Loe raamatut: «Anne LebensLiebe»
Malte Kerber
Anne
LebensLiebe
Eine Collage
Engelsdorfer Verlag
Leipzig 2021
Foto Umschlagseite
Anne Kerber
70. Geburtstag
Copyright by malte kerber
Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar: >>http://dnb.de<<
Copyright (2021) Engelsdorfer Verlag Leipzig
Hergestellt in Leipzig, Germany (EU)
>>www.engelsdorfer-verlag.de<<
Alle Rechte beim Autor.
Hinweise Gestaltung, Werkangaben, Vertrieb
Seite 12 ff., Seite 237 ff., Seite 332
Anne
… bis der Tod uns nicht scheidet.
Inhaltsverzeichnis
Cover
Titel
Impressum
Das Bild für ein Lebensthema
Zum Grundmotiv
Zum Collage-Begriff
Zur grafisch-typografischen Gestaltung
Prolog
Das verborgene Wort
Postkartengrüße
Briefe – Liebesleid und Liebesfreud´
Liebesnotizen
Schmerzensbuch. Tagebuch Anne
Letzte Wanderung. Tagebuch Malte
Die Urkunde
Die Nachricht
So kommt zum Traurigbaum!
Wie wir den Traurigbaum fanden
Abschied mit einem Lächeln
Zum Programm
Lebensdaten Anne Kerber
Worte zum Abschied
Lied und Gedicht zur Erinnerung
Noch einmal ein Weg gemeinsam
Dank für die Begleitung
Tröstliche Sätze
Hans Ostrinski
Wanda Mönnig
Wolfgang Pomrehn
Gisela Weckert
Franz Sykora
Klaus Rähm
Gisela Thorneycroft
Dr. W. Meier
Claudia Irrgang
Karin Lefke
Gisela Kiekeben
Rita Berger
Hannel.Penndorf
W. u. H-P. Wokittel
Katrin Mocker
Luise Krause
Matthias Mehner
Jutta u. Uli Benedix
Eva u. Fritz Alm
Ros´ Pelzner
Christel Busse
Duygu Hidoroglu
Uschi u. Rolf Vortanz
B. Fahrendorf
S. u. H. Gemmer
Helga u. Peter Kühne
Dorothea Pilz
A.,H.,P. Plaumann
Jessica Voigt
Ilona Hofmann
Gerda Otto
Dr. S. Marten
Algisa Peschel
Karola Elßner
Nach(t)gedanken
Schlafloses Schlafen
Sätze mit Widerhaken
Alles richtig gemacht?
Wut
Das Ende herbeiwünschen?
Lebensentscheidung
Der letzte Abschied?
Gehst mir nicht aus den Augen
Wie eine Geburt
Zieh mit mir hinaus
Rucksackgedichte
Vorweg-Gedanken
Die Gedichte
Verlust
Dein Lächeln
Demenz
allein
Die alten Lieder
Zerspringt das Herz
Alles hat seine Zeit
Letzte Fragen
noch immer
zweisamkeit
friedhofsstille
Der Schritte Klang
Zustand
depression
Albträume
einsam
Einsames Erinnern
Der Tränenbrunnen
Immer für die Liebste
Bitte um Verzeihung
Was bleibt
Schmerzverirrungen
himmeltief
Lied und Gedicht an verschiedenem Ort
Minnelied
Fünf-Minuten-Abschiedsgedicht
Gedicht für Oma
Die Urkunde
Am Ziel
An der Saale hellem Strande
Helle Wasser, dunkle Wälder
Es dunkelt schon in der Heiden
Liebesbrief eines Alten
Alles was schön war
Gipfelglück
O Danny Boy
Das Torffeuer
Der Traum auf der Insel
Always by the ocean
Eine irische Nacht
Vom verborgenen Wort zum Buch
Epilog
Hintergründe
Die Großen Wanderungen
Erklärungshilfen/Endnoten
Veröffentlichungen Malte Kerber
Werkhinweise: Gestaltung, Vertrieb, Nutzung
Angaben zum Autor
Das Bild für ein Lebensthema
Zum Grundmotiv
Bis der Tod uns nicht scheidet … unsere Liebe wird über den Tod hinaus währen! Wohl niemand kann das am Anfang einer Liebe sicher behaupten. Dauert aber eine Liebe über die Zeiten bis zum letzten gemeinsam gelebten Augenblick, dann kann diese Aussage für die Liebenden zur unumstößlichen Wahrheit geworden sein.
