Loe raamatut: «Die Kraft der Präsenz», lehekülg 3

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Emotionale „Verschmutzung“

Wir alle sind mit Dingen konfrontiert, die sich größtenteils unserem Einfluss entziehen, etwa Alterungsprozessen, genetischen Anlagen, der Verschmutzung unserer Umwelt, wirtschaftlichen und sozialen Missständen und anderem. Unsere Körper sind aber in jedem Moment auch der zusätzlichen Belastung einer emotionalen „Verschmutzung“ ausgesetzt, die unser Verstand erzeugt.

Jeder Gedanke erzeugt eine entsprechende Empfindung im Körper, da Körper und Geist ein zusammenhängendes Ganzes darstellen. Glückliche Gedanken lösen bei Ihnen einen Schub an Wohlgefühl aus. Sorgen über die Zukunft oder Schuldgefühle in Bezug auf die Vergangenheit werden auf der körperlichen Ebene genauso empfunden, als würden wir von einem Raubtier angegriffen. Die gleichen Kampf-oder-Flucht-Hormone werden ausgestoßen, Kortisol und andere Stresshormone strömen durch Ihren Körper, beeinträchtigen Ihr Immunsystem, Ihr Herz, Ihr Gehirn, jede Zelle in Ihrem Körper. Und Gedanken dieser Art kommen nicht gerade selten vor: Die meisten Menschen haben am Tag Hunderte, ja sogar Tausende von Gedanken, die ihnen Furcht, Wut, Schuld oder Unsicherheit einflößen, und sind so einem ständigen, vom Verstand erzeugten Stress ausgesetzt.

Ein körperliches Kranksein als solches, allein für sich genommen, reicht nicht aus, um dieses Gefühl von Bedrohung zu erzeugen. Schauen Sie sich einen Hund oder eine Katze an: Sie können verletzt oder krank sein, ohne dass Verwirrung und Stress auftreten. Diese Art von Stress kennt nur der Mensch – und er entsteht allein durch das Denken. Dass wir die Natur des Denkens nicht verstehen und nicht die Verantwortung dafür übernehmen – mithilfe der Kraft des Gewahrseins –, das ist die größte Ursache für unsere Leiden. Stärker als das reale Leiden an einer körperlichen oder psychischen Erkrankung und sogar stärker als das Leiden im Sterbeprozess ist das Leiden, das wir mit Gedanken erzeugen, die uns in uns selbst spalten oder von anderen abtrennen. Das und nichts anderes ist die größte Quelle unseres Elends.

Wenn unser Denken uns „benutzt“

Wir Menschen sind stolz auf unsere Fähigkeit zu denken. Es ist sicherlich richtig, dass wir erstaunlich fähige Geschöpfe sind, die sich immerhin die Zukunft ausmalen, geniale Maschinen erfinden, wundervolle Musik komponieren, großartige Kunstwerke schaffen und majestätische Gebäude errichten können. Stärker jedoch, als wir unser Denken zum Erschaffen dieser Wunder nutzen, werden wir die meiste Zeit von unserem Denken benutzt. Urteile, Meinungen und Glaubenssätze, die wir unhinterfragt übernehmen, bewirken, dass wir als Einzelperson und im Kollektiv (Gruppen, Unternehmen, Religionsgemeinschaften, Nationen) in Stolz, Angst, Abwehrhaltungen oder aggressives Verhalten verfallen.

Ich spreche davon, dass wir von unserem Denken „benutzt“ werden, weil wir unseren Gedanken glauben und uns mit ihnen identifizieren, ohne vorher zu fragen: „Kann ich wirklich wissen, dass das, was ich gerade denke, wahr ist?“ Wir werden von unserem Denken benutzt, weil es uns ständig mit unserem Leben in Konflikt bringt. Wir stimmen dem Leben, so, wie es ist, nur selten zu. Stattdessen „sagen“ wir ihm ständig, wie es zu sein hat. Wir lieben unseren Intellekt, sehen dabei aber nicht, dass wir ihn viel stärker dazu einsetzen, das, was uns Angst macht, zu kontrollieren, als ihn als Bewusstseinszustand für das Verstehen des Wunders unserer Existenz zu nutzen. Wir werden von unserem Denken benutzt, weil die Ängste, die in unserer Vorstellung existieren, und die Verteidigungsmaßnahmen, die wir (durch unser Denken) zu unserem Schutz erfinden, uns nicht nur häufig in eine feindliche Beziehung zu anderen Menschen bringen, sondern uns vor allem der Natur entfremden.

