Loe raamatut: «Lieblingsplätze Nordschwarzwald»
Lieblingsplätze Nordschwarzwald
Matthias Kehle
Impressum
Für Walter Trefz, Wald- und Umweltschützer, Försterlegende
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Sofern nicht im Folgenden gelistet, stammen alle Bilder von Matthias Kehle:
Anja Sander 24; Daniel Müller (Nationalpark Schwarzwald) 42; Hotel Sackmann 76; Christoph Albert 92; www.andy-ridder.de 114; Matthias Kehle, mit freundlicher Unterstützung der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg 116; Torben Beeg 118; Brennerei Höllberg 150; Seeger www.seeger-werbung.de 160; Staatsbad Wildbad 170; Teinachtal-Touristik 180; Hans-Joerg Haas Vogtsbauernhof 190
Alle Seitenangaben in diesem Buch beziehen sich auf die Seitenzahlen der gedruckten Ausgabe.
e uns im Internet:
1. Auflage 2021
© 2021 – Gmeiner-Verlag GmbH
Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch
Telefon 07575/2095-0
info@gmeiner-verlag.de
Alle Rechte vorbehalten
Lektorat/Redaktion: Anja Kästle
Herstellung: Julia Franze
E-Book: Mirjam Hecht
Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Susanne Lutz
unter Verwendung der Illustrationen von © SimpLine – stock.adobe.com; © Susanne Lutz