Anne ist die LebensLiebe des Autors. Mit dem Grundmotiv griff er auf die Verwendung dieses sprachlichen Bilds in der Kirche bzw. im religiösen Bereich zurück. Dort heißt es: Bis der Tod euch scheidet. Das fordert nach alter Auffassung: Durch die Eheschließung sei die Frau gesetzlich und von Gott gefordert bis zum Tode des Mannes an diesen gebunden.
In der modernen Gesellschaft hat diese Aussage nicht mehr die ehemals fundamentale Bedeutung. Sie wird aber im Sprachgebrauch bzw. im Zusammenhang mit der Eheschließung häufig als ein erstrebenswerter Anspruch an die Liebe zweier Menschen genannt. Der Autor verabsolutiert das Liebesversprechen, indem er formuliert: Bis der Tod uns nicht scheidet. Er meint: Die LebenLiebe wird über den Tod hinaus andauern und ewig währen. Wie auch immer diese Ewigkeit gedeutet wird.
Es sei erwähnt, dass der Autor durch ein für ihn lange zurückliegendes künstlerisches Erlebnis zur Weiterführung des Gedankens über die anzustrebende Dauer einer Liebe angeregt worden ist. Dann nachfolgend durch eine erlebte
LebensLiebe, worüber noch zu berichten sein wird. Er sah im Sommer 1980 einen der wirkungsvollsten DDR-Spiel-filme. Der Titel: „Bis dass der Tod euch scheidet“. Der Film wurde 1979 im DEFA-Studio für Spielfilme in Babelsberg1* produziert. Günther Rücker2 schrieb gemeinsam mit dem Regisseur Heiner Carow3 das Drehbuch über eine junge Ehe im sozialistischen Deutschland. Ein authentischer Fall lieferte die Vorlage. Die anrührende Geschichte und die Starbesetzung führten zu einem außergewöhnlich großem Publikumserfolg. In der Öffentlichkeit, in der Presse und von offiziellen Stellen aber wurde der Film sehr kontrovers eingeschätzt und diskutiert.
Zum Collage-Begriff
Die Collage wird in der bildenden Kunst als eine besondere Gestaltungstechnik genutzt. Sie brachte unter anderem im Surrealismus, Kubismus, Dadaismus, in der Pop Art bedeutende Werke hervor. Auch in der Musik und in der Literatur ist die Collage eine äußerst produktive Möglichkeit des künstlerischen Schaffens.
Der Autor setzt sich in seinem Buch mit einem Stoff von großer Emotionalität auseinander. Er suchte folglich nach einer Darstellungsform, die dem Spannungsfeld „tiefste persönliche Berührung – große Sachlichkeit“ entspricht. Er versucht, den daraus resultierenden Ansprüchen mit der Technik der literarischen Montage/Collage gerecht zu werden: Zusammenfügen unterschiedlicher Textformen, wechselnde Erzählpositionen, verschiedener Prosa- und Lyrikformen, Einführung von Dokumenten/originalen Zeugnissen u. a. m.
Zur grafisch-typografischen Gestaltung
Eine LebensLiebe zwischen Leben und Tod, welcher literarische Stoff könnte anspruchsvoller sein! Erzählt wird im vorliegenden Bericht in Collage-Form. Der Autor wagte sich nicht nur als Erzählender und Betroffener an die Sinn-Frage heran, was denn eine Lebensliebe sei, ob und wann diese endet. Zugleich wollte er auch dem aufgeschriebenen und schließlich gedruckten Text ein ihm eigenes Bild geben. Fühlte er sich doch auf das engste mit der zu erzählenden Geschichte verbunden. Dem versuchte er bei der Bearbeitung und Formatierung des Textes gerecht zu werden. Vor allem war es seine Absicht, sich von der äußeren Form her dem Erzählten weitgehend anzunähern und dem Gefühlten zu entsprechen. Dabei sollte der gestalterische Aufwand „im Rahmen“ bleiben. Auch deshalb verzichtete er auf den Einsatz weiterer Farben im Innenteil des Buches. Ausgenutzt werden sollten vor allen die Möglichkeiten, die das „normale“ Textverarbeitungsprogramm von Hause aus bietet.