Vielleicht der größte und bedauerlichste Beweis dafür, dass unser Denken uns benutzt, statt dass wir diese wunderbare Eigenschaft des Verstandes einsetzen, besteht darin, dass wir genau das Biosystem schädigen, von dem unser Leben und das vieler anderer Lebensformen abhängt. Das Artensterben schreitet in einem alarmierenden Tempo voran. Wir sind die Quelle dieser Zerstörung und wir wissen es auch. Dennoch fällt es uns schwer, mit unseren Gewohnheiten zu brechen – und tatsächlich die Art und Weise zu ändern, wie wir über uns selbst, über andere und die Welt denken.

Es ist eine traurige Tatsache, dass wir es nicht gelernt haben, wirklich bewusst, gewahr zu sein und somit die Realität zu hinterfragen, die unser Denken erschafft. Uns ist nicht klar, dass wir die Verantwortung für unsere Gedanken übernehmen und herausfinden müssen, ob sie wirklich wahr sind. Erst dann können wir diejenigen Gedanken beiseitelegen, die lediglich Meinungen oder Vorurteile darstellen, oder uns zumindest bewusst machen, dass sie das sind. Wir bemerken meist nicht, dass die meisten unserer Gedanken letztendlich Wertungen sind und dass das Entscheidende an jedem Urteil (wie wir später noch sehen werden) das Gefühl ist, das es in uns hervorruft.

Letzten Endes ist das Problem beim Denken nicht nur, dass Sie Ihren Gedanken glauben, sondern dass Sie Ihre Identität – ihre Eigenwahrnehmung – auf ihnen aufbauen. Es ist die Identifikation mit dem, was Sie sich über sich selbst „erzählen“: dass Sie ein guter Mensch seien (oder auch nicht), eine liebenswerte Person (oder nicht), ein kluger Kopf (oder nicht) und so weiter. Und daraus bildet sich dann tatsächlich das, was Sie zu sein glauben. Dieses aus der Vorstellung entstandene Selbst ist das Ego.

Das Ego ist kein Wesen und es ist nicht real wie beispielsweise Ihr Körper. Es ist eine Form der Informationsverarbeitung, die zu der falschen Annahme führt, dass Sie ein getrenntes Selbst seien. Auf der Ebene des Ego kommt Ihnen nie in den Sinn, dass Sie auch das sind, was all diese Gedanken wahrnehmen kann – gewahr all der Möglichkeiten, wie Sie (als Ego) Ihre Wahrnehmungen und Gefühle interpretieren. Anders gesagt: Als Ego glauben Sie, auf der Außenseite zu stehen, getrennt vom Leben und von allen anderen, anstatt sich als Teil eines höheren (wenn Sie so wollen: göttlichen) Ganzen zu sehen.

Wir wollen uns hier jedoch nicht so sehr auf das große Problem des Ego oder des Denkens konzentrieren. Es geht stattdessen darum, sich bewusst zu machen, wie Sie sich mit Ihren eigenen Gedanken jeden Tag unnötig selbst Schmerz zufügen. Sie leiden nämlich aufgrund der Gedanken, die Sie über sich selbst und die Situation haben, und nicht aufgrund dessen, wer Sie sind oder wie die Situation tatsächlich aussieht.

Ich möchte damit keinesfalls abtun, wie schwach, müde und miserabel man sich fühlen kann, wenn man krank ist. Ich leugne nicht den Schmerz, die Trauer und die Angst, die häufig mit der Diagnose einer schweren Krankheit oder Verletzung einhergehen. Auch den Schmerz, den eine Scheidung oder ein Verlust hervorrufen kann, möchte ich keinesfalls bagatellisieren. Solche Zeiten fordern uns aufs Höchste heraus (und damit auch all jene, die uns lieben). Was ich Ihnen klar machen möchte, ist, dass Sie wesentlich mehr Einfluss auf den Grad Ihres Leidens haben, als Ihnen bewusst ist. Vielleicht fühlen Sie sich im Moment noch nicht in der Lage, diese Kraft zu nutzen. Aber Sie werden es im Verlauf der Lektüre dieses Buches lernen und es wird Ihr Leben von Grund auf verändern.