Kartendesign: © Maps4News.com/HERE
ISBN 978-3-8392-6854-4
Inhalt
Impressum
Wilde Heimat des Nationalparks
Vorwort: Eine Einladung
1 Schönstes Hochmoor im Schwarzwald
Gernsbach: Wildsee am Kaltenbronn
2 Spielend lernen
Gernsbach: Infozentrum Kaltenbronn
3 Extremes Klima, weite Aussicht
Gernsbach: Hohlohturm
4 Musik und Wein
Gernsbach: Altes Rathaus
5 Wildromantisch und fast alpin
Loffenau: Großes Loch Teufelsmühle
6 Naturdenkmal mit Aussicht
Bad Herrenalb: Bernsteinfels
7 Hexen, Heu und Hütten
Forbach: Hexenbrunnen bei Gausbach
8 Hölzernes Wahrzeichen
Forbach: Historische Holzbrücke
9 Teuflische Steine
Forbach: Giersteine bei Bermersbach
10 Wellen, Wind, Motorräder
Forbach: Schwarzenbachtalsperre bei Raumünzach
11 Der Höchste und Spektakulärste
Seebach: Hornisgrinde
12 Manchmal mystisch
Seebach: Mummelsee
13 Es klappert die Mühle …
Seebach: Vollmers Mühle in Grimmerswald
14 Ein fast alpines Haus
Seebach: Darmstädter Hütte
15 Gelehrtengrab mit Traumblick
Seebach: Julius Euting und der Wildsee
16 »Eine Spur wilder«
Seebach: Nationalparkzentrum
17 Nostalgie pur!
Seebach: Sessel- und Skilift am Ruhestein
18 Wilde und sagenumwobene Fälle
Oppenau: Allerheiligen-Wasserfälle
19 Malerische Frühgotik
Oppenau: Kloster Allerheiligen
20 Für Kraxler und Alpinwanderer
Ottenhöfen: Karlsruher Grat
21 Beliebtes Fotomotiv
Ottenhöfen: Rainbauernmühle in Furschenbach
22 Schnaps und Schloss
Sasbachwalden: Schnapsbrunnen in Brandmatt
23 Auf den Spuren des Pinselohrs
Bühlertal: Luchspfad bei Plättig
24 Wollsäcke und Blockhalden
Bühlertal: Hertahütte bei Plättig
25 Rauschen, tosen, gluckern
Bühlertal: Gertelbachfälle
26 Entspannen zwischen Büchern
Bühl: Mediathek Bühl
27 Nachhaltig einkehren
Bühl: Naturfreundehaus Badener Höhe bei Sand
28 Schönster Grindenpfad
Bühl: Hochkopf bei Unterstmatt
29 Der Spassberg schlechthin
Bühl: Mehliskopf bei Sand
30 Das Erbe von Orkan Lothar
Baiersbronn: Lotharpfad
31 Romantisch und verwunschen
Baiersbronn: Buhlbachsee
32 Mit der Delle im Boden!
Baiersbronn: Glashütte Buhlbach
33 Hier leuchtet ein Stern
Baiersbronn: Hotel-Restaurant Sackmann in Schwarzenberg
34 Rätselhafte Mauerreste
Baiersbronn: Rinkenkopf
35 Der See mit den drei Fingern
Freudenstadt: Ellbachseeblick bei Kniebis
36 Tanken mit Elvis
Freudenstadt: Retro-Tankstelle in Kniebis
37 Der Größte der Republik
Freudenstadt: Marktplatz
38 Senkrecht in die Tiefe
Freudenstadt: Besucherbergwerk Freudenstadt
39 Dorf im Dorf – »Museumsinsel«
Freudenstadt: Dorfmuseum Dietersweiler
40 Unten ohne durch den Wald
Dornstetten: Barfußpark Hallwangen
41 Eine saubere Sache!
Wörnersberg: Seifenschule Waldseifen
42 Informativ und heiter
Alpirsbach: Brauereimuseum Alpirsbacher Brauwelt
43 Anrührend und traurig zugleich
Bad Rippoldsau-Schapbach: Alternativer Wolf- und Bärenpark
44 Mit dem »Bähnle« hinauf
Karlsruhe: Turmberg
45 Ein rätselhafter Brunnen
Ettlingen: Delfinbrunnen im Schloss Ettlingen
46 Faszinierende Seniorin
Ettlingen: Alte Linde in Schluttenbach
47 Grenzstein und Memento Mori
Marxzell: Toter-Mann-Stein bei Fischweier
48 Autos und viel mehr
Marxzell: Fahrzeugmuseum Marxzell
49 Kloster, Lazarett, Fabrik
Marxzell: Kloster Frauenalb
50 Weithin unbekannte Idylle
Muggensturm: Federbachbruch
51 Postkartenidylle
Gaggenau: Spaziergang durch Moosbronn
52 Kultfahrzeug und Mythos
Gaggenau: Unimog-Museum
53 Lustschloss der Markgräfin
Rastatt: Schloss Favorite bei Förch
54 Schönste Spielbank der Welt
Baden-Baden: Casino Baden-Baden
55 Architektur für die Ewigkeit
Baden-Baden: Museum Frieder Burda
56 Eldorado für Kletterer
Baden-Baden: Battert-Felsen
57 Standseilbahn mit Flair
