Loe raamatut: «Gottes Angebote»

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Manfred Engeli

Gottes Angebote

Manfred Engeli

Gottes Angebote

Final ausgerichtete Seelsorge


Impressum

Bibelzitate wurden den folgenden Übersetzungen entnommen:

(EÜ) Einheitsübersetzung der Heiligen Schrift © 1980 Verlag Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

(GN): Gute Nachricht Bibel (Bibel in heutigem Deutsch) © 1982 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

(HfA): Hoffnung für alle® © 1983, 1996 by International Bible Society

(LU): Bibel in der Übersetzung von Martin Luther in der revidierten Fassung von 1984, durchgesehene Ausgabe in neuer Rechtschreibung © 1999 Deutsche Bibelgesellschaft, Stuttgart

(NZH): Zürcher Bibel 2007 © 2007 Verlag der Zürcher Bibel beim Theologischen Verlag Zürich

(ZH): Zürcher Bibel 1942 © Verlag der Zürcher Bibel beim Theologischen Verlag Zürich

Alle anderen Zitate: (EF) Die Bibel. Elberfelder Übersetzung © 1985/1991/2006, R. Brockhaus Verlag, Wuppertal

Dieses Buch als E-Book:

ISBN 978-3-86256-725-6

Dieses Buch in gedruckter Form:

ISBN 978-3-86256-020-2, Bestell-Nummer 588 719

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar

Lektorat: Roland Nickel, Altdorf/Böblingen

Umschlaggestaltung: spoon design, Olaf Johannson

Umschlagbild: © monami/ShutterStock.com Satz: Neufeld Media, Weißenburg in Bayern

© 2012 Neufeld Verlag Schwarzenfeld

Nachdruck und Vervielfältigung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung des Verlages

