Im Bann von covid-19

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02 Was ist ein Virus?



Ein Virus kommt, ein Virus geht, bleibt nur zu hoffen, dass der Mensch den Sinn dahinter auch versteht“





(Beatrix Marth (österreichische Gesundheitsberaterin)





Im Frühjahr 2020 hetzen Deutschlands Vorzeigevirologen von einem TV-Termin zum nächsten. Das deutsche Volk lechzt nach Informationen rund um das alles beherrschende Thema Covid-19.



Dann gehen wir der Sache doch mal auf den Grund:



Was ist das eigentlich, was sich da in unserem Körper breitzumachen versucht?



Viren sind Krankheitserreger, die für ihre Vermehrung auf geeignete Wirtszellen angewiesen sind. Hierbei können sie unterschiedlichste Wirtsorganismen wie Pflanzen, Pilze, Tiere, Menschen und Bakterien befallen.



Da ihnen wichtige Zellbestandteile fehlen, Viren sind lediglich Partikel, keine Einzeller, sind Viren zu keinerlei eigenständigen Stoffwechselvorgängen fähig.



Aus diesem Grunde ist bis heute nicht einheitlich geklärt, ob es sich bei Viren um „Lebewesen“ im eigentlichen Sinne handelt.



Dadurch unterscheiden sich Viren erheblich von Bakterien, die zu den Lebewesen zählen, bis zu einhundert Mal größer als Viren sind, einen ganz anderen Bauplan haben, und vermehren sich, wie menschliche Zellen auch, in der Regel durch die Zellteilung (05).



Viren tragen in sich lediglich die Erbinformationen (DNS oder RNS), die für den Aufbau ihrer Bestandteile und so für ihre Vermehrung notwendig sind. Diese schleusen sie auf unterschiedlichen Wegen in den Stoffwechsel der befallenen Wirtszelle ein und veranlassen diese dazu, als „Virenproduktionsfabrik“ für sie arbeiten.



Die Infektion einer Wirtszelle mit einem Virus führt am Ende dazu, dass aus dem Zellinneren fertige Viren freigesetzt werden.



Dies kann generell auf zwei Wegen geschehen.



Bei der Zell-Lyse (griech. lysis = Auflösung) setzen die Viren bestimmte Enzyme frei, die zu einer Auflösung der Wirtszell-Membran führen und so eine Freisetzung ermöglichen. Die Wirtszelle geht bei diesem Vorgang unter.



Bei der Virus-Knospung (auch: budding), der vegetativen, ungeschlechtlichen Vermehrung, behalten die Viren eine Hülle aus Zellmembran, die sie vor Angriffen des Immunsystems schützt.



Die Symptome einer Virusinfektion werden durch die Veränderungen der befallenen Zellen oder durch ihre Zerstörung ausgelöst und sind entsprechend geprägt durch das jeweils befallene Organ(system).



Die Übertragung der Viren kann auf vielen unterschiedlichen Wegen stattfinden, beispielsweise über die Luft als Tröpfcheninfektion, wenn man zum Beispiel von einer Person mit Grippe angehustet wird, über den Kontakt mit Oberflächen, die zuvor ein Virusträger berührt hat oder auch über Insekten, über die Injektion mit Virus-belasteten Spritzen oder ähnlichen Materialien.



Auch gibt es Viren, die die Artbarriere überspringen und so etwa von einer Fledermaus oder einer Schlange auf den Menschen übergehen können. Dies geschieht durch zufällige Veränderungen um Erbgut, durch Mutationen, die in der Natur häufig vorkommen und oft keine größeren Auswirkungen haben.



Manchmal mutiert ein Erreger allerdings so stark, dass er neue Fähigkeiten bekommt, zum Beispiel die, in die Zellen eines neuen Wirts einzudringen.



Solche Viren, die vom Tier auf den Menschen übertragbar sind, bezeichnet man als zoonotisch. Der Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) zufolge sind etwa 60% der Infektionskrankheiten zoonotisch.



Beim Corona-Virus Sars-CoV-2 könnte, so der aktuelle Stand der Wissenschaft, eine Mutation an einem Oberflächenprotein dem Erreger geholfen haben, sich leichter an menschliche Zellen anzudocken (06).



Das Virus ist also keine böse Fügung des Schicksals, nicht dem Zufall geschuldet und auch nicht „von Hand gemacht“.



