Loe raamatut: «Intuition als Schlüssel deiner Seele»

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Martin Zoller

Intuition als Schlüssel deiner Seele

Martin Zoller

Intuition

als Schlüssel

deiner Seele


1. Auflage 2011

© Giger Verlag GmbH, CH-8852 Altendorf

Tel. 0041 55 442 68 48

www.gigerverlag.ch

Lektorat: Monika Rohde, Leipzig

Umschlaggestaltung: Hauptmann & Kompanie, Zürich

Layout und Satz: Roland Poferl Print-Design, Köln

e-Book: mbassador GmbH, Luzern

ISBN 978-3-905958-02-7

eISBN 978-3-905958-27-0

Inhalt

Vorwort

Landung am Hindukusch

Enttäuscht!

Kabul

Mediale Söldner

Der mediale Profiler

Der Löwe von Panjshir

Die Kraft der Intuition

Aura – Fotografie der Seele

Die Kraft der Magie

Teheran

Mosaik

Bestimmung – gibt es sie?

Bestimmung oder freier Wille?

Astralreisen

Lottozahlen

Wahnsinn?

Hurrikan in Miami

Vorsicht?!

Seelenwanderung

Die Moral der Geschichte ist

Max Göldi

Farben

Remote Viewing

Die Wüstenstadt

Der »Terrorist« und seine Aura

Engel und andere Lichtwesen

Die heilige Stadt

Häufig gestellte Fragen zur Intuition

Das letzte Wort für den Skeptiker

Ganz lieben Dank

Vorwort

Die Intuition ist ein wertvolles Hilfsmittel auf unserem Lebensweg. Oft ohne sie zu spüren oder von ihr zu wissen, schlummert sie verborgen in den Tiefen der menschlichen Seele. Unentdeckt wartet sie darauf, im Leben eingesetzt zu werden. Manchmal dauert es nur Sekunden und man spürt diese geballte Kraft menschlichen Urwissens. In den meisten Fällen muss man das bewusste Spüren der Intuition lernen. Der Schüler benötigt viel Zeit und Fleiß, um das Wissen der Intuition zu spüren und einzusetzen.

Ich habe über die Jahre viele Schulen der Mystik besucht und mich immer wieder für neues Wissen geöffnet. Jede Schule war ein einzelnes Mosaiksteinchen des ganzen Bildes. Lehrmeister und Bücher haben mein Leben begleitet, sind für gewisse Zeitabschnitte an meiner Seite gewesen.

Es ähnelt einer Zugfahrt. Blicken wir durch das Fenster, so sehen wir Bäume, Häuser und Wälder vorbeiziehen. Wir genießen den Moment, können ihn aber nicht festhalten. Mit der Universität des Lebens verhält es sich nicht anders. Lehrmeister, Bücher, Schulen oder Gespräche tauchen in unserem Leben auf, um, einem eigenen Zyklus unterliegend, auch wieder zu verschwinden.

Das Spezielle und Interessante an dieser Zugfahrt ist, dass wir immer wieder offen sein müssen für neue Eindrücke oder intuitive Einblicke. Die Bilder, die wir durch das Fenster sehen können, kann man mit dem Leben vergleichen. Es sind die täglichen Erfahrungen. Wir wissen, dass einzelne Stationen vor uns liegen. Das wären die intuitiv wahrzunehmenden Situationen, die auftreten. An jeder Station aber haben wir die Möglichkeit, uns neu zu entscheiden. Bleiben wir sitzen? Steigen wir aus und machen einen Zwischenstopp? Oder steigen wir aus und fahren mit dem Bus weiter oder fliegen wir sogar?

In meiner Arbeit bin ich tagtäglich mit solchen Fragen konfrontiert. Ich bin überzeugt, dass wir die Möglichkeit eines freien Willens haben. Ich versuche, das auch meinen Kunden und in den Seminaren so zu vermitteln.

So einfach es manchmal scheint, so schwierig ist es aber, an die fast uneingeschränkte Freiheit zu glauben. Das Leben ist um einiges einfacher, wenn man nicht an sich selber glauben muss. Im Job übernimmt der Boss die Verantwortung und im Privatleben oft die Religion. Löst man sich aus der Religion, so unterwirft man sich dafür eventuell einem exotischen Guru aus einer fremden Kultur.

