Loe raamatut: «Träum süß stirb schnell»

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Marianne Rauch

Träum süß stirb schnell

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Epilog

Über die Autorin

Bisher veröffentlicht

Impressum neobooks

Kapitel 1

Papier ist geduldig.

Auch Mutter Erde lässt sich Einiges gefallen. Wird vergewaltigt, beschmutzt und entehrt, um sich anschließend unermüdlich die Wunden zu lecken.

Wer sieht beispielsweise dem brandenburgischen Wünsdorf an, welche Berge von Kampfmittel, Munition, Chemikalien, Altöl sowie Asbestabfall die sowjetischen Truppen beim Abzug aus dem ehemaligen Sperrgebiet zurückließen? Berliner Ausflügler, die nach dem Mauerfall nach Brandenburg strömten, als gäbe es dort etwas umsonst, sicherlich nicht.

Wer sollte es ihnen verübeln? Endlich durfte man durch die einstige geheimnisvolle sowjetische Zone streifen. Kaum jemand hätte jemals vermutet, dass das amtliche Tabu heute der Vergangenheit angehört. Ebenso wie Stacheldraht, Grenzstreifen und DDR-Wachposten. Die alten verwitterten Warnschilder rund um die verbotene Stadt haben ausgedient.

Desgleichen die Sowjets, Entschuldigung, jetzt sind es ja die Russen. Sie überließen Wünsdorf nach Jahrzehnten der militärischen Nutzung wieder den Einwohnern, zogen 1994 ab und kehrten zurück in die Heimat. Fernab dieser militärgeschichtlich interessanten Stadt, immerhin befand sich dort das Hauptquartier der sowjetischen Streitkräfte, passierte Frau Dr. Neuenhagen den inzwischen kaum noch zu erkennenden Berliner Grenzstreifen. Hier säumten weder parkende Autos noch viereckige Hochhäuser die Straßenränder, sondern allenfalls Sträucher, Wälder und Wiesen. Deren Anblick dämpfte gewöhnlich den morgendlichen Stresspegel der Ärztin, während sie auf der B96 die gut 50 Kilometer zur Klinik zurücklegte.

Während sie bei strömenden Regen über einige typische Sonntagsfahrer hinter den Lenkrädern schmunzelte, preschte die Ärztin über die nasse brandenburgische Landstraße. Die Scheibenwischer rutschten seit Berlin mit Höchstgeschwindigkeit über die Frontscheibe und begrenzten gemeinsam mit klatschenden Regentropfen die Sicht.

Wer hat ausgerechnet für heute das Meeting so früh angesetzt?

Verärgert drosselte die Spezialistin für psychische Erkrankungen vor der kommenden Abfahrt die Geschwindigkeit, um nicht wie damals bei ihrer ersten Anfahrt zu dem Anwesen aus der Kurve getragen zu werden. Den Moment dieser Schrecksekunden durchlebte sie jedes Mal, ebenso wie das überwältigende Gefühl beim Anblick der prächtigen Villa, die sich hinter wildromantischen Kiefern versteckte.

Dort ließ sich die Ärztin Anfang des Jahres mit eigenen Praxisräumen nieder. In der Stille und Abgeschiedenheit dieses Anwesens, welchem die Sterilität einer Universitätsklinik völlig fehlte, lagen die Kraft und Stärke, die für einen positiven Behandlungserfolg unerlässlich sind. Fernab des Straßenverkehrs mit seinem tosenden Autolärm, inmitten hoher Birken und Kiefern, schien das reale, alltäglich pulsierende Leben nicht zu existieren.

Die Krankenzimmer der Klinik glänzten ebenso stilvoll wie das prächtige Bauwerk selbst. Yakido Schwarz, und mit ihr alle anderen Patienten des Hauses, sollten sich rundum wohlfühlen. Dafür sorgten nicht nur die modern eingerichteten Zimmer, sondern vor allem die erfahrenen Ärzte, Schwestern, Therapeuten und Pfleger. Der gute Ruf der Klinik eilte bis weit über Berlin hinaus.