Baden-Baden: Hausberg Merkur
58 Inspiration für eine Oper?
Baden-Baden: Verbrannte Felsen und Wolfsschlucht bei Ebersteinburg
59 Hoch über den Weinbergen Badens
Baden-Baden: Yburg bei Varnhalt
60 Ein Gemälde machte ihn berühmt
Baden-Baden: Geroldsauer Wasserfall
61 Badische Weine sind Weltspitze
Baden-Baden: Weingut Schloss Neuweier
62 Tulla, Tatort, Rhyolit
Sinzheim: Bergsee
63 Die Rakete an der Bundesstraße
Achern: Klauskirchl
64 Ein Ort der Stille
Achern: Waldfriedhof Illenau
65 Der »Simpl« und die Künstler
Renchen: Simplicissimus-Haus
66 Ein Stück Demokratiegeschichte
Offenburg: Hirsch-Apotheke am Fischmarkt
67 Das badische Märchenschloss
Ortenberg: Schloss Ortenberg
68 Auf Umwegen zum Zentrum
Gengenbach: Sinneslabyrinth
69 Kuriosum im Zeichen des Storchs
Zell am Harmersbach: Storchenturm
70 Edles in der Schnapshauptstadt
Oberkirch: Höllberg Brennerei
71 Die Grimmelshausen-Burg
Oberkirch: Ruine Schauenburg
72 Panoramen der Superlative
Oberkirch: Gasometer Pforzheim
73 Mahnmal mit Aussicht
Pforzheim: Wallberg
74 Eine wackelige Angelegenheit
Pforzheim: Büchenbronner Höhe bei Büchenbronn
75 Rehbraten mit Aussicht
Straubenhardt: Landhotel Adlerhof
76 Anrührender Märchenklassiker
Neuenbürg: Ausstellung Das kalte Herz im Schloss Neuenbürg
77 Brot wie zu Omas Zeiten
Höfen an der Enz: Backhaus
78 Einsamer Wiesengrund
Dobel: Eyachmühle
79 Auge in Auge mit Eichhörnchen
Bad Wildbad: Baumwipfelpfad
80 Orientalische Wellness
Bad Wildbad: Palais Thermal
81 Gute Tropfen im Stil der 1960er
Bad Liebenzell: Trinkhalle im Kurpark
82 Gotteshaus und Sommerresidenz
Calw: Kloster Hirsau
83 In der Heimat des Kult-Autors
Calw: Hermann-Hesse-Museum
84 1.000 Jahre und mehr
Bad Teinach-Zavelstein: Kirche Sankt Candidus bei Kentheim
85 Ein Blütentraum im Frühling
Bad Teinach-Zavelstein: Krokuswiesen
86 Wer hier grub, starb jung
Neubulach: Hella-Glück-Stollen
87 Schönstes Fachwerkdorf?
Altensteig: Spaziergang durch die Altstadt
88 Heimat für den Eisvogel
Seewald: Nagoldtalsperre
89 Rätselhafte Grabkammer
Nagold: Keltenhügel
90 Die letzten Originale
Gutach: Schwarzwälder Freilichtmuseum Vogtsbauernhof
Karte
Wilde Heimat des Nationalparks
Vorwort: Eine Einladung
Vielleicht ist der Schwarzwald das berühmteste Gebirge der Welt. Jedenfalls kennt man seine Insignien wie Bollenhut, Kirschtorte, Kirschwasser oder den Mummelsee in Korea, Brasilien und den Vereinigten Staaten. Vielleicht ist nur noch das Matterhorn berühmter als der Bollenhut! Geografen teilen das südwestdeutsche Mittelgebirge ein in Nordschwarzwald und Hochschwarzwald. Wilder, einsamer, romantischer und vielfältiger ist die Heimat des jungen Nationalparks: der Nordschwarzwald. Im Norden wird er grob von der A7 zwischen Karlsruhe und Pforzheim, im Süden vom Kinzigtal begrenzt. »Wilder« ist die Gegend: Mit etwas Glück trifft man bei langen Wanderungen auf einen Auerhahn und vernimmt Vogelstimmen, die man sonst nicht hört. Hier ist der Wolf wieder zu Hause, selbst wenn ihn kaum ein Mensch zu Gesicht bekommt. »Einsamer« ist der Nordschwarzwald als sein südlicher »Bruder«: Stundenlang kann man durch dichte Wälder wandern, zu entlegenen Karseen oder merkwürdigen Felsformationen. Ganz im Gegensatz zu den Bereichen rund um die Schwarzwaldhochstraße, wo immer Trubel und Verkehr herrscht. »Romantischer« ist der Norden mit seinen unzähligen Wasserfällen, wie dem Gertelbachfall bei Baden-Baden, aber auch dem so beliebten Mummelsee. Vorausgesetzt man besucht ihn zu einer Zeit, wenn dort keine weiteren Touristen sind, etwa an einem kalten, nebligen Tag in der Vorweihnachtszeit.