Natürlich ist es nicht gerade einfach, auf die Intuition und die eigenen Gefühle zu vertrauen, auch gibt es familiäre und gesellschaftliche Verpflichtungen. Aber den Weg der individuellen Stimme zu gehen, hat überhaupt nichts mit Egoismus zu tun. Im Gegenteil, ich bin überzeugt, dass die Stimme aus der Seele ein Leben in Gemeinschaft und Verantwortung unterstützt. Die Seele kennt das Geheimnis des Lebens, die Fortpflanzung. Sie sucht eine Gemeinschaft, um sich geschützt zu fühlen und einen Partner, um sich fortzupflanzen.

Das Leben, das dem Ruf der Seele folgt, unterscheidet sich äußerlich nicht von anderen, die in einer fremdgesteuerten Lebensweise leben. Der Unterschied liegt darin, dass der Mensch im ersten Fall frei und ganzheitlich handelt.

Viele Menschen glauben, dass man nur in sogenannten Heiler- oder Therapeutenberufen den Weg der Seele mithilfe der Intuition gehen kann. Aber diese Vorstellung ist falsch. Für das Funktionieren einer Gesellschaft braucht es sämtliche Berufe. Daher werden Seelen mit einem Mathematiktalent, einem Sprachtalent, mit Talenten der Heilung, der Medialität, des Schreibens, des Kochens, des Malens oder des Jagens geboren, um ihre Aufgabe auf der Erde zu erfüllen.

Ebenso gibt es Auren mit unterschiedlichsten Potentialen. Es gibt im Mysterium der Seelen nichts, was es nicht gäbe. Ich habe schon etliche Konstellationen an Aurafarben gesehen und Tag für Tag sehe ich immer wieder neue dieser dem Regenbogen ähnlichen Farbmuster.

Nicht die Natur wertet zwischen besser oder schlechter, sondern der Mensch. Keiner sollte sich besser oder schlechter fühlen in seiner Berufung. Schließlich bringt uns ein schön gestalteter Garten ebenso viel Freude wie eine sanfte Massage an einem schönem Ort oder ein gut verfüllter Zahn.

Mit der Intuition zu arbeiten macht Freude! Es macht Spaß! Man spürt, dass die ausgeführte Arbeit dem eigenen Geist und den Mitmenschen gefällt.

Dem Leser meines Buches möchte ich vorschlagen, Seite für Seite mit offenem Geist zu lesen. Man muss mir nicht in allem zustimmen und meine richtigen und vor allem wichtigen Erfahrungen und Aussagen müssen auch nicht unbedingt in das Lebensbild jeder Frau oder jedes Mannes passen. Aber wenn Sie mit offenem Geist lesen, bleibt bei Ihnen vielleicht doch so einiges hängen.

Ich hinterfrage mich fast jeden Tag, um zu spüren, ob ich noch auf dem richtigen Weg bin. Meistens bin ich das, manchmal aber auch nicht. Dann versuche ich, aus meinen Fehlern zu lernen. Ich erforsche die Ursachen, die mich auf den falschen Weg brachten und lerne dazu.

Es ist absolut menschlich, Fehler zu machen. Wichtig ist nur, dass wir daraus lernen und diese nicht wiederholen.

Vielleicht kann mein Buch am ehesten mit einem Dokumentarfilm verglichen werden. Man sieht Bilder, hört Texte und erfährt etwas Neues. Das eine oder andere Bild löst eine besondere Emotion aus. Etwas Gesagtes oder Erklärtes schreibt man sich auf, vielleicht den Namen eines Ortes oder eines Tieres, um in Zukunft mehr darüber zu erfahren. Ist der Film zu Ende, steht man auf und macht weiter in seinem Leben. Aber manche Bilder oder Aussagen, die hängenbleiben, sind von Bedeutung für einen. Man lernt durch sie. Während andere Aussagen, die man nicht teilt oder Informationen, die man nicht versteht, einen anregen könnten, sie zu hinterfragen und zu recherchieren. Glauben Sie mir, in einem Dokumentarfilm wie in meinem Buch handelt es sich um real erlebte Erfahrungen. Die gemachten Aussagen sind also nicht einfach erfunden. Teilen Sie eine Aussage nicht, so überlegen Sie sich, warum. Vielleicht waren Sie noch nicht an dem beschriebenen Ort oder haben die erwähnte Erfahrung noch nicht gemacht.