Die jedoch düstere Vergangenheit der außergewöhnlichen Gründerzeitvilla verblasste angesichts ihrer gegenwärtigen Bestimmung, nämlich ein Ort der Fürsorge, Heilung sowie Rettung für Suizid gefährdete Menschen zu sein.

Den ehemaligen Besitzern indes wurde jegliche Rettung verwehrt. Sie teilten das gleiche Schicksal wie Millionen andere Juden, die von den Nazis zur Vernichtung in Konzentrationslager verschleppt wurden.

Doch nichts erinnerte mehr an tragische Ereignisse in diesem alten Gemäuer. Die undurchdringlichen Steinmauern bewahrten die dunklen Geheimnisse.

*

Yakido erholte sich erstaunlich schnell. Nach einigen Wochen intensiver Therapie- und Gesprächsstunden mit Frau Dr. Neuenhagen kehrte ihre innere Stärke zurück. Einzig die Narben an ihren Handgelenken markierten das unselige Tief, in welchem sie den Freitod suchte.

Inzwischen wechselten die Jahreszeiten. Der Herbst verdrängte unaufhaltsam den vorangegangenen ebenso schwül warmen wie regenreichen Hochsommer.

Langsam stieg Yakido die breiten Steinstufen der Treppe hinab. Der erste Streifzug durch die Grünanlagen des Klinikgeländes, allein und ohne Larissa, die sie sonst auf ihren Spaziergängen begleitete. Dabei haftete die Pflegerin wie ein monströser Schatten an der Patientin und nährte damit deren Widerwillen gegen die ständige Kontrolle.

Yakido sog die milde Herbstluft ein, fühlte sich frei wie ein Vogel. Larissa, wachsam und geschäftig wie immer, lief ihr gerade über den Weg. Mit gemischten Gefühlen blickte diese ihr hinterher.

„Wenn das mal gut geht“, murmelte sie besorgt in sich hinein.

„Aber wenn Frau Doktor meint.“

Kopfschüttelnd, womit die Pflegerin deutlich die Entscheidung der leitenden Psychologin missbilligte, fegte die gute Seele das erste Herbstlaub von den Stufen.

Ein selten erlebtes Glücksgefühl erheiterte Yakido. Niemand, der in ihrer Nähe lauerte, auf jede Bewegung, auf jedes unbedachte Wort achtete, um darüber zu protokollieren und ihre Krankenakte zu füllen. Sie fühlte sich wohl, ja, fast glücklich.

Die Blätter der Bäume rauschten im Wind. Bunte Kieselsteine knirschten unter ihren Schritten. Dem mit Mosaiksteinen gepflasterten Vorplatz der Klinik schenkte sie keine Beachtung. Stühle standen dort bereit; man nutzte offensichtlich den milden Herbsttag für eine Gruppentherapie im Freien.

Wie sehr Yakido diese Gesprächsrunden verabscheute!

Die frische Luft kühlte ihren Verstand. Die Sitzbank am Rande der großen Wiese, die Bäume im Rücken, den Teich vor Augen, zählte inzwischen zu Yakidos Lieblingsplätzen. Ideal, um kurze Freiheiten zu genießen, dabei die letzten Sonnenstrahlen dieses Tages einzufangen sowie ihren Gedanken freien Lauf zu lassen.

Fast wäre es ihr sogar gelungen, wäre sie nicht unerwartet gestört worden.

„Was tust du da?“, fragte die Spaziergängerin das Mädchen, welches unvermittelt vor ihr auftauchte.

Provozierend warf das Kind grobe Schottersteine vor Yakidos Füße. Lauernd sah es die Fremde an, wobei es bereits zum nächsten Wurf ansetzte. Aufsässig griff das Kind mit der rechten Hand in die linke, packte den restlichen Schotter und schleuderte alles zusammen in das Naturgewässer. Doch zuvor hielt es inne, um Yakido ausdruckslos anzustarren.

