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Friedrich Arnold Brockhaus - Erster Theil

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Sobald Sie sich aber dazu bestimmen, haben Sie die Güte, mir Ihren Entschluß mitzutheilen, sowie über das Honorar Ihrer Forderung. Ich werde dann sehen, ob ich darauf eingehen kann. Es hat eine wunderbare Bewandtniß mit dem Erfolg bei gedruckten Schauspielen. Noch habe ich die kleine Auflage von Werner's »Vierundzwanzigstem Februar« und die von Werners »Cunegunde« nicht abgesetzt. Ebenso wenig die von Klingemann's »Faust«, so sehr dies — übrigens sehr schlechte Stück meinem Urtheile nach — auf den deutschen Bühnen Glück gemacht hat und fortwährend auf allen Repertoires ist. Diesen Erfahrungen gemäß war meine Erbietung von vier Karolin per Bogen sehr bedeutend. Ihre »Ahnfrau« habe ich mir verschafft, und ich lese sie eben. Auch wird sie, wie ich höre, bald auf unsere Bühne kommen.

Am 22. Mai läßt er indeß einen zweiten Brief folgen, in welchem er Grillparzer zu dem Erfolge der inzwischen stattgehabten ersten Aufführung des Stücks in Wien Glück wünscht und sich wiederholt zum Verlage desselben bereit erklärt. Die Ausgabe könne etwa zu Weihnachten erfolgen, wenn Grillparzer dann durch seine Contracte mit den Bühnen, denen er es als Manuscript überlassen, nicht weiter genirt sei. Auch würde er einige gute Abbildungen dazu anfertigen lassen, da er mit mehrern genialen Zeichnern in genauer Verbindung stehe. Er fügt noch hinzu:

Endlich würde ich das wünschen, daß, wenn Sie einmal mit mir in Verbindung träten, Sie diese Verbindung, solange ich Ihnen keine Ursache zu Beschwerden gebe, nicht auflösen möchten. Der Dichter in Weißenfels (Müllner) trägt seine Producte wie ein Waarenmäkler von Bude zu Bude, feilscht sie in jeder aus, und wer einen Kreuzer mehr gibt als der Nachbar, der ist sein Mann!

Noch erbietet er sich, auch eine Ausgabe der »Ahnfrau« für Norddeutschland zu übernehmen, falls Grillparzer eine solche neben der in Wien erschienenen veranstalten dürfe.

Grillparzer scheint sich aber inzwischen bereits mit seinem bisherigen Verleger, Wallishausser in Wien, über den Verlag der »Sappho« geeinigt zu haben, da sie kurz darauf bei diesem erschien, während uns keine weitere Correspondenz zwischen Grillparzer und Brockhaus vorliegt.

Von Zacharias Werner (geb. 1768, gest. 1823) verlegte Brockhaus eine Separatausgabe der in der »Urania« zuerst veröffentlichten Tragödie in einem Act: »Der vierundzwanzigste Februar«, und gleichzeitig auch dessen: »Cunegunde die Heilige, Römisch-Deutsche Kaiserin. Ein romantisches Schauspiel in fünf Akten« (beide Stücke 1815).

Daß er übrigens die »Schicksalstragödien«, zu denen diese Dramen gehören, selbst nicht überschätzte, zeigte er dadurch, daß er einige Jahre darauf (1818) eine Parodie auf dieselben verlegte, die unter dem Titel: »Der Schicksalsstrumpf. Tragödie in zwei Akten von den Brüdern Fatalis« erschien. Die beiden Verfasser waren der bekannte österreichische dramatische Dichter Ignaz Friedrich Castelli (geb. 1781, gest. 1862) und der Arzt und Dramatiker Alois Jeitteles (geb. 1794, gest. 1858). Castelli, wie es scheint der hauptsächlichste Verfasser, schrieb an Brockhaus: »der Spuk der Schicksalstragödien gehe nachgerade ein bischen zu weit«, weshalb er diese Parodie derselben geschrieben habe, und ließ ihm das Manuscript durch Hofrath Winkler (in Dresden), in dessen dresdener »Abendzeitung« ein Bruchstück davon veröffentlicht worden war, zusenden. Brockhaus schreibt an Winkler: er habe des Spaßes wegen »das närrische Ding« gleich in die Druckerei spedirt. Das Stück fand großen Beifall und machte die Runde über die deutschen Bühnen.