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Inhaltsverzeichnis

Zu diesem Buch

Über den Autor

Vorwort

Einführung ins Thema

Hinweise für den Leser

1. Die Grundlagen

1.1. Final ausgerichtete Seelsorge

1.2. Gott sucht Mitarbeiter

1.2.1. Gott beruft Menschen

1.2.2. Die doppelte Grundentscheidung

1.2.3. Ein Lernprozess beginnt

1.3. Gottes Angebote

1.3.1. Die biblischen Angebote

1.3.2. Vergeben

1.3.3. Erlösung aus dem unguten Erbe

1.3.4. Sorgen abwerfen

1.3.5. Gottes individuelle Angebote

1.4. Gottes Wege

1.5. Finale Logik

1.6. Das Lob der Torheit

2. Menschliche Nöte – Gottes Angebote

2.1. Ein biblisches Menschenbild

2.1.1. Ursprung und Ziel

2.1.2. Verantwortlichkeit des Menschen und Antriebe des Handelns

2.1.3. Entwicklung und Veränderung

2.1.4. Der Mensch als Beziehungswesen

2.2. Die Wurzel aller Not

2.3. Die Zerbrochenheit des Menschen

2.3.1. Belastende Erbanteile

2.3.2. Unvollkommene Gegenüber

2.3.3. Das Leben als Kampfplatz

2.3.4. Das Gesetz der Perpetuierung

2.4. Nöte und Störungen einordnen

2.4.1. Nöte in der Beziehungsfähigkeit

2.4.2. Entwicklungsbedingte Nöte und Lerndefizite

2.4.3. Bedürftigkeit und emotionale Defizite

2.4.4. Geistliche Nöte

2.4.5. Und die Diagnose?

2.5. Gottes Angebote

2.5.1. Gottes Teil – unser Beitrag

2.5.2. Heiligung

3. Veränderung durch Gesinnungswandel

3.1. Herz – Gesinnung – Verhalten

3.2. „Willst du gesund werden?“

3.3. Veränderung als Prozess

3.3.1. Die Etappen der Veränderung

3.3.2. Zucht

3.4. Grundregeln der Veränderung

3.5. Wenn Gott Regie führt

3.5.1. Ein gemeinsamer Schritt

3.5.2. Die Auswirkungen

3.5.3. Wie Gott uns einsetzt

4. Stationen einer Finalen Seelsorge

4.1. Finale Seelsorge als vorbereitetes Werk

4.2. Anfrage und Erstgespräch

4.2.1. Die Anfrage

4.2.2. Das Erstgespräch

4.2.3. Die Entscheidung

4.2.4. Die Seelsorge-Vereinbarung

4.3. Die Anfangsphase

4.3.1. Die Vertrauensbasis

4.3.2. Das Schwungrad der Veränderung

4.4. Der Verlauf einer Finalen Seelsorge

4.4.1. Wahl und Abfolge der Themen

4.4.2. Der Verlauf

4.4.3. Meilensteine

4.4.4. Standortbestimmungen

4.5. Das Einbeziehen des sozialen Umfeldes

4.5.1. Einzelseelsorge mit verheirateten Klienten

4.5.2. Die Ko-Evolution fördern

4.6. Eine Finale Seelsorge abschließen

4.6.1. Das Abschlussgespräch

4.6.2. Abbrüche

5. Arbeitsweisen

5.1. Mit Gott zusammenarbeiten

5.2. Den Glauben einbeziehen

5.2.1. Kanäle für Gottes Kraft

5.2.2. Begleitende Fürbitte

5.2.3. Den Glauben in die Gespräche einbeziehen

5.2.4. Finale Seelsorge mit Nichtchristen

5.3. Verschiedene Arbeitsweisen

5.3.1. Spiralen- oder Sektoren-Arbeit?

5.3.2. Arbeit am Aktuellen

5.3.3. Thematische Arbeit

5.3.4. Erlebnis-Aufarbeitung

5.3.5. Entwicklungsarbeit

5.3.6. Grundstörungen angehen

5.3.7. Die Krisenintervention

5.3.8. Geistsorge

5.3.9. Körperliche Heilung

5.3.10. Befreiung von finsteren Mächten

5.4. Möglichkeiten und Grenzen der Finalen Seelsorge

6. Finale Gesprächsführung

6.1. Gesprächsführung und Grundeinstellungen

6.2. Die Kunst der Gesprächsführung

6.2.1. Aufgaben der Gesprächsführung

6.2.2. Das Gespräch als Rangierbahnhof

6.2.3. Die Kunst des Weiterführens

6.2.4. Die Echtheit bewahren

6.3. Finale Gesprächsführung

6.3.1. Zielgerichtetheit

6.3.2. Die drei Fragen

6.3.3. Leitung durch den Heiligen Geist

6.3.4. Tiefgang

6.3.5. Konzeptuelles Arbeiten

6.4. Die Phasen und Stationen des finalen Gesprächs

6.5. Liebe im Gespräch

6.5.1. Agape-Liebe

6.5.2. Hören

6.5.3. Reden

6.6. Geistgeleitet beten

6.6.1. Gebet als Grundkompetenz

6.6.2. Seelisches Gebet

6.6.3. Geistgeleitet beten

6.6.4. Hörendes Gebet

7. Der Seelsorger

7.1. Mein Weg

7.2. Mit- oder Für-Arbeiter Gottes?

7.3. Die Entscheidung fällen

7.4. Eigenerfahrung und Golddeckung

7.5. Der Lebensstil der Sohn- oder Tochterschaft

7.6. Auf sich selbst achten und Psychohygiene

7.6.1. Die privilegierte Situation der Mitarbeiter Gottes

7.6.2. Eigenverantwortlichkeit

7.6.3. Gottes Ratschläge für innere Stabilität

7.6.4. Beziehungshygiene

7.6.5. Geistliche und seelische Hygiene

7.7. Kompetenzen für Gottes Mitarbeiter

8. Weiterwachsen

8.1. Kontinuierliche Zurüstung

8.2. Die vier Formen der Supervision

8.2.1. Intravision und Supravision

8.2.2. Intervision und Supervision

8.3. Wissen und Abhängigkeit von Gott

8.4. Vom Wert der Ausbildungen

Nachwort

Anhang

Begriffserklärungen

Verzeichnis der Abbildungen

Verzeichnis der Übersichten

Über den Verlag

Finale Eheseelsorge Ehewochen und ­Ausbildungskurse LiSa Eheatelier

Finale Eheseelsorge

Ehewochen und Ausbildungskurse für Finale Eheseelsorge

Der Verein LiSa Eheatelier

Informationen und Kontakt

Zu diesem Buch

Dr. Manfred Engeli beschreibt hier erstmals den Ansatz der Finalen Seelsorge: Im seelsorgerlich-therapeutischen Gespräch geht es vor allem darum, gemeinsam Gottes einmalige Lösung zu entdecken und zu helfen, dieses Angebot anzunehmen. Die Finale Seelsorge ist eine vorwärtsgerichtete statt vergangenheitsbezogene Sicht- und Arbeitsweise; sie umschreibt ein lösungs- statt problemorientiertes Vorgehen.