Sekunden, die Yakido wie schleichende Minuten erschienen, erwiderte die Patientin den Blick, hielt diesen durchdringenden, stumpfen Augen stand. Wer war dieses Mädchen, woher kam sie? Weit und breit konnte sie niemanden entdecken, zu dem es hätte gehören können. Wie alt mochte es gewesen sein? Zwölf oder dreizehn vielleicht?

Bevor Yakido auch nur ein weiteres Wort heraus brachte, begann das Mädchen zu lachen. Gleichzeitig rannte es davon. Lange sah Yakido ihr nach, doch schien sich ihre Gestalt aufzulösen, wie von Geisterhand zu verschwinden.

Yakido spürte, wie Ärger in ihr hochkroch und versuchte, den Vorfall zu verdrängen. Und doch hämmerte die Erinnerung an das mädchenhafte Gesicht mit den stummen Augen in ihrem Kopf.

Warum starrte dieses Kind die ihr fremde Frau so unverblümt an? Was hatte es gesehen? Konnte es in deren Seele schauen, etwa bis auf den Abgrund ihres Herzens?

Die Stille an diesem friedlichen Herbsttag dröhnte Yakido plötzlich in den Ohren. Gedankenverloren blieb sie noch eine Weile sitzen. Sie fühlte sich seltsam ertappt, wie bei einer Lüge erwischt. Spürte das unsinnige Bedürfnis, sich über ihr Dasein zu rechtfertigen.

Doch warum? Waren nicht alle Fäden vorbestimmt, an denen ein anderer zog? Oder war sie nur zu schwach, ihr Leben, das für sie so enttäuschend begann, selbst in die Hand zu nehmen? Es in eine andere Richtung zu lenken?

Egal, auf der Sonnenseite stehen sowieso immer nur die anderen.

Solange Yakido sich erinnerte, schob sie Unangenehmes in das Sicherheitssystem ihres Gehirns. Es funktionierte ausgezeichnet. Ihr imaginärer Kippschalter blendete die schlechten Erlebnisse aus. Keine undichten Stellen, durch die sich mühselig Verdrängtes aus dem Dunkeln in ihr Bewusstsein einnisten konnte. Oder mutierte ihre scheinbar perfekte Taktik zum hinterhältigen Missbrauch als Speicherchip? Ahnte sie nicht, welch böse Saat gesät, welch teuflische Früchte sie einst ernten würde?

Gefühl entwickelte sich für Yakido zum Fremdwort, zu einem Luxus, den sie sich nicht leisten konnte. Auf Emotionen hereinzufallen, auch wenn sie noch so echt erscheinen mochten, wäre ein fataler Fehler gewesen.

Nun reichte ein kurzer Moment aus, ihr sorgfältig unter Verschluss gehaltenes Sicherheitssystem ins Wanken zu bringen.

Niemanden gewährte Yakido Einblick in ihre Seele. Dem Mädchen nicht, den Freiern nicht und erst recht nicht dieser Frau Doktor, die Psychologin. Das sind die Schlimmsten! Die sind doch alle gleich, meinen, sie könnten in Menschen wie in einem offenen Buch lesen, sie analysieren, um dann zu sagen, was gut oder schlecht ist. Wer will das schon wissen!

Nein. Yakido gehörte sich selbst!

Kapitel 2

„Die Männer lieben mit dem Schwanz“.

Seit Yakido denken konnte, redete ihre Mutter ihr diesen Satz ein. Resigniert, verbittert, mit Zorn in der Stimme.

„Und gutes Essen. Dann geben sie dir alles, was sie haben. Also mein Engelchen, mach die Beine hübsch breit und hauch den Herren Liebe ins Ohr. Yakido, glaube mir, einfacher kannst du nicht für dich sorgen.“

Eine gut gemeinte Empfehlung, die sie der Tochter eindringlich ans Herz legte.