Ich wünsche Ihnen mit meinem Buch eine spannende Zeit. Wenn ich Sie dazu anregen kann, ein Stück in die Tiefen Ihrer Intuition zu tauchen, freut mich das sehr.

Landung am Hindukusch

Ich war etwas nervös, als unser Pilot der Safi Airways in seinem norwegischen Akzent ankündigte, dass wir bald in Kabul landen würden.

Es war der 5. April 2010, kurz vor sechs Uhr morgens. Die Stewardessen räumten gerade das Frühstück ab. Nur wenige Stunden zuvor noch hatte ich mit Freunden in Dubai Ostereier gesucht. Wir hatten in einem muslimischen Land das orthodoxe Osterfest gefeiert. Gemütlich saßen wir beisammen und genossen den klaren Sternenhimmel unter dem arabischen Nachthimmel.

Erstaunen, aber auch Unverständnis löste mein Reiseziel überall aus. Warum gerade Afghanistan? Warum nicht Afghanistan?, war meine häufigste Antwort. Oft ist es mir zu umständlich zu erklären, wie meine Intuition mich immer wieder an manchmal sehr exotische Orte führt. Nur meinen engen Freunden und Verwandten erzähle ich den jeweiligen Grund meiner Reisen.

In Kabul war ich von einer Kundin und Bekannten eingeladen, im Gästehaus ihrer Firma zu übernachten. Neben dem Besuch dort, spürte ich den starken Drang, diese mir bis dahin völlig unbekannte Kultur kennenzulernen. Auch wollte ich erfahren, inwieweit meine Arbeit im modernen Afghanistan Platz hat. Vielleicht, so dachte ich mir, könnte das Land interessant sein, um in Zukunft dort Seminare zu geben.

In Afghanistan herrschte und herrscht immer noch ein gnadenloser Krieg. Tagtäglich liest man in der Weltpresse über Attentate, Kämpfe und entführte Ausländer. Für viele Leute im Westen ist Afghanistan eine Vorstufe zur Hölle, ein Paradies fundamentalistischer Extremisten, die jegliches Aufflammen neuer Ideen im Keim ersticken.

Niemand in meinem Freundes- oder Bekanntenkreis konnte sich vorstellen, dass ich in Afghanistan Menschen antreffe, die an moderner Spiritualität interessiert sind. Dass dem so sein würde, davon war ich zutiefst überzeugt. Zum einen, weil ich bereits einige Menschen in Kabul kannte und zum anderen, weil ich in der Vergangenheit immer wieder die Erfahrung machen konnte, dass selbst an abgeschiedensten Orten der Welt zumindest einzelne Menschen für moderne Spiritualität aufgeschlossen sind.

Ich wollte in dieses für mich unbekannte Land eintauchen, um an Leib und Seele zu erfahren, wie weit moderne Spiritualität und Medialität in diesem von Krieg und Gewalt zerfressenen Land vorhanden sind. Ich fühlte mich stark geschützt und wusste, dass ich, meiner Intuition folgend, die richtigen Menschen kennenlernen würde.

Als das Flugzeug zum Sinkflug ansetzte, zogen vor meinem inneren Auge die Bilder über den Krieg, die ich aus der Presse kannte, vorbei. Ich war gespannt, was mich tatsächlich erwartete.

Weiße Schneespitzen und riesige Bergketten tauchten unter uns auf, als das Flugzeug durch die Wolken sank, um den Landeanflug in Angriff zu nehmen. Die Umgebung erinnerte mich an La Paz in Bolivien. Aus dem Flugzeug sah die Landschaft aus wie die Handfläche eines Hochlandindianers, durch harte Arbeit und trockene Luft von Furchen zerrissen.

In diesem Moment zogen mir die wildesten Gedanken durch den Kopf. Was jetzt, so fragte ich mich, wenn unser Flugzeug mit einer Boden-Luft-Rakete beschossen wird? Oder wenn genau zu dem Zeitpunkt, an dem ich durch den Zoll muss, ein Selbstmordattentäter sich dort in die Luft sprengt?

Meine Verlegerin, Frau Giger, verstand überhaupt nicht, wie ich nur einen Monat vor meiner Hochzeit diese Reise antreten konnte. Ich kann mir gut vorstellen, dass noch viele andere Menschen in meinem Umfeld ähnliche Gedanken hatten. Meiner Intuition vertrauend, war ich aber davon überzeugt, dass sie mich nicht in wirkliche Gefahr bringen würde.