Das in dem Briefe an Grillparzer neben Werner's beiden Dramen erwähnte Trauerspiel »Faust« von Ernst August Friedrich Klingemann (geb. 1777, gest. 1831) erschien 1815. Brockhaus verlegte gleichzeitig von demselben Dichter ein »dramatisches Spiel mit Gesang«: »Don Quixote und Sancho Panza oder: Die Hochzeit des Camacho« und eine Bühnenbearbeitung von Shakspeare's »Hamlet«.

Von dramatischer Literatur erschienen in Altenburg in Brockhaus' Verlage noch folgende Werke: »Dramatische Spiele« von Wenzel Lembert, mit seinem Familiennamen Tremler (geb. 1780, gest. um 1838), langjährigem Schauspieler an der Hofbühne zu Wien und Verfasser zahlreicher bühnengerechter Theaterstücke; »Theater« von Adolf Wagner (geb. 1774, gest. 1835), dem bekannten dramatischen Schriftsteller und Uebersetzer, mit dem Brockhaus durch die Hofräthin Spazier näher bekannt geworden war (beide Werke 1816); endlich (1817) »Jeanne d'Arc«, ein Trauerspiel von Karl Friedrich Gottlob Wetzel (geb. 1779, gest. 1819), Redacteur des »Fränkischen Merkur«. Von letzterm Schriftsteller hatte er kurz vorher (1815) schon zwei Werke verlegt, eine Sammlung patriotischer Gedichte unter dem Titel: »Aus dem Kriegs- und Siegesjahre Achtzehnhundert Dreyzehn. Vierzig Lieder nebst Anhang«, und: »Prolog zum Großen Magen«, eine gelungene Satire auf die Nützlichkeitstendenzen jener Zeit.

Die satirische Literatur ist außer durch letztere Schrift und den »Schicksalsstrumpf« in Brockhaus' Verlage aus dieser Zeit besonders durch seinen schon vielfach erwähnten Freund Friedrich Ferdinand Hempel (geb. 1778, gest. 1836) vertreten, der unter verschiedenen Pseudonymen politische und literarische Zustände der Zeit scharf geiselte. Brockhaus verlegte von ihm: »Politische Stachelnüsse gereift in den Jahren 1813-1814 aufgetischt von Spiritus Asper« (ohne Verlagsort und Firma 1814); »Politische Stachelnüsse geschüttelt von Spiritus Asper. Zweite Lieferung« (1815); »Ein Paar mercantilische Stachelnüsse. Zur Messe gebracht von Spiritus Asper« (1816). Hempel lieferte auch mehrere Beiträge für die »Urania«, gab 1818 in Brockhaus' Verlage ein von dessen und seinem Freunde Moritz August von Thümmel (geb. 1738, gest. 1817) gedichtetes Epos: »Der heilige Kilian und das Liebes-Paar« heraus, 1822 wieder eine satirische Schrift: »Nüsse. Gesammelt von Frater Timoleon« (mit Köln als Verlagsort), sowie ein »Taschenbuch ohne Titel auf das Jahr 1822« (dem 1830 und 1832 noch zwei Jahrgänge folgten), und verfaßte später das »Allgemeine deutsche Reimlexikon. Herausgegeben von Peregrinus Syntax« (2 Bände, Leipzig 1826), das noch jetzt als das beste Werk seiner Art gilt.

Die poetische Literatur weist außer der »Urania« und den aus derselben abgedruckten Dichtungen sowie den eben erwähnten Dramen in der altenburger Zeit nur wenige Originalwerke auf, deren Verfasser meist durch die »Urania« dem Verleger zugeführt worden waren.

Schon 1812 verlegte er zwei Dichtungen der durch »Die Schwestern von Lesbos« (1801) bekannt gewordenen Dichterin Amalie von Helvig, geborenen von Imhoff50 (geb. 1776, gest. 1831): »Die Schwestern auf Corcyra. Eine dramatische Idylle in zwei Abtheilungen« (mit dem Nebentitel: »Taschenbuch für das Jahr 1812«), und: »Die Tageszeiten. Ein Cyclus griechischer Zeit und Sitte. In vier Idyllen.«

Ein anderes größeres poetisches Werk seines Verlags ist eine Sammlung von Dichtungen des Grafen Otto Heinrich von Loeben (geb. 1786, gest. 1825) unter dem Titel: »Rosengarten« (2 Theile, 1817); als Separatabdruck daraus erschien: »Cephalus und Procris.« Graf Loeben schrieb sonst meist unter den Pseudonymen Isidorus Orientalis und Kukuk Waldbruder; er lebte in Dresden und gehörte zu dem dortigen »Liederkreise«.