„Männer sind so einfach gestrickt. Solange sie sich im Bett richtig austoben können, sind sie wie kleine Jungs, die ihr Lieblingsspielzeug bekommen. Du musst nur höllisch aufpassen, dass du nicht dein Herz an so einen Kerl verlierst.“

Oh ja, wie recht sie hatte! Den Rat nahm die Tochter an; schließlich hatte sie nichts anderes vom mütterlichen Vorbild gelernt. Hätte es eine andere Chance für Yakido gegeben?

Chancen sind wie Sonnenaufgänge, wer zu lange wartet, verpasst sie.

Wo hatte Yakido diese Weisheit gelesen? Wie auch immer. Sie musste für sich sorgen, also machte Yakido die Beine breit. Darin war sie eine Meisterin.

*

Rückblende. Hamburg 1969.

Im mittlerweile beliebten Stadtteil Tonndorf kehrte abendliche Ruhe ein. Yakido wälzte sich auf der Matratze hin und her. Das Gewitter war vorüber gezogen. Die kindliche Angst vor dem krachenden Donnern der aufeinanderprallenden Luftströme wich allmählich dem Schlaf.

Aufgeschreckt durch Geräusche aus dem Nebenzimmer, verkroch sich Yakido unter der Bettdecke. Doch dann erkannte sie die warme, sanfte Stimme der Mutter. Beruhigt kuschelte sich das Mädchen wieder in ihr warmes Nest, zog den kleinen abgewetzten Teddybär dicht an ihre Brust. Sogleich schlief sie erneut ein. Ein Lächeln huschte über das Gesicht des schlafenden Kindes, denn es träumte von der wunderschönen Mutter. Fühlte, wie sie sich herunter beugte, um der Tochter einen Kuss auf die Wange zu hauchen. Dabei die langen, dunklen Haare Yakidos Gesicht streiften. Die Mutter lachte und flüsterte:

„Kitzeln die Feenhaare mein kleines Engelchen?“

Der sintflutartig einsetzende Regen löste das gigantische Feuerwerk am nachtschwarzen Himmel ab. Zuckende Blitze, die die Dächer für Sekunden gespenstisch hell erleuchteten, kündigten mit ihren langen weißen, wie elektrische Fäden schimmernde Strahlen, den unausweichlich darauf folgenden, sich mit gewaltiger Wucht entladenden Donner an. Wahre Sturzbäche fielen anschließend aus den Wolken, um die Stadt innerhalb kurzer Zeit mit Wassermassen zu überfluten.

Sirenen ertönten, die Feuerwehr rückte mehr als zweihundert mal in dieser Nacht aus, um vollgelaufene Keller auszupumpen und Straßen vom herabgefallenen Geäst zu befreien. Nach einer Stunde endete der Spuk. Nun prasselten die Regentropfen nur noch leicht gegen die Fensterscheiben, als wollten sie mit ihrem regelmäßigen und behutsamen Tröpfeln den vorangegangenen Wolkenbruch entschuldigen.

Es war kühl in der Wohnung. Feucht und kühl. Wie oft schon hatte Yakidos Mutter den Hausmeister auf die undichten Fenster hingewiesen. Er aber grinste nur jederzeit und schnalzte mit der Zunge. „Ja, Annabell, meine Schöne, was machen wir denn da?“, schien seine Standardantwort zu sein.

Stets glitt dabei sein Blick über den schlanken Körper der Mutter, blieb sekundenlang an ihr haften. Seine Gedanken erratend, zupfte Annabell wie zufällig ihre Bluse über den Brüsten zurecht. Irgendwann würde er ihr keinen Wunsch mehr abschlagen können, es war nur noch eine Frage der Zeit.

Der Regen klopfte nun unaufhörlich an die Scheiben. In dem kleinen Zimmer neben Yakidos Schlafzimmer ertönte leise Musik der Fünfziger und Sechziger, alles bekannte Titel dieser Zeit. Yakidos Mutter überließ nichts dem Zufall, so wie immer. Die Kerzen verströmten ihr gedämpftes Licht, während Annabell die Gläser mit Wodka füllte.