Die genannten Prämissen betrafen unter anderem: die Auswahl der Brotschrift4, die Gliederung des Textes, die Gestaltung des Satzspiegels5, des Kolumnentitels6 und der Seitenziffern. In diesem Zusammenhang soll auch aufmerksam gemacht werden auf die grafisch-typografische Gestaltung der Rucksackgedichte. Siehe: Rucksackgedichte. Vorweg-Gedanken. Seite: 238.
Prolog
Ich habe meine LebensLiebe gefunden!
Wer das aus tiefstem Herzen feststellen kann, der darf sich glücklich schätzen. Wer am Anfang einer Liebesgeschichte so überzeugt empfindet und zu wissen glaubt, der kann sich aber noch nicht sicher sein, ob die Erwartungen, Wünsche, Hoffnungen sich erfüllen werden, die mit dem Liebesbeginn verbunden sind. Da muss sich die Liebe als gelebte Lebens-Liebe erst noch beweisen. Die Zeiten und der Lauf des Lebens warten mit ihren Prüfungen.
Ich hatte meine LebensLiebe gefunden!
Wer das sagen darf, wenn die Liebe über die Jahre hinweg bestanden hat, der darf sich unendlich glücklich schätzen. Unendlich! Sein Urteil hat die Beweiskraft einer gelebten Liebe. Besitzt er doch außerdem zum Zeitpunkt der SPÄTEN LIEBe einen reicheren Urteilsschatz als zum Zeitpunkt seiner JUNGEN LIEBE. Er kann den Anfang und das Ende der gemeinsam erlebten und gelebten Liebe vergleichen. Kann auch sehen und abwägen, wie andere Paare ihre Liebe erleben oder eben nicht.
Aber irgendwann findet auch die LebensLiebe ein Ende. Oft weil das Leben an einem bestimmten Punkt eben nicht mehr gemeinsam gelebt und geliebt werden kann. Sie findet ihr Ende, was sich meist für die nunmehr Verwaisten als ein Unglück darstellt. Seltener als eine Erleichterung oder Befreiung.
Eine Liebe kann aber auch ihr Ende finden, wenn denn einer der Liebenden von der Welt gehen muss. Krankheit, Unfall, Unglück, Katastrophe oder auch das Alter können dem Leben und der Liebe ein körperliches Ende setzen. Der geliebte Mensch ist nicht mehr da. Nicht mehr fassbar. Unfassbar!
Was bleibt uns, die wir die LebensLiebe verloren? Was geschieht, wenn im „Buch der Liebe“, welches man gemeinsam schrieb, wenn darin das letzte Lebenskapitel endet? Wenn im ewigen Lauf der Dinge das Herz des geliebten Menschen aufhört zu schlagen? Wenn es an der Zeit war zu gehen, wie allgemeinläufig gesagt wird. Tröstend gemeint, aber schmerzhaft für den, der zurückbleibt.
Ach, „Ännchen von Tharau“7, der Dichter, der dir diese schöne Zeile schrieb, er meinte sich und sprach doch für alle Liebenden, die sich lieben wollten für immer, bis dass der Tod uns scheidet. Für alle Liebenden, die sich lieben wollten ewig! Was bleibt? Wenn das Leben und der Tod anders entschieden? Nur noch die Erinnerung? Was ist sie denn wert, die Erinnerung?
Ich verlor meine LebensLiebe. Verlor ich sie? Dieses Buch ist ein Versuch, auf diese Frage eine Antwort zu finden.
Ich fürchte: Das wird mir allgemeingültig nicht gelingen!
Malte Kerber
Berlin, 09.04.2020
Das verborgene Wort
DAS – VERBORGENE – WORT. In diesen drei Worten schwingt Poesie. Was ist das für ein Wort, das da verborgen bleiben soll und doch leise fordernd ans Licht geholt werden möchte? Worte sind Ausgangspunkte von Geschichten, die erzählt und die aufgeschrieben werden wollen. Sie klopfen darum immer wieder fordernd an die Tür des dichtenden Aufschreibers.