Es ist ein natürliches Phänomen, zu dessen Entstehung und Verbreitung wir Menschen nicht unwesentlich beitragen, wie in Kapitel 26 noch erörtert wird.






03 Woher kommt es nur, das Corona-Virus?



Diese Pandemie ist eine demokratische Zumutung“





(Angela Merkel, *17.07.



1954, deutsche Bundeskanzlerin, am 28.08.2020)





In der Acht-Millionen-Einwohner-Stadt Wuhan in der chinesischen Provinz Hubei treten im Dezember 2019 Fälle einer bisher unbekannten Lungenkrankheit auf. Kurz vor dem Jahreswechsel meldet China die Krankheitsfälle offiziell an die Weltgesundheitsorganisation (WHO).



Anfang Januar 2020 identifizieren Wissenschaftler den Erreger der unbekannten Lungenkrankheit als neue Art aus der Familie der Coronaviren. China meldet den ersten Todesfall, zum Ende des Monats werden die ersten Infektionsfälle in den USA und Europa öffentlich konstatiert. Auch in Deutschland gibt es den ersten Fall: Im Kreis Starnberg in Bayern hat sich der Patient wohl bei einer chinesischen Mitarbeiterin seines Unternehmens Webasto angesteckt. Trotzdem sehen die Experten vom Robert-Koch-Institut für eine Ausbreitung nach Deutschland zunächst nur ein geringes Risiko (07).



Die Corona-Krise hat inzwischen große Teile der Welt erreicht - aber woher kommt er eigentlich, der neuartige Erreger?



Als sich das unbekannte Virus rasend schnell ausbreitet, schießen die Spekulationen über seine Herkunft nur so ins Land. Es wird viel gestritten über die Herkunft von Covid-19.



Ganz vorne dabei der US-amerikanische Präsident Donald Trump, der den mysteriösen Erreger flugs „China-Virus“ tauft, um sämtlichen anderslautenden Spekulationen unmittelbar den Wind aus den Segeln zu nehmen. Trump stellt Vermutungen darüber an, dass der Erreger aus einem Bio-Labor in Wuhan stammt – mutmaßlich durch einen Unfall oder durch Sicherheitslücken. So sei zunehmend fraglich, ob die ersten infizierten Personen überhaupt irgendetwas mit dem Markt in Wuhan zu tun gehabt hätten. Die Annahme, dass eine Verkäuferin die sogenannte "Patientin 0" gewesen sei, wird in Frage gestellt. Insbesondere "Fox News" spekuliert, das Virus sei aus dem Labor entwichen.



Der Konter aus Fernost lässt nicht lange auf sich warten: Nur weil China als erstes Land die Existenz des Virus gemeldet habe, müsse das nicht bedeuten, dass das Virus auch aus China stamme. Peking behauptet stattdessen, amerikanische Soldaten könnten das Virus nach China eingeschleppt haben, als sie zu einer Militärsportveranstaltung nach Wuhan gereist waren.



Die Schlacht der Supermächte ist in vollem Gange, der Propaganda-Krieg um den Ursprung des Corona-Virus läuft. Es ist ein neuer Konflikt zwischen der alten Supermacht USA und der aufstrebenden Großmacht China. Trump behauptet gleich mehrfach, dass China das Virus über drei, vier Monate hinweg verschwiegen habe. China wiederum wirft der US-Regierung vor, zu langsam auf den Krisenausbruch reagiert zu haben (08).



So ist die Frage nach dem Ursprung des Virus einerseits wichtig für die Entwicklung von Gegenstrategien, aber gleichzeitig auch eine hochbrisante politische Angelegenheit zwischen den Supermächten USA und China.



Andere Spekulationen, Berichte darüber, dass der Erreger womöglich schon früher auch anderswo auf der Welt aufgetreten sein könnte, sind angesichts des medienwirksamen gegenseitigen Anschuldigens der beiden Großmächte beinahe vernachlässigenswert.



So wird das Virus in Brasilien in Abwasserproben aus dem November 2019 und in Italien in solchen aus dem Dezember des Jahres gefunden. Einen noch früheren Fund gibt es in einer Abwasserprobe aus Barcelona aus dem März des Jahres - dieser wird wissenschaftlich jedoch stark angezweifelt.



Die Frage, woher das Virus stammt, ist bislang nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Verschiedene Studien legen eine natürliche Herkunft nah, ein Entstehen im Labor erscheint weniger wahrscheinlich.