Im Nordschwarzwald wachsen mit die größten Waldflächen Deutschlands. An der Westseite gedeiht schon junger Mischwald – die Fichtenmonokulturen hat Sturm Lothar im Jahr 1999 »beseitigt«. Es ist ein Wald im Wandel. Das zeigt etwa der Lotharpfad, ein Weg, auf dem der Besucher die Entwicklungen des letzten Vierteljahrhunderts nachvollziehen kann. Vertraute Bilder, wie sie auch in diesem Buch zu sehen sind, werden sich mit dem Klimawandel verändern – in welche Richtung ist kaum vorherzusagen. Zwischen diesen Wäldern liegen weltberühmte Orte. Das gilt vor allem für Baden-Baden mit seinen Thermen, dem Casino oder der Lichtentaler Allee. Berühmt wurden Calw und Kloster Hirsau – dank dem Literaturnobelpreisträger Hermann Hesse, der ein Kind des Nordschwarzwalds war. Viele seiner Texte sind hier angesiedelt. Klöster, Schlösser, Burgen und Ruinen finden sich zuhauf in dieser alten, vielseitigen Kulturlandschaft. Das schönste Schloss ist Favorite, die eindrucksvollste Burg Schloss Ortenberg, die prächtigste Ruine das verwunschene Kloster Allerheiligen. Am Rande des Nordschwarzwalds, in Karlsruhe, wurde das Auto erfunden und so ist es nicht verwunderlich, dass einige Sehenswürdigkeiten mit dem Auto zu tun haben: ein skurriles Fahrzeugmuseum in Marxzell, eine Retro-Tankstelle in Freudenstadt oder das Unimog-Museum in Gaggenau. In Baden übrigens hat der Guide Michelin die meisten Gourmet-Sterne vergeben, knapp hinter der württembergischen Grenze laden die Top-Restaurants Deutschlands ein, eines davon wird hier vorgestellt. Ganz normale, bürgerliche Gastronomie darf natürlich ebenfalls nicht fehlen. Wer am Westrand des Schwarzwalds entlangfährt, etwa auf der A5, sieht vor allem eines: Weinberge, Weinberge, nichts als Weinberge! Der badische Wein gilt als Weltklasse, vor allem einige Rieslinge, und so ist ein Blick in ein bekanntes Weingut ein Muss. Im Nordschwarzwald befindet sich zudem die »Europäische Schnapshauptstadt« Oberkirch mit vielen weithin bekannten Brennereien – die Zahl geht in die Hunderte!
Der Oberrhein und der Nordschwarzwald waren schon immer besiedelt, bereits Keltenfürsten haben hier ihre Grablege, ein uraltes Kirchlein in Kentheim zeugt von einer langen christlichen Tradition. Viele Kultur- und Architekturdenkmale, etwa die Hirschapotheke in Offenburg oder das Ettlinger Schloss mit seinem Delfinbrunnen, aber auch das Museum Frieder Burda in Baden-Baden bezeugen dies. Mühlen, Bergwerke, Stauseen – dem Nordschwarzwald fehlt eigentlich nichts. Na gut, vielleicht ein paar ganz hohe, vergletscherte Berge und ein Meeresstrand, aber das ist schon alles. Es ist die perfekte Gegend, um zu essen, zu trinken, zu wandern, für Freizeit, Kultur und Sport. Oder ganz einfach gesagt: zum Genießen!
Der lange umstrittene Nationalpark Schwarzwald ist der erste in Baden-Württemberg und wurde 2014 gegründet. Er ist 100,62 Quadratkilometer groß. Weit über 2.000 Tierarten leben hier.
1 Schönstes Hochmoor im Schwarzwald
Gernsbach: Wildsee am Kaltenbronn
Der Wildsee, auf etwa 900 Metern Höhe zwischen Bad Wildbad und Gernsbach gelegen, ist die mit 2,3 Hektar größte Hochmoorfläche im Schwarzwald und gilt als größter Hochmoorkolk Deutschlands. »Kolk« bedeutet, dass das Moor rein durch Wasseransammlung entstanden ist. Ein Teil ist mit Schwingrasen bedeckt, auf dem See haben sich kleine Inseln gebildet. Am Ende der letzten Eiszeit, vor etwa 10.000 Jahren, versumpfte die Hochfläche auf den wasserundurchlässigen Buntsandsteinschichten. Durch die Sauerstoffarmut zersetzte sich die anspruchslose Vegetation nicht vollständig und bildete eine bis zu acht Meter dicke Torfschicht. Hier gedeihen Überlebenskünstler wie Torfmoose und Wollgräser, das Moor ist umgeben von Bannwäldern mit zahllosen Birken.
