Loe raamatut: «Kraftvoll beten»
Jeder betet.
Aber niemand findet es einfach.
Wir alle brauchen ein wenig Hilfe.
Pete Greig lehrt seit mehr als zwanzig Jahren über das Beten – und leitet eine Bewegung für immerwährendes Gebet. Jetzt fließt sein Lebenswerk zum ersten Mal in seine Antwort auf die Frage ein, die sich letztlich jeder stellt: Wie betet man?
Diese Einführung in das größte Abenteuer des Lebens wird dich tiefer in deine Beziehung zu Gott führen und dir helfen, dich besser zu sammeln und still zu werden, die Stimme Gottes deutlicher zu erkennen, besser in der Lage zu sein, deine Enttäuschungen zu verstehen und auch mehr auf wunderbare Durchbrüche zu hoffen. Sie ist voll ehrlicher, mühsam erworbener Weisheit und durchsetzt von Geschichten aus dem wirklichen Leben – manche humorvoll, andere bewegend –, und will dein Gebetsleben ausstatten und inspirieren. Auf der Reise durch das Vaterunser entfaltet Pete Greig neun wesentliche Aspekte des Gebets: Stille, Anbetung, Bitte, Fürbitte, Ausdauer, Kontemplation, Zuhören, Beichte und geistlicher Kampf.
Von einem der aufmerksamsten und visionärsten Kommunikatoren unserer Zeit geschrieben für die, die seit Jahren beten, ebenso wie für die, die beten wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen, ist Kraftvoll beten der einfache, lebensverändernde Leitfaden, auf den wir alle gewartet haben.
© Copyright 2019 Pete Greig
© Copyright Vorwort Nicky Gumble
© Copyright der deutschen Ausgabe 2020 Asaph-Verlag
1. Auflage 2020
Titel der englischen Originalausgabe: How to Pray
Aus dem Englischen übersetzt von Dorothea Appel
Lektoriert von Cornelia Geister
Bibelzitate wurden im Allgemeinen der Übersetzung Hoffnung für alle entnommen (© 1983, 1996, 2002, 2015 Biblica, Inc.®, hrsg. von Fontis – Brunnen Basel), andernfalls folgendermaßen gekennzeichneten Übersetzungen: L: Luther 21 © La Buona Novella Inc. Bible Publishing House, CH-6343 Rotkreuz, S: Schlachter © 2000 Genfer Bibelgesellschaft
Umschlaggestaltung: Fontis Media, René Graf
Satz: Samuel Ryba
E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH
ISBN 978-3-95459-608-9
Bestellnummer 148037
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Fontis Media GmbH, Baukloh 1, 58515 Lüdenscheid,
fontis@fontis-media.de oder www.fontis-shop.de
Für Danny zum 18. Geburtstag
„Du aber … gehörst Gott … Bemüh dich mit aller
Kraft darum, das Richtige zu tun, Gott zu dienen,
ihm zu vertrauen und deine Mitmenschen von Herzen
zu lieben. Begegne ihnen mit Geduld und Freundlichkeit.
Kämpfe den guten Kampf des Glaubens!“
(1. Timotheus 6,11-12)
Ich gebe es Euch, so gut wie ich es habe und wie ich mich selbst beim Beten verhalte. Unser Gott und Herr gebe es Euch – und jedem anderen –, es besser zu machen.
(Martin Luther in einem Brief an seinen Barbier Peter Beskendorf, Frühling 1535)1
VATER UNSER IM HIMMEL,
GEHEILIGT WERDE DEIN NAME.
DEIN REICH KOMME. DEIN WILLE GESCHEHE,
WIE IM HIMMEL, SO AUF ERDEN.
UNSER TÄGLICHES BROT GIB UNS HEUTE.
UND VERGIB UNS UNSERE SCHULD,
WIE AUCH WIR VERGEBEN UNSERN SCHULDIGERN.