Ein eigenthümliches Werk ist das didaktische Gedicht in vier Gesängen: »Die Heilquellen am Taunus« von Johann Isaak Freiherrn von Gerning (geb. 1767, gest. 1837), das 1814 erschien, und zwar in einer Prachtausgabe in Quartformat, mit sieben Kupfern, einer Karte und Erläuterungen.

Der altdeutschen Literatur gehören zwei Werke an: »Das Lied der Nibelungen. Metrisch übersetzt« von Johann Gustav Büsching (geb. 1783, gest. 1829), dem verdienten breslauer Professor der altdeutschen Literatur, und: »Der Lobgesang auf den heiligen Anno«, mit Uebersetzung, Einleitung und Anmerkungen herausgegeben von Georg August Friedrich Goldmann, Rector des Gymnasiums zu Soest (Geburts- und Todesjahr unbekannt); ersteres Werk 1815, letzteres 1816 erschienen.

Das Gebiet der Belletristik berührt eine 1815 erschienene »Blumenlese aus dem Stammbuche der deutschen mimischen Künstlerin, Frauen Henriette Hendel-Schütz, gebornen Schüler« (geb. 1772, gest. 1849), herausgegeben von dem vierten Gatten dieser durch ihre mimisch-plastischen Darstellungen auf Reisen in allen Hauptländern Europas berühmt gewordenen Künstlerin, Professor Friedrich Karl Julius Schütz in Halle. Schon in der »Urania« für 1812 war ein (später auch in Separatausgabe erschienener) Aufsatz von Falk über diese pantomimischen Darstellungen mit Abbildungen veröffentlicht worden.

Die Romanliteratur ist in dieser Zeit in Brockhaus' Verlage nur durch ein Originalwerk vertreten: »Das Opfer« von Regina Frohberg (geb. 1783, Todesjahr unbekannt), einen Roman, der gleich den zahlreichen übrigen der Verfasserin jetzt vergessen ist; dann aber durch eine »Bibliothek neuer englischer Romane« in sechs Bänden, deren erste beiden (1814) zwei Werke von Maria Edgeworth brachten, übersetzt von Karoline von Woltmann (geb. 1782, gest. 1847), der Gattin des bekannten Geschichtschreibers, während die folgenden vier Bände (1816 und 1817) Romane von Amelia Opie und Emma Parker, zwei gleich Maria Edgeworth damals sehr geschätzten englischen Schriftstellerinnen, in Uebersetzungen von Henriette Schubart (geb. 1770, gest. 1831) enthielten.

 

Die Uebersetzungsliteratur wurde überhaupt von Brockhaus in allen Perioden seiner Verlagsthätigkeit mit besonderer Vorliebe gepflegt, weil er sich persönlich für die fremden Literaturen, und insbesondere die englische und französische, lebhaft interessirte.

Schon 1811 hatte er mit Johannes Daniel Falk, dem bereits erwähnten Vermittler seiner Bekanntschaft mit Goethe, ein »Römisches Theater der Engländer und Franzosen« begonnen. Der erste Band sollte Shakspeare's »Coriolan« enthalten; Brockhaus nennt den Helden des Stücks in seiner Ankündigung »den kühnsten männlichen Charakter, den vielleicht die alte Zeit hervorgebracht und Shakspeare's Genius dargestellt«, und fügt hinzu: »kein Mann, der noch in Zeiten wie die unsern Anspruch darauf macht, einer zu sein, sollte dies kühne Product jenes Feuergeistes ungelesen lassen«. Der zweite Band sollte Racine's »Britannicus« bringen, der dritte und vierte Band Charakteristiken und Auszüge aus »Antonius und Kleopatra«, »Cinna«, »Cäsar« u. s. w. von Shakspeare, Corneille, Voltaire, Racine, Crébillon, Lee u. s. w. Doch erschien nur der erste Band, und das Unternehmen fand keinen Anklang, wol weil die »freie Bearbeitung« des Uebersetzers dem deutschen Publikum weniger zusagte als die Uebersetzungen Shakspeare's von Wieland, Eschenburg und besonders August Wilhelm von Schlegel.

Von Falk verlegte Brockhaus gleichzeitig eine Sammlung von Gedichten, Erzählungen und Briefen unter dem Titel: »Ozeaniden«, und später: »Johannes Falk's Liebe, Leben und Leiden in Gott. Zu Luther's Gedächtniß herausgegeben von einem seiner Freunde und Verehrer im Jahr unsers Herrn 1817« (mit der alterthümlichen Verlagsbezeichnung auf dem Titel: »Altenburg, verlegt's F. A. Brockhaus«), sowie eine Auswahl aus dessen Werken: »Johannes Falk's auserlesene Werke. (Alt und neu.)« in drei Theilen (1819), deren erster die »Ozeaniden« unter dem neuen Titel: »Seestücke« wieder enthält; letztere beiden Werke wurden von Falk's Freunde Adolf Wagner in Leipzig veröffentlicht.