Das Flugzeug rüttelte leicht hin und her, als wir auf der langen Bahn landeten. Gespannt sah ich aus dem Fenster. Im Hintergrund konnte ich die Häuser der Umgebung erkennen.

Wir fuhren die Rollbahn entlang, links und rechts von uns eine unzählbare Flotte von Militärflugzeugen und Helikoptern. Nach den Militärmaschinen kamen die unverkennbaren weißen Helikopter und Flugzeuge der UNO. Ganz zum Schluss die an einer Hand abzählbare Luftflotte der Zivilfluggesellschaften. Es ist doch immer wieder interessant, fuhr es mir durch den Kopf, wie viele Gesichter der Krieg hat.

Ich lebe und arbeite bereits seit zwanzig Jahren in Ländern, die immer wieder von Konflikten gekennzeichnet sind. Man könnte meinen, die Bilder wiederholen sich. Aber dem ist nicht so. Ich war von dieser Luftflotte beeindruckt und zugleich fasziniert!

In meinem letzten Buch Hellsichtig* habe ich ausführlich über mein Interesse für Geschichte und Politik geschrieben. Immer wieder zieht es mich in Länder und Regionen, die für die meisten Menschen unattraktiv sind.

In Ländern wie Afghanistan oder dem Libanon findet man viele Menschen, die einen starken Drang zu religionsfreier Spiritualität haben, da sehr oft Religionskonfliktpunkte mitschuldig sind an den Gewalttaten. Die Menschen an diesen Orten sind der Konflikte, und damit auch der Religion, oft müde und suchen neue Wege. In schwierigen Zeiten ist man viel schneller bereit, Dogmen niederzureißen. Man sucht neue Wege, neue Ideen, um dem Leben einen klareren Sinn zu geben.

Daher ist die Nachfrage nach meiner Arbeit oft stark vorhanden. Leider gibt es nur sehr wenige, die bereit sind, dieser Nachfrage Folge zu leisten, um helfen zu können und den Hunger des Wissens zu stillen. Öffne ich in einem westlichen Land Zeitschriften oder Broschüren mit spirituellen Berichten und Aktivitäten, so finde ich eine breite Palette von Angeboten. Manchmal so viele, dass man vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen kann. Ganz anders ist es in Städten wie Kabul oder Beirut.

In vielen Ländern aber, die ich besuchte und in denen ich mit meinen Seminaren oder Beratungen auf Menschen zuging, war ich einer der wenigen, und in Kabul, so wurde mir gesagt, sogar der erste Ausländer, der offen das Thema recherchierte. Einzelne Ausländer würden in geschlossenen Botschaftsfestungen für ausländische Militärtruppen oder innerhalb der UNO Yoga anbieten.

Vor meinem Abflug nach Afghanistan hatte ich mich gut vorbereitet. Ich las Bücher über das Land und suchte im Internet Artikel über das alte und das moderne Kabul. Ich stellte über das Internet Kontakte mit Menschen in Kabul her, um sozusagen aus erster Hand zu hören, wie das Leben dort ist.

Die Rückmeldungen meiner Kontaktpersonen in Kabul waren eher ernüchternd. Man wusste nichts von Angeboten an Meditationskursen oder Vorträgen. Ich konnte den E-Mails entnehmen, dass viele Menschen Angst hatten, sich zu öffnen, weil man sich vor Repressalien gewisser Regierungsstellen oder der Religion fürchtete. Dennoch war ich überzeugt, auf interessierte Menschen zu stoßen.

Die Stewardessen öffneten die Türen des Flugzeuges, unser Pilot verabschiedete sich mit seinem sympathischen norwegischen Akzent von uns und bedankte sich, dass wir seine Fluggesellschaft ausgewählt hatten. Langsam stieg ich die Treppe hinunter und ging in Richtung der Flughafengebäude. Ich war erstaunt, wie schnell ich durch Immigration und Zoll kam. Am Ausgang würde, so wurde mir versichert, ein Fahrer mit meinem Namenschild warten. Es standen nur sehr wenige Leute dort. Einige Afghanen und drei oder vier weiße Männer. Die meisten waren in Zivil, mit ihren breiten und muskulösen Körpern, aber leicht als Söldner oder Sicherheitspersonal zu erkennen. Ein Soldat in amerikanischer Uniform beobachtete, wie ich mich suchend umsah. Mein Fahrer war nicht hier. Der Soldat fragte, ob ich Hilfe bräuchte. Ich schüttelte den Kopf.