UND FÜHRE UNS NICHT IN VERSUCHUNG,
SONDERN ERLÖSE UNS VON DEM BÖSEN.
DENN DEIN IST DAS REICH
UND DIE KRAFT UND DIE HERRLICHKEIT
IN EWIGKEIT.
AMEN.
Inhalt
Cover
Titel
Impressum
Vorwort
Wie man dieses Buch in ein paar Minuten liest
Einführung: Wie man dieses Buch am besten nutzt
Wie man nach dem Muster P.R.A.Y. betet
1.Gebet überall. Warum beten?
2.Einfach bleiben. Anfangen
Schritt 1: Pause – Ruhe
3.Entschleunigung und Fokus. Wie man still wird vor Gott
Schritt 2: Rejoice – Freude
4.Anbetung. Wie man Gott ehrt
Schritt 3: Ask – Bitte
5.Bitten. Wie man Gott bittet
6.Fürbitte. Wie man Gott für die Anliegen anderer bittet
7.Nicht erhörtes Gebet. Wie man mit Enttäuschung umgeht
Schritt 4: Yield – Hingabe
8.Betrachtung. Wie man ohne Worte betet
9.Hören. Wie man Gottes Stimme hört
10.Bekenntnis und Versöhnung. Wie man mit Gott ins Reine kommt
11.Geistlicher Kampf. Wie man geistliche Autorität ausübt
12. Amen
Endnoten
Weiterführende Lektüre
Dank
GEBETS-VORBILDER
Vorbild im einfachen Gebet: Susanna Wesley, England
Vorbilder in der Entschleunigung und im Fokussieren: Die Wüstenväter und -mütter, Ägypten
Vorbild in der Anbetung: Bruder Lorenz, Frankreich
Vorbild im Bittgebet: Corrie ten Boom, Holland
Vorbild in der Fürbitte: Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf, Deutschland
Vorbild im Umgang mit nicht erhörtem Gebet: Joni Eareckson Tada, Amerika
Vorbild im betrachtenden Gebet: Blaise Pascal, Frankreich
Vorbild im Hören: Amy Carmichael, Indien
Vorbild im Bekennen und in der Versöhnung: Desmond Tutu, Südafrika
Vorbild im geistlichen Kampf: Der heilige Patrick, Irland
Vorwort
Nicky Gumbel
Ich bin sehr froh, dass Pete Greig dieses Buch geschrieben hat. Beten ist das Wichtigste in unserem Leben. Durch Beten entwickeln wir eine Beziehung zu unserem Vater im Himmel. Jesus betete und lehrte uns, dasselbe zu tun. Das Gebet bringt uns Frieden, erfrischt unsere Seele, stillt unseren geistlichen Hunger und versichert uns der Vergebung. Das Gebet verändert nicht nur uns, es verändert auch Situationen. Gott erhört Gebet. Aber wie sollen wir beten?
Viele Jahre lang hoffte ich, dass jemand ein einfaches, aber umfassendes Buch darüber schreiben würde, wie man betet. Ich konnte nur Bücher finden, die vor Jahrzehnten geschrieben worden waren und die Zeit nicht überdauert hatten.
Das ist eine echte Marktlücke. Im Alphakurs haben wir immer einen Vortrag darüber, warum und wie man betet. Wir empfehlen gerne Bücher, hatten aber Schwierigkeiten, eines zu finden, das zu dieser Einheit über das Thema Gebet passt. In den letzten Jahren habe ich Petes früheres Buch God On Mute empfohlen. Aber darin geht es um einen speziellen Aspekt – warum manche Gebete scheinbar nicht erhört werden. Dennoch habe ich es empfohlen, weil Pete eine Legende in der Welt des Gebets ist – als Mitbegründer der Gebetsbewegung 24-7 – und weil sich bei ihm die Leidenschaft fürs Gebet mit einer bemerkenswerten Schreibbegabung verbindet.