Präsenz kann Schmerzen lindern

Schmerzen, speziell körperliche Schmerzen, verändern sich von Moment zu Moment – gemäß Ihrem Gemütszustand oder, genauer gesagt, mit dem Grad Ihrer Präsenz. Das Gleiche gilt für Ihre Lebenskraft. Wenn Sie von ängstlichen oder verzweifelten Gedanken erfüllt sind, kann sich der körperliche Schmerz verstärken und sie zusätzlich schwächen. Sind Sie andererseits präsent im Hier und Jetzt und beruhigen sich damit Ihre Gedanken, so kann der Schmerzpegel durchaus sinken und Ihre Lebenskraft steigt an.

Das kann innerhalb eines Moments geschehen – und das ist dann ein Moment der Heilung. Sammeln Sie solche Momente der Präsenz und des abnehmenden Schmerzes – dann verfügen Sie am Ende einer Stunde oder eines Tages über mehr Energie und sind optimistischer gestimmt! Mit zehn, zwanzig oder Hunderten solcher Momente an einem Tag verändert sich Ihre gesamte Erfahrung. Sie sind dann – zumindest in Ihren Gedanken – gesünder und weniger krank. Dies ist eine Frucht Ihres Bemühens um Präsenz, die Sie unmittelbar spüren können: Sie sind dann Ihr Selbst, das gewahr ist, und nicht mehr mit Ihrem Denken identifiziert – Ihrem Ego. Deshalb hat der große spirituelle Lehrer Sai Baba seine gesamte Botschaft an die Menschheit auch in folgenden Worten zusammengefasst: „Achte auf deine Gedanken.“

Für die meisten Menschen ist es ungewohnt, zwischen Gewahrsein und Denken zu unterscheiden. Wir haben bisher immer geglaubt, das zu sein, was unsere Gedanken uns über uns erzählen, ebenso wie die Welt für uns das ist, was unsere Gedanken uns darüber erzählen. Wenn man uns sagt, wir seien krank, und wir uns das auch selbst erzählen, glauben wir daran, dass wir krank seien. Aber der Teil von uns, der dessen gewahr ist, was wir uns erzählen, ist in sich nicht krank.

Wenn Ihr Gewahrsein Ihnen hilft, sich weniger stark mit Ihren Gedanken zu identifizieren – was nichts anderes bedeutet, als stärker präsent zu sein –, gelangen Sie in einen gesunden Zustand Ihres Bewusstseins zurück. Ohne die Identifikation mit Gedanken, die vergleichen, wie es Ihnen jetzt geht und wie es Ihnen früher ging – geht es Ihnen da aktuell nicht ganz gut?! Gibt es – wenn Sie sich nicht mit Gedanken an eine Zukunft identifizieren, in der Ihre körperliche Leistungskraft abnimmt oder Ihre Rücklagen nicht ausreichen, um in Rente gehen zu können – in diesem Moment irgendeine reale Bedrohung? Meine Überzeugung ist, dass Sie ohne Gedanken, die Emotionen wie Bitterkeit oder Hoffnungslosigkeit oder eine Opferhaltung erzeugen, in diesem Moment ganz mit sich im Frieden sind.

Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit von Ihren Gedanken abziehen und sie auf den gegenwärtigen Moment richten, finden Sie zurück zu einem Zustand der Offenheit, in dem Sie empfänglich sind für eine unbegrenzte Quelle des Wissens und ein unbegrenztes Feld der Liebe. Sie erlauben diesem Wissen und dieser Liebe, eine Verbindung mit Ihnen einzugehen und Sie zu verwandeln. Gesundheit bedeutet die Rückkehr zu einem Zustand der Ganzheit in sich selbst. Es ist zugleich der wirkungsvollste Weg, die Zukunft zu verändern.