Aus der englischen Literatur ist außer Shakspeare's »Coriolan« und den englischen Romanen nur noch eine Uebersetzung von Walter Scott's »Schottischen Liedern und Balladen« von Henriette Schubart (1817) zu nennen.

Noch mehr als die englische pflegte Brockhaus die französische Literatur, wie zahlreiche Verlagswerke, Uebersetzungen und Originalausgaben, beweisen.

Außer der schon früher erwähnten, von der Hofräthin Spazier gefertigten Uebersetzung der von Frau von Staël-Holstein herausgegebenen »Briefe, Charaktere und Gedanken des Prinzen Carl von Ligne« (1812) verlegte er: ein »Manuel pour la conversation dans les langues étrangères«, ohne Verfassernamen, aber von der berühmten französischen Schriftstellerin Gräfin von Genlis herrührend, gleichzeitig auch eine deutsche Uebersetzung davon (beide Werke ebenfalls 1812); eine freie Bearbeitung des bekannten Werks Jean Nicolas Bouilly's »Conseils à ma fille«, von dem schon genannten Mitredacteur des »Conversations-Lexikon« Dr. Ludwig Hain, unter dem Titel: »Rath an meine Tochter in Beispielen aus der wirklichen Welt« (2 Bändchen, 1814); Abdrücke der Originalausgaben von Chateaubriand's »Souvenirs d'Italie, d'Angleterre et d'Amérique« und Frau von Staël-Holstein's berühmtem Werke: »De l'Allemagne«, mit einer werthvollen Einleitung des auch mit der Verfasserin befreundeten Charles de Villers (beide Werke 1815); die Uebersetzung eines von dem Verfasser Louis Simond ursprünglich englisch, dann aber auch französisch geschriebenen Werks: »Reise eines Gallo-Amerikaners (M. Simond's) durch Großbritannien in den Jahren 1810-1811« (2 Theile, 1817-1818), von Ludwig Schlosser, dem Pastor zu Großzschocher bei Leipzig, bei dem Brockhaus' ältester Sohn Friedrich erzogen wurde (geb. 1774, gest. 1859); endlich eine von Dr. Ludwig Hain bearbeitete und mit Anmerkungen begleitete deutsche Ausgabe des werthvollen literarhistorischen Werks: »Littérature du midi de l'Europe« von Jean Charles Léonard Simonde de Sismondi, unter dem Titel: »Die Literatur des südlichen Europas« (2 Bände, 1816 und 1819).

In der italienischen Literatur war es vor allem Dante, für dessen Werke, insbesondere die »Divina commedia«, Brockhaus sich persönlich interessirte, und er hat das Verdienst, der deutschen Literatur die erste vollständige und noch jetzt als eine der besten anerkannte Uebersetzung dieses Werks verschafft zu haben. Schon in Amsterdam begann er die Veröffentlichung dieser von Karl Ludwig Kannegießer (geb. 1781, gest. 1861) herausgegebenen Uebersetzung, die, wie dieser in seinem vom April 1809 datirten Vorwort sagt, »von August Bode 1802 angefangen und nach dessen Tode von Ludwig Hain und ihm fortgesetzt, vollendet und gänzlich umgearbeitet wurde«. Der erste Theil: »Die Hölle«, erschien 1809, der zweite Theil: »Das Fegefeuer«, 1814 (nebst einer neuen, aber nicht als solche bezeichneten Ausgabe des ersten Theils), der dritte Theil: »Das Paradies«, erst 1821. Diese Uebersetzung wurde bei Lebzeiten des Uebersetzers in vier Auflagen oder vielmehr Umarbeitungen ausgegeben (1825, 1832 und 1843) und 1872 in fünfter Auflage gedruckt. Ebenfalls in Amsterdam erschienen (1809) »Umrisse« zu Dante's »Hölle« von Hummel nach Flaxman, 39 Kupferstiche in Querfolio enthaltend. Später übersetzte Kannegießer auch die meisten übrigen Werke Dante's für denselben Verlag.

Von Ludwig Hain verlegte Brockhaus auch eine Uebersetzung der »Denkwürdigkeiten aus dem Leben Vittorio Alfieri's. Von ihm selbst geschrieben« (1812), und dieses Werk war es, durch das er mit Hain zuerst in nähere Verbindung trat.

