Loe raamatut: «Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus»

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Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus

Eine Dokumentation zur Stolperstein-Verlegung im Jahr 2017

Erläuterungen zur Titelseite

Die Titelseite zeigt unter der Lupe die ungefähren Umrisse des historischen Kirchberg. Der ovale Stadtkern zwischen dem ehemaligen Untertor im Osten (Kreuzung Hauptstraße/Kappeler Straße/ Dickenschieder Straße/Simmerner Straße) und dem ehemaligen Obertor im Westen (Kreuzung Hauptstraße/Metzenhausener Straße/Auf der Schied/Oberstraße) war über Jahrhunderte allen Kirchbergern – und damit auch den jüdischen Bürgern und Bürgerinnen – ein Zuhause, in dem sich ein Großteil des alltäglichen Lebens abspielte.

Die angedeuteten Stolpersteine sind die Orte der ersten 22 Verlegungen vom 7. November 2017: vor ehemals jüdischen Häusern in der Kappeler Straße 3 und 5, auf dem Marktplatz 8 und in der Glöcknergasse 6.

Der Plan ist im Zusammenhang mit der Karte auf Seite 60/61 im Innern des Buches zu lesen .

Dort sind alle letzten Wohnorte jüdischer Bürger und Bürgerinnen Kirchbergs vor Ausbruch des

2. Weltkrieges verzeichnet.

Die Karte wurde von Manfred Stoffel und Hans-Werner Johann erstellt mit Daten von @OpenStreetMap: www.openstreetmap.org

Fotos auf der Vorderseite:

Linkes Foto: Vor dem Wohnhaus von Siegmund Gerson in der Affengasse (heute Glöcknergasse) im Jahre 1932. Von links: Magdalena Gerson, Johannette Gerson, Helene Gerson, Johanna Frank, geb. Gerson. Markierungen von Ernst Fuchß, Kirchberg (Foto: Archiv Ernst Fuchß)

Rechtes Foto: Großvater Leopold Heymann (Kappeler Straße) mit seinen Enkeln. Von links: Juliane Heymann, Juliane Loeb, Harry Heymann, Rudolf Heymann, Werner Loeb (Foto: Harry Raymon, München)

Fotos auf der Rückseite:

Oben: Stolpersteinverlegung durch Gunter Demnig am 7.11.2017 in der Kappeler Straße (Foto: Axel Weirich)

Unten: Linkes Foto: Rudolf Heymann (Foto: Harry Raymon)

Mittleres Foto (Kirchberg, 1930): Von links: Manfred Gerson, Ernst Fuchß, Fritz Schummer, Fritz Weber (Foto: Archiv Ernst Fuchß)

Rechtes Foto: Josef Gerson (1844-1926) (Foto: Archiv Ernst Fuchß)

Die Auslöschung jüdischen Lebens inKirchberg/Hunsrück in der Zeit desNationalsozialismus

Eine Dokumentation zur Stolperstein-Verlegung im Jahr 2017

mit Aufsätzen/Vorträgen von

Christof Pies, Die Ausplünderung der Juden und der Versuch einer

Wiedergutmachung

Renate Rosenau, Beim Namen nennen — Zwangssterilisation und Krankenmorde

Karl Adolf Schneider, Das Leben meines Vaters, des Predigers von Buchenwald

Herausgegeben durch

Manfred Stoffel für die Evangelische Kirchengemeinde Kirchberg

und

Dr. Jochen Wagner für die Freie Evangelische Gemeinde Kirchberg

Kirchberg/Hunsrück, Herbst 2018

Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Kirchberg

Band 13

ISBN 978-3-943362-54-1

Edition Wortschatz, Cuxhaven

Redaktionsleitung: Christof Pies

Herausgegeben von Manfred Stoffel; Jochen Wagner

Lektorat: Gisela Wagner

Herbst 2018

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Der Weg zu Stolpersteinen in Kirchberg – ein Überblick

3. Begleitprogramm zur Stolpersteinverlegung

4. „Erinnern bedeutet offenlegen, ans Licht bringen“ – Gedenkgottesdienst am Vorabend der Stolpersteinverlegung