„Trink, mein süßer Kavalier. Auf unsere aufregende Nacht!“

„Zum Wohl!“

Er kippte den Hochprozentigen hastig hinunter, wobei Annabell ihn nicht aus den Augen ließ.

„Es wird eine aufregende Nacht, Annabell. Komm Bella, setz dich ganz dicht neben mich, ich will deinen Atem spüren, will dein Haar riechen.“

Sie hasste die Art, wie er Bella aussprach.

„Mehr nicht?“, hauchte sie verführerisch.

Dabei stimulierte sie mit der Zunge seine Ohrmuschel. Ihre Hand glitt unter sein Hemd auf die nackte Brust.

„Ich will mehr, Süße. Du weißt, dass ich von dir nicht genug kriegen kann!“

Seine Augen glänzten, hatten bereits diesen gewissen Blick.

„Lass uns noch einen nehmen! Ich mag es, wenn du so leicht betrunken bist. Dann bist du widerspenstig wie ein kleines Raubtier.“

Seine Hand wurde fordernd, fuhr vom Knie über ihre Schenkel unter ihren Rock.

Es geht schon los, dachte Annabell. Er kommt in Fahrt, denkt nur noch mit dem Schwanz. Sie begann, ihn zu küssen. Ihre Zunge glitt über seine Lippen, gleichzeitig öffnete sie langsam die Knöpfe seines Hemdes.

„Mach weiter, du kleines Weib“, hauchte er erregt.

„Komm und zeig mir, was du am Körper trägst.“

Seine Hände wurden noch fordernder. Gierig schob er ihren Rock hoch und umklammerte fest ihre Schenkel.

„Was hast du an?“, keuchte er.

„Das kleine Schwarze, diesen kleinen Fetzen Stoff?“

Lüstern schob er die Träger ihres knappen Oberteils zur Seite.

„Zeig mir endlich deine geilen Titten!“

Sein anzügliches Lachen klang abstoßend und ekelhaft zugleich. Annabell ergriff seine Hände, führte sie zu ihren Lippen.

„Wo bleibt dein gutes Benehmen“, neckte sie ihn.

Behutsam schob sie den durchsichtigen Stoff wieder zurecht, unter dem der aufreizende schwarzrote Lack-BH verführerisch glänzte. Lasziv räkelte sich Annabell neben ihm auf dem Bett, umfasste ihre Hüften, fuhr mit den Händen über ihre Taille bis hoch zu den Brüsten. Wild warf sie ihren Kopf in den Nacken, touchierte dabei mit den langen Haaren sein Gesicht. Verspielt liebkoste sie ihren Busen, bevor sie etappenweise ihre zarte, durchsichtige Chiffonbluse öffnete.

„Gefällt dir das?“

Routiniert steigerte sie die Erregung ihres Gastes. Sie wusste, dass er es nicht mehr lange aushalten würde. Seine Hände griffen nach ihr, kneteten die prallen Brüste, glitten tiefer, um dann seine Finger in ihrem Körper verschwinden zu lassen. Sein Atem wurde schwer. Er stöhnte.

„Zieh dich aus! Zeig mir deinen Arsch!“

Ungeduldig riss er ihren Slip herunter. Schroff drehte er sie um. Er packte sie bei den Schultern, bevor seine Hände von hinten zwischen ihre Schamlippen glitten. Grob drückte er ihre Schenkel auseinander, ehe er sie auf die Knie presste.

„Ich will dich vögeln, du kleines Biest!“

Wie besessen packte er sie bei den Haaren, zog ihren Kopf nach hinten. Dann drang er hart in sie ein. Er biss sich an ihrem Hals fest und genoss dabei ihre unterdrückten Schreie, die bei jedem seiner animalischen Stöße ihrer Kehle entwichen.