Es wird zunächst angenommen, dass es von Fledermäusen stammt und über eine andere Spezies auf einem Markt für Wildtiere und Meeresfrüchte in Wuhan auf den Menschen übergegangen sei (09).



Wie spätere Studien zeigen, dürfte das Virus zwar letztendlich aus China stammen. Es existiert offenbar schon lange in einer für Menschen ansteckenden Form – befiel aber zuvor nur Fledermäuse.



Eine Entstehung im Labor hingegen gilt unter Wissenschaftlern schnell als unwahrscheinlich, weil die RNA, das Erbgut des Virus, keine Spuren einer künstlichen Manipulation aufweist.



Unklar ist aber, wann und wie das Virus die Fähigkeit erlangte, Menschen zu infizieren – und damit zu einer Zoonose wurde, einer Krankheit, die zwischen Menschen und Tieren übertragen werden kann.



Wissenschaftlern aus Shanghai gelingt es schon kurz nach dem Ausbruch, das Erbgut von Sars-CoV-2 zu entschlüsseln. Forscher an der Universität Peking vergleichen dessen Gencode mit jenen verschiedenen potenziellen Wirtstieren.



Die stärksten Ähnlichkeiten gibt es bei Fledermäusen sowie zwei giftigen Schlangenarten (die zubereitet sogar essbar wären). Die Rede ist von der Chinesischen Kobra und dem Vielgebänderten Krait, wen es interessiert...



Die größte genetische Übereinstimmung hat Sars-CoV-2 mit einem Fledermausvirus namens CoV RaTG13. Forscher hatten dieses Virus bereits 2013 bei einer Hufeisennasenfledermaus in der chinesischen Provinz Yunnan entdeckt, 1600 Kilometer von Wuhan entfernt. Die Erbinformation von CoV RaTG13 und Sars-CoV-2 ist zu 96% identisch, was einen gemeinsamen Ursprung der beiden Viren nahelegt.



Allerdings hätten sich diese, so die Wissenschaftler, seit 40 bis 70 Jahren als getrennte Linien weiterentwickelt. Sars-CoV-2 besaß die entsprechenden Gene wahrscheinlich bereits vor der Abspaltung von der anderen Fledermauslinie - also bereits vor 40 bis 70 Jahren. So war das Virus, zumindest in der Theorie, schon lange ansteckend für den Menschen (10).

 



Chinesische Forscher um Wie Ji von der Universität Peking berichten, dass ihren Analysen zufolge das mutierte Oberflächenprotein durch einen Genaustausch zwischen zwei Viren-Spezies entstand - einer aus Fledermäusen und einer aus noch unbekannter Herkunft.



Das rekombinierte Virus befiel dann möglicherweise zunächst Schlangen, bevor ihm in Wuhan der Sprung auf den Menschen gelang (11). Die Suche nach einem Wirtstier dauert also an.



In jedem Fall ist es nun da, das Virus. Höchste Zeit, sich genauer mit dem ungebetenen Eindringling in unsere scheinbar doch so heile Welt zu befassen.



Coronaviridae ist eine Virusfamilie innerhalb der Ordnung Nidovirales. Die Viren innerhalb der Familie werden (fach)umgangssprachlich Coronaviren genannt, gehören zu den RNA-Viren mit den größten Genomen und können sowohl Tiere als auch Menschen befallen.



Die ersten Coronaviren wurden bereits Mitte der 1960er-Jahre beschrieben. Als Entdeckerin gilt die britische Virologin June Almeida, der 1966 eine Aufnahme mittels Elektronenmikroskops gelang (12).



Die im elektronenmikroskopischen Bild grob kugelförmigen Viren fallen durch einen Kranz blütenblattartiger Fortsätze auf, die an eine Sonnenkorona erinnern und die ihnen ihren Namen gaben (Lateinisch "corona": Kranz, Krone) (13).



Das „Sars-Coronavirus 2“, abgekürzt Sars-CoV-2, gehört zur Gruppe der Coronaviren und wurde zum ersten Mal Ende Dezember 2019 in Wuhan in China festgestellt, was -siehe oben- nicht heißt, dass es dort auch seinen Ursprung nahm. Die durch das Virus hervorgerufene Erkrankung heißt „Coronavirus Disease 2019“, kurz: Covid-19 (14).