Einen würdigen Abschluß der den fremden Literaturen gewidmeten Verlagsthätigkeit Brockhaus' in dieser Zeit bildet die von Georg Bernhard Depping (geb. 1784 in Münster, gest. 1853 in Paris), dem berühmten Kenner der spanischen Literatur, herausgegebene und mit einer werthvollen Einleitung versehene »Sammlung der besten alten Spanischen Historischen, Ritter- und Maurischen Romanzen« (1817), die später in neuer vermehrter spanischer Ausgabe unter dem Titel: »Romancero castellano« (2 Bände, 1844) erschien, wozu noch ein dritter Band: »La Rosa de Romances« von Ferdinand Joseph Wolf hinzukam (1846).

Neben den fremden Literaturen wendete indeß Brockhaus auch in dieser Zeit seine Verlagsthätigkeit hauptsächlich der deutschen Literatur zu, und zwar nicht blos den von uns bereits vorgeführten Gebieten der sogenannten schönen Literatur, der poetischen und belletristischen, sondern auch denen der wissenschaftlichen und überhaupt der ernstern Literatur.

In erster Linie ist hier das Werk zu nennen, das uns nebst seinem Verfasser bereits mehrfach begegnet ist: »Handbuch der deutschen Literatur seit der Mitte des achtzehnten Jahrhunderts bis auf die neueste Zeit, systematisch bearbeitet und mit den nöthigen Registern versehen von Johann Samuel Ersch, Professor und Bibliothekar auf der Universität zu Halle.« Wie früher erwähnt, hatte Brockhaus bereits am 3. Juli 1809 in Amsterdam einen Contract über dieses von ihm selbst veranlaßte Werk mit dem Verfasser abgeschlossen; indeß erschien der aus vier Abtheilungen bestehende erste Band erst 1812 und die beiden ersten Abtheilungen des zweiten Bandes folgten 1813, die beiden letzten Abheilungen 1814, womit das Werk, das somit aus zwei Bänden zu je vier Abtheilungen oder eigentlich aus acht Theilen bestand, zum ersten male vollständig vorlag. Durch dieses Werk ist Ersch, nachdem er schon früher werthvolle bibliographische Arbeiten geliefert hatte, der eigentliche Begründer der deutschen Bibliographie geworden; innere Trefflichkeit und äußere zweckmäßige Einrichtung haben dasselbe zu einem Muster gemacht, wie die Literatur eines Volks geordnet werden soll, und es bildet die Grundlage aller ähnlichen spätern Werke. Der Verleger wurde auch durch den äußern Erfolg dieses Verlagsartikels für die auf denselben verwendeten Sorgen und Unkosten entschädigt: nach seinem eigenen Zeugniß war es nebst dem »Conversations-Lexikon« hauptsächlich dieses Werk, dessen Ertrag ihm nach der Wiederaufnahme seiner Verlagsthätigkeit in Altenburg die Mittel zur Ausführung weiterer Unternehmungen gewährte. Eine zweite Auflage oder Umarbeitung wurde noch bei Brockhaus' Lebzeiten (1822) begonnen, wobei sich Ersch von verschiedenen andern Mitarbeitern unterstützen ließ, aber erst 1840 (in welchem Jahre nach längerer Pause die letzte Abtheilung des zweiten Bandes erschien) vollendet. Von einer dritten Auflage oder Umarbeitung sind nur die Abtheilungen der philologischen und philosophischen Literatur (1845 und 1850), von Christian Anton Geißler bearbeitet, ausgegeben worden.

Daß Brockhaus die erste Idee zu dem Werke gegeben, zeigt außer seinen Versicherungen auch folgende Stelle der aus Halle 14. September 1814 datirten Vorrede des Verfassers zum letzten Bande:

Aus mancherlei Gründen war ich, nach Vollendung des letzten »Repertoriums der Literatur« (1796-1800) und nach einer noch längere Zeit fortgesetzten Beschäftigung mit Vorarbeiten zu einer etwanigen Fortsetzung, zu dem Entschlusse gekommen, für die Zukunft alle bibliographischen Arbeiten für das Publikum aufzugeben und meine Muße vorzugsweise dem Studium der Staatskunde und neuern Geschichte zu widmen, als ich, eben mit ernstlichen Anstalten zu einem umfassenden statistischen Werke beschäftigt, ganz unerwartet von dem Herrn Buchhändler Brockhaus, damals zu Amsterdam, durch eine dringende Aufforderung zu diesem neuen bibliographischen Werke überrascht wurde. Nach den bisher von mir gelieferten Arbeiten mußte er dadurch meinen eigenen Wünschen zu begegnen mit Gewißheit erwarten, und doch war gerade damals der Fall anders. Lange sträubte ich mich daher gegen die Ausführung des wohldurchdachten Plans, so sehr er auch im ganzen meinen Beifall hatte. Endlich aber fand ich mich — einerseits durch die Vorliebe des Herrn Brockhaus für seinen Plan, die meine eigene Neigung für diese Gattung von Arbeiten von neuem belebte, und andererseits durch Hinsicht auf die Zeitumstände, die einer freimüthigen Bearbeitung der Staatskunde und der neuern Geschichte immer ungünstiger wurden — zur Ausführung eines Werks bewogen, das mir, statt eines andern jetzt weniger erfreulichen, eine jahrelange Beschäftigung versprach, die, wie ich nach mehrmaliger Erfahrung nicht ohne Grund hoffte, dazu beitragen würde, mir die trüben Zeitumstände einigermaßen aufzuheitern.

