zur spontanen Menopause führt) und nach der natürlichen Menopause.38 Zu den Behandlungsmöglichkeiten zählen das lokale Auftragen von Östrogen in Form einer Vaginalcreme oder einer Tablette bzw. eines Zäpfchens oder die Abgabe über einen Vaginalring (siehe Seite 154), ähnlich den zur Verhütung eingesetzten Ringen. Dadurch wird der pH-Wert der Vagina gesenkt, die Reifung der Zellen in den Wänden von Vagina und Harnröhre stimuliert, die Häufigkeit von Harnwegsinfekten reduziert und die Atrophie umgekehrt.

Interstitielle Zystitis (IC) ist eine schmerzhafte Blasenerkrankung, deren Symptome einer Infektion des Harntrakts (Zystitis) ähneln. Letztere wird jedoch durch eine Entzündung hervorgerufen, während dies bei IC nicht der Fall ist. Es ist sehr frustrierend, dass die tatsächlichen Ursachen bis heute nicht geklärt sind. Die Symptome können äußerst unterschiedlich sein, zwischenzeitlich immer wieder verschwinden und sich im Laufe der Zeit auch ändern. IC ist eine chronische Erkrankung, die sich in Form von schmerzhaften Symptomen äußert, etwa durch Schmerzen in Bauch und Becken, ein anhaltendes unangenehmes Gefühl in der Blase, Beschwerden bei gefüllter Blase und teilweiser Erleichterung beim Entleeren, Druck auf der Blase, häufigen starken Harndrang und die Notwendigkeit, mehrmals nachts die Toilette aufsuchen zu müssen. Rund 75 Prozent aller Betroffenen haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr39 und 90 Prozent berichten außerdem über ein geringes sexuelles Verlangen40, Erregungsstörungen, Blasenschmerzen beim Sex und den Drang, beim Geschlechtsverkehr urinieren zu müssen. Bei einer Studie mit IC-Betroffenen kam heraus, dass 87 Prozent unter einer Beckenbodendysfunktion litten41 – der Unfähigkeit, mit den Muskeln die Blasen- und Darmfunktion zu kontrollieren. Auch hier kann die Arbeit mit Beckenbodenspezialisten Linderung bringen.