Ein biblisch begründetes, gut lesbares und mit vielen Praxisbeispielen versehenes Buch für professionelle wie ehrenamtliche Therapeuten und Seelsorger – und für Leser, die sich Heilung und Veränderung im eigenen Leben wünschen.

„Manfred Engeli, der Psychotherapeut, verzichtet auf das therapeutische Handwerkszeug und formuliert in einem klassischen Seelsorgeentwurf eindrücklich die göttlichen Lösungsangebote. Es ist das praktische Buch eines Seelsorgers, der Gottes Handeln an sich erlebt hat und in seiner Praxis immer mehr das Potential und die Realität des lebendigen Gottes und seiner Lösungen erfährt.“

Pfarrer Daniel Zindel, Leiter der Stiftung „Gott hilft“ und Autor

Über den Autor

Dr. Manfred Engeli, geboren 1937, ist Psychologe und Psychotherapeut. 20 Jahre lang leitete er die Christliche Beratungsstelle Bern. Heute widmet sich der Paar- und Familientherapeut vor allem der Ausbildung von Seelsorgern.

Er ist verheiratet mit Anne-Fleurette Engeli-Méroc; die beiden haben fünf erwachsene Kinder und leben bei Bern.

Vorwort

Vor einigen Jahren fiel mir in einer psychologischen Fachzeitschrift der Titel eines Artikels auf: Lösungen erfinden statt Probleme lösen – Lösungsorientierte Kurzzeittherapie1. Er löste bei mir ein Aha-Erlebnis aus: „Das ist es! Der Titel umschreibt meine Arbeitsweise!“ Was mich damals angesprochen hat, ist der hier indirekt ausgedrückte Wechsel von einer vergangenheitsbezogenen zu einer vorwärtsgerichteten Sicht- und Arbeitsweise, von der Problemorientierung zu einem lösungsorientierten Vorgehen, und das Bestreben, mit einer Kurzzeittherapie nachhaltige Veränderung zu bewirken. Dabei wurde mir aber auch das Privileg meines christlichen Ansatzes bewusst: Ich brauche mit dem Klienten keine Lösungen zu „erfinden“; es geht in einem Gespräch jeweils einfach darum, miteinander zu entdecken, welche einmalige Lösung Gott in seiner liebevollen, schöpferischen Kreativität für mein Gegenüber vorbereitet hat, und ihm zu helfen, Gottes Angebot anzunehmen. Diese Feststellung hat mich tief beglückt. Die „gute Nachricht“ von Gottes Angeboten zur Lösung unserer Nöte, die ich in meiner therapeutischen Tätigkeit entdeckt habe, will ich an andere weitergeben. Das ist der Sinn dieses Buches.

Einführung ins Thema

Meine Arbeitsweise hat sich in meiner mehr als zwanzigjährigen vollzeitlichen Tätigkeit als christlicher Psychotherapeut entwickelt und immer klarer herausgebildet. Dabei kam mir die Herausforderung zustatten, meinen ganz in der Praxis entwickelten Ansatz in Seelsorgeaus- und -weiterbildungen immer wieder theoretisch und biblisch klar begründen und einfach, verständlich und praxisbezogen lehren zu müssen. Erst durch die Ausbildungstätigkeit wurde mir bewusst, dass sich in meiner Arbeit ein eigenständiger, kohärenter Ansatz entwickelt hatte, den nicht nur Psychotherapeuten, sondern auch Laienseelsorger aufnehmen und umsetzen können. Was ich hier weitergebe, ist also die Frucht meiner Erfahrung als Psychotherapeut und Ausbilder. Es ist aber auch Ausdruck der Entwicklung meiner Denkweise und meiner Person; das Vermittelte soll in Übereinstimmung mit meinen tiefsten Überzeugungen stehen2, es soll „Golddeckung“3 haben in meinem Leben.

Auch für mich gilt die Regel: Wir haben die Meinungen und Theorien, die sich aus unserem Leben ergeben, und vertreten das, wovor wir selber bestehen können. Deshalb will ich Ihnen als Leser zunächst meinen persönlichen Weg und die Hintergründe meiner Überzeugungen offenlegen.