Das fängt ja gut an, fuhr es mir durch den Kopf. Etwas Angst machte sich in meinem Brustkorb breit. Ich schloss langsam meine Augen, um meine Intuition nach der Situation abzufragen. Unsicherheiten und Ängste sind Erzfeinde unserer Intuition. Wie oft schon waren wir auf dem richtigen Weg, ließen uns aber durch Ängste verblenden und drehten kurz vor dem nächsten erfolgreichen Etappenende um.

Mein inneres Orakel zeigte mir grünes Licht! Ein gutes Zeichen! Ich war erleichtert. Im meinem Buch Hellsichtig habe ich genau erklärt, wie das innere Orakel angezapft werden kann und wie man um Hilfe bittet.

Ich öffnete meine Augen und stellte mich entspannt in den Schatten. Tatsächlich tauchte nach wenigen Minuten ein junger Mann auf. In der Hand hielt er ein Schild mit meinem Namen. Er sei im Verkehr aufgehalten worden, entschuldigte er sich.

Für die ersten Nächte hatte ich mir in einem Hotel im Zentrum von Kabul ein Zimmer reserviert. Das Gästehaus meiner Kundin war in einem Außenquartier der Stadt und ich wollte die Möglichkeit haben, die Stadt aus verschiedenen Perspektiven kennenzulernen. Außerdem versprach ich mir im Hotel die Bekanntschaft anderer Ausländer, die mir bei meinen Recherchen sicher behilflich sein konnten.

Ich sehe einen Teil meiner Aufgabe darin, immer wieder geistige Grenzen zu sprengen. Durch meine vielen Reisen treffe ich Leute aus unterschiedlichen Kulturen, mit unterschiedlichen Religionen und gänzlich gegensätzlichen Denkmustern. Einer meiner Geistführer ist von Sirius und heißt »The Embassador«, der Botschafter. Für mich ist er einer der Botschafter zur geistigen Welt. Gleichzeitig regt er mich dazu an, als Botschafter zwischen Kulturen und spirituellen Ideen zu agieren.

Mein Fahrer sprach etwas englisch und beantwortete mir in gebrochenen Sätzen, so gut er konnte, meine Fragen zu Land, Kultur und Kabul. Ich war fasziniert! Über der Stadt lag eine Aura, die so angespannt war wie die Seite einer Gitarre. Man sah überall Menschen, die ihren Alltag lebten und man hatte fast das Gefühl, an einem »normalen« Ort zu sein. Dass dem nicht so war, zeigten die an jeder Straßenecke oder Kreuzung stehenden Soldaten. Kabul, so war mir schnell klar, ist eine Festung.

Ich war beruhigt, als mein Fahrer mir zu verstehen gab, dass wir beim Hotel angekommen seien. Erstaunt sah ich mich um, ich entdeckte kein Schild oder Schriftzug am Gebäude, das mein Hotel sein sollte. Später wurde mir erklärt, dass Hotels, in denen ausschließlich Ausländer absteigen, aus Sicherheitsgründen keine Schilder oder Schriftzüge mit dem Hotelnamen tragen.

Am Eingang war ein Schlagbaum, drei schwer bewaffnete Wachen standen daneben. Wir mussten uns identifizieren und wurden durch die Eingangsschleuse gebracht. Ein Tor öffnete sich vor uns, wir fuhren hinein und mussten warten. Das Tor schloss sich und erst als dieses ganz zu war, öffnete sich das zweite Tor. Weitere, schwer bewaffnete Wachen grüßten uns. Welcome to Kabul!

Ich checkte ein und ging in mein Zimmer. Langsam setzte ich mich auf mein Bett. Erst jetzt merkte ich, wie nervös ich war. Ich wollte mich entspannen und schloss meine Augen. Tief ein- und ausatmend beruhigte ich mich und fing an zu meditieren. Das Rattern eines Helikopters durchbrach die Stille meiner Meditation. Ich öffnete die Augen und sah aus dem Fenster. Tief über den Dächern flog ein Militärhelikopter seine Kreise. Der Krieg, so lernte ich in den nächsten drei Wochen immer wieder, lässt einen nie in Ruhe. Ich rief zwei meiner Kontaktpersonen an, um mitzuteilen, dass ich gut angekommen sei. Am Nachmittag setzte ich mich in den Hotelgarten und überlegte mir einen Vorgehensplan für die kommenden Tage.

