Schwarze Galle
Raamatust
Ob Melancholie, Tristesse, hüzün … Sema Kaygusuz, die weise Poetin unter den türkischen Prosaautoren, dekliniert mit kristallklarer, bildstarker Sprache die «schwarze Galle» in ihren unterschiedlichen Erscheinungsformen durch. Den Erzählfaden geben der Autorin die bekannte Istanbuler Dichterin Birhan Keskin und deren überwache Empfindsamkeit an die Hand: Ihre Fähigkeit, mehr wahrzunehmen als andere, verbindet sieben voneinander unabhängige Geschichten, die wie Perlen an einer Schnur aufgereiht sind. Sieben melancholische, von großer menschlicher Wärme getragene Geschichten, die uns vor Augen führen: Am verletzlichsten ist der Mensch in Schmerz und Kummer. Was den Leser das schwarze Gefühl trotzdem gern ertragen lässt, ist Sema Kaygusuz' betörende Sprachkunst. Beschreibt sie Feigen oder Wein, speist sie den Leser gleichsam mit der Frucht, macht ihn mit Rebsaft trunken – etwas als Meister seiner Kunst erschaffen und es dann als Geschenk an andere weiterreichen, darauf kommt es Sema Kaygusuz mit jedem Wort neu an.
Sema Kaygusuz steht mit ihrem Roman «Schwarze Galle» auf der Shortlist des LiBeraturpreis 2014.