Das streng geschützte Gebiet ist touristisch durch einen Bohlenweg erschlossen, der nur zu Fuß passiert werden darf, mitunter federt das Holz unter den Schritten auf dem weichen Torfuntergrund. Ein solches Moor ist hochsensibel. Schon Kalkstaub an Wanderstiefeln kann das System verändern, weshalb der kalkhaltige Schotter auf den Waldwegen der Umgebung durch kalkarmen ersetzt wurde. Auch das Füttern der Enten und das »Entsorgen« von Essensresten ist streng verboten. Vor allem unter der Woche kann der Wanderer, auf einer der Bänke sitzend, die Stille genießen und Libellen beobachten.
Ab dem 18. Jahrhundert schien das Ende des Moores besiegelt. Nachdem 1701 ein erster Weg und 1708 eine Anlage zur Holzflößerei gebaut wurde, kam 1829 ein Entwässerungssystem hinzu. Teile des Hochmoores wurden um 1850 abgebrannt und neu aufgeforstet, zweimal wurde Brenntorf abgebaut, zuletzt 1919. Zehn Jahre später jedoch erklärte man einen Teil des Moores zum Bannwald, aber erst im Jahr 2000 wurde das Wildseemoor großflächig zum Naturschutzgebiet.
Vom Wildsee aus kann man in verschiedene Richtungen wandern. Empfohlen sei ein Abstecher zum Gasthaus Grünhütte in etwa drei Kilometern Entfernung. Hier genießt man badisch-schwäbische Küche.
1
Hochmoor Wildsee
Startpunkt für Wanderung: Parkplätze um das Infozentrum Kaltenbronn
Kaltenbronner Straße 600
76593 Gernsbach-Kaltenbronn
07224 655197
www.infozentrum-kaltenbronn.de
Waldgaststätte Grünhütte
07081 8627
2 Spielend lernen
Gernsbach: Infozentrum Kaltenbronn
Wer in der großartigen Landschaft rund um die Hochmoore von Hohloh und Wildsee wandert, sollte unbedingt das Infozentrum Kaltenbronn besuchen. Das ganze Gebiet liegt außerhalb des Nationalparks, dennoch bietet das Haus Wissen satt. Es ist kein simples Museum, sondern ein multimedialer »Lernort«. Das hört sich trocken an, doch in den sechs Räumen erfährt der Besucher spielerisch, wie Auerhühner – einst Jagdtrophäen adliger Jäger – leben, was alles in Totholz kreucht und fleucht oder mehr über die wechselvolle Geschichte der kleinen Ansiedlung auf dem abgelegenen und im Winter eisigen Kaltenbronn. Die Ausstellungsmacher arbeiten mit allen Medien. Mit Moosen und Schwämmen kann man experimentieren, vieles lässt sich anfassen, wer will, darf schnuppern und somit alles höchst sinnlich erleben. Mittels einer interaktiven Reliefkarte erfahren Besucher einiges über touristische Angebote wie beispielsweise Wanderrouten oder Naturparkwirte.
Im Zentrum jedoch stehen die Bäume, die Bannwälder sowie das Leben und Überleben in den Hochmooren während der letzten 10.000 Jahre. Besonders unterhaltsam ist ein Zeichentrickfilm über das Verhältnis zwischen Badenern und Württembergern, »Gelbfüßlern und Sauschwobe«: Sie erklären sich gegenseitig die Vorzüge ihres jeweiligen Landesteils, schließlich führt die »Grenze« mit unzähligen historischen Grenzsteinen mitten durch den Nordschwarzwald – hier oben verläuft sie direkt über den Wildsee. Neben eindrucksvollen Bildern stehen im Infozentrum die Klänge im Vordergrund: Melodiös klingen die Rufe von Waldohreulen, Fichtenkreuzschnäbeln oder Wintergoldhähnchen. Es lohnt sich immer wieder zu kommen, denn Wechselausstellungen, etwa über Insekten, sowie Vorträge, Führungen und Kinderprogramme runden das Angebot in dem historischen und stimmungsvollen Gebäude ab.