04 Wie verläuft eine Corona-Erkrankung?



 “

Virus = ein lateinisches Wort, das die Ärzte verwenden, wenn sie sagen wollen: Wir wissen es

 auch nicht “





(Bob Hope, *1903, amerikanischer Komiker)





Nach so vielen Hintergrundinformationen rund um Covid19 kommen wir nun zu einer der wesentlichsten Fragen. Wenn es einen denn, aller Schutzmaßnahmen zum Trotz, doch erwischt – wie verläuft dann eine Corona-Erkrankung?



Das Wichtigste direkt am Anfang: Einen "typischen" Krankheitsverlauf gibt es nicht! So sind auch die Symptome der neuen Lungenkrankheit eher unspezifisch, vielfältig und variieren stark.



Viele Menschen spüren nur leichte Beschwerden, manche bemerken gar keine Krankheitszeichen. Daher lassen sich keine allgemeingültigen Aussagen zum „typischen“ Krankheitsverlauf machen, vielmehr erweist er sich als sehr unterschiedlich.



Am häufigsten löst die durch das Coronavirus ausgelöste Erkrankung Husten und Fieber aus. Aber auch Kurzatmigkeit, Muskel-, Gelenk- und Halsschmerzen kommen vor. Manche Menschen haben eine leichte Erkältungssymptomatik mit Frösteln und Halsschmerzen. Mitunter können Patienten auch Kopfschmerzen oder Durchfall haben.



Des Weiteren ist das Auftreten von Krankheitszeichen wie Schnupfen, eine Störung des Geruchs- und/oder Geschmackssinns, Kopf- und Gliederschmerzen sowie allgemeine Schwäche möglich.



Es können also nicht nur die Atemwege, sondern auch andere Organsysteme von einer Infektion mit dem Coronavirus betroffen sein.



Etwa 13% der gemeldeten Erkrankten in Deutschland werden im Krankenhaus behandelt.



Eine Infektion kann völlig ohne Krankheitszeichen bleiben, es sind aber auch Krankheitsverläufe mit schweren Lungenentzündungen bis hin zu Lungenversagen und Tod möglich.



Zu Langzeitauswirkungen und möglichen bleibenden Folgeschäden lassen sich aufgrund der Neuartigkeit des Krankheitsbildes noch keine zuverlässigen Aussagen treffen. Es gibt jedoch Hinweise, dass Erkrankte auch Wochen und Monate nach der akuten Erkrankung noch Krankheitszeichen aufweisen können.



Es wurden bisher verschiedene, allerdings eher selten auftretende Komplikationen und Folgeerkrankungen im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung beobachtet.



Erkrankungen der Atemwege: Das Coronavirus SARS-CoV-2 verursacht sehr häufig Infektionen der Atemwege. Daraus kann sich eine Lungenentzündung entwickeln, die meist in der zweiten Krankheitswoche auftritt und die bis zum Versagen der Atem- und Kreislauffunktion fortschreiten kann.



Erkrankungen des Nervensystems: Als neurologische Krankheitszeichen werden Kopfschmerzen, Schwindel und andere Beeinträchtigungen beschrieben, die vermuten lassen, dass das Virus auch das Nervensystem befallen kann. In einzelnen Fällen werden auch entzündliche Erkrankungen des Nervensystems, des Gehirns oder der Hirnhaut beobachtet, die möglicherweise mit der SARS-CoV-2-Infektion in Zusammenhang standen.



Magen-Darm-Beschwerden: Eine Infektion mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 kann auch mit Übelkeit, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfällen und Leberfunktionsstörungen einhergehen.



Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems: Bei einem Teil der Erkrankten ließ sich eine Mitbeteiligung des Herzens nachweisen. Vor allem bei schweren Infektionen der Atemwege kann es zu Schädigungen und Entzündungen des Herzmuskels, Herzschwäche, Herzinfarkt oder Herzrhythmusstörungen kommen. Bei schwerem Verlauf von Covid-19 besteht aufgrund einer krankhaft vermehrten Blutgerinnung zudem ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnsel (Embolien) in den unteren Extremitäten, in der Lunge sowie im Gehirn.



Nierenerkrankungen: Insbesondere bei schwer an Corona erkrankten Personen, die beatmet werden müssen, kann ein akutes Nierenversagen auftreten, was eine Dialyse erforderlich machen kann.



Erkrankungen der Haut: An der Haut kann es unter anderem zu juckenden Ausschlägen, Bläschen, Knötchen und Rötungen kommen. In seltenen Fällen sind schwere Durchblutungsstörungen in den Körperspitzen wie Nase, Kinn, Finger oder Zehen beschrieben.