Stell dir also meine Freude vor, als Pete mir sagte, dass er ein Buch mit dem Titel How to Pray schreibt (auf Deutsch: Kraftvoll beten). Es hat mich sehr geehrt, dass er mich fragte, ob ich das Vorwort dafür schreiben würde.
Jetzt habe ich das Manuskript gelesen und finde, dass das Buch alles ist, wonach ich mich sehnte, und mehr. Dieser Autor weiß, wovon er spricht. Er schreibt, wie er spricht – mit großer Eloquenz. Er drückt sich deutlich, aber leicht verständlich aus und ist ausgesprochen praktisch und wunderbar anschaulich durch interessante Anekdoten, Geschichten und Beispiele.
Pete leitete früher die Gebete in der Gemeinde Holy Trinity Brompton, sodass ich persönlich die Kraft von Petes Gebeten erlebt habe – sowohl für mich selbst als auch für unsere Kirche, die Nation und die Welt. Wenn du, wie ich, versucht hast, Gebet in einer Gruppe zu leiten, wirst du wissen, wie außerordentlich schwierig es ist, das gut zu machen. Pete macht es immer perfekt – mit Humor, aber nie heftig; mit Kraft und Autorität, aber auch mit Leichtigkeit.
Dies ist in der Tat ein Buch, das erklärt, wie man betet. Mir zum Beispiel hat es schon sehr geholfen, und ich bin sicher, dass jeder Leser ermutigt und unterstützt wird, mehr wie Jesus zu beten – und Gott besser kennenzulernen.
Hier ist endlich ein einfacher Gebets-Leitfaden für normale Leute – das Buch, auf das ich gewartet habe.
Nicky Gumbel
Holy Trinity Brompton
London 2019
Wie man dieses Buch in ein paar Minuten liest
Wie man nach dem Muster „P.R.A.Y.“ betet (Kapitel 1–2)
„Die Jünger sagten: ‚Herr, lehre uns beten!‘“
Jeder Pilger hat irgendwann einen Stein im Schuh. Du wachst eines Morgens auf und denkst: „Ich kenne den Schöpfer von 100 Milliarden Galaxien – und mehr ist nicht dabei?“ Du liest die Apostelgeschichte und fragst dich: „Warum geschieht das heute nicht mehr so?“ Deine Welt bricht zusammen und du brauchst dringend ein Wunder. Du siehst hoch zu den Sternen am Himmel und fühlst Dinge, die größer sind als fromme Worte. Du sagst dir: „Wenn das wahr ist, muss es mehr Macht, mehr Geheimnisse, mehr persönliche Erfahrungen geben.“ Und so wendest du dich schließlich an Gott, etwas unsicher, ob es dir auch wirklich ernst damit ist, und sagst: „Herr, lehre mich beten.“ Und er antwortet: „Ich dachte schon, du würdest nie fragen!“
Pause – Ruhe (Kapitel 3)
„Jesus sagte: ‚Wenn ihr betet …“
Zum Anfangen müssen wir aufhören. Um voranzukommen, müssen wir innehalten. Dies ist der erste Schritt zu einem tieferen Gebetsleben: Leg deine Wunschliste weg und warte. Sitz still. Schweige. „Seid still und erkennt, dass ich Gott bin“ (Ps. 46,11 L). Sei ganz da in Raum und Zeit, damit sich deine abgelenkten Sinne in Gottes ewiger Gegenwart sammeln können. Schweigen und Stille bereiten Geist und Seele darauf vor, von einem Ort des größeren Friedens, des Glaubens und der Anbetung aus zu beten. Tatsächlich ist das an sich schon eine wichtige Form des Gebets.