Außer mit Ersch war Brockhaus gleich in der ersten Zeit seines Aufenthalts in Leipzig und Altenburg auch mit dessen späterm Collegen Professor Johann Gottfried Gruber (geb. 1774, gest. 1851) in Verbindung gekommen, zunächst wegen des »Conversations-Lexikon«, an dessen zweiter Auflage Beide thätige Mitarbeiter waren. Die Namen Ersch und Gruber sind erst später durch die gemeinschaftliche Herausgabe der »Allgemeinen Encyklopädie der Wissenschaften und Künste« (seit 1818) in diejenige enge Verbindung gekommen, in der sie noch mehr als durch ihre eigenen Werke in der Literatur fortleben werden; seit Ende 1815 waren sie Collegen an der Universität Halle, indem Gruber um diese Zeit dort angestellt wurde, während Ersch schon seit 1803 daselbst wirkte. Als Brockhaus mit Gruber in literarische Beziehungen trat, war Letzterer Professor an der Universität zu Wittenberg; diese wurde 1812 infolge der Kriegsunruhen aufgehoben, er ging nach Leipzig, als Ephorus der dahin gewiesenen wittenberger Studenten, und wurde, wie erwähnt, Ende 1815 nach der Vereinigung der beiden Universitäten Wittenberg und Halle, worüber er selbst die Unterhandlungen zu führen hatte, nach Halle versetzt. In Leipzig verfaßte er eine Lebensbeschreibung Wieland's (gest. 20. Januar 1813), zu der er bei seinem mehrjährigen Aufenthalte in Jena und Weimar (1803-1810) in vertrautem Umgange mit Wieland, der ihn selbst zu seinem Biographen bestimmte, die Materialien gesammelt hatte; sie erschien in Brockhaus' Verlage unter dem Titel: »Christoph Martin Wieland. Geschildert von J. G. Gruber« (2 Theile, 1815 und 1816). Später schrieb Gruber noch eine größere Biographie Wieland's (4 Bände, Leipzig 1827) für die von ihm besorgte neue Ausgabe von Wieland's sämmtlichen Werken in Göschen's Verlage (1818-1828).

Ein dritter hervorragender Schriftsteller, der zu Brockhaus' nähern Freunden gehörte, war Karl Heinrich Ludwig Pölitz (geb. 1772, gest. 1838), der bekannte Historiker und Statistiker, damals (seit 1803) wie Gruber Professor in Wittenberg, seit 1815 bis zu seinem Tode in Leipzig, erst als Professor der sächsischen Geschichte und Statistik, dann der Politik und Staatswissenschaften wirkend. Für Brockhaus war Pölitz zunächst ebenfalls als Mitarbeiter am »Conversations-Lexikon« thätig, verfaßte aber bald auch ein eigenes Werk für dessen Verlag, eine Biographie seines Freundes und Gönners, des bekannten Theologen Reinhard. Dieser, 1753 geboren, starb am 6. September 1812 als Oberhofprediger zu Dresden, in welcher Stellung er seit 1792 segensreich gewirkt hatte. Das Werk führte den Titel: »D. Franz Volkmar Reinhard nach seinem Leben und Wirken dargestellt von Karl Heinrich Ludwig Pölitz« (2 Abtheilungen, 1815). Das Vorwort zur ersten Abtheilung trägt das Datum: 12. März 1813; sie ist wahrscheinlich schon 1813 erschienen. Das Vorwort zur zweiten Abtheilung ist vom 17. Januar 1815 datirt und in Schmiedeberg bei Pretzsch geschrieben, wo Pölitz seit der Aufhebung der wittenberger Universität bis zu seiner Uebersiedelung nach Leipzig gelebt hatte.