* Martin Zoller: Hellsichtig. GigerVerlag, 2010

Enttäuscht!

Soweit ich mich erinnern kann, war ich immer an Geschichte, Kulturen und religiösen oder spirituellen Ideen interessiert. Als kleiner Junge faszinierte mich die griechische und römische Götterwelt. In meiner Fantasie reiste ich zum Olymp, um Zeus und dessen Gefolge zu besuchen. Ich liebte es, durch alte Klöster und Schlösser zu streichen und stellte mir vor, wie damals gelebt und gewaltet wurde.

Kurz nach meiner Pubertät fing ich an, mich bewusst für Spiritualität zu interessieren. Ich las Bücher über verschiedenste Philosophien, Religionen und Lebenseinstellungen. Ich spürte in mir sehr stark den Drang, mehr über diese für mich so faszinierenden Themen lernen zu wollen.

Kurz nach meinem zwanzigsten Lebensjahr folgte ich dem Ruf meines Schutzengels nach Indien, um mehr über Meditation und Medialität zu lernen. Für mich war damals klar, dass ich den Rest meines Lebens in einem Ashram oder einer spirituellen Kommune verbringen wollte. Als ich meinen Rucksack packte, um nach Indien zu reisen, zogen unendliche Filme über das, was mich wohl erwarten würde, durch meinen Kopf. Ich war sehr gespannt!

Wie schön muss es sein, so dachte ich, von spirituellen Menschen umgeben zu sein, die nur das Beste füreinander wollen. Kein Streit, keine Auseinandersetzung oder andere, den menschlichen Makel widerspiegelnde Ausdrucksformen.

Mein erster Bestimmungsort war der Ashram von Sai Baba. Ich wählte diesen Ort, weil ich Visionen über Sai Baba hatte. Im Ashram angekommen, hatte ich gleich das Gefühl, endlich den Ort gefunden zu haben, an dem ich den Rest meines Lebens verbringen wollte. Ich traf Menschen aus der ganzen Welt, konnte mich in verschiedensten Sprachen ausdrücken und lernte viel über Meditation und Medialität. Alles schien perfekt. Es dauerte aber nicht lange und meine Illusion, den heilen Ort gefunden zu haben, bröckelte ab wie die Farbe an den Wänden eines vor sich hin modernden Hauses. Es fing damit an, dass die Helfer im Ashram, auch Ashram-Gestapo genannt, mir immer wieder verbieten wollten, mit Mädchen im Ashram zu sprechen. Das, so wurde uns erzählt, sei zu unserem Wohle, da wir uns vom anderen Geschlecht nur ablenken ließen.

Mein Einwand, dass wir doch von Gott geschaffen wurden, um miteinander umzugehen und voneinander zu lernen, wurde forsch abgewiesen. Wie so oft bei religiösen Fanatikern oder Machtmenschen, wurde keine logische Erklärung für deren Handeln gegeben. Es war einfach so und damit musste man sich abfinden.

Um mich vom Ego Einzelner nicht beeinflussen zu lassen, konzentrierte ich mich auf die Lehren Sai Babas. Ohne Zweifel sind diese eine sehr gute Brücke, um das Ufer der Selbsterfahrung zu erreichen.

Dort lernte ich den Führer einer südamerikanischen Sai Baba-Gruppe kennen. Sein Wissen und sein Charisma faszinierten mich sofort. Eines Tages erzählte er mir, wie in seinem Land die einzelnen Führer der Sai Baba-Meditationszentren junge Anhängerinnen zum Sex austauschten. Diese seien, wie er mir erzählte, einfach zu begeistern und immer sehr willig. Ganze Farbstreifen rissen von meiner Wand herunter …

Ich lernte auch eine junge deutsche Frau kennen. Obwohl es ja nicht wirklich erlaubt war, sprachen wir miteinander. Wir waren beide dem Ashram gegenüber sehr kritisch eingestellt und daher froh, mit jemandem darüber reden zu können.

Nie zweifelte ich an Sai Baba selber und seinen Lehren. Diese waren und sind für mich sehr wertvolle Schriften. Dennoch war meine Enttäuschung damals sehr groß. Im Ashram roch es nicht nur menschlich, es moderte und stank bis in die höchsten Gefilde.

