Loe raamatut: «Endless Love»

Teil I - 1989: TORRENT

Die Sonne strahlte hell vom Himmel herab.

Es schien fast unmöglich, dass etwas nicht von ihr bestrahlt wurde. Sie hüllte Häuserdächer, Baumkronen, Straßen – einfach alles in ihr helles Kleid aus vielen tausend gelben Armen, die das Städtchen Florida umschloss.

Irgendwo in der Ferne schrie ein Kind. Ein Hund bellte. Der Motor eines Wagens war zu hören.

Von Bäumen zwitscherten Vögel herab und hier und da suchte ein Rotkehlchen auf dem Boden nach Körnern. Es fand welche, flötete seine Melodie und verschwand rasch wieder im Wipfel des Baumes.

„Hey, Cyrus, hast du das gesehen?“ Torrent saß mitten auf der Wiese vor seinem Wohnwagen und beobachtete die Natur mit Bewunderung.

Sein jüngerer Bruder Cyrus trat rasch aus dem Wohnmobil und sah sich um. „Was soll ich gesehen haben?“ Verwirrt ließ er den Blick schweifen.

„Das Rotkehlchen“, gab Torrent unbeirrt zurück.

„Achso. Nee. Hab ich nicht gesehen.“ Cyrus verschwand wieder im Wohnwagen.

„Ein Eichhörnchen!“, rief Torrent begeistert. Schnell kam Cyrus herausgerannt. Das Eichhörnchen war flink und schnell und Cyrus konnte gerade noch erkennen, wie es über die Wiese lief und rasch den Baumstamm emporhastete ehe es dann vom Baumwipfel verschluckt wurde.

„Niedlich“, gab Cyrus leise zurück, trat näher an seinen großen Bruder und setzte sich im Schneidersitz neben ihn.

Man schrieb das Jahr 1989 und Torrent war gerade 19 Jahre alt geworden. Es war Sommer. Seit seinem letzten Geburtstag lebte Torrent alleine in seiner eigenen Wohnung oder eher Haus. Denn sein Wohnwagen glich eher einem beweglichen Haus, denn einer Wohnung: Er hatte dadrin wirklich alles, was auch in einem Haus vorhanden wäre. Nichts fehlte ihm dort.

Torrent Razor Bay war Teil einer Hippie-Bewegung, im Grunde auch seine restliche Familie. Er war so aufgewachsen. Sein jüngerer Bruder Cyrus hatte dieses Leben im weitesten Sinne abgelegt, doch weiterhin vegan leben wollte er, genau wie es Torrent tat, schon noch. Torrent, ein schlanker, großer, dynamischer junger Mann mit mittelblondem langen Haar und weiten bunten Klamotten war sehr naturverbunden und überaus tierlieb. Er selber besaß kein Tier, dafür hatte er in seinem Wohnwagen keinen Platz. Er fand allerdings auch, dass Tiere nicht eingesperrt und derart vom Menschen aufgezogen und abhängig gemacht werden sollten, weswegen er auch kein eigenes besaß. Tiere gehörten in die freie Natur und nicht daheim in einem Käfig oder in der Wohnung eingesperrt.