Loe raamatut: «Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik»
Forschungsmethoden in der Fremdsprachendidaktik
Ein Handbuch
Daniela Caspari / Friederike Klippel / Michael K. Legutke / Karen Schramm
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Daniela Caspari ist Professorin für Didaktik der romanischen Sprachen und Literaturen an der Freien Universität Berlin.
Friederike Klippel ist Professorin em. für Didaktik der englischen Sprache und Literatur an der Ludwig-Maximilians-Universität München.
Michael K. Legutke ist Professor em. für Didaktik der englischen Sprache und Literatur an der Justus-Liebig-Universität Gießen.
Karen Schramm ist Professorin für Deutsch als Fremdsprache an der Universität Wien.
Die ganzseitigen Übersichtsgrafiken für die 1. Auflage wurden von Frau Prof. Dr. Kristina Peuschel (Augsburg) erstellt und für die 2. Auflage von Jeannine Feix (Berlin) ergänzt bzw. teils überarbeitet.
DOI: https://doi.org/10.24053/9783823394327
© 2022 • Narr Francke Attempto Verlag GmbH + Co. KG
Dischingerweg 5 • D-72070 Tübingen
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ISBN 978-3-8233-9432-7 (Print)
ISBN 978-3-8233-0349-7 (ePub)
Inhalt
1. Zur Orientierung 1.1 Zur Zielsetzung dieses Handbuchs 1.2 Zugriffe 1.3 Auswahl und Funktion der Referenzarbeiten 1.4 Entstehung des Handbuchs 1.5 Zur zweiten Auflage
2. Grundfragen fremdsprachendidaktischer Forschung2.1 Was ist Forschung? Welches sind zentrale Forschungsentscheidungen?2.2 Was ist fremdsprachendidaktische Forschung? Und welches sind ihre zentralen Forschungsfelder?Forschungsfelder2.3 Welche Gütekriterien gelten für fremdsprachendidaktische Forschung?
3. Forschungstraditionen der FremdsprachendidaktikWer forscht?Was wird erforscht?Wie wird geforscht?3.1 Historische Forschung3.1.1 Die Anfänge fremdsprachendidaktischer historischer Forschung um 19003.1.2 Fremdsprachendidaktische historische Forschung nach 19453.1.3 Forschungsdesiderata und forschungsmethodische Entwicklungen3.2 Theoretische Forschung3.2.1 Typen und Funktionen theoretischer Forschung3.2.2 Meilensteine theoretischer Forschung3.2.3 Theorie und Empirie3.3 Empirische Forschung3.3.1 Begriffsklärung3.3.2 Quantitatives und qualitatives Paradigma3.3.3 Quantitative Daten und statistische Auswertungen3.3.4 Qualitative Daten und interpretative Auswertungen3.3.5Mixed methods3.3.6 Fazit und Ausblick
4. Forschungsentscheidungen4.1 Texte, Daten und Dokumente als Forschungsgrundlage4.1.1 Texte als Forschungsgrundlage4.1.2 Dokumente als Forschungsgrundlage4.1.3 Daten als Forschungsgrundlage4.1.4 Texte, Dokumente und Daten im Verbund: zwei Beispiele4.1.5 Organisation und Überprüfbarkeit der Belege4.2 Prototypische Forschungsdesigns4.2.1 Fallstudie4.3 Sampling4.3.1 Begriffsklärung und Einführung4.3.2 Sampling in der quantitativen Forschung4.3.3 Sampling in der qualitativen Forschung4.3.4 Fazit4.4 Triangulation4.4.1 Begriffsklärung4.4.2 Datentriangulation4.4.3 Methodentriangulation4.4.4 Forscher*innentriangulation4.4.5 Theorientriangulation4.4.6 Fazit4.5 Der zweite Blick: Meta-Analysen und Replikationen4.5.1 Einführung4.5.2 Durchführung von Meta-Analysen4.5.3 Replikationsstudien4.5.4 Anwendung in Studien4.5.5 Fazit4.6 Forschungsethik4.6.1 Begriffsklärung4.6.2 Gestaltung von Forschungsbeziehungen4.6.3 Freiwilligkeit der Teilnahme4.6.4 Vertraulichkeit der Daten4.6.5 Wissenschaftliches Fehlverhalten4.6.6 Fazit