„Das verborgene Wort“ ist der Titel des zweiten Romans der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulla Hahn 8. Anne und ich, wir lasen ihn und unterhielten uns über das Schicksal der Hauptfigur Hilla Palm. Meine LebensLiebste hatte Ähnlichkeiten zwischen deren und ihrem Leben entdeckt. Sie ergänzte die genannten Worte mit zwei weiteren, es entstand ein Satz:
Das verborgene Wort heißt Liebe.
Was für ein schöner Gedanke! Er drückte sehr intim etwas Allgemeines über die Liebe und etwas Wesentliches über die Persönlichkeit meiner Frau aus. Liebesworte sind tatsäch-lich häufig verborgene Wort. Diese sollten aber aus-gesprochen werden. Nicht zu früh, vor allem nicht zu spät! Und Liebeworte warten auch darauf, aufgeschrieben zu werden. Das ist noch wichtiger, als sie nur auszusprechen! Was auf dem Papier steht, das hat etwas Gültiges. Es steht dort schwarz auf weiß. Oder auch Farbe auf Farbe, je nach Phantasie. Es steht dort, kann wiederholt gelesen werden. Die Liebe zwischen Anne und mir begann etwa 1983. Drei Jahre später heirateten wir. Von Anfang an schrieben wir uns. Holten auch die verborgenen Worte aus unserem Gedanken und machten sie dem anderen lesbar. Das war oft nicht einfach. Kleine Notizen füreinander, Postkarten und die langen Briefe gehörten zu unserem Alltag und zu unseren Festtagen. Beide mussten wir uns aus schwierigsten persönlichen Verhältnissen heraus- und zueinander finden. Dabei half uns das Aufschreiben für den anderen. Dieses Aufeinander-zu-Schreiben hatte auch einen ganz praktischen Grund. Wir lebten in getrennten Wohnungen und hatten über die Woche meist keine Zeit füreinander. Verstärkt wurden unsere Schwierigkeiten auch durch die komplizierter werdenden gesellschaftlichen Verhältnisse Mitte der 80er Jahre in der DDR. Sie berührten fast alle Bürger und Familien ganz direkt.
Im Zentrum des kleineren deutschen Landes, in Berlin, erlebten wir, Anne und ich, in dieser Zeit die Krise und das Zusammenfallen einer Gesellschaft, die ihren hohen Ansprüchen nicht gerecht wurde und wohl nicht werden konnte. Das hatte auch für uns persönliche, familiäre, berufliche, kulturelle, soziale und manch andere Konsequenzen. Es ging auch bei uns um sehr existentielle Fragen.
Da unterschieden wir uns nicht von den meisten Menschen in der DDR. Unser Staat hatte sich ausgelebt oder verlebt. Wir wurden ebenfalls hineingeworfen in für uns völlig neue Lebensverhältnisse. Einschneidendes musste sich auch in unserem Denken und Fühlen verändern. Wir halfen uns, wo wir nur konnten, hätten manches allein wohl nicht bewältigt. Da spielte eben auch das Aufschreiben der „verborgenen Worte“ des einen für den anderen eine große Rolle. Anne sammelte, unbemerkt vor mir, solche schriftlichen Zeugnisse unseres Gedankenaustauschs. Sie schenkte mir Jahre später einen von ihr schön gestalteten dicken Hefter, darin Postkarten, Briefe und Liebesnotizen aus den Jahren 1984 – 2001. Die Titelseite schmückte sie mit einer kleinen Klebearbeit zum erwähnten Motto.
Diese sechzehn Wende-Jahre waren für Anne und mich und für unser gemeinsames Leben ganz entscheidende Jahre. Nach 1989 bis zum Anfang des neuen Jahrhunderts hatte sich für uns alles, alles verändert. Und auch wir veränderten uns, ohne uns zu verbiegen. Vieles Wertvolle aus unserer Vergangenheit nahmen wir in die vor uns liegenden Jahre mit. Unsere Liebe aber war uns trotz aller Veränderungen zu einer gelebten LebensLiebe gewachsen. Sie trug uns gemeinsam in eine andere für uns neue Zeit, im weiteren und ganz persönlichem Sinne.