Lass es endlich vorbei sein, flehte sie innerlich. Sie schloss die Augen. Weder seinen üblen Atem noch sein keuchendes Gestammel nahm Annabell wahr. Ihr Körper erstarrte, wurde empfindungslos. Sie spürte auch nicht seinen klebrigen Schweiß, der auf ihrem Fleisch feucht glänzte. Dann war es vorbei. Augenblicklich ließ er von ihr ab und sank erschöpft auf das schäbige Bett.

„Du bist ein geiles Stück!“

Selbstzufrieden lag er ausgestreckt in den zerwühlten Laken.

„Komm her! Streichle mich.“

„Hast du noch nicht genug Liebe bekommen?“, funkelte sie mit süßem Lächeln.

Sie begann seinen immer noch mit Schweiß bedeckten Körper zu liebkosen.

„Streichle mich. Mach mich sauber, du sollst alles von mir bekommen.“

Während er dies verlangte, zog er ihren Kopf an sich heran, schob ihn über seinen Bauch, weiter zu seinem Bauchnabel und schließlich zu seiner Mannespracht.

„Leck mich ab, ich mag das.“

Annabell schloss erneut die Augen.

Ich halte das aus! Ich werde es aushalten! Er bezahlt gut, dieses Schwein!

Teilnahmslos leckte sie seinen Schweiß ab, wobei sie obszöne Worte hauchte. Wie von selbst kamen sie über ihre Lippen. Wohlgefällig lag er in seinen Ausdünstungen, fühlte sich dabei vollkommen leer im Kopf. In diesem Moment war er nur noch Körper. Und dieser Körper bebte erneut vor Erregung.

„Sag mal, meine Schöne.“

Was will er? Hat er noch nicht genug?

„Ja?“

Nichts Gutes ahnend, hob Annabell den Kopf und blickte ihn im Schein des Kerzenlichts an.

Ich muss ihn loswerden! So schnell wie möglich, genug Spaß für heute!

„Der Morgen graut, so lang bist du noch nie bei mir geblieben. Deine Frau wird dich vermissen.“

„Sprich nicht von meiner Frau, du kleine Hure!“

Mit vor Zorn sprühenden Augen starrte er sie verächtlich an. Für ein paar Sekunden nur, dann packte ihn wieder dieses wohlige Kribbeln, welches erneut sein Blut in seine Lenden schießen ließ.

„Schläft dein kleines Engelchen?“

Nein!

Ruckartig löste sich Annabell von ihm.

Nicht mein Kind! Nicht mein kleines, unschuldiges Kind!

„Mein kleines Engelchen schläft und ist für dich tabu!“

Entschlossen richtete sich Annabell auf, warf energisch ihre Haare in den Nacken.

„Du rührst sie nicht an! Nimm mich, wenn du noch nicht genug hast!“

Er jedoch lachte nur herablassend.

„Was regst du dich so auf? Ich lege was drauf, Püppchen. Ich tu ihr doch nichts!“

Er wedelte mit einigen Geldscheinen direkt vor Annabells Nase. Seine scheinbare Macht genoss er mit vollen Zügen. Sie versuchte, den Freier zu locken.

„Ich gebe dir alles, was du willst! Brauchst du noch mehr?“

„Stell dich nicht so an. Ich will sie nur in den Arm nehmen! Wer weiß, vielleicht fasse ich sie auch an. Ich verspreche dir, mehr mache ich nicht mit ihr.“

Nicht für eine Sekunde vertraute Annabell diesem schmierigen Kerl. Er bezahlte für ihre Dienstleistung, nicht für ihr Vertrauen.

„Hast du denn noch immer nicht genug?“

Ein Schauer lief über ihren Rücken.

„Bleib liegen, mein süßer Kavalier. Ich verwöhne dich, massiere deinen kleinen Freund. Ich werde dich noch mal so richtig glücklich machen.“

Annabell lachte, ein gequältes Lachen, wobei ihre Brüste auf und ab wippten. Er sollte sie anfassen, seine Lust an ihrem Körper abreagieren.