Rejoice – Freude (Kapitel 4)
„Sagt: ‚Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name.‘“
Beim Anblick der Nordlichter denkt niemand: „Wow, ich bin unglaublich!“ Staunen und Bewundern entspricht unserem Wesen, und daraus folgt, dass wir Lob äußern. Das Vaterunser beginnt mit einer Einladung zur Anbetung: „Unser Vater im Himmel, geheiligt werde dein Name.“ Nachdem wir am Anfang einer Gebetszeit zur Ruhe gekommen sind, ist Ehrerbietung die natürlichste und angemessenste Reaktion auf die Gegenwart Gottes. Überspring diesen Schritt nicht. Den Namen des Vaters zu heiligen ist die wichtigste und erfreulichste Dimension des Gebets. Bleib eine Weile dabei und freue dich an Gottes Segnungen, bevor du um mehr bittest. Wie der Flug für den Adler, der Galopp für das Pferd, wie der Sprung für den Lachs, so ist Anbetung das, wozu Gott dich bestimmt hat.
Ask – Bitte (Kapitel 5–7)
„Dein Reich komme, dein Wille geschehe …
Unser tägliches Brot gib uns heute.“
Beten ist von ganz unterschiedlicher Bedeutung für all die verschiedenen Menschen. In seiner einfachsten und unmittelbarsten Form jedoch heißt Beten, Gott um Hilfe zu bitten – wie der Soldat vor der Schlacht, der Fußballfan im Finale, die verzweifelte Mutter in der Krankenhauskapelle es tun. Das Vaterunser lädt uns ein, Gott um alles zu bitten, vom täglichen Brot bis zum Kommen seines Reichs, für uns selbst (Bitte) und für andere (Fürbitte). In diesem Abschnitt untersuchen wir die außerordentliche, wunderwirkende Kraft des Gebets, aber auch die Fragen, mit denen wir konfrontiert sind, wenn unsere Gebete unbeantwortet bleiben.
Yield – Hingabe (Kapitel 8–12)
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben
unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen. Amen!“
Der letzte Schritt im Tanz des Gebets ist die Ergebung oder Hingabe – eine geballte Faust öffnet sich langsam, ein ausgepowerter Sportler lässt sich ins Eisbad sinken, die Mohnblumen auf der Wiese wenden sich der Sonne zu. Der Gegenwart Gottes „wie im Himmel, so auch auf der Erde“ geben wir uns hin durch betrachtendes Gebet und indem wir auf sein Wort, das unser „tägliches Brot“ ist, hören. Wir ergeben uns der Heiligkeit Gottes durch Schuldbekenntnis und Versöhnung und beten: „Vergib uns unsere Sünden, wie auch wir anderen vergeben.“ Wir unterstellen uns seiner Macht im geistlichen Kampf und bitten unseren Vater, uns „vom Bösen zu befreien“. Und in all dem geschieht dies: Indem wir uns Gott ergeben, überwinden wir. Indem wir von uns selbst leer werden, werden wir erfüllt, und indem wir im Gebet unser Leben hingeben, kann es schließlich selbst zu einem Gebet werden – dem Vaterunser.
Einführung
Wie man dieses Buch am besten nutzt
Wo doch ein solcher Gott euch liebt, könnt ihr ganz schlicht beten. So nämlich: … (Matthäus 6,9, The Message)
Als einer unserer Söhne hörte, dass ich ein Buch darüber schreibe, wie man betet, sagte er: „Aber das ist doch ganz leicht. Man fängt einfach mit ‚Lieber Gott‘ an, erzählt ihm etwas und sagt dann ‚Amen‘.“
In gewisser Weise hat er recht. Manchmal machen wir das Gebet viel komplizierter, als es sein muss. Dieses Buch wurde als einfacher Leitfaden für ganz normale Leute geschrieben. Es ist eine Einführung in ein umfangreiches Thema, an junge Christen und solche Nachfolger Jesu gerichtet, die vielleicht nicht Theologie studiert haben und sich nicht als Ninja-Gebetskrieger betrachten, aber dennoch gerne wachsen und ihre Beziehung zu Gott vertiefen möchten. Dies kann eine wunderbare, interessante Entdeckungsreise werden.