Postkartengrüße
In ihrem „Liebes-Sammelsurium“, wie Anne den Hefter nannte, hatte sie auch Postkarten aufbewahrt, die ich ihr aus verschiedenem Anlass geschrieben und geschickt hatte. Darunter einen kompletten zusammenhängenden Satz, welcher aus dem Frühjahr 1985 stammt. Wir hatten in diesem Jahr damit zu kämpfen, für uns beide einen neuen Lebensweg zu finden. Genauer: Überhaupt erst einmal einen neuen Startpunkt zu bestimmen.
Wir wussten zum Beispiel noch nicht, wie und wo wir zusammenleben konnten. Es ging schlicht und einfach und doch so schwerwiegend für uns erst einmal um eine Wohnung, in der wir gemeinsam leben konnten. Dann die große Frage: Wie geht es weiter mit der DDR? Die Entwicklung im Lande bröselte vor sich hin. Ich hatte mich in meiner beruflichen und politischen Tätigkeit mit immer komplizierter werdenden Bedingungen auseinanderzusetzen. Im Frühjahr erhielt ich dann auch noch einen besonderen journalistischen Arbeitsauftrag. Für mich eine sehr reizvolle Aufgabe. Aber er machte alles für uns beide nicht leichter! Ich musste für mehrere Wochen eine Reportagereise antreten.
Der Anlass: Am 8. Mai 1985 jährte sich der 40. Jahrestag der Kapitulation der faschistischen Wehrmacht, der deutsche Faschismus war im Frühjahr 1945 zerschlagen worden, die Kämpfe in Europa zu Ende. In der DDR und den anderen sozialistischen Staaten feierte man den 8. Mai als „Tag der Befreiung“. 1985 – das war ein runder Jahrestag! Aus diesem Anlass fand eine Internationale Autorallye statt. Auf den „Spuren des Sieges“, so ihr Motto, führte sie von Moskau durch alle sozialistischen europäischen Länder. Ich sollte die Tour als Journalist begleiten und darüber berichten.
Anfang April starteten wir in Berlin, um nach Moskau zum scharfen Start zu fahren. Ich saß mit meinem Freund und Journalisten-Kollegen Hartmut Nehring von der „Jungen Welt“9 in einem der vier Autos der DDR-Delegation. Das war für uns ein besonderer und interessanter Auftrag. Er führte uns über Tausende von Kilometern durch ganz Ost-europa. Hochinteressant und erlebnisreich die Fahrt! Aber: Ich war auch vier Wochen von meiner Liebsten getrennt. Während einer für unser gemeinsames Leben komplizierten persönlichen Situation. Vieles war für uns noch ungeklärt.
Die Reportagereise gestaltete sich ausgesprochen anstrengend und zeitintensiv. An das Schreiben von Briefen war gar nicht zu denken. Deshalb schickte ich Anne von jedem Etappenort eine Postkarte. Meine Liebste sammelte diese und bewahrte sie in ihrer Sammelsurium-Mappe auf.
--------------------
Warschau, Polen 13.04.85
Den ersten Fahrtag geschafft. Wetter trüb! Alles noch normal!
Bin sehr müde. Morgen geht es bei Brest über die Grenze in die Sowjetunion … Werden uns mit dem Fahren abwechseln.
2 x Zeitverschiebung. Komme mit dem Schlafen durcheinander.
Denke an dich! Gruß und Kuss!
Dein Julius
Minsk, Weißrussland 15.04.85
Anne-Maus, Mitternacht ist vorbei. Wir bereiten uns zum Schlafen vor. Heute eine wilde Fahrt von Warschau über Brest nach Minsk … Brest – traurige Erinnerungen an den 20./21. Juni 1941. Ließen das Herz weinen.
„Lasst das Leben leben!“
sagte uns die Dolmetscherin zum Abschied …
Während der folgenden Fahrt konnten wir schon Russlands Weiten erahnen. Belorussland zeigte uns seine Wälder und Sümpfe. Felix Scheffler.10, Konteradmiral a.D., 70er Jahrgang, Mitglied unserer Truppe, ein sehr bescheidener alter Genosse.
Hat hier als Aufklärer bei den russischen Partisanen gekämpft.
Schwer vorstellbar, man kann nur Achtung empfinden.
Habe meine Fernbrille verbummelt! Hmmm…
Bin sehr müde. Gute Nacht!
Malte