5. Ein bedeutsamer Tag: Stolpersteinverlegung in Kirchberg

5.1. Erinnerung an Unrecht

5.2. Den Opfern einen Ort und Namen geben

5.3. „Finde Deinen Weg nach Haus’“

6. Alle tragen Verantwortung – Empfang in der KGS

6.1. „Wir sind heute froh und stolz“

6.2. Kleiderbügel als Erinnerungsbrücken

6.3. Lehren aus der Vergangenheit ziehen

6.4. Stolpersteine als persönliche und demokratische Mahnmale

6.5. Selbst sehen, was geschah – Studienfahrten der KGS nach Auschwitz und Krakau

6.6. „Ich erinnere mich“ – Interview mit Harry Raymon

6.7. Kunst – Musik – Hauswirtschaft – Erinnerung

7. Erinnerung und Mahnung

7.1. „Wir haben nichts mehr zum Leben“ – Familienschicksale

7.2. Sie lebten unter uns – Karte mit Wohnungen und Häusern

7.3. Geflohen, deportiert und ermordet – Die Namen und Schicksale der Opfer

8. Vergangenheit vergeht nicht – Hintergründe

8.1. Das Leben meines Vaters Paul Schneider, des Predigers von Buchenwald (1897-1939)

8.2. Ein dunkles Geheimnis – Inside Man

8.3. „Israel… ist zur Abmeldung gelangt“ – Ausplünderung und Wiedergutmachung

8.4. „Einmal Exil und zurück“ – Lesung mit Harry Raymon

8.5. Beim Namen nennen – Zwangssterilisation und Krankenmorde im Dritten Reich

9. Gelebte Geschichte: Unterwegs mit Harry Raymon

10. Stolpersteine in Kirchberg – ein Fazit

11. Ausblick: Zukunft braucht Erinnerung

12. Quellen- und Literaturverzeichnis

13. Dank an Unterstützer

1. Vorwort

Im Jahr der Herausgabe dieses Buches

◆ suchen die Menschen in Deutschland, trotz ökonomischem Wohlstand, vermehrt nach Orientierung,

◆ haben viele Menschen Angst, vor so Vielem, das kaum zu greifen ist,

◆ sind die Menschen in Deutschland seltsam verunsichert, ob Flüchtlinge aus dem Nahen Osten und Afrika aufgenommen werden sollen oder nicht,

◆ wird das rechtspopulistische Geschreie immer lauter.

Als Herausgeber dieses Buches sehen wir uns mit in der Verantwortung dafür, dass Menschen friedvoll in unserer Mitte leben können. Es gibt keine Menschen erster oder zweiter Klasse in unseren Dörfern und Städten. Denn jeder Mensch ist nach dem Bild Gottes geschaffen.

Jüdische Bürger und Bürgerinnen Kirchbergs wurden entrechtet, heimatlos gemacht, dem Tod preisgegeben, ohne dass sich vor 80 Jahren nennenswert Widerspruch geregt hätte.

In der Hoffnung, dass nicht zuletzt junge Menschen beginnen, über kulturelle und religiöse, über regionale oder auch nationale Schranken hinaus zu denken und Verantwortung in einer globalisierten Welt zu übernehmen, geben wir dieses Buch heraus.

Damit das, was in diesem Buch beschrieben ist, nicht noch einmal passiert. In Kirchberg, im Hunsrück oder wo auch immer.

In Demut vor dem Leiden

der jüdischen Bürger und Bürgerinnen Kirchbergs,

der Opfer der Krankenmorde und politischen Verfolgung.

Manfred Stoffel, Evangelische Kirchengemeinde Kirchberg

Jochen Wagner, Freie Evangelische Gemeinde Kirchberg

Kirchberg/Hunsrück, Herbst 2018

Das Redaktionsteam dankt:

◆ Hans-Werner Johann und Carolin Manns für die Erstellung des Layouts der vorliegenden Dokumentation.

◆ Ernst-Ludwig Klein, dem 3. Beigeordneten der Stadt Kirchberg und Leiter des Arbeitskreises zur Verlegung der Stolpersteine, dessen Engagement das Projekt entscheidend vorangebracht hat.

◆ Jens Peter Clausen und Sonja Wendling von der Kooperativen Gesamtschule Kirchberg, die mit ihren Schülerinnen und Schülern wertvolle Zuarbeit geleistet haben.