Nach fünfzehn Jahren Lehrtätigkeit in den Fächern Deutsch, Französisch und Geschichte entschloss ich mich mit 38 Jahren, das Psychologiestudium an der Universität Bern aufzunehmen. Als Nebenfächer wählte ich Psychopathologie und Schweizergeschichte. Schon während des Studiums begann ich mit einer Ausbildung in Verhaltens- und in Gesprächspsychotherapie. 1982 promovierte ich mit dem Thema: „Das handlungsbegleitende laute Selbstgespräch“. Nach dem Abschluss begann ich, psychotherapeutisch zu arbeiten, und baute die Christliche Beratungsstelle Bern auf. Ausbildungsmäßig bin ich Gesprächspsychotherapeut und Supervisor SGGT, Fachpsychologe FSP für Psychotherapie und habe später noch eine Weiterbildung in Paar- und Familientherapie gemacht. Ich und die wachsende Zahl meiner Mitarbeiter4 – zuerst eine Psychologin, dann ein Psychiater, eine Psychiaterin und ein Psychologen-Ehepaar – hatten uns zum Ziel gesetzt, unsere ausbildungsspezifische Arbeitsweise mit dem christlichen Glauben zu verbinden. Dies wurde zum Markenzeichen der Christlichen Beratungsstelle. Es zeigte sich sehr rasch, dass dieses Angebot einem großen Bedürfnis gläubiger Menschen entsprach. Trotz der wachsenden Mitarbeiterzahl wurde der Zudrang so stark, dass ich pro Jahr oft bis zu hundert Menschen die gewünschte Therapie versagen musste und ihnen höchstens ein einzelnes Gespräch anbieten konnte. Seit 2002 bin ich nun pensioniert; die anderen Therapeuten führen das Christliche Therapiezentrum im Siloah Gümligen, wie die Beratungsstelle nun heißt, weiter.

Von Anfang an war es mein Ziel gewesen, zuerst die psychologische Sicht des Menschen und die menschlichen Hilfsangebote kennen zu lernen und dann zu entdecken, welche Angebote Gott, der Schöpfer des Menschen, für diesen hat. Zu Beginn meiner Tätigkeit erlebte ich dann die freisetzende und verändernde Kraft des Glaubens an mir selbst: In einer Woche für Gebetsseelsorge erfuhr ich eine befreiende und tief greifende Veränderung meiner Person. Gott hat mich mit dem Geschenk der Freiheit der Kinder Gottes, dem Leben aus der Liebe des Vaters und der Hilfe des Heiligen Geistes so überrascht, dass ich den Entschluss fasste, ihm mein ganzes Wissen und Können abzugeben; er sollte darüber verfügen können und mich durch seinen Geist leiten. Das eigene beglückende Erleben hat den Wunsch geweckt, anderen Menschen die gleiche Erfahrung zu ermöglichen. Es hat die weitere Entwicklung meiner therapeutischen Tätigkeit stark bestimmt und zudem zu einer vertieften Auseinandersetzung mit der Frage nach dem Zusammenspiel von psychologischen Kenntnissen, psychotherapeutischen Vorgehensweisen und der Kraft des Glaubens geführt.5

Auch meine Zertifizierung als Gesprächspsychotherapeut wurde zu einer überraschenden Erfahrung. Ich hatte mich mutig entschlossen, den Experten Therapien und Tonbänder vorzulegen, die mein Einbeziehen des Glaubens in klarer Weise dokumentierten. Nun war ich gespannt auf ihre Reaktion. Würden sie mir die Zertifizierung verweigern? Das Gegenteil trat ein. Der eine Experte sagte: „Ich beneide diese Frau um das Veränderungspotential, das in ihrem Glauben liegt.“ Der andere ging noch weiter: „Was in dieser Therapie geschehen ist, beeindruckt mich so …; eigentlich müsste ich persönliche Schritte tun in dieser Richtung.“ Dann ermutigten sie mich, über das Thema „Der christliche Glaube als Veränderungspotential“ zu schreiben.6 Diese erstaunlichen Reaktionen werden verständlicher, wenn man den überzeugungsmäßigen Hintergrund der Gesprächspsychotherapie kennt: Sie geht davon aus, dass das Beziehungsangebot des Therapeuten das eigentliche therapeutische Agens ist. Das Veränderungspotential des Klienten wird durch eine therapeutische Haltung von bedingungsloser Wertschätzung, Empathie (einfühlendes Verstehen) und Kongruenz (Echtheit) freigesetzt. Damit wird Gott zum besten therapeutischen Gegenüber, denn er verkörpert diese Haltung in vollkommener Weise, und die Gottesbeziehung wird zum idealen Raum für tief greifende Veränderung. Für jede Art von christlicher Psychotherapie oder Seelsorge müsste die Arbeit mit dem Klienten an einer durch Liebe geprägten Gottesbeziehung eigentlich zur Priorität Nr. 1 werden.