5. Forschungsverfahren5.1 Grundsatzüberlegungen5.2 Gewinnung von Dokumenten, Texten und Daten5.2.1 Dokumentensammlung5.2.2 Textzusammenstellung (für theoretische Arbeiten)5.2.3 Beobachtung5.2.4 Befragung5.2.5 Introspektion5.2.6 Erheben und Erfassen von Lernersprache und Korpuserstellung5.2.7 Erfassen von unterrichtsbezogenen Produkten5.2.8 Testen5.3 Aufbereitung und Analyse von Dokumenten, Texten und DatenAufbereitungAnalyse5.3.1 Analyse historischer Quellen5.3.2 Hermeneutische Verfahren5.3.3 Grounded Theory5.3.4 Dokumentarische Methode5.3.5 Inhaltsanalyse5.3.6 Typenbildung5.3.7 Diskursanalytische Auswertungsmethoden5.3.8 Analyse von Lernersprache5.3.9 Korpusanalyse5.3.10 Statistische Verfahren – Einleitung5.3.11 Deskriptiv- und Inferenzstatistik5.3.12 Test- und Fragebogenstatistik5.3.13 Exploratorische und konfirmatorische Faktorenanalysen
6. Etappen im Forschungsprozess: Erfahrungen und Empfehlungen6.1 Von der Idee zur Forschungsfrage6.1.1 Wie finde ich ein Thema?6.1.2 Wie formuliere ich eine Forschungsfrage?6.1.3 Wie hängen Thema, Forschungsfrage und Forschungsmethode zusammen?6.2 Wechselspiele zwischen Theorie und Praxis6.2.1 Zum Verhältnis von Theorie und Praxis in der fremdsprachendidaktischen Forschung6.2.2 Theorie-Praxis-Bezüge im Forschungsdesign6.2.3 Weitere Dimensionen6.2.4 Weitere Überlegungen6.3 Literaturüberblick und Forschungsstand6.3.1 Was? Merkmale und Funktionen Literaturüberblick6.3.2 Wie? Schritte und Verfahren6.3.3 Wann? Entwurf und Revision6.4 Gestaltung des Designs6.4.1 Von der Forschungsfrage zum vorläufigen Design-Entwurf6.5 Prozessplanung und -steuerung6.5.1 Planung komplexer Arbeitsprozesse6.5.2 Steuerung komplexer Arbeitsprozesse6.6 Zusammenfassung und Diskussion der Erträge6.6.1 Erträge empirischer Arbeiten6.6.2 Erträge theoretischer und historischer Arbeiten6.6.3 Fazit: das Schlusskapitel6.7 Präsentation von Forschung6.7.1 Präsentationen während des Forschungsprozesses6.7.2 Präsentationen nach der Fertigstellung der Arbeit6.8 Betreuung von Forschungsarbeiten6.8.1 Wechselseitige Erwartungen an das Betreuungsverhältnis6.8.2 Praktische Hinweise
7. ReferenzarbeitenDarstellung der Referenzarbeit: Arras, Ulrike (2007). Wie beurteilen wir Leistung in der Fremdsprache?1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung und Datenauswertung4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Biebricher, Christine (2008). Lesen in der Fremdsprache1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit:Bracker, Elisabeth (2015). Fremdsprachliche Litera-turdidaktik. Ein Plädoyer für die Realisierung bildender Erfahrungsräume im Unterricht1. Thema und Forschungsfrage2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Doff, Sabine (2002). Englischlernen zwischen Tradition und Innovation1. Thema und Forschungsfragen2. Zusammenstellung der Dokumente3. Interpretation der Dokumente4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Ehrenreich, Susanne (2004). Auslandsaufenthalt und Fremdsprachenlehrerbildung1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Georgia Gödecke (2020). Gestaltung eines e-Portfolios in der Fremdsprachenlehrkräfteausbildung zur Förderung fachspezifischer Reflexionskompetenz – eine empirische Studie1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Hochstetter, Johanna (2011). Diagnostische Kompetenz im Englischunterricht der Grundschule1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung und Datenauswertung4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit:Kienberger, Martina (2020). Das Potenzial des potenziellen Wortschatzes nutzen1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung und Datenauswertung4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Marx, Nicole (2005). Hörverstehensleistungen im Deutschen als Tertiärsprache1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenauswertung4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Senem Özkul (jetzt: Şahin) (2011). Berufsziel Englischlehrer/in1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbearbeitung4. Datenauswertung5. ErgebnisseDarstellung der Referenzarbeit: Schart, Michael (2003). Projektunterricht – subjektiv betrachtet1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Schmenk, Barbara (2002). Geschlechtsspezifisches Fremdsprachenlernen?1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenauswertung und -interpretation4. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Schmidt, Torben (2007). Gemeinsames Lernen mit Selbstlernsoftware im Englischunterricht1. Thema und Forschungsfragen2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Schwab, Götz (2009). Gesprächsanalyse und Fremdsprachenunterricht1. Thema und Forschungsfrage2. Datenerhebung3. Datenaufbereitung4. Datenauswertung5. Ergebnisse› LiteraturDarstellung der Referenzarbeit: Tassinari, Maria Giovanna (2010). Autonomes Fremdsprachenlernen1. Thema und Forschungsfragen2. Phasen des Forschungsprozesses und Datenerhebung3. Datenaufbereitung und Datenauswertung4. Ergebnisse› Literatur
8. Fremdsprachendidaktische Forschung im Kontext 8.1 Kontext Fach 8.2 Kontext Universität bzw. Hochschule 8.3 Kontext Lehrerbildung 8.4 Kontext Bildungs-, Kultur- und Sprachenpolitik 8.5 Kontext Wirtschaft 8.6 Kontext Gesellschaft und Fazit
Die Autorinnen und Autoren
Sachregister
Register
Register 15
1. Zur Orientierung
Daniela Caspari/Friederike Klippel/Michael K. Legutke/Karen Schramm
1.1 Zur Zielsetzung dieses Handbuchs
Forschung ist genuiner Bestandteil von Wissenschaft. Wie und wozu in einzelnen Wissenschaften Forschung betrieben wird, hat viel mit den jeweils herrschenden Grundannahmen und Erkenntnisinteressen zu tun. Junge Wissenschaften orientieren sich in ihren Forschungsmethoden zu Beginn an Nachbardisziplinen, und es ist ein Zeichen der erfolgten Etablierung, wenn sie eigene Forschungsansätze heranbilden. Die Fremdsprachendidaktik ist eine vergleichsweise junge Wissenschaft. Sie kann sich allerdings auf eine ausgedehnte Geschichte von Lehr-/Lern-Praxis in ihrem Feld berufen, so dass das Nachdenken über die Vermittlung und das Erlernen von Sprachen eine lange Tradition hat, in die wir uns mit diesem Band einordnen.
In den letzten Jahrzehnten hat sich für die Erforschung der vielfältigen Kontexte, Praxen und Prozesse des Lehrens und Lernens fremder Sprachen ein bestimmtes Repertoire an Forschungsansätzen herausgebildet. Es ist das Ziel dieses Handbuches, umfassend in diese fremdsprachendidaktische Forschung einzuführen und dabei alle grundlegenden Ansätze systematisch zu berücksichtigen. Bei der Verwendung des Begriffs Fremdsprachendidaktik als Sammelbegriff für Sprachlehr- und Sprachlernforschung, für unterrichtsbezogene Zweitspracherwerbsforschung, für Fremdsprachenforschung und für Zweitsprachendidaktik lehnen wir uns an die Auffassung von Gnutzmann/Königs/Küster (2011: 7) an, dass „die Entwicklungen, die den Ansprüchen und Forderungen der Sprachlehrfoschung ja weitgehend gefolgt sind, dazu geführt [haben], dass man dem Begriff ‚Fremdsprachendidaktik‘ aufgrund seiner längeren Geschichte und der eingetretenen Veränderungen durchaus den Vorzug geben kann“. Auch wenn sich dieses Handbuch auf die deutschsprachige Fremdsprachendidaktik konzentriert, so haben wir doch die internationale Entwicklung in allen Teilen des Handbuchs im Blick.