Schon sehr bald merkte ich, dass mit der jungen Frau etwas nicht in Ordnung war. Ihre Pupillen flatterten stark und ihre Bewegungen waren nervös. Auch erzählte sie mir von einer Stimme in ihrem Kopf, die ihr immer wieder sagte, dass Sai Baba der Teufel sei. Sie gestand mir, dass sie ihren Pass und sämtliches Geld verbrannt hatte. Gott, so war sie überzeugt, kümmert sich jetzt um sie.

Eines Tages, ich meditierte bei Sai Babas täglichem Vortrag, spürte ich plötzlich den Drang, meine Augen zu öffnen. Ich sah mich um und konnte gerade noch erkennen, wie meine deutsche Bekannte von Sai Babas Leibwächter davongetragen wurde. Verwirrt sah ich mich um und fragte den Mann neben mir, was passiert sei. Es herrschte eine große Unruhe auf der Frauenseite, Köpfe bewegten sich hin und her wie die Blätter an einem Baum.

Diese Verrückte, so stotterte mein Sitznachbar nervös, habe eben versucht, Sai Baba anzugreifen. Die anwesenden Leibwächter erkannten die Gefahr und schnappten sich die Attentäterin, noch bevor sie wirklich gefährlich werden konnte. Ich wollte sehen, ob ich der Frau helfen könnte. Ich kannte ihre Situation und konnte mir vorstellen, dass sie Unterstützung gebrauchen könnte.

Außerhalb des Tempels fand ich eine Traube von Menschen. In deren Zentrum einen Tisch und am Tisch die Frau, zwei Polizisten und einige Personen, die im Ashram arbeiteten. Mich durch die Menschenmenge kämpfend, näherte ich mich dem Grüppchen und setzte mich neben die Frau. Sie sah mich erschrocken an und flüsterte mir auf Deutsch ins Ohr, dass ich nichts über sie sagen dürfte. Ich verhandelte mit der Polizei und den Angestellten des Ashrams. Natürlich gab ich keine Informationen über die arme Person preis. Plötzlich drohte mir einer der Ashramleute, dass ich aus dem Ashram geschmissen würde, sollte ich nicht kooperieren. Ich wurde wütend, sogar sehr.

Es sei ja wohl klar, dass ich nichts mit dem Anschlag zu tun hätte. Aus reiner Nächstenliebe der jungen Frau gegenüber sei ich hier, um ihr zu helfen. Es sei doch unglaublich, wie arrogant und falsch gerade die Ashramangestellten sich oft verhalten würden. Würde er mich aus dem Ashram werfen, weil ich jemandem helfe und dessen Wünsche respektiere, so würde ich sehr gerne gehen. Es gäbe noch viele Ashrams, die Nächstenliebe und Verständnis hoffentlich ehrlicher praktizieren als dieser. Nach dieser Ansprache herrschte betroffene Stille. Der Mann entschuldigte sich und ließ mich weiter übersetzen. Die Frau kam ins Gefängnis. Ich gab ihr etwas Geld, besorgte ihr einen Anwalt aus der nächsten Stadt und besuchte sie noch, bis sie abgeschoben wurde.

Ich erlebte viele schöne Momente in diesem Ashram, war aber auch sehr enttäuscht über das Verhalten vieler Menschen dort und sehr froh, als eine Argentinierin und ihre Familie mich fragten, ob ich mit ihnen den Ashram von Sri Aurobindo besuchen wolle.

Peter, ein Cousin meiner Mutter, wohnt in Pondicherry im Ashram von Aurobindo. Auch hatte ich viel über Aurobindo gelesen und wollte mehr über diesen Ort erfahren. Vielleicht, so dachte ich, ist ja dessen Ashram ein wirklich heiliger Ort.

Ich mietete mir dort eine Wohnung und meditierte viel jeden Tag. Täglich besuchte ich das Mandir oder Mausoleum, in dem Sri Aurobindo und die Mutter beerdigt sind. Während einer meiner Meditationen hörte ich eine Stimme, die mir sagte, ich solle meine Augen öffnen. Vor mir standen zwei Geister! Sri Aurobindo und die Mutter sahen auf mich herunter. Ich drehte meinen Kopf, ob andere Leute diese Erscheinung ebenfalls sahen. Aber niemand machte einen erstaunten Eindruck oder sah zu den zwei Geistwesen. Langsam bat mich eine Stimme in meinem Kopf, Papier und Stift aus meiner Tasche zu nehmen. Eine für mich sehr wichtige Nachricht wurde diktiert. Später erzählte mir Peter, dass die zwei sich manchmal zeigten, um an bestimmte Menschen Nachrichten weiterzugeben.