◆ Susanne May und Julia Suchoroschenko und ihren Kunst-Leistungskursen für die künstlerische Gestaltung des Themas.

◆ Stefan Fuchß und Thomas Fuchß, den Enkeln von Ernst Fuchß, die ihre Zustimmung zum Abdruck von Fotos und Dokumenten aus dem Archiv Ernst Fuchß und dem Buch von Manfred Stoffel/Ernst Fuchs, Versöhnung braucht Erinnerung (1998), gegeben haben. Ohne die Vorarbeit von Ernst Fuchß wäre kaum eine derartige Aufarbeitung der jüdischen Geschichte Kirchbergs möglich gewesen.

◆ All jenen, die Manuskripte und Fotos zur Verfügung gestellt haben. Für die Inhalte der Vorträge und Artikel sind die jeweiligen Autoren verantwortlich.

◆ Doris Wesner für ihre akribischen Recherchen in zahlreichen Archiven und die Herstellung und Aufrechterhaltung der Kontakte zu Harry Raymon.

◆ Margit Bauer für die freundliche Begleitung von Harry Raymon während seines Aufenthaltes in seiner Heimatstadt.

Darüber hinaus herzlichen Dank den Privatpersonen und Institutionen, die sich mit Geldspenden für die vorliegende Dokumentation engagiert haben:

◆ Ernst-Ludwig Klein, Kirchberg

◆ Karin Lange, Kirchberg

◆ Axel Weirich, Kirchberg sowie

◆ der Evangelischen Kirchengemeinde Kirchberg

◆ dem Förderkreis Synagoge Laufersweiler

◆ der Freien evangelischen Gemeinde Kirchberg

◆ der Landesarbeitsgemeinschaft der Erinnerungs- und Gedenkstätteninitiativen zum Nationalsozialismus in Rheinland-Pfalz

◆ der Stadt Kirchberg

◆ der Stiftung der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück

◆ der Verbandsgemeinde Kirchberg durch Verbandsbürgermeister Harald Rosenbaum

Herzlichen Dank auch all denjenigen, die das Projekt „Verlegung der Stolpersteine“ im Jahr 2017 finanziell unterstützt haben.


Christof PiesManfred StoffelDr. Jochen Wagner
(Vorsitzender des Förder-(Pfarrer der ev. Kirchen(Pastor der freien ev.
kreises Synagogegemeinden Kirchberg,Gemeinde Kirchberg)
Laufersweiler)Kappel und Dill)