 

Im Jahre 1817 verlegte Brockhaus das Hauptwerk von Pölitz: »Die Constitutionen der europäischen Staaten seit den letzten 25 Jahren« (ursprünglich zwei Theile), wozu 1820 und 1825 noch zwei weitere Theile als dritter und vierter hinzukamen. Eine zweite umgearbeitete Auflage dieses Werks wurde 1832 und 1833 unter dem veränderten Titel: »Die europäischen Verfassungen seit dem Jahre 1789 bis auf die neueste Zeit«, in drei Bänden veranstaltet, während 1847 noch die von Professor Friedrich Bülau herausgegebene erste Abtheilung eines vierten Bandes hinzukam, die, mit dem ersten Bande vereinigt, auch als ein besonderes Werk unter dem Titel: »Die Verfassungen des teutschen Staatenbundes seit dem Jahre 1789 bis auf die neueste Zeit«, erschienen ist.

Dem Gebiete der Politik und Staatswirthschaft gehören noch folgende Verlagsartikel aus diesen Jahren an: eine Schrift über »Das Continentalsystem« (1812) von dem zu Brockhaus' nähern Bekannten in Altenburg gehörenden Rath und Kammersecretär Ludwig Lüders (geb. um 1778, gest. 1822); die schon früher erwähnte Schrift von Charles de Villers: »Constitutions des trois villes libres-anséatiques, Lubeck, Brêmen et Hambourg« (1814); Chateaubriand's »Essai historique, politique et moral sur les révolutions, anciennes et modernes« (2 Bände, 1816); »Theorie des Geldes und der Münze« von Dr. Johann Karl Adam Murhard in Kassel (geb. 1781, gest. 1863); »Grundzüge der philosophischen Politik« von Gustav Anton Freiherrn von Seckendorff (bekannter unter dem Namen Patrick Peale, geb. 1775 im Altenburgischen, gest. 1823 in Nordamerika), letztere beiden Werke 1817 erschienen. Die der Geschichte gewidmeten Verlagsartikel werden später erwähnt werden.

Auch das Gebiet der Naturwissenschaften, dem Brockhaus von Anfang an besondere Beachtung geschenkt hatte, weist mehrere gediegene Verlagswerke auf.

So veröffentlichte er in den Jahren 1817 und 1818 von Kurt Sprengel's »Historia rei herbariae«, die 1807 und 1808 einen seiner ersten Verlagsartikel in Amsterdam bildete, eine neue deutsche Bearbeitung des Verfassers unter dem Titel: »Geschichte der Botanik« (2 Theile).

Dann kaufte er aus dem Verlage von Achenwall & Co. in Berlin den bereits gedruckten ersten Band eines »Handwörterbuch der allgemeinen Chemie« von Johann Friedrich John, Professor an der Universität zu Frankfurt a. O. und nach deren Aufhebung zu Berlin (geb. 1782, gest. 1847), und führte es in vier Bänden (1817-1819) zu Ende.

Ferner begann er den Verlag eines »Archiv für den Thierischen Magnetismus«, von Professor Dietrich Georg Kiefer in Jena (geb. 1779, gest. 1862) in Verbindung mit Professor Karl Adolf von Eschenmayer in Tübingen (geb. 1768, gest. 1852) und Professor Christian Friedrich Nasse (geb. 1778, gest. 1851) herausgegeben. Indeß veröffentlichte Brockhaus blos vier Hefte (1817) und verkaufte das »Archiv« dann an die Buchhandlung Hemmerde & Schwetschke in Halle, in deren Verlag bis 1827 zwölf Bände davon erschienen.

Uebrigens interessirte sich Brockhaus auch persönlich für diese nach ihrem Erfinder Anton Mesmer gewöhnlich Mesmerismus genannte neue Lehre von den geheimnißvollen Kräften des thierischen Magnetismus, welche in Frankreich und Deutschland bis über das erste Viertel des Jahrhunderts hinaus großes Aufsehen erregte. Er verlegte später Wolfart's »Jahrbücher für den Lebens-Magnetismus oder Neues Askläpieion« (5 Bände, 1818-1823) und »Der Magnetismus nach der allseitigen Beziehung seines Wesens, seiner Erscheinungen, Anwendung und Enträthselung in einer geschichtlichen Entwickelung von allen Zeiten und bei allen Völkern wissenschaftlich dargestellt«, von Professor Joseph Ennemoser in Bonn, einem der Hauptvertreter dieser Lehre. Letzteres Werk erschien 1844 in zweiter umgearbeiteter Auflage unter dem Doppeltitel: »Geschichte des thierischen Magnetismus« und »Geschichte der Magie«.