Das Ego erzeugt – ähnlich wie eine schlechte Mobilfunkverbindung, bei der man außer Rauschen nur abgehackte Sprachfetzen hört – ständig belastende emotionale und mentale Störgeräusche, die das Signal dieser tieferen Intelligenz überdecken. Auf diese Weise schottet es Sie von einer wertvollen Quelle des Wissens ab. Und es schwächt die Verbindung Ihres Körpers zur Schwingung der Ganzheit, die den tieferen Ton der Existenz bildet. Auf der Ebene des Ego sind Sie immer mehr oder weniger „verstimmt“.

Ihr Ego macht Sie immer wieder zu der Person, die Sie waren, statt zu der, die Sie wirklich sind und die Sie sein können. Es kann sich die Zukunft nie auf eine Weise vorstellen, die ganz neu ist, sondern wird immer nur das projizieren, was ihm bereits bekannt ist. Wenn Sie präsent sind und Abstand vom Denken Ihres Ego gewinnen, richtet sich Ihr gesamtes Wesen wieder an jenem weiteren Bewusstsein aus. Dann erst entsteht Raum für neue Möglichkeiten – und dazu gehört auch die Wiederherstellung der körperlichen Gesundheit.

Sie haben mehr als einen Körper

Ein aufnahmefähiges, offenes System verfügt über Möglichkeiten des Wachstums und der Reorganisation, die für uns unvorhersehbar sind. Sowohl Ihr Körper als auch Ihr Bewusstsein sind solch offene Systeme. Wer Sie wirklich sind, das lässt sich nicht statisch, ein für alle Mal definieren. Ihre Seinserfahrung beginnt stets genau jetzt, weil Sie Ihren Bewusstseinszustand und sogar Ihren Gesundheitszustand in jedem Moment erneuern.1 Es ist daher nicht falsch zu sagen, dass Sie mehr als einen Körper haben, oder genauer gesagt, dass Ihr Körper sich in jedem Augenblick gemäß dem Bewusstseinszustand, auf den Sie eingestimmt sind, erneuern kann. Im einen Moment können Sie unter Schmerzen leiden und im nächsten schmerzfrei sein. In dem einen Bewusstseinszustand kann eine Krankheit abklingen, im nächsten kann der Krankheitsprozess fortschreiten.

Was über diesen Unterschied entscheidet, ist eines der großen Geheimnisse des Lebens. Nach langer Beobachtung kann ich jedoch sagen, dass es von entscheidender Bedeutung ist, wie präsent Sie in jedem Moment sind. Das bedeutet natürlich nicht, dass Sie das Ergebnis aller Erlebnisse und Vorgänge in Ihrem Leben gänzlich steuern könnten. Aber über die Präsenz und den Grad Ihrer Aufmerksamkeit haben Sie wesentlich mehr Einfluss, als Ihnen vermutlich bewusst ist; damit können Sie einen Ort der Heilung, der Klarheit und des Vertrauens in sich selbst finden und sogar ein neues Verhältnis zum Leben an sich.

Gefühle, denen Sie sich stellen müssen

Wenn Sie lernen, in der Gegenwart zu leben, legen sich die von Ihren Gedanken erzeugten negativen Emotionen. Sie werden auch damit aufhören, sich mit positiven Fantasien über die Zukunft zu betäuben, die lediglich bewirken, dass Sie das Leben selbst verpassen. Schon das allein ist ein großer Erfolg. Aber Ihre Fähigkeit zu fühlen geht tiefer als die Welt Ihrer vom Verstand erzeugten Emotionen. Fühlen ist ein Bewusstseinszustand, der für Ihre Kenntnis Ihrer selbst von entscheidender Bedeutung ist. Ich werde in Kapitel 8 näher darauf eingehen. Lassen Sie mich für den Moment einfach nur festhalten, dass es in der ganzen Bandbreite des Fühlens sowohl Gefühle gibt, die freudig und herzlich sind, als auch solche, die dunkler sind und bei deren Auftreten es uns schwerer fällt, präsent zu bleiben.