2. Der Weg zu Stolpersteinen in Kirchberg - ein Überblick

Sonja Wendling


201428. April Harry Raymon kommt nach Kirchberg. Schüler der 10b der KGS Kirchberg unternehmen mit ihm einen historischen Spaziergang durch Kirchberg. Er erzählt seine Geschichte. Durch den Presseartikel wird das öffentliche Interesse am Thema geweckt.
201519. November Die Idee einer Stolpersteinverlegung in Kirchberg wird im Stadtrat besprochen, nachdem Dr. Jochen Wagner das Thema in den Jugend- und Kulturausschuss eingebracht hatte.
201618. Februar Erste gemeinsame Sitzung im Hotel Weber unter dem Vorsitz des inzwischen verstorbenen Beigeordneten Werner Klockner. Teammitglieder: Winfried Wagner (Heimatmuseum), Hans-Werner Johann (Touristinformation), Manfred Stoffel (evgl. Kirche), Dr. Jochen Wagner (FEG), Jens-Peter Clausen (KGS), Sonja Wendling (KGS), Christof Pies (Förderkreis Synagoge Laufersweiler), später hinzugekommen: Dave Sindhu (Jugendzentrum Am Zug).
10. März Der Stadtrat wird über das letzte Treffen informiert. Die Idee, Harry Raymon zur Verlegung einzuladen, wird eingebracht und finanzielle Unterstützung dafür zugesagt.
23. Juni Zweite Sitzung des Stolpersteinteams. Herr Klockner kontaktiert den Künstler Gunter Demnig und Harry Raymon.
6. September Gründung einer Schul-AG der KGS durch Christof Pies, Jens-Peter Clausen und Sonja Wendling: Noah Bonn, Lisa Bauermann, Leonie Hammen, Andreas Nemoschkalo. Später kommen hinzu: Marie Koop, Kilian Schuch, Marie Hammen, Lea Germayer. Die Referendarin Jana Chea unterstützt ebenfalls die AG.
3. November Die Schul-AG schreibt einen Brief an Stadtbürgermeister Udo Kunz und bittet ihn, die AG zu besuchen, um das Anliegen der Stolpersteinverlegung vortragen zu können. Herr Kunz besucht am 10.11.die AG.
16. November Christof Pies und Jens Peter Clausen berichten in einer Jugend- und Kulturausschusssitzung über die bisher geleistete Arbeit der AG und über das Stolpersteinprojekt allgemein.
20. Dezember Der Stadtrat stimmt dem Antrag und damit der Stolpersteinverlegung zu. Der Arbeitskreis hat jetzt das volle Mandat das Projekt umzusetzen.
20172. Februar Sitzung des Arbeitskreises: Erste Ideen zum Rahmenprogramm.
23. März Die Recherchen der Schul-AG sind abgeschlossen, die Liste der Kirchberger jüdischen Familien ist vollständig.
29. März Sitzung des Arbeitskreises: Einigung auf vier jüdische Familien und somit auf die ersten 22 Stolpersteine. Einholung der Genehmigung der Hausbesitzer durch die Schul-AG.
13. Juni Sitzung des Arbeitskreises: Festlegung des Rahmenprogramms rund um die Stolpersteinverlegung und den Ablauf für den 7.11.2017, dem Termin für die Verlegung.
30. August – 19. September Weitere Sitzungen zur Vorbereitung des 7.11. Die Schul-AG hat inzwischen eine Broschüre zusammengestellt und die Gedenkveranstaltung nach der eigentlichen Verlegung in der Aula der KGS geplant.
6. November Gedenkgottesdienst in der Friedenskirche in Kirchberg anlässlich der Stolpersteinverlegung.
7. November Verlegung der 22 Stolpersteine mit anschließender Gedenkveranstaltung in der Aula der KGS Kirchberg.

3. Begleitprogramm zur Stolpersteinverlegung

Sonntag, 15. Oktober 2017, 17:00 Uhr

Gemeindezentrum Freie Evangelische Gemeinde Kirchberg

Vortrag von Karl Adolf Schneider

Das Leben meines Vaters Paul Schneider, des Predigers von Buchenwald (1897-1939)

Mit Musik der interkulturellen Band Misch-Masch

Freitag, 27. Oktober 2017, 18:00 Uhr

Jugendzentrum „Am Zug“, Kirchberg

Filmvorführung von „Inside Man“

Anschließend Meinungsaustausch bei Trinken und Essen

Sonntag, 29. Oktober 2017, 17:00 Uhr

Rathauskeller Kirchberg

Vortrag von Christof Pies

Die Ausplünderung der Juden im Dritten Reich und der Versuch einer Wiedergutmachung nach 1945, dargestellt an Beispielen aus Laufersweiler und Kirchberg

Sonntag, 5. November 2017, 16:00 Uhr

Aula der Kooperativen Gesamtschule Kirchberg

Einmal Exil und zurück

Lesung und Interview mit dem aus Kirchberg stammenden Autor, Regisseur und Schauspieler Harry Raymon

Montag, 6. November 2017, 19.00

Evangelische Friedenskirche Kirchberg

Gedenkgottesdienst

Danach Gang durch die Stadt zu den Verlegungsorten der Stolpersteine

Dienstag, 7. November 2017, 9:00 bis 11:00 Uhr

Verlegung von 22 Stolpersteinen an vier Orten durch den Künstler Gunter Demnig

Dienstag, 7. November 2017, 11:00 Uhr

Empfang in der Aula der Kooperativen Gesamtschule Kirchberg

Programm gestaltet durch Schülerinnen und Schüler der KGS Kirchberg

Sonntag, 19. November, 17:00 Uhr

Rathauskeller Kirchberg

Vortrag von Renate Rosenau

Krankenmorde und Euthanasie im Dritten Reich

Musikalische Begleitung durch „Die Taktlosen“

Band der Tagesförderstätte der Lebenshilfe Rhein-Hunsrück

4. „Erinnern bedeutet offenlegen, ans Licht bringen“ – Gedenkgottesdienst in der Friedenskirche am Vorabend der Stolpersteinverlegung

Manfred Stoffel/Jochen Wagner

Musikstück

Einzug der Liturgen

Begrüßung – Thema – Ablauf – liturgischer Beginn

Wir erinnern in diesen Tagen an jüdische Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt. In Vorträgen, in Diskussionen und auch in diesem Gottesdienst.