Die Erfahrungen des Anfangs haben sich in der Folge vertieft und bestätigt. Ich könnte meine Überzeugung heute so zusammenfassen: Gott ist in jeder helfenden Tätigkeit der eigentlich Wirkende; es ist seine Gnade, die dem Menschen Veränderung ermöglicht7. Der Ausruf Jesu am Kreuz: „Es ist vollbracht“8 bedeutet, dass alles, was zur Freisetzung, Stillung, Heilung und Veränderung eines Menschen nötig ist, schon für ihn bereitsteht. Wenn ein Mensch im Glauben sich nach Gottes Angeboten ausstreckt, kann seine Kraft viel mächtiger wirksam werden.9 Dort, wo die Motivation eines Klienten aus dem Glauben kommt und er Gott vertraut, steigern sich die Intensität, die Effizienz, die Kürze und die Nachhaltigkeit des therapeutisch-seelsorgerlichen Prozesses. Je mehr Gott in den Gesprächen direkt zum Zuge kommt, desto effizienter werden sie. Durch das Einbeziehen des Glaubens erhöht sich die Kompetenz des Helfers. Als Gottes Mitarbeiter tätig zu sein, bewirkt viel Entlastung, bringt aber auch große Herausforderungen mit sich und bedingt eine eigene, anspruchsvolle Professionalität. Auf der Basis des Glaubens Hilfe anzubieten, verstehe ich als ein fachkompetentes Handeln in Verantwortung vor Gott, dem größten therapeutischen Experten, dessen Mitarbeiter wir sind.

Was ist nach meiner Grundentscheidung, mich Gott zur Verfügung zu stellen und ihm all mein Wissen und Können abzugeben, geschehen? Aus dem Neuen, das ich in der Zusammenarbeit mit ihm entdeckte, dem psychologischen Wissen, an das Gott mich von Zeit zu Zeit erinnerte, gewissen therapeutischen Regeln, die sich von ihm her bestätigten, und der wachsenden praktischen Erfahrung hat sich mein Ansatz Schritt um Schritt entwickelt. Er ist für mich ein unteilbares Ganzes geworden. Auf die immer wieder gestellte Frage: „Welches ist der Anteil Ihres Psychologiestudiums und Ihrer psychotherapeutischen Ausbildung in dem, was Sie heute tun?“, musste ich immer dieselbe Antwort geben: „Ich kann es nicht mehr auseinander halten“.

Da Gott als Schöpfer des Menschen der größte psychologische Experte, als sein Erlöser der kompetenteste Therapeut und in seiner Liebe der immer Wirkende ist, ist es für mich und für den Klienten das Beste, wenn ich mich Gott unterordne und mich seinem Wirken anschließe. Dabei komme ich kaum je in Konflikt mit dem, was ich in meinen Ausbildungen gelernt habe; und wenn dies einmal geschieht, dann erachte ich Gottes Weisheit als höher und dem menschlichen Erkennen weit überlegen. So ist Gott für mich das Modell geworden, von dem ich lerne, der Meister, mit dem ich zusammenarbeite, der Supervisor, vor dem ich mein Tun verantworte, und der Lehrer, den ich frage, wenn ich etwas nicht verstehe. Gott ist die wirkliche Quelle aller therapeutisch-seelsorgerlichen Weisheit und Erkenntnis.10

Hinweise für den Leser

Dieses Buch ist einerseits als Sachbuch gedacht: Ich möchte den Leserinnen und Lesern, ob sie nun Laien oder Fachleute sind, meine Arbeitsweise möglichst klar und praktisch umsetzbar darlegen. Ich gehe dabei nicht geradlinig-systematisch, sondern spiralförmig-vertiefend vor. Dies bedeutet, dass gewisse Grundgedanken und wichtige Themen mehrfach angesprochen werden. Nach einer ersten Erwähnung oder kurzen Einführung taucht das gleiche Thema in einem neuen Zusammenhang erneut auf, wird aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet und vertieft; dies kann mehrfach geschehen. Auf diesem Weg kann das menschliche Herz Neues entdecken und die Dinge immer tiefer verstehen.