Es geht uns dabei zunächst einmal um eine Darstellung des aktuellen Standes der Forschungsmethodologie und um praktische Hilfen für den Forschungsprozess. Wir möchten sowohl denjenigen Informationen und Hilfestellung bieten, die in die Forschung einsteigen, als auch diejenigen unterstützen, die wissenschaftliche Qualifikationsarbeiten betreuen und selbst forschend tätig sind. Weiterhin wollen wir dazu anregen, sich über Forschung, Forschungsverfahren und -ansätze nicht nur aus der Sicht einer guten handwerklichen Gestaltung von Forschungsprozessen zu informieren, sondern auch über allgemeine Aspekte von Forschung in unserem Feld nachzudenken. Wenn sich die hier entworfenen Systematiken der Forschungstraditionen und -felder sowie die Gruppierung der Forschungsverfahren auch für die Einordnung zukünftiger Forschungsarbeiten als hilfreich erweist, wäre ein wichtiges Anliegen erfüllt. Noch weitreichender ist die Hoffnung, dass Leser*innen des vorliegenden Handbuchs es als Einladung begreifen, die Gesamtentwicklung der Fremdsprachendidaktik auf einer Metaebene zu reflektieren und kritisch zu begleiten.
Im Unterschied zu den bisher vorliegenden forschungsmethodischen Grundlagenwerken der Fremdsprachendidaktik setzt sich dieser Band deshalb zunächst mit den Grundfragen fremdsprachendidaktischer Forschung (Kap. 2) auseinander und stellt sodann die historische, die theoretische und die empirische Forschungstradition in der Fremdsprachendidaktik dar (Kap. 3), wobei auch wichtige Meilensteine fremdsprachendidaktischer Forschung erfasst werden. Stärker handwerklichen Charakter nimmt das Handbuch ab Kapitel 4 an, in dem Prototypen von Forschung sowie grundsätzliche Forschungsentscheidungen erörtert werden, wie beispielsweise die Forschungsgrundlage in Form von Texten, Daten und Dokumenten, das Design, das Sampling, die Triangulation oder ethische Fragen.
Das Kernkapitel des Bandes (Kap. 5) stellt eine große Palette unterschiedlicher Forschungsverfahren zur Datengewinnung und -auswertung vor; hier wurden die Teilkapitel von ausgewiesenen Expert*innen für das jeweilige Verfahren verfasst. Die überblicksartigen Dachkapitel 5.1 zu Grundsatzüberlegungen in Bezug auf diese Forschungsverfahren, 5.2 zur Gewinnung von Dokumenten, Texten und Daten und 5.3 zu deren Aufbereitung und Analyse sollen jeweils Orientierung über die beachtliche Vielfalt der in der Fremdsprachendidaktik eingesetzten Forschungsverfahren bieten.
Die Etappen des ForschungsprozessForschungsprozesses, die von der Idee für ein größeres Forschungsprojekt (einer Masterarbeit, einer Dissertation oder einer Habilitationsschrift) bis zur Publikation der abgeschlossenen Studie dargestellt werden und die auch Fragen der Betreuung betreffen, sind Thema von Kapitel 6, das auf der langen und breitgefächerten Betreuungserfahrung der Autor*innen in unterschiedlichen fremdsprachendidaktischen Fächern basiert und sich deshalb auch im Duktus und der Verweisdichte von den anderen Kapiteln des Handbuchs deutlich unterscheidet.
Kapitel 7 präsentiert 15 ausgewählte Dissertationen, die in diesem Handbuch an vielen Stellen als Referenzarbeiten dienen. Da Wissenschaft von der Auseinandersetzung mit bisherigen Forschungsergebnissen und -verfahren bzw. vom entsprechenden Diskurs darüber lebt, erscheint es uns vorteilhaft, die forschungsmethodischen und -methodologischen Fragen immer wieder auch mit Bezug auf solche konkreten forschungsmethodischen Vorgehensweisen zu thematisieren und zu illustrieren.
Ein Blick auf die gesellschaftlichen und (bildungs-)politischen Kontexte fremdsprachendidaktischer Forschung steht am Ende des Bandes (Kap. 8) und soll dazu beitragen, dem oben skizzierten Anliegen gerecht werden, einen analytischen Blick auch auf die Gesamtentwicklung der Forschung in der Fremdsprachendidaktik zu ermöglichen.