Gelangweilt schob der Mann Annabell zur Seite.

„Stell dich nicht so an! Sie soll dem Onkel nur gute Nacht sagen. Weiter nichts! Es wird ihr gut tun, wenn ich sie in meine Arme schließe.“

Annabell wurde klar, dass sie das dreckige Spiel mitspielen musste. Wenn sie überhaupt noch mit dem Geld rechnen wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als Yakido aus dem Schlaf zu holen. In ihrem Kopf hämmerte nur ein Gedanke: Ich bringe ihn um!

Hass funkelte in ihren Augen, während sie sich darauf konzentrierte, die Situation unter Kontrolle zu behalten.

Dieses Ungeheuer! Perverses Miststück! Hat nur seinen Schwanz im Kopf!

Ich bringe ihn um! Wenn dieses Schwein ihr etwas antut! So wahr mir Gott helfe, ich bringe ihn um!

Annabell erhob sich. Sie warf sich ihr Negligé über, bevor sie leise Yakidos Zimmer betrat.

Das Flurlicht fiel auf das schlafende Mädchen. Da lag sie, ihren alten Teddy im Arm, die Bettdecke bis über beide Ohren gezogen. Annabells Herz klopfte wild, der pochende Rhythmus raubte ihr fast den Verstand.

Nur eines war jetzt wichtig: Yakido!

Vorsichtig setzte sie sich auf den Bettrand und strich zärtlich über die Haare des schlafenden Kindes. Sanft begann sie, an Yakidos kleinem Kopf zu rütteln.

„Mama?“

Yakido blickte sie verschlafen an.

„Was ist?“

„Komm, mein Engelchen, komm. Ein netter Onkel ist bei mir im Zimmer. Und er hat große Sehnsucht nach dir.“

Sie schluckte, ehe sie weiter sprach.

„Er möchte dich gern kennen lernen, dich begrüßen und dich in den Arm nehmen.“

„In den Arm nehmen? Warum, der Onkel ist doch ein fremder Onkel?“

„Ja, er ist ein fremder Onkel. Deshalb möchte er dich ja kennen lernen.“

„Ach so.“

Die Kleine rieb sich die Augen und wurde neugierig.

„Wie sieht er denn aus?“

„Das wirst du sehen, wenn du zu uns herüber kommst. Der Onkel wünscht sich, dass du ganz lieb zu ihm bist. Er will auch ganz lieb zu dir sein.“

„Ich bin doch lieb, oder Mama?“

„Ja, mein Engelchen, du bist immer lieb.“

Annabell schluckte die Tränen herunter, die sich ihren Weg bahnen wollten.

„Komm, und sei ganz lieb. Du musst auch keine Angst haben, der Onkel will dich ein wenig streicheln. Und wenn er dir an dein kleines Röschen fasst, dann lass ihn anfassen. Es dauert nicht lange, es geht vorüber.“

Annabell zog die Bettdecke zur Seite und nahm Yakido an die Hand.

„Darf ich ihn mitnehmen?“, fragte das Mädchen.

Dabei klemmte sie ihren alten, schäbigen Teddy unter den Arm.

„Natürlich, mein Engelchen.“

Mutter und Tochter betraten das Zimmer. Der Besucher lag auf dem Bett. Schweißgeruch hing in der Luft, es roch nach Wodka und Sperma.

„Wie heißt du denn, Onkel?“

„Sag einfach Onkel, mein süßes kleines Engelchen. Komm zu mir, Püppchen.“

Das Mädchen blickte ihre Mutter verunsichert an. Yakido vermochte den Mann nicht richtig zu erkennen, sie sah nur schemenhaft einen nackten Körper, der seine Arme nach ihr ausstreckte. Die Art, wie er mit ihr sprach, flößte dem Kind Angst ein.