* * *
Ich habe das Glück, am Stadtrand zu wohnen, dort, wo die freie Natur anfängt. Oft laufe ich durch den Wald, um den Golfplatz herum oder bis zum höchsten Punkt eines Hügels, von wo aus man dreißig Meilen weit sehen kann. Ich laufe auf einem gepflasterten Weg, wenn ich wenig Zeit habe oder wenn es regnet und ich nicht gerade durch den dicksten Schlamm waten will. Aber um diese „Hauptarterie“ herum verläuft ein Gewirr von Venen und Kapillaren – geheimen Trampelpfaden und zugewachsenen Stegen, die vertrauter sind mit Dachs, Damhirsch und Waldkauz als mit Menschenfüßen.
Welchen Weg ich nehme, ist vom Wetter, von meiner Zeit und meiner Lust abhängig. An sonnigen Tagen gehe ich gerne in die Hügel und genieße die Aussicht. Im Herbst stromere ich über Waldwege, die so weich sind, als wären sie mit einem dicken Teppich belegt, und suche nach Bovisten und Champignons in Hexenringen. Im Sommer machen wir auf versteckten Lichtungen abends ein Lagerfeuer und schlagen dort manchmal auch unser Zelt auf.
Dieses Buch ist ein „einfacher Führer“ durch die komplexe, lebendige Gebetslandschaft. Zieh die Stiefel an – wir gehen nicht auf asphaltierter Straße. Ich weiß, dass es Zeiten gibt, in denen wir alle nur den schnellstmöglichen Weg zu Gott brauchen – wenn man vom Fahrrad auf ein geparktes Auto zuschleudert, ist die ganz direkte Kommunikation angebracht: „Hilfe!“ Aber es gibt im Gebet mehr als nur Bitten, und Gott hat es nicht eilig. Manches Beten ist eher ein Erkunden als ein Flehen: Waldwege, auf denen man sich geborgen fühlt, und Stellen, die so schön sind, dass man anhalten und Gott mit flüsternder Stimme Lob sagen muss. Es gibt geheime, intime Lagerplätze und Pfade, die dich in die Berge führen, wo du einen weiten Blick unter einem größeren Himmel genießt. Klettern ist anstrengend. Ist man aber erst einmal am Ziel, dann weiß man, dass sich die Mühe gelohnt hat. Unterwegs werden wir Heilige entdecken, die an bestimmten Stellen in dieser abwechslungsreichen Landschaft ihr Zuhause gefunden haben. Auch ihre Geschichten wirst du in diesem Buch finden. Die Geschichten anderer werden am Ende der meisten Kapitel unter der Überschrift „Vorbilder“ beschrieben. Einige dieser Heiligen ließen sich in der Kontemplation, im betrachtenden Gebet, nieder. Andere haben sich einen Ausguck in den Baumkronen der prophetischen Einsicht gebaut. Und schließlich wirst du dein eigenes Lieblingsgelände auf deinem Weg mit Gott finden.
Ich muss dich jedoch warnen, dass keiner dieser Wege zu Gott führt. So funktioniert es einfach nicht. Es gibt nicht die eine bessere Art zu beten. Wenn du nach dem Heiligen Gral suchst, gehe dorthin zurück, wo du angefangen hast. Auf all den vielen Gebetswegen wird der Herr dich jedoch begleiten. (Er zieht gerade seine Wanderstiefel an.) Er wird mit dir schweigen und auch mit dir reden. Das Gespräch wird verebben und fließen. Er wird dir Dinge erzählen, die du noch nicht wusstest, und dich Dinge fragen, die du noch niemandem erzählt hast. Gelegentlich wirst du ihn aus den Augen verlieren, aber nie für lange. Manchmal wird er eine Pause oder einen bestimmten Weg vorschlagen, aber meistens wird er deiner Führung folgen und dich bei jedem Schritt auf dem Weg begleiten, bis du schließlich den Kreis schließt, nach Hause kommst und weißt, dass du erkannt bist.