Während eines Gespräches mit Peter und seiner damaligen Frau unterhielten wir uns auch über den Ashram. Vielleicht, so dachte ich mir, wäre dies ein Ort für mich. Sobald wir aber über Sexualität und die Einstellung im Ashram dazu sprachen, wurde mir klar, dass auch dieser Ort nicht wirklich frei war. Also packte ich eines Tages meinen Rucksack und reiste weiter. Mein Ziel war ein Ashram der Hare Krishna. Auf dem Weg dorthin traf ich eine Hare-Krishna-Gruppe und erkannte, noch bevor ich den Ashram erreichte, dass auch das nur in einer weiteren Enttäuschung enden würde.

Da befand ich mich ganz allein im großen Indien auf der Suche nach einem perfekten spirituellen Leben an einem perfekten Ort und erlebte einen Tiefschlag nach dem anderen. Konnte es so schwierig sein, gute und wirklich ehrliche Menschen zu treffen? Menschen, die an einem vernünftigen Ort mit vernünftigen Regeln lebten? Oder hatte ich den Ort bis dahin einfach noch nicht gefunden?

Ich reiste weiter nach Varanasi. Mein Ziel war die Quelle des Ganges. Auch wollte ich den Ort besuchen, an dem Buddha erleuchtet wurde. Vielleicht, so dachte ich mir, finde ich unter Buddhisten den wahren Ort. In Varanasi angekommen, besuchte ich das Gangesufer, um eine der berühmten Totenverbrennungen zu erleben. Ich war fasziniert von dieser pulsierenden Stadt. In meinem Hotel lernte ich einen jungen Engländer kennen. Dieser erzählte mir von Dharamsala und McLeod Ganj. Er verbrachte dort einige Wochen, besuchte Meditationskurse und lernte mit den Mönchen. Der Dalai Lama wohnt dort und mit viel Glück kann man ihm sogar die Hand schütteln.

Ohne lange darüber nachzudenken, änderte ich meine Reisepläne. Ich wollte den Ort kennenlernen, an dem der Dalai Lama lebt. Vielleicht würde ich dort eine Stätte der Harmonie vorfinden.

Ich mietete mir etwas außerhalb von Dharamsala ein Zimmer. Menschen aus der ganzen Welt fanden hier zusammen und wollten erleuchtet werden. Sooft ich konnte, besuchte ich das Hauptkloster, um zu meditieren. Eines Tages, als ich gerade meditierte, kam ein Mönch auf mich zu und gab mir durch Zeichensprache zu verstehen, dass ich ihm folgen solle. Noch bevor ich überhaupt wusste, was passierte, musste ich mich gegen eine Vergewaltigung wehren. Nur mit Mühe konnte ich den Mönch von mir stoßen und rannte davon. Ich wollte eine Anzeige machen, musste aber von meinem Vorhaben ablassen. Der zuständige Beamte gab mir zu verstehen, dass eine Identifikation des Täters unmöglich sei. Klein und glatzköpfig waren sie alle. Überflüssig zu erwähnen, dass auch diese Erfahrung mir zeigte, wie normal menschlich es hier zuging.

Ich fing an zu zweifeln, dass es überhaupt einen perfekten Ort mit wirklich guten Menschen geben könnte. Auf jeden Fall gab ich nach dieser Erfahrung mein Vorhaben auf, menschliche Perfektion in einer Religion oder spirituellen Gruppe zu finden.

Daher brach ich mein sieben Monate anhaltendes Leben im Zölibat ab und fing wieder an, auch Fleisch zu essen. Keine Menschengruppe, die ich in irgendeinem Ashram oder Kloster fand, machte auf mich einen wirklich gesunden und ehrlichen Eindruck. Im Gegenteil, die meisten waren genauso falsch und verlogen wie ein Politiker vor den Wahlen. Missbrauch, Vetternwirtschaft und Korruption waren genauso vorhanden wie in einer kommunistischen Diktatur.