Kirchberg – ihr Geburts- und Heimatort hatte seinen jüdischen Bürgern weder Schutz noch Zuflucht gewährt.

Und die Kirche – ich bleibe bei der evangelischen Kirche: sie hatte mit ihrem allgegenwärtigen Antijudaismus dem national-sozialistischen Rassenwahn kaum etwas entgegenzusetzen.


Erinnern bedeutet offenlegen, ans Licht bringen. Das Leben und Leiden unserer jüdischen Mitbürger ist lange im Dunkel unserer Geschichte seltsam verborgen geblieben.

Hier in diesem Gottesdienst wollen wir ihre Geschichte nicht ins rechte Licht rücken. Dieser Anspruch wäre zu vermessen.

Aber wir nennen ihre Namen. Heute 22 Namen. Sie stehen für Lebensgeschichten, für immer verwoben mit unserer eigenen Geschichte hier in Kirchberg. Wir erinnern uns an jüdische Bürger und Bürgerinnen unserer Stadt in diesem Gottesdienst – so hatte ich begonnen.

Wir tun dies in diesem Gottesdienst auf der einen Grundlage, auf der wir jeden Gottesdienst feiern. Es ist die Liebe Gottes zu uns Menschen.

Und fester Bestandteil dieser Liebe Gottes ist seine Bundeszusage an sein Volk Israel.

Von dieser Bundeszusage Gottes an sein Volk Israel kommen wir Christen her. Ja, sie ist fester Bestandteil der frohen Botschaft unseres christlichen Glaubens.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, Amen.

Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat, der Bund und Treue hält und nicht preisgibt das Werk seiner Hände.

Der Herr sei mit euch. (…)

„Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt, so ein Mensch im Herzen des anderen.“ So heißt es im Buch der Sprüche Salomos (27,19)…

Gebet

Wir beten:

Gott, voller Erschrecken schauen wir auf die Geschichte unseres Volkes.

Deutsche, unter ihnen viele Christen, haben ihre Mitmenschen erniedrigt, verfolgt und getötet: Jüdinnen und Juden, Sinti und Roma, Menschen mit Beeinträchtigungen, Menschen, die widersprochen haben.

Bitte lehre uns, diejenigen, die anders sind als wir, zu tolerieren und ihr Anderssein als Bereicherung zu erfahren.

Schenke uns selber Kraft, denen zu folgen, die den Mut zum Widerstand hatten und haben.

Lass uns mit allen Menschen guten Willens Wege der Hoffnung und des Friedens gehen.

Gib uns, Gott, dazu deinen Segen. Amen.

Lesung

Man hat meinem Gott das Haus angezündet

– und die Meinen haben es getan.

Man hat es denen weggenommen, die mir den Namen Gottes schenkten

– und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen ihr eigenes Haus weggenommen

– und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen ihr Hab und Gut, ihre Ehre, ihren Namen weggenommen

– und die Meinen haben es getan.

Man hat ihnen das Leben weggenommen

– und die Meinen haben es getan.

Die den Namen desselben Gottes anrufen, haben dazu geschwiegen

– ja, die Meinen haben es getan.

Man sagt: Vergessen wir’s und Schluss damit.

Das Vergessene kommt unversehens, unerkannt zurück.

Wie soll Schluss sein mit dem, was man vergisst?

Soll ich sagen: Die Meinen waren es, nicht ich?

– Nein, die Meinen haben so getan.

Was soll ich sagen?

Gott sei mir gnädig!

Was soll ich sagen?

(Bischof Klaus Hemmerle, Aachen, († 1994), Ansprache am 9. November 1988)

Musikstück

Stolpersteine

Die 22 Stolpersteine werden einzeln von Schülerinnen und Schülern, Vertretern der Stadt Kirchberg sowie der Kirchen aus dem Dunkel des Chorraums vor den Altar gebracht. Die Namen auf den Steinen werden verlesen. Für jeden Namen wird eine Kerze entzündet.