Niemand hat Probleme mit positiven Gefühlen – solange sie nicht zu stark werden: Dann fühlen sich manche Leute durch übermäßiges Wohlgefühl bedroht und „machen dicht“. Sie verzichten auf ihr Geburtsrecht, den Himmel auf Erden in diesem Leben zu spüren. Noch problematischer ist, dass Sie bereits seit frühester Kindheit, als Sie noch nicht in der Lage waren, sich den dunklen und bedrohlichen Gefühlen zu stellen, reflexartig vor diesen fliehen. Auf diese Weise haben Sie Ihr noch zerbrechliches Ego beschützt und erhalten. Mittlerweile sind Sie allerdings erwachsen, sodass diese Gewohnheit Sie lediglich in Konflikt bringt mit den meisten Ihrer Erfahrungen und der dunkleren Hälfte Ihres Gefühlsspektrums und zu einer inneren Spaltung führt.

Diese Spaltung ist ein permanentes Problem. Sie raubt Ihnen Energie, weil sie es Ihnen nahezu unmöglich macht, ganz präsent zu sein, sobald ein „negatives“ Gefühl auftaucht. Ich habe im Verlauf meiner Arbeit festgestellt, dass es in Bezug auf Selbstheilung und „Erwachen“ zwei grundlegende Herausforderungen gibt. Bei der ersten geht es um die Identifikation mit den Gedanken und das emotionale Leid, das dadurch verursacht wird. Die zweite Herausforderung ist die alte, unbewusste Angewohnheit, vor Gefühlen davonzulaufen, die das Ego als bedrohlich empfindet – selbst wenn sie schön und positiv sind.

Der Weg zu innerem Frieden und Wohlbefinden ist stets eine Odyssee – eine Reise zu den Gefühlen, die Sie sich für den größten Teil Ihres Lebens nicht gestattet haben. Häufig sind es Gefühle wie Melancholie, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit oder Leere, denen Sie nie Raum gegeben haben; sobald sie zum Vorschein kamen, hat Ihr Ego sie in Emotionen wie Wut oder Scham umgewandelt. Manchmal waren es auch Gefühle tief empfundener Freude oder Liebe, von denen sich Ihr Ego abgewendet hat, sodass Sie verschlossen wurden und niemandem trauen. In vielerlei Hinsicht geht es beim Wiedergewinnen wahrer Gesundheit darum, wieder zum echten Fühlen zurückzufinden – in Bezug auf angenehme wie auf weniger angenehme Gefühle. Im weiteren Verlauf dieses Buches werden Sie lernen, wie Sie dies erreichen können.

Wenn Sie in die Gegenwart kommen und lernen, jedem Gefühl Raum zu geben, findet eine geheimnisvolle Wandlung statt. Etwas tief in Ihnen reagiert – nennen wir es einfach die Seele – und Sie öffnen sich mehr und mehr dem Leben. Beziehungen zu anderen Menschen werden authentischer, ehrlicher, direkter. Sie werden ganz von selbst spontaner und gehen die Dinge eher spielerisch an. Sie können sich selbst an den einfachsten Dingen erfreuen …

Wenn Sie mit diesem Moment im Frieden sind – damit, wer Sie sind und wie Sie sind, unabhängig von den Umständen –, erwachen Sie zu Ihrem vollen Bewusstsein. Jeder kann das. Es hat weder etwas mit Magie zu tun noch mit Wunschdenken oder mit dem Einsatz positiver Affirmationen. Es ist eine tiefgreifende und spannende Arbeit.

Sie können jetzt gleich lernen, wie Sie den Gedanken Einhalt gebieten, die Sie verletzen. Sie können eine neue Beziehung zu jedem Gefühl entwickeln, das Ihnen Angst macht. Wenn Sie das tun, werden Sie eine neue Beziehung zu sich selbst entdecken – zu Ihrer Krankheit, Ihrer Familie, Ihrer Vergangenheit und Ihrer Zukunft. Sie können immer länger in der Gegenwart bleiben und von dort aus eine bewusste Beziehung zu allem aufbauen. Es ist ein Wachwerden für die eigene Ganzheit. Und es ist eine Reise zu wahrer Gesundheit.