Einen besonders werthvollen Zuwachs seines medicinischen Verlags erhielt Brockhaus dadurch, daß er 1816 den gesammten Verlag der unter der Firma »Literarisches Comptoir« in Altenburg bestehenden Pierer'schen Buchhandlung übernahm. Die beiden wichtigsten Verlagswerke derselben waren: »Medizinisches Realwörterbuch zum Handgebrauch praktischer Aerzte und Wundärzte und zu belehrender Nachweisung für gebildete Personen aller Stände«, und: »Allgemeine medizinische Annalen des neunzehnten Jahrhunderts«. Beide Werke waren von dem Besitzer der Pierer'schen Verlagsbuchhandlung begründet und wurden von ihm unter seinem Namen herausgegeben, auch noch nach diesem Verkaufe.

Johann Friedrich Pierer wurde schon mehrfach genannt: er hatte Brockhaus 1808 auf der leipziger Messe kennen gelernt und ihn dann bei seiner Ankunft in Altenburg mit Rath und That unterstützt. Schon als Besitzer der Hofbuchdruckerei, als Schwager des Bankiers Reichenbach und Freund des Ludwig'schen Hauses nahm Pierer eine sehr hervorragende Stellung in der altenburger Gesellschaft ein. Im Jahre 1767 geboren, studirte er die Medicin und ließ sich 1790 in seiner Vaterstadt Altenburg als praktischer Arzt nieder, begründete 1798 eine »Medizinische Nationalzeitung für Deutschland«, die er 1800 »Allgemeine medizinische Annalen« nannte, und kaufte 1799 die Richter'sche Hofbuchdruckerei in Altenburg, mit der er 1801 ein buchhändlerisches Verlagsgeschäft für seine Zeitschrift unter der Firma »Literarisches Comptoir« verband. Dieses letztere verkaufte er sammt jener Zeitschrift, einigen andern Verlagsartikeln und dem eben im Druck begonnenen »Medizinischen Realwörterbuche« 1816 an Brockhaus. Nachdem er 1814 Amts- und Stadtphysikus mit dem Titel Hofrath geworden war, wurde er 1826 zum Obermedicinalrath und Leibarzt des Herzogs ernannt und starb 1832.

Im Jahre 1823 (nach Brockhaus' Tode) nahm Johann Friedrich Pierer sein Verlagsgeschäft unter der nur wenig veränderten Firma »Literatur-Comptoir« wieder auf und übertrug die Leitung desselben seinem Sohne Heinrich August Pierer (geb. 1794, gest. 1850), der zuerst ebenfalls Medicin studirt hatte, aber 1813 mit ins Feld gezogen war und 1831 seinen Abschied nahm, worauf er sich ausschließlich dem Verlagsgeschäft widmete. Er hat sich namentlich durch Herausgabe des »Universal-Lexikon« bekannt gemacht, das er 1824 noch bei Lebzeiten seines Vaters und von diesem unterstützt unter dem Titel »Encyklopädisches Wörterbuch« begonnen hatte.

Von dem erstgenannten jener beiden von Brockhaus mit dem Pierer'schen Verlage erworbenen Werke, dem »Medizinischen Realwörterbuch«, erschienen in den Jahren 1816, 1818, 1819 und 1821 die ersten vier Bände, der vierte mit herausgegeben von Dr. Ludwig Choulant (geb. 1791, gest. 1861 als Geh. Obermedicinalrath in Dresden), den Pierer zu seiner Unterstützung 1817 aus Dresden nach Altenburg berufen hatte, wo er bis 1821 blieb. Doch wurden diese vier Bände später an Pierer wieder verkauft und von diesem die das Werk abschließenden Bände 5-8 in den Jahren 1823-1829 selbst verlegt.

Die »Allgemeinen medizinischen Annalen«, deren Redaction Pierer ebenfalls beibehielt, seit 1821 auch dabei von Choulant unterstützt, blieben nach der Wiedererrichtung der Pierer'schen Verlagsbuchhandlung im Jahre 1823 doch im Verlage von F. A. Brockhaus, und zwar bis 1830, worauf sie in die im Pierer'schen Verlage erscheinende »Allgemeine medizinische Zeitung« umgewandelt wurden; letztere wurde nach Pierer's Tode seit 1833 von Dr. Karl Pabst herausgegeben, ging 1837 wieder an F. A. Brockhaus über, hörte aber mit Ende 1838 ganz auf.

5050 So schreibt sie selbst die beiden Namen in einem uns vorliegenden Briefe mit der ausdrücklichen Bemerkung: »nicht Hellvig und Imhof«, wie dieselben meist und selbst auf ihren Werken gedruckt sind.