Fürbitten

Gott, unser Vater, Du Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, Du Gott Saras, Rebekkas und Rahels. Du hast dich in Jesus Christus als der gezeigt, der den Leidenden nahe ist und sich der Opfer erinnert, damit heil wird, was unheil ist. Dich bitten wir:

Ungezählt sind die Toten, die der Wahn des Nationalsozialismus gefordert hat, unvorstellbar sind die Grausamkeiten, die Menschen durch Menschen angetan wurden.

Wir bitten Dich für die Opfer, gleich welcher Religion, welcher politischen Überzeugung, welcher gesellschaftlichen Gruppe, welcher nationalen Herkunft.

Alle: HERR, Unser Gott: wir bitten Dich, erhöre uns.

Das Grauen des Nazi-Terrors ist für viele längst Geschichte – doch manche Opfer leben noch unter uns.

Wir bitten dich um Rettung und Trost für die Leidenden, wir flehen um deine Gerechtigkeit, die allein das Unheil der Geschichte überwinden kann.

Alle: HERR, Unser Gott: wir bitten Dich, erhöre uns.

Oft stehen wir in der Versuchung, die Vergangenheit vergessen zu wollen. Manchmal verdrängen wir das Gestern, um allein im Heute zu leben.

Wir bitten dich, uns den Mut zur Erinnerung zu bewahren, damit aus der Geschichte Widerstand erwächst gegen alle Not und Ausgrenzung in der Gegenwart.

Alle: HERR, Unser Gott: wir bitten Dich, erhöre uns.

Terror, Verfolgung, Mord sind auch heute noch für viele Menschen grausamer Alltag. „Menschenwürde“ ist für viele ein Fremdwort.

Wir bitten Dich um Frieden und Gerechtigkeit in Fülle für alle Menschen.

Alle: HERR, Unser Gott: wir bitten Dich, erhöre uns.

Alles, was uns sonst beschäftigt und bewegt, bringen wir vor dich mit den Worten, die Jesus selbst uns gelehrt hat: Vater unser im Himmel…


Informationen

Hinweis auf die ausgelegte Broschüre „Stolpersteine in Kirchberg. Erstverlegung am 7.11.2017“ Hinweis auf die Veranstaltungen am Dienstag (Verlegung der Stolpersteine)

Segen

Am Ende dieses Gottesdienstes sprechen wir Ihnen noch den Segen Gottes zu.

Ich bitte Sie, dazu aufzustehen:

Der Herr segne dich und behüte dich,

Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig.

Der Herr wende sein Angesicht dir zu und gebe dir Frieden.

So segne euch der barmherzige Gott. Der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Amen.


Musikstück

Im Anschluss an den Gottesdienst wurden die Kerzen in stillem Gedenken an die Orte in Kirchberg gebracht, wo am nächsten Tag die Stolpersteine verlegt wurden.

Mitwirkende

Liturgen: Dechant Ludwig Krag (Dekanat Simmern-Kastellaun, Bistum Trier), Dave Sindhu (Christliches Zentrum Hunsrück), Pfarrer Manfred Stoffel (Evangelische Kirchengemeinde Kirchberg), Pastor Dr. Jochen Wagner (Freie Evangelische Gemeinde Kirchberg), Sonja Wendling (Lehrerin an der Kooperativen Gesamtschule Kirchberg)

Schülerinnen und Schüler: Lea Bast, Christin Fischer, Djulia Frickel, Karina Knaus, Sabrin Ramadan, Melissa Schneider, Jessica Stehmetz

Musik: Joachim Schreiber (Kantor, Evangelischer Kirchenkreis Simmern-Trarbach)

Für wichtige Hinweise danken wir Herrn Dr. Thomas Stubenrauch, Bistum Speyer. Impulse und Texte sind zum Teil in überarbeiteter Weise entnommen aus: Erinnern, Gedenken, Mahnen, Bistum Speyer (https://www.bistum-speyer.de)

Žanrid ja sildid

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Objętość:
238 lk 115 illustratsiooni
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9783943362541
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