PIMS: Mehrere Länder berichten von Fällen eines sogenannten Pädiatrischen Inflammatorischen Multisystemischen Syndroms (PIMS) - einer Entzündungskrankheit mit Fieber, Magen-Darm-Beschwerden und Herzproblemen - in Kombination mit einem Schocksyndrom (toxic shock syndrome, TSS), bei dem unter anderem ein Blutdruckabfall hinzukommt.



Schwere Entzündungsreaktion: Einige schwer Erkrankte entwickeln acht bis 15 Tage nach Erkrankungsbeginn eine Verschlechterung ihres Krankheitszustandes infolge schwerer Entzündungsreaktionen (Hyperinflammations-syndrom). Dabei können mehrere Organe versagen; viele der Betroffenen versterben (15).



Die Schleimhäute von Mund und Nase sind das Einfallstor für das neuartige Coronavirus. Es vermehrt sich zunächst in Nase und Rachen. Darum ist es auch ansteckender als sein Verwandter SARS-CoV, weil es sich aus Nase und Rachen leichter verbreiten kann (16).



Die Inkubationszeit, das heißt die Dauer von der Ansteckung bis zum Beginn der Erkrankung, beträgt beim Coronavirus SARS-CoV-2 im Mittel fünf bis sechs Tage. In verschiedenen Studien wurde berechnet, dass bei 95% der Infizierten, die Krankheitszeichen entwickelten, diese spätestens nach 10 bis 14 Tagen aufgetreten waren. Und: Jeder Infizierte kann Überträger sein und das Virus an die Risikogruppe weitergeben. An die Menschen also, die ein deutlich höheres Risiko haben, schwer zu erkranken und eventuell sogar zu sterben.



Nach Angaben der WHO nehmen rund 80% der Fälle einen milden Verlauf. Knapp 14% der Betroffenen entwickeln schwere Symptome wie Atemnot, nur knapp 5% lebens-bedrohliche Auswirkungen wie Atemstillstand, septischen Schock oder Multiorganversagen.



Schwere Verläufe sind also eher selten. Sie können jedoch auch bei Personen ohne bekannte Vorerkrankung und bei jüngeren Menschen auftreten. Bei folgenden Personen- gruppen werden schwere Krankheitsverläufe häufiger beobachtet:





 ältere Personen (stetig steigendes Risiko für schwere Verlauf ab etwa 50 bis 60)



 Raucherinnen und Raucher (schwache wissenschaftliche Datenlage)



 Menschen mit sehr starkem Übergewicht.



 Personen mit bestimmten Vorerkrankungen:Besonders gefährdet sind Personen mit chronischen Atemwegserkrankungen, Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems wie einer koronaren Herzerkrankung oder erhöhtem Blutdruck, chronischen Lungenerkrankungen wie COPD, Diabetes, chronischen Nieren- und Lebererkrankungen, Krebspatienten und solche, deren Immunsystem durch eine Therapie geschwächt ist. Bei diesen Personen kann Covid-19 einen lebensbedrohenden Verlauf nehmen. Schätzungsweise 22 Millionen Menschen in Deutschland haben mindestens eine relevante Vorerkrankung. Diese Personen entwickeln häufiger eine Lungenentzündung und müssen auf der Intensivstation beatmet werden.





Das Risiko wird außer von der Art der Vorerkrankung auch von deren Schweregrad und einer adäquaten therapeutischen Einstellung sowie von zusätzlichen Begleiterkrankungen und weiteren Einflussfaktoren beeinflusst (17).



Menschen mit milden Symptomen erholen sich der WHO zufolge in zwei Wochen, solche mit schweren Symptomen brauchen drei bis sieben Wochen. Es gebe zudem relativ wenige Fälle bei Kindern, ergänzt der Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Tedros Adhanom Ghebreyesus. Noch sei aber unklar, warum das so sei (18).



Soviel zu den kurzfristigen Symptomen einer Infektion mit dem Corona-Virus. Wie aber sieht es mit den Langzeitfolgen aus, die, wen wundert's, mittlerweile als „Long Covid“ bezeichnet werden. Genesen, aber nicht gesund?



Nach der Genesung ist Covid-19 längst nicht überstanden. Zehn bis 20% der Patienten leiden unter Langzeitfolgen – und zwar auch jene, die einen milden Krankheitsverlauf hatten.