Natürlich haben wir eine Karte dabei: das berühmteste Gebet der Welt, das Vaterunser, das uns Jesus selbst zu genau diesem Zweck geschenkt hat, nämlich um uns beten zu lehren. In diesen alten, vertrauten Worten werden wir neun verschiedene Wege des Gebets entdecken: Stille, Anbetung, Bitte, Fürbitte, Ausdauer, Kontemplation, Hören, Beichten und geistlichen Kampf. Und unsere Reise wird in einem einfachen, vierstufigen Rhythmus ablaufen: P.R.A.Y. – Pause, Rejoice, Ask, Yield (auf Deutsch: Ruhe – Freude – Bitte – Hingabe). Ich bin kein großer Fan von Akronymen – sie riechen nach wissenschaftlichen Lehrbüchern und übermäßig ernsten Predigten, aber dieses hier funktioniert gut, weil es simpel und sinnvoll ist und unter der Oberfläche auch tiefgründig. Sieh in diesen vier Schritten nicht strenge Regeln – nicht die Sprossen einer Leiter in den siebten Himmel –, sondern eher Tanzschritte: fließend, interaktiv und offen für kreative Interpretationen. Gib P.R.A.Y. eine Chance und es wird deinem Gebetsleben eine einfache Struktur und einen unkomplizierten Ablauf verleihen, egal ob du alleine oder in einer Gruppe betest. (Für Kinder möchtest du das knifflige Wort „yield/Hingabe“ allerdings vielleicht gegen „Yes!“ tauschen.)
* * *
Ich schreibe dieses Buch seit fast zwei Jahrzehnten, seit ein paar wichtige Entdeckungen unbeabsichtigt die 24-7-Gebetsbewegung ins Leben gerufen haben: Erst kam meinen Freunden und mir die überraschende Erkenntnis, dass Beten eigentlich so ziemlich das Wichtigste im Leben ist, und danach, dass wir es furchtbar schlecht konnten. Seit diesem wenig verheißungsvollen Beginn befinden wir uns in einem Abenteuer, nämlich diese einfache, schwierige, unvermeidliche Sache zu erforschen, die das Herzstück von Leben, Glauben und Kultur ist. Was in diesem Buch gelehrt wird, hat seinen Ursprung daher weniger in Bibliotheken, Seminaren und auf Kanzeln als vielmehr in den praktischen Entdeckungen, die wir in Hunderten von Pop-up-Gebetsräumen gemacht haben, in denen in den letzten zwanzig Jahren Tag und Nacht gebetet wurde.
Am Ende jedes Kapitels wird ein „Vorbild im Beten“ vorgestellt, dessen Leben die besondere Art von Gebet veranschaulicht, mit der wir uns gerade beschäftigt haben.
Wie man nach dem Muster P.R.A.Y. betet
„Einmal war er an einem Ort und betete. Und als er aufgehört hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: ‚Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger lehrte.‘“ (Lukas 11,1 L)
Jeder Pilger hat irgendwann einen Stein im Schuh. Du wachst eines Morgens auf und denkst: „Ich kenne den Schöpfer von 100 Milliarden Galaxien – und mehr ist nicht dabei?“ Du liest die Apostelgeschichte und fragst dich: „Warum geschieht das heute nicht mehr so?“ Deine Welt bricht zusammen und du brauchst dringend ein Wunder. Du siehst hoch zu den Sternen am Himmel und fühlst Dinge, die größer sind als fromme Worte. Du sagst dir: „Wenn das wahr ist, muss es mehr Macht, mehr Geheimnisse, mehr persönliche Erfahrungen geben.“ Und so wendest du dich schließlich an Gott, etwas unsicher, ob es dir auch wirklich ernst damit ist, und sagst: „Herr, lehre mich beten.“ Und er antwortet: „Ich dachte schon, du würdest nie fragen!“