Loe raamatut: «Klassentreffen»
KLASSENTREFFEN
Pimenta Cítrica
Artcover: Solacanis
Copyright: BERLINABLE UG
Aus dem Englischen übersetzt:
„Raincheck”
Berlinable lädt dich ein, alle deine Ängste hinter dir zu lassen und in eine Welt einzutauchen, in der Sex der Schlüssel zur Selbstbestimmung ist.
Unsere Mission: Die Welt verändern - Seele für Seele.
Akzeptieren Menschen ihre eigene Sexualität, formen sie eine tolerantere Gesellschaft.
Worte der Inspiration, des Mutes, der Veränderung.
Öffne deinen Geist und befreie deine tiefsten Begierden.
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Wir kamen am frühen Abend an. Leila hatte sich natürlich verfahren, aber ehrlich gesagt lag unser Ziel wirklich mitten im Nirgendwo. Und ich habe keinen Führerschein, also wäre ich ohne ihre Mitfahrgelegenheit gar nicht erst dorthin gekommen.
Tja, hier waren wir also. Es fühlte sich nicht so an, aber unser Abschluss war schon fünf Jahre her. Das Klassentreffen war schon Monate zuvor in einer eigens dafür gegründeten Gruppe auf WhatsApp diskutiert worden. Ehrlich gesagt habe ich anfangs nicht daran geglaubt. Es war eine dieser typischen Situationen, bei denen jeder erstmal plärrt: „Ich bin dabei!“, aber am Ende keiner hingeht. Ich hatte mich geirrt.
Es schien, dass von den dreißig Leuten aus unserer Klasse achtzehn kommen würden, was echt viel war, wenn man bedenkt, dass viele von uns mittlerweile verheiratet waren, Kinder hatten oder ins Ausland gezogen waren (oder auch alles davon). Wir debattierten über ein Landhaus mitten in der Walachei mit einem hohen Standard: Zimmer für (fast) jeden, Swimmingpool, Balkon, sogar ein Holzofen.
Ich hätte nicht aufgeregter sein können. Wäre es meine Klasse aus der Grundschule oder aus dem Gymnasium, wäre ich entsetzt gewesen über die Aussicht, wieder vor den Peinigern aus meiner Jugend stehen zu müssen. Aber mit den College-Leuten war es anders. Ich habe mich immer sehr gut mit ihnen verstanden – tatsächlich hatte ich mich zum ersten Mal unter Menschen, die die gleichen Leidenschaften hatten wie ich, zu Hause gefühlt, und war sehr aufgeregt, alle wiederzusehen. Ich hatte einige enge Freunde aus der Klasse, mit denen ich mich immer noch oft traf, und andere, die ich gelegentlich mal sah, bei einer kleinen Karnevalsblockparty, bei der zufällig alle waren, oder wenn ein Post über Instagram vom einen zum anderen führte und wir uns bei der Pride-Parade trafen. Aber sie alle zusammen zu sehen, wie in den alten Tagen, würde jetzt das erste Mal sein.
Und ich war wirklich gespannt zu erfahren, was alle so machten. Natürlich wusste ich dank Social Media eine Menge, aber ich hatte noch keine Gelegenheit gehabt, wirklich mit jemandem zu sprechen, um all die Details – wie die Vorbereitungen für die Hochzeit liefen, wie der Traumjob so war und was auf der Reise nach Marokko im Jahr 2014 passiert war – herauszufinden.
Nach vielen Kontroversen in besagter WhatsApp-Gruppe beschlossen wir, die jeweiligen Partnerinnen und Partner von allen zu „verbannen“. Das Ding war: Erstens wäre es viel schwieriger, eine Location zu finden, die groß genug für fast doppelt so viele Menschen war. Zweitens verbrachten die Leute schon genug Zeit mit ihren besseren Hälften und die Idee war, nur Leute vom College zusammenzuhaben, wie in den alten Zeiten. Es gab Proteste. Viele wollten uns ihr Herzblatt vorstellen, aber es wurde beschlossen, dass dies besser am darauffolgenden Wochenende in einer Bar geschehen sollte.
Nach all den hitzigen Diskussionen wäre ich nicht überrascht, wenn die Reunion tatsächlich stattfinden würde.
Aber egal, ich schweife ab. Der Punkt ist, dass ich mich freute, drei Tage mit meinen Ex-Kommilitonen zu verbringen. Und ich war mittlerweile auch schon eine Weile Single und hätte nichts gegen eine Wiederbelebung mit einem meiner Ex-Freunde gehabt…
***
Die erste Nacht war kühl. Wir organisierten einige Snacks (Ludmilla hatte mehrere vegane Optionen mitgebracht: „Thalita und ich leben seit zwei Jahren zu hundert Prozent vegan“), stellten etwa zehn Flaschen Wein auf den Tisch und begannen, die letzten paar Jahre aufzuarbeiten. João Paulo war nach Serbien gezogen; es war ein glücklicher Zufall, dass er überhaupt in Brasilien war. Er war mit seiner Gringa-Freundin zusammen und arbeitete in der Animationsbranche. Er holte ein Päckchen Tabak hervor und drehte sich eine schicke Zigarette. Fê war Schauspielerin geworden. Sie spielte eine kleine Rolle in einer Netflix-Serie und hatte mehrere Projekte in Aussicht. Laura hatte ihre Haare blau gefärbt und leitete eine Abteilung mit vierzig Mitarbeitern. Carol war mit ihrem Film durch das Land gereist und hatte ein feministisches Kollektiv gegründet. Diego hatte gerade mit seinem Freund zusammen eine Wohnung in der Innenstadt gemietet. Wir riefen Raíssa in Madrid per FaceTime an und sie zeigte uns ihren acht Monate alten Babybauch.
Und ich? Nun, es ging mir gut, hin- und hergerissen zwischen Brasilien und Deutschland versuchte ich, mit dem Schreiben Geld zu verdienen, war etwas weniger erwachsen, als man vielleicht hätte erwarten können, aber immerhin okay. Nach der vierten Tasse spitzte ich die Lippen – der Alkohol hatte mir bereits den Filter abgenommen, bereit, die Frage, die mir bereits die ganze Nacht im Kopf herumgeschwirrt war, fallen zu lassen, aber glücklicherweise hielt mich etwas davon ab.
„Ah!“ Leila stand auf, wie immer mit der Einstellung, das Kommando zu übernehmen. „Ich muss das Tor öffnen, Lucas und Marie sind da.“ Und sie ging, ihre Havaianas dabei charakteristisch ploppend.
Am Tisch gab es allgemeines Gemurmel, das neue Pärchen wurde kommentiert. Jemand erinnerte sich daran, dass sie im College noch nicht zusammen gewesen waren und fragte, wie es wohl angefangen hatte. Ich kannte die Geschichte nur oberflächlich, manchmal redete ich mit Leuten, die ihnen sehr nahestanden, ich folgte beiden auf Instagram, wir gaben uns immer wieder mal ein Like, aber die Wahrheit war, dass ich ihre Beziehung nicht genau verfolgt hatte.
Tasuta katkend on lõppenud.