Auch Monate, nachdem der Sars-CoV-2 Erreger bei Patienten nachgewiesen wurde, leiden viele Erkrankte an langfristige Folgeschäden, dem sogenannten "Long Covid" - und das längst nicht nur im Bereich der Lunge.



"Die Beine vieler Patienten, die zu uns in die Klinik kommen, sind wie Wackelpudding", sagt Per Schüller, Chefarzt der Abteilungen Kardiologie und Pneumologie der Median-Klinik Flechtingen, dem rbb im November 2020.



Bei allen Patientinnen und Patienten, die in der Pneumologie behandelt werden, ist die Lunge betroffen, meistens in Form einer Gasaustauschstörung. Doch auch ausgeprägte Muskelschwächen seien eine häufige Begleiterscheinung, erklärt Schüller. "Wir haben auch Hinweise auf eine neurologische Beteiligung am Krankheitsbild unserer Patienten gesehen", sagt Schüller. Diese Patienten hätten neurologische Symptome wie ataktische Gangstörungen, Geruchs- und Geschmacksstörungen, Konzentrationsstörungen und Einschränkungen der Merkfähigkeit.



"Diese Folgen hatten wir aber auch bei jüngeren Patienten", betont Schüller. Ebenfalls falle auf, dass neurologische Folgen nicht von der Schwere der Covid-Erkrankung abhängen. Auch bei milden Krankheitsverläufen könne es neurologische Begleiterkrankungen geben.



Schon länger häufen sich Berichte, dass Covid-19-Patienten einen Verlust ihres Geruchssinns erleiden. Dieser kann wochenlang andauern - und ist auch ein Hinweis darauf, dass das Virus das Nervensystem angreift. Ob hinter dem Verlust des Geruchssinns auch schwerwiegendere Folgen für das Gehirn liegen, ist noch nicht abschließend geklärt.



Manche Betroffene mit leichten Verläufen leiden noch Monate nach einer Covid-19-Erkrankung an anhaltender Erschöpfung und Müdigkeit, Atembeschwerden und Konzentrationsschwäche.



Laut einer Studie des St.James's Hospitals in Dublin vom November 2020 leiden rund 52% der Befragten auch zehn Wochen nach ihrer Genesung noch unter Müdigkeit und Konzentrationsschwäche – ganz unabhängig von der Schwere der Corona-Erkrankung. Ähnliche Erkenntnisse gewinnt man bereits im Juli des Jahres. 87% der 143 genesenen Patienten eines Krankenhauses in Italien leiden noch zwei Monate nach ihrer Behandlung unter Müdigkeit.



Studienergebnisse wie diese haben auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) alarmiert. "Für eine bedeutende Zahl von Menschen hat dieses Virus eine Reihe ernsthafter Langzeitfolgen", sagte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus im Oktober 2020. Berichte über anhaltende Komplikationen nach Covid-19 gebe es von Krankenhauspatienten ebenso wie von daheim behandelten, jungen sowie alten Menschen. "Besonders besorgniserregend ist die große Bandbreite an Symptomen, die sich im Laufe der Zeit verändern, oft überschneiden und jedes System im Körper betreffen können", sagte Tedros.



Pneumologische und neurologische Folgen sind die häufigsten Langzeitfolgen, sagt Wolfgang Galetke, Ärztlicher Direktor und Chefarzt Pneumologie der auf Covid-19 spezialisierten Rehaklinik Hagen-Ambrock. Dabei seien die neurologischen Folgen überrepräsentiert. "Bei vielen Patienten bleibt die Störung im Geruchssinn über Monate persistierend.", so Galetke im November 2020. Auch Schwindel und Gangstörungen seien bei Patienten, die keine Lungenschäden hätten, auffällig. "Auf der anderen Seite beobachten wir Lungenveränderungen bei Patienten, bei denen Geschmacksstörungen nicht im Vordergrund stehen", fügt Galetke hinzu.

 



Das lässt darauf schließen, dass bei Betroffenen mit einem milden Krankheitsverlauf häufig neurologische Folgen im Vordergrund stehen - bei Patienten mit schwerem Verlauf pneumologische Folgen. "Bei einigen scheint das Virus durch den ACE-Rezeptor in der Zunge und im Rachenbereich in das Nervensystem einzudringen, das Geruch und Geschmack meldet", erklärt Galetke. Bei einem Drittel der Patienten bleibe es jedoch nicht dabei, sondern das Virus könne neben Gangstörungen oder kognitiven Beeinträchtigungen beispielsweise auch Schlaganfälle hervorrufen.