KAPITEL 2


Das Spiel des Ego durchschauen

Den Dingen, die in Ihrem Leben in jedem Moment geschehen, keinen Widerstand entgegenzusetzen – das können Sie jederzeit lernen, ganz gleich, ob Sie gesund sind oder nicht. Selbst wenn Sie im Krankenhaus liegen sollten und man Ihnen vielleicht sagt, Sie hätten nur noch wenige Wochen zu leben, kann die Realität des gegenwärtigen Moments – unbelastet von Gedanken, die „darübergestülpt“ werden – das Lächeln auf dem Gesicht eines geliebten Menschen sein oder eine vertraute Stimme. Es kann das gedämpfte Nachmittagslicht sein, das durch das Fenster ins Zimmer fällt, oder auch das Piepsen des Herzmonitors oder Geräusche aus dem Fernseher. Das ist die Wahrheit dieses Moments: Licht tritt in den Raum ein, eine Beziehung zu einem vertrauten Menschen ist gegenwärtig oder andere Menschen (in einem Fernsehfilm) machen gerade bestimmte Erfahrungen … Die Dinge haben alle auf ihre Weise einen Sinn, sie sind „richtig“, selbstverständlich, in Ordnung, wenn Ihr Ego sich nicht dem widersetzt, was ist.

Wenn Sie die Wahl treffen, sich fest im gegenwärtigen Moment zu verankern – also nicht in den Bildern oder Geschichten, die Ihre Gedanken erzeugen –, dann ist das die grundlegende und wichtigste aller Entscheidungen. Sobald Sie in angstvollen Gedanken oder negativen Urteilen gefangen sind, ist jedes Geschehen wesentlich schwieriger und schmerzvoller, als es wäre, wenn Sie einfach offen sein könnten für das, was tatsächlich passiert. Selbst wenn Sie die Entscheidung treffen, sich nur auf positive Gedanken zu konzentrieren, erreichen die damit hervorgerufenen guten Gefühle, auch wenn sie Ihnen willkommen sein mögen, nie die Fülle dessen, was jeder Moment bringen kann, wenn Sie es sich gestatten, tief im Jetzt zu ruhen.

Wenn Sie ganz im gegenwärtigen Moment sind, werden Sie auf eine Weise vom Leben getragen, die Ihrem Ego-Selbst nicht zur Verfügung steht, da es in seinen eigenen Geschichten gefangen ist. So sehen Annahme und Hingabe aus. Hingabe bedeutet nicht, dass Sie einen Kampf verloren haben. Sie haben lediglich aufgehört, zu kämpfen, und sich einer tieferen Wirklichkeit geöffnet: der Unmittelbarkeit des Moments. Überrascht werden Sie feststellen, dass Sie von einer sanften Präsenz in Empfang genommen und begleitet werden.

Diese Präsenz kann das, was das Ego gewohnheitsmäßig zu vermeiden sucht, willkommen heißen, ohne irgendeine weitere Reaktion von Ihrer Seite. In dieser Hingabe stellen Sie fest, dass es keinerlei Drang mehr danach gibt, irgendwo anders zu sein. Im Ego gibt es ständig das Streben nach etwas anderem als dem, was ist. Wenn Sie Ihre Erfahrung weder ablehnen noch auf irgendeine Weise verändern möchten, dann ist jeder Moment ein grenzenloses Feld an Möglichkeiten, Einsicht und tiefer Unterstützung.

Wenn Sie krank sind oder Ihr Leben auf andere Weise nicht nach Ihren Vorstellungen verläuft, dann ist es Ihr Ego, das sich beschwert, in den Widerstand geht, ängstlich oder wütend wird und Strategien entwirft. Sobald Sie in den gegenwärtigen Moment gehen, weg vom Ego und hinein in das Gewahrsein, sind Sie nicht länger krank, auch wenn Ihr Körper es sein mag. Als bewusstes Wesen sind Sie das Gewahrsein, das immer in Stille und Frieden existiert, und können die ständige laute Aktivität des Ego beobachten, ohne sich damit zu identifizieren. Dazu müssen Sie allerdings lernen, im Gewahrsein zu bleiben und Ihre Gedanken zu beobachten, denn sonst glauben Sie, Sie und Ihre Gedanken wären ein und dasselbe. Dann hat das Ego Sie in seinen Klauen und die Geschichten, die es erfindet, verursachen Leiden.

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