An dieser kurzen Vorstellung der einzelnen Kapitel wird deutlich, dass dieses Handbuch in der Absicht erstellt wurde, unterschiedlichen Lesergruppen zu dienen: Es wendet sich gleichermaßen an diejenigen, die einen systematischen Überblick über fremdsprachendidaktische Forschungsmethoden zu gewinnen suchen, ebenso an diejenigen, die etwas zu spezifischen Forschungsverfahren erfahren möchten, und schließlich an jene, die sich zu Grundsatzfragen fremdsprachendidaktischer Forschung, zu deren Entwicklung und gegenwärtigem Stand informieren möchten.
1.2 Zugriffe
Ein Handbuch dient vor allem dem gezielten Nachschlagen von Informationen, die auf dem aktuellen Stand präsentiert werden. Viele Elemente des Handbuches unterstützen einen transparenten Zugriff: So finden sich zu Beginn jedes Großkapitels einleitende Passagen; in allen Kapiteln des Handbuchs gibt es zahlreiche Querverweise; viele Kapitel enthalten zudem kommentierte Leseempfehlungen.
Ein Novum sind die informativen Grafiken, die vor allem die Teilkapitel zu den Forschungsentscheidungen (Kap. 4) und Forschungsverfahren (Kap. 5) illustrieren. In enger Abstimmung mit den jeweiligen Autor*innen und den Herausgeber*innen haben Kristina Peuschel und Jeannine Feix Kernelemente und -prozesse einzelner Verfahren grafisch umgesetzt. Die Grafiken vermögen die Lektüre eines Kapitels nicht zu ersetzen, sie erleichtern jedoch das Erkennen der wesentlichen Zusammenhänge und – insbesondere für visuelle Lerner*innen – auch das Behalten. Besonders geeignet erscheinen uns die Grafiken zur Unterstützung von Methodenseminaren oder Doktoranden-Kolloquien zu sein, wenn ein Überblick über die zentralen Elemente einzelner Forschungsmethoden gegeben wird.
1.3 Auswahl und Funktion der Referenzarbeiten
Dass die in einem Forschungshandbuch angesprochenen forschungsmethodischen Fragen und Aspekte an Beispielen dargestellt und erläutert werden, ist in der internationalen Forschung gute Tradition. Dass dies durch ein ganzes Buch hindurch vorzugsweise an fünfzehn ausgewählten Dissertationen, so genannten Referenzarbeiten, geschieht, ist eine Besonderheit dieses Buches. Auf die in Kapitel 7 durch die Forscher*innen selbst vorgestellten Studien wird in den einzelnen Kapiteln des Buches immer wieder Bezug genommen. Sie stehen exemplarisch für zentrale Forschungsfelder und -themen der Fremdsprachendidaktik. Sie repräsentieren bestimmte Erhebungs- und Auswertungsverfahren und sind überzeugende Beispiele für das funktionale Zusammenspiel von Forschungsinteresse, Forschungsfrage, Design und Forschungsmethode(n) sowie für eine transparente und klare Darstellung des Forschungsprozesses und der Ergebnisse.
Um der Vielfalt der fremdsprachendidaktischen Forschung und den unterschiedlichen Realisierungsformen bestimmter Designs und Formate Rechnung zu tragen, wird in jedem Kapitel dieses Forschungshandbuches zusätzlich auf viele andere Studien zurückgegriffen. Gleichwohl stellen die Referenzarbeiten in ihrer Gesamtheit relevante Entwicklungen der Forschungsmethodik in den Fremdsprachendidaktiken der letzten Jahre sowie einen repräsentativen Ausschnitt der Fremdsprachendidaktik als Forschungsdisziplin in dieser Zeitspanne dar. Unsere Wahl fiel auf Dissertationen, weil sie einen bedeutenden Anteil an der gesamten fremdsprachendidaktischen Forschung stellen und die Verfasser*innen und deren Betreuer*innen von Dissertationen die Hauptzielgruppe dieses Buches sind.