Ob sich die Langzeitfolgen erfolgreich behandeln lassen, kann Galetke noch nicht sagen. Bei den Krankheiten Mers und Sars, die ebenfalls durch ein Coronavirus hervorgerufen werden, habe jedoch die Hälfte der Patienten ein halbes Jahr nach der Erkrankung immer noch unter neurologischen Folgen gelitten - aber auch unter psychischen.



Psychische Folgen beobachtet Mediziner Schüller in Flechtingen auch bei Covid-19. "Sehr viele Patienten leiden unter einer enormen Angst, das nicht noch einmal mitmachen zu müssen“ (19).



Wie sieht es nun aus mit dem schlimmstmöglichen Verlauf der Erkrankung – hat die Pandemie einen signifikanten Einfluss auf die Sterbefälle in Deutschland?



Der erste Fall des neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) wird in Deutschland am 28. Januar 2020 in Bayern registriert.



Der ersten beiden Todesfälle in Zusammenhang mit dem neuartigen Coronavirus (SARS-CoV-2) meldet Deutschland am 9. März 2020.



Bundesweit steigt die Zahl der Corona-Infektionen bis zum 11. Januar 2021 auf über 1,9 Millionen Fälle. 40.936 Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus gibt es zu beklagen.



Weltweit beläuft sich die kumulative Zahl bestätigter SARS CoV-2-Infektionen Stand 11.01.21 auf über 90,3 Millionen, die Zahl der Todesopfer im Zusammenhang mit dem Virus auf mehr als 1,9 Millionen.



Das zugrunde liegende Coronavirus hat sich mittlerweile in mehr als 190 Ländern ausgebreitet.



Derzeit werden aus den USA, Brasilien, Indien und Russland die höchsten Fallzahlen gemeldet. In Europa verzeichnen Italien, Spanien, Frankreich, Deutschland und das Vereinigte Königreich die meisten Corona-Infektionen (20).



Übersterblichkeit, häufig auch als „Exzess-Mortalität“ bezeichnet, ist ein vor allem in der Epidemiologie und der Public-Health-Forschung, aber auch in der Demografie genutzter Begriff. Es handelt sich hierbei nicht um ein konkret definiertes wissenschaftliches Konzept.



Im Kontext der Covid-19-Pandemie wird der Begriff allerdings nicht angewandt, um die Mortalität zwischen Gruppen zu vergleichen, sondern um eine im Zeitverlauf auffällig erhöhte Sterblichkeit zu identifizieren und die Frage zu klären: Wie groß sind die Auswirkungen der Pandemie auf die Gesamtzahlen der Sterbefälle in Deutschland im „Corona-Jahr 2020“ ? Führt Covid-19 zu einer Übersterblichkeit? Um diese Frage zu beantworten betrachten wir die Sonderauswertung der vorläufigen Sterbezahlen in Deutschland.



982.489 Menschen sind bis einschließlich der 52. Kalenderwoche 2020 in Deutschland gestorben. Das sind fast 48.100 Tote mehr als im Schnitt der Jahre 2016 bis 2019. Und es sind auch rund 27.000 mehr als 2018, im Jahr mit der schlimmsten Grippewelle seit 30 Jahren, verstorben sind. Eine erhöhte Sterblichkeit lässt sich anhand der Daten des Statistischen Bundesamtes für Ende März bis Anfang Mai, im August und ab dem letzten Oktober-Drittel feststellen. Just in diesen Zeiträumen ist, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) meldet, auch ein Anstieg der Todesfälle zu beobachten, die mit dem Coronavirus in Zusammenhang stehen.



Dass Corona für diese Übersterblichkeit wenigstens mitverantwortlich ist, liegt auf der Hand.



Decken sich doch in der Tendenz die Befunde zur Übersterblichkeit mit den beim Robert Koch-Institut gemeldeten Daten zu Covid-19-Todesfällen.



Die saisonale Entwicklung der Sterbefallzahlen im Jahr 2020 mit einem Anstieg Ende März und Anfang April ist zudem auffällig, weil sie aufgrund der ausklingenden Grippewelle üblicherweise in dieser Jahreszeit von Woche zu Woche kontinuierlich abnehmen (21).



Das folgende Schaubild veranschaulicht die Entwick