Voller Bauch studiert nicht gern, ein leerer auch nicht – schräg gegenüber des Infozentrums lohnt eine Einkehr ins Hotel-Restaurant Sarbacher, vor allem wegen der Schwarzwälder Kirschtorte.
2
Infozentrum Kaltenbronn
Kaltenbronner Straße 600
76593 Gernsbach-Kaltenbronn
(L76 b von Gernsbach aus)
07224 655197
www.infozentrum-kaltenbronn.de
Hotel Sarbacher
Kaltenbronner Straße 598
76593 Gernsbach-Kaltenbronn
07224 93390
3 Extremes Klima, weite Aussicht
Gernsbach: Hohlohturm
Der Hohloh (988 Meter) gehört wie die Hornisgrinde zu den klimatisch extremen Bergen des Schwarzwalds. Hier oben ist es immer »einen Kittel kälter«. Den höchsten Punkt des weitläufigen Gipfelplateaus zu finden, ist gar nicht einfach. Unweit von diesem jedoch steht ein markanter Sandsteinturm, den der Schwarzwaldverein 1897 hat errichten lassen. Es ist der nördlichste Punkt des Schwarzwalds mit Alpenblick – bei günstigen Sichtverhältnissen erkennt man in über 250 Kilometer Entfernung Eiger, Mönch und Jungfrau. Der Hohloh war so stark bewaldet, dass der Schwarzwaldverein den Turm 1968 um 6,4 Meter auf die heutige Höhe von 28,6 Metern erhöhen ließ. Die Bäume wuchsen weiter in die Höhe, in den 1990er-Jahren sah man vom Turm nur in Baumwipfel. Bis zum zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 als der Sturm Lothar das Gipfelplateau nahezu komplett entwaldete. Den düsteren Fichtenwald haben heute Ebereschen, Birken, Tannen und Salweiden ersetzt – im Herbst ein Farbspektakel der besonderen Art, vor allem bei tiefstehender Nachmittagssonne.
Nicht zum Nationalpark gehört das Naturschutzgebiet rund um den südlich des Turms gelegenen Hohlohsee, Deutschlands höchstgelegenes Moorgebiet. Das »Hohlohmiss« ist mit seinen Regenmooren und mehreren Moorseen streng geschützt, aber auf einem breiten, barrierefreien Bohlenpfad zugänglich. Die genügsame Heidelbeere dominiert die Vegetation, die karge Landschaft mutet fast skandinavisch an. Der Hohloh gehört zu den beliebtesten Bergen, ist er doch bis zur von Rennradlern viel befahrenen Passhöhe Schwarzmiss (933 Meter) gut per Auto und Bus erreichbar, asphaltierte Spazierwege führen rund um den höchsten Punkt. West- und Mittelweg, die von Pforzheim nach Basel führen, sowie der Europäische Fernwanderweg E1 verlaufen über den Gipfel, ebenso einige Langlaufloipen.
Der sieben Kilometer lange Wanderweg vom Hohloh zur Teufelsmühle gehört zu den wenigen Strecken im Nordschwarzwald, die auch im Winter »besonnt« sind. Auch ein Abstieg nach Forbach lohnt.
3
Hohlohturm
Erreichbar vom Parkplatz auf der Passhöhe »Schwarzmiss«
L76 b, Abzweigung in 76593 Gernsbach-Hilpertsau Richtung Reichental
Tourist-Information Gernsbach
Igelbachstraße 1176593 Gernsbach
07224 64444