Zwischen dem Verstehen eines Inhaltes und der eigenen Erfahrung besteht eine Wechselwirkung: Je größer die Erfahrung, desto tiefer das Verstehen. Deshalb habe ich das Buch auch als Erfahrungsbuch konzipiert. Ich möchte meine Leser ermutigen, das Gelesene für ihr eigenes Leben nutzbar zu machen. Wenn Sie, liebe Leserin, lieber Leser, sich beim Lesen für das öffnen, was Sie anspricht, wird Gott Sie anleiten, wie Sie eines seiner Angebote annehmen, wo Sie eine klare Entscheidung treffen und wie Sie Ihren Entschluss nachher umsetzen können. So können Sie das, was Jesus durch seinen Tod am Kreuz für Sie vollbracht hat, portionenweise für sich in Besitz nehmen; Sie begeben sich damit in „Gottes Therapie“. Aus eigener Erfahrung kann ich bezeugen, dass es spannend, beglückend und äußerst lehrreich ist, beim „großen Helfer“ Klient zu sein. Es lohnt sich, die persönliche Betroffenheit und den inneren Weg beim Lesen des Buches in einem Lese-Tagebuch festzuhalten. Wenn Sie sich darauf einlassen, werden Sie reich gesegnet werden. Dessen bin ich gewiss.

Für Menschen, die anderen helfen wollen, ist die eigene Erfahrung mit dem Ansatz, den sie vertreten, von grundlegender Bedeutung. Von Gott her selber Veränderung zu erfahren, macht uns brauchbarer für ihn; dabei lernen wir unseren Meister besser kennen und mehr lieben. Wenn wir erleben, wie Gottes Kraft an uns wirkt, stärkt das unseren Glauben und erweitert unsere Hoffnungskapazität auch für andere. Wenn wir wahrnehmen, wie Gott mit uns umgeht, können wir von ihm als Modell lernen. Indem wir die Stationen des Veränderungsprozesses selber durchlaufen, können wir andere besser darin begleiten. Die eigene Erfahrung bringt uns mehr Entfaltung, Zurüstung von Gott, wachsende Kompetenz als Helfer und die „Golddeckung“ im eigenen Leben. Die knappen Hinweise am Ende eines Kapitels sind als Anregungen zu verstehen, eigene Erfahrungen zu machen. Durch die Lektüre dieses Buches soll nicht nur Wissen vermittelt, sondern auch persönliche Veränderung ermöglicht werden.

Wenn Sie sich auf eine vertiefte Lektüre dieses Buches einlassen, könnte noch etwas anderes geschehen: Sie könnten eine Berufung für eine helfende Tätigkeit empfangen11; oder eine bereits empfangene Berufung könnte sich klären oder verändern. Wenn ich von Berufung spreche, so denke ich zuerst einmal an ein Angesprochen-werden durch Gott, wie viele biblische Gestalten im Alten und im Neuen Testament es erlebt haben. Eine helfende Tätigkeit in göttlichem Auftrag auszuüben schafft viel Entlastung und es vermittelt die ermutigende Erfahrung, anderen zum Segen gesetzt zu sein und durch diese Tätigkeit selber gesegnet zu werden.

Ich widme dieses Buch allen, die dadurch gesegnet werden sollen;

für sie habe ich es geschrieben!

1 Manfred Vogt/Wolfgang Eberling in: Psychoscope 3/2003.

2 In meinem Buch Makarios – Der Weg, ein glücklicher Mensch zu werden, das ebenfalls im Neufeld Verlag erschienen ist, habe ich diese Überzeugungen ausgeführt. Ich werde sie in diesem Buch nur andeuten, in den Anmerkungen aber darauf verweisen.

3 Vgl. hierzu die Begriffserklärung im Anhang.

4 Um einfach und lesbar zu schreiben, verwende ich meistens nur die kürzere männliche Form (Mitarbeiter, Seelsorger, Helfer usw.), schließe aber die weibliche Form darin ein.

5 Nähere Einzelheiten beschreibe ich in Kapitel 7.1., „Mein Weg“.

6 Ihr Wunsch erfüllt sich mit diesem Buch.

7 Dies gilt für alle Menschen (vgl. Ps 145,9); auch dann, wenn er nicht bewusst einbezogen wird.

8 In Joh 19,30.

9 Jesus sagt zur blutflüssigen Frau: „Dein Glaube hat dich geheilt“ (Mt 9,22).

10 Vgl. Kol 2,3: „In Christus sind verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis.“

11 Mehr dazu in Abschnitt 1.2.1., „Gott beruft Menschen“.

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