Für die Auswahl der Arbeiten haben wir eine Reihe von Kriterien angelegt: Die Arbeiten wurden zwischen 2002 und 2020 veröffentlicht und unter den in der Fremdsprachendidaktik bislang üblichen Bedingungen realisiert, d. h. es handelt sich ausschließlich um Studien, die als Einzelarbeit ohne übergreifende Projektkontexte entstanden sind. Sie sind forschungsmethodologisch als Ganzes gelungen und zumindest in Einzelaspekten vorbildlich. Außerdem folgen sie dem Primat der Gegenstandsangemessenheit, d. h. sie sind vom Gegenstand und einer klaren Forschungsfrage her entwickelt worden. Sie entsprechen den gängigen Gütekriterien (s. Kap. 2) und zeichnen sich durch die Passung von Forschungsfrage und Methodik, durch ein systematisches, forschungsökonomisches Vorgehen sowie durch Klarheit der Darstellung aus. Für die Aufnahme in ein Forschungshandbuch sind zudem ein angemessenes Reflexionsniveau hinsichtlich der Forschungsmethodologie und -methodik sowie ein sinnvolles Verhältnis von forschungsmethodischer Reflexion (‚Aufwand‘) und inhaltlichen Ergebnissen (‚Ertrag‘) unabdingbar.
Aus den vielen Arbeiten, die diesen Kriterien genügen, wurden fünfzehn nach dem Prinzip maximaler Variation ausgewählt, um in der Gesamtheit eine möglichst große Breite hinsichtlich folgender Kriterien zu erreichen:
Forschungstraditionen (historisch, theoretisch-konzeptionell, empirisch-qualitativ, empirisch-quantitativ);
Forschungsfelder (z.B. Professionsforschung, Lernforschung, Begegnungsforschung, Kompetenzforschung etc., s. Kap. 2);
Settings;
Erhebungsinstrumente;
Verfahren der Datenauswertung;
(Fremd-)Sprachen;
Forschungspartner*innen (Lehrkräfte, Studierende, Schüler*innen unterschiedlicher Schulformen, Lerner*innen aus außerschulischen Kontexten);
Grad der forschungsmethodischen Komplexität (von eher gering bis sehr komplex);
Grad der thematischen Breite (von sehr fokussiert bis sehr weit).
Zudem wurden Besonderheiten, wie z.B. die besonders gründliche Reflexion der Forscher*innenrolle, die Art der Kombination von Theorie und Empirie bzw. von qualitativen und quantitativen Verfahren oder der Prozesscharakter der Studie, berücksichtigt sowie auch Designs, die einen besonderen Erkenntnisgewinn speziell für fremdsprachendidaktische Fragestellungen versprechen.
Trotz dieser Kriterien ist die nach langen Recherche-, Lese- und Diskussionsphasen gemeinsam getroffene Auswahl natürlich subjektiv, denn selbstverständlich gibt es auch außerhalb dieses Samples eine Reihe hervorragender Forschungsarbeiten. Insbesondere dann, wenn es zu einem Design oder einem bestimmten Forschungsverfahren zahlreiche überzeugende Arbeiten gab, fiel die Auswahl schwer. Insgesamt will die vorliegende Auswahl das gesamte methodische Spektrum fremdsprachendidaktischer Forschung in seiner Vielfalt dokumentieren.
Um sich schnell und unaufwändig einen Eindruck von den ausgewählten Studien verschaffen zu können, wurden die Verfasser*innen gebeten, ihre Dissertation unter forschungsmethodischer Perspektive selbst vorzustellen. Die in Kapitel 7 zu findenden Darstellungen erlauben es, die einzelne Arbeit als Ganzes zu verstehen und insbesondere den jeweiligen inhaltlichen Bezug zwischen Forschungsinteresse, Forschungsfrage und eingesetzten Methoden nachzuvollziehen sowie die wichtigsten Ergebnisse zu erfahren. So können in den einzelnen Kapiteln des Forschungshandbuches direkt spezifische Aspekte und Details dieser Arbeiten angesprochen werden. Wir danken den Autor*innen, dass sie sich auf diese neue Textsorte „Darstellung der Forschungsarbeit“ eingelassen haben.