„Bella, hol noch Wodka! Ich bin gerade in guter Stimmung. Und mach dir keine Sorgen, dein Töchterchen wird mir Gesellschaft leisten. Ich passe gut auf sie auf!“

Da war es wieder, dieses dreckige, diabolische Lachen. Annabell kochte vor Wut, Verachtung und Ekel. Yakido ließ sich derweil ans Bett ziehen. Gehorsam setzte sie sich dicht neben den nackten Mann und wunderte sich:

„Frierst du denn nicht?“

„Doch, mir ist kalt. Deshalb lass uns unter die Decke kriechen und uns ordentlich zudecken.“

Yakido krabbelte zu ihm, lag artig, so wie ihre Mama ihr auftrug, neben diesem Mann. Sie wollte besonders lieb sein.

„Mh, du duftest gut.“

Seine Hände fuhren über den kleinen Körper, sie streichelten ihn behutsam und vorsichtig. Diese kindliche Unschuld erregte ihn. So etwas hatte der Freier noch nie zuvor erlebt. Dieses kleine, unberührte Mädchen lag still neben ihm. Der ungewöhnliche Reiz der kindlichen Unwissenheit, die unschuldige Reinheit, unberührt und naiv, brachte seine sexuelle Lust fast zum Explodieren.

Er war der erste Mann, dessen Finger über die zarte Haut des Kindes fuhren. Der erste, der den kleinen Körper zu entdecken suchte.

Selten fühlte er sich so überlegen, so machtvoll. Er betastete das Mädchen, spürte diesen kleinen warmen Leib neben sich. Sanft strich er über die haarlosen Schamlippen, während ihn seine Lust in Phantasien abtauchen ließ.

Sein Penis schwoll an. Er begehrte die kleinen Hände des Mädchens, die sich um ihn legen sollten. An ihm rieben, so lange, bis er sich entladen würde.

„Fass mich an, Kleines“, keuchte er.

„Hab keine Angst, fass mich an. Das gefällt dem Onkel.“

Mit zuckersüßer Stimme setzte er nach:

„Du willst doch lieb sein, oder?“

Stumm nickte Yakido. Ja, sie wollte lieb sein. Sie hatte es ihrer Mutter versprochen. Wenn sie lieb ist, dann geht es ihnen gut. Der nackte Mann nahm die Hände der Kleinen. Er zeigte ihr, wie sie ihn verwöhnen sollte.

„Stöckchen spielen“, hauchte er. „Immer hoch und runter.“

Yakido gehorchte. Sie verstand nicht, warum der Onkel immer mehr schwitzte, warum er immer lauter stöhnte und keuchte. Sie verstand auch nicht, warum ihre Finger plötzlich nass wurden und was so klebrig auf ihrem Arm haftete. Morgentau, hatte Mama gesagt. Morgentau für das kleine Röschen.

Doch warum der Onkel zwischendurch seinen Finger in ihr Röschen steckte? Sie fand das nicht schön. Der Onkel tat ihr weh.

Die schummerige Dunkelheit im Zimmer schluckte Annabells Tränen. Stumm saß sie in der hinteren Ecke. Sie beobachtete die Szenerie wie eine Löwin.

Wenn er ihr etwas antut, bringe ich ihn um! Sie ließ die beiden nicht aus ihren Augen.

Als es endlich vorbei war, holte sie erleichtert ihre Tochter aus dem verhassten Bett und trug sie zurück in das Kinderzimmer.

„Brav mein Engelchen, das hast du gut gemacht.“

Sie küsste ihr Kind. Im Inneren flehte sie um Verzeihung.

„Schlaf nun, mein kleiner Schatz.“

„Geht der Onkel jetzt?“

„Ja, der Onkel muss nun gehen. Gute Nacht.“

Zärtlich strich sie über die feinen Haare ihres Kindes, streichelte ihre Stirn. Dann beugte sie sich zu ihr herunter und küsste sie sanft.

„Schlaf gut, mein kleines Engelchen.“

Wortlos kehrte sie in das andere Zimmer zurück. Wortlos warf sie diesem unersättlichen Kerl seine Sachen entgegen.

Wortlos verließ er ihre Wohnung.